Montag, 15. November 2021

Kissigs Aktien Report: Zinsen, Inflation, Lieferkettencrash – welche Aktien man jetzt kaufen sollte - und welche nicht

Im Rahmen meiner Kooperation mit dem "Aktien Report" von Armin Brack nehme ich mir in unregelmäßigen Abständen interessante Unternehmen vor. Die Ausgaben des "Aktien Reports" und/oder "Geld Anlage Reports" erreichen ihre Leser samstags kostenlos und "druckfrisch" im Email-Postfach und man kann sich ▶ hier beim "Geld Anlage Report" anmelden. Bonbon für die Leser meines Blogs: einige Tage später darf ich die Analysen dann auch hier veröffentlichen.

Aktien Report Nr. 65 vom 03.11.2021

Zinsen,Inflation,Lieferkettencrash: Welche Aktien man jetzt kaufen sollte und welche nicht

Wir leben in unsicheren Zeiten, während die Aktienkurse nahe ihren Allzeithochs notieren. Das ist natürlich ein Widerspruch, jedenfalls auf den ersten Blick.

Zunächst einmal muss man erkennen, dass immer unsichere Zeiten herrschen. Ob Vietnamkrieg, die Kuba-Krise, Kennedy-Attentat, Watergate, linksgerichteter Terror von RAF, Rosa Brigaden oder PLO, Ölkrise, das Zerbrechen des Ostblocks mit dem Fall der Berliner Mauer und anschließender Wiedervereinigung Deutschlands, Einmarsch des Irak in Kuwait, islamistischer Terror, Finanzkrise, Annektion der Krim durch Russland oder Corona-Pandemie, es gibt immer berechtigte Sorgen um die Zukunft. Anders gesagt: es gibt immer eine Wand voller Sorgen und immer klettern die Aktienkurse an dieser Wall of Worry hinauf.

"Ich bin mir ziemlich sicher, dass in zwölf Monaten die heutigen Sorgen durch neue Sorgen ersetzt sein werden."
(Bill Miller)

Momentan treiben uns Sorgen über die anziehende Inflation um, die stark steigenden Energiepreise, die nur schleppend vorankommende Impfkampagne, die nicht minder schleichende Bekämpfung des globalen Klimawandels, die nachlassende Konjunktur, der leergefegte Arbeitsmarkt, die drohende Zinswende und natürlich die weltweiten Störungen der Lieferketten mit all ihren negativen Auswirkungen.

An Sorgen mangelt es uns nicht, an Bedenkenträgern und Crashpropheten auch nicht. Und wenn wir uns die einzelnen Aktienwerte ansehen, dann haben wir auch keinen Mangel an Aktien die 25 oder 50 oder 75 Prozent unter ihren Höchstständen notieren. Obwohl die Aktienindizes auf Allzeithochniveau balancieren.

Es kommt drauf an

Die Erklärung liegt auf der Hand: die Börsenindizes sind geprägt von einigen dominanten Branchen und Aktien, die alle anderen in den Schatten stellen. Das war auch früher schon so, als Eisenbahnaktien dominerten oder Computerfirmen oder Banken oder Ölwerte. In jeder Epoche gab es Branchen, die ihr den Stempel aufgedrückt haben. Aber noch nie in dieser Dominanz, wie wir es in den letzten 25 Jahren erlebt haben.

Mitte der 1990er Jahre gab es einen Hype um Biotechnologieunternehmen und die Kurse stiegen ins Unermessliche. Der Hype verendete wie die meisten und ließ reichlich Luft ab. Heute sind nur noch einige wenige der damaligen Börsenstars am Leben, wie Amgen, Biogen oder Gilead, und sie haben ihrerseits viele Wettbewerber geschluckt.
 
Ende der 1990er Jahre folgte der Internethype samt "New Economy". Angeblich sollten durch das Internet alle bestehenden Wirtschaftsgesetze außer Kraft gesetzt werden. Was natürlich nicht passierte und die euphorisierten Anleger lernten eine uralte Lektion aufs Neue. Denn jede bahnbrechende neue Entwicklung löst den irrigen Gedanken aus, von nun an würde sich die Welt in anderen Bahnen bewegen. Doch das passiert niemals. Die ganzen hochfliegenden Startups, deren Geschäftsmodell keine Chance auf Erfolg hatte, gingen reihenweise Pleite und rissen auch die aussichtsreichen Wettbewerber mit in den Kursabgrund. Zu diesen gehörten Microsoft, Amazon, Apple, die heute, 20 Jahre später, zu den wertvollsten Unternehmen der Welt mit Börsenbewertungen von über einer, teilweise über zwei Billionen Dollar zählen.

