Dienstag, 16. Mai 2017

DBAG: Nur zwei Wochen nach der Prognoseanhebung steht die nächste vor der Tür...

Eigentlich hat die Deutsche Beteiligungs AG ein eher altbackenes und langweiliges Image, immerhin bereichert der SDAX-Wert schon seit mehreren Jahrzehnten den Deutschen Kurszettel. Doch was das Unternehmen unter der Führung von Torsten Grede gerade abliefert, sprengt auch die optimistischsten Annahmen.

Erst Anfang Mai hatte die DBAG ihre Prognosen für das Geschäftsjahr 2016/2017, das zum 30. September endet, nach oben angepasst - und zwar deutlich. Das Konzernergebnis solle um mehr als 20 Prozent überschreiten und mindestens 56 Mio. Euro betragen. Bis dahin ging das Unternehmen von einem Ergebnisrückgang gegenüber dem Vorjahreswert  zwischen 10 und 20 Prozent aus.

Gewinntreiber ist zum einen das gestiegene Bewertungsniveau der Beteiligungen, denn da die DBAG nach IFRS bilanziert, fließen die Werte tagesaktuell in das Ergebnis ein. Darüber hinaus konnte die DBAG im laufenden Geschäftsjahr jedoch auch schon einige gewinnbringende Verkäufe aus ihrem Bestandsportfolio vornehmen. Und alleine im Mai folgten bereits drei weitere Exits:


DBAG veräußert Beteiligung an Romaco Group
Am 03.05.2017 schloss die Deutsche Beteiligungs AG ihre Beteiligung an der Romaco Group erfolgreich ab. Sie veräußert zunächst rund drei Viertel ihrer Anteile an dem Maschinenbauunternehmen an einen strategischen Käufer: Die Truking-Gruppe ist ein führender chinesischer Maschinenbauer, der mehrheitlich in den Händen des Gründers liegt und bereits einen Teil der Unternehmensgruppe an die Börse gebracht hat.

Auch der von der DBAG verwaltete DBAG Fund V veräußert quotal mit, so dass DBAG und DBAG Fund V mit zunächst 24,9 Prozent beteiligt bleiben. Diese Anteile werden innerhalb der kommenden drei Jahre abgegeben; DBAG und DBAG Fund V können so den Übergang des Unternehmens zum neuen Gesellschafter begleiten. Entsprechende Verträge wurden am Freitag unterzeichnet; ihr Vollzug steht noch unter dem Vorbehalt behördlicher Zustimmung.

Die DBAG und der DBAG Fund V hatten Romaco im April 2011 erworben. Jetzt beenden sie die Beteiligung erfolgreich. Der Veräußerungserlös entspricht mehr als dem Doppelten des ursprünglichen Investments. Der auf die DBAG entfallende Teil übersteigt den Wertansatz der Beteiligung im IFRS-Abschluss der DBAG zum 31. Dezember 2016; die Veräußerung führt deshalb im zweiten Quartal 2016/2017 (Stichtag: 31. März 2017) zu einem Ergebnisbeitrag von rund sechs Millionen Euro. Dieser ist in der angehobenen Jahresprognose bereits berücksichtigt.


▸ DBAG veräußert Beteiligung an Formel D
Am 12.05.2017 schloss die Deutsche Beteiligungs AG ihre Beteiligung an der Formel D GmbH sehr erfolgreich ab und veräußert ihre Anteile an 3i Group plc. Auch der von der DBAG verwaltete DBAG Fund V und das Formel D-Management veräußern ihre Anteile. Die DBAG und der DBAG Fund V hatten Formel D vor vier Jahren von den Gründungsgesellschaftern erworben und durch ein Management-Buy-out (MBO) die Familiennachfolge geregelt.

Die DBAG hatte die Formel D GmbH Marktkreisen zufolge Anfang 2013 für weniger als 100 Mio. Euro erworben und konnte nun einen Verkaufspreis jenseits der 500 Mio. Euro erzielen und damit innerhalb von nur vier Jahren ihr eingesetztes Kapital in etwas verfünfeinhalbfachen.

Der auf die DBAG entfallende Teil des jetzt vereinbarten Veräußerungserlöses übersteigt den Wertansatz der Beteiligung im IFRS-Abschluss der DBAG zum 31. März 2017. Die Veräußerung führt deshalb im dritten Quartal 2016/2017, das am 30. Juni 2017 endet, zu einem Ergebnisbeitrag von rund 10 Mio. Euro. Dieser Ergebnisbeitrag ist in der am vergangenen Dienstag veröffentlichten Ergebnisprognose für das Geschäftsjahr 2016/2017 nicht berücksichtigt gewesen!


