Freitag, 6. Juni 2014

Ist Apple noch ein Investment wert?

Apple dürfte inzwischen jedem bekannt sein, bis vor kurzem war es die wertvollste Marke der Welt (das ist nun Google) und das nach Marktkapitalisierung teuerste Unternehmen. Nach dem Tod seines Gründers Steve Jobs hat Apple deutlich an Innovationskraft eingebüßt, es gab keine bahnbrechenden Neuerungen mehr, die auf iPod, iPhone oder iPad folgten, nur Gerüchte um anstehende Neuerungen. Doch Apple lebt nicht nur von seinem Kultstatus, der noch immer exorbitante Margen erlaubt, nach denen sich andere Hersteller sehnen, sondern auch von seinem eigenen abgeschotteten Kosmos - wer sich einmal auf Apple-Produkte einlässt, deren vernetzte Vorteile genießt und via iTunes in die Apple-Medienwelt eintaucht, der kann sich nur schwer wieder davon trennen. Emotional wie auf finanziell, denn es ist deutlich einfacher, ein neues Apple-Gerät zu integrieren als komplett auf andere Technik umzusteigen. Und bisher, Apples größter Vorteil, bleiben die Kunden dem Unternehmen treu, auch wenn es nicht mehr der Trendsetter und nicht mehr der Innovationsführer vergangener Tage ist. Für den Herbst ist jedenfalls mit neuer Hardware aus Cuppertino zu rechnen, und doch auch dann wird es Apple schwer haben, die Erwartungen zu erfüllen. Denn diese sind inzwischen dermaßen hoch angesiedelt, dass sie kaum zu toppen sind.

Apropos toppen: Apples letzte Quartalszahlen haben die Erwartungen getoppt und zwar deutlich. Und hier kommen wir zu dem Punkt, wo es für Investoren interessant wird. Apple verdient richtig viel Geld und der Geldberg, auf dem das Unternehmen sitzt, wächst weiter rasant an. Dies ist der ungebrochenen Nachfrage nach iPhones zuzurechnen, denn obwohl Apple Marktanteile im Smartphone-Markt verliert, verkauft es doch immer mehr Geräte, da der Mart an sich stark wächst. Und Apple ist eben kein Massenprodukt, sondern ein Premiumhersteller mit entsprechend hohen Margen. Hohe Stückzahlen sind nicht das Hauptziel, auch wenn Apple hier natürlich über die nachgelagerten Services, wie iTunes, auch bei iPad Minis oder den gerade in Asien erkauften älteren iPhone-Modellen dann weiteres Geld verdient. Fast 44 Mio. Smartphones hat Apple zwischen Januar und März verkauft und stolze 57 Prozent der Erlöse stammen inzwischen aus diesem Bereich.

Und hier kommen wir zu den nackten Zahlen: der iPhone-Hersteller konnte im traditionell eigentlich ruhigen zweiten Finanzquartal beachtliche 45,6 Mrd USD einnehmen bei einem Gewinn von 10,2 Mrd USD. Die Cash-Maschine läuft also ungebrochen und Apple-Chef Tim Cook hatte einige Goodies für die Aktionäre im Köcher, wie er Apples Cashreserven von 145 Mrd. USD an den Mann bringen möchte: zunächst wird das Aktienrückkaufprogramm von 60 auf 90 Mrd. USD ausgeweitet, dann wurde die Quartalsdividende angehoben und es erfolgt ein Aktiensplit im Verhältnis 1 zu 7. Wer heute 100 Aktien im Depot hat, wird am Montag 700 haben. Der Kurs wird sich natürlich entsprechend anpassen, so dass unter dem Strich der eigentliche Wert sich nicht verändert haben wird. Allerdings wird die Apple-Aktie dann wieder unter 100 USD notieren und optisch so günstig sein, dass sie mehr Anleger anlocken dürfte. Und es besteht die Aussicht, dass Apple sogar in den Dow Jones Index einziehen wird, was für eine erhöhte Aufmerksamkeit und einen zusätzliche Nachfrage der Indexfonds sorgen würde.

