Mittwoch, 20. Januar 2016

Big Blue(s): IBM enttäuscht immer wieder und immer mehr

Und täglich grüßt das Murmeltier... so dürften sich Aktionäre von IBM vorkommen, denn  "Big Blue" enttäuscht mit seinen Quartalszahlen regelmäßig. Zum 15. Mal infolge ging der Umsatz zurück und auch der Gewinn bricht immer mehr ein.

Der Umsatz fiel im Schlussquartal um 8,5 Prozent auf 22,06 Mrd. USD und der Gewinn schrumpfte sogar um 18,6 Prozent auf 4,46 Mrd. USD. Noch enttäuschender präsentiert sich der Ausblick für das laufende Jahr, denn IBM geht davon aus, dass der operative Gewinn je Aktie (EPS) mindestens 13,50 USD erreichen wird, während die Schätzungen der Analysten bisher bei 15 Dollar liegen.

Schon bei der letzten Enttäuschung meinte ich, IBM kriege die Kurve einfach nicht (mehr), und ich fühle mich in meiner Einschätzung bestätigt. Dabei ist IBM nicht untätig, der Konzernumbau hin zu mehr Software und Dienstleistungen und neuen Anwendungen, wie der kognitiven Intelligenz ("Watson") kommt voran und der Hardwarebereich wird weiter reduziert.

Allerdings bringen die neuen Geschäftsfelder weit weniger ein, als bei den alten wegbricht und so bleiben unter dem Strich nur enttäuschende Zahlen übrig. So machten die neuen Bereiche rund um Cloud und Daten-Auswertung auf das Gesamtjahr gerechnet etwa ein Drittel der Erlöse aus und legten um 17 Prozent zu. In der größten Sparte Technologie-Dienste gab es allerdings einen Umsatzrückgang von rund 7 Prozent auf knapp 8,13 Mrd. USD, wobei die stärksten Rückgänge in den sogenannten BRIC-Ländern Brasilien, Russland, Indien und China zu verzeichnen waren mit einem Minus von 21 Prozent. Als global agierender Konzern trifft IBM natürlich auch die volle Wucht des starken Dollars.

 IBM (Quelle: comdirect.de) 
Als einzig positiver Lichtblick ist ausgerechnet das Finanzamt zu sehen. Denn die Steuerlast sank und sorgte so für eine positive Überraschung. Aber für eine positive Anlageentscheidung reicht dies natürlich nicht aus und ich bleibe bei meiner negativen Einstellung zu IBM. Es muss sich erst noch zeigen, ob die Transformation gelingt und dabei hat IBM starke Konkurrenten in seinen neuen Geschäftsfeldern, nicht nur Amazon und Microsoft. Ich bleibe bei IBM weiterhin an der Seitenlinie und sehe keine günstige Einstiegsgelegenheit. Denn die optisch niedrige Bewertung ist es nur auf den ersten Blick, denn IBM siecht vor sich hin und die Gewinne je Aktie steigen nur deshalb, weil IBM seinen freien Cashflow dazu verwendet, in großem Stil eigene Aktien zurückzukaufen. Auch wenn ich grundsätzlich ein großer Fan von Aktienrückkäufen bin, wirkt dies bei IBM zunehmend als Verzweiflungstat eines Ertrinkenden. IBM scheint ratlos zu sein, was es mit seinem Geld sinnvoll anfangen soll. Man täte gut daran, sich endlich mal um sein operatives Business zu kümmern, anstatt sich durch Aktienrückkäufe künstlich attraktiv zu rechnen. Für mich wird IBM immer mehr zur Value Trap, das Unternehmen geht scheinbar unaufhaltsam den irdischen Weg eines Dinosauriers.

13 Kommentare:

  1. Das Thema wird uns also auch 2016 in voller Härte begleiten :-)

    Was mich wirklich interessiert: Was sollte IBM Deiner Meinung nach tun, anstatt Aktien rückzukaufen?

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    1. Wird es wohl noch länger, Daniel. Und sobald sich wirkliche Erfolge der neuen Strategie zeigen sollten, werde ich ggf. auch über einen Einstieg nachdenken.

