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Freitag, 12. August 2016

BaFin warnt: Lage bei den Lebensversicherern spitzt sich weiter zu

Ich weiß, ich weiß, es kann niemand mehr hören, dass ich seit Jahren vor der zunehmenden Gefahr bei Lebensversicherern warne und den sich immer weiter verschärfenden Risiken in deren Bilanzen aufgrund der anhaltenden Niedrigzinsphase. Aber es nützt ja nichts, auch wenn es euch zu den Ohren herauskommt, die Gefahren sind vorhanden und sie nehmen zu!

Nachdem im letzten Jahr die Ratingagentur Moody's die deutsche Lebensversicherungsbranche als die riskanteste der Welt eingestuft hat, warnte nur wenige Tage später auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), in Deutschland würden Versicherungspleiten drohen. Unterstützt wurde diese Aussage durch eine Untersuchung der Unternehmensberatung Assekurata, die vor einer enormen drohenden Kapitallücke warnte, die die deutsche Lebensversicherungsbranche in den nächsten Jahren überrollen könnte, wenn die Zinsen so niedrig bleiben würden. Da entsprechende Renditen am Kapitalmarkt nicht mehr zu erzielen seien, müssten die Versicherer seit 2011 eine sog. Zinszusatzreserve aufbauenund um die Garantien laufender Lebens- und Rentenversicherungsverträge abzudecken, müssten die Unternehmen diese Zinszusatzreserve bis zum Jahr 2024 von bislang gut €21 Milliarden im schlimmsten Fall auf rund €150 Milliarden aufstocken. Doch schon heute zehre die Zinszusatzreserve an den ohnehin sinkenden Überschussbeteiligungen der Lebens- und Rentenversicherungen und für die Kunden würde die Rendite damit immer unattraktiver werden...

Und nun war es soweit, die BaFin hat die deutschen Versicherer einem Stresstest unterzogen und überprüft, wie fit sie hinsichtlich der neuen Eigenkapitalvorschriften ("Solvency II") sind. Dabei wurden die materiellen Risiken der Versicherer nach der sogenannten Solvabilitätskapitalanforderung (SCR) beurteilt - und die Ergebnisse sind niederschmetternd. Zwar konnten alle geprüften Unternehmen die SCR-Anforderungen ausreichend abdecken, also alle Versicherer halten gemäß ihrer Risiken genug Eigenkapital parat, um mögliche Verluste ausgleichen zu können. Allerdings haben sich vor allem die Quoten der Lebensversicherer verschlechtert und zwar um durchschnittlich 70 Prozentpunkte. Bei 26 der insgesamt 84 getesteten Lebensversicherer musste die BaFin im ersten Quartal 2016 ein Auge zudrücken, und diese konnten sich auf die Übergangsregelungen berufen, die den Versicherern den Umstieg auf die neuen Eigenkapital-Regelungen leichter machen sollen. Ansonsten hätten der Branche insgesamt €3,5 Milliarden gefehlt, um die Vorgaben zu erfüllen!

Anfang des Jahres mussten noch 10 Lebensversicherungen weniger auf die Übergangsregelungen zurück greifen. Die Lage hatte sich also innerhalb weniger Wochen verschlechtert, denn die Eigenmittel sind im ersten Quartal 2016 durchschnittlich um knapp 13 Prozent gesunken. Dabei sind die größten Risiken für die Lebensversicherer Marktrisiken, gefolgt von Risiken für Berufsunfähigkeit und Pflegebedürftigkeit bei den Versicherten.

Fazit
Auch wenn die deutschen Lebensversicherer, ebenso wie die Rückversicherer, regelmäßig in den Hit-Listen der Dividendenwerte auftauchen, sollten Anleger - und auch Versicherte im Hinblick auf Lebensversicherungen als Altersversorgung, größte Vorsicht walten lassen. Die Risiken steigen ständig weiter an und es wird den Unternehmen immer weniger gelingen, die Ausschüttungen an die Aktionäre zu erwirtschaften und ohne Kapitalerhöhungen die zunehmenden Risiken aufzufangen. Denn auf nachhaltig steigende Zinsen zu hoffen, dürfte sich für Anleger als irrige und teure Strategie erweisen. Ich halte Versicherungen für riskante Value-Traps und werde daher weiter einen großen Bogen um die Versicherungsbranche machen, ebenso um die deutschen Banken, die ähnlichen Problemstellungen ausgesetzt sind und zusätzlich noch an erheblichen Filial- und Kostenüberhängen leiden.



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2 Kommentare:

  1. Hallo Michael,

    ich verstehe das übergeordnete Zinsproblem durchaus, aber ich dachte die betroffenen wirken dem entgegen indem sie in neuen Geschäftsfeldern wildern. Allianz hat ja Tank und Rast gekauft und an irgendwelchen Mautstraßen haben die sich auch beteiligt. Sollten solche Maßnahmen nicht helfen? Oder sind die Belastungen durch die Niedrigzinsen deutlich höher als der Gewinn von solchen Aktionen?

    Beste Grüße
    Hannes

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    1. Moin Hannes,
      das Ausweichen von Versicherern (aber auch institutionellen Anlegern und Private Equity-Fonds) auf "alternative Anlagemöglichkeiten" ist kein Allheilmittel, denn es hat auch gravierende Nebenwirkungen. Denn da alle das gleiche Problem umtreibt, die niedrigen Zinsen, heizen sie allesamt die Nachfrage nach "alternativen Assets" an und damit die Preise. Und je höher die zu zahlenden Preise sind, desto geringer fällt auch wieder die erzielbare Rendite aus. Wenn Versicherer nun langfristige Anlagen mit einer Rendite von 2% oder 3% eingehen, mag das verglichen mit den aktuellen Null-Zinsen rentierlich aussehen, aber man darf nicht vergessen, dass diese 2 bis 3% nicht garantiert sind, sondern durchaus auch im Risiko stehen. Denn Tank und Rast bringt nicht nur Gewinne, sondern erfordert hohe Investitionen. Und ob die sich auszahlen, steht auf einem anderen Blatt. Das Problem wird durch derartige Anlagen also allenfalls abgeschwächt und etwas zeitlich gestreckt. Aber nicht gelöst.

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