Dienstag, 25. April 2017

Aurelius zückt den Joker: Secop-Verkauf, Dividendenverdopplung, Aktienrückkauf

Der Münchner Finanzinvestor Aurelius Equity Opportunities ​SE & Co.​KGaA hat jahrelang erfolgreich Unternehmensbeteiligungen aus Sondersituationen und Restrukturierungsfälle übernommen, um diese wieder auf Kurs zu bringen und gewinnbringend zu verkaufen. Der Aktienkurs hatte sich seit meiner Erstempfehlung im Oktober 2012 von knapp 11 Euro auf in der Spitze gut 66 Euro versechsfacht bis vor einigen Wochen der Short-Seller "Gotham City" eine massive Short-Attacke gegen Aurelius startete unter Lancierung erheblicher Vorwürfe. Der Kurs brach daraufhin in der Spitze um fast die Hälfte ein auf unter 35 Euro. Heute nun erfolgt die lang erwartete Reaktion von Aurelius...

Da sich der Short-Seller nach der fiktiven Stadt Gotham benannt hat, in der Superheld Batman für Ordnung sorgt, bleibe ich mal in dem Wortspiel. Der mächtigste Gegenspieler Batmans war der Joker, ein fieser Bösewicht, und in den Augen der Short-Seller ist Aurelius ja der Bösewicht. Dieser Logik folgend, bringt Aurelius heute also den Joker ins Spiel, um Gothams selbsternanntem Saubermann die Leviten zu lesen.


Viele von Gothams Vorwürfen haben sich als haltlos und/oder nicht stichhaltig erwiesen. So behauptete Gotham, die skandinavischen Tochtergesellschaften von Aurelius würden gar nicht existieren. Dabei war Gotham nur nicht in der Lage, das Handelsregister korrekt auszuwerten. Auch wird behauptet, Aurelius habe keinen Finanzchef. Dabei nimmt ist die Position seit vielen Jahren besetzt, wenn der CFO auch nicht dem exekutiven Vorstand angehört.

Aber es gab und gibt auch gewichtige Vorwürfe. Das Aurelius-Management und der Aufsichtsrat hatten starke Insiderverkäufe getätigt und man war nicht bereit, diese zu erläutern und preiszugeben, in welchem Umfang insbesondere Aurelius-CEO Dr. Dirk Markus noch an Aurelius beteiligt ist. Es wurde behauptet, die Bilanzierungspraxis von Aurelius sei "nicht koscher" und der Wert von Beteiligungen würde viel zu hoch ausgewiesen und sie wären gar nicht substanzhaltig. Anstelle des von Aurelius angegebene NAVs von knapp 45 Euro gab Gotham einen Wert von deutlich unter 10 Euro vor. Insbesondere die größte Beteiligung (abgesehen von der Office Depot Europe-Übernahme), die Secop, sei eigentlich komplett wertlos und könne nicht verkauft werden. Darüber hinaus weise Aurelius direkt nach der Übernahme neuer Beteiligungen deren Wert viel zu hoch aus und definiere Erträge aus sog. Bargain Purchases als ausschüttungsfähige Gewinne. Die in den letzten Jahren ausgekehrten hohen Dividenden wären somit ungerechtfertigt gewesen, da sie nicht verdient worden wären.

Aurelius kann gleich mehrfach punkten
Nun, heute kann Aurelius einige dieser Punkte widerlegen. Denn man verkündet den Verkauf der Tochter Secop an die japanische Nidec-Gruppe. Dabei handelt es sich um den größten Exit der Aurelius-Firmengeschichte und Aurelius erreicht damit nach sieben Jahren etwa das Elffache des eingesetzten Kapitals. Der Verkaufspreis liegt bei 185 Mio. Euro und ist meilenweit entfernt von "Wertlos-Ansatz" von Gotham.