Bahnbrechende Entwicklungen

Sie stehen für die digitale Transformation unserer Gesellschaft. Im Jahr 2000 war das nur eine Idee von einer möglichen Zukunft und diese Vision wurde abnormal teuer bepreist. Spätestens seit dem Ende der Finanzkrise 2008/09 erleben wir allerdings, dass diese Vision immer mehr und immer schneller Wirklichkeit wird. Und das nicht unter Außerkraftsetzen der Wirtschaftsgesetze, sondern unter ihrer Befolgung.

Der Unternehmensgewinn ist zwar nicht mehr der entscheidende Bewertungsfaktor, aber nun haben operative Gewinne und positive Cashflows seine Rolle übernommen. Stark wachsende Unternehmen werden danach eingeschätzt, ob sie dauerhaft profitabel arbeiten können.

Natürlich haben die latent niedrigen Zinsen und die völlig enthemmte Geldversorgung der Märkte durch die Notenbanken ihren Teil dazu beigetragen, dass die Börsenkurse so explodiert sind und dass auch unprofitable Geschäftsmodelle (zu) lange mit Geld vollgepumpt werden. Aber im Grunde haben sich über die Jahre einige wenige große Dominatoren durchgesetzt, die weltweit die Wirtschaft, die Gesellschaft und die Börsenkurse bestimmen.

Zu den wertvollsten Unternehmen der Welt gehören heute Apple, Microsoft, Saudi Aramco, Tesla, Alphabet, Facebook (jetzt: Meta Platforms). Sie dominieren die US-Börsenbarometer Dow Jones, S&P 500 und NASDAQ, aber auch den MSCI World.

Unternehmen, die zweistellige Milliardenbeträge an Jahresgewinn ausweisen, enorme Cashpolster angehäuft und milliardenschwere Aktienrückkaufprogramme lanciert haben. Sie erzielen prozentual deutlich zweistellige Wachstumsraten beim Umsatz und da eine neue Generation von Anlegern erkannt hat, dass sie ihre Rentenlücke durch eigenes aktives Sparen schließen muss, um nicht in Altersarmut zu versinken, fließt immer mehr Geld in Index- und Aktienfonds. Und damit vor allem in die ohnehin hoch gewichteten Aktienwerte von Apple, Microsoft, Alphabet, Tesla & Co.

Lieferkettenstörungen

Einige wenige dominieren und profitieren, während eine Vielzahl von Unternehmen mit den realen Problemen der Wirtschaft, der Pandemie, steigenden Zinsen, Löhnen und Inflation zu kämpfen hat. Deren Aktienkurse leiden entsprechend.

Wenn die Containerschiffe im Stau stehen vor den Häfen, wenn die Waren auf den Weltmeeren parken und nicht transportiert werden, dann löst dies große Probleme aus, gerade jetzt im anstehenden Weihnachtsgeschäft. Mode ist Saisonware und das meiste davon wird in Asien gefertigt. Und kommt daher nicht rechtzeitig in die Läden in Europa und den USA. Doch im Frühjahr braucht niemand mehr den Winterpulli der letzten Saison, den kann sich auch niemand auf Lager legen in der Hoffnung, dass die Farben und Schnitte im nächsten Jahr vielleicht noch gefragt sind.

Stotternd laufen auch die Geschäfte bei den Autobauern. Ihnen fehlen vor allem Chips, daher stehen die Produktionsbänder still. Die Arbeiter sind in Kurzarbeit, die Autohäuser stehen ohne Neuwagen da und die Preise für Gebrauchtwagen schießen in die Höhe.

Aber auch Hardwareproduzenten wie Apple, Microsoft oder Sony bekommen viel zu wenig Chips und müssen daher ihre Produktion drosseln. Apple verzeichnet Einbußen beim neuen iPhone und fährt nun die iPad-Produktion herunter, um mehr Komponenten für das höhermargige iPhone zur Verfügung zu haben.

Und da sind wir wieder bei den Gesetzen der Wirtschaft und zwar bei einem der Ältesten: Angebot und Nachfrage, wie es Adam Smith uns lehrte. Das Angebot sinkt, also steigen die Preise. Steigende Preise heizen die Inflation an und diese wird von den Notenbanken seit jeher mit steigenden Zinsen bekämpft. Was wiederum zu steigenden Preisen führt, denn die erhöhten Zinskosten müssen die Unternehmen ja mit ihren Produkten wieder reinholen.

