Sonntag, 29. August 2021

Kissigs Kloogschieterei: Kurze Gedankenspiele über die Reform der DAX-Familie, das Non-Event der US-Notenbanksitzung und natürlich wieder mal den China-Crackdown

Die Börsen standen in der letzten Woche ganz im Bann der US-Notenbank, doch am Ende verkündete Jerome Powell nur, was ohnehin erwartet worden war: die FED könnte bereits Ende 2021 damit beginnen, ihre Anleihekäufe etwas zu reduzieren, aber das sei keinesfalls ein Signal für bald steigende Zinssätze. Das Wiederaufflammen des Infektionsgeschehens bremse Konjunktur und Arbeitsmarkt und damit auch inflationäre Tendenzen. Und auch die weiter zunehmenden Unterbrechungen der globalen Lieferketten würden sich bremsend auf die Wirtschaftsleistung auswirken, wenngleich hier Preiserhöhungen zu verzeichnen wären. Woraus insgesamt abzuleiten ist, dass die FED die US-Konjunktur weit entfernt sieht von einer Überhitzung und deshalb eher beobachten als handeln will. Also alles beim Alten?

Die Börsen hörten das gewünschte "Weiter so" und so notieren die Aktienkurse weiter am oder auf Höchststand. Der Dow Jones legte moderat zu, der S&P um über 2% und der NASDAQ sogar um knapp 4,5%, weil vor allem Technologie- und Wachstumswerte gefragt waren. Dabei überwand er erstmals die Marke von 15.000 Punkten. Ähnlich lief es für DAX und TecDAX, wenngleich hier der Zuwachs geringer ausfiel.

Der DAX selbst steuert am 3. September auf seine Erweiterung auf 40 Werte zu und neben Airbus dürften meine Depotwerte HelloFresh und Zalando in Deutschlands Flaggschiff-Index aufsteigen. Dabei werden die 10 Neueinsteiger zusammen weniger als 15% Gewicht am DAX40 haben, so dass man keine revolutionär andere Kursentwicklung erwarten sollte als beim bisherigen DAX30. Das wird erst mit der Zeit passieren, wenn die neuen Werte sich langsam ein höheres Gewicht erkämpft haben sollten.

Im Gegenzug wird der MDAX von 60 auf 50 Werte verringert, was zu bedauern ist. Denn der "große Nebenwerteindex" hat über die Jahre deutlich besser abgeschnitten als der DAX und wird nun an Bedeutung verlieren. Als potenzieller Aufsteiger kommen hier Hypoport und Jungheinrich in Betracht, während Shop Apotheke um ihren Verbleib zittern muss.

Und dann gibt ja noch den "kleinen Nebenwerteindex" SDAX, der 2018 auf 70 Werte erweitert worden war und der sich am besten von den dreien entwickelt hat. Während Shop Apotheke hierein absteigen könnte, winkt dem Cybersecurity-Spezialisten Secunet Security Networks der Wiederaufstieg. Hier bin ich schon einige Zeit investiert, habe das aber hier im Blog noch nicht angesprochen und den Wert auch nicht auf meine Beobachtungsliste genommen. Ein Versäumnis, denn Secunet ist einer der langfristigen Top-Performer unter den deutschen Nebenwerten und verglichen mit seinen US-Wettbewerbern "spottbillig" (man beachte das Kurs-Umsatz-Verhältnis).

In China stehen die Zeichen weiter auf Sturm. Nach einer zwischenzeitlichen Erholungsrallye, vor allem bei den Technologieschwergewichten, kehrte schnell wieder Ernüchterung ein. Der Hang Seng-Index büßte weitere 1,5% ein und liegt nun beinahe 50% unter seinem Höchststand vom Februar. Chinas KP verstärkt den Griff nach den Großkonzernen und sichert sich an diesen kleinere Beteiligungen. So sollen von der Regierung gelenkte Beteiligungsgesellschaften zuletzt bei der Tiktok-Mutter Bytedance mit 1% eingestiegen sein. Mit diesem Schritt sichert sich Peking Einfluss, aber vor allem Kontrolle über die Informationen, die die Unternehmen ggf. an ausländische Behörden herausgeben. Ein zentraler Kriegsschauplatz, vor allem mit den USA. China plant wohl sogar, heimischen Unternehmen einen Börsengang in den USA zu verbieten, falls deren Geschäftsmodell auf großen Mengen sensibler Verbraucherdaten basiert. Betroffen wären voraussichtlich vor allem Unternehmen mit Tech- und Internet-Bezug.

Während China-Aktien also weiter leiden, erstürmen die US-Aktien neue Höchststände dank der Aussicht auf weiterfließendes billiges Geld. Europas Börsen hängen sich an die US-Werte dran und profitieren davon, dass die EZB kaum einen anderen Kurs als die FED fahren können wird. Die Maxime lautet: "Spekuliere niemals gegen die Notenbanken", denn wie Stanley Druckenmiller feststellte: "Es ist die Liquidität, die die Märkte bewegt". Es sei denn, Du bist George Soros und kannst mit Deinen Milliarden das britische Pfund in die Knie zwingen - und auch dabei führte eigentlich Stanley Druckenmiller Regie, aber das ist eine andere Geschichte...

1 Kommentar:

  1. Was kann schon schiefgehen bei den Geld-Druck-Orgien?

    Schön, dass wieder was zu Geldpolitik und Marktgeschehen von dir kommt !

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