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Sonntag, 31. Juli 2022

Kissigs Performance-Update: So liefen die Börsen und meine Wikifolios im Juli '22

"Total Rebound" im Juli. Was für ein Finale: auf das schlechtes Börsenhalbjahr seit 40 Jahren folgte der beste Börsen-Juli seit 1929 - jedenfalls was den S&P 500 angeht. Hier stehen 9,1 % zu Buche, unglaublich...

Erneut zeigt sich, dass Börsenkurse und wirtschaftliche Entwicklung zusammenhängen - aber eben nicht unbedingt zeitnah. Die Nachrichten sind weiterhin überwiegend negativ, doch die Kurse fallen nicht mehr weiter. Und genau das ist der Grund, weshalb die Börsen drehen, bevor die Wirtschaft wieder auf die beine kommt: es ist nicht so, dass die Käufer wieder zurück an diese Börsen strömen würden, nein, die professionellen Anleger haben eine so niedrige Aktienquote wie seit der großen Depression nicht mehr. Es liegt einfach daran, dass die Verkäufer ihr Pulver verschossen haben und immer weniger noch bereit sind, auf diesem "ausgebombten" Niveau seine Aktien zu verkaufen. Da braucht es nicht mehr Käufer, dass die Kurse steigen. Aber relativ gesehen hat sich das Pendel zugunsten der Käufer gedreht, die nun die Verkäufer überwiegen. Und die Kurse steigen. Und das erzeugt... richtig, FOMO, die Angst, etwas zu verpassen (Fear of missing out). Denn die ganzen Ex-Aktionäre, die nun mit inflationsgeschundenem Cash an der Seitenlinie stehen, müssen den rasant steigenden Aktienkursen hinterherschauen. Und immer mehr halten dem Druck nicht stand, können nicht auf den "nächsten Dip" warten - und kaufen. Weshalb die Kurse noch weiter steigen.

»Bullenmärkte beginnen fast immer, bevor eine Rezession endet. Aktien gehen mit Kursveränderungen voran. Sie warten nicht auf Daten, die sie bestätigen.«
(Ken Fisher)

Ob es das schon gewesen ist mit der Korrektur? Keine Ahnung. Vielleicht sehen wir auch erstmal nur eine fulminante Sommerrally. Aber es gibt auch gute Gründe, weshalb die Kurse weiter steigen könnten und der "neue Bullenmarkt", wie Ken Fisher prophezeit, schon begonnen hat...

Bei all den positiven Vorzeichen im Depot darf aber nicht übersehen werden, dass die Erholung überwiegend von einigen wenigen Sektoren getragen wird. Energiewerte steigen wieder, nicht nur die Aktien der Green Energy-Unternehmen, und dann die großen Technologiewerte. Die haben durch die Bank weniger schlimme als befürchtete Ergebnisse für das 2. Quartal vorgelegt und damit die Kursrallye angeführt.

Auf der anderen Seite haben es Nebenwerte und vor allem konjunktursensible Aktien schwer, weil die Wirtschaft rund um den Globus nachlässt. Manche sprechen schon von Rezession. Die Notenbanken erhöhen die Zinsen; die Fed erneut um 0,75 %, die EZB erstmals um 0,5 %. Das hatten die Märkte so erwartet (deswegen sind die Börsen seit dem Jahresanfang ja so kräftig gefallen), aber nun mehreren sich erste positive Anzeichen. Die Energiepreise haben spürbar nachgelassen, das wird sich demnächst auf die Preise und die Inflation auswirken. Auch bei Kupfer und Weizen sind die Preise vom Hoch deutlich zurückgekommen. Die Preissteigerungen bei den Immobilien sind weitgehend gestoppt, also droht von dieser Seite auch weniger Inflationsdruck. Zudem entspannen sich die Probleme bei den globalen Lieferketten, so dass weniger Produktionsausfälle zu erwarten sind und damit mehr Wirtschaftsleistung.

Blicke ich in mein Depot, dann hat es fast die gesamten bisher aufgelaufenen Kursverluste dieses Jahres wieder aufgeholt. Weil ich Glück gehabt und wohl eine ziemlich gute Branchengewichtung vorgenommen hatte. Energiewerte haben's gerissen. Ende Juni hatte ich Vermilion Energy als Hedge gegen die drohende Gasmangellage in Deutschland gekauft und die Aktie ist von meinem Erstkauf aus gesehen bereits 55 % im Plus. Zusätzlich hatte ich noch einen DAX-Put zur Absicherung gekauft; diesen habe ich aber zwischenzeitlich abgestoßen und diese Mittel ebenfalls in Vermilion gesteckt. Insofern ist meine Depotposition "nur" 38 % im Plus. Sie macht knapp 7 % meines Depot aus und ist damit mein größter Energiewert. Hinzu kommen die Green Energy-Aktien Energiekontor, PNE und clearvise, deren Aktienkurse sich im Juli ebenfalls sehr gut entwickelt haben. In Summe kommt der Energiesektor auf eine Depotgewichtung von 20,5 %. Und hat das Depot insgesamt deutlich mit nach oben gezogen.
Ebenfalls sehr stark erholt hat sich Costco Wholesale, die im Juli beinahe 15 % zugelegt haben, jedenfalls auf Eurobasis. Der starke Dollar wirkt sich bei allen US-Aktien aus - einerseits leiden diese operativ und verweisen in ihren Quartalsergebnissen zunehmend auf "negative Währungseinflüsse", aber für Deutsche, die US-Werte im Euro-geführten Depot haben, wirkt sich die Dollarstärke als zusätzliches Kursplus aus. Und bei den Dividenden ebenfalls. Costco war Ende Juni mit 12,7 % meine größte Depotposition und aktuell bringt sie es auf eine Gewichtung von 11,6 % und trug damit ebenfalls ihren Teil zum starken Kursplus meines Depots bei.
Und auch meine beiden weiteren Depotschwergewichte Berkshire Hathaway und Microsoft haben seit Anfang Juli ein zweistelliges Kursplus zu verzeichnen. Ihre starke Performance machte zwei weniger erfolgreiche Positionen wett: Funkwerk leidet unter dem Kauf von Hörmann Kommunikation & Netze, einer Tochter des eigenen Mehrheitsgesellschafters Hörmann Industries. Finanzielle Modalitäten wurden nicht bekannt gegeben, aber die Börse sieht den Deal skeptisch.

