Samstag, 29. Januar 2022

(Zu) heftiger Gegenwind für die Softbank Group

Ich habe mich von der Softbank Group getrennt, weil aktuell eine ganze Reihe von Entwicklungen wenig verheißungsvoll verlaufen und in nächster Zeit zu Belastungen für das Unternehmen und damit auch für den Kurs auswirken dürften, da sie auch negative Auswirkungen auf den NAV haben - und der deutliche Abschlag von Kurs zu NAV ist eines der Hauptargumente für ein Investment in Softbank Group (gewesen). Neben der Vielzahl von aussichtsreichen Frühphaseninvestments in Startups. Und hinter deren Bewertung steht angesichts der Zinswende und des Börseneinbruch im Technologiebereich ebenfalls ein zunehmend größeres Fragezeichen...

Vor einem halben Jahr hatte ich die Softbank Group zuletzt ausführlich vorgestellt in einem meiner Aktien Reporte.
Seitdem hat sich die Welt weiter verändert und es ist nicht mehr der regulatorische Crackdown in China, der im Fokus steht, auch wenn der sich nach wie vor belastend auswirkt. Es sind neue Faktoren hinzugekommen, die mich zum Abschied von der Softbank Group veranlasst haben, und auf die ich kurz eingehe:

Zinswende

Die US-Notenbank hat die Zinswende eingeläutet. Inzwischen steht fest, dass es im März zur ersten Zinsanhebung kommen wird; es ist allerdings noch nicht klar, ob es zum Auftakt 0,25% oder gleich 0,5% sein werden.

Einige Kommentatoren gehen nicht mehr von drei Zinsschritten in 2022 aus, sondern inzwischen wurden sogar bereits sieben genannt. Die stark anziehende Inflation ist hier die Triebfeder - allerdings zeigte die Konjunkturentwicklung zuletzt kräftige Bremsspuren, so dass die Fed kaum zu kräftig losballern wird. Die Erfahrung zeigt, dass Zinserhöhungen durch die Notenbank erst mit einer Zeitverzögerung von 18 Monaten auf die Realwirtschaft durchschlagen. Die aktuellen hohen Inflationszahlen sich auf die hohen Energiepreise und die Preissteigerungen bei vielen Rohstoffen und Baumaterialien zurückzuführen sind, die wiederum an der geringeren Verfügbarkeit aufgrund der Störungen der globalen Lieferketten basieren. Und diese beginnen, sich aufzulösen.

Des Weiteren hatte die Börsenparty dazu geführt, dass viele junge Neuanleger mit Kryptowährungen und Meme Stocks Anfang 2021 viel Geld verdient hatten und dieses leicht verdiente Geld sie davon abgehalten hat, sich einen Job zu suchen. Nun, dies hat sich wieder umgekehrt, viele haben inzwischen viel Geld verloren und dürften dem relativ leergefegten US-Arbeitsmarkt wieder zur Verfügung stehen und so etwas Druck von ihm nehmen - und damit von der "Lohnfront".

Ich glaube daher, dass die Zinswende kommt, dass die Notenbanken (allen voran die Fed) aber nur homöopathische Zinssteigerungen vornehmen wird, um die Wirtschaft nicht abzuwürgen. Die Zinsschritte werden eher symbolisch sein, da ich weiterhin davon ausgehe, dass die Inflationsrate sich deutlich langsamer entwickeln wird.

Börsenbeben

Die anstehende Zinswende ist auch mit verantwortlich für die schlechte Börsenstimmung, die seit Ende 2021 herrscht und im Januar kräftig an Abwärtsschwung gewonnen hat. Insbesondere hoch bewerte Wachstumswerte erleben bereits seit fast einem Jahr einen Bewertungsaderlass und notieren inzwischen teilweise um 80% oder 90% unter ihren vormaligen Allzeithochs.

Die Softbank Group investierte in den letzten Jahren Milliarden in dieses Segment und konnte innerhalb kurzer Zeit Gewinne hieraus erzielen - zumeist durch Börsengänge ihrer Beteiligungen. Doch die Zeit der IPOs von Wachstumsfirmen ist erstmal vorbei. Momentan will niemand Geld in diese Aktien investieren. Damit entfällt diese Exitmethode für die Softbank Group auf unbestimmte Zeit. Das wirkt sich zweifach negativ aus: es werden keine Gewinne realisiert und es fließt kein Geld zurück ins Unternehmen für neue Investments.

