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Mittwoch, 30. Dezember 2020

Mein Performance-Update für Dezember 2020 zu Börsen, Depot, Wikis

Der Dezember liegt hinter uns und es war erneut ziemlich volatil an den Börsen. Die Hoffnung auf ein Ende der Corona-Pandemie ist die Achse, um die herum die Börsen schwanken. Einerseits steigen die Infektions- und Todeszahlen weiter an und gehen mit Verschärfungen,  Kontaktsperren und Lockdowns einher, andererseits hat weltweit das Impfen begonnen.

So hält der Favoritenwechsel weiter an; die Börse spielt bereits die Gewinner der Post-Coronazeit, wenn ab Sommer 2021 eine weitgehende Rückkehr zum "Normalzustand" erreicht worden ist. Allerdings ist dieses Szenario noch keinesfalls sicher. Des Weiteren bekommen die Big Techs immer mehr Gegenwind, sowohl in den USA als nun auch verstärkt in China, und das trübt ihre Entwicklungsperspektiven ein. Viele Auguren setzen daher auf kleinere Technologiewerte aus der zweiten und dritten Reihe, weil diese hohes Wachstum versprechen und oft auf Übernahmephantasie mitbringen, weil die für Big Tech die vermeintlich einfachste Option sind, das eigene, abflachende Wachstum zu pimpen. Ein nicht unrealistische Annahme, da Big Tech über reichlich Cash verfügt, das irgendwie unter die Leute gebracht werden muss - und Aktienrückkäufe alleine sind keine zukunftsweisende Option, wie IBM viele Jahre vorgetrauerspielt hat.

Zeit für (m)eine Rückschau auf die Indizes, meine (nun endlich investierbaren!) Wikis und die Entwicklung meines operativen Net Worth.

Die Börsenentwicklung im Dezember

In Deutschland endete der Börsenhandel am 30.12.2020 um 14:00. Daher habe ich die zu diesem Zeitpunkt aktuellen Indexstände angesetzt, auch wenn bei den US-Börsen noch Veränderungen bis zum Monatsende möglich sind.

Die Börsen haben deutlich zugelegt und die Bären - erneut - auf dem falschen Fuß erwischt. Viele notieren an oder sogar auf ihren Allzeithochs.

• Dow Jones: +0,97% (1 Jahr: 5,43%)
• S&P 500: +2,67% (1 Jahr: 15,29%)
• NASDAQ: +4,74% (1 Jahr: 46,38%)
• DAX: +3,41% (1 Jahr: 3,40%)
• MDAX: +4,36% (1 Jahr: 7,32%)
• SDAX: +5,93% (1 Jahr: 17,11%)
• TecDAX:+2,68% (1 Jahr: 5,83%)

Sowohl im Dezember als auch auf das Gesamtjahr gesehen liegen alle Indizes im Plus. Das war im "Corona Jahr" nicht unbedingt zu erwarten; auf keinen Fall im März, als die Wirtschaft und die Börsen so richtig abstürzten.

Die deutschen Börsen haben sich im Dezember besser entwickelt als die US-Börsen, wobei dies nicht für die Techwerte gilt. In den USA war die NASDAQ am stärksten und damit bestätigte sie den Jahrestrend, denn mit 46,4% weist sie den höchsten Zuwachs aus, fast fünfmal so viel wie der Dow Jones. In Deutschland schlossen zuletzt die Techwerte am schlechtesten ab, liegen auf Jahressicht aber knapp vor dem DAX. In beiden Disziplinen waren die Nebenwerte die Top-Performer.