Und LendingClub bleibt (noch) ein von der Börse missverstandener potenzieller Tenbagger. Das Unternehmen hat starke Zahlen für das 2. Quartal vorgelegt und nachbörslich ging der Kurs kräftig nach oben, um dann nach Öffnung der US-Börsen um mehr als 10 % einzubrechen. Ich habe hier meine Position nochmals aufgestockt! Ich denke, "der Markt" versteht das Geschäftsmodell noch nicht so richtig und hat immer noch seine Zweifel. Vor allem die neuen Bilanzvorschriften für Banken sorgen für Verwirrung. Normalerweise verleihen Banken Geld und gehen davon aus, dass zurückgezahlt wird. Treten dabei Probleme auf, bilden sie Wertberichtigungen je nach Ausfallwahrscheinlichkeit. Die sind dann gewinnschmälernd und werden aufgelöst, wenn der Kredit wirklich nicht völlig zurückgezahlt werden kann. Oder wenn er komplett abbezahlt wurde, dann erhöhen sie bei Auflösung den Jahresgewinn der Bank.

Die Amis haben nun CECL eingeführt. Danach müssen Kreditgeber im Moment der Kreditvergabe eine Rückstellung bilden in Höhe aller möglichen Ausfallrisiken über die gesamte Laufzeit dieses Kredits. Unabhängig von der Bonität oder Sicherheiten des Schuldners. Und je nach allgemeiner Wirtschaftsentwicklung müssen sie diese Rückstellungen pauschal erhöhen oder verringern. Es erfolgt also keine individuelle Risikoeinschätzung mehr.

Jamie Dimon, CEO vom JPMorgan hat das vor einigen Monaten als Bullshit klassifiziert und gemeint, dadurch würden die wirklichen Ergebnisse der Banken völlig verzerrt und viel schwankungsanfälliger. Als JPMorgan vor einigen Quartelen aus der CECL-bedingten Rücktellungsauflösung 4 Mrd. USD Zusatzgewinn im Quartal erzielte und die Börsen das feierten, meinte Dimon nur: "Welcher Gewinn? Das ist nur Tinte auf Papier".

Und LendingClub? Die waren bisher eine Kreditvermittlungsplattform und verdienen an der Vermittlung eine Provision. Seit einiger Zeit haben sie eine Banklizenz und nehmen nun einen Teil der vermittelten Kredite in die eigene Bilanz. Überwiegend die mit sehr hoher Bonität; LC verdient daran etwa dreimal so viel, als wenn sie die Kredite nur vermitteln. Aber, nun kommt CECL. Während die Einnahmen aus dem Kredit sich über die gesamte Laufzeit erstrecken, muss sofort bei Einbuchung ins eigene Kreditbuch diese hohe Drohverlustrückstellung gebildet werden. In der Gewinn- und Verlustrechnung kommt also ein hoher negativer Betrag aus der Rückstellung an und ein mickriger aus der ersten Zinsrate und ein ebenfalls kleiner aus der Kreditvermittlung.

Und das sieht dann so aus, als würde LC immer margenschwächer werden und ein Profitabilitätsproblem haben. Aber genau das ist nicht der Fall! Die Rückstellung wird, wenn der Kredit nach 2, 3 oder 5 Jahren restlos getilgt wurde, ergebniswirksam aufgelöst. Es handelt sich also um eine Gewinnverschiebung in die Zukunft, die heute aber wie ein Verlust aussieht.

Bei den Banken, die schon lange im Geschäft sind, stellen sich diese Rückstellungen als eine Art durchlaufender Posten dar. Denn alte Kredite wurden abbezahlt und die Rückstellungen werden aufgelöst, während neue Kredite ausgezahlt werden und Rückstellungen gebildet werden müssen. Bei LendingClub gibt es aber noch keine alten Kredite samt Rückstellungen, die aufgelöst werden, sondern nur neue Kredite mit neuen Rückstellungen.

Das erschließt sich nicht beim ersten Blick auf die Zahlen, sondern erst beim zweiten oder dritten. Daher wird es um die Quartalszahlen herum immer wieder solche Ausreißer nach unten geben, weil einige Leute hier ein Problem wittern, wo keines ist, aber die Nervosität der Anleger und ihr Herdentrieb dann für einen Abverkauf der Aktien sorgt. Der Kurs macht in diesem Fall die Nachricht, nicht umgekehrt.

Wie gesagt, ich habe meine LC-Position weiter aufgestockt. Es folgt eines meiner Lieblingszitate (eifrige Leser kennen das schon):

»Erfolgreiches Investieren bedeutet, dass alle deiner Meinung sind... später.«
(James Grant)

Um es klar zu sagen: LendingClub ist nicht Upstart! Die Wirtschaftsstimmung trübt sich ein, die Kreditausfallraten werden zunehmen. Klar. Ich denke aber, dass Lendingclub stärker wachsen wird je schlechter die Stimmung in der Wirtschaft wird. Hintergrund ist, dass LendingClub ja rund 3 Mio. Kunden im Bestand hat aus seinen P2P-Zeiten. LC muss also nicht mit hohem Marketingaufwand Neukunden werben, sondern kann einfach seine Bestandskunden anschreiben. Die meisten US-Bürger haben sich über Kreditkarten verschuldet; normale Ratenkredite kennen die fast gar nicht (deswegen ist BPNL; Buy now pay later da so ein großer Hit). LendingClub bietet den Leuten eine Umfinanzierung an - damit lösen die ihre Kreditkartenschulden ab und zahlen dann den Ratenkredit bei LC ab. Und das läuft wie geschnitten Brot, denn LendingClub kann die durchschnittlichen Kreditkosten um 4 bis 5% pro Jahr senken. 5% auf 10.000 USD sind 500 USD an eingesparten Zinsen.

Wenn nun also die Stimmung weiter absinkt und die Leute sich wegen der hohen Preise für Energie und Lebensmittel viel weniger leisten können, dann ist die einfachste und am wenigsten einschränkende Maßnahme, eine Umschuldung, bei der man einfach "nur" Zinszahlungen spart. Zumal ja das Zinsniveau ansonsten steigt und damit auch die Kreditkartenschulden noch teurer werden. Der Leidens- und Handlungsdruck wird also größer und parallel dazu steigen LCs Chancen auf Kreditabschlüsse.

LendingClub zielt inzwischen aber nicht mehr nur auf Kreditkartenschulden, sondern rollt sein Angebot auch für Autofinanzierungen und Immobilien aus. Da geht es um riesige Volumina und entsprechend noch viel größeres Potenzial. Und... LendingClub kann auch hier auf seine mehr als 3 Mio. Bestandskunden zurückgreifen, denn die meisten Kreditkartenschuldner haben auch irgendwo eine Autofinanzierung und nicht wenige auch eine Hypothek. LC kann also bei vielen Kunden gleich mehrere Geschäfte abwickeln, wenn die Kunden sich zum Mitmachen entschließen.