Die ausbleibenden Exitgewinne lassen die Performance-Fees aus den Milliardenschweren Investmentfonds der Softbank Group schrumpfen. Darüber hinaus führt die niedrigere Börsenbewertung bei den Wachstumswerten zu deutlichem Abwertungsbedarf bei den Investments in den Fonds. Und da die Softbank Group selbst zu mehr als 25% an ihren Vision Funds I beteiligt ist und zu 100% an ihrem Vision Funds II, treffen die Abwertungen auch den Mutterkonzern.

Das wird sich bei den Ergebnissen des 4. Quartals 2021 und noch viel deutlicher bei den Ergebnissen des 1. Quartals 2022 zeigen - auch wenn wir natürlich gerade erst Ende Januar haben und nicht Ende März, so dass die Entwicklung der nächsten zwei Monate noch nicht feststeht. Aber meine Prognose von heute ist, dass die Börse bis Ende März bei den Wachstumswerten kaum die bisher aufgelaufenen Kursverluste wieder aufholen oder gar in Kursgewinne wenden wird.

ARM-Verkauf an Nvidia ist gescheitert

Vor weit mehr als einem Jahr hatten sich Softbank mit Nvidia auf den Verkauf von Chipdesigner ARM verständigt - der Großteil des Kaufpreises sollte in Nvidia-Aktien erfolgen. Dank des starken Kursanstiegs der Nvidia-Aktie wuchs der ursprünglich vereinbarte Kaufpreis von $40 Mrd immer weiter an und toppte sogar die Schwelle von $75 Mrd. Doch die regulatorischen Hürden waren zu hoch und nun ist der Deal gescheitert. Womit auch die $75 Mrd für die Softbank Group verpufft sind.

Es fehlen also die hieraus erwarteten Einnahmen - die Barkomponente und zugleich hätte die Softbank Group auch Teile des Nvidia-Aktienpakets verkaufen können, um Cash zu generieren. Auch von dieser Seite gibt es also keine Entspannung an der Einnahmefront.

Natürlich gehört Softbank nun noch das Unternehmen ARM und das hat im letzten Jahr weiter deutlich an Wert zugelegt. Das sind positive Nachrichten. Negativ ist hingegen, dass sich dieser momentan kaum realisieren lässt. Ein IPO von ARM ist eine Option, allerdings dürften die Preisvorstellungen inzwischen deutlich niedriger liegen als noch vor drei Monaten. Schlecht. Bleibt noch ein Verkauf an einen Investor. Das Interesse an dem Erfolgsunternehmen ARM dürfte gewaltig sein, der Preis dennoch tiefer als vor einigen Monaten. Wettbewerber oder Großkunden kommen als Käufer eher nicht in Betracht, denn diese würden auf ganz ähnliche Vorbehalte der Wettbewerbshüter prallen wie Nvidia.

Die fehlenden finanziellen Mittel wirken sich auch negativ auf Softbanks Möglichkeit zu Aktienrückkäufen aus. Entweder man setzt die Liquidität für neue Investments ein oder für Aktienrückkäufe. beides geht angesichts sich leerender Kasse nicht. Jedenfalls nicht gut.

CEO Marcelo Claure ist weg

Der Kopf hinter den Investments der Softbank Group war Marcelo Claure. Der ist Hals über Kopf ausgestiegen - er konnte sich wohl mit Softbank-Gründer Masayoshi Son nicht über seine Vergütung einigen. Was nicht für Claure spricht. Dennoch ist sein Abgang ein ernstes Warnsignal, denn der bolivianisch-amerikanische Technologieinvestor war die treibende Kraft hinter den neuen Lateinamerika-Fonds der Softbank Group und auch hinter den vielen neuen Investments in den Bereichen Fintech, KI und Biotech. Seine Demission in dieser kritischen Phase ist ein Warnsignal. Und es wirft auch ein schlechtes Licht auf die Personalführung von Son selbst. Denn der Streit über die gewinnbasierte Vergütung führte seinerzeit bereits zum Abgang von Claures Vorgänger. Hier hätte man erwarten können, dass Son dazu gelernt und konkrete und klare Regelungen mit Claure getroffen hätte. Hat er anscheinend aber nicht. Dabei weist schon Konfuzius auf das Offensichtliche hin: "Wer einen Fehler gemacht hat und ihn nicht korrigiert, begeht einen zweiten".

