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Donnerstag, 12. Oktober 2017

CTS Eventim: Das Zalando der Tickets. Und mehr…

„Schrei vor Glück!“, mit dieser Werbekampagne kam Zalando zu deutschlandweiter Berühmtheit und auch das verhalf Europas führendem Online-Modevermarkter zu einem erfolgreichen Börsendebut.

Vor Glück schreien dürfen auch die Aktionäre von CTS Eventim, die dem Unternehmen seit Jahren die Treue halten und mit einer Vervielfachung des Aktienkurses belohnt wurden. Und auch wenn es auf den ersten Blick nicht viele Gemeinsamkeiten zwischen Mode und Tickets zu geben scheint, fallen einem auf den zweiten Blick durchaus einige Parallelen ins Auge. So setzen beide Unternehmen vor allem auf das Internetgeschäft mit ihren Kunden, beide haben sich in ihrer Nische eine dominierende Stellung herausgearbeitet und beide sehen sich der zunehmenden und möglicherweise bedrohlichen Konkurrenz durch den Onlinegiganten Amazon ausgesetzt.


Doch zunächst schauen wir mal, womit CTS Eventim überhaupt so erfolgreich sein Geld verdient. Und das ist längst nicht mehr nur das Online-Ticketing. So vermarktet man Tickets zu Konzerten, Musicals, Theateraufführungen, Kunstveranstaltungen und Sportevents über die eigene Webseite sowie mehr als 20.000 Vorverkaufsstellen, mit denen man Partnerschaften eingegangen ist. Des Weiteren binden immer mehr Veranstalter das CTS-Onlinebuchungssystem in ihre Websites ein, was ich Ende letzten Jahres selbst ausprobieren konnte, als ich Tickets für die Sylvesterparty in der Hamburger Fischauktionshalle geordert habe.

Ein besonderes Feature ist der interaktive Saalplan, bei dem man sich seine Sitzplätze aussuchen und einschätzen kann, wie die Sicht vom jeweiligen Platz aus auf die Bühne sein wird. Und wo man die Preise und die aktuelle Verfügbarkeit angezeigt bekommt. Für die Kunden stellt dies neben der reinen Bequemlichkeit des Online-Orderns gegenüber dem Vor-Ort-Abholen an einer Theaterkasse einen erheblichen Mehrwert dar. Und wenn man diesen Service einmal genossen hat, möchte man ihn kaum mehr missen. Des Weiteren bietet CTS natürlich auch eine eigene App, über die Kunden bequem ihre Wunschtickets ordern können.

Ein weiteres wichtiges Standbein neben Theater und Konzerten sind Sportveranstaltungen. Dabei bietet CTS Eventim mehr als nur den Ticketverkauf, sondern hat sich entlang der gesamten Wertschöpfungskette positioniert. Als Rundumsorglosdienstleister sorgt man nicht nur für die globale Vermarktung der Tickets, sondern zum Beispiel auch für die Einlasskontrolle. Das ist bequem für den Anbieter, bequem für die Kunden und lukrativ für CTS Eventim. Auch deshalb versuchen sich immer wieder andere Anbieter, hier zu positionieren und sich einen Stück vom Kuchen abzuschneiden. Doch bisher konnte sich CTS Eventim aller Angriffe erwehren, sei es von regionalen Anbietern oder auch von großen Namen wie Axel Springer oder der Deutschen Entertainment AG (DEAG).

Eigentümergeführtes Unternehmen
Ein Vorteil von CTS Eventim ist, dass der Großaktionär und Vorstandschef Klaus-Peter Schulenburg nach wie vor knapp 43,5 Prozent der Aktien hält. Er hatte 1996 die Ticketverkaufsagentur übernommen und sie zum heutigen breit aufgestellten Konzern ausgebaut.

Und die Zahlen aus dem ersten Halbjahr belegen, dass CTS erfolgreich auf Kurs ist. Vor allem die Verkäufe über das Internet zogen weiter an, so dass sich der Umsatz um 16 Prozent auf 489 Millionen Euro erhöhte und das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) kletterte um 3,4 Prozent auf 84,2 Millionen Euro. Dabei konnten erstmals mehr als 20 Millionen Tickets online verkauft werden und damit knapp 13 Prozent mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum. Neben den Stammmärkten lag dies auch an der erfolgreichen Expansion nach Südamerika und Skandinavien.

Auch die Sparte Live-Entertainment trug maßgeblich zum Wachstum bei. Hier erhöhte sich der Umsatz in den ersten sechs Monaten um 20,7 Prozent auf 316 Millionen Euro. Das Segment Ticketing konnte unterdessen um 10,2 Prozent auf 177,8 Millionen Euro zulegen. Und unter dem Strich blieb ein Nettoergebnis von 47,13 Millionen Euro übrig nach 36,95 Millionen Euro im Vorjahr. Als Ergebnis je Aktie ergibt das 0,49 Euro verglichen mit 0,39 Euro im gleichen Vorjahreszeitraum.