Je nachdem, wie sich die beiden neueren Geschäftsfelder Auto- und Immobilienfinanzierungen entwickeln, kann das Wachstum auch schnell deutlich stärker zulegen. Vor allem Hypotheken haben ein anderes Volumen und damit auch andere Zinsraten. Aber LCs Fokus liegt auf Kreditkarten und dann Autos, erst dann Immos; jedenfalls ist das mein Eindruck.

Ich glaube, dass LendingClub eine dieser seltenen "Once-in-a-Lifetime-Opportunities" ist. Das Unternehmen ist mit seinem ersten Geschäftsmodell gegen die Wand gefahren (P2P-Lending) und wird deshalb von Zweifeln begleitet. Des Weiteren haben Wettbewerber mit ihren Algorithmen zu kämpfen und können die hohen in sie gesteckten Erwartungen nicht erfüllen. LC wird hier in Sippenhaft genommen. Die operativen Ergebnisse werden das in jedem Quartal belegen und sukzessive wird der Markt seine Fehleinschätzung erkennen und korrigieren. Der Kurs könnte schon früher zu steigen beginnen entlang der "Wall of Worries". Ich bin mir sicher, dass die Aktie (dann) eine Rakete wird. Ich weiß allerdings nicht, wann. Also braucht es Geduld. Solange das Unternehmen weiterhin erfolgreich seinem Weg folgt, ist alles klar...

Die Börsenentwicklung

Im vergangenen Monat konnten die Börsen ihre rekordverdächtigen Verluste des 1. Halbjahres ein gutes Stück wettmachen; allerdings hinken Europas Börsen noch immer hinterher, weil die Energiekrise hier viel spürbarer ist, der Ukrainekrieg unmittelbar vor der Haustür stattfindet und die politische Krise in Italien zu Neuwahlen im Herbst führt mit einem potenziellen deutlichen Rechtsruck.

• Dow Jones: +5,83 % (YTD: -9,47 % // 1 Jahr: -6,39 %)
S&P 500: +9,07 % (YTD: -10,46 % // 1 Jahr: -6,54 %)
NASDAQ: +11,12% (YTD: -16,65 % // 1 Jahr: -13,96 %)
DAX: +4,24 % (YTD: -12,49 % // 1 Jahr: -13,22 %)
MDAX: +5,10 % (YTD: -17,40 % // 1 Jahr: -21,90 %)
SDAX: +1,55 % (YTD: -23,45 % // 1 Jahr: -25,13 %)
TecDAX: +7,48 % (YTD: -18,07 % // 1 Jahr: -15,07 %)

Entwicklung meiner Wikifolios

Soweit mein kurzer Monatsrückblick. Jetzt kommen wir zur Entwicklung meiner drei Wikis:


Kissigs Nebenwerte Championszum Wiki

Investiertes Kapital: 2.523.300,- EUR
134,97 (30.06.22: 122,57)

Rendite seit Start am 19.08.20: +35,0 %
Rendite 1 Monat: +8,0 %
Rendite in 2022: -9,4 % (YTD)
Rendite in 2021: +17,3 %
Rendite in 2020: +27,0 % (ab 19.08.)

Mein Nebenwerte Wiki hat deutlich zugelegt im letzten Monat und den Referenzindex SDAX meilenweit hinter sich gelassen; die im Juni auf 25 % erhöhte Cashquote habe ich wieder auf 10 % reduziert. Energiekontor und PNE waren die großen Kurstreiber, aber auch Vermilion Energy. Die drei Energiewerte stellen zusammen jetzt 39,2 % Gewichtung. Funkwerk hat gelitten, bei Hypoport habe ich meine Position nach dem starken Einbruch wieder vergrößert. Die Zahlen können weiterhin überzeugen, auch wenn die Stimmung am und für den Immobilienmarkt sich weiter eintrübt.

Neu im Wiki ist Kion, die vom Megatrend Logistik und Automation profitieren werden, auch wenn sie momentan fallende Margen und einen negativen Cashflow zu verkraften haben. Die Preise wurden deutlich angehoben, aber das alte, volle Auftragsbuch muss noch zu den niedrigeren Verkaufspreisen der Vergangenheit abgearbeitet werden. Und dank der Störungen der Lieferketten geht das auch noch schleppender vonstatten, als gedacht. Hohes Turnaroundpotenzial - und beginnende Zweitlistingfantasie in China. Auch deshalb ziehe ich Kion aktuell einer Jungheinrich vor.


Kissigs Quality Investmentszum Wiki

Investiertes Kapital: 882.500,- EUR
105,592 (30.06.22: 90,62)

Rendite seit Start am 13.08.20: +5,6 %
Rendite 1 Monat: +15,5 %
Rendite in 2022: -20,8 % (YTD)
Rendite in 2021: +24,0 %
Rendite in 2020: +7,0 % (ab 13.08.)

Bei den Quality Investments ist eine doppelt so starke Performance wie bei S&P 500 zu verzeichnen. Dabei haben die hoch gewichteten Costco, Berkshire Hathaway und Microsoft besonders stark abgeschnitten und auch das Mittelfeld mit Danaher und Thermo Fisher konnte ordentlich zulegen. Intuit habe ich zu deutlich tieferen Kursen wieder kräftig aufgestockt und Vermilion Energy war auch hier der Top-Performance-Treiber. Ebenfalls neu ist Roper Technologies, die bereits 8 % Kursplus beisteuern konnten.

In diesem Wiki habe ich keine üppige Cashquote, daher musste ich mir für die Aufstockung bei LendingClub andernorts Geld beschaffen - und SVB Financial dafür verkaufen. Die stufe ich zwar ebenfalls als aussichtsreich ein, aber LC, wie oben beschrieben, eben als "außergewöhnlich". Und dennoch darf bei der Performance nicht übersehen werden, dass LendingClub trotz des jüngsten Kurseinbruchs im Juli insgesamt knapp 20 % an Kursplus eingefahren hat. Da geht noch was...ツ


Kissigs Turnaround-Spekulationen ▶ zum Wiki

Investiertes Kapital: 97.500,- EUR
67,96 (30.06.22: 62,00)

Rendite seit Start am 12.10.21: -32,0 %
Rendite 1 Monat: +6,0 %
Rendite in 2022: -25,0 % (YTD)
Rendite in 2021: -9,4 % (ab 12.10.)

