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Donnerstag, 25. Oktober 2012

Warren Buffett hält Aktien für "teilweise ambitioniert" bewertet

Der erfolgreiche Value-Investor Warren Buffett hat über die Weltwirtschaft, die Euro-Krise und die aktuelle Bewertung der Aktienmärkte geäußert, vermeldet heute das Handelsblatt.

Warren Buffett
Buffett meint, dass die Weltwirtschaft in eine Rezession abrutscht, wobei Euro nach seiner Ansicht das Problem sei und weniger die USA. Hier würden die positiven Signale vom Immobilienmarkt stützen, weshalb der Chef und Großaktionär der Investmentholding Berkshire Hathaway auch weiterhin Aktien der US-Bank Wells Fargo & Co. kaufe, auch wenn generell im Bankensektor künftig wohl kaum mehr die hohen Renditen wie vor der Finanzkrise zu erzielen wären.

Auch wenn Warren Buffett zuletzt vor allem im Sektor für regenerative Energien, Wind und Solar, aktiv war, hält er sich aktuell mit Käufen eher zurück, denn er stuft die Preise für Aktien als "teilweise ambitioniert" ein.

Das hängt natürlich auch mit den sinkenden Gewinnen der Unternehmen zusammen, denn niedrigere Gewinne erhöhen das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) und damit die Bewertung der Aktien, ohne dass sich der Kurs selbst verändert. Schlechtere globale Konjunkturaussichten und schleppendes Umsatz- und Gewinnwachstum reduzieren auch den fairen Wert der Unternehmen.

Einzelne Unternehmen sind weiterhin zu fairen Kursen zu bekommen, aber der Gesamtmarkt weist nach seinen deutlichen Steigerungen in diesem Jahr eine höhere Bewertung auf, als vor Jahresfrist. Kein Grund zu verkaufen, aber Neuengagements bedürfen einer noch sorgfältigeren Auswahl, auch wenn die Kurse schon korrigiert haben. Denn wenn eine Aktie im Kurs einbricht, die Gewinnerwartungen aber ebenfalls deutlich reduziert werden, dann reduziert sich das KGV nicht unbedingt und die Aktie wird durch den Kurssturz nur optisch billig, aber nicht fundamental. Oder wie Peter Lynch es formulierte: "nur weil eine Aktie fällt, heißt das nicht, dass sie nicht noch weiter fallen kann".

Berkshire Hathaway befindet sich auf meiner Empfehlungsliste.

3 Kommentare:

  1. So sehr ich Mr. Buffett auch schätze... Seine Meinung zu den "schuldigen" der Rezession - wenn es denn in näherer Zukunft überhaupt eine geben wird - kann ich leider nicht Teilen. Sollten die USA (und damit auch Europa und einige ander Märkte der Welt) wirklich auf eine Rezession zusteuern, dann ist dies in erster Linie mal ein Hausgemachtes Problem.
    So weise Warren Buffett auch sein mag, manchmal muss ich ihm einfach wiedersprechen.

    Dass er scheinbar wirklich relativ fest an eine baldige Rezession glaubt sieht man ganz gut an seinen aktuellen Trades meine ich. Ansonsten würd emir spontan kein Grund einfallen, wieso er seinen Aktienanteil so drastisch verringert und Cash aufstockt. Vor allem der J&J Verkauf überraschte mich schwer - galt dieser doch immer als einer seiner "Lieblingstitel".

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    1. KlamseN, die Sparprogramme in der Eurozone - so wichtig sie aus Sicht der Haushaltskonsolidierung und Überschuldung einiger Euro-Staaten auch sind - haben natürlich deutlich negative Auswirkungen auf die Wirtchaftsleistung. Abgesehen von Deutschland befindet sich die Euro-Zone in einer Rezession und auch Japan und China schwächeln. Einzig die USA geben Geld aus, als wenn es kein Morgen gäbe - und noch immer wird es ihnen bereitwillig von überall auf dem Globus geliehen. Warren Buffetts Aussage ist bzgl. der Rezessionsgefahr also durchaus richtig. Dass gerade die Euro-Staaten haushaltsseitig in Schieflage geraten sind, weil die ihre Banken retten mussten und dieses ja zuvorderst den Auswüchsen der US-amerikanischen Banker anzulasten ist, die die Welt 2008/2009 (fast) in den Abgrund gerissen haben, bleibt unbestritten.

      Und dass Buffett auf einem größer werdenden Liquiditätsberg sitzt, hat auch den Grund, dass er bei zwei größeren Deals nicht zum Zuge gekommen ist (z.B. als Mitfinanzier der Avon-Übernahme). Nachdem er sich kürzlich positiv zu den Aussichten der US-Konjunktur geäußert hat, insbesondere aufgrund der Erholung am US-Immobilienmarkt, ist es nur konsequent, die defensiven und bisher sehr gut gelaufnenen Werte der Konsumgüterbranche zu verkaufen und auf zyklische Werte zu setzen, wie z.B. den Landmaschinenhersteller John Deere.

      Ich denke, wenn das "Fiscal Cliff" in den USA (für dieses Mal) überwunden ist, werden wir von Buffett's nächsten Einkaufstouren hören...

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  2. "Dass gerade die Euro-Staaten haushaltsseitig in Schieflage geraten sind, weil die ihre Banken retten mussten und dieses ja zuvorderst den Auswüchsen der US-amerikanischen Banker anzulasten ist, die die Welt 2008/2009 (fast) in den Abgrund gerissen haben, bleibt unbestritten." - Das ist der Punkt, weshalb ich die Aussagen von WB eben nicht gutheissen kann. Klar ist da was dran, was er sagt, aber eben aus dem von dir genannten Grund würde ich das problem einer bevorstehenden Rezession in den USA auf keinen Fall den Euro-Ländern in die Schuhe schieben. Sie sind dann vielleicht der Auslöser, aber die Wurzeln dafür liegen dann wohl doch eher über den Teich vergraben.

    Wir dürfen gespannt sein - vor allem OB es eine Einigung (bewusst nicht das Wort Lösung genutzt) für die Fiskalklippe geben wird und wie diese aussehen wird.

    Weiter so, dein Blog macht Spass :)

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