Der Exit ist ein großer Erfolg für Aurelius. Allerdings liegen die 185 Mio. Euro auch deutlich unterhalb des NAV-Ansatzes, den Aurelius für die Secop noch vor einiger Zeit ausgewiesen hatte. Damals war man von einem Wert von rund 255 Mio. Euro ausgegangen. Die doch hohe Differenz dürfte einerseits an einem zu hohen Wertansatz gelegen haben, denn Aurelius hatte schon geraume zeit versucht, einen passenden Käufer für Secop zu finden. Auf der anderen Seite dürfte auch die Short-Attacke, insbesondere die Behauptung, die Secop wäre wertlos, den Kaufpreis zusätzlich gedrückt haben. Insofern hat Gotham hier die Aurelius-Aktionäre mit seinen Behauptungen massiv geschädigt, unabhängig vom Absturz des Aurelius-Aktienkurses.

Verdopplung der Dividende
Aus dem Secop-Verkauf wird Aurelius einen rund 100 Mio. Euro schweren Ergebniseffekt realisieren, so dass man die Dividendenausschüttung nun glatt verdoppeln will. Anstelle der bisher vorgeschlagenen Dividende von 2 Euro (1 Euro Basisdividende zzgl. 1 Euro Partizipationsdividende) sollen es nun insgesamt 4 Euro je Aktie werden, indem die Parizipationsdividende von 1 Euro auf 3 Euro verdreifacht wird. Auf Basis des gestrigen Aurelius-Schlusskurses käme dies fast einer Dividendenrendite von 10% gleich!

Aktienrückkaufprogramm startet
Darüber hinaus wird Aurelius das bereits angekündigte Aktienrückkaufprogramm starten und im Zeitraum vom 27. April 2017 bis zum 20. Juni 2017 täglich bis zu 21.000 und insgesamt bis zu 693.000 eigene Aktien der Gesellschaft zurückzukaufen. Das Gesamtvolumen des beschlossenen Aktienrückkaufprogramms beläuft sich auf insgesamt bis zu 50 Mio. Euro (ohne Erwerbsnebenkosten).

Quiet-Periode beendet
Und dann gab es noch die immer wieder geäußerte Frage, weshalb denn Aurelius und/oder Insider aus Management und Aufsichtsrat keine Aurelius-Aktien kaufen würden auf dem nun viel niedrigeren Niveau. Auch dazu gab es heute eine Antwort von Aurelius: man habe den möglichen Abschluss des Secop-Verkaufs nicht gefährden wollen und daher entsprechend der Marktmissbrauchsverordnung (MAR) dem Handelsverbot für Insider, also insbesondere auch für die Organe der Gesellschaft, Rechnung getragen. Mit der heutigen Veröffentlichung sei dieses Handelsverbot beendet. Und wie Dr. Markus vor einigen Tagen bereits erklärt hatte, ist er durchaus an Zukäufen von Aurelius-Aktien interessiert. Hier werden wir ihn nun in nächster Zeit an seinen Handlungen messen können.

 Aurelius (Quelle: finanzen.net
Meine Einschätzung
Aurelius war mächtig unter Druck, die Anschuldigungen von Gotham wiegen schwer. Man hat mit zwei umfangreichen Stellungnahmen seitens der Gesellschaft schon viele Punkte entkräften oder zumindest erklären können, aber zentrale Punkte bleiben als offene Flanken übrig. Mit der heutigen Verkaufsmeldung zu Secop bricht der zentrale Punkt von Gothams Anschuldigungen zusammen, nämlich dass Aurelius die Beteiligungen ausblute und sie am Ende nicht (mehr) werthaltig seien. Insbesondere Secop hatte Gotham als Paradebeispiel für das verfehlte Aurelius-Geschäftsmodell angeführt und wurde heute vollumfänglich widerlegt. Auch wenn der Verkaufspreis letztlich deutlich unter den ursprünglichen Erwartungen von Aurelius lag, so war es doch der größte Erfolg der Unternehmensgeschichte. Und so dürften die großen Zweifel, ob Aurelius wirklich Werte schaffen würde für seine Aktionäre, weitgehend ausgeräumt sein.

