Donnerstag, 19. August 2021

Coinbase: Mit Kryptowährungen sicher Geld verdienen?!

Die führende Kryptobörse Coinbase Global ging Mitte April als Direktplatzierung an die Börse und erlöste dabei rund $3 Mrd. Referenzkurs war $250, der erste Kurs lag bei $381, der höchste bei $430 und der Schlusskurs bei $328. Danach ging es erstmal bis Mitte Mai bergab und seitdem hat sich bei $220 ein Boden gebildet. Mit den aktuell aufgerufenen $245 bzw. €205 kommt die Krypto-Handelsplattform auf einen Börsenwert von rund $54 Mrd. In der letzten Finanzierungsrunde vor dem Börsenlisting wurde Coinbase noch mit $8 Mrd. bewertet und verglichen mit einem Umsatz von $2 Mrd., den Coinbase im zweiten Quartal umsetzte, ist dies eine atemberaubende Bewertung – selbst wenn der Umsatz um mehr als 1.000% gesteigert wurde im Vergleich zum Vorjahresquartal.

Ich bin ja nicht gerade ein Fan von Kryptowährungen, doch das bedeutet nicht, dass ich nicht bereit wäre, daran "richtiges" Geld zu verdienen. Coinbase zählt Elon Musk zu seinen Kunden und hat in Cathie Wood von ARK Invest einen großen Fan; sie hat im zweiten Quartal ordentlich Aktien für ihre ETFs ARK Innovation, ARK Fintech Innovation und ARK Next Generation Internet gekauft.

Das allein macht Coinbase natürlich nicht zu einem guten Investment, trotz aller Wachstumsphantasie. Es gibt schon noch weitere Faktoren, weshalb ich mich auf diese Fintech-Spekulation eingelassen habe...

Ende 2020 lagen 11,1% aller weltweiten Krypto-Assets auf Konten von Coinbase. 2019 waren es noch 8,3% und 2018 4,5%. Das ist schon beachtlich. Und der Boom bei Kryptowährungen, vor allem beim Bitcoin, der immer neue Rekorde erzielt, fachte die Nachfrage stark an.

Ende des 2. Quartals war die Zahl der monatliche aktiven Nutzer (MAU) um 8,8 Mio. angestiegen, ein Plus von 44% ggü. dem Vorjahresquartal. Inzwischen nutzen mehr als 9.000 Finanzinstitutionen die Dienste von Coinbase und soeben hat man die Expansion nach Japan bekanntgegeben, bei der man mit Mitsubishi UFJ Financial zusammen arbeitet. 

Und in Deutschland ist man nun noch aktiver. Denn die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat Coinbase im Juni die in Deutschland erste Kryptohandels- und -verwahrlizenz erteilt. Damit ist Coinbase Germany das erste Unternehmen, das Handeln und Verwahren von Kryptowährungen unter der Aufsicht der BaFin anbietet, was für die Kunden eine zusätzliche Sicherheit bietet.

Quelle: wallstreet-online.de
Das Handelsvolumen, das im zweiten Quartal über Coinbase abgewickelt wurde, stieg im Jahresvergleich um 1.500% auf $ 462 Mrd. (€394 Mrd.): ein Anstieg um 38% gegenüber dem 1. Quartal. Coinbase ist extrem profitabel und weist für das zweite Quartal einen Nettogewinn von $1,6 Mrd. aus und damit 4.900% mehr als im entsprechenden Vorjahresquartal. Die Umsätze wuchsen um über 1.000 Prozent auf $2,0 Mrd. 

Je mehr Kunden und je aktiver diese sind, desto besser für Coinbase und auch die hohe Volatilität des Bitcoin oder von Ethereum hilft. Um den IPO-Zeitpunkt herum lag der Bitcoin bei rund $63.000 und stürzte danach um mehr als die Hälfte auf $30.000 ab. Inzwischen hat er sich wieder berappelt und ringt mit der Marke von $45.000.

Coinbase verdient an jeder Transaktion auf seiner Plattform 0,5% und generiert 96% seiner Einnahmen aus solchen Transaktionsgebühren.

Pros

Für die Bullen liefert Coinbase die Hacken und Schaufeln für den Krypto-Währungsboom. Man hat eine etablierte Marke, den First-Mover-Vorteil und bereits eine starke und etablierte Marktposition. Die sich häufenden Betrugsfälle bei Kryptobörsen, bei denen Anleger um Millionen geprellt wurden, spielt den Etablierten Adressen in die Karten, zu denen im Kryptomarkt auch  Coinbase zählt. 

