Mittwoch, 13. April 2022

Kissigs Nebenwerte-Analyse zu Amadeus FiRe: Erfolgspersonaldienstleister auf Rekordjagd

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Artikel aus "Der Nebenwerte Investor" Ausgabe 06/2022 vom 12.04.2022

Amadeus FiRe: Erfolgspersonaldienstleister auf Rekordjagd

Die Amadeus FiRe AG ist seit mehr als 35 Jahren der spezialisierte Personaldienstleister im kaufmännischen und IT-Bereich für Zeitarbeit, Personalvermittlung und Interim Management. Zusammen mit den konzerneigenen Fort- und Weiterbildungsinstituten bietet das Unternehmen Bewerbern, Mitarbeitern, Kunden sowie Schulungs- und Seminarteilnehmern ein ineinandergreifendes Dienstleistungsportfolio. Das Unternehmen ist im Bereich der Personaldienstleistungen mit über 20 Niederlassungen bundesweit vertreten und dadurch mit dem lokalen Kandidaten- und Arbeitsmarkt gut vertraut. Durch den Schwerpunkt auf Beratung und Vermittlung von Führungs- und Fachkräften im IT-Sektor gehört Amadeus FiRe zu den großen Profiteuren des zunehmenden Fachkräftemangels.

Die FiRe GmbH wurde 1990 von Günter Spahn mit weiteren Partnern gegründet. 1996 wurde die Amadeus GmbH übernommen, die dann 1999 als Amadeus AG an die Börse gebracht wurde 2003 folgte dann die Fusion der Amadeus AG mit der FiRe AG zur heutigen Amadeus FiRe AG. 2008 schied Gründer Günther Spahn aus dem Vorstand aus, der heute von Robert von Wülfing als Vorstandsvorsitzendem, Dennis Gerlitzki sowie Thomas Surwald geführt wird.

Geschäftsmodell

Die zwei Hauptsegmente der Amadeus FiRe AG sind die Personaldienstleistung und die Fort- und Weiterbildung. Dem Bereich Personaldienstleistungen ist die Zeitarbeit, die Personalvermittlung und das Interim- und Projektmanagement zugeordnet. Die Klienten finden sich im Bereich Accounting, IT-Services, Banking und Office.

Personaldienstleistungen

Das Unternehmen bietet Personaldienstleistungen im kaufmännischen und im IT-Bereich für Zeitarbeit, Personalvermittlung sowie Interim-Management. Die angebotenen Dienstleistungen werden eingeteilt in die Divisionen Accounting, Office, Financial Services und IT-Services.

Die Personaldienstleistung in der Division Accounting umfasst die Fachbereiche Debitoren- und Kreditorenbuchhaltung, Finanz- und Bilanzbuchhaltung sowie Controlling und Reporting.

Die Division Office umfasst die Bereiche Assistenz, Sekretariat, Empfang, das Personalwesen, aber auch Marketing, Werbung, Public Relations.

In der Division Financial Services geht es um die Bereiche Transaction Banking, Corporate Finance, sowie Tätigkeiten im Segment Privat- und Geschäftskunden oder Versicherung und Vermögensverwaltung.

Die Personaldienstleistung in der Division IT-Services umfasst die Fachbereiche Support und User Help Desk, System- und Netzwerkadministration sowie Software- und Webentwicklung.

Beratung und Weiterbildung

Zur Beratungstätigkeit gehört auch die Weiterbildung in internationaler Rechnungslegung und Steuern. Die Ursprünge dieses Segments gehen auf die im Jahr 2001 eingegangene Beteiligung an der Steuer-Fachschule Dr. Endriss GmbH zurück.

Ende 2019 wurde die COMCAVE GmbH zu 100 % übernommen, um das Weiterbildungs- und Umschulungsangebot zu erweitern, darunter auch das immer beliebter werdende Tele-Learning. So wurde das Kernkompetenzfeld als Personaldienstleister für IT-Berufe ausgebaut.

Im September 2020 sicherte man sich dann noch 100 % der Anteile an der GFN AG in Heidelberg. Mit der GFN, die besonders auf IT-Qualifikationen spezialisiert ist, erweiterte Amadeus FiRe seine Kompetenzen auf dem Markt der öffentlich geförderten Erwachsenenbildung.

Herausforderndes Jahr 2020

Der Bereich Personaldienstleistungen setzte im Jahr 2020 190,5 Mio. Euro um und erwirtschaftete bei einer Marge von 14,2 % einen Gewinn von 27,12 Mio. Euro.

Das Segment Fort- und Weiterbildung konnte einen Umsatz von 89,65 Mio. Euro vorweisen und erzielte mit einer Marge von 4,3 % einen Gewinn von 3,85 Mio. Euro.

Erfolgsreiches Jahr 2021

Die Nachfragerückgänge und Umsatzverluste des Jahres 2020 aufgrund der Corona-Pandemie konnten erfolgreich überwunden werden. Im Jahr 2021 wurde das Geschäftsvolumen in beiden Segmenten, Personaldienstleistungen und Weiterbildung, sehr erfolgreich ausgebaut. Dies sogar klar über das Niveau des Vor-Pandemie-Jahres 2019.