Alibaba-Beteiligung

Softbank hält knapp 26% an Alibaba und trotz deren Kursniedergangs ist diese Beteiligung mehr wert als die Softbank Group in Gänze. Das spielt allerdings nur dann eine wirkliche Rolle, solange man davon ausgehen kann, dass diese Unterbewertung auch gehoben werden kann.

Der regulatorische Crackdown in China belastet auch Alibaba und das enorm. Die inzwischen negative Stimmung hinsichtlich der Wachstumswerte reduziert die Möglichkeit, sich von Teilen des Alibaba-Pakets zu trennen, jedenfalls zu halbwegs attraktiven Konditionen. Schlecht für Softbank. Und sollte Softbank trotzdem versuchen, einige Prozente an Alibaba zu verkaufen, dürfte sich dies ziemlich negativ auf deren Aktienkurs auswirken. Einfach, weil der Markt momentan nicht bereit (und damit in der Lage) ist, diese Aktien aufzunehmen.

Meine Einschätzung

Diese vielen Faktoren haben mich veranlasst, mich von Softbank Group zu verabschieden. Nach drei Jahren bleiben inkl. der seltenen Dividenden 17,5% Rendite bzw. durchschnittliche 5,5% pro Jahr. Und damit nur knapp ein Drittel der von mir langfristig angestrebten Rendite von 15% p.a.

Disclaimer: Ich streiche Softbank Group von meiner Beobachtungsliste und/oder aus meinem Depot/Wiki.

14 Kommentare:

  1. Hallo Michael,
    ich gebe bei allen Kritikpunkten recht. Mir scheint derzeit allerdings Masayoshi Son selbst das größte Risiko von Softbank zu sein, denn viele der o.g. Entwicklungen hätten von ihm besser antizipiert sein müssen. Oder er hätte ein geeignetes unternehmeninternes Steuerungssystem entwickeln müssen.
    Dennoch frage ich mich, ob inzwischen diese Risiken nicht vom Markt bereits eingepreist sind. Ich meine, der Markt ist schon längst sehr skeptisch gegenüber Softbank (Kurs signifikant unter NAV). Auch das Scheitern des ARM Verkaufs war keine Überraschung. Und die Kursbewegung der letzten Tage zeigt mMn, dass der Markt weiterhin negativ zwar, aber im Vergleich zu anderen Aktien doch relativ entspannt bleibt.
    Meiner Meinung nach will China seine großen Player wie Alibaba nicht vernichten, sondern nur deren Macht einschränken. Wenn diese Annahme(!) stimmen sollte, müsste es nur eine Frage der Zeit sein, bis der Alibaba Aktienkurs wieder steigt - und damit auch der Kurs von Softbank.

    Wie schätzt Du die Wahrscheinlichkeit ein, dass sich Softbank in mehreren Unternehmen teilt - um den Shareholder Value zu maximieren?

    Das könnte mMn auch eine Option für ARM sein: Die Verteilung ein Teil der ARM-Aktien an die Softbank-Aktionäre. Dadurch hätte man "sofort" den fairen Marktwert der Beteiligung - und jederzeit die Option weitere Aktien über die Börse zu verkaufen.

    Deine Einschätzung?

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    1. Früher war Softbank Group eine Holding, die ihre Beteiligungen direkt hielt. Das neue Geschäftsmodell ist das eines Asset Managers, der Beteiligungen in geschlossenen Fonds hält und diese mit eigenem Geld und/oder Investorengeldern bestückt. Direkt gehaltene Beteiligungen sind eher der Historie geschuldet und ein Auslaufmodell.

      Demzufolge sehe ich eine Aufspaltung von Softbank Group nicht als Option an.

      Die Zukunft vor ARM ist erstmal unklar. Ein Spin-off kann ich mir kaum vorstellen, weil so der Softbank Group keine Mittel zufließen, die sie für weitere Investments benötigt bzw. unbedingt haben will. Ein IPO wäre eine Möglichkeit, allerdings sind Tech-Börsengänge momentan eher schwierig, jedenfalls hinsichtlich des Preises.