Short-Squeeze ante portas?
Mit entsprechenden negativen Folgen für die Leerverkäufer, denn die haben in den letzten Tagen und Wochen ihre Positionen bei Kursen knapp über 40 aufgebaut und sehen nun ihre Felle davon schwimmen. Sie müssen die Aktien ja über die Börse zurückkaufen, weil sie nur für eine bestimmte zeit geliehen sind. Und bei höheren Aktienkursen wird dies für die Leerverkäufer entsprechend teuer. Und so kann es nun zu einem sog. "Short-Squeeze" kommen, weil die Leerverkäufer jetzt so schnell wie möglich und um jeden Preis Eindeckungen vornehmen müssen, um ihre absehbaren Verluste zu begrenzen.

Was nicht aus der Welt ist, ist der enorme Vertrauensschaden, den Gotham angerichtet hat. Hierunter wird Aurelius noch lange leiden. Der Nimbus des stets erfolgreichen Sanierers hat mächtig gelitten und dürfte künftig für Aurelius die Geschäfte schwerer machen. Dazu hat allerdings auch beigetragen, dass Aurelius und insbesondere CEO Dr. Dirk Markus überwiegend unglücklich auf die Short-Attacke reagiert haben. Bei allem Verständnis für die enorme Stresssituation, in der sich alle beteiligten befanden, hätte Aurelius hier umsichtiger und transparenter agieren können. Und noch immer sind nicht alle Fragen beantwortet, insbesondere zu den aktuellen Eigentumsverhältnissen bzw. Anteilsgrößen der (ehemaligen?) Großaktionäre. Andererseits muss man allerdings auch sagen, dass diese nicht verpflichtet sind, diese Auskünfte zu geben, Interesse der Öffentlichkeit hin oder her. In einer solchen Krisensituation knackst dieses Um-den-heißen-Brei-Reden das ohnehin lädierte Vertrauen zusätzlich an.

Darüber hinaus lernen wir aus dieser Short-Attacke, dass die aggressive Bilanzierungsweise von Aurelius einige Risiken beinhaltet. Man weist die Sanierungserfolge bereits sofort nach dem Kauf aus, ohne dass sie sich schon konkretisiert haben. Und schüttet sie teilweise als Dividenden an die Aktionäre aus. Stellen sich die Sanierungserfolge am Ende dann aber nicht oder nur vermindert ein, muss eine Korrektur erfolgen, die künftige Ergebnisse belastet. Man arbeitet hier mit "Borrowed Time", mit geliehener Zeit. Was in einem guten wirtschaftlichen Umfeld und stabilen bis steigenden Börsennotierungen hervorragend funktioniert. In einem deutlichen Wirtschafts- und/oder Börsenabschwung hingegen, kann dieser Schuss voll nach hinten losgehen.

Daher muss man, auch ich, diese Art der Geschäftspolitik deutlich kritischer sehen, als dies bis vor kurzem noch der Fall war. Insofern hat die Short-Attacke von Gotham durchaus einen positiven Lerneffekt ausgelöst, jedenfalls bei mir. Das Chance-Risiko-Verhältnis bei Aurelius hat sich deutlich verschlechtert. Die Risiken sind höher, als ich früher angenommen habe. Und die Chancen sind geringer ebenfalls niedriger als zuvor. Das liegt allerdings an dem ramponierten Image von Aurelius. Und zumindest diesen zweiten Punkt wird Aurelius mit der Zeit wieder ausbügeln können. Das erhöhte Risiko bleibt jedoch bestehen.

Aus diesem Grund habe ich den heutigen zweistelligen Kurssprung dazu genutzt, meine Aurelius-Position bei knapp 48 Euro deutlich zu reduzieren. Aurelius ist der erwartete Befreiungsschlag gelungen und es bestehen gute Aussichten, dass das Unternehmen künftig wieder an alte Erfolge anknüpfen können wird. Insbesondere die ODE-Übernahme dürfte hier in Zukunft einiges zu bieten haben. Dennoch ist Aurelius für mich bei knapp unter 50 Euro nur noch eine Halteposition. Aurelius wird mit den nächsten Transaktionen belegen müssen, dass es die Short-Attacke weggesteckt hat und wieder erfolgreich operativ agieren kann. Und das Unternehmen muss neues Vertrauen aufbauen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass dies gelingen kann und dass Aurelius alles daran setzen wird, hierbei erfolgreich zu sein.

