Donnerstag, 10. März 2022

Good News bei... Amazon: 20:1-Aktiensplit, Dow-Aufnahme und Aktienrückkäufe

Amazon erfreut seine Aktionäre. Das Unternehmen, das seit 9 Monaten vom vormaligen Leiter der Cloudsparte AWS Andy Jassy geführt wird, hat umfangreiche Kapitalmaßnahmen angekündet.

Amazon plant einen Aktiensplit im Verhältnis 20:1. Dies ist erst der vierte Aktiensplit in der Unternehmensgeschichte. Der letzte, im Verhältnis 3:1, fand 1999 statt und damit kurz vor dem Platzen der Internetblase.

Dem erneuten Aktiensplit müssen noch die Aktionäre auf der für den 25. Mai geplante Hauptversammlung zustimmen, aber das dürfte nur eine Formalität sein. Danach bekäme jeder Amazon-Aktionär für eine Aktie, die er am 27. Mai nach Geschäftsschluss im Depot hat, um den 3. Juni herum 19 zusätzliche Papiere in sein Depot gebucht. Der Handel mit splitbereinigten Kursen soll drei Tage später starten.

Am Unternehmenswert ändert sich hierdurch nichts, so dass der Kurs je Aktie entsprechend stark verringern dürfte. Statt einer Aktie zu $2.800 werden Aktionäre dann 20 Aktien zu $140 im Depot haben.

Mit diesem Kurs stünde dann auch einer Aufnahme in den Dow Jones Index nichts mehr im Wege. Apple notiert bei rund $160 je Aktie, so dass Amazon beinahe auf Augenhöhe mit dem Iphone-Konzern wäre. Auch da würden also die realen Verhältnisse passen.

Gleichzeitig verkündete Amazon, man werde ein neues Aktienrückkaufprogramm aufsetzen und bis zu $10 Mrd. dafür aufwenden. Das bisherige Programm startete 2016 mit einem Volumen von $5 Mrd., doch es wurde nur zur Hälfte ausgereizt. Nachdem Amazon zuletzt wieder die Aktienrückkäufe aufgenommen hatte, wird das Ankaufvolumen künftig tendenziell eher zulegen.

Meine Einschätzung

Die jüngst angekündigten Kapitalmaßnahmen dürften dem Kurs kräftig Auftrieb geben und machen aus Aktionärssicht einige Nachteile Amazons gegenüber den anderen großen Technologieriesen wie Apple, Microsoft und Alphabet wett.

Aktiensplit, Dow-Aufnahme und Aktienrückkäufe sind mehr als Kurspflege. Sie zeigen die Handschrift des neuen CEO Andy Jassy, der mehr Wert auf Shareholder Value legt als sein Mentor, Vorgänger und Firmengründer Jeff Bezos. Für die Aktionäre brechen nun (noch) bessere Zeiten an.

Disclaimer: Habe Alphabet, Amazon, Apple, Microsoft auf meiner Beobachtungsliste und/oder in meinem Depot/Wiki.

6 Kommentare:

  1. Hallo Michael, könnte man diese Entscheidung nicht auch in einem negativeren Licht sehen? Oft ist ja die Entscheidung Aktien zurückzukaufen ein Zeichen dafür, dass die Ideen ausgegangen sind, wie man den Überschuss investieren kann und ist ein Signal für ein sich abschwächendes langfristiges Wachstum (Thema Lebenszyklus eines Unternehmens). Selbst in Anbetracht des Kursrückgangs der letzten Monate braucht aber Amazon die gewohnten Wachstumsraten um die Bewertung zu rechtfertigen.
    Auch bringt ja das Rückkaufprogramm nur dann etwas, wenn die zurückgekauften Aktien auch tatsächlich aus dem Bestand fliegen. Unternehmen wie Amazon nutzen solche Aktien aber gerne dafür, sie letztlich als Anreiz an Mitarbeiter zu verschenken, um als Arbeitgeber attraktiv zu bleiben. In diesem Falle wäre der positive Kurseffekt dahin.
    Und warum die Wall Street Aktiensplits wie eine Kursrakete feiert, als wären die Aktien in der Substanz preiswerter geworden, wird mir eh ein Rätsel bleiben.
    Würde mich freuen, Deine Einschätzung dazu zu hören.
    An dieser Stelle übrigens einen herzlichen Dank für einen Blog, der aus der Menge der Finanzblogs aufgrund der Qualität und Seriosität wirklich hervorsticht!
    Grüße, Michael

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    1. Moin Michael,
      grundsätzlich haste natürlich Recht, dass Aktienrückkäufe auch ein Zeichen von Ideenlosigkeit
      und damit ein Warnzeichen sein können. Im Fall von Amazon sehe ich diese Gefahr nicht.

      In 2021 hat Amazon einen Free Cashflow von über $14 Mrd erzielt. Also frei verfügbarer Kapitalzufluss, nachdem alle Investitionen bezahlt worden sind. Und das, wo Amazon aktuell einen enormen Investitionszyklus fährt. Amazon könnte also in einem einzigen Jahr aus seinem "überflüssigen" Kapitalzufluss das komplette Volumen des Aktienrückkaufprogramms von $10 Mrd. ausschöpfen und hätte immer noch mehr als $4 Mrd. übrig.

      Allerdings hat man in den letzten 5 Jahren gerade mal für durchschnittlich $500 Mio. Aktien pro Jahr zurückgekauft. Ich gehe mal für die Zukunft von max. $2 bis $2,5 Mrd. pro Jahr aus.