      Die perfekte neue Heimat für ARM wäre für mich Berkshire Hathaway. Die stünden jedenfalls nicht unter Verdacht, eigene Unternehmen einen Vorteil verschaffen zu wollen und Kunden und Wettbewerber von ARM wären so "sicher". Und für Berkshire wäre der starke Burggraben von ARM ebenfalls reizvoll und Cash genug hat Buffett auch auf dem Konto - nur werden sich Buffett und Son vermutlich niemals beim Preis einig werden, da dürften Welten zwischen deren Vorstellungen liegen...

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  2. Hallo Michael,

    Danke für Deine Einschätzung zu Softbank. Da war mir manches nicht bekannt. Bin selber leidgeprüfter Softbank Aktionär und folglich auch am Sinnieren, wie mit dem Investment zu verfahren ist.
    Das z.Z. vielzitierte Argument mit den steigenden Zinsen kann ich nicht ganz teilen. Ich sehe die Ankündigung der Fed vom Mittwoch eher als politisches Signal, Gewehr bei Fuß zu stehen. Aber der Trend für die 10jährigen US Treasuries zeigt m.E. noch keine Trendwende an. Von den ca 6% Inflation gehen gut 2% auf die im Vergleich zum Vorjahr gestiegenen Energiepreise zurück. Dieser Basiseffekt sollte im Verlauf des Sommers verschwinden. Weitere 2% sind dem rasanten Anstieg der Gebrauchtwagen zuzuschreiben, was wiederum den bekannten Lieferproblemen für Neuwagen (chips) anzulasten ist. Auch das wird sich in absehbarer Zeit verflüchtigen.
    Es ist wohl richtig, dass mancher Glücksritter sich auf dem Finanzmarkt die Finger verbrannt hat und wieder in das Berufsleben zurückkehrt, aber aufgrund des mangelnden Bevölkerungswachstums in den USA ist wohl kaum davon auszugehen, dass die US Wirtschaft langfristig haussieren wird. Eher ist mit einem Verharren der Inflationsrate bei 2-3% zu rechnen, wobei die langfristigen Zinsen wohl darunter bleiben. Also spricht meiner Meinung nach nicht viel für die vielen Zinsschritte dieses Jahr, die der Markt im Moment einpreist. Wohl ein erster Schritt im März, aber auf viel mehr würde ich nicht wetten.
    Aber wie sich dieses Szenario auf Softbank auswirken sollte (i.e. falls die Zinsen deutlich weniger steigen als erwartet), vermag ich auch nicht zu sagen. Daher meine Unschlüssigkeit.
    Der geplatzte ARM Deal ist sicher eine Enttäuschung, zumal ARM sehr gut zu Nvidia gepasst hätte. Apple nutzt ja für die M1 Familie auch die ARM Architektur (wenn auch aufgebohrt), und die Energieeffizienz dieser Rechner ist wirklich beeindruckend. Wenn Apple dieses IP auch für Windows und Cloud Computing öffnen würde, bekämen Intel & AMD sicher manche Probleme.

    Schönen Sonntag

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  3. Sehr geehrter Herr kissig , Wie ist Ihre aktuelle Einschätzung zu Media and Game Invest ?

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    1. An meinem Investmentcase zu Media and Games Invest hat sich nichts geändert; der Kurs ist mit den übrigen Wachstumswerten deutlich unter Druck geraten, aber operativ hat das keine/wenig Auswirkungen. MGI muss zeigen, dass sie die vielen Zukäufe integrieren und aus ihnen Mehrwert ziehen können. Dann kommt auch der Kurs wieder ins Laufen.

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  4. Mhmm...
    Okay womöglich Bewertungsabschläge bei den Beteiligungen, womöglich geringere IPO-Preise, eine moderate Zinswende - das ist natürlich Gegenwind.
    Und ja, der angepeilte ARM-Deal ist gescheitert, aber nicht am Markt oder den Marktbedingungen sondern am Regulator.
    Auch die China-Belastungen sind ärgerlich aber durch Regulatoren verursacht.