▸ DBAG veräußert Beteiligung an Schülerhilfe
Am 16.05.2017 konnte die Deutsche Beteiligungs AG auch ihre Beteiligung an der ZGS Verwaltungs-GmbH (Schülerhilfe) sehr erfolgreich veräußern und zwar an Oakley Capital Private Equity, einen in London ansässigen Finanzinvestor, zu dessen Portfolio unter anderem zahlreiche Privatschulen gehören.

Auch der von der DBAG beratene DBAG Fund VI und das Schülerhilfe-Management veräußern ihre Anteile. Entsprechende Verträge wurden gestern unterzeichnet; ihr Vollzug steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Kartellbehörden. Es wird erwartet, dass die Transaktion innerhalb der kommenden drei Monate abgeschlossen werden kann. Über den Kaufpreis haben die Vertragsparteien Stillschweigen vereinbart. DBAG und DBAG Fund VI hatten sich vor vier Jahren an Schülerhilfe beteiligt. Nach Berechnungen von Reuters sollen aber 250 Mio. Euro gezahlt worden sein, inkl. Schulden, während die DBAG vor 4 Jahren weniger als 100 Mio. Euro gezahlt hatte.

Der auf die DBAG entfallende Teil des jetzt vereinbarten Veräußerungserlöses übersteigt den Wertansatz der Beteiligung im IFRS-Zwischenabschluss zum 31. März 2017. Die Veräußerung führt im dritten Quartal 2016/2017, das am 30. Juni 2017 endet, zu einem weiteren Beitrag für das Konzernergebnis von rund 9 Mio. Euro. Dieser Ergebnisbeitrag ist nicht in der am 9. Mai 2017 veröffentlichten Ergebnisprognose für das Geschäftsjahr 2016/2017 berücksichtigt gewesen!

Mindestens 19 Mio. 27 Mio. Euro oben drauf
In Summe führen diese Verkäufe dazu, dass die kürzlich angehobene Prognose der DBAG für das Geschäftsjahr 2016/2017 zu niedrig sein dürfte und deutlich übertroffen werden dürfte. Wir stehen also vor einer weiteren Anhebung!

Rechnen wir zu der erhöhten Prognose von mindestens 56 Mio. Euro die beiden drei (s. unten) zusätzlichen Veräußerungsgewinne von zusammen 19 Mio. 27 Mio. Euro hinzu, läge das Ergebnis für das Geschäftsjahr 2016/2017 bei mindestens 75 Mio. 83 Mio. Euro. Dabei ist nicht ausgeschlossen, dass die DBAG noch weitere gewinntreibende Exits in der Pipeline hat, denn sie verfügt über ein Beteiligungsportfolio mit knapp 40 Unternehmen, von denen eine große Zahl einen so "reifen" Status erreicht hat, dass ein Verkauf für die DBAG infrage kommt.

Meine Einschätzung
Die DBAG hat eine hervorragenden Ruf in der Branche und kann einen sehr langen und sehr erfolgreichen Track-Record aufweisen. Sie verdient nicht nur direkt über ihre Co-Investments an den Beteiligungen in den von ihr gemanagten Fonds, sondern auch an den hierfür eingenommenen Gebühren. Dies sorgt für einen stetigen und steigenden Strom an Einnahmen, losgelöst vom schwankungsanfälligeren Erfolg beim Verkauf von Beteiligungen.

 DBAG (Quelle: finanzen.net
Die DBAG verfügt über eine Eigenkapitalquote von mehr als 90 Prozent und ist seit Jahrzehnten erfolgreich am Markt unterwegs. Ihre Ausrichtung als Asset-Manager, der Beteiligungs-Fonds auflegt und sich an diesen über Co-Investments auch selbst beteiligt, funktioniert hervorragend. Dabei ist das Risiko begrenzt, während die breite Diversifikation im DBAG-Portfolio die Aktie zu einem "Best-of-Deutscher-Mittelstand-Investment" macht.

Die kürzlich erfolgte Anhebung der Jahresprognosen und die beiden drei zusätzlich gewinnerhöhenden Exits zeigen, welches Potenzial im DBAG-Ansatz steckt - und damit in der Aktie, die für langfristig orientierte Anleger ein ausgezeichnetes Chance-Risiko-Verhältnis aufweist.