Aurelius befindet sich auf meiner Empfehlungsliste und in meinem Depot.


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ERGÄNZUNG VOM 25.04.2017, 11:51

▸ Insider kaufen für mehr als 10 Mio. Euro Aurelius-Aktien

Wo ich noch schreibe, die Aurelius-Insider sollten nun durch Taten ihre Aktienkaufankündigungen bestätigen, trudelt bereits die erste Meldung herein. Die Lotus AG, die Investmentgesellschaft von CEO Dr. Dirk Markus, hat heute zu einem Durchschnittskurs von 47,45 Euro 121.000 Aktien gekauft, was einem Gesamtvolumen von 5.741.450 Euro entspricht.

Und auch Vorstand Dr. Gert Purkert hat über seine Tiven GmbH 90.000 Aktien zu einem Durchschnittskurs von 47,45 Euro erworben, also für insgesamt für 4.270.500 Euro.

Mal sehen, ob es bei diesem einen Rückkauf bleibt, oder ob nicht noch mehr folgen in den nächsten Tagen.

20 Kommentare:

  1. Hallo Michael,
    super! Ich habe mich nach der zweiten Shortattacke großzügig eingedeckt. Ich habe 80% heute Abgestoßen, leider nicht ganz zu Topkursen wie du, aber dennoch mit ordentlichen Gewinn.
    Dein Blog ist echt spitze :)

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  2. Moin,
    Schade das du deine Position reduziert hast. Ich kann deine Gründe objektiv nachvollziehen, sehe aber das Aktienrückkaufprogramm, die Dividende und vor allem die Insiderkäufe als vertrauensbeweis. Als Aktionär muss man nun Aurelius eben einen gewissen Vertrauensvorschuss geben.

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    1. Deshalb sind die Aktionäre ja auch durchaus selbst schuld, dass man zig Millionen weniger für Secop erlöst hat, wenn man sich wie ein hirnloser Hühnerhaufen benimmt und erschreckt davonschnattert, wenn sich mal der Fuchs zeigt ....

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    2. Naja, die Schuld für den Mindererlös der Secop ist wohl nicht bei den Aktionären zu suchen, sondern bei Gotham, die die Werthaltigkeit ja massiv infrage gestellt haben. Daher war dem Käufer natürlich bewusst, dass Aurelius hier einen Erfolg erzielen muss. Und zwar schnell und zur Not eben auch mit einem Abschlag.

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    3. Bloß weil G. die Werthaltigkeit infrage gestellt hat, musste man doch nicht billiger verkaufen; infragestellen kann jeder, und die Boards sind voll davon, da kräht kein Hahn danach. Bloß weil die Aktionäre darauf so wild angesprungen sind, selbst die, die vorher "kein Stück aus der Hand geben" geflötet haben, deshalb allein entstand da ein enormer Verkaufs- und Rechtfertigungsdruck, der dem Käufer in die Hände gespielt hat ...

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  3. "Auf der anderen Seite dürfte auch die Short-Attacke, insbesondere die Behauptung, die Secop wäre wertlos, den Kaufpreis zusätzlich gedrückt haben. Insofern hat Gotham hier die Aurelius-Aktionäre mit seinen Behauptungen massiv geschädigt, unabhängig vom Absturz des Aurelius-Aktienkurses."

    Für das Gehalt was sich die Leute bei A. auszahlen kann man schon eine Buchführung erwarten die über allen zweifeln erhaben ist.
    Sollen die dass doch mal bei Berkshire versuchen

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    1. Buffetts "liebste" Aktie war/ist die von Wells Fargo. Er hatte sogar mal geäußert, dass es die eine Aktie wäre, die er kaufen würde, wenn er in seinem Leben nur eine einzige auswählen dürfte. Und nun denken wir mal an den Skandal aus dem letzten Jahr zurück mit den gefälschten Kundenkonten. So weit steckt man eben nie im operativen Geschäft drin. Und bzgl. Aurelius muss man eben auch sagen, dass sie sich an die IFRS-Regeln halten und nichts falsch ausweisen. Es gibt bestimmte Regeln und Spielräume. Ich wäre aber dankbar, wenn Du mir eine "über jeden Zweifel erhabene Buchführung" zeigen könntest, da ich nicht glaube, dass es die in irgendeinem Unternehmen gibt. Denn jede Buchführung/Bilanzierung unterliegt der Auslegung. Und damit unterschiedlichen Sichtweisen. Nicht nur bei Aurelius. Und ob IFRS oder HGB, das macht keinen Unterschied, die haben alle ihre Vor- und Nachteile.