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CTS steht vor Herausforderungen
So gut die Zahlen sind, müssen wir uns auch mit den Risiken beschäftigen. Zwar ist CTS Eventim unangefochtener Marktführer in Deutschland, doch im Ausland wird man nur über Übernahmen seine Marktanteile signifikant erhöhen können. Und mit dem Bereich Life-Entertainment bewegt man sich in einem sehr viel riskanteren Geschäft als beim Ticketing. Das zeigten auch schon die Halbjahreszahlen, wo die Live-Entertainment-Sparte zwar einen Umsatzanstieg von gut einem Fünftel aufwies, im Gegenzug allerdings auch das operative Ergebnis in vergleichbarer Größenordnung zurückging. Der Aufbau neuer Festivalmarken und Vorlaufkosten für Veranstaltungen im zweiten Halbjahr haben sich hier spürbar negativ beim Gewinn bemerkbar gemacht. Und natürlich darf man auch nicht übersehen, dass Großveranstaltungen zunehmend ins Visier von Terroristen geraten und nicht alle Risiken über Versicherungen abgedeckt werden können. Oder zu entsprechend hohen Prämien.

Des Weiteren werden die Veranstaltungen schnelllebiger und jünger, was vor allem daran liegt, dass nicht mehr nur bekannte Stars die Massen mobilisieren, sondern auch zunehmend Internet- und Youtube-Sternchen den Schritt aus der virtuellen in die reale Welt machen. Was einerseits zu erfreulichen Zuwächsen beim Ticketing führt, andererseits aber auch zu kleineren, spontaneren Events, die eine deutlich höhere Herausforderung für die Logistik mit sich bringt. Und damit einhergehend höhere Kosten. Hier wird sich CTS Eventim anstrengen müssen, um mit der Entwicklung Schritt halten zu können und sie von Anfang an in der Hand zu behalten. Und sich keine Blöße zu geben und dadurch einen kleinen, agilen Herausforderer in den Markt zu lassen.

Und dann war da noch Amazon…
Ein agiler Herausforderer, wenn auch kein kleiner, könnte CTS Eventim mit Amazon erwachsen. Und wenn man sieht, wie schnell und konsequent Amazon ganze Branchen ins Wanken bringt, ist diese Gefahr nicht zu unterschätzen. Denn Amazon überlegt, angelockt durch die durchaus üppigen Margen, ins Ticketgeschäft einzusteigen und Tickets über seine Website zu vertreiben.

Das wäre ein schwerer Schlag für CTS Eventim, denn Amazon verfügt ja über einen gewaltigen Kundenstamm und wird immer mehr zum zentralen und ersten Anlaufpunkt für jede Art von Einkauf. Auf der anderen Seite würden enorme Investitionssummen auf Amazon zukommen, um Veranstalter aus ihren teilweise langfristigen Verträgen herauszukaufen.

»Deine Marge ist meine Chance.«
(Jeff Bezos)

Nun scheut Jeff Bezos hohe Investitionen nicht, wenn er unbedingt in einem Markt Fuß fassen will, denn Amazon ist der König der schmalen Margen und Meister der Effizienz. Doch nachdem Amazon nach der Whole Foods-Übernahme gerade in den stationären Lebensmittelhandel einsteigt, mit Amazon fresh Lebensmittel nach Hause liefern will, im Online-Fashionbereich angreift und auch Autos über seine Website vertreiben möchte, könnte sich im Ticketingbereich eher eine kooperative Lösung anbieten, nämlich der zusätzliche Vertrieb von Tickets über Amazon gegen eine Provision. So lange der Vertrieb günstig genug erfolgt über Drittanbieter – aus Amazons Sicht – macht man es nicht unbedingt selbst. So wie man trotz eigener Bestrebungen, in den Bereich der Paketzustellung vorzudringen, noch immer auf Partner DHL setzt. Übrigens auch in einigen Regionen für den Lieferdienst Amazon fresh.

Vorerst Entwarnung
Wie auch für Zalando stellt Amazon aktuell für CTS Eventim keine konkrete Bedrohung dar. Aber man sollte den Onlineriesen immer im Hinterkopf behalten und stets darauf achten, ob er seine gierigen Klauen auch in diesen Bereich auszudehnen gedenkt. Dann müsste man gegebenenfalls die Lage und die Aussichten für CTS Eventim neu überdenken. Bis dahin sollte man als Anleger weiterhin viel Freude mit der Aktie haben und Kursrücksetzer als Kaufchance wahrnehmen.

Amazon befindet sich auf meiner Empfehlungsliste.

1 Kommentar:

  1. Das klingt mir zu positiv. Zu den dunklen Seiten / Geschäftspraktiken von CTS Eventim gibt es eine schöne Reportage in der Reihe ZDF Zoom. Leider im Moment nirgends zu finden (da wird der Chef von CTS Eventim schon dafür sorgen, dass bei Youtube alles gleich wieder gelöscht wird denke ich mal.

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