Freitag, 26. August 2022

Sei schlau wie Buffett: Recht haben bringt Anlegern die Rendite, nicht Aktionismus!

Beim Aktienkauf wird vor allem auf den Kaufkurs geachtet, den sog. Briefkurs. Er ist entscheidendes Kriterium, wie teuer - oder preiswert - ein Engagement letztlich ist und ab dem Kauf für die meisten Anleger der Maßstab, ob sie eine kluge Entscheidung getroffen haben oder nicht.

Zum reinen Aktienkurs kommen aber noch Nebenkosten hinzu, denn sowohl beim Ankauf müssen noch Provisionen und Börsenentgelte gezahlt werde. Ebenso beim späteren Verkauf, wo noch ggf. zusätzlich die eventuell erzielten Kursgewinne versteuert werden müssen.

Üblicherweise werden Aktiengeschäfte von Privatpersonen über Börsenhandelsplätze abgewickelt in Deutschland zumeist über das XETRA-System der Deutschen Börse. Und die Börsen haben ebenso wie die Depotbanken ein großes Eigeninteresse, wenn die Anleger ihre Aktien häufig handeln, denn diese Provisionen fallen bei jeder Transaktion jedes Mal aufs Neue an. Anders die Depotgebühren, die auf den Bestand erhoben werden, egal wie oft dieser in der Zwischenzeit umgeschichtet wurden.
»Investoren werden nicht für Aktionismus bezahlt, sondern fürs Recht haben.«
(Warren Buffett)
Zugegeben, im Zeitalter der Direktbanken und Discountbroker machen diese Spesen nicht mehr eine solch gewaltige Summe aus wie noch vor einigen Jahren. Aber wenn man für eine Order von 10.000  EUR gute 50 EUR Gebühren und Provisionen zahlt und beim Verkauf noch einmal, dann liegt man mit seinem Engagement schon zum Kaufzeitpunkt mindestens ein Prozent im Minus. Was bereits mehr ist, als man an Zinsen auf seinem Tagesgeldkonto erhält. Für ein ganzes Jahr, wohlgemerkt! Und das ist nur ein Grund, sich mal ein paar Gedanken zu machen...

Hinzu gesellt sich noch ein weiterer Effekt, der äußerst negativ zu Buche schlägt: der Spread. Damit ist die Differenz zwischen An- und Verkaufskurs eines Wertpapiers gemeint, also zwischen Geld- und Briefkurs. Und dieser Spread ist in der Regel umso größer, je illiquider ein Wertpapier ist, also je geringer die Umsätze in der betreffenden Aktie sind. Bei den Blue Chips aus dem DAX sind die Spreads zumeist sehr gering, aber bei Nebenwerten betragen sie nicht selten 5 % oder sogar noch mehr. Das bedeutet, dass der Kurs, zu dem jemand kaufen kann, z.B. bei 10 EUR liegt, zur gleichen Zeit aber das Gebot für Verkäufer bei z.B. 9,50 EUR. Die Differenz streicht ggf. der Marketmaker ein, der bei engen Wertpapieren nicht selten beide Kursseiten stellt, um überhaupt für Angebot und Nachfrage zu sorgen. Konkret würde also zu dem einem Prozent an Gebühren noch ein fünfprozentiger Preisunterschied aufzuholen sein, bevor das Engagement überhaupt in die Gewinnzone läuft - und von dem Gewinn fließt dann ein Viertel als Steuer ins Staatssäckel.

Bei US-Aktien ist zusätzlich noch zu beachten, dass die Spreads an deutschen Börsen außerhalb der US-Handelszeiten besonders hoch sind. Daher sollte man die US-Aktien auf Tradegate & Co. lieber zwischen 15:30 und 22:00 handeln.

Die Spreads sind auch dann eine Falle, in die Anleger tappen, wenn sie sich auf die (angeblichen) "Kostenlos-Broker" einlassen. Zwar spart man auf den ersten Blick die Ordergebühren, aber diese Broker sind ja keine barmherzigen Samariter, sondern verfolgen ganz knallharte Geschäftsinteressen. Und diese liegen nicht nur in den Daten, sondern auch in den Spreads, an denen sie verdienen, weil sie nur ganz bestimmte Handelsplätze zulassen. Und dann verleihen sie natürlich auch die Aktien in den Depots ihrer Kunden (u.a. an Leerverkäufer, sog- Short-Seller), wodurch sie indirekt auch Provisionen einstreichen.

