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Samstag, 20. Februar 2016

Investor-Update: Sixt Vz., Western Digital

Im Investor-Update notiere ich in unregelmäßigen Abständen aktuelle Einschätzungen zu Unternehmen meiner Empfehlungsliste und wie sich diese ggf. auf mein Investment-Portfolio ausgewirkt haben. Darüber hinaus auch zu Unternehmen, die ich noch nicht hier im Blog vorgestellt habe, die sich jedoch in meinem Depot befinden.

Trendwende oder Bärenmarkt-Rallye?
Genau so habe ich letzte Woche bereits die Überschrift gewählt und es ist bisher noch immer nicht klar. Die Aktienkurse steigen, das ist erfreulich für alle Investierten und ich selbst ertappe mich dabei, dass ich mich insgeheim ärgere, zu den (bisherigen) Tiefstkursen nicht stärker investiert gewesen zu sein. Unglaublich, oder? Meine 80-Prozent-Investitionsquote sollte eigentlich für Freudensprünge sorgen, denn mein Depotwert hat sich deutlich erhöht. Aber so ist es nun einmal, wir schauen lieber auf die  - vermeintlich - negativen Aspekte und erfreuen uns nicht (genug) am Positiven.

 Quelle: CNN Money - Fear and Greed Index 
Angst lässt erheblich nach
Die Angst unter den Anlegern lässt spürbar nach. Der Fear-and-Greed-Index ist mit 50 Punkten inzwischen bereits im neutralen Bereich angekommen und deutet damit an, dass die Kursanstiege noch weitergehen könnten. Denn viele Marktteilnehmer nehmen eben nicht teil, viele stehen mit hohen Cash-Beständen noch Abseits und trauen dem Braten nicht, sie sehen in dem Kursanstieg eine Bärenmarkt-Rallye und hoffen, dass die Kurse nochmals massiv unter Druck geraten, um billig einsteigen zu können. Und je länger dieses Szenario nicht eintrifft, je weiter die Kurse klettern, desto höher wird der Leidensdruck, denn Cash bringt momentan eben keine Rendite. Es kann also dazu kommen, dass dieses Geld demnächst seinen Weg in den Aktienmarkt zurückfindet und der Index dann in den "Gier-Bereich" wandert, weil die Stimmung wieder nur auf die Chancen blickt und die Risiken zunehmend ausblendet.

Aber bis es soweit ist, bleiben wir mal in der Gegenwart bzw. in der jüngsten Vergangenheit. Ich habe in den vergangenen Tagen weiterhin das Hin und Her des Marktes eher passiv begleitet und nur punktuell zugekauft.



+ Sixt Vz.
Nichts Neues bei Sixt, die Aktien haben sich den Börsenturbulenzen eher entzogen und auch beim Aufschwung haben sie sich nicht besonders hervorgetan. Sie liegen bei meinem ersten Einstiegskurs und ich habe die Position zu bei knapp €31 ausgebaut. Alle meine Kaufargumente bestehen fort und ich erwarte, dass sich der innovativste und wachstumsstärkste Autovermieter auch künftig besonders hervortun wird. In den USA will man von bisher knapp 70 Verleihstationen auf 1.000 anwachsen, allerdings Stück für Stück und nicht um jeden Preis. Etwa 30 neue Dependancen soll es pro Jahr geben, bevorzugt an Flughäfen und in den Ballungsräumen. Wer sich umfassend über die "sonstigen Aktivitäten" des Unternehmens informieren möchte, dem lege ich die aktuelle Ausgabe des "Aktien Magazins" ans Herz, wo Sixt besonders genau unter die Lupe genommen wird.