      Ich kann das Unternehmen nicht führen, das ist als Investor auch nicht mein Job. Ich sehe allerdings die Aktienrückkäufe bei IBM nicht als strategische, kluge Entscheidung an, sondern als phantasielose Tristesse. IBM sollte als wichtigstes Ziel haben, sein Business auf die Reihe zu kriegen und seine enormen Cashflows dafür einzusetzen, Mehrwert zu schaffen. Und zwar in seinem Business. Dividenden und Aktienrückkäufe sollten flankierende Maßnahmen sein, um den Shareholder Value zu erhöhen, aber nicht Selbstzweck eines Unternehmens. Und wenn IBM sich eigentlich nur auf seine neuen Unternehmungen konzentrieren möchte, dann sollte es sich konsequenterweise aufspalten. Dann würde man das Siechtum beenden und eine junge, agile Einheit schaffen und ein Dickschiff, das man ohnehin nicht mehr haben will. Die Anleger können sich dann entscheiden, an welchem der beiden Unternehmen sie beteiligt sein möchten und die beiden Teile dürften sich getrennt dann auch besser entwickeln.

      Bei "normalen" Unternehmen wäre schon längst ein aktivistischer Investor wie z.B. Carl Icahn (siehe Ebay, siehe Apple) eingestiegen und würde das Management massiv unter Druck setzen, genau dies zu tun. Diese Option steht für IBM allerdings de facto nicht zur Wahl, denn da Warren Buffett Großaktionär ist mit mehr als 10% der Anteile, wären die Aussichten, sich hier durchzusetzen, für jeden anderen mehr als gering. Und dass Warren Buffett sich auf eine Spin-Off-Aktion einlässt, ist eher unwahrscheinlich. Er hat ja auch seinerzeit bei Kraft Foods die Abspaltung des Europageschäfts (Mondelez) öffentlich massiv kritisiert. Und nicht nur die.

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  2. Schau, aber einfach zu sagen, man solle das Geld statt für Rückkäufe dafür aufwenden, das operative Geschäft zu verbessern, das ist ungefähr so, wie wenn man jemandem, der abnehmen will, sagt, er solle versuchen, Kilos zu verlieren. Man sollte eine bestimmte Strategie nicht kritisieren, wenn man nicht eine fundierte Alternative präsentieren kann. Und darauf zielte meine Frage ab: Soll man ins Cloud-Massengeschäft einsteigen und mit Amazon einen Preiskrieg vom Zaun brechen? Soll man einen Konkurrenten um ein 30er KGV übernehmen? Da ist mir persönlich der Rückkauf von eigenen Aktien zu einem KGV von 10 lieber. Man hat 2015 4 Milliarden für Akquisitionen ausgegeben, die gut zur zukünftigen strategischen Ausrichtung passen. Aber es ist irrsinnig schwer, 13 Mrd. pro Jahr sinnvoll und margenerhaltend ins Geschäft zu investieren.

    Ich will übrigens nichts schönreden. Die derzeitigen Zahlen sind wirklich grauslich und bisher bestätigt sich Deine Skepsis vollauf. Ich sehe da aber das Makro-Umfeld dafür verantwortlich und nicht eine individuelle Schwäche von IBM. Alle Unternehmen, die eine ähnliche Aufteilung bei den bedienten geographischen Regionen haben, kämpfen mit den Währungseffekten.

    Eine Aufspaltung wäre bei IBM meines Erachtens völlig fehl am Platz. Das klassische Geschäft ist gewissermaßen auch ein Hedge dafür, dass sich die Wachstumsmärkte Cloud, Mobile, Big Data mal abkühlen. Außerdem hängt der Moat von IBM zu einem wichtigen Teil auch am Namen und an der Reputation als eine Institution. Das aufzuspalten wäre nicht sinnvoll.

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    1. Daniel, Du bist ein großer Fan von Watson und seinem Potenzial. Es gibt so viele mögliche Anwendungsbereiche, Du hast in Deinem Blog ja in einem Artikel mal sehr ausführlich und anschaulich dargestellt. Hier hätte IBM also eine Möglichkeit, von seinem enormen Cashflow sinnvoll(er) Gebrauch zu machen und Watson in kürzerer Zeit an viel mehr Anwendungsmöglichkeiten heranzubringen. Hier könnte man die Ressourcen viel besser nutzen und auch spezielle Zukäufe machen, um den Bereich schneller auszubauen (wie ja mit der Weather Company bereits geschehen).