    Ja da sind Reserven die derzeit schwer zu heben sind, aber sie sind da.
    Ich sehe hier kein grundlegendes Problem im Investmentcase.
    Da muss man wohl durch.

    Die Personalie irritiert, aber SON war nie eine leicht zu händelnde Persönlichkeit...Jeder Mitarbeiter ist ersetzbar.

    Die Zukunft wird zeigen ob Deine Entscheidung richtig war.


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  5. Die Softbank bilanzierte zum 30.09.2021 Free Cashflow in Höhe von 11,32 MRD Dollar. Eine Steigerung gegenüber 2020 um 17%. Gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019 sogar um 25%. Am 08.11.2021 verkündete die SoftBank Aktien im Wert von ca. 9 MRD Dollar zurückzukaufen. Natürlich ist das Geschäftsmodell mit Early Stage Investitionen in innovative Unternehmen riskant. Der Bewertungsabschlag ist mittlerweile aber auch exorbitant hoch!

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    1. Die Zahlen zum 30.09. sind doch Schall und Rauch. Inzwischen gab es einen massiven Abverkauf bei den Highgrowthwerten und das lässt auch den Wert der Frühphaseninvestments schrumpfen. Beides, die zu reduzierenden Wertansätze und die ausbleibenden Performancefees, werden deutlich negative Auswirkungen auf die Ergebnisse des vierten Quartals haben und auch das erste Quartal 2022 zeigt ja bisher keinerlei Besserung. Im Gegenteil.

      Insofern kann von einem "exorbitant hohen Bewertungsabschlag" momentan eher nicht die Rede sein. Die Beteiligungen sind schwer zu bewerten: Uber, WeWork, Didi uswusf. Am 30.09.2021 notierten die noch in einer anderen Liga...

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  6. Das sehe ich ähnlich wie die beiden Kommentatoren vor mir. Ist wirklich das grundlegende Geschäftsmodell und der grundlegende Investmentcase in Frage gestellt? Oder sind das nicht eher vorübergehende Probleme, die wieder verschwinden können oder sogar werden? Ist nicht gerade jetzt im Kurs sehr viel Negatives eingepreist? Bekommt man das ja schon vorher komplett bekannte Geschäftsmodell jetzt nicht noch günstiger und müsste eigentlich kaufen?
    Denn dass Alibiba in China sitzt, Softbank daran einen hohen Anteil besitzt und Son keine einfach Persönlichkeit ist, war ja alles vorher bekannt. Besteht deshalb die Überzeugung, dass Softbank sich in 10 oder 20 Jahren nicht gut entwickeln wird? Und der nicht erfolgte ARM Verkauf ist ja wenn nur kurzfristig ein Dämpfer. So ist Softbank weiter im Besitz, verdient damit Geld. Und vielleicht kommt ein anderer Käufer. Also so ganz stimmig ist der Ausstieg für mich nicht, gerade wenn man auf Value und langfristige Anlage aus ist.

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    1. Softbank Group hat in 2020 und 2021 nicht selten schnell Kasse machen können. Sie sind bei vielen IPOs erst kurz vorher in der letzten oder vorletzten Finanzierungsrunde eingestiegen und konnten beim IPO schöne Gewinne einfahren. Manchmal haben sie (teilweise) Kasse gemacht, manchmal fette Buchgewinne erzielt. Diese Buchgewinne haben sich nicht nur in Luft aufgelöst, sondern sich vielfach sogar in Buchverluste gewandelt. Autsch. "Schlimmer" ist jedoch, dass diese Art der schnellen Gewinne wohl erstmal und auf absehbare zeit vorbei ist. Mit entsprechend negativen Auswirkungen auf die Gewinnerwartungen für die Softbank Group.

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  7. Sehr geehrter Hr. Kissig,
    Sie schrieben am 5.1. diesen Jahres, dass Charlie Munger seinen Anteil an Alibaba noch einmal verdoppelt hat. Und Hr. Munger gehört bekanntlich zu den Investoren, die einen WIRKLICH langen Atem haben - und das bei seinem Alter :-).
    Erlauben Sie mir die Frage: Wieviel Atem haben sie? Oder anders gefragt: Liegt Hr. Munger so daneben, dass er nicht wüsste, welche Auswirkungen Machtspiele einer Regierung, steigende Inflation und damit einhergehende Zinsszenarien für ein Unternehmen wie Alibaba - und damit auch Softbank - haben würden?
    Ich werde meine Position halten .. aus der Perspektive meines Alters sollte ich es mir erlauben können :-).
    Ich schätze ihre Fragestellungen, Recherchen und Kommentare sehr. Bleiben Sie dran!!
    Herzliche Grüße aus dem Südwesten der Republik.