+ Western Digital
Meine bisher schlechteste Aktie auf der Empfehlungsliste, aber das ist nicht der Grund, weshalb ich meine Position ausgebaut habe. Es ging mir nicht um ein schlichtes Verbilligen, um das Kursminus optisch erträglicher zu gestalten, sondern weil ich WDC für eine gute Investition halte. Risikobehaftet, unbestritten. Der Kursabsturz hat mehrere Faktoren, da ist zunächst der nachlassende PC-Absatz und da WDC Festplatten liefert, die in den PCs zum Einsatz kommen, kann man hier von sinkenden Verkäufen ausgehen, auch wenn WDC sich hier den Markt in einem Duopol mit Seagate teilt. Als nächstes ist da die Übernahme des Konkurrenten SanDisk, die teuer ist und da auch SanDisk eigene Probleme hat, besteht die Befürchtung, dass sich hier zwei Lahme zu einem Siechenden zusammentun. Ich sehe das nicht so schwarz, sondern SanDisks hervorragende Stellung bei Flash-Speichern eher als Chance für WDC, sich vom niedrigmargigen Festplattengeschäft hin zu mehr hochmargigen Flash-Speichern zu wandeln, ohne die Marktanteile an die Konkurrenz abgeben zu müssen. Allerdings wird die Übernahme WDC viel Geld kosten, das man sich leihen wird. Zum Glück sind die Zinsen niedrig, das ist ein großer Vorteil. WDC selbst hatte verkündet, an der Übernahme festzuhalten und "im Plan" zu sein. Die EU hatte aus wettbewerbsrechtlichen Aspekten bereits ihre Zustimmung gegeben.

Des Weiteren ist da noch der Einstieg der chinesischen Unisplendour mit 15% an WDC, auch dieser Deal ist ja noch "in Bearbeitung" und könnte scheitern. Hier gibt es Bedenken, die US-Behörden könnte Einwände haben gegen ein solches Engagement eines staatlichen chinesischen Unternehmens. Da es im Bereich der Flash-Speicher jedoch diverse große Anbieter gibt, teile ich diese Bedenken nicht wirklich. Und dann ist da noch die Entscheidung des chinesischen Handelsministeriums, dass WDC endlich die übernommene Hitachi vollständig integrieren darf - und so künftig pro Jahr $300 Mio. einsparen wird.

Und dann noch die zuletzt vorgelegten Zahlen zum vierten Quartal 2015, die ziemlich erfreulich ausfielen, jedenfalls verglichen mit den düsteren Erwartungen. Das alles, kombinierten mit der Erwartung, dass die PC-Verkäufe in diesem Jahr wieder anziehen werden (die kostenlose Abgabe von Windows 10 seitens Microsofts hat viele Käufer veranlasst, ihre PCs noch nicht neu anzuschaffen - aber um das Potenzial von Windows 10 wirklich nutzen zu können, wird man in absehbarer zeit nicht an neuer Hardware vorbeikommen), hat mich bei WDC zu diesen Ausverkaufskursen zu knapp über €35 zuschlagen lassen. Ach ja, aufgrund der Übernahme von SanDisk hatte WDC ja erklärt, künftig zunächst keine Dividendenerhöhungen und keine Aktienrückkäufe mehr zu tätigen, da man das Geld für die Übernahme und die Integration verwenden wolle. Sehr vernünftig! Die Quartalsdividende bleibt auf dem Niveau von $0,50 und wird am 15. April ausgeschüttet, das Ex-Dividendendatum ist der 30. März.


.: Cashquote
Meine Cashquote liegt nun wieder knapp unter 20 Prozent da meinen Add-on-Käufen die Dividendeneingänge von Blackstone und Main Street Capital entgegenstanden. Starbucks wird hier am Montag folgen, so dass ich weiterhin über genügend Feuerkraft für lukrative Gelegenheiten verfüge.

7 Kommentare:

  1. Warum Western Digital und nicht Seagate? Ich erachte beide Firmen als interessant an. Habe das Gefühl, um die ganzen Cloudgeschichten sind diese beiden Unternehmen "langweilig" geworden und dementsprechend günstig bewertet. Wie siehst du das?

