Samstag, 2. Januar 2016

2016 werden wir neue Höchststände sehen. Und dann?

Von 9.764 auf 10.743 Punkte bzw. um 9,56 Prozent legte der DAX in 2015 zu und stieg damit das vierte Jahr in Folge. Doch der Jahresverlauf war alles andere als linear, es war eine wahre Achterbahnfahrt, denn Mitte April waren es sogar schon einmal 1.500 Punkte mehr gewesen, als der DAX sein neues Allzeithoch bei 12.390,75 Punkten erreichte.

Als ich im letztes Jahr schrieb "2015 können die Aktienkurse nicht weiter steigen. Oder doch?" deutet sich bereits meine Skepsis an und doch kam ich letzten Endes zu einem insgesamt positiven Jahresausblick. Und die ersten Wochen des neuen Jahres gaben mir Recht, die Aktienkurse explodierten geradezu, der Ölpreis gab ebenso weiter nach wie der Euro gegenüber dem Dollar. Eine perfekte Anlegerwelt. Fast.


Denn bekanntlich kam es im Jahresverlauf anders, die anfänglichen Kursgewinne konnten nicht gehalten werden, auf die Hausse an Chinas Börsen folgte der jähe Absturz und mit ihm das Erlahmen der globalen Weltkonjunkturlokomotive. Hinzu kamen die aufgrund des starken Dollars oft verfehlten Umsatz- und Gewinnzahlen amerikanischer Unternehmen, so dass die Börsen sich im Herbst in sattes Rot verloren. Der VW-Abgasskandal vernichtete weitere Milliarden an Börsenkapitalisierung im DAX.

"Im Kern sind Unsicherheit und Kapitalanlage Synonyme."
(Benjamin Graham)

Politisch belastend wirkt sich zunehmend die Flüchtlingskrise aus, während die Eurokrise nicht mehr so sehr auf dem Schirm ist. Dafür hat der islamistische Terror neue Schockwellen um die Welt gesandt. Und dann war da noch... genau, die Zinswende in den USA, ein Dauerthema über das ganze Jahr hinweg. Und als es dann endlich passierte, war es ein Non-Event. Im Gegenteil, die Aktienmärkte zeigten sich nicht nur nicht verunsichert, sondern geradezu erleichtert. Denn Unsicherheit ist ihr wahrer Feind. Da die EZB jedoch "weiter liefert" und auch künftig in großem Maß Staatsanleihen ankauft und die Zinsen niedrig hält, dürfte dies den Euro schwächen während die höheren Zinsen tendenziell den Dollar aufwerten. Was Druck auf die Ergebnisse amerikanischer Unternehmen bringt, die im Ausland aktiv sind, während europäische und insbesondere deutsche Exportwerte weiter profitieren werden. Der Trend, dass sich Investments in Europa mehr lohnen dürften, als in den USA, dürfte anhalten. Auch weil für amerikanische Investoren aufgrund der Zinskonstellation zusätzliche Währungsgewinne winken bei Investments in Europa.

Rohstoffwerte haben den Blues
Ich hatte vor einem Jahr von Energieversorgern und Goldminenaktien abgeraten und auch vor schon vor zwei Jahren - damit lag ich richtig, beide Male. Und auch für 2016 scheint sich keine Besserung anzubahnen, der Ölpreis sinkt aufgrund stetig steigenden Angebots bei sinkender Nachfrage, was dem anhaltenden Boom bei den US-Frackern, der Ablehnung von Förderkürzungen seitens der OPEC bei gleichzeitig sinkender Nachfrage, insbesondere aus China geschuldet ist. Nun steht der Iran ante portas, um wieder zwischen einer und zwei Millionen Barrel täglich zusätzlich auf den Markt zu bringen, da kann man sich ausmalen, was das für die Preise bedeutet. Zumal wir dank "El Niño" einen weiteren viel zu warmen Winter haben werden und die übliche Nachfrage nach Gas und Öl zum Heizen niedrig bleiben dürfte. Ob es wirklich zu einem Absturz auf 20 USD je Barrel kommen wird, wie von Goldman Sachs prognostiziert, wage ich zu bezweifeln. Ich denke vielmehr, dass es nach anfänglichen Abgaben im Jahresverlauf zu einer Stabilisierung des Ölpreises kommen wird. Dem entsprechend könnte es dann irgendwann an der Zeit sein, sich in der Branche mal wieder nach lukrativen Einstiegschancen umzusehen. Jenseits von Raffinerie-Betreibern wie Phillips 66 oder dem kanadischen Öl-Sand-Wäscher Suncor Energy, die auch heute schon stattliche Cashflows und Gewinne produzieren.

