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Samstag, 20. April 2019

Was ist... eine Wandelanleihe?

Manche Leute sehen in Wandelanleihen die Allzweckwaffen der Finanzanlage, denn diese Wertpapiere kombinieren die Sicherheit einer Anleihe mit den Kurschancen einer Aktie. Als Zwischenlösung zwischen Anleihe und Aktie stellt die Wandelanleihe ein Nischenprodukt dar.

Begibt ein Unternehmen eine Wandelanleihe, stellt dies zunächst einen normalen Kredit dar, den der Käufer der Anleihe dem Unternehmen gewährt. Er erhält für diese Schuldverschreibung regulär Zinsen, allerdings kann er ab einem bestimmten Zeitpunkt (spätestens zum Ende der Laufzeit der Wandelanleihe) entscheiden, ob er anstelle der Rückzahlung des Nominalwertes der Anleihe diesen in Aktien erhalten möchte. Die Anzahl der Aktien ist hierbei bereits bei der Emission der Wandelanleihe festgelegt - für den Käufer lohnt sich also die Rückzahlung in Aktien (Wandelung) in der Regel dann, wenn die Aktien zwischenzeitlich im Kurs gestiegen sind. Sind sie hingegen gefallen, lässt er sich den Anleihebetrag in bar zurückzahlen - und kann ggf. die Aktien billiger über die Börse kaufen. Eine Wandelanleihe ist also dann ein interessantes Investment, wenn man von mittelfristig steigenden Kursen des Basiswerts ausgeht, aber zuvor mit einem Kursrücksetzer rechnet. In diesem Fall streicht man zunächst die sicheren Zinsen ein und wandelt ggf. die Anleihe, wenn der Aktienkurs sich wieder erholt hat.

Eine besondere Form der Wandelanleihe ist die Pflichtwandelanleihe (oder auch Zwangswandelanleihe), bei der von vornherein festgelegt ist, dass die Rückzahlung in Aktien erfolgt, spätestens am Laufzeitende. Für das Unternehmen hat dies den Charme, dass bei dem aktuellen niedrigen Zinsniveau Fremdkapital günstiger ist als Eigenkapital, das ja einen Anteil am Gewinn erhält, die Mittel aus einer Pflichtwandelanleihe von den Ratingagenturen allerdings von Anfang an als Eigenkapital bewertet werden. Und je höher die Eigenkapitalquote, desto besser die Bonität. Eine Pflichtwandelanleihe stellt also eine Kapitalerhöhung dar, da am Ende junge Aktien zu ihrer Begleichung ausgegeben werden - mit dem entsprechenden Verwässerungseffekt für die Altaktionäre.

10 Kommentare:

  1. Ja, das ist auch eines der Finanzinstrumente, welche ich vorher eher mit Halbwissen hätte erklären können. Vielen Dank!
    Hast du /nutzt du Wandelanleihen?

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    1. Nein, ich habe keinerlei Anleihen; ich bevorzuge das direkte Investieren in Aktien.

      P.S.: Die einzige Anleihe, die ich jemals hatte, was eine von Solar Millennium. Das Insolvenzverfahren läuft noch und wenn ich am Ende 15% meines Invests zurück bekommen haben sollte, wäre das schon ein Erfolg. Nicht mein Spielfeld...

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    2. oh je, ich drücke dir die Daumen, dass das für dich ein besseres Ende nimmt, als du erwartest. Die Firma sagt mir gar nix, muss ich jetzt erst mal recherchieren.
      Solar boomt doch aktuell durch die Umweltdiskussion und die vielen Sonnentage 2018.
      Meine Solar-Aktie und die Peergroup zumindest.

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    3. Die Pleite ist schon einige Jahre her, 2010 oder 2011 war das. Ich hatte die Anleihe auch nur ein paar Monate (eine neue Emission gezeichnet), dann hat Solar Millennium die Grätsche gemacht...

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  2. Hallo Michael,

    Hast du eine Erklärung für die aktuelle Entwicklung der Wandelanleihe auf Corestate?

    DE000A19SPK4

    https://www.tradegate.de/orderbuch.php?isin=DE000A19SPK4

    Ich kann mir die vorliegenden Kurssprünge nicht erklären.

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    1. Nein, Corestate habe ich gar nicht mehr auf dem Zettel, weder die Aktie noch die Anleihe(n).