Eine Teufelsspirale…

Digitale Transformation

Nicht unbedingt. Es gibt auch Entwicklungen, die dem entgegenwirken. Zuvorderst natürlich ein Abebben der Störungen in der Lieferkette und ein Sinken der Energiepreise. Aber auch eine beschleunigte digitale Transformation innerhalb der Unternehmen. Diese können ihre Abläufe durch den Einsatz von Software und Künstlicher Intelligenz deutlich verbessern, schlanker machen, effizienter. Damit lassen sich Kosten sparen, zumal der Arbeitsmarkt leergefegt ist und somit ohnehin nicht verrichtete Arbeit maschinell erledigt werden kann. Die digitale Transformation wirkt preis- und inflationsdämpfend.

Dabei ist natürlich klar, dass nicht jede Branche gleich gut geeignet ist für den Wandel. Und dass es bei vielen Unternehmen starke Widerstände gegen die (nötigen) Veränderungen gibt, weil auch immer Arbeitsplätze betroffen sind.

Die Leidtragenden

Die Automobilhersteller trifft die Entwicklung hart. Sie hatten ohnehin mit dem Dieselskandal, mit Strafzöllen und Handelskriegen zu kämpfen, dann mit der Absatzflaute in der Coronazeit und der Konkurrenz durch Elektro- und Wasserstoffantrieb. Nun könnten sie rekordverdächtig viele Autos verkaufen, aber die Bänder stehen immer öfter still.

Die Chance liegt darin, dass die neuen Elektromodelle ohnehin neue Fabriken benötigen und diese kann man nun weitgehend robotergestützt errichten. Sofern die Gewerkschaften mitspielen und dass dies keine Selbstverständlichkeit ist, erfährt gerade VW-Chef Herbert Diess. Tesla produziert in Deutschland zu einem Bruchteil der Kosten von VW und daher wollte Diess die deutschen Standorte wettbewerbsfähiger machen. Doch sofort gab es Widerstand der Gewerkschaften gegen den drohenden Personalabbau im Wolfsburger Stammwerk und auch das Land Niedersachsen als Veto-Investor winkte ab. Andere Hersteller wie BMW oder Mercedes Benz haben zumindest keine Politiker an Bord, die nicht strategisch sondern rein wahltaktisch entscheiden. Aber einfacher wird der nötige Wandel mit den gut organisierten Gewerkschaften nicht. Und Tesla zieht weiter davon.

Die Modebranche ist ebenfalls Gebeutelte. Der kleine Modeladen kann kaum noch mithalten, selbst die großen Ketten klagen. Notgedrungen setzen sie auf Online-Plattformen, um den Vertrieb anzukurbeln, aber damit werden sie auch austauschbarer und das Einkaufserlebnis in der innerstädtischen Einkaufsstraße entfällt – auch als Alleinstellungsmerkmal.

Ebenso wird es die Gastronomie schwer haben mit der Digitalisierung. Zum Gastroerlebnis gehört die freundliche Bedienung mit dazu. Oder im Handwerk, da ist im Hintergrund ein höheres Maß an Softwareeinsatz denkbar und sinnvoll, aber die eigentliche Tätigkeit als Maler, Elektroinstallateur oder Maurer ist kaum zu ersetzen.

Die Profiteure

Unternehmen, die anderen bei der digitalen Transformation helfen und/oder nicht von Lieferkettenstörungen beeinträchtigt werden, gibt es reichlich. Allen voran Softwareentwickler wie Adobe oder SAP und Spezialisten für Businesssoftware, wie beispielsweise Salesforce, ServiceNow oder Intuit.

Daneben Spezialisten aus dem Segment Robotik und Künstliche Intelligenz, aber auch Lagerlogistikanbieter. Sie profitieren vom Trend zu mehr Onlinehandel und der wachsenden Zahl von Unternehmen, die auf eigene Logistik- und Fulfillmentlösungen setzen. Des Weiteren überdenken immer mehr Unternehmen ihre Lieferketten und wollen sich wieder regionaler versorgen und auch – überschaubare – Lagerbestände aufbauen, um Engpässe besser überbrücken zu können. Dazu benötigen sie die Dienstleistungen von KION und Jungheinrich.

Darüber hinaus Onlinehändler und Plattformen wie Amazon, Zalando, Shopify, soziale Netzwerke wie Facebook oder Twitter und viele weitere rein digitale Geschäftsbereiche, wie Alphabet (Google) und digitale Finanzdienstleistungen als Ersatz der klassischen Bankfiliale. Neben PayPal und Square schießen hier immer mehr Fintechs aus dem Boden mit aussichtsreichen Geschäftsmodellen, wie LendingClub oder Opendoor.

Und man darf auch die IT-Sicherheit nicht vernachlässigen, denn mit der digitalen Transformation nehmen auch Cyberattacken stark zu. Hier profitieren, Crowdstrike, Secunet oder Palo Alto Networks.