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    2. Ein kognitives Computersystem muss Dinge lernen. Das lässt sich nur zu einem sehr geringen Teil mit mehr Geld beschleunigen, sondern braucht einfach Zeit. Nimm beispielsweise die Kooperation im Diabetes-Sektor (mit Medtronics, soweit ich das jetzt richtig im Kopf habe). Da muss das Gerät getestet werden, die App entwickelt, es müssen Studien durchgeführt werden, usw. Da kann ich nicht einfach sagen: Hey lass uns einfach doppelt soviel investieren, dann geht es in der halben Zeit. Das Gießkannenprinzip funktioniert nicht.

      Und Akquisitionen: Man hat 2015 14 Unternehmen gekauft und dafür inklusive der Weather Company 4 oder 5 Mrd. ausgegeben. Das reicht.

      Überleg mal, wie schwer sich Buffett tut, die vielen Milliarden von Berkshires jährlichem Zufluss sinnvoll zu investieren. Er schafft das fast nicht, obwohl er über viele verschiedene Branchen, die teilweise extrem kapitalintensiv sind, hinweg agieren kann. IBM ist in einer einzelnen Branche aktiv, die obendrein nicht so kapitalintensiv ist wie beispielsweise eine Eisenbahn.

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    3. Dnaiel, ich meinte nicht, dass man einfach im selben Bereich mehr investieren sollte, sondern dass man die Anwendungen breiter streut. Watson muss lernen, richtig. Aber das System sollte so fähig sein, viele verschiedene Dinge gleichzeitig bzw. parallel zu lernen. Hier sind ja viele verschiedene Anwendungen denkbar und mit mehr Geld könnte man meines Erachtens hier mehr Umdrehungen auf die Schiene bringen. Und zwar in einem Zukunftsbereich. Geld (genug) wäre hierfür vorhanden...

      Und bzgl. der Zukäufe würde ich das nicht am absoluten Betrag festmachen wollen, sondern an den Aussichten. Es kann ruhig mehr Geld für das Richtige ausgegeben werden, begrenzender Faktor sollte nicht das Geld, sondern die Integrationsfähigkeit sein. Zukäufe müssen ja auch passen und funktionieren.

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    4. Das was Du hier forderst, ist längst Realität. Watson wird bereits für die unterschiedlichsten Bereiche angelernt: Medizin, Recht, Sport, Versicherungen, Marketing, Robotik. Man hat hier mittlerweile Kooperationen mit hunderten verschiedenen Unternehmen, die am Watson-Ecosystem teilnehmen. Ich bleibe dabei, dass hier genügend investiert wird. Würde man die fünf Milliarden aus den Aktienrückkäufen noch zusätzlich hier hineinbuttern, würde die Rentabilität stärker sinken, als sie es jetzt tut.

      Die große Bremse sind die Währungseffekte und die Kannibalisierungseffekte der strategic imperatives gegenüber dem klassischen Geschäft. Beides lässt sich aber nicht mit mehr Geld lösen.

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  3. Ich bin aktionär in IBM und ja, es sieht immer noch nicht gut aus und ja ich verstehe wenn mann will nicht sein geld da reinstecken. Ich selber hätte gehoft das die margin wurde irgentwann anfangen sich zu verbessern aber es passiert nicht und das ärgert mich.

    Auf die andere seite... vieles sieht schlecht aus für IBM heute und immer noch macht die 13 Milliarden USD in gewinn wenn es sieht nicht so schlecht aus wie groß gewinn kriegen wir dann? Deswegen bleibe ich als aktionär aber ich will schon irgetnwas sehen vor ich stecke mehr geldt in die Firma.

    Was ärgert mich mit die Aktienrückkauf ist das die bleibt in die Bilanzrechnung. Warum? Später aktien teuer zu verkaufen so das ich komme nie raus wegen alle diese aktien die dann vliesst raus auf die Markt? Tolle bonus auszahlungen für angestellte?

    Zum bespiel das Google bezahlt Schmidt 100 million für die zweite mal in Aktien finde ich schon unakzeptabel.

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    1. Stimmt, bei Aktienrückkäufen kommt es auch sehr darauf an, was mit diesen Aktien geschieht. Werden die nicht eingezogen, sondern für andere Zwecke - wie z.B. die von Dir genannten - verwendet, ist das für die übrigen Aktionäre kein gutes Geschäft. So ist ja ein Kritikpunkt an Cisco Systems, dass man zwar viel Geld für Aktienrückkäufe aufgewendet habe, die Anzahl der ausstehenden Aktien aber nicht signifikant gesunken ist. Das ist dann Augenwischerei und kein Mehrwert im Sinne des Shareholder Value.