Die jüngsten Erfolgsmeldungen, bei denen das eingesetzte Kapital innerhalb weniger Jahre vervielfacht werden konnte, dürften dem Aktienkurs weiter Auftrieb geben und die 40-Euro-Marke nur ein Zwischenschritt auf dem weiteren Weg nach oben sein. Die Analysten von SRC Research hatten vor dem heutigen Verkauf ihr Kursziel gerade erst von 40 auf 42 Euro angehoben, doch das dürfte nun ebenfalls bereits wieder überholt sein. Und wir können nun auch davon ausgehen, dass wir eine deutliche Dividendenanhebung sehen werden, so dass im nächsten März anstatt der diesjährigen 1,20 Euro eher 1,30 oder sogar 1,40 Euro ausgeschüttet werden dürften.

Die DBAG befindet sich auf meiner Empfehlungsliste und in meinem Depot.


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ERGÄNZUNG VOM 18.05.2017, 09:45

▸ DBAG veräußert Beteiligung an ProXES

Die Deutsche Beteiligungs AG schließt auch ihre Beteiligung an der ProXES-Gruppe sehr erfolgreich ab und veräußert ihre Anteile an den von der Schweizer Beteiligungsgesellschaft Capvis Equity Partners AG beratenen Fonds Capvis Equity Partners IV LP. Auch der von der DBAG verwaltete DBAG Fund V veräußert seine Anteile. Das ProXES-Management reinvestiert substantiell. Entsprechende Verträge wurden heute unterzeichnet; ihr Vollzug steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Kartellbehörden. Es wird erwartet, dass die Transaktion innerhalb der kommenden drei Monate abgeschlossen werden kann. Über den Kaufpreis haben die Vertragsparteien Stillschweigen vereinbart.

Der auf die DBAG entfallende Teil des Erlöses aus der jetzt vereinbarten Veräußerung übersteigt den Wertansatz der Beteiligung im IFRS-Zwischenabschluss der DBAG zum 31. März 2017. Die Veräußerung führt im dritten Quartal 2016/2017, das am 30. Juni 2017 endet, zu einem weiteren Beitrag für das Konzernergebnis von rund 9 Mio. Euro. Auch dieser Ergebnisbeitrag ist nicht in der am 9. Mai 2017 erhöhten Ergebnisprognose für das Geschäftsjahr 2016/2017 berücksichtigt gewesen. Insgesamt ergibt sich aus den drei Transaktionen ein Beitrag von gut 27 Mio. Euro, der nicht in der Prognose berücksichtigt worden war.

Warburg hat mittlerweile sein Kursziel auf 45 Euro erhöht von zuvor 39,50 Euro. Grund waren die sehr guten Halbjahreszahlen.

11 Kommentare:

  1. Warum eigentlich "nur" 1,4 Euro? Das Ergebnis entsprach den letzten Jahren auch dem Jahresüberschuss. Bei 50 Mio Euro gab es 1,2 Euro Dividende, wären bei 75 Mio Ergebnis 1,80. Würde wie in den Jahren zuvor die Hälfte des Überschusses als Dividende ausgeschüttet, käme man sogar auf 2,50 Euro. Aber die DBAG will wohl die Erwartungen nicht zu hoch treiben, denn die Bewertung von Unternehemen wird nicht
    weiter so steigen wie in den letzten Jahren, trotzdem wird weiter eine kontinuierliche Erhöhung der Dividende angestrebt. Dass die Baader Bank angesichts der zusätlichen 19 Millionen das Kursziel bei 40 Euro belässt erscheint unverständlich. Die Höhe mit der die ursprünglichen Erwartungen für 2017 übertroffen werden spiegelt sich noch nicht im Aktienkurs wider.
    Noch eine Anmerkung: Wenn ich lese, dass die Schülerhilfe 2017 bei 63 Mio Euro Umsatz einen Gewinn von 17 Mio Euro erwirtschaftet bekomme ich schon ein schlechtes Gewissen, gegenüber den vielen weniger vermögenden, die dort stundenweise für wenig Geld Nachhilfe geben. Möchte nicht wissen, wie wenig vom Umsatz bei denen ankommt.

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    1. Die DBAG hat vor einiger Zeit ihre Dividendenpolitik geändert und orientiert sich nicht zuvorderst mehr an der Höhe des Jahresgewinns.