Second Level Thinking

Starinvestor Howard Stanley Marks prägte den Begriff des Second Level Thinking. Er rät Anlegern, nicht nur auf das Offensichtliche zu schauen, was jeder sieht. Meistens haben wir uns ja bereits nach wenigen Sekunden ein Urteil gebildet und eine Entscheidung getroffen. Die Herde setzt sich in Bewegung…

Marks rät, genauer nachzudenken, hinter die Kulissen zu blicken und zu überlegen, was noch zu erwarten ist. Wenn wir also erkennen, dass die Autohersteller unter Produktionsausfällen leiden und ihre Profitabilität deutlich erhöhen müssen, dann ist das ja nicht das Ende der Geschichte. Da sie den größten Teil der von ihnen zu einem Automobil zusammengesetzten Komponenten bei Zulieferern einkaufen, liegt doch auf der Hand, dass die Autohersteller an dieser Stelle an der Kostenschraube drehen werden wollen. Daher stehen auch die Automobilzulieferer vor dem Problem, ihrerseits die Kosten zu senken, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Also müssen auch sie sich dem digitalen Wandel stellen, stärker auf Automation und verringerten Materialeinsatz und -schwund setzen.

Profiteure der zweiten Reihe

Es gibt aber auch Profiteure der Entwicklung, die man zunächst gar nicht so auf dem Schirm hat. Wenn Branchen erodieren und Unternehmen wanken schlägt die Stunde der Sanierungs- und Übernahmespezialisten.

Mutares und Aurelius sind hier in Deutschland und Europa sehr aktiv. Sie übernehmen Pleitekandidaten und Randaktivitäten von großen Konzernen, die diese loswerden wollen. Sie bezahlen wenig Geld für die "hässlichen Entlein", strukturieren sie anschließend um, senken Kosten und päppeln sie durch Add-on-Zukäufe wieder auf, bevor sie sie möglichst mit hohem Gewinn wieder verkaufen. Für die Sanierungsspezialisten bietet die gegenwärtige Lage geradezu paradiesische Zustände.

Gleiches gilt für Alternative Asset Manager. Früher als Finanzinvestoren bekannt, haben sich die Branchengrößen Blackstone Group, KKR, Apollo Global Management oder Brookfield Asset Management zu Vermögensverwaltern weiter entwickelt. Sie werben Gelder von Kunden ein, zumeist über die Auflage geschlossener Themenfonds, und investieren dann dieses Geld entsprechend.

Dabei sind sie nicht wählerisch, sondern picken sich Unternehmen heraus, Rohstoffe, Währungen, Immobilien, Edelmetalle, Kryptowährungen oder Kunstgegenstände – was man eben unter „alternativen Assets“ so versteht. Sie bieten aber Kredite für Unternehmen und Finanzierungen an. Dabei stehen sie in direkter Konkurrenz zu klassischen Banken, ohne jedoch deren strenger Regulierung durch die Bankenaufsicht zu unterliegen. Ein ziemlich großer Wettbewerbsvorteil.

Da zudem die Zinsen niedrig sind, ist immer mehr Kapital auf der Suche nach Rendite. Die Asset Manager werden von Investorengeldern daher geradezu überschüttet. Branchenweit sollen mittlerweile über 400 Milliarden Dollar an "Dry Powder" auf ihren Einsatz warten. Und der Zufluss ebbt nicht ab.

Der Einnahmestrom der Alternativen Asset Manager speist sich dabei grundsätzlich aus drei Quellen:

  1. Man erhält eine Management-Provision für das betreuen der von ihnen aufgelegten und verwalteten Fonds. Hieraus entsteht ein stetiger Einnahmestrom, der die eigenen Kosten deckt und eine Gewinnausschüttung an die Aktionäre ermöglicht.
  2. Darüber hinaus erhält man eine erfolgsabhängige Performance-Fee. Spielen also die Fonds Gewinne ein, bekommt man hiervon einen Anteil.
  3. Und dann investiert man an der Seite seiner Fonds oftmals noch eigenes Geld des Unternehmens, so dass man direkt an den Erfolgen teilhat, wenn die erworbenen Beteiligungen/Assets nach einigen Jahren gewinnbringend versilbert werden.

Zwei dieser Unternehmen schauen wir uns mal genauer an: KKR und Apollo Global Management. Denn beide haben kürzlich ihre Quartalszahlen vorgelegt und wissen zu überzeugen.