Bei meinen Turnaround Spekulationen geht das Warten auf den Turnaround weiter (was für ein bescheidenes Wortspiel, aber wie sagt Harald immer: "Wenn man den Spruch bringen kann, muss man ihn auch bringen"...). Die Monatsperformance ist zwar ziemlich gut, aber unterm Strich ist das Ganze "Experiment" bisher weit weg von einem Erfolg. Dazu hat vor allem, aber nicht nur, mein Missgriff bei Corestate Capital gesorgt, wo ich nach wie vor auf das Können von Stavros Efremidis setze. Naja, hoffe, trifft es wohl eher. Dessen Buddy Karl Ehlerding ist zwischenzeitlich mit fettem Verlust ausgestiegen. Nach 85 % Kursverlust macht ein Verkauf aber wohl keinen Sinn mehr, zumal nach wie vor nicht klar ist, ob es nicht doch eine Rettung und damit einen Turnaround geben kann. Auf dem jetzigen Kursniveau überwiegen die Chancen deutlich die Risiken, auch wenn das finale Risiko natürlich letztlich der Totalverlust bleibt.

Kion ist neu im Wiki mit 6,5 % Gewichtung, die Cashquote habe ich damit auf 25 % reduziert.

Ende, aus, vorbei...

Es war ein weiterer herausfordernder Monat und ich bedanke mich bei allen Anlegern, die mir mit ihren Investments das Vertrauen aussprechen und in die drei Wikis zusammen rund 3,5 Mio. EUR investiert haben. Das ist mehr als ein Zehntel mehr als vor einem Monat und wohl vor allem der positiven Performance aller drei Wikis geschuldet - bei allen dreien prangt zuvorderst das Label "Treue Anleger" und das ist in diesen turbulenten (Börsen-) Zeiten keine Selbstverständlichkeit.

Meine durchschnittliche jährliche Zielrendite ist 15 % und die wird in diesem Jahr kaum noch zu erreichen sein, trotz der starken Juli-Performance. Hinsichtlich meine "operativen Net Worth" habe ich in den letzten acht Jahren sechs Jahre mit Renditen zwischen 22 % und 37 % angeschlossen, während 2018 knapp 10 % Verlust einspielte. Und 2022 toppte dies mit -15,5 % per Ende Juni bisher - doch Ende Juli hat sich das Minus weitgehend verflüchtigt auf -1,25 %. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass in die Berechnung meines Gesamtvermögens auch die geschäftlichen Aktivitäten meiner Firma (die sich weitgehend auch mit Aktien und Börse befassen) usw. mit einfließen - die GmbH steuert aktuell pro Monat einen "Free Cashflow" von mehr als 0,5 % (bezogen auf mein Gesamtvermögen bei). Geld, das ich zur freien Verfügung habe und dass ich meist/oft in Aktien investiere; mein persönlicher "Float". Insofern ist die Entwicklung meines operativen Net Worth immer besser als die meines Investmentdepots und/oder der Wikis.

So, wie der Juli verlief, kann das Jahr gerne weitergehen. Aber...

»Ich würde sagen, es liegt in der Natur der Sache, dass der Markt nicht genau das tut, was man will, wenn man es will.«
(Charlie Munger)

Trotzdem wird man ja träumen dürfen...

Also nochmal: Danke für eure Treue und euer Vertrauen!

Disclaimer: Habe die genannten Werte auf meiner Beobachtungsliste und/oder in meinem Depot/Wikifolio.

39 Kommentare:

  1. Hallo Michael,

    also ich sehe LendingClub nicht so positiv. LC hatte ursprünglich ein ähnliches Geschäftsmodell wie Upstart - nämlich als Kreditplattform zu agieren ohne sich die Risiken in die Bilanz zu holen. Nimmt LC nun mehr Kredite selbst ins Portfolio mag das zwar die Marge erhöhen, aber gleichzeitig wird LC dann immer mehr zu einer klassischen Bank und damit auch von der Bewertung zu einer Bank.

    Was mich am meisten bei solchen Sachen nervt ist die Tatsache, dass es so getan wird als handle es sich um Raketenwissenschaft/innovation wenn LC oder ein anderes Unternehmen wie zb Block den amerikanischen Markt mit in Europa völlig normalen Geschäftmodellen "disruptiert". Es ist keine "Leistung" Kreditkartenschulden in lang- bzw. mittelfristige Ratenkredite umzuschulden, daher fehlt mir hier der Burggraben. Auch bei Block habe ich nicht verstanden was daran so toll sein soll, dass man sich jetzt Geld überweisen kann (war glaube ich 2021), was in D völlig normal ist. Ich meine kann ja keiner was dafür, dass die Amis sich nur mit Schecks bezahlen.

    Ich werde LC nicht als pure Play spielen, freue mich aber, wenn Stefan es gerade in "meinem" Wikifolio drin hat. Schönen Sonntag!

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  2. Hi Woodcraft,

    So ganz verstehe ich deine "Herangehensweise" nicht. Du freust dich wenn Stefan ( ich nehme an du meinst Stefan Waldhauser?) das in sein HT-Wiki reinpackt, aber bist skeptisch für Lending Club?
    Du hast vergessen, dass es nicht "nur" um reine Kreditabwicklungen und Versicherungen geht, sondern eben um eine Art Plattform-Business im B2B und am Ende wieder zu den Customern zurück, da z.B Upstart sich ja rühmt eine tolle KI zu haben, die anders als heutige normale Hausbanken viel genauer, die Risiken eines evtl. Kreditausfalkls berechnen können soll.
    Damit wird der Zins in vielen Fällen niedriger und die Angebote attraktiver, darüber kommt die Masse und auch neue Business-Kunden.

    Schwierig einzuschätzen ja, wie bei Allem was "neu" daherkommt. Aber ich denke, das wird bald die Regel sein. Dass ( in DE ein schwieriges Thema ) Banken mit allen möglichen Daten ( wie auch schon die Schufa ), die Bonitäten genauer berechnet. Ob LC oder Upstart davon nachhaltig profitieren, als Eigentümer von Krediten und Forderungen aus dem Versicherungsgeschäft das große Rad drehen bleibt abzuwarten.
    Aber gar nicht investiert zu sein, halte ich wie Michael für einen fehler. Wie man das abdeckt, ist ja jedem selbst überlassen. Das ist meine Meinung und ich empfehle keine Aktien o.ähnliches hier, aber ich habs mir nun lange angeguckt und finde beide spannend.

    Grüße

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  3. Es wurde von Michael als "Once-in-a-Lifetime-Opportunities" geschildert. Mag vllt so kommen, aber ich finde die Schilderung teilweise nicht kritisch genug.
    We will see..

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  4. Hallo Michael,

    danke für den Post zu LendingClub. Der Ansatz klingt erstmal spannend.

    Ich frage mich aber, was denn eigentlich am Geschäftsmodell im Vergleich zum damaligen Absturz geändert wurde. Auch bis 2016 war LC Vermittler und kaufe auch selber Kredite und man sieht, dass sie das nicht profitabel konnten. Dass sie jetzt nur noch Premium-Kreditnehmer aufnehmen ist auch nicht neu, denn auch 2016 gehörte der durchschnittiche Darlehensnehmer zu den bestverdienenden zehn Prozent der USA.