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  4. Was ich meine ist Buchführung im Gesamtkonzept mit Auftreten, Vergangenheit, Gepflegter Aktionärskreis (Owner's Manual), Nachvollziehbares Verhalten (Walk the Walk), Firmenkultur ect

    In Bezug auf Reputation kommt BRK für mich schon sehr dem Ideal gleich. Ich denke ein solcher Short-Angriff währe hier nicht fruchtbar (jedoch ist alles möglich). Natürlich gibt es in einer Firma die so groß ist immer jemanden der Fehler macht siehe WFC.

    Die sofortige Ausweisung von Gewinnen direkt beim Kauf ist schon hart am Wind, dass siehst du ja ähnlich denke ich. Gepart mit signifikanten Aktienverkäufen des Vorstands (Sie waren so gesehen die größten Lehrverkäufer) Dividendenauszahlung & relativ zeitnaher Kapitalerhöhung (wenn ich mich recht erinnere) Ehem. nähe zu Arques (http://www.handelsblatt.com/unternehmen/management/aurelius-ein-mann-fuer-die-schwierigen-faelle/3011448.html) ergibt sich ein gewisses Bild

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  5. Hallo Michael, heißt das jetzt für dich persönlich, dass Aurelius nicht mehr einer deiner Ankerinvestments sein wird? Oder hast du nur den Kurssprung dazu genutzt deine zusätzlich erworbene Anteile bei (dem Shortangriff) wieder zu verkaufen?

    beste Grüße Hans-Jürgen

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    1. Richtig, Aurelius ist keine Ankerposition mehr in meinem Depot. Das sind ja Werte, die ich langfristig halte und deutlich übergewichte vom Depotanteil her, weil sie ein besonders gutes Chance-Risiko-Verhältnis aufweisen und/oder eine besonders gute Stellung im Markt ("Burggraben"). Zu diesen Ankerinvestments zähle ich Aurelius jetzt nicht mehr und habe die Position entsprechend reduziert.

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    2. Rein aus Neugier: Beschränken sich dann deine Ankerinvestments nur noch auf DRAG, Blue Cap und MBB? Oder hast du schon eine Position im Auge, welche Aurelius ersetzen wird/kann?

      Hans-Jürgen

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    3. Ich habe Amazon aufgestockt und zusammen mit den schönen Kurszuwächsen seit meinem Einstieg im Januar 2016 ist die Position nun meine Viertgrößte. Amazon ist kein Value Investment, aber aus meiner Sicht ein Quality Investment. Ich hatte das vor einem halben Jahr mal hier beschrieben: "Enttäuschung? Nein! Bei Amazon kauft jeder ein. Auch ich...". Amazon ist disruptiv und zerstört immer mehr klassische Geschäftsmodelle, aktuell sind das Mode/Kaufhäuser und Lebensmittelhandel. In der Folge werden auch große Kaufhäuser und Einzelhandelszentren zunehmend Probleme bekommen.

      Amazon verfügt über einen enormen Burggraben, denn es agiert ausschließlich aus Sicht des Kunden. Weil es so erfolgreich ist, müssen sich immer mehr Händler bei Amazon präsentieren, weil sie sonst (online) gar nicht mehr zum Abschluss kommen. In den USA suchen bereits deutlich mehr Leute zuerst bei Amazon nach Waren und nicht mehr über Google. Und bei Amazon bekommen sie (fast) immer den besten Preis.