KKR

KKR ist auch im dritten Quartal weiter sehr stark gewachsen. Es wurden Managementgebühren in Höhe von 559,02 Mio. Dollar erzielt verglichen mit 369,44 Mio. im entsprechenden Vorjahresquartal, also knapp 52 Prozent mehr. Auch die Transaktions- und Betreuungsgebühren in Höhe von 249,7 Mio. Dollar lagen gegenüber dem Vorjahreswert von 201,1 Mio. um 24 Prozent höher. Das Betriebsergebnis des Asset-Management-Segments verdoppelte sich beinahe von 593,8 Mio. auf von $1,07 Mrd. Dollar.

Die gebührenabhängigen Erträge lagen im dritten Quartal bei 529,5 Mio. Dollar und damit um 63,4 Prozent über dem Vorjahreswert. Dies ist vor allem auf die starke Performance an den Kapitalmärkten zurückzuführen, was sich bei den Verkaufspreisen niederschlägt.

Der Gewinn je Aktie von 1,05 Dollar je Aktie übertraf die die Konsensschätzung von 0,95 Dollar deutlich und liegt auch signifikant über dem Vorjahreswert von 0,53 Dollar je Aktie.

Das verwaltete Vermögen (Assets under Management) stieg per Ende September um 96,3 Prozent auf 459,1 Mrd. Dollar verglichen mit 233,81 Mrd. zum Ende des dritten Quartals 2020. Da hiervon noch nicht alle Gelder investiert sind, tragen sie auch nicht zu den Gewinnen bei. Daher ist der Blick auf die "gebührenpflichtigen AuM" interessant und diese stiegen auf Jahressicht um 97% auf 349 Mrd. Dollar an. Die nicht abgerufenen Kapitalzusagen ("Dry Powder") stiegen von 67 auf 111 Mrd. Dollar und bieten weiteren Raum für künftige Umsatz- und Gewinnsteigerungen.

Beim starken Anstieg der AuM ist zu berücksichtigen, dass KKR die Global Atlantic Financial Group übernommen hat und die betreut mit ihren Altersvorsorge- und Lebensversicherungsprodukten mehr als zwei Millionen Versicherungsnehmer. Das Unternehmen ist einer der größten Anbieter von festverzinslichen und fest indexierten Rentenversicherungen in den Vereinigten Staaten und bietet über ein Netzwerk von Banken, Broker-Dealern und Versicherungsagenturen Rentenversicherungen für Privatpersonen sowie Lebensversicherungen für Privatpersonen und Unternehmen an. Darüber hinaus bietet Global Atlantic seinen Kunden aus der Lebens- und Rentenversicherungsbranche maßgeschneiderte Rückversicherungslösungen an.

Für KKR war diese Übernahme wegweisend, denn die Anlagegelder bei Global Atlantic stehen teilweise bis zu 30 Jahre zur Verfügung und nicht für die bei Asset Managern sonst üblichen sieben bis zehn Jahre. Durch die Übernahme konnte KKR den Anteil seines permanent verfügbaren Kapitals verdreifachen, was der Firma noch mehr finanziellen Spielraum bringt.

Wie die vorgelegten Zahlen auch im dritten Quartal wieder belegen, fährt KKR mit Vollgas auf der Erfolgsspur. Die General Atlantic-Übernahme war ein sinnvoller und äußerst lukrativer Schritt und alle Zeichen stehen für die kurze und mittelfristige Zukunft auf einem weiterem überdurchschnittlichen Wachstum. Während des Coronacrashs war KKR der "most aggressive" Buyer unter den Finanzinvestoren und hat sich damit große Chancen eröffnet, die in den nächsten Jahren die Gewinne weiter antreiben werden.

KKRs Abstand auf Branchenleader Blackstone Group ist groß, aber KKR wird auch beinahe nur halb so hoch bewertet wie Blackstone. Also bietet auch dieser Vergleich mit dem Branchenprimus weitere Fantasie.

Apollo Global Management

Mit Apollo Global Management verhält es sich ähnlich wie mit KKR. Auch Apollo ist ein Alternativer Asset Manager, doch man blieb in den letzten Jahren deutlich hinter KKR und vor allem Blackstone zurück. Dazu trugen Querelen um den Firmengründer und CEO Leon Black bei, der zwischenzeitlich zurückgetreten ist und durch den Co-Gründer Marc Rowan ersetzt wurde. Dieser hatte ursprünglich Apollo Globals Versicherungssparte aufgebaut, die später unter den Namen Athene Holdings ausgegliedert und an die Börse geführt wurde. Ein Kurserfolg für die Anleger war Athene nicht, für Apollo Global hingegen schon.