Meine Wikis im Dezember

Noch ganz frisch (und seit 17.12.2020 investierbar) sind meine beiden Wikis. Die schnitten so ab:

Beim Quality Investments-Wiki sind zwei Faktoren zu berücksichtigen: (1.) US-Dividenden werden dem Wiki nicht gutgeschrieben und "belasten" daher die Wertentwicklung. (2.) Der meisten Positionen sind US-Werte und damit hatte der schwache Dollar bzw. starke Euro hier einen negativen Währungseffekt auf die Kurse seit dem Start im August und auch wieder im Dezember. Nach einer Morningstar-Studie fuhren US-Anleger zwischen 2009 und 2019 wegen des starken Dollars pro Jahr durchschnittlich 0,72% an Währungsverlusten ein. Für Anleger aus dem Euro-Raum in US-Werten ergab sich hier mithin der umgekehrte Effekt, also eine Extrarendite. Seit dem Corona-Ausbruch neigt der Dollar allerdings zur Schwäche mit entsprechend negativen Auswirkungen auf "unsere" Rendite mit US-Werten. Perspektivisch dürfte der Dollar aber eher wieder zur Stärke neigen, weil die US-Wirtschaft robuster und besser aufgestellt ist als die im Euroraum. Und auch die massive Ausweitung der Geldmenge durch die FED, mit der beinahe die Weltwirtschaft mit Liquidität versorgt wurde/wird als nur die USA, wird nicht in diesem Tempo so weitergehen und sich damit eine Triebfeder für die Dollarschwäche abschwächen.

Rund vier Monate hat es gedauert, bis meine beiden Wikis endlich den Status "investierbar" erhielten und nun endlich für interesseierte Anleger zu kaufen sind*). Ich möchte mich bei den Anlegern bedanken, die mir mit ihren Investments ihr Vertrauen aussprechen und in beide Wikis zusammen bereits rund €700.000 investiert haben. Dieses Vertrauen ist für mich Verpflichtung, aber auch Ansporn zugleich und ich werde mein Bestes geben, um mit den Wikis überdurchschnittliche Renditen zu erwirtschaften.
*) Bisher sind die Wikis in Deutschland und der Schweiz gelistet; Österreich folgt mit etwa zwei Wochen Zeitverzug.

Mein Net Worth

Mein Net Worth hatte sich im Dezember weiter positiv entwickelt. Ich habe einige Umschichtungen in meinem Depot vorgenommen, wobei ich bei einigen großen US-Techwerte reduziert habe zugunsten heimischer Hidden Champions. Die unterschiedliche Performance kann man auch an der Entwicklung der Wikis absehen. Wie genau sich mein Depot per 31.12.2020 präsentiert, erläutere ich ausführlich in meinem für Anfang Januar anstehenden nächsten Investor-Update. Bis dahin wird es noch meinen obligatorischen Jahresrückblick geben und einen Jahresausblick auf 2021.

Nach herausragenden 11% Zuwachs im November hat mein operativer Net Worth im Dezember um weitere 7,75% zugelegt auf eine nun 37,37% (YTD) über dem Jahresstart. Meine anvisierte durchschnittliche Jahresperformance von 15% habe ich damit fast um das Anderthalbfache übertroffen. Diese Rendite ist die höchste, die ich seit Ermittlung meines Net Worth (2011) eingefahren habe und auch in absoluten Zahlen ist dies der größte Zuwachs, den ich in einem Jahr jemals verzeichnen konnte. Angesichts der Dramatik in Wirtschaft und Gesellschaft aufgrund der Corona-Pandemie stimmt mich das ziemlich nachdenklich. Und ich bin dankbar, dass ich und die Menschen, die mir nahestehen, bisher so glimpflich durch diese schwere Zeit gekommen sind.

Disclaimer: Habe die genannten Werte auf meiner Beobachtungsliste und/ oder in meinem Depot/ Wikifolio.

7 Kommentare:

  1. Schöne Performance ! Freue mich für dich und alle Wikifolianer.
    Auch mir macht die Diskrepanz zwischen Real-Wirtschaft und der Entwicklung (mancher) Aktienkurse Sorgen. Dazu kommen Bewertungen, welche ich mir auch sonst nicht mehr erklären kann. Wie bei Tesla. Oder Apple. Bin gespannt auf deinen Jahresausblick. Feier gut ins neue Jahr !

