Freitag, 23. Oktober 2015

Investor-Update: Aareal Bank, Blackstone, Johnson & Johnson, VTG

Im Investor-Update notiere ich in unregelmäßigen Abständen aktuelle Einschätzungen zu Unternehmen meiner Empfehlungsliste und wie sich diese ggf. auf mein Investment-Portfolio ausgewirkt haben. Darüber hinaus auch zu Unternehmen, die ich noch nicht hier im Blog vorgestellt habe, die sich jedoch in meinem Depot befinden.

Notenbanken starten Jahresendrallye
Seit Anfang Oktober steigen die Kurse unter großer Nervosität, doch nachdem die Notenbanken weiterhin "billiges Geld" in die Märkte pumpen werden, klettern die Kurse bei zunehmendem Volumen. Die "Berichtssaison" birgt weiterhin Chancen und Risiken: wer die Erwartungen nicht erfüllt, wird gnadenlos abgestraft, wer sie toppt, in den Himmel gehoben. Und insbesondere große High-Tech-Werte wie Amazon, Google, Microsoft haben die Börsen mit ihren Zahlen geradezu befeuert. Ich habe die zwischenzeitliche Kursschwäche genutzt und mir weitere langfristig aussichtsreiche und attraktiv bewertete Unternehmen ins Depot gelegt.

Aareal Bank
Die Aareal Bank ist ein reiner Immobilienfinanzierer und ohne größere Blessuren durch die Finanzkrise gekommen. Zuletzt hat man zwei große Zukäufe getätigt (erst die CorealCredit, dann die WestImmo), die das Eigenkapital gestärkt haben und das Unternehmen neben seinem robusten operativen Geschäft in die Lage versetzen, hohe Dividenden auszuschütten und gleichzeitig noch die Power für weitere Zukäufe oder ggf. Sonderausschüttungen zu haben. Die harte Kernkapitalquote (Basel III) liegt bei überdurchschnittlichen 12,5%, das 2016er KGV bei 11, die Dividendenrendite bei 4,6%. Die vermutlich solideste - und attraktivste - Bankaktie auf dem deutschen Kurszettel.

Intensiv(er) beschäftige ich mit der Aareal Bank in meiner nächsten Kolumne im "Aktien Magazin". Ausgabe 20/2015 kommt am Montag heraus.

Blackstone Group L.P.
Keine Veränderung habe ich bei meiner größten Depotposition vorgenommen, aber es gab diese Woche den Dividendenabschlag, der allerdings bereits wieder aufgeholt wurde. Ausgeschüttet werden die 0,49 USD (0,431 EUR) am 2. November.

Untätig waren der Finanzinvestor nicht in den letzten Wochen, insbesondere im Immobilienbereich hat man kräftig weiter zugekauft. Spektakulär ist der Kauf von 11.200 Wohnungen in New York für 5,3 Mrd. USD, den man gemeinsam mit dem kanadischen Pensionsfonds Ivanhoe Cambridge angeht. Die aus 56 Gebäuden bestehenden beiden Wohnkomplexe Stuyvesant Town und Peter Cooper Village sind eine große, einheitlich geplante Wohnsiedlung aus zahlreichen Ziegel-Apartmenthäusern an der Ostseite des Stadtbezirks Manhattan und sie werden Blackstone und seinen Investoren auf viele Jahre hin sichere und attraktive Renditen bescheren.

+ Johnson & Johnson
Das seit 1944 an der Börse notierte Pharma- und Konsumgüterunternehmen ist ein sog. Dividendenaristokrat, denn im April hat J&J die Dividende um 7,1% erhöht auf den aktuellen Wert von 0,75 USD - und damit hat J&J seine Dividende das dreiundfünfzigste Jahr in Folge angehoben. Das alleine ist natürlich kein Grund für einen Kauf. Doch J&J hat kürzlich seine Quartalszahlen vorgelegt und obwohl man unter dem starken Dollar zu leiden hatte, lagen diese doch mal wieder über den Erwartungen und J&J hat einige neue Medikamente in der Pipeline, die das Zeug zu Milliardenumsätzen in sich bergen. Die Eigenkapitalquote liegt bei 53% und der Umsatz beträgt rund 74 Mrd. USD. Mit einem KGV von 15 und einer Dividendenrendite von 3% ist J&J attraktiv bewertet und das neue Aktienrückkaufprogramm von 10 Mrd. USD sollte dem Kurs zusätzlichen Auftrieb geben.