Die Geschäfte liefen sogar so gut, dass unterjährig zweimal die Jahresprognosen angehoben werden mussten. Alle Dienstleistungen der Segmente haben sich deutlich positiv entwickelt.

Letztlich konnten im Geschäftsjahr 2021 die Umsatzerlöse signifikant um 32,9 % auf 372,4 Mio. Euro gesteigert werden. Dabei waren erstmals ganzjährig die Weiterbildungsumsatzerlöse der GFN enthalten mit 27,5 Mio. Euro nach 6,0 Mio. Euro im Vorjahr, in dem nur das 4. Quartal einbezogen war.

Der operative Rohertrag stieg um 40,6 % gegenüber dem Vorjahr auf 201,4 Mio. Euro. Die operative Rohertragsmarge erhöhte sich in 2021 um 3,0 Prozentpunkte auf 54,1 %. Haupttreiber dieser Steigerung waren der höhere Anteil des Segments Weiterbildung sowie die sehr dynamische Entwicklung der Dienstleistung Personalvermittlung, beides mit strukturell höheren Rohertragsmargen.

Rekordergebnisse

Die Amadeus FiRe Gruppe erreicht 2021 neue Rekordergebniswerte. Das operative EBITA ist um 61,8 % auf 66,5 Mio. Euro angewachsen und die operative EBITA-Marge verbesserte sich um deutliche 3,1 Prozentpunkte auf 17,8 %. Insbesondere digitale Schulungsformate und die weitgehende Abwesenheit der sonst in der Amadeus FiRe Gruppe regelmäßig anfallenden gewichtigen Expansionsaufwendungen haben zu einer außergewöhnlich hohen Produktivität im Jahr 2021 geführt.

Schlussendlich erzielte die Amadeus FiRe Gruppe im Geschäftsjahr 2021 ein um 95,8 % gestiegenes Periodenergebnis von 34,8 Mio. Euro. Das unverwässerte Ergebnis je Aktie lag für das Geschäftsjahr 2021 bei 6,09 Euro nach 3,29 Euro im Vorjahr.

Verschuldungsabbau

Der bilanzielle Verschuldungsgrad hat sich von Faktor 2,5 zum Ende des Jahres 2020 auf Faktor 1,2 zum Jahresende 2021 etwas mehr als halbiert. Von den aufgenommenen Kreditmitteln konnten im Jahresverlauf 60,0 Mio. Euro zurückgeführt werden.

Dividende

Amadeus FiRe verfolgt eine stetige Ausschüttungspolitik und schüttet regelmäßige rund die Hälfte des erzielten Konzernergebnisses an die Aktionäre aus. Auch für 2021 sollen wieder 50% des Gewinns pro Aktie an die Aktionäre ausgeschüttet werden, wodurch sich die Dividende annähernd verdoppeln würde. Der Hauptversammlung wird für das Geschäftsjahr 2021 wird eine Dividendenausschüttung in Höhe von 3,04 Euro je Aktie vorgeschlagen (Vorjahr: 1,55 Euro).

Ausblick

Die relevanten deutschen Personaldienstleistungs- und Weiterbildungsmärkte werden weiterhin einerseits von einem Mangel an Qualifikationen und Kompetenzen und andererseits einer hohen Nachfrage nach personellen Ressourcen und Fachkräften geprägt sein. Für die Amadeus FiRe Gruppe stellt dies ein grundsätzlich positives Geschäftsumfeld dar.

Allerdings könnten die Auswirkungen des Kriegs zwischen Russland und der Ukraine geopolitisch und weltwirtschaftlich tiefgreifende Spuren hinterlassen. Als ausschließlich in Deutschland tätiges Dienstleistungsunternehmen sind direkte Auswirkungen auf die Amadeus FiRe AG aber eher geringfügig zu erwarten. Gesamtwirtschaftliche Verwerfungen durch Sanktionen, Rohstoffpreise oder gestörte Lieferketten könnten mittelbar zu einer sinkenden Nachfrage in einzelnen Branchen führen. Durch die sehr breite und branchenübergreifende Kundenbasis und den aktuell deutlichen Nachfrageüberhang wird das Risiko eines signifikanten Einflusses als eher gering angesehen, ist aber nicht auszuschließen.

Das Ziel des Amadeus FiRe Konzerns für das Jahr 2022 ist es, den stetigen Pfad eines dynamischen Organisationswachstums in allen Bereichen zu beschreiten. Eingeleitet wurde dies bereits in den letzten Monaten des Jahres 2021. Neben dem Ziel, mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen, sollen Umsatz und operatives Ergebnis sowohl in den Personaldienstleistungen als auch in der Weiterbildung abermals steigen.

