Donnerstag, 1. Dezember 2016

Zahlen & Mehr: Blue Cap, Deutsche Rohstoff AG, MBB

▸ Blue Cap
Die Beteiligungsgesellschaft Blue Cap konnte endlich Vollzug melden bzgl. des wohl größten Coups der Unternehmensgeschichte, die Übernahme des operativen Geschäfts der Neschen-Gruppe.

Meine Einschätzung
Nun dürfte demnächst eine Neubewertung bei Blue Cap anstehen, denn bei Neschen lief es operativ rund, die Insolvenz entstand aus einer Überschuldungssituation, weil ein im Zuge der Finanzkrise von einer regionalen Bank an einen Finanzinvestor weiterverkaufter Kredit fällig gestellt wurde. Was daran lag, dass der Finanzinvestor eigentlich Neschen komplett übernehmen wollte, was die HV aber nicht absegnete. Daraufhin forderte der Finanzinvestor sein Geld zurück, was die Neschen AG nicht begleichen konnte. Mit der Akquisition von Neschen gelingt es Blue Cap, den ohnehin starken Klebstoffbereich der Gruppe weiter auszubauen. Neben den positiven Effekten zu den bestehenden Unternehmen wird man sich damit auch in neuen und wachstumsrelevanten Geschäftsfeldern der Klebstoffverarbeitung positionieren können.

Der wirtschaftliche Übergang des Geschäftsbetriebes von Neschen ist rückwirkend zum 01.07.2016 auf die Blue Cap-Tochter Neschen Coating GmbH erfolgt. Mit anderen Worten: im Geschäftsbericht für das 2016 wird Neschen bereits zu 50% enthalten sein und damit die zu erwartenden positiven Auswirkungen auf Umsatz und Ergebnis. Für 2017 steht dann ein weiterer Sprung an, denn dann steuert Neschen volle 12 Monate bei. Gut möglich, dass der Aktienkurs von Blue Cap diese starke Entwicklung bereits vorwegnimmt und wir bald deutlich zweistellige Kurse sehen werden. Blue Cap ist einer der größten Werte in meinem Depot und weiterhin einer der aussichtsreichsten.


▸ Deutsche Rohstoff
Die mit Abstand wichtigste DRAG-Tochter im Bereich Metalle, Almonty Industries, erhielt die Zusage (Letter of Committment) eines Unternehmen aus der Wolfram-Industrie, den zur Entwicklung der Sangdong-Mine in Südkorea erforderlichen Eigenkapitalanteil in Form eines Darlehens bereitzustellen. Im Ergebnis wird das Bergwerk damit voraussichtlich zu 100% mit Fremdkapital finanziert werden, so dass für die Aktionäre von Almonty keine Verwässerung ihres Aktienanteils durch eine Kapitalerhöhung ansteht. Die DRAG hält aktuell 12,58% der Aktien von Almonty sowie zwei Wandelschuldverschreibungen, bei deren vollen Ausübung sich ihr Anteil auf 19,58% erhöhen würde.

Den starken Kurssprung heute hat aber eine andere Meldung verursacht, nämlich die Einigung der OPEC auf eine Öl-Förderkürzung, was den Ölpreis stark nach oben trieb. Das Ölkartell will in den kommenden sechs Monaten 1,2 Mio. Barrel (je 159 Liter) pro Tag weniger produzieren. Das neue Limit soll bei 32,5 Mio. Barrel täglich liegen.

Meine Einschätzung
Erstmals seit 2008 agiert damit die OPEC wieder als Kartell und ringt sich zu einer Förderkürzung durch. Weniger bedeutend ist die Kürzungsmenge, denn die dürfte ggf. durch US-Fracker ausgeglichen werden. Entscheidend ist vielmehr die Abkehr der OPEC von der durch Saudi-Arabien lange favorisierten Vernichtungsstrategie in Bezug auf die US-Öl-Industrie. Da diese viel höhere Förderkosten je Barrel hat(te), wollte man durch den Preisverfall des Öls die lästige neue Konkurrenz aus dem Markt drängen. Mit durchwachsenem Erfolg. Zwar musste viele US-Öl-Explorer in die Insolvenz, die Fördermenge sank aber nicht erheblich ab, da die produzierenden Quellen einfach weiter förderten. Einerseits abgesichert durch lukrative Öl-Terminkontrakte, andererseits aber auch durch die Tatsache, dass ein Großteil der Kosten beim Fracking für das Bohren anfällt, während die Produktion nur noch geringe Kosten verursacht. Nachdem kürzlich Saudi-Arabien nicht nur einen neuen König bekam, sondern auch den Öl-Minister ausgetauscht hat, folgte nun die 180-Grad-Wende bei der Strategie. Die OPEC zeigt damit Einigungskraft und -willen und das ist das eigentlich preistreibende Signal.