+ VTG
Der Wagonvermietungs- und Logistikkonzern hat letztes Jahr den Mitbewerber AEE übernommen und trotz einer hohen Schuldenaufnahme sich hieraus erhebliche Synergieeffekte und damit Gewinnsteigerungen versprochen. Und diese stellen sich nun ein und das Unternehmen hat seine mittelfristigen Planungen deutlich angehoben. Zugleich sinken die Finanzierungskosten, weil man Schulden erheblich günstiger refinanzieren kann. Der grenzübergreifende Gütertransport auf der Schiene ist ein robustes Geschäft und die Wagons werden im Durchschnitt für drei Jahre an die Kunden vermietet, so dass konjunkturelle Eintrübungen nicht so stark ins Gewicht fallen. Ein KGV von 14 erscheint angesichts der anstehenden Gewinndynamik als fairer Preis für ein Unternehmen, das in Mitteleuropa annähernd konkurrenzlos ist und noch erhebliche Einsparmöglichkeiten heben kann, während die immer länger werdenden Staus auf den Straßen den Hauptkonkurrenten, die LKWs zunehmend unattraktiver machen.


.: Cashquote
Meine Cashquote ist aufgrund der Käufe inzwischen unter 10 Prozent gefallen und ich habe bewusst mein Depot aufgestockt, um die Erholung der Märkte zum Jahresende hin voll mitnehmen zu können. Denn Aktien sind und bleiben auf absehbare Zeit alternativlose Anlagen und die in den letzten Monaten geflüchteten Gelder werden an die Börsen zurückfluten. Nachdem nun auch die Lebensversicherungen künftig mit deutlich höheren Aktienquoten agieren wollen, entsteht zusätzliche Nachfrage nach Dividendentiteln, was den Kursen zusätzliches Potenzial bieten sollte.

5 Kommentare:

  1. Drei sehr interessante Werte! VTG ist allerdings schon stark gelaufen die letzten Wochen, da bin ich mir nicht sicher, ob die nicht bald zu niedrigeren Kursen zu kaufen sind.

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  2. Guten Tag Herr Kissig,
    Ich lese nun schon seit mehreren Monaten Ihren Block und ziehe Ihre Analysen auch gerne mal als Entscheidungshilfe für einen evtl. Kauf heran.
    Gerade VTG interessiert mich trotz der eher geringen Dividendenrendite sehr, da ich selbst aus der Logistik-Branche komme.
    Ähnlich wie mein Vorposter frage ich mich jedoch ebenfalls, ob etwas warten hier nicht Sinn macht.

    Zur Zeit überlege ich, entweder meine Position in Aurelius oder WCM zu verstärken oder KCAP bzw VTG hinzuzufügen. Die letzten drei habe ich durch Ihren Blog überhaupt kennen gelernt.
    Daher generell ein riesen Kompliment an Sie und Ihren Blog, Sie leisten wirklich tolle Arbeit!

    Lieben Gruß

    Steffen

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    1. Moin Steffen, danke für die netten Worte!

      VTG hat ein recht einfaches Geschäftsmodell, das auch gut planbar ist. Die Übernahme der AEE hat hier eine Sondersituation geschaffen, die große Chancen bietet, aber eben auch eine deutliche Ausweitung der Verschuldung. Dass man hier niedrigere Finanzierungskosten erzielen kann, ist also kein ganz kleiner Hebel. Dazu kommt, dass die diesjährigen VTG-Zahlen noch durch den großen, mehrfachen und wochenlangen Bahnstreik beeinträchtigt sind. Da kam es zu Verzögerungen und Ausfällen und einige Kunden haben damals verstärkt (wieder) auf LKWs für den Transport gesetzt. Dies wird in den Folgejahren ja nicht mehr in dieser Form negativ in die Zahlen grätschen.