      Da das Investitionstempo nicht nachlässt, v.a. in die Logistik als neuem Zukunftsmarkt für Amazon, muss man kaum befürchten, dass Amazon die Ideen ausgehen. Amazon fährt inzwischen einen so enormen und ständig wachsenden Cashflow ein, dass man sich alles gleichzeitig leisten kann. AWS ist ja längst nicht mehr der einzige Cashflow- und Gewinntreiber.

      Und zum Split... bei niedrigeren Kursen können sich wieder mehr Kleinanleger die Aktie leisten. Das sorgt für zusätzliche Nachfrage und Attraktivität. Allerdings verpufft dieser Effekt bei einem Billionen-Dollar-Konzern natürlich. Hier ist eher die Aussicht auf die Dow Jones-Aufnahme Triebfeder. Wenn die ganzen aktiven und passiven Indexfonds Amazon aufnehmen (müssen), steigert das erstmal die Nachfrage und reduziert den Freefloat der Aktien deutlich, da sie ja dann in den Fonds "geparkt" sind. Das könnte den Amazonkurs schon nachhaltig nach oben liften. Dennoch bleibt natürlich das operative Geschäft der eigentliche und entscheidende Antrieb für den Aktienkurs.

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    2. Wir sprechen hier über ein Rückkaufprogramm von 10 Mrd. USD bei einer aktuellen Marktkapitalisierung von 1,5 Bio. USD. Bei diesen Größenordnungen von einem Signal für abschwächendes Wachstum zu sprechen halte ich für deutlich übertrieben. Für die nächsten 5 Jahre wird von Analysten ein durchschnittliches Umsatzwachstum von knapp 20% erwartet, beim EPS noch einmal deutlich mehr und das trotz eines erwarteten Rückgangs beider Kennzahlen in 2022 vor dem Hintergrund der Corona-Sondereffekte in den beiden Jahren davor.

      Die Aktienrückkäufe sind aber ein, wie Michael es schreibt, positives Signal, dass man künftig mehr wert auf Shareholder Value legt.

      Zum Thema Aktiensplit hatte ich früher eine ähnliche Meinung; am Wert des Unternehmens ändert sich vordergründig nichts. Die Handelbarkeit der Unternehmensanteile wird jedoch erhöht bzw. erleichtert, und auch das ist eben eine werttreibende Komponente und kann eine höhere Bewertung rechtfertigen.

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    3. Danke für Eure Einschätzungen! Der Grund, warum ich das Rückkaufprogramm als ein potenziell negatives Signal für langfristiges Wachstum sehe, ist weniger die Größenordnung, sondern die Tatsache, dass in einem dynamischen Wachstumsumfeld das Geld, auch wenn es nur einen Bruchteil der Marktkapitalisierung ausmacht, in zukunftsweisenden Investment wohl besser untergebracht wäre, um das zukünftige Umsatzwachstum zu untermauern.
      Ich halte diese Massnahmen ein bisschen für ein Blendwerk, denn Rückkäufe funktionieren für die existierenden Aktionäre nur, wenn sich dadurch der Unternehmenswert auf weniger Aktien verteilt. Die meisten Tech Unternehmen jedoch, und ich bin sicher bei Amazon ist es nicht anders, nutzen diese Aktien, um sie im Treasury zu halten und in Form von Aktienboni oder für ausgeübte Aktienoptionen der Mitarbeiter an diese wieder auszugeben.
      Ich denke, dass die Aktienkursgewinne der Vergangenheit für manche Mitarbeiter von Amazon das Leben verändert haben dürften, und für Amazon, die aufgrund ihrer ehrgeizigen Ziele auf die besten Mitarbeiter angewiesen sind, ist der Erhalt dieses Nimbus entscheidend. Ich glaube tatsächlich, nur darum geht es. Mehrwert für existierende Aktionäre? Nicht so sicher

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    4. Nun ja, selbst dann läge relativ betrachtet ja ein Mehrwert für die Aktionäre vor. Denn ohne Aktienrückkäufe würde es durch die Ausgabe von Mitarbeiteraktien oder Aktienoptionsprogrammen ausschließlich eine Verwässerung ihres Anteils am Unternehmen geben. Durch Aktienrückkäufe würde die Verwässerung (zumindest teilweise) kompensiert.

      Und es gibt einen weiteren zu bedenkenden Aspekt, den man ausführlich bei Peter Lynch nachlesen kann: wenn das Unternehmen mehr Geld einnimmt, als es eigentlich benötigt, dann kann es dieses horten (wozu?) oder ausgeben. Es für Zukäufe auszugeben, die nicht sinnvoll sind, also zu "divorsifizieren", wie Lynch es nennt, vernichtet Werte und ist nicht im Interesse der Aktionäre. Daher stellen Aktienrückkäufe dann eine sinnvolle(re) Geldverwendung dar.

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  2. Hallo Michael,

    vielen Dank für deine Einblicke und deine fundierten Ansichten zu vielen Themen am Finanzmarkt.
    Ich schätze deine Ansichten sehr, aber wie kommst du bei AMZN für 2021 auf einen FCF von 14mrd?

    Meiner Ansicht nach war er eher -14mrd.
    OCF steigt seit 2020 sehr gemütlich, Capex steigt dagegen rasant.

    Wichtiger als diese Finanzmarktaktionen wird daher aus meiner Sicht die Frage, ob die kürzlichen Investitionen auf fruchtbaren Boden fallen.

    Sollten die Cashflows nicht demnächst nachziehen, wäre AMZN aktuell (reichlich) zu teuer.

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