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Mittwoch, 18. Oktober 2017

Starkes Wachstum und Zukauf: Aumann-Gewinnwarnung belastet auch MBB. Kurzfristig...

Nicht gut kommen heute die Neuigkeiten an, die MBB präsentierte bzw. seine mit Abstand größte Tochter Aumann AG. Ich beginne mal mit dem zweiten Teil der Meldung, dem unschönen. Denn Aumann muss seine Gewinnprognose für das laufende Jahr kappen.

Nach vorläufigen Zahlen wachsen der Umsatz der Aumann AG in den ersten neun Monaten um 24,1% gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 140,3 Mio. Euro und das EBIT um 26,4% auf 15,1 Mio. Euro, während der Auftragseingang bei 135,3 Mio. Euro liegt. Das besonders zukunftsträchtige E-Mobility Segment erzielt dabei einen Umsatz von 40,3 Mio. Euro, ein EBIT von 4,8 Mio. Euro und einen Auftragseingang von 51,1 Mio. Euro.

Als Begründung gibt Aumann das "starke organische Wachstum" an, was auf den ersten Blick kryptisch klingt. Andererseits baut Aumann massiv aus und stellt viel Personal ein, weil insbesondere der E-Mobility-Bereich über der Kapazitätsgrenze agiert. Hier entstehen höhere Kosten als geplant. Heute. Die Aussichten für die Zukunft bessern sich dem entsprechend, weil Aumann ab nächstem Jahr mit mehr Kapazitäten noch mehr Aufträge abarbeiten kann.

Aber zunächst sind die Zahlen ein Dämpfer, keine Frage. Der Aumann-Aktienkurs, der sich seit dem Börsengang im Frühjahr mehr als verdoppelt hatte, steht denn auch tiefrot im Minus und hat sich wieder merklich von der 100-Euro-Marke entfernt.


 MBB SE (Quelle: wallstreet-online.de
Auswirkungen auf MBB
Geschäftsentwicklung und Kursverlauf von Aumann sind deshalb für die Mutter MBB SE so entscheidend, weil MBB seit dem Börsengang noch 53,6% an Aumann hält und Aumann in seiner eigenen Bilanz konsolidiert. Geringere Gewinne bei Aumann schlagen also auch auf die MBB durch. Und so gibt folgerichtig auch MBB selbst heute eine Gewinnwarnung für das laufende Jahr heraus. Nachdem im Jahr 2016 noch 2,16 Euro je Aktie verdient wurden, geht man nun für 2017 nur noch von 2,00 je Aktie aus.

Aumann kauft Sondermaschinenbauer
Mit gleicher Meldung verkündet Aumann knapp einen erfolgreichen Zukauft. So erwirbt man mit sofortiger Wirkung 100% an der USK Karl Utz Sondermaschinen GmbH, einen nachhaltig profitablen Spezialisten für Automatisierungslösungen. Das Unternehmen beschäftigt über 300 Mitarbeiter und hat 2016 einen Umsatz von knapp 70 Mio. Euro erzielt. USK hat jahrzehntelange Erfahrung als Ausrüster für führende Automotive OEMs und Tier-1s. Signing und Closing der Transaktion erfolgten zeitgleich am heutigen Tag. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.