Prognose 2022

Der Vorstand erwartet, in 2022 ein deutliches Umsatzwachstum im Bereich von 11 % bis 14 % zu erzielen und das operative EBITA des Vorjahres um 7 % bis 9 % zu übertreffen. Der Prognose liegt die Annahme zugrunde, dass die geplanten signifikanten Aufwendungen für Expansion erfolgreich getätigt werden können.

Bullcase vs. Bearcase

Amadeus FiRe hat im ersten Coronajahr 2020 deutlich gelitten, als die Wirtschaft in den ersten Lockdown ging. 2021 erfolgten dann die Überkompensation und die Rückkehr auf den Erfolgspfad. Der ganz große Ausbau des Geschäfts erfolgte nicht, wodurch die hieraus deutlich geringeren Aufwände zu einer erheblichen Gewinnsteigerung sowie einer annähernden Halbierung der Verschuldung führten.

2022 soll die Expansion wieder aufgenommen werden, worunter die in 2021 so deutlich ausgeweiteten Margen leiden werden. Dem entsprechend kalkuliert der Vorstand mit einem stärken Umsatz- als Ergebniswachstum.

Quelle: wallstreet-online.de
Das ist aber kein Zeichen von Schwäche. Vielmehr die Rückkehr zur Normalität und das avisierte Wachstum zeigt, wie stark Amadeus FiRe positioniert und erfolgreich ist. Trotz der großen Herausforderungen für die Wirtschaft aufgrund steigender Preise, Inflation, Halbleitermangel, gestörter Lieferketten und dem dies alles noch verschärfenden Ukrainekrieg will man zweistellig wachsen.

Das Unternehmen hat in der Vergangenheit konservativ geplant und unterjährig lieber die Prognosen angehoben. Insofern dürfte auch der optimistisch klingende Ausblick auf 2022 nicht zu optimistisch sein, sondern eher der Real Case.

Die Aktionäre profitieren hieran nicht nur über die üppige Dividende, die 2021 gegenüber dem Vorjahr annähernd verdoppelt werden soll, sondern vor allem durch die deutlichen langfristigen Kurszuwächse. Dabei sind zwischenzeitliche starke Rücksetzer, je nach Nachrichtenlage zur wirtschaftlichen Entwicklung, keine Seltenheit. Im Coronaeinbruch im Frühjahr 2020 ging der Kurs um die Hälfte in die Knie und vom Höchstkurs im November 2021 bei 200 Euro ging es bis Anfang März auf 125 Euro abwärts. Inzwischen hat sich der Kurs wieder etwas erholt und pirscht sich an die Marke von 150 Euro heran.

Anleger, die mit der überdurchschnittlich starken Volatilität kein Problem haben, können sich bei Amadeus FiRe in einen sehr aussichtsreichen und wachstumsstarken Nebenwert einkaufen. Das KGV für 2022 liegt bei 19, das für 2023 bei 17 und damit ist die Aktie nicht zu teuer. Die Analysten von Warburg haben zuletzt Mitte Februar ein Votum abgegeben: Kaufen mit Kursziel 214 Euro. Das bietet noch einiges an Potenzial.

Die 4 wichtigsten Dinge, die man über Amadeus FiRe wissen muss

  1. Der Personaldienstleister hat sich nach dem schwierigen Geschäftsjahr 2020 im letzten Jahr mit Rekordergebnissen eindrucksvoll zurückgemeldet.
  2. Trotz aller Herausforderungen und Risiken peilt der Vorstand ein zweistelliges Umsatzwachstum an und eine weitere deutliche Steigerung der operativen Ergebnisse.
  3. Der weiterhin zunehmende Fachkräftemangel, insbesondere im IT-Sektor, spielt Amadeus FiRe ebenso in die Karten wie der wachsende Bedarf an berufsspezifischer Qualifikation.
  4. Die Dividende soll 50 % des Gewinns je Aktie betragen, was für 2021 eine annähernde Dividendenverdopplung bedeutet und eine Dividendenrendite von rund 2 %.

Disclaimer: Habe Amadeus FiRe auf meiner Beobachtungsliste und/oder in meinem Depot/Wiki.

4 Kommentare:

  1. Ich hoffe ich darf meine Analyse dazu vom 23.02.2022 posten. Wir sind der gleichen Meinung. Mein damaliges Fazit: ich würde darauf lauern, die Aktie unter ihrem fairen Wert von rund 130 Euro zu ergattern. Gruß

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  2. https://aktieninvestor.net/amadeus-fire-ag-steil-aus-der-pandemie/#Amadeus_Fire_Aktienkurs

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  3. Billiger ist immer besser. ;-) Bei so runden Marken besteht natürlich immer die Gefahr, dass dort viele auf der Lauer liegen und man dann den Zugriff verpasst. Ist man von einem Investment auf mittlere und lange Sicht überzeugt, sollten ein paar Pünktchen beim Kurs dann nicht den Unterschied machen. Andererseits kommt es natürlich auch immer darauf an, ob man gerade (genug) andere attraktive Aktien vor der Nase hat, in die man investieren kann...

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