      "Die DBAG hat ihre Dividendenpolitik jüngst an die Entwicklung ihres Geschäftsmodells angepasst: „Aus der Fondsberatung und -verwaltung erzielen wir inzwischen einen deutlich höheren Mittelzufluss. Ein größeres Portfolio verstetigt die Zuflüsse aus Veräußerungen“, erläuterte Finanzvorstand Zeidler. „Beides erlaubt eine Veränderung der Ausschüttungspraxis. Wir haben deshalb beschlossen, die Dividende zu verstetigen und damit noch aktionärsfreundlicher zu gestalten. Wir wollen eine stabile Dividende zahlen, die – wann immer möglich – erhöht werden soll“, so Zeidler."
      (Quelle)


      Daher glaube ich nicht an einen allzu rasanten Anstieg der Dividendenhöhe, sondern eher einen moderaten. Der Rest des Gewinns kommt in die Gewinnrücklagen und kann in Folgejahren dazu dienen, die Dividendenhöhe mindestens gleich zu halten, falls es mal schlechter laufen sollte.

      Ich finde das vernünftig; die DBAG investiert ja erhebliche Volumina in neue Beteiligungen und benötigt hierzu auch Eigenkapital. Das kommt jetzt auch durch die Beteiligungsverkäufe rein, so dass eine weitere Kapitalerhöhung wohl in absehbarer Zeit nicht ansteht. Ich bin mit der Entwicklung rundum zufrieden.

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  2. Die Deutsche Beteiligungs AG schließt auch ihre Beteiligung an der ProXES-Gruppe sehr erfolgreich ab und veräußert ihre Anteile an den von der Schweizer Beteiligungsgesellschaft Capvis Equity Partners AG beratenen Fonds Capvis Equity Partners IV LP. Auch der von der DBAG verwaltete DBAG Fund V veräußert seine Anteile. Der auf die DBAG entfallende Teil des Erlöses aus der jetzt vereinbarten Veräußerung übersteigt den Wertansatz der Beteiligung im IFRS-Zwischenabschluss der DBAG zum 31. März 2017. Die Veräußerung führt im dritten Quartal 2016/2017 zu einem weiteren Beitrag für das Konzernergebnis von rund 9 Mio. Euro. Auch dieser Ergebnisbeitrag ist nicht in der am 9. Mai 2017 erhöhten Ergebnisprognose für das Geschäftsjahr 2016/2017 berücksichtigt gewesen.

    Warburg hat mittlerweile sein Kursziel auf 45 Euro erhöht von zuvor 39,50 Euro. Grund waren die sehr guten Halbjahreszahlen.

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  3. Hallo Michael,

    mit den all den Meldungen bis heute wirkt die Deutsche Beteiligungs AG deutlich unterbewertet. Wenn das so weitergeht schnellt der Kurs auf 60 Euro. :-) Hast du eine Einschätzung zur neuen schweizer Beteiligung? Es scheint wieder eher eine antizykliche Investition der DBAG zu sein? Und der Fund V wächst! Ich persönlich werde "nie" eine meiner Aktien verkaufen.

    beste Grüße Hans-Jürgen

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    1. Nein, die einzelnen Beteiligungen der DBAG nehme ich nicht speziell unter die Lupe; ich setze hier auf das DBAG-Management und deren Track-Record. Die nächsten Quartalszahlen per 30. Juni dürften jedenfalls rasant ausfallen und sollten dem Kurs weitere Impulse geben.

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    2. aber veröffentlicht werden die Zahlen doch erst am 08. August, oder?!

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    3. Natürlich, sie müssen ja erst noch erfasst und ausgewertet werden. Laut Finanzkalender veröffentlicht die DBAG die Q3-Zahlen am 8. August.

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  4. Die Zahlen per 30. Juni stehen auf der Unternehmens-Website. Noch ist keine adhoc unterwegs und der Kurs ist noch nicht angesprungen. Bin aber nach Lektüre der Zahlen sehr zuversichtlich ...

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    1. Auch die Pressemeldung zu den Q3-Zahlen findet sich auf der DBAG-Website. Ich hatte die Zahlen ja bereits in diesem Artikel verarbeitet: "Erneute Prognoseanhebung: Deutsche Beteiligungs AG zielt auf Gewinnverdopplung".

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  5. Bei aller Euphorie, der Kurs hat auch einiges nachzuholen für Langfristanleger. Vom Hoch sind wir nun ca. 33% entfernt d.h. um wieder dort hinzukommen muss der Kurs ca. 50% steigen.
    Andererseits ist keiner Hellseher und dass der Kurs derart abschiert, war nicht zu erwarten. Und das Problem mit dem Timing kennen wir sicher alle.

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    1. Ich kann jetzt nicht ganz folgen, weshalb dieser Kommentar zur DBAG unter diesem Artikel aus August 2017 steht. Es gab in der Zwischenzeit ja einige Entwicklungen und auch entsprechende Artikel von mir zur DBAG; insofern wäre es doch besser gewesen, sich mit dem letzten/jüngsten zu beschäftigen und dort etwas zur Kursentwicklung zu sagen, oder?

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