Mittwoch, 21. Juli 2021

Und jährlich grüßt das Murmeltier: Funkwerk muss die Prognosen anheben. Mal wieder...

Funkwerk hielt gestern seine virtuelle Hauptversammlung ab und dabei gab es wie üblich auch Einblicke in den bisherigen Verlauf des Geschäftsjahrs. Und es kam, wie es es immer kam, seitdem Kerstin Schreiber CEO des in den Bereichen Zugfunk, Fahrgastinformationssysteme und Videosicherheit tätigen Unternehmens aus Kölleda ist (selbst im Coronajahr 2020): die Jahresprognosen erwiesen sich als zu konservativ und wurde deutlich übertroffen.

Der Aktienkurs hat sich seit meinem Einstieg 2016 bei €2,30 wie an der Perlenschnur gezogen nach oben bewegt und damit den Weg des Unternehmens aus der Turnaroundsituation zurück in die nachhaltige Erfolgsspur "nur" nachvollzogen - von dem starken Kurseinbruch im Frühjahr des Coronajahrs 2020 einmal abgesehen. Aber auch der wurde schnell wieder verdaut, sowohl was das Geschäft als auch den Kurs angeht. Und bleibt sich Funkwerk weiterhin treu, dürfte dies nicht die letzte Prognoseanhebung gewesen sein...

Schauen wir also auf den Verlauf des Jahres 2021, wie er sich Ende Mai darstellte:

Die Umsatzerlöse stiegen ggü. dem Vorjahreswert am 31.05.2020 um 22,5% auf €44,1 Mio., das operative EBITDA um 68,9% auf €10,3 Mio., das operative Betriebsergebnis um 77,4% auf €9,4 Mio. und das EBT um 76,9% auf €9,2 Mio. Euro.

Der Auftragseingang legte um 18% auf €48,8 Mio. zu, während der Auftragsbestand mit €81,4 Mio. um -0,2% gegenüber dem 01.01.-31.05.2020 zurückging.

Beim Vergleich ist natürlich zur berücksichtigen, dass das erste Quartal des Vorjahres im Februar und März durch den starken Coronaeinbruch geprägt war und man deshalb die Wachstumsraten nicht einfach auf das Gesamtjahr fortschreiben kann.

Die erhöhte Prognose

Funkwerk rechnet aufgrund des starken Geschäftsverlaufs nun mit Erlösen zwischen €112 und €118 Mio. nach bisher €105 bis €110 Mio. - einer Steigerung von 7% bezogen auf den Mittelwert der Prognosen. Gegenüber den Zahlen von 2020, die einen Umsatz von €102 ausweisen, wäre der Mittelwert von €115 Mio. beinahe 13% höher.

Das Ergebnis sollte entsprechend ebenfalls zulegen. Nach den ersten 5 Monaten 2021 lag das EBIT bei €9,4 Mio., so dass nach der Erhöhung der Umsatzprognose das EBIT für das Gesamtjahr deutlich über €25 Mio. liegen sollte.

Meine Einschätzung

Ende April, nachdem das Unternehmen seinen Geschäftsbericht 2020 vorgelegt hatte, gab ich folgende Einschätzung ab: "Wir sehen eine auf über 20% erhöhte EBIT-Marge. Und das dürfte keine Eintagsfliege sein, denn die höchsten Margen erzielt Funkwerk im Segment Funksysteme, dessen Umsatzanteil steigt. (...) Wir sehen eine EBIT-Prognose des Vorstand für 2021 von rund €20 Mio, doch wenn sich der Vorstand "nur" in gleichem Maße wie in den Vorjahren verschätzt, dann dürfte das EBIT real am Jahresende bei €25 Mio. durchs Ziel gehen. (...) Ich bin daher überzeugt, dass Funkwerk spätestens zum Herbst seine Jahresprognosen erhöhen müssen wird".

