Donnerstag, 21. September 2023

Focus Investing: Bernard Baruch rät, besser nur auf einige wenige Aktien zu setzen

An der Frage, ob man auf einen breiten Strauß von Anlagen setzen sollte, oder eher auf einige wenige, sorgfältig ausgewählte Investments scheiden sich seit jeher die Geister. Schon der Volksmund rät bekanntlich, nicht alle Eier in einen Korb zu legen. Und das ist durchaus vernünftig, denn zuerst sollte man immer das Risiko im Blick haben, bevor man auf die möglichen Renditen schaut, das lehrte uns schon Benjamin Graham, der Urvater der Fundamentalanalyse.

Andererseits reduziert eine zu breite Streuung auch Chancen, denn wenn man mal einen wirklichen Outperformer erwischt, dieser aber nur gering im Depot gewichtet ist, zeigt der positive Effekt kaum Auswirkungen. Es ist also eine Abwägungsentscheidung und wie Bernard Baruch raten auch Warren Buffett, Charlie Munger, Philip A. Fisher und Peter Lynch zu einer Konzentration im Depot. Allerdings nicht jedem...

Argumente für eine breite Diversifikation

Eine breitere Streuung über mehrere Werte und Asset-Klassen (Aktien, Anleihen, Edelmetalle, Rohstoffe, Immobilien) streut das Risiko, das allen Anlegen innewohnt. Es verteilt die Volatilität einzelner Anlagen, weil deren Ausschläge sich dann nicht so stark auswirken, als wenn man nur wenige Werte im Depot hat. Risikostreuung ist per se eine solide Basis bei Investitionsentscheidungen.

Allerdings stellt ein zu breit gestreutes Portfolio letztlich einen eigenen Fonds im Kleinen dar und führt damit das Stock Picking ad absurdum. Wenn man also nicht davon überzeugt ist, selbst die besten Unternehmen auswählen zu können, sollte man sein Geld lieber in Investmentfonds oder ETFs anlegen. Dazu rät auch Warren Buffett dem Durchschnittsanleger, denn nur wenige Investoren schneiden langfristig besser ab als der Marktdurchschnitt.

Argumente für eine Konzentration auf wenige Werte

Die Gegenposition klingt schlüssig(er): kaufe nur das Beste. Wenn man sich schon die Mühe macht, Unternehmen genau zu analysieren und sie nur bei einer vorliegenden Unterbewertung zu kaufen, dann sollte sich das auch lohnen. Wenn Value Investoren also die aussichtsreichsten Unternehmen herauszupicken in der Lage sind, dann sollten sie auch nur diese kaufen und nicht den zweit- oder drittbesten Wert.

Denn wenn man zu viele Durchschnittswerte ins Portfolio nimmt, verwässern diese die mögliche außergewöhnliche Performance, die man hätte, wenn man mit seiner Auswahl eigentlich genau das richtige Unternehmen gefunden hat und der Wert an der Börse entsprechend gestiegen ist. Ist dieser besonders erfolgreiche Wert im Depot nur einer von vielen, und damit entsprechend niedrig gewichtet, wirkt sich sein außergewöhnlicher Anstieg nicht großartig auf die Gesamtperformance des Portfolios aus. Und dann kann man sich das Stock Picking auch sparen, gleich ETFs kaufen und mit seiner zeit etwas anderes anfangen.
»Kaufen Sie nicht zu viele verschiedene Wertpapiere. Setzen Sie besser auf einige wenige Investitionen, die Sie im Blick behalten können.«
(Bernard Baruch)
Aber wir Value Investoren wollen uns ja gerade mit Aktienanlagen beschäftigen, wir sind der Überzeugung, durch unsere akribische Fundamentalanalyse die besten und aussichtsreichsten Unternehmen zu finden und kaufen auch nur deren Aktien.

Value-Ikone Warren Buffett praktiziert dieses sog. 'Focus Investing' und rät, man solle nur die besten Unternehmen auswählen - und von diesen dann so viele Aktien wie möglich kaufen. Diese qualitative Selektion schließt eine zu große Streuung faktisch aus und im Portfolio seiner Investment-Holding Berkshire Hathaway hat er viele seiner größten Positionen schon mehr als 20 Jahre lang nicht verändert. In seiner typisch launischen Art brachte er es einmal so auf den Punkt:
»Konzentrieren Sie Ihre Investments. Wenn Sie über einen Harem mit vierzig Frauen verfügen, lernen Sie keine richtig kennen.«
(Warren Buffett)
Für uns Value Investoren ist es ertragreicher, unsere Investments auf einige wenige zu konzentrieren. Wir beschäftigen uns intensiv mit unseren Anlagen bevor wir diese kaufen und wir halten sie dann langfristig und verfolgen ihren Geschäftsverlauf.

Fazit

Beide Investmentansätze haben ihre Vor- und Nachteile und es kommt entscheidend auf die Mentalität des Anlegers an, welche für ihn die richtige ist. Für Otto Normalanleger stellen ETFs wohl die beste Anlageform dar, weil er mit überschaubarem Risiko an der Entwicklung des Aktienmarktes teilnimmt und damit durchschnittlich zwischen 7 und 10 % Rendite pro Jahr erzielen kann.

