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Dienstag, 25. Juli 2023

Benjamin Graham rät: Change your mind - Kaufe nicht bloß Aktien, sondern erwirb Anteile an Unternehmen, die du ewig behalten kannst

Erfolgreiche Value Investoren wie Benjamin Graham und Warren Buffet legen großen Wert auf die langfristige Ausrichtung der Geldanlage, das langfristige Investieren in Unternehmen. Damit setzen sie sich ganz bewusst ab von der Vielzahl an Anleger, die Aktien zunehmend als Roulette-Jetons missbrauchen, als reine Spekulationsobjekte. Weshalb ist aber diese Unterscheidung zwischen Investieren und Spekulieren so entscheidend für den nachhaltigen Erfolg beim Investieren?

Das liegt vor allem an der Psychologie und am Verhalten der Menschen, die von Natur aus wankelmütig sind. Wir neigen zu Stimmungsschwankungen und so empfinden viele Menschen Freude, wenn ihre Aktien steigen und sind gereizt, wenn die Kurse ihrer Aktien fallen. Doch wer den Börsenkurs zum (einzigen) Gradmesser macht, ob das getätigte Investment gut oder schlecht ist, kann nur scheitern. Jedenfalls als Investor, vielleicht nicht als Spieler. Und deshalb muss man sich von diesem Denken lösen; sonst wird es einem immer im Weg stehen und davon abhalten, langfristig mit seinen Investments eine überragende Performance zu erzielen...

Im weiteren Sinne kauft man mit dem Erwerb einer einzelnen Aktie ein Unternehmen, jedenfalls einen kleinen Teil davon. Man sollte sich dabei an dem Unternehmen beteiligen, als würde die Firma nicht an der Börse gehandelt, sondern man würde einem Fremden Geld dafür geben, dass man Anteile an dessen GmbH erwerben darf. Dazu muss man zum Notar und nach der Beurkundung des Kaufvertrages wird dieser im Handelsregister eingetragen - und man wird die Anteile nur los, wenn man einen Käufer dafür findet. Das bringt eine psychologisch ganz andere Einstellung zu diesem Investment mit sich, denn man ist also langfristig in dem Unternehmen investiert und an das Unternehmen gebunden.
»Kaufe eine Aktie, als würdest Du das ganze Unternehmen kaufen. Strebe nicht nach dem schnellen Dollar. Suche nach Unternehmen, deren Aktien du ein ganzes Leben lang halten kannst.«
(Benjamin Graham)

Was würde man tun, bevor man ein solches auf Dauer angelegtes Wagnis einginge?

Man würde sich ausführlich mit dem Unternehmen beschäftigen, sich mit den Alteigentümern unterhalten, dem Geschäftsführer, sich die Bilanzen der letzten Jahre ansehen und sich prägende unternehmerische Entscheidungen erläutern lassen. Kurz: man würde das Unternehmen und seine neuen Partner auf Herz und Nieren prüfen, bevor man ihnen Geld für einen Teil Ihrer Geschäftsanteile gibt.
»Man vergisst es manchmal leicht, aber eine Aktie ist kein Lottoschein. Sie ist ein Besitzanteil an einem Unternehmen. (...) Was der Aktienkurs heute, morgen oder nächste Woche tut, ist nur Ablenkung. (...) Oft gibt es keine Korrelation zwischen dem Erfolg der Geschäftstätigkeit eines Unternehmens und dem Erfolg seines Aktienkurses, manchmal über Monate oder sogar Jahre. Langfristig besteht eine hundertprozentige Korrelation. Diese Diskrepanz ist der Schlüssel zum Geldverdienen. Es zahlt sich aus, geduldig zu sein.«

Und beim Erwerb von Aktien?