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  3. Ich kann mir die Kurssprünge schon sehr gut erklären: Die Corestate Aktie war und ist immer noch stark unterbewertet. Dass Herr Kissig zu diesem ungünstigen Zeitpunkt (Grund: Short-Artikel im Managermagazin) bei ca. 30€ ausgestiegen ist und die Lage falsch eingeschätzt hat, was soll ich dazu sagen... Fehler sind menschlich und OK, wann man sie einsieht.

    VG

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    1. Fehler sind auch ok, wenn man sie nicht einsieht und sie keinem anderen schaden. Mit seinem Ausstieg hat Michael niemand anderem geschadet, den Schaden hat er ggf. nur selbst. Daher ist es vollkommen seine Sache, wie er mit dem vermeintlichen Fehler umgeht. Abgesehen davon, dass er seit seinem Ausstieg ggf. den Vorteil hatte, schlaflose Nächte vermieden zu haben. Denn es hätte auch anders kommen können, daher empfinde ich keine Schadenfreude. Und ob Corestate auf die lange Sicht, die Michael verfolgt, wirklich ein gutes Investment wäre / wird, muss sich erst noch zeigen. Nur weil sie jetzt mal 20% gestiegen sind, heißt das nicht, dass alles super ist.
      Solche Anonymous-Beiträge der Art "ätschi-bätsch, ich hatte recht" bzw. "Michael hatte Unrecht" im Nachhinein dienen nur der eigenen Gockelei, bringen uns inhaltlich kein Stück voran und sind für die anderen Diskussions-Teilnehmer daher einfach nur nervig.

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    2. Ja, wir werden (irgendwann) sehen, ob ich falsch lag bei/mit Corestate Capital. Isoliert betrachtet kann man momentan natürlich als Zwischenfazit ziehen, dass der Corestate-Kurs sich seit meinem Ausstieg deutlich erhöht hat. Allerdings möchte ich hierbei an die von Warren Buffett immer wieder ins Feld geführten sog. Opportunitätskosten erinnern - ich habe das Geld ja weder auf dem Girokonto rumlungern lassen noch in eine Bundesanleihe gesteckt, sondern in andere Aktien investiert. Welche genau man da nun zuordnen könnte/müsste, habe ich jetzt nicht auf dem Schirm, da müsste ich nachgucken. Aber ich habe in den letzten Monaten ja vor allem meine frei werden Mittel in meine großen Qualitätspositionen investiert und hier aufgestockt: Amazon, MasterCard, PayPal, Microsoft. Und ich habe im ersten Quartal z.B. Softbank neu eingekauft. Ich möchte nun hier keine Rechnung aufmachen, mit welchen Aktien man besser gefahren ist was die Kursentwicklung angeht. Mein Punkt ist, dass mein Verkauf von Corestate eben nicht bedeutet, dass mir deren gute Kursentwicklung komplett entgangen ist. Mein Geld hat nur woanders Rendite eingefahren. Und... ich fühle mich bei diesen Alternativen absolut wohl und habe keine schlaflose Nacht. Bei Corestate sind meine Bedenken nach wie vor nicht ausgeräumt. Daher habe ich aus meiner Sicht für mich die absolut richtige Entscheidung getroffen. Ob dies für andere genauso gelten würde bzw. gilt, müssen die selbst beurteilen. Ich habe ja auch nie behauptet, Corestate sei kein gutes Investment. Nur eben für mich nicht (mehr). That's the point...

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    3. Ich schließe mich dem Post von Lion Rock an. Auch ich teile als regelmäßiger Leser dieses Blogs zwar nicht alle von Michaels Ansichten und Einschätzungen, und ich bin auch hier und da schon in meiner abweichenden Meinung bestätigt worden; auch bin ich weiterhin in Corestate investiert und sehe derzeit keinen Grund für einen Verkauf.

      Aber hier Selbstbeweihräucherung und Rechthaberei zu betreiben, nur weil der Kurs mal um 20 bis 30 % angezogen ist, ist zum einen verfrüht und zum anderen einfach ein Zeichen von persönlicher Unreife, zudem Verschwendung von Zeit und Platz.

      Daher auch von mir die Bitte um Beschränkung auf Posts mit substantiellem Inhalt.

      Gruß
      Jens

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