Vor einigen Monaten beschloss man bei Apollo Global dann einige transformatorische Schritte. Neben dem CEO-Wechsel gehört hierzu die Wiedereingliederung von Athene. Dazu wurde von beiden Unternehmen ein Übernahmevertrag abgeschlossen und von den Aktionären abgesegnet, der im ersten Quartal 2022 umgesetzt sein soll. Für Apollo-Aktionäre bietet sich hier eine besondere Chance, denn Athene liefert hervorragende Ergebnisse ab, doch da der Umtauschkurs zwischen beiden Aktien fest vereinbart ist, ist das Kurssteigerungspotenzial von Athene auf den Zuwachs von Apollo-Aktien begrenzt. Anders ausgedrückt: Die Übernahme der Athene-Aktien erscheint aus Sicht von Apollo ziemlich günstig.

Darüber hinaus wird Apollo Global im Anschluss seine drei Aktiengattungen zu einer zusammenlegen und damit zu einer "normalen" C-Corp. Das ist insofern entscheidend, als dass viele institutionelle Anleger, wie Fonds oder Pensionskassen, erst dann in Aktien von Apollo Global investieren dürfen. Die Nachfrage nach Apollo-Aktien dürfte also auch aus diesem Grund ansteigen und damit der Kurs. Zumal Apollo Global mit Abschluss der Maßnahme umgehend die Kriterien für die Aufnahme in den S&P 500 erfüllen würde und das würde den Nachfrageeffekt, auch international, nochmals verstärken.

All diese Informationen liegen seit einem halben Jahr auf dem Tisch, wurden aber von der Börse weitgehend ignoriert. Während die Aktienkurse von KKR und vor allem Blackstone deutlich zulegen konnten, traten die Aktien von Apollo auf der Stelle. Das hat sich in den letzten Wochen geändert und die Aktien haben deutlich zugelegt. Triebfeder ist, dass die kurstreibenden Änderungen nun noch Wochen entfernt sind und nicht mehr Monate. Auf der anderen Seite hat der ausgeschiedene Leon Black einen Teil seines Aktienpakets verkauft, was den Kurs vorübergehend belastete. Verglichen mit KKR und Blackstone hat der Apollo-Kurs allerdings noch einiges an Nachholbedarf.

Die Quartalszahlen

Auch Apollo Global Management hat starke Zahlen für das dritte Quartal vorgelegt. Der ausschüttungsfähige Gewinn je Aktie stieg auf 1,71 Dollar gegenüber 0,47 Dollar im Vorjahr. Der Anstieg um beinahe das Dreifache ist in erster Linie auf höhere realisierte Performancegebühren und Kapitalanlageerträge zurückzuführen. Analysten hatten übrigens lediglich einen Gewinn je Aktie von 1,10 Dollar erwartet.

Die gebührenabhängigen Erträge stiegen im Jahresvergleich um 8%, was auf höhere Management- und Performance-Gebühren zurückzuführen ist, die teilweise durch einen Anstieg der Vergütungs- und Nicht-Vergütungsaufwendungen ausgeglichen wurden.

Die Performance-Fees stiegen um 95,6% auf 92,5 Mrd. Dollar an nach 47,3 Mrd. Dollar im Vorjahresquartal. Die Nettoerfolgsgebühr betrug 2,70 Dollar je Aktie verglichen mit 1,05 Dollar im dritten Quartal des Vorjahres; dies ist in erster Linie auf die Realisierungen in den Private-Equity-Fonds Fund VIII und Fund IX zurückzuführen.

Das verwaltete Gesamtvermögen (AuM) stieg im Berichtsquartal um 11,1% auf 481,1 Mrd. Dollar, was in erster Linie auf das Wachstum der Altersvorsorgekunden zurückzuführen ist. Im dritten Quartal 2020 hatte es noch bei 433,1 Mrd. Dollar gelegen.

Hoch gesteckte Ziele

Apollo Global muss sich also auch jetzt schon nicht verstecken, hat aber kürzlich noch einen drauf gesetzt. Sektorprimus Blackstone hatte 2018 das Ziel ausgegeben, 2026 die Summe von 1 Billion Dollar an Assets under Management zu haben.

Apollo Global veröffentlichte nun seine mittelfristigen Wachstumspläne und will sein verwaltetes Vermögen bis 2026 auf $1 Billion mehr als verdoppeln. Apollo Globals Wachstumspläne erscheinen dabei noch ambitionierter, denn Blackstones AuM lagen Ende September bereits bei 713 Mrd. Dollar verglichen mit denen von Apollo Global in Höhe von 481 Milliarden Dollar.

Mein Fazit

Die gegenwärtigen Sorgen treiben die Börsianer heute um, aber die Kurse machen letztlich die Entwicklungen, die in 12 oder 18 Monaten eintreten. Über diese sollten sich die Anleger viel mehr Gedanken machen und den Kursschwankungen einzelner Tage wenig(er) Beachtung schenken.