Und was das Gold angeht... es ist und bleibt ein schlechtes Investment und jeder, der sich der Realität nicht voll verweigert, hat inzwischen erkannt, dass Gold keinesfalls als "sicherer Hafen", "Inflationsschutz" oder "Krisenwährung" noch ein Funktion hat (wenn es die denn jemals hatte). Gold ist schlicht eine unproduktive Geldanlage, eine glanzlose Kapitalvernichtung.

Immobilien bringen's wieder
Für Wohnimmobilien war ich ja die letzten Jahre eher skeptisch eingestellt und sehe den Markt als eher heiß gelaufen an. Doch die Flüchtlingssituation ändert einiges, denn diese werden in Deutschland nach dem sog. Königsteiner Schlüssel verteilt. Was nichts anderes heißt, als dass dort, wo schon viele Menschen wohnen, auch viele Flüchtlinge  zusätzlich hinkommen. Was zwangsläufig dazu führt, dass der Wohnraum in den ohnehin schon gesuchten Ballungszentren noch knapper wird, während die Leerstände in der Fläche und im Osten Deutschlands ungenutzt vor sich hin rotten. keine gesunde Entwicklung, aber eine mit Ansage. Daher dürften die Immobilienpreise in den Ballungszentren weiter ansteigen - auch für Gewerbeimmobilien, da die Kommunen momentan verstärkt Büro- und Gewerbeimmobilien anmieten und zu Flüchtlingsunterkünften umbauen. In den gesuchten Metropolen führt das zu einer zusätzlichen Verknappung an Flächen, so dass hier eine starke Absicherung der Werte nach unten stattfindet. Und gleichzeitig die Kaufpreise und Mieten für gesuchte Lagen weiter anziehen dürften.

Rückblick auf meine Favoriten des Jahres 2015
Meine Favoriten des Jahres 2015 haben fast alle "gezündet" und deutlich zweistellige Ergebnisse eingefahren. Aurelius, Blackstone Group, Cisco Systems, Deutsche Telekom, Jungheinrich, Leifheit, Starbucks. Nur KKR & Co. präsentiert sich aus diesem Kreis mit einem leicht negativen Jahresergebnis, nachdem die Aktie zur Jahresmitte schon satt im Plus war. Hier hat allerdings das größere Exposure im US-Öl- und Gasmarkt seinen Tribut gefordert.

Meine Favoriten für 2016
2016 sollte besonders für einige von meiner Empfehlungsliste ein erfolgreiches Jahr werden. Finanzinvestor Aurelius dürfte weiter von dem Trend großer Konzerne profitieren, Randbereiche abzustoßen und sich auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren.

Die Blackstone Group ist nicht nur bei Firmenübernahmen aktiv, sondern inzwischen auch der größte Immobilienbesitzer der USA. Das verwaltete Anlagevermögen wächst weiter stark an und so auch die Einnahmen, die Blackstone für seine Aktionäre generiert.

Der Spezialglashersteller Corning beliefert nicht nur Smartphonehersteller wie Apple und Samsung, sondern hat inzwischen auch im Automobilbereich einen Fuß in der Tür (BMW i8). Über die nächste Generation von Gorilla-Glas hinaus sorgen Gerüchte über eine mögliche Konzernaufspaltung für zusätzliche Phantasie.

Die Deutsche Beteiligung sitzt auf hohen Cash-Reserven, die sie lukrativ einzusetzen gedenkt, um noch mehr Werte für ihre Anleger zu schaffen, und Main Street Capital dürfte unter den BDCs am stärksten von den anstehenden Zinserhöhungen in den USA profitieren. Die monatliche Dividendenausschüttung bei einer Jahresrendite von 8 Prozent sind ebenfalls gute Kaufargumente.