 Aumann AG (Quelle: wallstreet-online.de
Seinen besonderen Entwicklungsschwerpunkt hat USK seit einigen Jahren erfolgreich auf Produktionstechnologien für die Herstellung von Brennstoffzellen gelegt. Diese teils patentierten Technologien werden im rasant wachsenden Markt der E-Mobilität an Bedeutung gewinnen. Durch Erfahrungen im Bereich von Montagelinien für Sensoren, Speicherchips und Batterien ist USK darüber hinaus auch in anderen Schlüsselanwendungen für das Zeitalter der E-Mobility bestens aufgestellt. "Die komplementäre Kundenbasis, das hervorragende Technologie-Know-how und insbesondere die Entwicklungs-, Konstruktions- und Montagekapazitäten sind aus Sicht des Vorstandes die denkbar beste strategische Ergänzung, um die Wachstumspläne der Aumann-Gruppe nachhaltig zu unterstützen", ist sich der Aumann-Vorstand sicher. USK werde sich nahtlos in die E-Mobility-Strategie von Aumann einfügen. So plane man gemeinsam mit USK, Aumanns führende Position als Anbieter von Produktionslinien für den elektrischen Antriebsstrang weiter auszubauen. Mit der Brennstoffzellenfertigung beherrsche die Aumann Gruppe nun neben den Technologien zur Herstellung von Elektromotoren und Batteriemodulen eine weitere Schlüsseltechnologie für die E-Mobilität. Insbesondere die umfänglichen Konstruktionsressourcen von USK erlauben es aus Sicht des Managements , die Kapazitäten für die ambitionierten Wachstumspläne der Aumann Gruppe schnell und effizient auszubauen.

Meine Einschätzung
Heute pfui, morgen hui. So kann die Meldungen wohl zusammenfassen. Aumann wächst rasant und das Wachstum kostet Geld. Auch deshalb hatte sich MBB ja entschlossen, über einen Börsengang fast die Hälfte des Unternehmens abzugeben. Dass die anfänglichen Kosten so stark auf das Ergebnis durchschlagen, damit war nicht zu rechnen. Entsprechend negativ reagiert die Börse.

Auf der anderen Seite sind der Bereich Elektromobilität und auch das Thema Brennstoffzellen die Wachstums- und Gewinntreiber von morgen und Aumann ist hier nicht nur hervorragend positioniert und überaus erfolgreich, sondern kann sich nun auch sinnvoll verstärken. MBB profitiert hiervon ebenfalls, weil man mehr als die Hälfte an Auman besitzt. Und somit indirekt auch am neuen Zukauft USK. Dieser unterstreicht das Bestreben und die Fähigkeit Aumanns, sich im schnell wachsenden Markt für zukunftsorientierte Antriebe aussichtsreich zu positionieren, während man im Bereich der ehemaligen MBB Fertigungstechnik noch die klassischen Produkte adressiert.

Nachteilig an dem Zukauf ist lediglich, dass sich der Schwerpunkt von MBB noch stärker in Richtung Aumann neigt und MBB nun deutlich mehr als die Hälfte seines Umsatzes und Gewinns der Aumann-Gruppe verdankt. Das dürfte auch den MBB-Strategen Nesemeier und Freymuth klar sein, die noch auf dem riesigen Cash-Berg aus dem Aumann-IPO sitzen, den sie für Zukäufe verwenden können und wollen. Der heutige Kauf bei Aumann hat jedenfalls die Kriegskasse von MBB nicht in Mitleidenschaft gezogen, die ist weiterhin prall gefüllt. Und hieraus speist sich auch der zweite Teil der unverändert guten Zukunftsaussichten von MBB, denn die übrigen Töchter laufen alle voll im Plan und sind operativ erfolgreich unterwegs. Hier dürften die nächsten Add-on-Zukäufe anstehen, ergänzend zu der einen oder anderen direkten Neuerwerbung für das MBB-Portfolio.

Und dann hält sich seit einigen Wochen hartnäckig das Gerücht, MBB plane einen Börsengang einer dritten Tochter. So könnte der Cloud- und IT-Sicherheitsspezialist DTS als dritte MBB-Tochter neben Aumann und Delignit bald den Kurszettel der Deutschen Börse zieren.

»Für augenblicklichen Gewinn verkaufe ich die Zukunft nicht.«
Werner von Siemens

Wenngleich die heutigen Gewinnwarnungen schon ein empfindlicher Treffer waren, bleiben Aumann und MBB weiterhin aussichtsreiche Langfristinvestments. Beide Werte habe ich auf meiner Empfehlungsliste und MBB ist weiterhin einer der größten Werte in meinem Depot. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich die Kurse beider Unternehmen nach dem reinigen Gewitter bald schon wieder anfangen, sich zu erholen. Insbesondere von MBB verspreche ich mir aufgrund der breiten Aufstellung und des hohen Cash-Bestands weiter viel Potenzial für die nächsten Monate und Jahre.