Die DRAG fördert bereits bei WTI-Ölpreisen von deutlich unter $35 gewinnbringend und jeder Dollar darüber ist für sie bares Geld. Vielleicht stehen wir erst am Anfang einer Reihe von Förderkürzungen seitens der OPEC und ggf. anderer Staaten, wie Russland, die den Ölpreis nachhaltig über $50 hieven und vielleicht noch weiter. Die DRAG bleibt weiterhin aussichtsreich und wird in ihren Geschäftszahlen künftig viel stärker den inzwischen erfolgten Beginn der Öl-Förderung zeigen - und die damit erzielten Gewinne. Sie bleibt einer meiner größten Positionen im Depot.


▸ MBB
Die Beteiligungsgesellschaft konnte nicht nur mit ihren Plänen für einen möglichen Börsengang der Automotive-Tochter Aumann AG (bestehend aus der Aumann-Gruppe und der MBB Fertigungstechnik) für Furore sorgen und für deutlich zweistellige Kurszuwächse, sondern sie hat auch den Quartalsfinanzbericht zum 30.09. vorgelegt. Dieser bestätigt, was auf dem Frankfurter Eigenkapitalforum bereits angedeutet wurde, nämlich ein starkes und sich beschleunigendes Wachstum des MBB-Konzerns über alle Töchter hinweg. Besonders jedoch im Automotive-Sektor. Bei oberflächlicher Betrachtung alleine des Gewinns je Aktie (EPS), wird dies bereits deutlich. So legte das Neunmonatsergebnis um 25% auf 1,69€ zu (Vorjahr: 1,35€), das Ergebnis des dritten Quartals hingegen bereits um 30% auf 0,60€ (Vorjahr: 0,46€).

Meine Einschätzung
MBB wird weiter investieren müssen, um dem stark steigenden Auftragseingang im Automotive-Sektor Rechnung tragen zu können. Auch deshalb wird die Sparte in der Aumann AG zusammengelegt und über einen eigenen Börsengang nachgedacht. Doch auch die anderen Töchter bereiten allesamt Freude, auch wieder Hanke Tissue, wo man ja vor zwei Jahren die Produktionskapazitäten verdoppelt hatte. MBB präsentiert sich als grundsolide Beteiligungsgesellschaft, die zunehmend Fahrt aufnimmt. Der letzte Zukauf, die Aumann-Gruppe, soll dem Vernehmen nach nur €19 Mio. für einen 75%-Anteil gekostet haben und hat sich als wahrer Glücksgriff erwiesen.

Gut möglich, dass der Aktienkurs nach dem starken Anstieg erst einmal konsolidieren wird. Das starke, profitable, Wachstum wird den Kurs aber ebenso weiter antreiben wie die Konkretisierung der Börsenpläne für die Tochter Aumann AG, durch die der wahre Wert dieses Unternehmens deutlicher sichtbar würde und gehoben werden kann. Der Kurs könnte im nächsten Jahr Anlauf auf die €70 nehmen und noch darüber hinaus, wenn es MBB gelingt, mit dem Wachstum Schritt zu halten. Aumann erzeugt die Spaten für den neuen Goldrausch, die Elektromobilität und der Megatrend beginnt gerade erst, richtig Fahrt aufzunehmen.

Darüber hinaus verfügt MBB über hohe liquide Mittel, um bei passender Gelegenheit weitere Zukäufe tätigen zu können. MBB bleibt daher eine meiner Kernpositionen im Portfolio.


Blue Cap, Deutsche Rohstoff und MBB befinden sich auf meiner Empfehlungsliste und in meinem Depot.

5 Kommentare:

  1. Hallo Michael,

    Die DRAG wird voraussichtlich bis Ende 2018 rund 100 Quellen in der Produktion haben und im Moment sind ja ca 30 am Start welche mit 10.000BOE/d fördern.
    Rechnest du mit einer Förderung von etwa 30.000BOE/d ab 2019, oder sinkt die Leistung (älterer Bohrungen) dafür zu schnell ab?

    lg Alex

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    1. Moin Alex,
      solche dezidierten Berechnungen stelle ich nicht an; dazu finden sich aber diverse Ausführungen bei walltreet-online im DRAG-Strang.

      Die höchste Produktion bieten die Quellen in den ersten paar Jahren, danach geht es rapide abwärts mit der Menge. Ebenso verhält es sich ja mit den Kosten, die entstehen hauptsächlich für das Bohren und danach fallen für die weitere Produktion kaum noch Kosten an.