Die deutsche Beteiligungsgesellschaft MBB hat endlich den lang erwarteten großen Deal an Land gezogen und die Übernahme der Aumann-Gruppe dürfte neben hohen Synergieeffekten mit der MBB Fertigungstechnik auch zu starkem Umsatz- und Gewinnwachstum führen.

Beim Online-Zahlungsanbieter PayPal gibt es zunehmende Konkurrenz mit ApplePay, GooglePay und dem PayDirect der deutschen Banken und doch wird der Platzhirsch seinen Weg machen und weiter zulegen bei Umsatz und Gewinnen. PayPal ist nicht an Endgeräte gebunden (wie ApplePay) und als bequemer, sicherer Zahlungsabwickler in fast jedem Onlineshop verfügbar.

Bei Softing "wachsen" die belastenden Sondereffekte aus der Übernahme in den USA aus der Bilanz und das Unternehmen sowie seine Aktie dürften den Turbo wieder anschalten, während der Spezialist für Gewerbeimmobilien WCM nach seiner SDAX-Aufnahme nun die Milliarde als Ziel für seinen Immobilienbestand im Blick hat. Die Bilanz weist bisher nur wenige der übernommenen Liegenschaften vollständig aus, so dass Umsatz und Gewinn sich schnell in ganz neue Spähren katapultieren werden. Dazu kommt die Aussicht auf eitere renditestarke Übernahmen und nicht zu vergessen: die Verlustvorträge von jeweils rund 250 Mio. EUR bei Gewerbe- und Körperschaftssteuer. Der Stoff aus dem Börsenraketenträume sind - vielleicht zündet sie ja in diesem Jahr, nachdem 2015 bereits mehr als 30 Prozent Wertzuwachs zu Buche schlugen.

Und angesichts der geradezu explodierenden Zahl von Flüchtlingen gehen die Kommunen verstärkt dazu über, auf die schnell zu erstellenden Wohnimmobilien mit Holzständerwerk zu setzen. Hier hat meine Dauerempfehlung Steico jetzt doppelt gute Chancen, dass sich die hohen Investitionen der Vorjahre in Umsatz und Gewinn umsetzen lassen.

Und dann ist da noch... Starbucks. Trotz des 65-prozentigen Kurszuwachses in 2015 bleibt Starbucks eines der aussichtsreichsten Investments für Langfristanleger, denn das profitable Wachstum legt noch immer zu und jeden Tag werden weltweit neue Starbucks-Cafés eröffnet, durchschnittliche 4,5 pro Tag! Schlicht ein Top-Business, wenn auch nicht mehr "schlank" bewertet. Aber das war Starbucks eigentlich noch nie...

Qualitätsaktien werden performen
Doch zurück zum Ausgangspunkt: ich meine, auch 2016 wird ein weiteres gutes Jahr für Aktionäre. Weil es einerseits nach wie vor keine wirklichen Anlagealternativen gibt, auch wenn die Zinserhöhungen in den USA den Fokus auf Anleihen erhöhen werden. Selbst wenn die Anleihezinssätze um einen ganzen Basispunkt ansteigen, liegen sie noch meilenweit hinter der Durchschnittsrendite von rund 8 Prozent, die Aktien so Jahr für Jahr einbringen. Eine weitere starke Konjunktureintrübung ist eher nicht zu erwarten und so spricht eigentlich alles dafür, sein Geld in Unternehmen zu investieren, die damit gute Produkte oder Dienstleistungen herstellen. Also in ausgesuchte Qualitätsaktien, strikt nach den Grundsätzen des Quality Investing. Erfolgreichstes Anlagekonzept dürfte bleiben, solide Unternehmen auszuwählen mit einer erfolgreichen Unternehmensgeschichte und bewährtem Management, auf Dividendenperlen zu setzen und so am Unternehmenserfolg auch unterjährig teilzuhaben, langfristig zu investieren, nicht kurzfristig zu spekulieren. Wer diese Grundsätze beherzigt, sollte in 2016 zu den Gewinnern bei der Geldanlage gehören.

Mit Cash macht man Meter...
Und trotzdem sollte man immer etwas Cash als Liquiditätsreserve in der Hinterhand behalten, um bei Kurseinbrüchen gezielt nachkaufen zu können. Und die werden kommen, denn es wird wieder einige große Enttäuschungen geben bei den Quartalsergebnissen, so dass sich Chancen ergeben für mutige Anleger, Qualitätsunternehmen zu Ausverkaufspreisen einsammeln zu können. Denn sicher ist an der Börse nur eines: die Kurse werden schwanken.