15 Kommentare:

  1. Hallo Michael,
    hast du die heutigen Kurse zum Aufstocken genutzt oder wartest du damit lieber noch ein bisschen?

    Grüße

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    1. MBB ist ja meine größte Position und (nicht nur heute) auch recht volatil. Daher trade ich immer mal kleinere Positionsanteile. Meine gerade erst bei 115 Euro zugekauften Aktien habe ich Montag bei 122 Euro wieder verkauft, allerdings war auch danach MBB meine weiterhin größte Position.

      Als ich vorhin die Meldung gesehen habe, hat der Aumann-Kurs erst gar nicht reagiert, während der MBB-Kurs leicht absackte auf unter 120 Euro. Ich dachte mir, dass eine Gewinnwarnung immer erstmal sehr negativ aufgenommen wird, auch wenn der Hintergrund nachvollziehbar und "nicht schlimm" ist. Daher habe da die Hälfte meiner MBB-Position zu knapp 119 Euro verkauft und als der Kurs dann ins Rutschen kam, habe ich die Aktien in zwei Tranchen bei 113 und 109 Euro wieder zurückgekauft.

      Ob ich noch ein paar mehr kaufe, da bin ich noch unentschlossen. Meine Liquiditätslage gibt das gerade nicht her, weil ich auch bei Hypoport und Steico aufgestockt habe. Tendenziell neige ich aber dazu, noch ein paar MBB zuzukaufen...

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    2. Und Aumann hast du aktuell nicht im Depot? Oder hast du dort Aufgrund hoher Gewinne kein Stop "gesetzt"?

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    3. @Michael: Mit FirstIn-FirstOut geht das aber nicht mit dem Verkaufen gerade erst gekauften Aktien eines größeren Bestandes oder?

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    4. Meine Aussage war nicht steuerlich gemeint, sondern rein auf meine Käufe und Verkäufe von MBB-Aktien in letzter Zeit. Natürlich gilt auch bei mir das Fifo-Prinzip, so dass ich bei einem Verkauf natürlich meine ältesten Aktien zuerst verkauft habe. Stellt sich im Depot vor allem beim Einstandskurs dar, der natürlich nicht mehr Aktien aus meinem ersten kauf aus 2012 enthält, sondern vor allem die letzten.


      Aumann habe ich seit einiger Zeit nicht mehr im Depot; ich hatte mich damals entschieden, diese in MBB-Aktien zu tauschen wegen der breiteren Aufstellung und weil MBB bei der SOTP-Bewertung (Sum-of-the-Parts) deutlich mit Abschlag notierte ggü. Aumann direkt. Habe ich in irgendeinem entsprechenden Artikel zu MBB am Rande erwähnt. An der grundsätzlich positiven Einschätzung zu Aumann hatte das aber nichts geändert - würde ich Aumann kritisch sehen, müsste ich ja meine Einstufung entsprechend auch bei MBB ändern.

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  2. mei, thats business. gottchen, der Kurs rutscht halt mal von einem Wahnsinns-Lauf um 10% nach unten und wieviel Firmen wären froh über 26% Gewinnsteigerung. ich bin leider auch grad nicht liquide, sonst läge ich hier auf der Lauer. allerdings habe ich letzte Woche ein paar Dutzend Stück meines Altbestands mit exakt 444% Plus verkauft, um in eine schöne Schweizer Uhr zu investieren :-)

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  3. Nach einiger Beobachtung klingen die Investments hier, gerade die zusätzlichen Infos in den Kommentaren über Trades kleinerer Posten, doch eher nach reiner Spekulation als nach Value-Investing. Klar, ganz ohne gehts nicht, aber wenn ich Spekulatius haben will, kauf ich lieber Kekse.

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    1. Ja, es wundert mich auch, dass hier nervös ge- und verkauft wird. Das hat mit Value Investing eher wenig zu tun.

