Die Top-Werte meines Investmentdepots veröffentliche ich jeweils zum Quartalsende in meinen Investor-Updates und meine Beobachtungsliste aktualisiere ich wöchentlich.
Ergänzend gebe ich heute eine kurze Übersicht zu den Werten, die in der letzten Woche mein Investmentdepot am stärksten bewegt haben. Dabei geht es um alte Bekannte und neue Liebschaften. Und es gibt die eine oder andere Überraschung...
Dies waren in meinem Depot in der vergangenen Börsenwoche die größten Gewinner und Verlierer:
📈 Verve Group +19,0 %
📈 Sea Limited + 14,6 %
📈 PJT Partners +4,6 %
📈 AeroVironment + 4,5 %
📈 KKR +4,1 %
📈 Apollo Global Management +3,9 %
📈 Comfort Systems USA +3,3 %
📉 Texas Pacific Land -4,0 %
📉 CHAPTERS Group -5,2 %
📉 Almonty Industries -20,3 %
Es war eine weitere vergleichsweise ruhige Börsenwoche, in der die Börsen an neuen Rekordnotierungen schnupperten. Alle warten gespannt darauf, ob es "Deals" geben wird und/oder weitere Fristverlängerungen in Donald Trumps Zollkriegen. Bis dahin richten sich die Augen wieder auf die Fed, wo der Don fortgesetzt gegen deren Chef Jerome Powell schießt, um ihn abzusägen. Peinlich war vor allem, dass Trump erklärte, es wäre ein großer Fehler von seinem Vorgänger Joe Biden gewesen, Powell zum Fed-Chef zu machen - dabei war Powell Trumps Wahl in dessen ersten Amtszeit, unter Biden wurde nur seine zweite Amtsperiode bestätigt. Peinlich, zumal Trump ja Bidens Alterssenilität stets zum großen Thema gemacht haben.
Aber Trump hat noch ein weiteres Problem und zwar zum ersten Mal ein präsidentschaftsgefährdendes: Epstein. Trump selbst hatte stets die Verschwörungstheorien um den Pädophilen befeuert, ebenso seine getreuen Anhänger (die inzwischen Teil von Trumps Regierungsmannschaft und/oder Ministerriege sind) und seine MAGA-Fanbasis. Trump forderte stets volle Aufklärung und Offenlegung - doch nun behaupten er und seine Minister, es gäbe keine "Epstein-Files". Das glaubt ihm natürlich niemand, zumal angesehene Medien bereits Teile hieraus veröffentlicht haben. Derweil wurde die in den Prozessen gegen Jeffrey Epstein und Sean "Diddy" Combs involvierte Bundesermittlerin Maurene Comey gefeuert - das riecht förmlich danach, dass hier Insider mundtot gemacht werden sollen. Maruene ist übrigens die Tochter von Trumps ehemaligem FBI-Chef, der sich später gegen Trump wendete und u.a. in einem Buch vor ihm warnte.
Da die "Epstein-Verschwörung" in der MAGA-Bewegung sehr viele Anhänger hat und (nicht nur diesen Leute) als Beleg für die Verottetheit des "Deep-State" dient, steht Trump nun selbst im Fadenkreuz und als Bewahrer und sogar Teil des Deep-State da. Der Geist ist aus der Flasche und es dürfte selbst Meinungs- und Wahrheitsverdreher Trump schwer fallen, aus der Nummer wieder raus zu kommen. Bisher hat er sich der Fanatiker perfekt bedient, doch nun könnten sich diese treuer Steigbügelhalter gegen ihn wenden - und das die Republikaner bei den nächsten Wahlen viele Stimmen und Sitze kosten. Dass Trump nun unverfängliche Teile der (eigentlich ja gar nicht vorhandenen) Epstein-Akten veröffentlichen will bzw. schon hat, darunter eine Video, in dem entscheidende Passagen fehlen, macht die Sache für ihn nur noch schlimmer. Vielleicht hat sich der Erfinder der alternativen Wahrheiten nun (endlich) mit den falschen Leuten angelegt...
Doch es gibt auch "Business as usal", denn die Earnings Season ist gestartet. Und die Großbanken haben als erste ihre Quartalszahlen vorgelegt und ziemlich überzeugt. Ebenso Nvidia und Netflix, zwei der Magnificent 7. Das treibt die Hoffnungen weiter an.
Der Fear-and-Greed-Index ist bei 75 Punkten konstant geblieben und signalisiert weiterhin "extreme Gier".