Bisherige Jahresausblicke:

10 Kommentare:

  1. Marco Börnsen01.01.16, 17:07

    Wenn man sich Deine Jahresausblicke so ansieht, muss man neidlos anerkennen, dass Du relativ gut gelegen hast bisher mit Dienen Einschätzungen. Nur Deine Skepsis bei deutschen Wohnimmobilien war bisher nicht angebracht und nun scheinst Du selbst ja eine Kehrtwende zu vollziehen. Ich bin gespannt, wie lange diese Immobiliensonderkonjunktur noch anhält und ob es ein böses Erwachen gibt. Kurzfristig dürften sich Trends in diesem bereich aber weiter verstärken, wie Du ja aufführst.

    Michael, ich wünsche Dir und allen Lesern Deines Blogs ein gutes und erfolgreiches Neues Jahr!

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  2. Hallo Michael,

    gesundes neues Jahr.
    Ich halte Deinen Blog für den fachlich fundiertesten Blog im Netz und lese Deine Beiträge immer mit großem Interesse, zumal sie auch zum Nachdenken anregen. Danke für Deine Arbeit 2015 und bin gespannt auf 2016.

    Gute Investments

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    1. Vielen Dank für das nette Lob, Alexander. Ich werde mich bemühen... ;-)

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  3. Hallo Michael,

    ich wünsche ein frohes, gesundes und erfolgreiches neues Jahr und möchte mich einfach einmal ganz herzlich für Deinen exzellenten Blog bedanken. Ich schaue regelmäßig vorbei und finde immer wieder sehr gute Anregungen und Aspekte zum Nachdenken!

    Viel Erfolg auch in 2016!

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    1. Andi, vielen Dank und auch Dir ein frohes Neues Jahr!

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    2. Hallo Michael,

      zunächst wünsche ich dir ein tolles neues Jahr..wirklich Klasse deine Artikel...was hälst du von Blackstone zu den jetzigen Kursen?

      Herzliche Grüsse

      Murat

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    3. Moin Murat, auch Dir ein gutes Neues Jahr!

      Ich habe eben noch einige Stücke eingesammelt, denn unter 26 EUR sehe ich BX als absolutes Schnäppchen an. Ist jetzt wieder meine größte Depotposition, knapp vor Aurelius.

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  4. Hallo Michael,

    ja so sehe ich das aus, manchmal versteht man den Markt bzw. das handeln nicht. Ich hatte schon die Befürchtung, dass ich der einzige bin...☺..ich glaube, bei diesen Kursen kann man nichts Falsch machen...und wenn es weiter runter geht muss Mann nochmals Nachleben.
    Aurelius habe ich auch schon lange und wollte sie bei unter 40 nachlegen. Bin leider im Herbst nicht zum Zug gekommen.
    Vielen Dank für deine Meinung.
    Die ich sehr schätze!
    Herzliche Grüsse

    Murat

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  5. Wie ist die Einschätzung zur aktuellen Lage? Wie weit geht es runter?Meiner Meinung nach kommt die Krise.Die Haltung der Chinesen mit einem Handelsstop bei 7 % Kursverlust sind doch nicht marktgetreu. Dann geht der Kursrutsch einfach am nächsten Tag weiter.

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    1. In China spekulieren viele Privatleute auf Kredit und davon kaufen sie dann noch nicht mal Aktien, sondern Derivate/Optionen/Futures. Dazu verschuldeten sie sich gerne in US-Dollar, weil sie so Währungsgewinne und Zinsvorteile einfahren wollten. Das ging schon vor sechs Monaten nach hinten los und sie haben nichts daraus gelernt. Selbst schuld!

      In China geht es nicht um eine Rezession oder um einen Wirtschaftseinbruch, sondern um ein niedrigeres Wachstum. Das bedeutet, dass auch ausländische Firmen weniger absetzen können, als sie vielleicht mal gehofft haben. Aber immer noch mehr als im Vorjahr. Insofern sehe ich hier keine große Krise, "nur" ein paar ruppige Börsentage. Und wer jetzt noch Pulver trocken hat, für den bieten sich doch herrliche Einkaufskurse...

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