Quelle: wallstreet-online.de
Und genauso kam es jetzt, genauso wie schon in den letzten Jahren: Funkwerk stapelt(e) gewohnt tief und übererfüllt konsequent. Dabei ist die Bilanz nicht mit Goodwill aufgebläht, sondern weist eher sehr üppige Rückstellungen auf. Ich gehe davon aus, dass diese zumindest teilweise in den nächsten Jahren ergebniswirksam aufgelöst werden müssen und sehe diese Rückstellungen somit ein Stückweit als zusätzliche Sicherheitsmarge sowie Ergebnispotenzial an.

Im Frühjahr, in positiver Erwartung des Geschäftsberichts 2020, habe ich bei unter €23 meinen Funkwerk-Bestand noch einmal etwas aufgestockt, so dass zusammen mit dem deutlichen Kursanstieg von knapp 20% Funkwerk per 30. Juni die größte Position in meinem Depot war. Und ist.

Im April kam ich zum Fazit: "Kurse von €24 werte ich daher als Schnäppchen - obwohl sie gerade ihren Höchstkurs aus 2007 ansteuern, der bei rund €26 lag. Bis zum Allzeithoch aus 2001 bei €40 ist aber noch reichlich Luft. Fundamental wäre ein Kurs von €40 je Funkwerk-Aktie allerdings durchaus gerechtfertigt". Daran hat sich nicht geändert, ein Kurs von €40 wäre mehr als gerechtfertigt. Und auch wenn das Kurspotenzial nun nicht mehr 67% beträgt wie noch Ende April, sind auch 43% nicht zu verachten. Zumal wir davon ausgehen können, dass Funkwerk (1.) auch künftig übererfüllen wird und (2.) weitere aussichtsreiche Übernahmen auf dem Schirm hat, um sein Geschäftsfeld sinnvoll zu ergänzen - auch in Richtung Software.

Funkwerk ist und bleibt daher eines meiner attraktivsten Nebenwerteengagements und eine Kernposition in meinem Depot. Ein deutlich besseres Chance-Risiko-Verhältnis zu finden, dürfte ziemlich schwer fallen...

Disclaimer: Habe Funkwerk auf meiner Beobachtungsliste und/oder in meinem Depot/Wiki.

3 Kommentare:

  1. Für Neueinsteiger ist es nicht so interessant wie für langjährige Aktionäre. Da fühle ich mich mit SBF mindestens genauso wohl.

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    1. Woran machst Du fest, dass SBF für Neueinsteiger interessanter ist als Funkwerk, Martin?

      Am Aktienkurs - Funkwerk steht dreimal so hoch wie SBF?

      Oder an der Performance der letzten Jahre - ich habe beiden Aktien schon seit 2011 in ihrer Turnaroundphase und mit Abstand von 5 Monaten gekauft; die Rendite ist mit 61,3% (FW) und 58,2% (SBF) p.a. bei beiden überragend?

      Oder an der Kursentwicklung der letzten Zeit, wo SBF deutlich rückläufige war (dank der Kapitalerhöhung), während Funkwerk in den letzten Wochen spürbar gestiegen ist?

      Oder an bestimmten Aussichten in der Branche bzw. dem jeweiligen Unternehmen?


      Ich hab sogar mal gedacht, dass SBF für Funkwerk eine interessante Erweiterung des Angebotsspektrums sein könnte. Genügend Geld hätte Funkwerk und SBF hat mit der Elber GmbH ja einen Mehrheitsaktionär, der seine Anteile verwässern lassen möchte. Wäre ja vielleicht ein interessanter Schritt - aber das ist nur eine Überlegung am Rande.

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    2. Naja, ich habe nur die 43% Kurspotenzial mit SBF ins Verhältnis gesetzt. Da hoffe ich doch auf mehr als 43%. Das wird aber wohl noch was dauern. Momentan stagniert die Aktie ziemlich. Für ein Invest in Funkwerk fehlt mir gerade Cash. Und das Depot ist schon sehr nebenwertelastig.

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