Careflex ist ein Konsortium für eine Pflegezusatzversicherung für die Beschäftigten der Chemiebranche, zu dem neben der DFV die Barmenia Krankenversicherung und die R+V Krankenversicherung gehören. Ideengeber und Initiator war nach eigenem Bekunden die DFV. Umso unverständlicher ist, dass die DFV sich nun aus dem Konsortium zurückziehen musste und nur noch die Rolle des Rückversicherers für die Barmenia übernimmt. Und zwar, weil man sich total verrechnet hatte bzgl. der Risiken. Sehr lesenswert ist hierzu Gereon Kruses Artikel "Zeit zum Wundenlecken".
Ich hatte Anfang November meine Bedenken zur DFV geäußert und mich von meinen Aktien getrennt, nach nur vierwöchiger Haltedauer. Ein "ich hab's ja gewusst" werdet ihr von mir nicht lesen, denn mit dieser Entwicklung habe ich auch nicht gerechnet. Mir hatte missfallen, dass die DFV zum Tiefpunkt des Corona-Kurseinbruchs ihre Aktienbeteiligungen verramscht und somit enorme Verluste realisiert hat. Das eigentliche, das operative "digitale Versicherungsbusiness" fand ich weiter spannend und hatte erklärt, mir die DFV dies bezüglich einige Zeit lang anzusehen.
Die DFV hat bis vor Kurzem dem Kapitalmarkt und mir persönlich gegenüber erklärt, man sei auf der Suche nach einem CFO, um sich besser aufzustellen, also aus eigenem Erkenntnisgewinn heraus. Doch das hält einem Faktencheck wohl nicht (mehr) stand. Denn dem bankrottserklärungsgleichen Rückzug aus dem Careflex-Konsortium gingen monatelange Verhandlungen mit der BaFin und den Partnern voraus und die DFV handelte augenscheinlich (nur) unter Zwang.
Das wirft große Fragen auf! Wieso ist die DFV in ihrem Kerngeschäft nicht in der Lage, die Risiken richtig zu kalkulieren? Und das, wo doch alles so digital, so "künstlich intelligent" laufen soll? Damit steht die Kompetenz der DFV insgesamt infrage! Und dann ist überhaupt nicht nachvollziehbar, weshalb der DFV-Vorstand bis zuletzt und auch auf Kapitalmarktkonferenzen besonders Careflex als Erfolgs- und Gewinntreiber "verkauft" hat. Obwohl das Scheitern schon absehbar war, da seit Monaten dies bezügliche Gespräche liefen.
Mein Fazit
Der von mir erhoffte Kompetenznachweis durch die DFV wurde nicht erbracht, sondern sogar das Gegenteil. Das Verhalten des Vorstands wird wohl nicht zu Unrecht vielerorts als Täuschung der Anleger gewertet und könnte (müsste!?) dem entsprechend Ermittlungen nach sich ziehen; seitens der BaFin und ggf. auch der Staatsanwaltschaft. Auf jeden Fall hat die DFV das (alles?) Vertrauen verspielt, das ihr am Markt entgegengebracht wurde. Das bedeutet nicht nur, dass die kalkulierten Erfolge aus Careflex nicht erzielt werden, sondern auch das erhoffte zusätzliche Vertriebspotenzial dürfte man weitgehend vergessen können. Die DFV hat bisher nur bewiesen, was sie alles nicht kann. Und potenzielle künftige Partner und Kunden dürften sich zu Recht die Frage stellen, weshalb sie dann gerade auf die DFV setzen sollten. Schließlich gibt es nicht gerade zu wenig Versicherungen, Versicherungsvertriebe und InsurTechs.
Für mich ist die DFV "durch" und ich folge auch nicht jenen, die meinen, nach 40% Kurseinbruch sei nun alles eingepreist und es lauere hier ein Schnäppchen. Buffett mahnt, in der Küchen fände sich niemals nur eine Küchenschabe. Und damit ist (für mich zumindest) alles gesagt zu diesem Thema.
P.S.: Auf Netfonds, die für die digitale Administration (Beratung und Abrechnung) von Careflex im Hintergrund zuständig sind, hat das DFV-Fiasko kaum Auswirkungen - die technische Betriebsführung wird nun statt von der DFV von der Barmenia übernommen und das muss Netfonds "einrichten". Es könnte sogar am Ende für Netfonds positiv gewertet werden, wie professionell und reibungslos sie dieses Dilemma als Dienstleister im Hintergrund auffangen.
Disclaimer: Habe Netfonds auf meiner Beobachtungsliste und/oder in meinem Depot/Wiki.
Moin,
AntwortenLöschenhatte es ja schon in deinem NW-Favs-Beitrag kommentiert.
Hier hattest du wieder mal die richtige Nase. Denn die "Schabe in der Küche"-Analogie könnte man ja auch bei deinem Exitgrund "aktien am Tiefstpunkt verramschen" geltend machen. Was du auch getan hast.Ich hatte mich entschieden, noch länger zu bleiben, da ein neuer CFO bereits gefunden war.
Leider war der Schaden da wohl bereits angerichtet und dem Vorstand bekannt, leider nicht (allen?) Aktionären...
Gar nicht zustimmen kann ich dem Artikel von Gereon Kruse. Es ist eben noch nicht "viel negatives eingepreist". Die Fantasie aus Careflex, dem skalierbaren Geschäftsmodell und weiteren Neukunden durch Tarifeinbindungen fehlt jetzt völlig. Der Kurs müsste also auf pre-careflex-Zeiten zurücklaufen, minus einen, ehm, "Inkompetenzabschlag"? Also so um die 9-10 Euro.
Habe meinen last-second-exit aus der Aktie mit einem kleinen Gewinn vollzogen und das Geld postwendend in American Tower und Waste Management geparkt.
Warum sind die eigentlich nicht in deinen Wikis? :>
Gruß
Roland