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    1. Moin Emanuel,
      ich halte Western Digital für besser positioniert und aussichtsreicher als Seagate; über die positiven Aspekte von WDC habe ich hier im Blog schon einige Artikel verfasst, wobei der Kursverlauf mir (bisher) nicht recht zu geben scheint. Die 4,5% Dividendenrendite kann sich WDC allemal aus seinem Free Cashflow leisten, auch wenn zunächst einmal keine Dividendensteigerungen und Aktienrückkäufe mehr erfolgen werden. Man will sich zunächst auf die SanDisk-Übernahme fokussieren und die damit verbundene zusätzliche Verschuldung wieder reduzieren.

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  2. Sixt passt einfach zu dir, ähnliche Situation wie Starbucks. Funktionierendes Geschäftsmodell, gutes Management, Expansionspläne die Wachstum versprechen.

    Für WDC fehlt mir immer noch der Glaube. SSDs und flash-Speicher werden zunehmend günstiger und haben das Potenzial den Markt von WDC "wegzufressen". Reine Spekulation ;) Positiv ist da natürlich die sandisk Übernahme, aber ob das reicht..

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    1. Moin Christoph, bei Sixt habe ich auch ein ausgesprochen gutes Gefühl und glaube, dass die sich mit ihrer Strategie des "lukrativen Wachstums" und ihrer frechen, innovativen Art weiterhin sehr gut entwickeln werden.

      Bei WDC ist absehbar, dass das Festplattengeschäft irgendwann tot sein wird. Die Dinger sind antiquiert. Allerdings sind sie enorm billig im Gegensatz zu Flash und NAND und WDC hat immer wieder großen Forschungsaufwand betrieben, um die HDs effizienter zu machen. Mit der Übernahme von SanDisk entsteht eine völlig neue Situation, denn man ist auf einem ein signifikanter Player im Flash-Markt, was man bisher alleine nicht ist. Daher wird das Bestreben von WDC künftig nicht mehr sein, HDs ggü. Flash besser zu positionieren, sondern sie werden versuchen, HDs zu verdrängen zugunsten der eigenen Flash-Speicher. Und hierbei sind WDCs Chancen durch die SanDisk-Übernahme enorm gestiegen! Darüber hinaus sparen sie pro Jahr $300 Mio. ein (durch die vollständige Hitachi-Integration), das ist ja keine Kleinigkeit. Und sie werden mit SanDisk einiges an Synergiepotenzial heben können, so das weitere Kosteneinsparungen anstehen dürften. Unter dem Strich ein nicht unerhebliches Risiko, denn es stehen einige Veränderungen an und auch die beiden Unternehmen und die Mitarbeiter müssen ja erst einmal zusammenwachsen. Auf der anderen Seite ist der Kurs nun wahrlich ausgebombt und daher denke ich, dass das Chance-Risiko-Verhältnis schon sehr attraktiv ist. Zumal die PC-Absätze in nächster Zeit wieder anziehen dürften und so den Prozess noch positiv flankieren dürften...

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  3. Moin, das mit Sixt finde ich ja interessant. Habe den Kursrücksetzer auch zum Einstieg genutzt. Trotz des Wachstums konnten die Margen stabil gehalten werden, das fand ich beeindruckend. Aber wie du auch schon meintest- Sixt war nie billig, es sei denn man war während der Subprime Krise mutig. Jeden den das betrifft, beneide ich zutiefst. Allerdings war damals auch noch nicht wirklich klar, das Sixt tatsächlich im Verlgeich zum Wettbewerb derartig stark ist.