Wer als Hobbyanleger dennoch auf Einzelwerte setzen möchte, für den dürfte die Risikostreuung die sinnvolle Philosophie sein nach dem Grundsatz von Benjamin Graham, dass Sicherheit vor Rendite geht.
»Das Ziel des Investierens ist, Situationen zu finden, wo es sicher ist, nicht zu diversifizieren.«
(Charlie Munger)
Doch wer sich intensiv mit seinen Aktien beschäftigt, ihre Geschäftsberichte durcharbeitet und die Grundregeln des Value Investings beherzigt, und der somit bereits einen erheblichen Teil der Risikovermeidung bei der Investmentauswahl aktiv betreibt, für den dürfte die Fokussierung auf einige wenige Ankerinvestments aussichtsreicher sein, die dann um kleinere Positionen zur Depotbeimischung ergänzt werden können. Und diesem Investmentansatz folge ich.


Mein Lese-Tipp
▶ "Bernard M. Baruch. Der Weg einer Wall Street-Legende" von James Grant


••• Überarbeite Fassung eines Artikels aus Januar 2012

4 Kommentare:

  1. Guten Tag, können Sie bitte kurz etwas zu der Aktuellen Situation von Opendoor sagen, ich mache mir Sorgen...
    Mit freundlichen Grüßen

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    1. In den USA hat die Notenbank die Zinsen unangetastet gelassen, behält sich aber einen weiteren Zinsschritt vor. Zudem wird die Inflation als hartnäckiger als gedacht eingestuft, so dass das aktuelle Zinsniveau eine Zeit lang anhalten könnte: 'higher for longer'. Das wirkt sich insbesondere auf den Immobilienmarkt aus. Hier hatte es nach dem heftigen Einbruch in den letzten Monaten Entspannungstendenzen gegeben mit einem wieder erhöhten Volumen bei Immobilienverkäufen. Auch bei Opendoor hatten sich die Margen über die letzten Wochen deutlich ausgeweitet. Inzwischen scheint das Strohfeuer am Immobilienmarkt aber wieder auszugehen und die Nachfrage ist wieder gesunken. Das schürt Befürchtungen, dass es bei Hausbaufirmen, Immobilienfinanzierern usw. erstmal angespannt bleiben dürfte. Und bzgl. Opendoor könnten Volumen und Margen wieder leiden und die wochenlangen Erholungen zumindest teilweise zunichtemachen. Das Management hat bisher bewiesen, dass man adäquat auf die Herausforderungen reagiert und, aber... der Aktienkurs hat seit dem Jahresstart eine starke Ralle hingelegt und eine signifikante Erholung des Immobilienmarkts und der Geschäftstätigkeit bei Opendoor eingepreist. Nun scheinen von den Aktienkäufern einige kalte Füße zu bekommen und ihre Aktien unlimitiert auf den Markt zu schmeißen. Daher ist der Kurs die letzten Tage deutlich unter Druck.

      An meinem Investmentcase hat sich grundsätzlich nichts geändert. Es wird 'nur' etwas länger dauern, bis sich wieder normale Zustände eingespielt haben. Die Zinsen bleiben etwas länger hoch und das belastet das Business von Opendoor durchaus. Aber nicht existenzgefährdend. Opendorr ist der einzige iBuying-Spezialist am Markt und das Potenzial ist riesig. Der Kursverfall tut trotzdem weh. Ich stelle mir also die Frage, wo ich Opendoors Business in 2 oder 5 Jahren sehe. Und dem entsprechend dürfte der Aktienkurs sich entwickelt haben. Und beides ist sehr viel höher als heute.

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  2. Sie haben Funkwerk aus dem Wiki verkauft. Nicht mehr überzeugt oder cash für neue Werte schaffen? Danke im Voraus für Ihre Antwort.

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    1. Funkwerk hat seinen Drive verloren, die Geschäfte laufen nicht mehr so rund und die Übernahme der KN empfinde ich auch nicht als Highlight. In der jetzigen Wirtschaftsphase entpuppen sich viele langlaufende Projekte als Groschengrab und Funkwerk gehört mit seinem Geschäftsmodell zu den potenziell Leidtragenden. Wie auch eine SBF oder eine Friedrich Vorwerk. Das Chance-Risiko-Verhältnis hat sich aus meiner Sicht hier merklich eingetrübt und da die wirtschaftliche Tristesse wohl länger anhalten wird, als ich ursprünglich mal angenommen hatte, muss man sich ja irgendwann die Frage nach Konsequenzen stellen. Unternehmerisch gibt es hier erstmal nicht viel zu holen, aber was der Kurs macht, das weiß ich natürlich nicht. Ich möchte das Geld lieber in Werte investieren, bei denen ich vom Erfolg überzeugter bin. Funkwerk gehört seit einiger Zeit nicht mehr dazu. Sollte sich dies wieder ändern, werde ich wieder zugreifen.

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