Da lassen die meisten Leute eben diese Vorsicht fahren und stürzen sich ohne Analysen, ohne Recherchen und ohne Nachzudenken in ein Abenteuer. Nicht umsonst kritisiert Warren Buffett, dass die Leute sich intensiver mit den technischen Ausstattungsmerkmalen ihres neuen Fernsehers beschäftigen würden, als mit denen ihrer neuen Unternehmensbeteiligung. Doch gibt es dafür eine plausible Rechtfertigung? Nein, es ist schlichtweg Leichtsinn und Unvermögen! Ist denn das entscheidende Kriterium für ein Investment die Rechtsform des infrage kommenden Unternehmens? Ist es entscheidend, ob man sich an einer GmbH oder einer AG beteiligt? Oder kommt es nicht viel eher darauf an, dass es sich um ein erfolgreiches Unternehmen handelt? Mit steigenden Umsätzen, einem gesunden Cash-Flow, steigen Gewinnen und einem wachsenden Unternehmenswert? Ich denke, wir alle kennen die Antwort.
»Value Investoren sollten ihre Investments nicht als Aktien verstehen, die den täglichen Schwankungen des Marktes unterliegen, sondern als Teileigentum an den zugrunde liegenden Unternehmen.«
Erfolgreiche Investoren jedenfalls machen ihre Hausaufgaben, bevor sie auch nur einen Cent investieren. Sie kaufen nicht die Aktie aufgrund ihrer Kursbewegungen, sondern das Unternehmen wegen seiner Geschäftsergebnisse.
»Wenn man ein Investor ist, achtet man darauf, was der Wert des Vermögensgegenstands tut. Ist man ein Spekulant, konzentriert man sich auf den Preis.«
(Warren Buffett)
Und das sollten wir auch tun, wenn wir an der Börse langfristig Erfolg haben wollen. Werden wir Partner in einem Unternehmen, begleiten wir es durch schwierige und gewinnträchtige Phasen seines Lebens und profitieren von seiner Entwicklung. Entscheidend für unseren Anlageerfolg ist nicht die kurzfristige Kursbewegung, sondern die langfristige Unternehmensentwicklung.
»Früher oder später folgen Aktienkurse der fundamentalen Entwicklung der Unternehmen, nicht umgekehrt.«
Die Wertschöpfung findet im Unternehmen statt und der Aktienkurs wird mit der Zeit diese Entwicklung widerspiegeln. Erfolgreiche Investoren setzen nicht auf schnelle Kurssprünge, sondern geben ihren Investments die Zeit, ihre volle Wirkung zu entfalten, sie bringen die nötige Geduld auf, sie setzen auf Buy & Hold und gehen den Weg des Warren Buffett. Am besten kann man dabei schlafen, wenn man auf ausgesuchte Qualitätsunternehmen setzt mit einem erprobten, beständigen und tiefen ökonomischen Burggraben (Moat).
»Werden die Aktienkurse in den kommenden Tagen, Wochen und Monaten sinken? Das ist die falsche Frage... vor allem, weil sie völlig unbeantwortbar ist. Stattdessen muss intelligentes Investieren - wie immer - auf dem Verhältnis von Preis und Wert basieren.«
Diese Aktien sollte man dann kaufen, wenn der auch bei diesen Qualitätsunternehmen unvermeidliche Kurseinbruch stattfindet und die Aktien vergleichsweise günstig zu haben sind. Genau das ist das Mojo, um erfolgreich und intelligent zu investieren...


Meine Lese-Tipps
▶ "Die Geheimnisse der Wertpapieranalyse" von Benjamin Graham und David Dodd
▶ "Die Graham-Methode. Benjamin Grahams Value-Investing Schritt für Schritt" von Janet Lowe
▶ "Intelligent investieren" von Benjamin Graham

• Überarbeite Fassung eines Artikels aus Februar 2016

2 Kommentare:

  1. Eine wichtige Sache beim Value Investing ist auf jeden Fall: es hält einen davon ab, grobe Fehler beim Aktienkauf zu machen. Beispiel Dotcom-Blase: etwas mehr Durchblick bei der fundamentalen Analyse hätte viele Anleger vor vielen Verlusten bewahren können. Aber es waren wohl damals zu einem grossen Teil Börsenneulinge, denen diese Dinge nicht unbedingt so bewusst waren (?)

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  2. Hallo Michael,
    ich bin seit etwa 25 Jahren in wenigen Dividendenaktien mit bekannten Produkten (Getränke, Tabak, Lebensmittel) investiert, deren Geschäftsmodell ich verstehe ... und komme gut zurecht ... stabile Dividenden sind eine tolle Sache ...
    Schöne Grüße
    Uwe

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