    Jedenfalls habe ich mein Investment in Sixt nun noch weiter verstärkt, nachdem ich mich mit Sixt Leasing auseinander gesetzt habe. Hier sind die Wachstumsaussichten sogar noch interessanter, da das Unternehmen insgesamt noch so klein ist. Man könnte jetzt sagen, dass Sixt Leasing unter einem bevorstehenden Absatztief der Automobilbranche leiden könnte. Doch ich denke, man wird hier insgesamt vom Wachstumsmarkt Autoleasing profitieren. Übrigens ebenfalls interessant ist das Flottenmanagement/Fuhrpark-Geschäft. Aus meiner Sicht wird das immer mehr Thema werden. Warum sollte sich ein Unternehmen selbst jemanden leisten, der sich darum kümmert, wenn es doch keinen Profit bringt? Einen Moat sehe ich in der Verhandlungsmacht beim Einkauf. Interessant dabei ist, dass man zwischenzeitig einen Vertrag nicht verlängert hat, weil die aushandelbaren Konditionen nicht die eigenen Ansprüche an Profitabilität erhöhten. Das kann man als konsequente Geschäftspolitik sehen, es weist aber auch auf Risiken hin, dass der Moat eben nicht sonderlich groß ist. Irgendjemanden anders wird es ja geben, der sich das Geschäfts trotzdem zutraut. Zurückhaltung gegenüber Neuwagen im Allgemeinen kann ein anderes Problem sein.

    Das ist also definitiv eine Position, die - wie du an anderer Stelle mal gesagt hast - etwas Betreuung braucht. Dieses Jahr wird denke ich ganz entscheidend, was die Absatzentwicklung im geografisch wichtigsten Markt von Sixt Leasing angeht. Insgesamt bin ich jedoch zuversichtlich, dass die nächsten Zahlen den eigenen (angehobenen) Erwartungen gerecht werden und somit zügig wieder zu Emissionspreisen aufgeholt wird.

    Eigentlich müsste man angesichts der Risiken ein anderes KGV verlangen. Doch ich bin schlicht der Meinung, dass man zu solch einem Kurs nicht mehr kommmen wird. Damit habe ich zwar die Grenze zum Markettiming überschritten, aber wenn man von einem Unternehmen und seinen Aussichten überzeugt ist, halte ich das bei Wachstumstiteln für vertretbar- solange man ein 15er KGV nicht überschreitet.

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    1. Moin Nico,
      eine starre KGV-Grenze habe ich nicht, ich sehe es im Verhältnis zum Gewinn-Wachstum; ein höheres Gewinnwachstum rechtfertigt auch ein höheres KGV. Zumindest, wenn ansonsten meine Kriterien an ein Qualitätsinvestment erfüllt sind. Und das sehe ich bei Sixt gegeben. Was mir darüber hinaus gefällt ist, dass das Unternehmen trotz Börsennotierung in Familienhand ist. Und bleibt, denn die familieninterne Nachfolge ist ja bereits geregelt.

      Was die mögliche Zurückhaltung bei Neuwagenkäufen angeht, trifft dies vorwiegend die Tochter Sixt Leasing. Sixt selbst kann davon ggf. sogar profitieren. Denn wenn weniger Leute ein Auto selbst kaufen wollen (wie die heranwachsenden in den Großstädten), dann greifen sie häufiger auf Mietwagen zurück oder auf Car-Sharing. Und hier ist Sixt mit DriveNow und seinem Kooperationspartner BMW bestens aufgestellt. Gerade auch was das Zukunftsthema E-Mobility angeht.

      Diese Gründe haben mich veranlasst, bei Sixt einzusteigen, und nicht wie Carl Icahn, der beim strauchelnden US-Konkurrenten Hertz ein vermeintliches Schnäppchen ausgemacht haben will...

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  4. Naja, man kann Icahn schon verstehen. Wenn Hertz dauerhaft wieder zu einem Ergebnis von 1 Millarde je Jahr zurückkehrt, dann hält der jetzige Kurs eine großzügige MoS bereit. Habe auch schon überlegt, dort einzusteigen, habe aber gerade keine Zeit die letzten GB intensiv zu lesen und das muss man einfach, bei Turnaround Kandidaten. Und die Qualität von Sixt ist mir den Preis wert.

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