Contras

Amazon-Gründer Jeff Bezos sagte einmal: "Deine Marge ist meine Chance". Diese ist für Coinbase Segen und Fluch zugleich. Momentan fährt man satte Gewinne ein, doch Wettbewerber könnten mit niedrigeren Transaktionskosten punkten. Dabei gibt es kaum Markteintrittsbarrieren und Konkurrenten stellen nicht nur Krypto-Börsen dar, sondern auch Banken und Fintechs. So haben Square und PayPal bereits den Handel mit Kryptowährungen eingeführt und auch das Bezahlen mittels Kryptowährungen wird dort zur Option.

Und dann sind da noch Joe Bidens Steuerpläne, die für Einkommen ab $1 Mio. beinahe eine Verdopplung des Steuersatzes vorsehen. Das lastet auf dem gesamten Sektor und könnte sich dem entsprechend negativ aus Coinbase auswirken.

Meine Einschätzung

Coinbase ist ein disruptives Fintech und Marktführer bei den Kryptobörsen. Es ist eine gute Möglichkeit, am Boom der Kryptowährungen teilzuhaben, ohne direkt in Bitcoin & Co. investieren zu müssen. Es ist einerseits ein Investment in ein etabliertes, stark wachsendes Geschäftsmodell mit erwiesenem Burggraben, andererseits auch eine Spekulation auf eine Fortsetzung der Beliebtheit von Kryptowährungen bei privaten Anlegern. Der Erfolg zieht Wettbewerber an, unter denen etablierte Player wie PayPal/Venmo oder Square zu den größten Herausforderern zählen.

Ich habe mich für eine kleine Position in Coinbase als Depotergänzung entschieden im Rahmen meiner Fintech-Spekulationen.

Disclaimer: Habe Amazon, Coinbase, PayPal, Square auf meiner Beobachtungsliste und/oder in meinem Depot/Wiki.


Ergänzung vom 20.08.2021, 17:53

Coinbase will über $500 Mio. in Kryptowährungen investieren

Coinbase-CEO Brian Armstrong gab bekannt, dass Coinbase künftig 10% seiner Gewinne in verschiedene Kryptowährungen investieren werde und zwar über $500 Mio. Armstrong ergänzte, er gehe davon aus, dass der Prozentanteil später steigen werde, wenn der Kryptomarkt weiter gereift sei.

CFO Alesia Haas erklärte, Coinbase werde das erste börsennotierte Unternehmen sein, das neben Bitcoin auch Ethereum, Proof of Stake-Assets, DeFi-Token und viele andere Krypto-Assets, die auf der Coinbase-Plattform gehandelt werden, kaufen und in seine Bilanz nehmen würde.

5 Kommentare:

  1. Lesenswert dazu ist auch https://www.high-tech-investing.de/post/coinbase-aktie-besser-als-bitcoin - dort werden insbesondere die 9.000 Finanzinstitutionenkunden sehr positiv gewertet

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  2. Binance ist der echte disruptive Markt- und Technologieführer und dir größte Krypto-Börse nach Volumen.

    Binance verlangt nur 0,1% Gebühren und hat sehr viel mehr Kryptos zur Auswahl als auch andere Möglichkeiten ( Krypto lending, Staking, ICO, P2P Trading,...)

    Leider kann man keine Binance Aktien kaufen, sondern nur den (überaus erfolgreichen) Krypto-Token BNB.


    Ich kaufe und verkaufe meine Kryptos nur auf Binance.
    Coinbase ist für mich zu teuer und zu rückständig.

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    1. Sehe ich ähnlich. Allerdings ist Binance die letzten Wochen stark unter Beschuss geraten. In einigen Ländern musste die Plattform den Betrieb einstellen bzw. Auszahlungen stoppen. Der regulatorische Druck könnte zukünftig weiter steigen.
      Denke schon, dass der 0815-Bürger hier eher zu Coinbase tendiert, auch wenn die Gebühren deutlich höher sind.

      Ich persönlich favorisiere allerdings KuCoin.

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    2. Interessantes Video zu dem Thema: Coinbase vs. Binance: Wer macht das Krypto Rennen?
      https://www.btc-echo.de/videos/kommentar/coinbase-vs-binance-wer-macht-das-krypto-rennen-freitagskommentar-122857/

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  3. Hallo Michael,

    hast du (als deutscher Nebenwerte"Guru") :-) dich mal mit der BitcoinGroup beschäftigt? M.E. einiges günstiger bewertet. Nicht auf eine Kryptowährung festgelegt. Ggf. ein Übernahmekandidat. Eigener ordentlicher Bitcoinbestand in den Büchern. Qualitativ dafür natürlich nicht vergleichbar...

    Wo liegen die Probleme des Unternehmens? Warum ziehen sie nur bedingt mit den Kryptowährungen mit? Gibt es hier vielleicht Wissende? (Ich bin es definitiv nicht, besitze keine Kryptowährungen und hatte wie Michael angedacht, dieses Feld über die "Schaufelhersteller" abzudecken...)

    Danke und Grüße, JK

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