    Mit der Banklizenz können sie jetzt einfach schneller einen Kredit anbieten und müssen nicht auf die Mitglieder oder Investoren warten. Aber das kann jede 0815 Bank auch. Vielleicht nicht innerhalb von 5 Minuten, aber das kann man ja problemlos erweitern. Hiesige Banken werden ja auch immer schneller. (Wobei ich mich ja persönlich immer frage wieso man innerhalb von 24h einen Kredit brauchen sollte...)

    Für mich sieht es so aus als basiert das aktuelle Geschäftsmodell nur auf besseren Daten zur Bonitätsermittlung. Aber woher sollten die kommen, wenn das Geschäft in den letzten Jahren so schlecht lief? Und wer sagt, dass diese für die selbst gehaltenen Kredite wirklich tragfähig sind, wenn sie erst seit 2021 vergeben werden.

    Du spekulisert rein darauf, dass potentielle Investoren die Bilanz nicht verstehen? Das mag für ein paar Prozente reichen, macht aber noch lange keine "Once-in-a-Lifetime-Opportunitie" aus. Was habe ich nicht verstanden? Den First-Mover-Effekt für schnelle Online Kreditvergabe in den USA?

    Gruß, Stefan

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    1. Moin Stefan,
      mit P2P-Krediten hat aber niemand Geld verdient, auch LendingClub nicht. Zudem gab es immer mehr Ausfälle, weil die KI nicht in der Lage war, gut genug die Risiken zu ermitteln und betreuen.

      Das neue Geschäftsmodell basiert auf den FICO-Ratings. Und ja, das machen auch andere Banken, aber die verdienen daran eben sehr viel Geld, weil sie ihren Kunden extrem hohe Zinsen abknöpfen. Das werden sie nicht ändern und deshalb können LC und andere in ihrem Bestand wildern. So lange, bis die Kundenverluste zu groß werden für die Banken und sich Zinssenkungen weniger schlimm in ihren Bilanzen auswirken als die anhaltenden und zunehmenden Kundenverluste.

      Ich kann das Thema gut nachvollziehen (in diesem Fall aus Sicht der Großbanken, die von einem Billiganbieter attackiert werden), weil ich ja seit vielen Jahren im Aufsichtsrat eines regionalen Energieversorgers sitze. Einem Ex-Monopolisten, der noch immer in seinem Grundversorgungsgebiet einen sehr hohen Marktanteil hat. Und zu keinem Zeitpunkt (abgesehen von der aktuellen Gasnotlage) der günstigste Anbieter war - wir haben also genau die gleichen Überlegungen angestellt bzgl. Preisfindung, Gewinnerwartung des Eigentümers (Stadt) und Kundenverluste durch Billiganbieter.

      Sofern LC bei der eigenen Risikoeinschätzung keine Fehler macht (bzw. ihr Algorithmus) und sie nicht wie bei Upstart ungewollt Kredite in die Bücher nehmen müssen, die sie dann unter großen Verlusten verramschen müssen, ist es ein ziemlich narrensicheres Geschäft.

      Und.. ich spekuliere nicht darauf, dass Anleger "die Bilanz nicht verstehen", sondern dass sie Zweifel am Geschäftsmodell haben und die Geschäftszahlen (wegen CECL) ihnen das (Pseudo-) Argument liefern, sich in ihrer falschen Skepsis bestätigt zu sehen. Es geht nicht darum, dass die Anleger die Fakten nicht checken, sondern sie nur oberflächlich betrachten und weil sie ihnen das negative geben, was sie erwarten, zu einem Fehler veranlassen. Es geht um "Second Level Thinking", wie Howard Marks es nennt (hier zum Artikel).

      LendingClub wird weiterhin sehr starke Umsatzzuwächse und Gewinnsteigerungen abliefern und irgendwann wird jeder verstehen, dass das eben keine Ausnahme, kein Sonderfall, kein Ausreißer ist, sondern das neue Normal.

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  5. Hallo Michael,

    wie siehst du denn die Zinsausfälle? Diese sind ja jetzt schon relativ hoch, dafür, dass LendingClub noch nicht sehr lange dabei ist. Mehr als 70% der Kredite sind unbesichert und LendingClub wächst auch nur im Bereich der unbesicherten Kredite sehr stark. Im Bereich der unbesicherten Kredite ist LendingClub ja auch gar nicht gewachsen.Die Zinsausfälle sind ggü Q1 bereits gestiegen und könnten wenn sie weiter in dem Tempo steigen (z.B. bei einer Rezession) doch gefährlich werden. Oder sehe ich das falsch?

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    1. Was meinst Du mit "Zinsausfällen"? Meinst Du die "Drohverlustrückstellungen" (CECL)? Dazu habe ich ja ausführlich Stellung bezogen. Das sind ja keine realen Ausfälle, sondern ein rechnerischer Posten zur Sicherheit.

      Klar ist aber, dass bei einer zunehmenden Summe von Krediten, die ins eigene Buch übernommen werden, auch die Kreditausfälle zwangsläufig zunehmen. Das ist bei jeder Bank Teil des Geschäftsmodells.

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    2. Das sollte Kreditausfälle heißen, sorry. Diese sind ggü Q1 ja schon deutlich gestiegen und hier finde ich eine Prognose schwierig wie es bei den Ausfallraten weitergeht, gerade wenn wir in eine Rezession geraten.

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    3. Moin Daniel,
      LendingClub hatte Ende 4Q21 ungesicherte Kredite von 1,81 Mrd. USD in den eigenen Büchern, Ende 1Q22 waren es 2,36 Mrd. und Ende 2Q22 dann 2,97 USD. Dass die Kreditausfallsummen dabei ebenfalls steigen, liegt in der Natur der Sache, denn bei gleichbleibender prozentualer Ausfallquote wachsen auch die absoluten Beträge mit. Hier gibt es aber keine Verschlechterung der Quote, die auf ein systemisches Problem des Algorithmus oder des Geschäftsmodells hinweisen würde. Nur... in den veröffentlichten Zahlen sind eben auch die CECL-Rückstellungen enthalten. Diese "Current Expected Credit Losses" sind ein buchhalterischer Aufwandsposten; die Bank muss zum Zeitpunkt der Kreditvergabe die Rückstellung für mögliche Ausfälle während der ganzen Kreditlaufzeit als Rückstellung buchen, so dass der Nettogewinn gleich zum Start des Kredits ins Minus rutscht. Die Einnahmen und Gewinne daraus gleichen das über die Zeit aus und drehen dann irgendwann in Plus (durch Zinseinnahmen und durch anteilige Auflösung der Rückstellungen, weil mit jeder gezahlten kreditrate das Risiko des Kreditausfalls sinkt). Kostenaufwand sofort, Einnahmen über die Zukunft verteilt. Und das sieht natürlich auf den ersten Blick negativ in den Zahlen aus. Aber... es sind eben keine realen Kreditausfälle und keine realen Gewinneinbrüche! Und genau das ist der Punkt, der übersehen und/oder falsch interpretiert wird und in dem die große Aufholchance liegt, wenn diese Fehlinterpretation erkannt wird.

