Dienstag, 13. September 2016

MPC Capital mit frischem Geld für Immobilien- und Infrastruktur-Investments

Die MPC Münchmeyer Petersen Capital AG ist ein Asset-Manager und hat im früheren Leben Kapitalanlagen in geschlossenen Fonds verkauft - und damit bei den privaten Investoren nicht nur Freude verbreitet. Immer mal wieder poppen noch gerichtliche Altlasten hoch, weil viele dieser Fonds aus den Bereichen Immobilien und Schifffahrt in der großen Finanzkrise in Schieflage gerieten. MPC notierte zu ihren besten Zeiten mal mit knapp €350 und stürzte im Zuge der Finanzkrise und sich daran anschließender regulatorischer Drangsalierungswut seitens der Regierung total ab; es drohte die Pleite. Der Kurs implodierte auf €1 und im Jahr 2013 war man fast am Ende. Fast. Es folgten Kapitalschnitt und Rekapitalisierung und nun läuft die Wiederauferstehung.

Inzwischen ist man unternehmerisch anders unterwegs und zwar als Initiator/Projektierer von Investments für institutionelle Anleger, denen man passgenaue Sachwertanlagen vermittelt mit Schwerpunkt Schifffahrt, Immobilien und Infrastruktur.

Wachstum auch über Kapitalerhöhungen
Operativ fährt man wieder in solideren Gewässern, 2016 soll der Umsatz um mindestens 10% steigen, nachdem er 2015 um 38% in die Höhe geschnellt war. Die AUM (Assets und Management) sollen mittelfristig von €5 Mrd. auf €10 Mrd. ausgebaut werden. Und dabei will man selbst mit Co-Investments einsteigen und die nötigen Eigenmittel hierzu wurden durch eine Kapitalerhöhung im März eingeworben. Satte €12 Mio. flossen MPC an frischem Geld zu und die Eigenkapitalquote erreicht inzwischen sehr solide 42%. 2017 sollen das Ergebnis je Aktie (EPS) auf €0,60 steigen und gelingt die AUM-Ausweitung auf €10 Mrd., dürften 2017 vielleicht sogar €0,80 hängen bleiben, denn der Gewinn dürfte dank verbesserter Margen und positiver Skaleneffekte überproportional steigen.

 MPC Capital (Quelle: finanzen.net) 
Und bei Präsentation der Halbjahreszahlen bestätigte MPC Capital nicht nur die eigene Jahresprognose, sondern kündigte auch an, über eine weitere Kapitalerhöhung nachzudenken, um die Bereiche Real Estate und Infrastructure weiter ausbauen zu können. Der üblicherweise auf die Ankündigung einer Kapitalerhöhung erfolgende Kursdämpfer fand nicht statt, was zeigt, dass MPC Capital am Kapitalmarkt wieder als ernsthaftes und interessantes Investment wahrgenommen wird.

Und gestern erfolgte dann bereits die Umsetzung der Kapitalerhöhung. In einem sog. Pre-Placement wurden institutionellen Anlegern Aktien zum Preis von €6 angeboten, bevor dann die bisherigen Aktionäre über Bezugsrechte ebenfalls die Möglichkeit erhalten, junge Aktien zu zeichnen.

Das Pre-Placement der Kapitalerhöhung wurde innerhalb kürzester Zeit erfolgreich abgeschlossen und insgesamt 3.560.229 neue Aktien bei ausgewählten institutionellen Investoren außerhalb der Vereinigten Staaten von Amerika platziert. Das Buch war zum Platzierungspreis von €6 deutlich überzeichnet. Das Pre-Placement stellt den ersten Teil der gestern bekanntgegebenen Kapitalerhöhung von bis zu 6.085.583 neuen Aktien dar. Aktionäre der MPC Capital AG werden im Rahmen der Bezugsfrist, die voraussichtlich am 14.09.2016 startet und voraussichtlich bis einschließlich 27.09.2016 laufen wird, neue Aktien im Verhältnis 4 zu 1 zum Bezugspreis von €6 je neuer Aktie beziehen können. Sämtliche junge Aktien werden ab dem 1. Januar 2016 gewinnberechtigt sein. Auf Basis dieses Bezugspreises und unter der Annahme, dass sämtliche 6.085.583 neuen Aktien im Rahmen des Angebots platziert werden können, würde MPC Capital aus dieser Kapitalerhöhung einen Bruttoemissionserlös von rund €36,5 Mio. erzielen.

Neue Asset-Deals voraus
Und MPC Capital hat viel vor mit dem frisch eingeworbenen Geld. Erst letzte Woche hat MPC Capital ihr Portfolio in den Niederlanden und Deutschland ausgebaut und 10 Einkaufszentren mit einem Gesamtvolumen von rund €60 Mio. akquiriert. Damit wird ein Immobilienfonds für Logistik- und Leichtindustrie von rund €115 Mio. auf gut € 150 Mio. ausgebaut. MPC Capital selbst ist mit einem kleineren Anteil von bis zu 5% Co-Investor, verdient künftig aber vor allem an Gebühren und Provisionseinnahmen aus dem Management des Fonds. Und die künftigen Investments werden ebenso in diese Richtung zielen.