      Amazon ist (noch) nicht gewinnorientiert, sondern auf Wachstum aus. Chef Jeff Bezos sagte: "Deine Marge ist meine Chance". Und genau das setzt er konsequent um. Er dringt in neue Märkte/Geschäftsfelder vor und sichert sich sofort große Marktanteile, eben weil er nicht zuerst auf die Marge schielt, sondern sich Marktanteile holt. Über besseren Service, bessere Preise. Dennoch arbeitet Amazon inzwischen seit einigen Quartalen profitabel - man verbrennt also kein Geld (mehr). Sollte Amazon irgendwann einfach aufhören, in neue Geschäftsfelder vorzudringen und neue Märkte zu erschließen, würde aufgrund der wegfallenden Investitionen die Marge und der Gewinn explodieren. Aber momentan sehe ich nicht, dass Amazon das Wachstum bremsen wird. Wieso auch? Sie verändern die Welt und verdienen daran. Und werden immer mächtiger und erfolgreicher. Ob jetzt 800 Euro für eine Aktie angemessen sind, kann ich nicht beurteilen. Ich weiß nur, dass Amazon die nächsten Jahre weiter wachsen wird und andere Branchen massiv unter Druck geraten werden. Dort werden die Margen purzeln. Daher ist Amazon für mich ein Kerninvestment mit Langfristcharakter. Und inzwischen eben auch deutlich übergewichtet in meinem Depot.

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    4. Sehe ich genauso. Selbst Wal-Mart hat jetzt schon mit der zunehmenden Konkurenz durch Amazon zu kämpfen. Wal-Mart versucht mit Onlinebestellungen zu Sonderpreisen, die man dann in seinem Wal-Mart abholen kann, gegenzusteuern.

      Und wer einmal Kunde ist, der genießt die bequemen Vorteile (so in meiner unmittelbaren Umgebung wahrzunehmen). Ich kenne kaum noch jemanden, der nicht Kunde bei Amazon ist. Ich habe leider keine Aktien von Amazon. Bin mir unschlüssig: jetzt zu kaufen, oder bei einem Crash zu schlagen. Das muß ich noch mit meinem "Investmentgewissen" ausmachen. Übrigens: MAIN zahlt wieder eine Sonderdividende im Juni von 0,275 $ brutto

      Hans-Jürgen

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  6. Warum wird hier die Falschbehauptung verbreitet, bei Amazon gäbe es (fast) immer die besten Preise und warum wurde mein Post dazu zensiert? Fürchtet der Autor um den Kurs seiner Aktie?

    Wie ich geschrieben habe, sind z.B. die Preise auf den händlereigenen Webseiten in der Regel viel billiger als bei Amazon. Oder auch mit Hilfe von Vergleichsportalen lässt sich meistens ein Händler finden, der billiger verkauft als Amazon. Dass viele Leute bei Amazon kaufen (ich auch), liegt einerseits eher an der Bequemlichkeit, weil es dort alles gibt und man nicht die Seiten mehrer Händler besuchen muss. Und andererseits an dem Irrglauben, Amazon hätte immer die günstigsten Preise. Ich selbst bin auch noch gezwungen bei Amazon zu kaufen, da ich von meinem Arbeitgeber monatlich einen steuerfreien Amazon-Gutschein bekomme, der verwertet werden muss.

    Nebenbei verdient Amazon den Löwenanteil seines Gewinns mit der Cloud und nicht mit dem Verkauf von Artikeln. Hier nachzulesen:

    http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/amazon-erzielt-rekordgewinn-dank-cloud-geschaeft-a-1089898.html

    https://www.welt.de/wirtschaft/webwelt/article144425961/Womit-Amazon-sein-Geld-wirklich-verdient.html

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    1. Ah, das klingt mir doch sehr nach meinem speziellen "Freund" Ralph100. Erstmal immer schön eine persönliche Attacke vorweg... Dabei ist die Unterstellung, Dein Kommentar in meinem Blog würde den Aktienkurs beeinflusse, geradezu lächerlich.

      Nun, ich habe keinen Kommentar gelöscht. Man muss sich, weil das System vor Spam-Robots schützt, vor Absenden des Kommentars mit einer Sicherheitsabfrage abplagen. Wer das übersieht und zu schnell von der Seite verschwindet, sendet seinen Kommentar nicht ab. Pech.