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  4. Das sehe ich auch so. Michael Du zitierst gerne Warren Buffet und seine strikte Buy&Hold Strategie. In diesem Kontext machen deine Trades von kleinen Positionen keinen Sinn und widersprechen dem Value-Ansatz.

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    1. und speziell im Nachhinein werden dann Trades beschrieben wie gut man doch raus- und wieder rein ist - die Belege dazu würde ich gern mal sehen...

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    2. Bei marktengen Werten sorgen seine Follower schon dafür, dass seine verkauften Aktien fallen und seine gekauften Aktien steigen. Von daher hat man als Meinungsmacher schon einen entscheidenden Vorteil gegenüber dem Otto-Normal-Zocker.

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  5. Also er bietet jeder weder eine Kauf-, Verkauf- geschweige denn ein trade-Empfehlung hier. Seid doch froh das er so offen seine Beweggründe für sein handeln hier wiedergibt! Da er ja anders versteuert/bilanziert über die GmbH ist das doch auch vollkommen okay!
    Für mich macht es keinen Unterschied ob MBB heute 96 morgen 89 übermorgen 110 Euro je Aktie kostet, da langfristig der Wert des Unternehmens und auch der Kurs wachsen wird, meine Meinung! Denke so hat Herr Kissig es auch hier weitergeben nur macht er halt mit trading etwas Geld nebenbei oder eben nicht ;) und gibt ja auch offen zu das es sich dabei um die Befriedigung seines Spieltriebs handelt, den fast jeder hat!

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  6. Auch ich habe einen Großteil meiner Aktien langfristig im Depot, nutze aber bei Gelegenheit die Chance, Gewinne auch einmal mitzunehmen, wenn ich davon ausgehe das die Märkte fallen werden. Warum soll man nicht Teilgewinne realisieren, wenn man davon ausgeht das der Wert etwas zurückkommen könnte und man später seinen Anteil sogar erhöhen könnte. Ich habe MBB noch gekauft als diese bei 20 EUR standen, aufgrund eines Interviews in einer Börsenzeitung. Zwischenzeitlich habe ich einen Teil bei über 100 EUR verkauft und hatte gehofft der Wert kommt etwas zurück, was er aber nicht getan hatte, nicht desto trotz hat der Rest von den Kurssteigerungen partizipiert. Nun habe ich die Chance heute gehabt unter 100 EUR wieder zurückzukaufen und bezeichne mich als ValueAnleger auch wenn ich Teilgewinne in bestimmten Situationen realisiere.

    Danke Michael für deine Analysen.

    Grüße Brokerteam

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    1. Das was du hier beschreibst ist Markttiming - genau dies lehnt ja Michael wohlbekanntlich ab. Deswegen ist die Leserschaft hier so irritiert und stellt kritische Nachfragen. Geht es um seinen häufig zitierten Spieltrieb - so hat er selbst mehrfach betont, dass er hierzu seine Turnaround-Werte hat. Niemand stellt hier Michaels wertvolle Beiträge in Frage, sonst würden wir hier gar nicht lesen. Vielleicht kann sich ja Michael selbst dazu äußern und die Kritik entschärfen.

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    2. Michael kann und muss diese Kritik nicht entschärfen. Er hat hier nirgendwo in Stein gemeißelt, dass er nicht mal geringfügig vom buy&hold abweicht und ist euch keiner Rechenschaft schuldig. Natürlich hat er durch seine Folger/Lemminge Vorteile, aber zunächst mal legt er hier wunderbar seine Ansichten offen.
      Denn bitte vergesst eines nicht: Sein Erfolg und der seiner Empfehlungsliste beruht nicht auf den Versuchen hin und wieder durch Timing seine Einkaufspreise zu verbessern, sondern aus der guten, fundamentalen Auswahl von Werten mit Luft nach oben, eben nach dem Value-Prinzip. Wenn man mit MBB 1000% macht, dann ändern ein paar kleine Trades nichts an dem Erfolg, ganz gleich wie gut und sinnvoll die Trades waren, und egal ob sie zur grundsätzlichen Strategie passen.

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