Die Probleme, die uns und die Unternehmen heute beschäftigen, werden nicht alle so lange anhalten, aber einige schon. Bei den Zinsen, der Geldversorgung durch die Notenbanken und vielleicht auch bei der Inflation könnten wir vor einer Trendwende stehen. Bei der Störung der weltweiten Lieferketten hoffentlich auch bald.

Bei der Aktienauswahl sollte man solche Überlegungen unbedingt mit einbeziehen, auch wenn sie sich auf lange Sicht nicht immer im Kurs bemerkbar machen. Auf kurze und mittlere Sicht schon eher. Man kann die entsprechenden Aktien herauspicken und gezielt auf sie setzen. Dabei gerät man aber schnell in den Bereich des Markettimings und damit verdienen nur die wenigsten Anleger wirklich Geld, während die breite Masse draufzahlt. In Form von Verlusten oder entgangener Gewinne.

Als Königsweg erscheint daher, auf solche Branchen und Unternehmen zu setzen, die beinahe sicher profitieren werden. Unauffälliger, nicht mit der Schlagzeile auf der Titelseite des Wall Street Journals, aber eben im Depot. Solche Aktien dürften für die aktuellen und die sich abzeichnenden Rahmenbedingungen die der Alternativen Asset Manager sein und hier insbesondere die von KKR und Apollo Global Management, die verglichen mit Branchenprimus Blackstone Group bisher weniger stark performt haben und deutlich niedriger bewertet sind. Auch wenn Blackstone, unbestritten, einen hervorragenden Job gemacht hat die letzten Jahre und ein gewisses Maß an Premiumaufschlag verdient hat. Aber das galt für gestern und heute, das Blatt kann sich morgen wenden. Und KKR sowie Apollo Global setzen alles daran, dass es so kommt…

Disclaimer: Habe Adobe, Alphabet, Amazon, Apollo Global Management, Apple, Intuit, Jungheinrich, KION, KKR, LendingClub, Meta Platforms, Microsoft, Mutares, Opendoor, Salesforce, Secunet, ServiceNow, Zalando auf meiner Beobachtungsliste und/oder in meinem Depot/Wiki.

4 Kommentare:

  1. Hallo Michael,
    würde es sich bei KKR und Apollo nicht lohnen, erst etwas abzuwarten, bis deren Aktien einen Boden gefunden haben, bevor man einsteigt oder aufstockt? Ich weiß, Market Timing ist nicht Deine Art. Aber:

    Die Kerninflation in den USA war Ende 2021 bei ca. 4,9%, Tendenz steigend => die Zinswende wird dort immer wahrscheinlicher (viel wahrscheinlicher, als in der EU wo die Kerninflation im Dez 2021 bei ca 2,6% lag) und somit könnte das Ende der "paradiesischen Zeiten" für „klassische“ Alternative Asset Manager in den USA bevorstehen.

    Denn, wenn das Zinsniveau dort wieder steigen sollte, dann müssten Anleger wieder mehr Optionen haben, ihr Geld anzulegen. Sogar Anleihen mit attraktiven Zinssätzen könnten wieder zu einer Alternative werden oder einfach verzinste Termineinlagen bei den Banken.

    Für (klassische) Alternative Asset Manager könnte dadurch bald zunehmend schwieriger werden, immer mehr Geld von immer mehr Kunden zu erhalten. Womöglich könnten ihre Assets under Management (AuM) tendenziell sogar beginnen zu fallen. Darunter würden mMn auch die Kurse dieser Asset Manager leiden.

    Zwar stellen Asset Manager wie KKR und Apollo Global mMn eine Besonderheit dadurch dar, dass sie durch die Übernahme von Versicherungsgesellschaften einen dauerhaften Strom von Kapital / Liquidität gesichert haben und sie werden deswegen vermutlich auch unter steigenden Zinsen steigende Gewinne erwirtschaften können.

    Mein Gedanke ist jedoch, dass zunächst alle Aktien dieses Sektors sehr wahrscheinlich leiden werden, bis Mr. Market auf die Idee kommen wird zu differenzieren. Also wäre nicht besser, erst einmal abzuwarten, bis die Lage etwas klarer wird?

    Gruß
    Konstantin

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    1. Moin Konstantin,
      Deine Überlegungen betreffen ja alle Aktien, nicht nur die der Alternativen Asset Manager. Sollte sich ein attraktives Zinsniveau bei Anleihen und anderen Zinsanlagen etablieren, würden diese wieder zu echten Alternativen zu Aktien. Das ist ab 4% oder 5% der Fall.