      Das Anspringen des Ölpreises hat für die DRAG den schönen Effekt, dass sie wohl wie bisher rund die Hälfte der Produktion über Terminkontrakte preislich absichert. Das reduziert zwar das weitere Aufwärtspotenzial bei einem Anstieg des Ölpreises, senkt aber auch das Risiko. Je höher der aktuelle Ölpreis, desto bessere Konditionen für die Terminkontrakte bzw. künftigen Lieferungen.

      Was die Fördermenge und die Anzahl der Quellen angeht, ist die DRAG bzw. ihre US-Töchter weiter auf Akquisitionssuche. Daher steht eigentlich nur fest, dass ab dem vierten Quartal 2016 Umsatz und Gewinn stark ansteigen werden bei der DRAG und das auf Sicht mehrerer Jahre. Solange der WTI-Öl-Preis nicht unter §35 stürzt, also vom aktuellen Kurs mehr als 30%, ist die DRAG eine Gelddruckmaschine.

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  2. Die Deutsche Rohstoff wird wahrscheinlich dieses Jahr mehr als 10 Millionen Euro verdienen. Alleine aufgrund der Preiserhöhung beim Öl.

    Wichtiger, viel wichtiger, ist die Entwicklung in den nächsten Jahren - vor allem nächstes Jahr - als Brücke zur Zukunft/Fantasie.

    Ich denke, die Deutsche Rohstoff wird nächstes Jahr deutlich über 30 Millionen verdienen - ein wahrscheinlich höhere Ölpreis (ca. 55-60 USD) wird dies unterstützen. Die Deutsche Rohstoff wird wahrscheinlich die hohen Gewinne in Verbindung mit Fremdkapitalaufnahmen dazu nutzen neue Flächen anzukaufen, oder Landbesitzer am Umsatz beteiligen oder vielleicht nochmal eine Beteiligung eingehen.

    Und wenn die Deutsche Rohstoff AG das Jahr 2017 gut übersteht und gleichzeitig der Ölpreis anzieht und der ein oder andere Ankauf stattfindet, dann steht dem Unternehmen nichts entgegen! Eine Milliardenbewertung ist ebenfalls dann (unter den Voraussetzungen) möglich :-)

    Grüße aus Bayern

    DD

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    1. "Milliardenbewertung" ist schon echt hoch gegriffen, aber eine deutlich höhere Bewertung als heute halte ich für sehr wahrscheinlich.

      Ich muss allerdings langsam etwas zurückrudern mit meiner Aussage zu den durchschnittlichen Förderkosten der DRAG. Hier habe ich immer betont, sie können ab etwa $30 je Barrel (WTI) kostendeckend fördern. Und dazu stehe ich auch. Allerdings verbraucht die DRAG dank ihrer schnellen Expansion natürlich die hohen Steuererstattungsansprüche aus dem Tekton-Verkauf (rund $39 Mio.), weil sie diese ja in Anspruch nimmt und einkassiert. Das hat einerseits den schönen Effekt, dass die DRAG Geld vom Staat (USA) zurückbekommt, aber eben auch den negativen Begleiteffekt, dass dies irgendwann endet. Mit der Folge, dass dann die Kosten für die DRAG je Bohrloch ansteigen, da die neuen ohne anteilige Steuererstattung erstellt werden müssen. Die durchschnittlichen Kosten der DRAG je Bohrloch steigen also aufgrund des nicht mehr einzubeziehenden Steuereffekts an, so dass Kurse ab $35 wohl das Minimum darstellen für die DRAG Gewinnschwelle. Aber auch davon sind wir aktuell ja knapp 30% entfernt...

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  3. Die Deutsche Rohstoff AG zahlt auf den Gewinn Steuern in den USA, und wie ich weiß (kann mich sehr stark irren) kann man auch diese Steuern zurück erstatt bekommen, wenn man weiterhin investiert. Natürlich nicht mehr ganz so viel, denn wenn das Unternehmen 4-5 Millionen US-Dollar an Steuern zahlt, hat es natürlich keine Wirkung wie 30 Millionen US-Dollar Guthaben - aber immerhin.

    Den Vorteil mit der Steuerrückerstattung hat nicht nur die DRAG, sondern wahrscheinlich jeder, der vorher Steuern gezahlt hat - soll letztendlich zur Investition anregen. Dadurch das es jeder hat, ist es kein "Wettbewerbsvorteil'" in der Zukunft (!) - aber es senkt dennoch die allgemeinen Kosten ! ----> auch in Zukunft dürfte also die DRAG hohe Gewinne einziehen, auch wenn die 30 Millionen US-Dollar ausgeschöpft sind.

    Bitte um Aufklärung soweit dies falsch von mir dargestellt wurde :)

    Grüße aus dem schönen Bayern!

    DD

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