Merke: Musst Du als Kunde für eine Ware oder Dienstleistung nichts bezahlen, bist Du die Ware!

Die Belastung durch Gebühren und/oder Spreads kann also erhebliche Auswirkungen haben und richtig ins Geld gehen. Je häufiger man kauft und verkauft, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, mit seinen Wertpapieren unter dem Strich ein Verlustgeschäft zu machen, weil nur wenige an der Börse deutlich öfter mit Kursgewinnen abschließen als mit Kursverlusten.
»Trade öfter weniger
(David Gardner)
Die Kontra-Strategie zum Börsen-Aktionismus ist Buy & Hold, also kaufen und behalten. Langfrist-Anleger sparen sich nicht nur die Gebühren, sondern auch eine Menge Stress, denn sie müssen die Kurse ihrer Wertpapiere nicht börsentäglich verfolgen. Die Zuckungen der Kurse mögen für den Moment interessant sein, aber nach ein, zwei Tagen sind sie vergangen, vergessen.

Um mit dem Buy & Hold-Ansatz erfolgreich zu sein, kommt es natürlich darauf an, sich nur entsprechende für diese Strategie geeignete Wertpapiere ins Depot zu legen. Geh den Weg des Warren Buffett! Die neuste heißeste Internet-Rakete oder Biotech-Klitsche kommt für Buy & Hold nicht infrage, diese "Momentum-Aktien" sind überwiegend spekulationsgetrieben und weniger aufgrund ihrer fundamentalen unternehmerischen Aktivitäten.
»Du machst kein Geld, wenn du Aktien kaufst. Du machst kein Geld, wenn Du Aktien verkaufst. Du verdienst Geld, wenn Du abwartest.«
Für Buy & Hold eignen sich solide Unternehmen mit langer Historie, die ihre Gewinne stetig steigern und eine attraktive Dividende ausschütten; am besten sind Quality Investments mit einem breiten ökonomischen Burggraben. Auch unter den Dividendenaristokraten wird man schnell fündig. Und ob man diese Qualitätsaktien dann zwei oder drei Prozent billiger oder teurer einkauft, ist nicht so entscheidend, wenn man sie langfristig im Depot behält und die sanften Kurssteigerungen und die Dividenden einstreicht. Und so die vielen Gebühren durch unterlassenes hektisches Börsenhandeln einspart.

Mein Fazit

Gebühren fressen die Rendite! Das mag im Einzelfall nicht besonders teuer aussehen, aber jeder zu viel ausgegebene Euro fehlt beim Compounding; der Zinseszinseffekt entfesselt seine gewaltige Renditekraft ja mit zunehmendem Zeitverlauf. Wer also in 2022 einen Euro verschenkt, dem fehlen nur deshalb in 2052 hunderte von Euros!


Meine Lese-Tipps
▶ "Buffett. Die Geschichte eines amerikanischen Kapitalisten" von Roger Lowenstein
▶ "Das Tao des Warren Buffett" von Mary Buffett und David Clark
▶ "Die Essays von Warren Buffett: Die wichtigsten Lektionen für Investoren" von Lawrence A. Cunningham
▶ "Investieren mit Warren Buffett. Sichere Gewinne mit der Fokus-Strategie" von Robert G. Hagstrom
▶ "So liest Warren Buffett Unternehmenszahlen" von Mary Buffett und David Clark
▶ "So macht es Warren Buffett: 24 einfache Anlagestrategien" von James Pardoe
▶ "Warren Buffett. Das Leben ist wie ein Schneeball" von Alice Schroeder
▶ "Warren Buffett – Der Jahrhundertkapitalist" von Gisela Baur
▶ "Warren Buffett: Sein Weg. Seine Methode. Seine Strategie." von Robert G. Hagstrom

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