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  4. Ich habe das erwartet - ich kann nicht verstehen, wie einige Aktionäre etwas positives erwarten konnten.

    Solange IBM keine Änderungen vornimmt, und Aktienrückkäufe tätigt (die ich vor einigen Monaten stark kritisiert habe), wird es nichts. Mit hübschen Dividendenrenditen, Sparkursen und Milliarden-Aktienrückkäufen ändert das nicht das Geschäft bzw. die Rentabilität des Geschäfts.

    Ich bin nicht Aktionär, und das aus gutem Grund. Die Aktie wird weiter fallen, dass ist keine Spekulation, sondern eine Korrektur. Der Aktienpreis basiert vor allem auf die Annahme, dass Warren keine Fehler machen kann, wenn er kauft, dann muss es einfach gut sein - so die Annahme. Berkshire Aktionäre und IBM Aktionäre wird das Vertrauen (noch) teuer enden.

    Was braucht IBM? Ganz einfach: Zukunft. Mit einer älteren Dame als CEO, die überwiegend Dividenden ausschüttet und Aktienrückkäufe tätigt, wird es mit IBM nicht besser. Mit einem Realisten, im mittleren Alter, kann es was werden. Dividende drastisch kürzen, oder gar für eine Zeit lang nicht zahlen, Aktienrückkäufe stoppen und massiv investieren. Investieren wo es nur geht. Investieren, bis IBM wieder innovativ und zukunftsfähig ist.

    Mit freundlichen Grüßen aus Bayern

    DRMZ

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    1. Ich denke auch, dass man bei IBM noch einige Zeit zuwarten kann und man kaum in die Verlegenheit kommt, den Aufsprung zu verpassen. Der Trend ist eindeutig gegen IBM gerichtet, wenn sich hier eine Umkehr abzeichnet, mag dies mit einem Kurssprung einhergehen, aber eben auf einem ziemlich niedrigen Niveau. Ich mache lieber später den Aufschwung mit und steige oberhalb des Tiefstkurses ein, als dass ich den weiteren Absturz mitnehme.

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  5. Als alter IBM-Verfechter möchte ich ein paar Überlegungen in den Ring werfen :)

    a) laut Gerstner wachsen IT-Ausgaben gerade sehr langsam. Für 2016 wird lediglich eine Steigerung der weltweiten IT-Ausgaben von 0,6% gesehen.

    Wenn der Gesamtmarkt also fast nicht wächst, welche Wachstumsraten wird dann von einem solchen Giganten in eben diesem Markt erwartet?

    b) Weniger Rückkäufe und Dividenden. Hm gute Frage. Jedoch darf man nicht vergessen, dass IBM Milliarden Jahr für Jahr in FOrschung und Entwicklung steckt. Irgendwann werden die Renditen auf zusätzliche Forschung eben auch sehr klein.

    c) IBM ist sicher nicht so modern oder locke im Auftreten als neuere IT-Konzerne. Nunja, wenn man als Kunden größtenteils große Behörend und Großunternehmen hat geht es oft mehr um Zertifizierungen etc. als um den wirklichen Nutzen.

    Sehe IBM aber durchaus in vielen zukunftsversprechenden Bereichen gut aufgestellt. OpenSource über die Cloud, PowerPC Prozessoren, Security, Analytics...

    Trotz allen Negativ-Meldungen ist allein von der Produktpallete ein langfristiges Überleben von IBM doch so sicher wie bei fast keinem anderen Techkonzern.

    Gruß Ulrich

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    1. Für mich als Anleger stellt sich doch aber die Frage, weshalb ich mein Geld nun ausgerechnet in IBM stecken sollte. Der Aktienkurs ist seit Jahren ein Trauerspiel, zweimal in Folge der schlechteste Dow Jones- Wert und letztes Jahr wieder im Minus (nur waren zwei, drei andere noch schlechter). Wenn der Kurs jedes Jahr zweistellig sinkt, rettet mich eine Dividendenrendite von 3% auch nicht - ich verliere Geld. Und die Aussicht, dass es mit dem Geschäft und damit mit dem Kurs mal wieder besser wird, sehe ich bisher nicht. Das sind doch die Gründe, weshalb ich bisher - und auf absehbare Zeit - keine IBM-Aktien habe.

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