Dienstag, 21. August 2018

Aurelius: Sell on good news, buy on better news?

Der Aktienkurs des Münchner Finanzinvestors Aurelius weist eine hohe Volatilität auf. Im letzten Jahr war es eine Short-Attacke, die den Kurs um 50% einknicken ließ, bevor er zum Jahresende seine Verluste fast komplett wettmachen konnte. In diesem Jahr stieg der Kurs bis zur Hauptversammlung auf ein neues Allzeithoch, um seitdem massiv zu korrigieren - inzwischen annähernd 25%, selbst unter Berücksichtigung des Dividendenabschlags. Dabei gab es keine negativen Nachrichten, sondern eigentlich nur Erfolgsmeldungen. Allerdings nicht mit den positiven Auswirkungen, die man bei Aurelius aus dem Vorjahr gewohnt war. Den Kursverlust könnte man daher mit "sell on good news" beschreiben. Doch das könnte sich nun ändern, denn die News werden better besser...


Die Lage, die Lage, die Lage
Aurlius weist eine überdurchschnittlich hohe Dividendenrendite auf; das klassische Muster bei solchen Werten ist, dass die Kurse in den Wochen vor der HV deutlich anziehen und danach umso stärker fallen, wenn sich die Dividendenjäger wieder verabschieden. Also teilweise deutlich über den Dividendenabschlag hinaus. Kann man z.B. in diesem Jahr auch wieder bei Lang & Schwarz beobachten. Ich habe mich in diesem Jahr diesem Muster angepasst und hatte daher die letzten Wochen einen reduzierten Bestand im Depot. Dass der Kurs soweit abrutscht, das habe ich allerdings nicht erwartet. Und ich halte den Kursrutsch inzwischen für übertrieben.

Ich habe daher vor zwei Tagen in dem starken Ausverkauf meinen Bestand zu knapp über €45 wieder aufgestockt - und heute notiert die Aktie ja auch noch auf diesem Niveau. Von einer Bodenbildung würde ich mal nicht sprechen wollen, dafür ist es zu früh. Aber ich kaufe ja auch nicht, weil ich glaube, dass der Kurs am nächsten Tag stark steigt, sondern weil ich von dem Unternehmen überzeugt bin und glaube, dass der Aktienkurs mittel- und langfristig deutlich mehr Wert ist und entsprechend höher notieren wird.

 Aurelius (Quelle: wallstreet-online.de
Bei Aurelius verhält es sich ähnlich wie bei der Deutschen Beteiligungs AG (WKN: A1TNUT),  über die ich ja heute einen ausführlichen Artikel verfasst habe ("Renaissance: Die Deutsche Beteiligungs AG blüht wieder auf"). Auch für Aurelius ist 2018 ein Übergangsjahr nach den gewinnbringenden Verkäufen der großen Beteiligungen im letzten Jahr (wie Secop und Getronics) und der hohen Bargain Purchases aus der Home Office Europe-Übernahme. Da waren bei einigen Anlegern vielleicht die Erwartung zu hoch, weil sie glaubten, solche Ausnahmejahre mit derartigen Ausnahmegewinnen würden von nun an jedes Jahr aufs Neue stattfinden. Und natürlich am besten noch pro Jahr 30% oben drauf. Aber so funktioniert das Geschäft der Finanzinvestoren nicht. Jedenfalls nicht, solange man nicht die Größe einer KKR, Carlyle oder Blackstone hat. Die sind in allen Assetklassen unterwegs und auf allen Kontinenten. Die schließen täglich große Deals ab, daher fallen auch (fast) täglich Gewinne bei Exits an. So eine "Verstetigung" des Geschäfts kann die vergleichsweise kleine Aurelius (noch) nicht bieten. Daher sind die Gewinne von Jahr zu Jahr stark schwankend.

Ich nutze die Ausverkaufskurse also zum Kauf. Aurelius notiert nahe am NAV und bietet perspektivisch Exit-Potenzial in den nächsten Monaten und Jahren. Und das Unternehmen reagierte heute auch selbst auf den Kursverfall und hat ein neues Aktienrückkaufprogramm im Volumen von bis zu €20 Mio. aufgelegt, womit man auf aktuellem Niveau innerhalb der nächsten 12 Monate rund 400.000 eigene Aktien zurückkaufen könnte. Die Aktienrückkäufe dürften sich stützend auf den Kurs auswirken. Gefällt mir sehr gut, zumal der Kurs jetzt bei €45 notiert und nicht mehr bei €60 - für jeden Euro kriegt Aurelius also mehr Aurelius-Anteile und das schafft zusätzlichen Wert für die Aktionäre. Also mich.

Disclaimer
Aurelius befindet sich auf meiner Beobachtungsliste und in meinem Depot.

4 Kommentare:

  1. Bin investiert, bleibe investiert. Die Volatilität finde ich aber schon beeindruckend. Bin von der Firma immer noch überzeugt, aber wo der "faire" Firmenwert ist kann ich nicht bewerten.

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  2. 400.000 zurückgekaufte Aktien bedeuten zwei Millionen weniger auszuzahlende Dividende. Oder sehe ich das falsch? Bedeutet das dann auch zwei Millionen mehr Gewinn?

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    1. Ne, die Dividende ist die Gewinnausschüttung - weniger Dividendenzahlung bedeutet also nicht höherer Gewinn für das Unternehmen. Aber je weniger Dividende, desto weniger Geld fließt ab und verbleibt somit im Unternehmen. Und damit verringert sich entsprechend der Buchwert/NAV weniger stark. Denn die Dividende reduziert natürlich durch den Geldabfluss den Wert des Unternehmens.

      Allerdings haben eigene Aktien, die das Unternehmen selbst hält, eine Auswirkung auf den Gewinn je Aktie. Bei der Ermittlung teilt man ja den Jahresüberschuss durch die Anzahl der ausstehenden Aktien - also durch die Zahl der Aktien, die nicht das Unternehmen selbst zurückgekauft hat. Kauf Aurelius also 10% seiner Aktien zurück, würde der Jahresüberschuss nur noch auf die restlichen 90% der Aktien verteilt werden - der Gewinn je Aktie würde also entsprechend ansteigen.

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  3. Dividende sind 1,50€ x 400.000 = 600.000
    Der Rest war 3,50€ sonderdividende.
    Der Gewinn bleibt der gleiche ...die eingesparte Dividende wird höchstwahrscheinlich an die Aktionäre weitergegeben...

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