    Gruß
    Roland

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  2. Hallo, erstmal Glückwunsch zum Erfolg. Aber ich muss mal ganz empört nachfragen: Du schreibst, dass L&S USD Dividenden nicht gutschreibt. Heißt das, wenn ich ein Zertifikat auf ein Wikifolio kaufe, steckt sich L&S meine Dividenden in die Tasche? Das grenzt ja an Betrug. Betrifft das nur US Dividenden oder Dividenden generell? Wenn das wirklich so sein sollte, dann werde ich niemals mehr in Wikifolios investieren. Gibt ja auch noch mindestens einen weiteren kundenfeindlichen Aspekt, nämlich den Reset der High Water Mark am 1.1. - letzteres würde ich ggf. akzeptieren, aber Dividenden zu unterschlagen, geht gar nicht. Gruß Andreas

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    1. Moin Andreas,
      ein investierbares Wiki enthält ja nicht die jeweiligen Aktien direkt, sondern ist ein börsennotiertes Indexzertifikat, das das Wiki nachbildet bzw. dessen Kursverlauf widergibt. US-Dividenden können seit 2017 nicht mehr berücksichtigt werden, weil die USA damals die Gesetzeslage geändert haben, um Betrug bei der Quellensteuer zu verhindern (Infos hier). Bei der Gutschrift virtueller Dividendenerträge aufgrund von deutschen Aktien, die über einen Dividenden-Stichtag virtuell in einem wikifolio geführt wurden, werden aktuell 85% der Bruttodividende gutgeschrieben. Damit wird ein Dividendenabschlag in Höhe von 15% berücksichtigt.

      Es steckt sich also nicht Wikifolio die Dividenden in die Tasche. Aber es macht keinen Sinn, z.B. ein Wiki für BDCs mit ihren überwiegend zweistelligen Dividendenrenditen aufzulegen. Und auch ein Techwiki ohne Dividendenzahler hat einen Vorteil ggü. einem Wiki mit Werten, die regelmäßig um die 3% Dividende ausschütten.

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    2. Hallo Michael, danke für die Erläuterung. Ich gehe aber davon aus, dass L&S die Wikis nachbildet, um keine offene Risikoposition zu fahren, die dann viel teures, regulatorisches Kapital kosten dürften. Andernfalls wäre es ja auch gar keine Problem, marktenge Werte in ein Wikifolio zu kaufen, und ich erinnere mich doch an Diskussionen, dass das Levermann-Wiki den Markt bewegt hätte...

      Und eben weil L&S die Wikis mit echten Aktien oder Derivaten replizieren dürfte, glaube ich auch dass sich L&S eben die Dividenden in die eigene Tasche steckt (wo sollte die Dividende auch sonst landen), und das finde ich inakzeptabel. Ob es keine steuerliche angemessene kundenfreundliche Regelung gibt, kann ich aber leider gar nicht beurteilen. Aber gut, wenn das nur für USD-Werte der Fall ist, kann man ja entsprechende Wikis vermeiden. Danke und Dir weiter viel Erfolg und einen guten Rutsch! Andreas

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  3. Sagt mal Leute und allen voran Michael,

    ist euch mal in den Sinn gekommen ( wie mir die letzten Wochen, als ich so über die Power-Kurse nachgedacht habe), dass wenn sich eine immer größere Menge auch in Deutschland den Aktien zuwendet. Dass es bei der Nachfrage ja automatisch einen zumindest relativ gesehen höheren Kurs der einzelnen Stocks geben müsste.

    Soll heissen, wenn Unternehmen A fair bewertet ist auf Niveau X und dann 5% ( wohl Weltwirtschaftlich gesehen etwas übertrieben ) neu in den Markt kommen und Aktien von Unternehmen A kaufen. Dass dann nur duch die Nachfrage der Neuerwerbungen und weniger der normal ca im Markt befindlichen Teile von Aktionären und Anlegern, die Kurse steigen?
    Ich lese immer wieder von Bubble in Bitcoin, Bubble in den Techmärkten, Bubble hier und dort.
    Aber ich denke bei steigender Nachfrage, größer werdenden Bevölkerungen und einer sich völlig umkrempelnden Welt sind wir an einem Tipping Point angekommen, der wohl in 10 Jahren retrospektiv gesehen, so meine Schätzung sagen wird: "Hey meine Kurse von 2020/2021 waren richtig winzig, gemessen am wirtschaftlichen Background und den Zahlen dem FFO oder FCF von heute.