      Ich weiß nicht, was die VTG-Aktie machen wird, ob sie noch einmal fällt oder ob sie einfach nur weiter steigt. Oder auf diesem Kursniveau verharrt. Ich weiß nur, dass sie mir als Investment interessant erscheint und ich glaube, dass die Aktie aktuell fair bewertet ist. Und der Wert des Unternehmens in den nächsten Jahren deutlich zulegen wird und somit Potenzial für den Aktienkurs bietet. Ich halte es hier mit Peter Lynch, der sagte: "Wenn die richtige Aktie gefunden ist, ist es nie zu früh und nie zu spät, sie zu kaufen". Deshalb habe ich gekauft. Nicht, weil sie gestiegen ist, sondern trotzdem.

      Alle vier genannten Werte (Aurelius, KCAP Financial, VTG und WCM) sind aussichtsreich. Wobei KCAP ja vor allem durch seine hohe Dividendenrendite besticht und weniger durch potenzielle Kurssteigerungen.

      Aurelius ist mein Top-Pick der deutschen Beteiligungsgesellschaften und ich glaube, dass wir gerade zum Jahresende noch positive Nachrichten bekommen werden über weitere Zu- und Verkäufe. Hier werden sich dann auch zunehmend die Jahresergebnisse und die Höhe der diesjährigen Sonderdividende herauskristallisieren. Bis vor kurzem wurde Aurelius noch mit einem 2015er und 2016 KGV von 25 bis 35 angegeben, aber das schreckt(e) mich nicht. Denn Aurelius hat ja wiederkehrende Einnahmen seiner Töchter und als zweites Standbein die einmaligen Gewinne aus Unternehmenskäufen (hier die sog. "Bargain Purchase", also Mitgift) und besonders aus Unternehmensverkäufen. Das ist am Jahresanfang für die Anaysten immer schwer greifbar, weil diese Erfolge ja nicht einfach von Jahr zu Jahr fortgeschrieben werden können. Daher das hohe KGV. Allerdings werden die Gewinnprognosen regelmäßig im Jahresverlauf nach oben angepasst, wenn konkrete Geschäftsvorfälle das Ergebnis planbarer und vorhersagbarer machen. Und so werden die Schätzungen in der Datenbank von Börse Online fast wöchentlich nach oben gesetzt und liegen für 2015 jetzt bei 3,37 EUR und für 2016 bereits bei 2,60 EUR, was ein KGV von gut 15 bedeutet.

      WCM ist noch schwer zu greifen, weil ja massiv zugekauft wurde und die Zukäufe erst jetzt nach und nach im Eigentum an WCM übergehen und dem entsprechend auch erst in die Bilanz und die GuV einfließen. Wenn die Q3-Zahlen präsentiert werden, sollte aber der Kurs seinen vorherbestimmten Weg gen Norden antreten...

      Aurelius ist meine zweitgrößte Position im Depot (nach Blackstone und vor KKR & Co.) und ich verspreche mir noch viel von dem Unternehmen. Und der Aktie. Die ist ziemlich unbeschadet durch das Herbstgewitter gekommen und hat daher die jüngste Rallye auch noch nicht mitgemacht. Könnte mir gut vorstellen, dass sich dies bald ändert, vor allem, wenn die erwarteten positiven Nachrichten veröffentlicht werden. Wäre Aurelius nicht bereits so stark gewichtet in meinem Depot, hätte ich hier auch weiter zugekauft...

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  3. Vielen Dank für das Statement!
    Ich werde mich wohl morgen entscheiden, tendiere aber zu VTG oder Aurelius.
    Liebe Grüße
    Steffen

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  4. Mir geht es ähnlich, habe Aurelius nach der Kapitalmaßnahme nachgekauft. Jetzt ist es ein echtes Schwergewicht im Depot, bin über meine ansonsten strikt eingehaltene Grenze der Gewichtung gegangen. Leider lassen sich Kurse nicht mit Puts "absichern", es gibt nur Zertifikate.

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