      Und... wenn sich die wirtschaftlichen Aussichten wieder verbessern sollten, dann werden die Rückstellungen alleine schon aus diesem Grund teilweise aufgelöst werden (müssen), weil die Risiken für jeden Kredit sinken. Ergebniswirksam aufgelöst!

      Dieser Effekt ist es, den Jamie Dimon so aufregt: dass es bei CECL nicht um individuelle Ausfallrisiken geht, sondern um pauschale Rückstellungen, die jede Bank und jeden Kredit betreffen. Und die Gewinne der Banken viel stärker schwanken lassen, als es in der Realität wirklich der Fall ist.

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    4. Die Ausfallraten werden doch aber auch steigen oder nicht? Viele Kredite sind ja gerade erst am Anfang und da sind die Ausfallraten ja eher geringer als bei längerer Laufzeit.

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  6. Moin Michael, bist du momentan voll investiert oder hälst du auch Cash? Beste Grüße, Georg

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    1. Moin Georg,
      ich bin prinzipiell immer voll investiert. Meine GmbH erzeugt einen schönen Free Cashflow, so dass ich zusammen mit den Dividendeneinnahmen jeden Monat etwas frisches Geld zum Investieren habe; dadurch baut sich manchmal etwas Cash auf, weil ich nicht immer sofort investiere, sondern dann, wenn mir eine attraktive Gelegenheit vors Auge läuft. Das ist nicht selten die Gelegenheit, eine Position aufzustocken, wenn der Kurs mal gerade nachgibt.

      Aber mehr als 3% oder 5 % an Cash über einen längeren Zeitraum habe ich nur selten.

      Mein "Hedge" gegen drohende Gasmangellage in Deutschland bzw. der EU und damit eine Absicherung meiner deutschen Depotpositionen ist bekanntlich Vermillion Energy, die ich Ende des 2. Quartals mit 6,5 % im Depot gewichtet hatte. Ich habe sie kürzlich bei 24 Euro um ein gutes Drittel aufgestockt und der Kurs rennt weiter wie Hulle. Nach dem satten Kursplus gestern war Vermillion Energy erstmals meine größte Depotposition; aktuell hat sich Costco den Spitzenplatz zurückerobert - dankbar knapp.

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  7. Danke für die Antwort Michael. Ich tue mich schwer derzeit zu investieren, da ich eine weitere Abwärtsbewegung erwarte. Aber bekanntlich gibt es keinen optimalen Zeitpunkt zum investieren.

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    1. Die Informationen und die Entwicklungen, die seit Wochen und Monaten bekannt sind und stattfinden, belasten uns heute. Aber die Börsen haben das bereits seit Wochen und Monaten eingepreist. Für einen weiteren starken Kursrückgang müsste also noch etwas Unvorhergesehenes oder deutlich Schlimmeres passieren. Ansonsten "spielt" die Börse den Zustand der Wirtschaft und der Unternehmen in 12 oder 18 Monaten. Wenn ich also heute Aktien von Costco, Microsoft, Berkshire Hathaway oder Alphabet kaufe, dann kaufe ich quasi deren Zustand in 12 oder 18 Monaten. Also muss man sich heute die Frage stellen, ob diese Unternehmen, dann (in 12 oder 18 Monaten) mehr wert sind als heute oder weniger, ob ihre Geschäfte besser oder schlechter laufen werden. Das impliziert natürlich die Überlegung, ob ihr Management mit den aktuellen Herausforderungen (Zinsen, Energiepreise, gestörte Lieferketten, Personalmangel usw.) fertig wird und das Unternehmen entsprechend (re-)agiert; im Idealfall dank seiner Preissetzungsmacht. Diese Unternehmen muss man vielleicht nicht gerade heute kaufen, aber man muss sie eigentlich gerade heute im Depot haben...

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  8. Hallo Michael,

    ich habe mir eben mal dein Wiki "Kissigs Quality Investments" angesehen und die Performance mit einem ETF auf den MSCI World (WKN A0RPWH) verglichen. Seit Auflage (13.08.2020) hat dein WIKI bis zum 23.08.22 lediglich 6,91 % Rendite erwirtschaftet und der ETF 39,46 %, also über 30 % mehr als dein WIKI (kann man ja mittlerweile auf Wikifolio vergleichen). Vergleichst du dich selber mit Benchmarks? Das ist ja schon einen ziemlich deutlichen Unterperformance und im Nachhinein bisher den Aufwand nicht wert gewesen. Im Gegenteil hättest du mit simplen Indexing deutlich mehr erwirtschaftet. Du beschreibst weiter, dass du einen Buy&Hold Ansatz verfolgst. Wenn man sich die Transaktionen im WIKI anschaut, ist das aber nach gut 2 Jahren alles andere als Buy&Hold.

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    1. Mein Ziel ist langfristig eine durchschnittliche Gesamtrendite von 15 % pro Jahr. Davon bin ich mit dem Quality Investing-Wiki bisher weit entfernt. Nach der bisher kurzen Zeitspanne scheint mir ein abschließendes Urteil aber noch zu früh.

      Wie dem Chart zu entnehmen ist, hat das Wiki anfangs sehr stark zugelegt, dann aber in der Korrektur erheblich gelitten. Insbesondere meine früher hoch gewichteten Positionen an Softbank und Sea Limited haben sich hier sehr negativ ausgewirkt; besser ausgedrückt: mein zu langes Festhalten an diesen Positionen. Ich habe die Heftigkeit des Einbruchs im Techsektor unterschätzt, ganz klar.

      Da ich generell immer voll investiert bin, muss ich bei Neuengagements zwangsweise eine andere Position verkleinern oder ganz verkaufen. Das sorgt für mehr Umschlag. Du kritisierst aber völlig zurecht, dass ich aktiver bin, als nötig und sinnvoll. Hier besteht meinerseits Verbesserungspotenzial.

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  9. Wie immer danke für deine Überlegungen, sehr hilfreich

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  10. Hallo Michael,
    wie schätzt du denn das Problem einer drohenden Übergewinnsteuer für deine EE–Positionen ein? Wist du reagieren?
    Grüße

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    1. Politische Entscheidungen sind schwer vorhersagbar, weil Politiker Populisten sind. Sie wollen und brauchen die Zustimmung der Bevölkerung und deshalb tun und sagen sie meistens nicht das Richtige, sondern das Populäre. Und das ist meistens etwas anderes.