Nun der Blick in mein Depot, wo es einige kursbewegende Entwicklungen gab. Bei Almonty Industries ging es nach dem Reverse-Aktiensplit und dem erfolgten Listing an der NASDAQ deutlich bergab, weil viele Anleger erstmal Gewinne mitnahmen. China ist weiter um Entspannung im Handelskonflikt mit den USA bemüht und hat ohne großes Tamtam die Ausfuhr Seltener Erden erleichtert. Das nimmt etwas Druck aus dem Kessel, ist aber keine langfristige Perspektive, denn die Abhängigkeit der Welt von China bzgl. der Zukunftsmetalle kann nun von niemandem mehr ignoriert werden. Der Aktienkurs atmet erstmal durch und nun richtet sich der Blick auf den Produktionsstart in der Mine in Sangdong sowie den Ausbau - Geld ist ja nun reichlich vorhanden.
Bei AeroVironment hat der Kurs die Konsolidierung erstmal abgeschlossen und strebt wieder aufwärts. AeroVironment steigt vom S&P MidCap 600 Index in den S&P MidCap 400 Index auf, was eine erhöhte Aufmerksamkeit nach sich zieht und auch mehr Investorengelder anlockt.
Costco meldete für den Einzelhandelsmonat Juni einen um 8,0 % gestiegenen Nettoumsatz von 26,44 Mrd. USD und für die ersten 44 Wochen des Jahres lag der Zuwachs auf 227,46 Mrd. ebenfalls bei 8 %. Das Wachstum zeigt also keine Bremsspuren und das liegt auch daran, dass Costco seine aggressive Expansionsstrategie im Jahr 2025 fortgesetzt hat. So wurden seit Beginn dieses Jahres mehrere neue Warenhäuser eröffnet, darunter prominente Eröffnungen in Brentwood und Highland (Kalifornien), Sharon (Massachusetts), Genesee County (Michigan), Prosper und Weatherford (Texas) und Stuart (Florida). Auf internationaler Ebene wurden neue Standorte in Minami Alps, Japan, und Ardeer, Australien, eröffnet, was Costcos zunehmende internationale Expansion unterstreicht. Mitte 2025 betreibt Costco weltweit über 900 Warenhäuser, davon mehr als 600 in den Vereinigten Staaten und Puerto Rico. Für das bis August laufende Geschäftsjahr rechnet Costco insgesamt mit der Eröffnung von insgesamt 29 neuen Warenhäusern und auch darüber hinaus soll dieses Wachstumstempo beibehalten werden.
Meine hoch gewichteten Alternativen Asset Manager KKR und Apollo haben ihre Erholung weiter fortgesetzt. Die starken Ergebnisse der Banken treiben das Interesse an, ebenso das Wiedererstarken des IPO-Marktes und dann auch noch die Aussicht, dass Trump die 401(k)-Rentenpläne für Alternative Assets öffnet (inkl. Kryptoengagements und Private Equity-Investments). Insgesamt geht es um ein Volumen von 9 Billionen Dollar und wenn auch nur ein kleiner Teil davon künftig in die "Assets under Management" (AuM) der Finanzinvestoren fließt, wird das für diese ein sehr lukratives Provisionserweckungserlebnis.
Rheinmetall ist dabei, seine kriselnde Automotive-Sparte zu verkaufen. Es gibt wohl mehrere Interessenten und man ist nicht auf den billigsten Verkaufspreis angewiesen; zur Not könnte am Ende auch ein Spin-off stehen. Eine künftige Fokussierung auf das Kerngeschäft Rüstung wäre absolut wünschenswert und würde sowohl das Profil von Rheinmetall schärfen als auch den Geschäftszahlen gut tun (der Umsatz würde zwar sinken, aber Margen und Gewinne steigen).
Freundschaft Plus
Hilfreich dürfte mittel- und langfristig auch der neue Freundschaftsvertrag zwischen Großbritannien und Deutschland sein. Die beiden NATO-Mitglieder vertiefen damit in erster Linie ihre Zusammenarbeit in der Verteidigungs- und Wirtschaftspolitik und unterstreichen die durch ihre NATO-Mitgliedschaft bereits bestehende militärische Beistandspflicht im Angriffsfall - da Großbritannien im Gegensatz zu Deutschland eine Atommacht ist, hat die Vertragsklausel über gegenseitigen Beistand angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine ein ganz spezielles Gewicht. Der neue Vertrag baut auf einem Verteidigungsabkommen aus dem vergangenen Jahr auf, das die gemeinsame Entwicklung von Langstrecken-Waffen vorsieht und damit auch Rheinmetalls Geschäfte weiter antreibt.
Bei der Verve Group gab es anhaltenden Kaufdruck, nachdem die Aktie in den deutschen Nebenwerteindex SDAX aufgenommen wurde. Derweil hat Warburg Research seine Kauf-Einstufung mit einem Kursziel von 6 Euro bestätigt. Berücksichtigt wurden dabei die jüngste Kapitalerhöhung, die Ende Mai vorgelegten Quartalszahlen sowie die Jahresprognose. Zudem wurde hervorgehoben , dass Verve den Vertrieb aggressiv ausbaue und in die Vereinheitlichung der Plattformen und in Produktinnovationen investiere. Dafür sei rund die Hälfte der Margensteigerung durch die Jun-Group-Konsolidierung nach deren Übernahme in Wachstum reinvestiert worden.