Zukunftsmarkt Micro-Appartments für Studenten
Wie auch der Ausbau der Micro-Appartments für Studenten zeigt. Hier hatte MPC Capital Ende Juli verkündet, ein zweites Projekt in Berlin für seine Micro-Living-Plattform Staytoo initiiert zu haben. Hierzu hat man in der Leibnizstraße im Stadtteil Charlottenburg eine Büroimmobilie auf einem 1.231 Quadratmeter großen Grundstück erworben. Der Umbau soll noch in diesem Jahr beginnen und im Frühjahr 2018 abgeschlossen sein. Mit dem Erwerb des sechsten Objekts ist das Vermögen des Spezial-AIF MPC Student Housing Venture I nahezu vollständig investiert, man habe noch Luft für ein bis zwei weitere Projekte. An insgesamt fünf Standorten in Berlin-Kreuzberg, Nürnberg, Bonn, Kaiserslautern und Leipzig befinden sich weitere Staytoo-Projekte, wo sich rund 1.000 Apartments in der Umsetzungsphase befinden. Die ersten hiervon sollen im Herbst in Bonn und Nürnberg eröffnet werden.

Meine Einschätzung
MPC Capital hat aus der Vergangenheit noch einige (Rechts-)Risiken an der Backe, die sich bei Konkretisierung auch erheblich auf die Bilanz auswirken könnten. Für den überwiegenden Teil dieser Risiken gibt es Versicherungsschutz, aber nicht für alle Altproblemfälle. Ob sich hier aus den diversen anhängenden Klagverfahren Zahlungen für MPC Capital ergeben, ist nicht abschätzbar. Wer es genau(er) wissen will, sollte die entsprechenden umfangreichen Risikohinweise aus dem die Kapitalerhöhung begleitenden Wertpapierprospekt (PDF-Download) studieren und sich ein eigenes Bild machen.

Die institutionellen Anleger, die im März und heute wieder die Kapitalerhöhung gezeichnet haben, sehen jedenfalls mehr Chancen als Risiken in Aktien der MPC Capital. Und ich auch. Ich hatte ja vor einiger Zeit schon Aktien zu knapp unter €6 erworben und meine Position bei Schwäche auch noch aufgestockt. Zu diesem Kurs kommen nun auch die jungen Aktien und ich werde bei der Kapitalerhöhung mitziehen, denn MPC Capital profitiert massiv von der Niedrigzinsphase und vom globalen Hunger der Liquidität nach Rendite. Die Neustart der Gesellschaft bietet für risikobewusste Anleger einen interessantes Chance-Risiko-Mix mit der Aussicht auf weitere deutliche Kurssteigerungen - wenn sich das Unternehmen mit dem frischen Geld auch künftig so erfolgreich entwickelt wie in den letzten Jahren.

MPC Capital befindet sich sich als aussichtsreiche Turnaround-Spekulation auf meiner Empfehlungsliste und in meinem Depot.


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ERGÄNZUNG vom 27.09.2016

MPC Capital gab heute bekannt, dass die am 12. September 2016 beschlossene Kapitalerhöhung erfolgreich abgeschlossen wurde. Nachdem im Pre-Placement bereits 3.560.229 Neue Aktien vorab bei institutionellen Investoren platziert wurden, übten die weiteren bestehenden Aktionäre ihre Bezugsrechte für die verbleibenden 2.525.354 Neuen Aktien nahezu vollständig zu rund 90% aus. Die restlichen, nicht bezogenen Aktien werden zum Bezugspreis von der MPC Participia GmbH hat erworben. Aufgrund der erfolgreichen Platzierung der Kapitalerhöhung fließt der Gesellschaft ein Bruttoemissionserlös von voraussichtlich rund €36,5 Mio. zu. Die Neuen Aktien werden voraussichtlich am 30. September 2016 in den Börsenhandel einbezogen und damit steigt der Streubesitz-Anteil auf rund 36%.

3 Kommentare:

  1. Hallo Michael, ich habe mich heute geärgert, dass ich erst am späten Nachmittag von meinem Broker informiert worden bin über das Bezugsrecht. Wann und wie hast du davon erfahren bzw. davon, dass bereits gestern Institutionelle das Erwerbsrecht hatten? Generell sehe ich die Kapitalerhöhung zwar immer noch zur "Verbilligung" meines Einstands, aber ich hätte heute deutlich mehr rausholen können. Und noch eine weitere Frage: Kannst du einschätzen, wo die Bezugsrechte einen Boden bilden werden? 11 cent scheint mir schon sehr gut.

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    1. Moin Christoph,
      mein "Broker", die Commerzbank, hat mir bisher weder die Bezugsrechte eingebucht, noch mich über die Maßnahme informiert.

      Ich habe vorgestern Abend die erste Corporate News gesehen und mir meine Gedanken dazu gemacht. Nachdem ich mich entschieden hatte, wie ich die Nachricht bewerte und wie ich damit umgehe, habe ich diesen Artikel verfasst - und die zweite Corporate News über das Erfolgreiche Pre-Placement gleich mit eingebaut (siehe die beiden Links im Artikel).

      Zum Preis des Bezugsrechts und wie es sich entwickeln wird, kann ich Dir nicht viel sagen. Generell ist es aus meiner Erfahrung so, dass man Bezugsrechte eher am Anfang der Bezugsrechtshandelsfrist verkaufen sollte, weil sie mit zunehmender Dauer weniger wert werden. Will man sie ausüben, kann man eh gelassen sein und seiner Bank einen entsprechenden Handlungsauftrag geben.

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  2. Ok danke. Da war mein Broker ja dann sogar noch schneller (Consors).

    Zu den Bezugsrechten: So vermute ich es auch, war ja bspw. bei WCM ähnlich. Ich werde zum Ende der Frist weitere Rechte erwerben.

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