    Ja es wird die Zukunft gehandelt und bei Bitcoin oder Tesla war es teils absurd. Wenn ich mir aber denke, dass alles das sagen wir mal Anzeichen wären, dass sich diese Firmen, Konstrukte wie die Blockchain etc als Standard durchsetzen werden, sind die Bewertungen meines Erachtens nach eher noch im Rahmen. Auch wenn man ja bei dz.B den Kryptos nciht weiss, wie das Spiel in 5 Jahren mit den Zentralbanken, ihren digitalen Währungen und den vielen Kryptos wird. Und hat man erstmal eine gewisse Spanne durchgehalten sinkt proportional gesehen meiner Meinung nach das Risiko, dass sich die Meute abwendet, solange es ein Licht am Ende des Tunnels gibt.

    Zuletzt mal von mir ein Danke Michael für deine Zahlen, dein Wiki, deine ausdauernden Berichte und Kurzanalysen. Ich schrieb dass schon bei den Kollegen Kramer und Röhl und meine das genauso bei dir: Du gehörst für mich zur Elite der Finanzblogger und das nicht durch hippe Titel und Fancy CLickbait. Sondern durch seriöse teils nischige und immer interessante, gehaltvolle und manchmal sogar lustig-ironische bisweilen auch sarkastischen Artikel zu Firmen, Investoren, Marktlagen etc.

    Danke und weiter so. Ein gutes Neues Jahr 2021, gute Geschäfte und gute Gesundheit für dich und deine Familie. Im übrigen gilt das für alle hier. Die Community ist ein alles in Allem ziemlich umgänglicher und vielfältiger Haufen :)

    DANKE und WEITER SO !

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    1. Ja, natürlich. Wie Kostolany sagte: "An der Börse hängt alles von einer einzigen Sache ab: ob es mehr Dummköpfe als Papiere oder mehr Papiere als Dummköpfe gibt." --- allerdings liegt dieser Effekt weniger an der Anzahl von Personen als an Liquidität am Markt, und aufgrund der niedrigen Zinsen und dem Mangel an Alternativen ist in den letzten Jahren soviel Geld wie noch nie in die Aktien- und Immobilienmärkte geströmt, mit der in den letzten Jahren beobachteten Asset-Inflation. Sollte mal die Inflation wiederkehren und sollten in dem Zuge die Zinsen auch nur um wenige Prozent steigen, wird sich das umkehren.

      Da ein Unternehmenswert letztlich immer die diskontierten Cashflows der Zukunft ist, würden steigende Zinsen insbesondere solche Aktien schwer treffen, deren Wert von der fernen Zukunft dominiert wird (z.B. Tech-Unternehmen, die aktuell Verluste oder kaum Gewinne machen, denen aber stark steigende Einnahmen prognostiziert werde) -- eben weil um ein paar Prozent steigende Zinsen die abdiskontierten Werte derer fernen Cashflows wesentlich mindern würden - ganz einfache Mathematik. Gruß, Andreas

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    2. Im Grunde sind es drei Faktoren: Liquidität, Zinsniveau und Anlagenotstand. Der dritte Faktor entsteht durch die beiden ersten, da mehr Kapital vorhanden ist und nach Rendite lechzt. Dadurch wird das Risiko (Zins ist ja der preis für Risiko) immer stärker ausgeblendet und auch Assets, die eigentlich (zu) hohe Risiken bergen, werden zu niedrigen Preisen mit Liquidität versorgt. Der negative Nebeneffekt hieraus, dass eine eigentlich notwendige, gesunde und wünschenswerte Marktbereinigung nicht stattfindet, da selbst "Mist" weiterhin finanziert wird. Wodurch letztlich auch Fortschritt und Innovation ausgebremst wird, weil eigentlich schon totgerittene Geschäftsmodelle weiterhin künstlich am Leben gehalten werde und so den Erfolg der Erfolgreiche(re)n bremsen. Unendlich kann es so also nicht weitergehen...

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