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    1. Ich würde schon stark zwischen Softbank Group und einem Direktinvestment in Alibaba unterscheiden wollen. Würde ich mich in Alibaba einkaufen wollen, würde ich das nicht über Softbank tun. Das würde nur Sinn machen, wenn man davon überzeugt ist, dass Softbank irgendwie und irgendwann seinen Anteil zu Geld machen will/kann und dabei dann den aktuellen preis je Alibaba-Aktie erzielen kann. Das sehe ich momentan nicht.

      Alibaba selbst sehe ich als günstig bewertet an und teile die Auffassung von Munger und anderen. Der regulatorische crackdown in China hat deren Business erschwert, aber das ist hat der Kursverfall mehr als überkompensiert. Was mich aber abschreckt ist die ADR und vor allem VIR-Problematik. Das betrifft aber natürlich nicht nur Alibaba-Aktien, sondern viele, wenn nicht alle China-Aktien.

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    2. Es geht auch ohne ADR:
      Alibaba Group Hldg Aktie
      WKN: A2PVFU ISIN: KYG017191142

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    3. Das ist richtig. Wie sich aus der ISIN jedoch erkennen lässt (KYG), handelt es sich aber ebenfalls nicht um "richtige" Aktien, sondern um die VIEs (Variable Interest Entities), die auf dem Cayman Islands registriert sind.

      Zu der VIE-Problematik hatte ich mal in einem Aktien Report was geschrieben:

      "Variable Interest Entities (VIE)
      Diese VIEs sind außerhalb Chinas registrierte Offshore-Vehikel, die sich im Privatbesitz chinesischer Staatsbürger befinden und deshalb Anteile an chinesischen Firmen halten dürfen. Ausländische Investoren können wiederum Anteile der VIEs halten und investieren somit indirekt in die zugrundeliegenden chinesischen Aktien.

      Das bringt einige Probleme mit sich. China hat diese Struktur niemals offiziell anerkannt oder gar abgesegnet. Der Härtetest, wie die Eigentumsrechte in einem Konfliktfall behandelt werden, steht noch aus. Ein Worst Case-Szenario wäre, dass China einfach "dicht" macht und die Anleger in die Röhre schauen. Das dürfte so nicht passieren, weil dann US-Anleger in großem Stil geschädigt würden und China mit heftigen Vergeltungsreaktionen der USA rechnen müsste.

      Allerdings hat China bereits angekündigt, man werde künftig genauer hinschauen, wie diese VIEs genau aufgebaut sind und zwar speziell im Hinblick auf den Faktor Datenschutz und damit die Frage, ob Daten von chinesischen Bürgern (z.B. Bewegungsdaten wie sie die Ride Hailing-App Didi ja aufzeichnet, deren Muttergesellschaft Didi Global vor kurzem via IPO an die New York Stock Exchange gegangen ist) in "falsche Hände" geraten könnten. Entsprechend wurden kurz nach dem IPO gegen Didi Untersuchungen eingeleitet. Die App wurde vorübergehend aus den App Stores verbannt und es können somit vorläufig auf diesem Weg keine Neukunden mehr akquiriert werden. Der Aktienkurs gab deutlich nach.

      Konfliktpotenzial hat auch folgendes: Die chinesische Börsenaufsicht schreibt vor, dass die Prüfungsberichte der an ausländischen Börsen kotierten chinesischen Firmen auf dem Festland hinterlegt sein müssen und nicht von fremden Regulatoren eingesehen werden können. Man bekommt lediglich die Zahlen aus den VIEs zu Gesicht. Und muss darauf vertrauen, dass diese korrekt sind. Genau das will die USA aber ändern."

      Das ist mit Unsicherheiten und dem "guten Willen Chinas" verbunden. Dem muss man schon vertrauen, wenn man in VIEs investiert...

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