      Habeck ist der Verursacher der explodierenden Gaspreis ein Europa, denn er hat die Order ausgegeben, die deutschen Gasspeicher sofort und ohne Rücksicht auf den Preis zu füllen. Er zeigt, dass er keine Ahnung von Marktwirtschaft hat (die Wirkung von Angebot und Nachfrage regelt den Preis, lehrte uns Adam Smith). Weil der Strompreis am Gaspreis hängt (Merit-Oder-Prinzip; Gaskraftwerke sind die teuersten im "Strommix" und geben daher den Preis für alle vor), explodieren auch die Gaspreise. Getroffen werden hiervon die Unternehmen und die Bürger. Und nun will Habeck eingreifen, um diese VON IHM VERURSACHTE Preisexplosion zu dämpfen. Und er erklärt auch noch, dass Gewinner der VON IHM GESCHAFFENEN LAGE ihre Gewinne abliefern sollen - was sie ohnehin schon tun, denn sie zahlen ja Steuern auf ihre Unternehmensgewinne.

      Das Ganze ist Totalversagen von Habeck und nun der rein populistische Versuch, sich bei den Bürgern einzuschleimen und von seinen Fehlern abzulenken. Viele andere Politiker stoßen dabei mit ins Horn, weil sie ebenfalls an der Populismuszitze nuckeln (müssen).

      Kommt eine Übergewinnersteuer für EE-Anbieter? Wird wohl weiter diskutiert werden, ist in der Umsetzung schwierig und daher wenig wahrscheinlich. Auch, weil die Gaspreise wohl sinken werden von ihren Extremniveaus, denn die deutschen Gasspeicher sind ja weitgehend gefüllt und daher sinkt die Extremnachfrage aus Deutschland (und Spekulanten ziehen sich aus diesem Markt zurück). Mit den sinkenden Gaspreisen sinken auch die Strompreise. Der Druck bleibt hoch, aber er lässt nach. Eingriffe bringen also eigentlich nichts mehr, was aber natürlich keinesfalls heißt, dass Politiker nicht aus populistischen Gründen trotzdem irgendwelche neuen Regeln schaffen, um damit zu beweisen, was sie alles für das Volk tun.

      Hinsichtlich der EE-Unternehmen (Energiekontor, PNE, Clearvise, Encavis u.ä.) sehe ich den Megatrend weiterhin intakt und den wird auch ein dummer Eingriff der Regierung nicht bremsen können. Soeben wurde von acht Ostseeanreinern aus der EU beschlossen, dort die Offshore-Windkrafterzeugung zu vervielfachen bis 2030. Die EU Kommission ist mit an Bord und von der Leyen verteilt die Fördergelder in diesem Bereich ja mit der Riesengießkanne.

      Hinsichtlich der Kurse der genannten Aktien könnte der Hype erstmal vorbei sein, weil sich die Spekulanten aus den stark gestiegenen Aktien verabschieden und sich eine neue Spielwiese suchen. Das könnte die Kurse kurzfristig belasten, stellt dann aber auch vergleichsweise günstige Einstiegschancen für Langristanleger dar.

      Ich habe die EE-Aktien in meinem Depot und im Nebenwerte-Wiki etwas reduziert wegen dieser Entwicklung, aber sie sind weiterhin hoch gewichtet. Sollten die Kurse wirklich stärker unter Druck kommen, kaufen ich die Aktien zurück. Und ggf. auch, wenn sich die momentan ziemlich undurchsichtige Lage aufklärt (damit meine ich nicht Ukraine/Putin, sondern Habeck und die anderen Politpopulisten und ihre möglichen Entscheidungen). Denn, wie gesagt, EE sind ein Megatrend für mindestens die nächsten 10 Jahre. Der Strombedarf/-verbrauch wird sich vervielfachen, wenn wir kaum noch Gas und Öl verheizen und keine Kohle mehr nutzen wollen, während gleichzeitig die E-Mobilitätswende voll durchstartet. Die ganzen neuen angekündigten AKWs werden ja frühestens 2030, eher später, Strom liefern, daher wird der Strom woanders herkommen müssen - bei Einhaltung der Klimaziele, denn die globale Erwärmung stoppt ja nicht einfach, nur weil uns das nicht ins Konzept passt...

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    2. Zu ergänzen ist noch der Einfluss auf die Inflation. Die von Habecks Entscheidungen verursachte Explosion bei den Gas- und Strompreisen trifft die Bürger einerseits direkt, andererseits mit Verspätung nochmals indirekt. Denn die hohen Energiepreise treffen ja auch die Unternehmen, die sie dann über Preisanhebungen an die Verbraucher (aka Bürger) weitergeben. Die starke Verteuerung der Lebensmittelpreise geht zu einem erheblichen Teil auf die höheren Strom- und Gaspreise, also Habeck, zurück. Die Inflation wird also in Deutschland die nächsten Wochen weiter steigen und/oder hoch bleiben. Die Schuld wird aber wieder bei der EZB gesucht, die ja die Zinsen so niedrig gehalten habe und gerade die deutschen Politiker, die mit Habeck zusammen die Verantwortung tragen (also die Ampel-Koalitionäre) werden auf die EZB eindreschen, um von ihrem eigenen Versagen ablenken zu wollen.

      Aber, bitte nicht falsch verstehen, das Grundproblem der hohen Energiepreise hat nicht Habeck verursacht, sondern es wurden während der Coronaphase die falschen Entscheidungen getroffen, weil der künftige Bedarf voll unterschätzt wurde und Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine war der nächste Treiber. Das will ich gar nicht ausblenden. Doch... die Sanktionen des Westens gegen Putin/Russland sind politisch entschieden worden und, das gehört zur Wahrheit dazu, ein Grund für Putins Drehen an der Gasschraube (als Reaktion). Auch das will ich jetzt nicht werten. Mir ging es jetzt nur um das, was seit Aktivieren des "Notfallplan Gas" durch Habeck im Spätfrühling geschehen ist. Und das (alles) hat er, Habeck, entschieden und zu verantworten. Und mit ihm der Rest der Bundesregierung und die regierungstragenden Parteien im Bundestag (SPD, GRÜNE, FDP). Auch wenn sich SPD und FDP jetzt in feigester Art und Weise von Habeck zu distanzieren versuchen - sie haben das alle mitentschieden und sind mitverantwortlich.