      Doch davon sind wir weit entfernt. Selbst wenn die Fed alle bisher erwarteten Zinsschritte bis Ende 2024 wirklich durchführen würde, wäre das Zinsniveau dann bei etwa 2%. Und der Grund für die Zinsschritte ist/wäre ja eine erhöhte Inflation; real würden Anleger mit Zinspapieren also weiterhin Geld verbrennen.

      In diesem Umfeld wären Aktien am attraktivsten. Nicht die verlustschreibenden Wachstumswerte, sondern Unternehmen mit Preissetzungsmacht - die also ohne Kundenverluste zu riskieren, ihre Preise erhöhen und damit die Inflation ausgleichen können.

      Zu den Alternativen Asset Managern: deren Investoren (nicht Aktionäre) sind in der Regel vermögende Privatkunden, Pensionskassen, Family Offices. Die übergeben KKR, APO, BX ihr Geld, damit die es für sie anlegen; nach vorher festgelegten Kriterien und für einige Jahre. Ich sehe nicht, was sich daran großartig ändern sollte, wenn die Zinsen auf 2% oder 4% steigen sollten. Denn die Asset Manager sind ja längst keine "Firmenjäger" mehr, wie früher, als sie ausschließlich Unternehmen übernommen haben, um diese dann zu zerschlagen und die Teile mit Gewinn zu verkaufen. Die AAM investieren das Geld ihrer Kunden (und ihr eigenes) in viele Assetklassen und zwar weltweit: in Unternehmen, Aktien, Immobilien, Rohstoffe, Währungen u.v.m. Sie sind Vermögensverwalter, also das Business, mit dem die US-Banken groß geworden sind und an dem sie auch heute noch sehr viel verdienen.

      KKR und andere sind auch als Kreditgeber und Finanziers unterwegs. Und das, ohne der gleichen strengen Regulierung (und den Mindestkapitalvorschriften) wie die Banken zu unterliegen. Steigende Zinsen bedeuten für die Asset Manager also auch, dass sie besser verdienen und für ihre Anleger/Investoren höhere Renditen einfahren. JPMorgan-CEO Jamie Dimon hatte dies Ende 2020 mal kritisch angesprochen: "Das Bankensystem als Größe im Verhältnis zur Weltwirtschaft wird immer kleiner und kleiner (...) Inzwischen hat man 80% des Hypothekengeschäfts außerhalb des Bankgeschäfts und es gibt eine immer größere Menge an Privatkrediten außerhalb des Bankwesens (...) und es werden immer mehr Bereiche, einer nach dem anderen, die das Bankgeschäft verlassen, weil sie draußen günstiger behandelt werden. Und die Aufsichtsbehörden (...) irgendwann werden sie die Banken aus dem Bankgeschäft herausreguliert haben". Ich kam damals bereits zu dem Schluss: "Damit dürfte er nicht falsch liegen. Alternative Asset Manager, wie KKR, Brookfield Asset Management, Blackstone, Apollo drängen immer stärker in den banknahen Bereich vor und bieten Bankdienste an - ohne dass sie entsprechend den Vorschriften der Bankenregulierung, wie u.a. den Eigenkapital- und Refinanzierungsvorschriften oder den Basel-Kriterien unterworfen wären. Ein Kampf mit ungleichen Waffen! Auch deshalb ziehe ich die Alternativen Asset Manager einem Investment in Bankaktien vor." (hier klicken).

      Das Risiko für die AAM liegt eher darin, dass sie einige Jahre oder dauerhaft viel schlechter abschneiden als alternative Anlageformen; ich meine damit die Rendite, die sie für ihre Investoren erzielen. Dann könnten diese Investoren das Interesse verlieren und sich mit ihrem Geld woanders hinwenden. Das hat aber weniger mit der Bewertung am Aktienmarkt und/oder dem Zinsniveau oder der Inflationsrate zu tun.

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    2. Nein, ich danke Dir, Konstantin! Deine Frage hat mich veranlasst, meinen Investmentcases bzgl. der Zinsentwicklung nochmals und genauer zu durchdenken und zwar unter einem anderen Blickpunkt, als ich das bisher schwerpunktmäßig getan habe. Es macht schon einen Unterschied, ob man für sich selbst Dinge an- und durchdenkt, oder ob man diese Gedanken für jemand anderen strukturieren und ausformulieren muss. Dabei stößt man dann eher über die wichtigen Kleinigkeiten, die man sonst schneller mal übersieht. Im Ergebnis hat mich Deine Frage und meine Gedanken dazu in meinem Investmentcase bzgl. der Alternativen Asset Manager nochmals bestärkt.

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