Parallel dazu hat Verve eine Erweiterung seines Führungsteams bekanntgegeben. Der klare Aufgabenfokus soll das weiteren Wachstum antreiben, die Wertschöpfung stärken sowie die Konzentration auf Skalierung einheitlicher Abläufe und Beschleunigung von Produktinnovation ermöglichen.
Konkret scheidet nach fast 15 Jahren im Unternehmen Jens Knauber, derzeitiger COO der Verve Group und verantwortlich für das O&O-Geschäft von Verve, als COO von Verve und CEO von gamigo aus. In seiner Funktion als CEO von gamigo wird er von Wolfgang Duhr, derzeit COO von gamigo, abgelöst, wodurch ein nahtloser Übergang und die weitere Fokussierung auf operative Exzellenz der O&O-Aktivitäten von Verve gewährleistet sind. Künftiger Finanzvorstand (CFO) der Verve Group wird Christian Duus mit Schwerpunkt auf Finanzen, ICS, IR, Unternehmenskommunikation und M&A. Sameer Sondhi wird Chief Revenue Officer (CRO) mit Schwerpunkt auf Angebotsseite (Supply Side), SSP und Marktplatzhandel und -betrieb. Mishel Alon wird Chief Business Officer (CBO) mit Schwerpunkt auf der Nachfrageseite (Demand Side), DSP und Marken- und Agenturhandel und -betrieb; er war bisher CEO der Jun Group. Prasanna Prasad wird Chief Technology Officer (CTO) mit Schwerpunkt auf Technik, Plattformen, Infrastruktur, Daten und KI auf Gruppenebene; er war bisher CTO auf der Supply Side. David Philippson wird Chief Product Officer (CPO) mit Schwerpunkt auf Produktentwicklung und Innovation auf Gruppenebene; er ist Gründer und CEO von Verve's DSP Dataseat. Zudem wird Alex Stil Chief Strategy Officer (CSO) mit Schwerpunkt auf Unternehmensstrategie, strategische Kooperationen, Integrationen und Marketing. Bleibt noch Remco Westermann als Chief Executive Officer (CEO) mit dem Schwerpunkt auf allgemeiner Geschäftsführung, Personalwesen und Recht.
Verve Group wird erwachsener und meine Turnaround-Spekulation zahlt sich zunehmend aus...
Mein Vermögen hatte sich den ersten Wochen des Jahres 2025 nach den Rekordzuwächsen in 2024 zunächst um +8 % weiter sehr positiv entwickelt. Doch anschließend ging es durch das Börsenblutbad Anfang April auf -17 % abwärts - einen "Maximum Drawdown" von -25 % erlebt man auch nicht allzu oft (glücklicherweise). Einige Wochen lang schwankt meine Depotrendite um die Nulllinie, doch im Juli geht es deutlich aufwärts mit einem weiteren Wochenplus von +1,0 %. Meine 2025er Vermögensveränderung liegt nun bei +6,0 % (YTD).
Die von Trump bewusst lancierte Dollarschwäche belastet US-Werte auf Euro-Basis seit dem Jahresstart mit rund 13 %. Und da ich einen hohen Anteil an US-Werten im Depot halte (knapp 50 %), wirkt sich die Dollarschwäche natürlich entsprechend negativ auf die diesjährige Performance aus.
Insgesamt kann ich aber nach zwei Rekordjahren hintereinander samt annähernder Vermögensverdopplung mit der Entwicklung weiterhin sehr zufrieden sein. Und das bin ich...ツ
Auf welche Unternehmen und welche Schwerpunkte ich in meinem Depot setze zeigt mein Investor-Update, das ich immer zu Ende eines Quartals veröffentliche - quasi mein persönliches 13F.
Meine langfristige durchschnittliche Zielrendite liegt bei +15 % pro Jahr und die ersten Börsenwochen des Jahres hatten mit +8 % schon mal gut darauf eingezahlt. So hätte es gerne weitergehen können, ging es aber - natürlich - nicht. Die Börse verläuft nicht linear und auch wenn sie auf lange Sicht rund 10 % pro Jahr zulegt, tut sie dies doch unter teilweise heftigen Schwankungen. Die sollte man aushalten und sich nicht aus seinen Qualitätsaktien spülen lassen. Auch wenn heftige Korrekturen emotional stressig sind und der Weg zur Wunschrendite anschließend sehr viel länger ist.
Es bleibt spannend - wie eigentlich immer an der Börse. ツ
Disclaimer: Habe die meisten der genannten Werte auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.
Sind Sie bei Alzchem noch drin oder raus?
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