Dem Kurs haben die vielen positiven Nachrichten jedenfalls schon sehr gut getan, er ist deutlich angezogen. Die Dividendenrendite liegt aktuell bei 2 Prozent und das KGV für 2015 bei etwa 14, das Kurs-Cash-Flow-Verhältnis bei mehr als 10. Das sind keine überragenden Werte, aber teuer ist das Unternehmen auch nicht. Für einen Wachstumswert sind derartige Bewertungen auf jeden Fall moderat. Nur ist Apple noch ein Wachstumswert oder eher einer dieser großen Tech-Dinos, wie IBM oder Microsoft?

Die Frage ist, ob Apple es schafft, mit seinen bisherigen Produkten seine Kunden weiterhin an sich zu binden und zusätzlich weitere Kundengruppen zu erschließen. Die Nachfrage ist ungebrochen hoch, gerade nach iPhones, und die Zufriedenheit der Kunden mit ihren Apple-Produkten ebenso. Die neuen Produkte dürften auch neue Kundengruppen erschließen und die jüngst erfolgte Beats-Übernahme zeigt, dass sich Apple die Erhaltung seines Mikrokosmos einiges kosten lassen wird, denn man hat hier wohl überwiegend auf den Streaming-Dienst gezielt und weniger auf die Bass-Kopfhörer, für die Beats bekannt ist. Dass Apple nun bei jungen Leuten dank dieser Übernahme "hipper" ist, ist nur ein netter Nebeneffekt. Viel wichtiger ist, dass es Apple kürzlich gelungen ist, endlich auf dem chinesischen Markt Fuß zu fassen. Denn seit Januar bietet China Mobile Apples Geräte an und obwohl Apple hier wohl deutliche Zugeständnisse machen musste, wächst der Absatz gerade in China rasant. Ein riesiger Markt, der nun auch für die Geräte und die Apple-Welt geöffnet wurde, so dass sich der Cash-Strom Richtung Apple noch vergrößern wird. Auch wenn die Margen hier niedriger sein dürften als bisher.

Fazit: Apple ist mehr als ein reiner Smartphone-Hersteller, Apple dringt zunehmend in die Vernetzung aller Medien ein und wer sich einmal in diesem Apple-Universum eingefunden hat, der bleibt. Gleichzeitig erschließt sich Apple neue Käuferschichten, insbesondere in dem Riesenmarkt China, und genießt weiterhin Kultstatus. Es kommen große Mengen frischen Geldes herein und die Margen sind weiterhin rekordverdächtig hoch, auch wenn sie nicht mehr die absoluten Höchstwerte vergangener Jahre erreichen, als Apple quasi keine Gegenspieler im Smartphone-Markt hatte. Darüber dürfte das ausgeweitete Aktienrückkaufprogramm kursfördernd sein und der am Montag erfolgende Aktiensplit die Aktie für viele noch attraktiver machen. Über den Sommer werden die Spekulationen um die neuen Apple-Produkte, insbesondere das neue iPhone, das Interesse am Köcheln halten und zusammen mit der enormen Ertragskraft und der attraktiven Bewertung des Unternehmens sollte sich ein Investment in den Tech-Giganten rentieren. Auch wenn keine Durchschnittsrenditen von 37 Prozent pro Jahr mehr zu erwarten sind.

Ich nehme Apple auf meine Empfehlungsliste.

2 Kommentare:

  1. Apple steht auf der Empfehlungsliste mit Aufnahme 16.05.2014, wobei es keinen Blogpost gab am 16.05.14.






    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ja, ich habe Apple-Aktien am 16.05. gekauft, allerdings keine Zeit gehabt, einen entsprechenden Beitrag zu verfassen. Und eine bloße Meldung, dass ich die Aktien auf die Empfehlungsliste nehme, schien mir zu dürftig.

      Löschen