      Diese "Falschbehauptungen", wie Du es bezeichnest, sind meine Meinung und meine Erfahrung. Und Amazon setzt viel daran, möglichst immer der besten Preis zu machen. Dabei gibt es bei einzelnen Produkten mehrfache Preisänderungen am Tag. In der Spitze bis über einhundert Mal. Konnte man neulich sehr gut nachlesen, ich meine bei Motley Fool Deutschland.

      Dass Amazon mit seinem Warenbusiness aktuell kein großes Geld verdient, habe ich ja selbst geschrieben. (Auch) deshalb ist die AWS-Sparte aktuell der Gewinnbringer. Doch ohne das Warenbusiness würde AWS kaum so viele neue Kunden generieren. Und - wie ich ebenfalls schrieb - wenn Amazon mal seine hohen Investitionen ins Kerngeschäft runterfahren würde (was absehbar nicht geschehen wird), würde man in der Kernsparte enorm gewinnbringend dastehen.

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  7. https://youtu.be/PAfVfz2D09M

    Sehr gute Einschätzung wie ich finde zu aurelius die sich sehr gut mit meinen Einschätzungen deckt

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    1. Das Video ist für mich nichts weiter als eine virtuelle Butterfahrt mit anschließendem T-Shirt-Verkauf.

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  8. Benjamin Radermacher28.04.17, 15:46

    Hallo Michael,

    Als Info: Heute hat der Aufsichtsratsvorsitzende ebenfalls Aktien per insider deal hinzugekauft. Am 2.5. ist der Investors Day in London. Ich rechne mit weiteren news seitens des Managements. Vielleicht bewegt Dich eine der beiden Informationen noch einmal, Deine Meinung zu überdenken.

    Andernfalls sehe ich alle Beteiligungsgesellschaften, die nicht per HGB ausweisen, im gleichen Dilemma gefangen. Folglich müsstest Du deren Geschäftsmodell ebenfalls als "risikoreich" einstufen.
    Da hier der Vergleich zu Amazon aufkam sei mir eine rhetorische Frage gestattet: Wie bilanzieren die eigentlich? ;)

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    1. Die Insiderkäufe sind ein gutes Zeichen. Ich habe kein Problem damit, wenn Unternehmen nicht nach HGB bilanzieren (so wie ja auch die DBAG). Bei Aurelius sind aber viele Zwischengesellschaften eingeschaltet (jedes Investment wird über eine solche gehalten, das begrenzt das Ausfallrisiko für den Aurelius-Konzern). Und der NAV-Ansatz ist nicht nachzuvollziehen, weil Aurelius diesen zwar publiziert, aber nicht erläutert, wie man darauf kommt. Eine NAV-Betrachtung gehört aber weder nach HGB noch nach IFRS zum Pflichtprogramm. Am ehesten vergleichbar mit Aurelius (bzgl. des Bilanzierungsvorgehens) ist Mutares, die habe ich schon als risikoreicher eingestuft. Mutares hat allerdings einen heftigen Kursabsturz hinter sich und befindet sich im Turnaround. Andere Ausgangslage. Aurelius ist für mich aktuell nur eine Halteposition.

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  9. also wenn Michael hier mit seinen Aussagen angeblich versucht die Amazon Aktie zu stützen, dann frage ich mich, was Sie (Anonym oder Ralph100) speziell hierzu sagen würden:

    "our Death By Amazon Index. Bespoke’s “Death By Amazon” index was created in 2014 as a way to track the performance of the companies most affected by the rise of Amazon.com (AMZN). Companies included must be direct retailers with a limited online presence (or core business based on physical retailing locations), a member of either the Retail industry of the S&P 1500 Index or a member of the S&P Retail Select Index, and rely on third party brands. We view these attributes as the best expression of Amazon’s threat to traditional retail.

    Und der Link dazu: https://www.bespokepremium.com/think-big-blog/death-by-amazon-lives-up-to-its-name/

    @Ralph oder wie er heißt. Mach dich bitte nicht lächerlich.

    Viele Grüße

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