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    3. Hallo Michael,
      überlegst du in Erwartung niedrigerer Gaspreise deine Position in Vermilion zu reduzieren?
      Wäre ja nur logisch...
      Viele Grüße, Basti

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    4. Moin Basti,
      hab Deinen Kommentar völlig übersehen, sorry. Nein, ich habe nicht vor, meine Position an Vermilion Energy zu reduzieren. Die Gaspreise fallen zwar, aber VET verdient dennoch sehr viel Geld damit. Sie haben sich ja einen großen zusätzlichen Anteil am Corrib-Feld gesichert und das rückwirkend ab Anfang 2022. Da fließt so viel Geld in die Kasse, dass sie nicht nur ihre Schuldenabbauziel erreicht haben, sondern nun eigene Aktien zurückkaufen. Das wird in 2023 weiter fortgeführt und bald ist VET nettoschuldenfrei und kann dennoch weitere Aktienrückkäufe und Dividendenerhöhungen durchführen. Die massiv überschießenden Gaspreise in Europa in den letzten Wochen waren nur ein Extra-Sahnehäubchen auf der Kirsche...

      Ich hatte vor einigen Wochen bei 24 Euro meine Position nochmals aufgestockt. Sollte der Preis noch einmal auf dieses Niveau zurückkommen, würde ich eher über eine weitere Aufstockung nachdenken.

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    5. Und dann verkaufen Sie im Wikifolio, klar...

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    6. Genau. Die Vermilion-Position erfüllt zwei Aufgaben, wie ich ausführlich dargelegt habe: (1.) Es ist eine Spekulation auf einen enormen Cashflow, mit dem das Unternehmen schnell Schulden abbezahlt und dann hohe Dividenden und Aktienrückkäufe durchführen kann. Die Aktie bezahlte sich also quasi von selbst, jedenfalls mit Blick auf etwa 2 Jahre. Ein Nobrainer, wenn man so will. Aber (2.) ist Vermilion auch mein Hedge gegen eine drohende Gasmangellage in Europa/Deutschland. Deshalb habe ich einen kleinen Teil der hohen Kursgewinne im Nebenwerte-Wiki bei VET mitgenommen - und die Position auf 10 % reduziert. Womit sie noch immer die größte im Wiki ist. So what...?

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  11. Lieber Michael,
    manchmal muss man eben abgwägen zwischen Pest und Cholera. Dazu gehört auch Mut. Wenn man bei Regierungsantritt mit leeren Gasspeichern sowie einem Angriffskrieg in Europa konfrontiert wird von einem Despoten, den die GroKo jahrelang hofierte und letztlich mit Preissetzungsmacht im europäischen Gassektor ausstattete mit der Folge, dass man zwischen Versorgungssicherheit der Bevölkerung und niedrigeren (mit Sicherheit nicht niedrigen) Gas- und Strompreisen sowie einer weniger starken Inflation wählen muss, dann ist das sicherlich keine einfache Entscheidung und wurde von Herrn Habeck auch zu keinem Zeitpunkt als solche dargestellt. Die politische Ächtung des russischen Überfalls gerade durch scharfe Sanktionen steht für mich außer Frage. Alles andere wäre politisch unwürdig und unglaubwürdig. Ich mag mir auch die gesellschaftliche Reaktion auf kalte Heizungen, kein Warmwasser und kalte Gasherde im Winter sowie deren populistische Ausschlachtung von ganz rechts und ganz links nicht ausmalen. Du etwa? Woher kommt diese plötzliche Politisierung deines bislang so angenehm politikfrei gehaltenen Blogs? Lass uns lieber zum eigentlichen Thema zurückkehren...

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    1. Martin, ich kritisiere Habeck und die Ampel-Koalitionäre, weil sie schlimme handwerkliche Fehler gemacht haben und ein erheblicher Teil der überschießenden Probleme bei den Energiepreisen in Deutschland auf diese Fehler zurückzuführen sind. Ich kritisiere nicht, dass die Regierung dieses Problem angeht, sondern das sie dabei eklatante Schäden verursacht für die Unternehmen und die Bürger sowie den Wirtschaftsstandort Deutschland. Und mir missfällt über die Maßen, dass diese Fehler nicht korrigiert, sondern neue Eingriffe geplant werden, um die selbst verursachten Probleme zu bändigen. Was aber neue probleme schafft.

      Politiker versuchen Probleme zu lösen, die es ohne sie gar nicht gäbe.

      Das Prinzip haben nicht Habeck und die Ampler erfunden, aber sie reiten es momentan im vollem Galopp. Und da dies Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Unternehmen hat, also auch auf den Aktienmarkt, nehme ich mir das Recht heraus, das auch auf diesem Blog zu kritisieren.

      Dabei spielt das Parteibuch von Habeck und den anderen keine Rolle. Pfeifen und Versager gibt es in jeder Partei. Altmeier war als Wirtschaftsminister aus meiner Sicht eine Vollkatastrophe und hat den Ausbau der Erneuerbaren Energien für Jahre totreguliert. Das habe ich früher kritisiert und das tue ich heute noch. Obwohl und auch weil Altmeier mein CDU-Parteifreund ist. Und genauso kritisch sehe ich Söder (CSU), der in Bayern die Energiewende komplett abgewürgt hat und für den Nichtausbau bei Wind- und Solarkraft verantwortlich ist und den Ausbau der Übertragungsnetze aktiv be- und verhindert. Wie kann man so ein verhalten nicht kritisieren, wenn man in diesem Bereich investiert. Und auch als Weltbürger, der hier noch viele Jahre verbringen möchte, kann man das nicht gutheißen.

      Aber nun trifft es "Politikrockstar" Habeck - weil er es halt total vermasselt hat. Er. Und die anderen sind ihm dabei gefolgt. Die Lösung (für ihn)? Die Fehler korrigieren und keine neuen in Form von "Gegenmaßnahmen" draufsatteln. Nicht mehr nur labern, sondern das Richtige tun. Und er muss nachdenken, bevor er handelt. Nur weil er der nette Robert ist, verbiegen sich die Gesetze der Marktwirtschaft nicht und auch nicht die der Physik. Politik bedeutet Realitätssinn und das ist ihm abhanden gekommen. In seiner zeit als Umweltminister in Schleswig-Holstein hatte er immer einen Gegenpart in Form eines Wirtschaftsministers aus einer anderen Partei. Das war sein Korrektiv, das hat ihn geerdet mit zu dünnsinnigen Ideen. Als Bundesminister für Wirtschaft und Energiewende spielt er nun beide Klaviaturen, aber das läuft halt nicht und das Ergebnis ist extrem misstönig. Ich kritisiere das, weil es zu kritisieren ist und weil es uns allen schadet. Der/das muss besser werden, viel besser. Und es ist völlig egal, ob andere das besser könnten oder nur viel schlechter. Er hat den Job, es ist seine Aufgabe.

      Und, wie gesagt, selbst wenn er keine Fehler mehr machen würde, blieben ja trotzdem noch reichlich Themenfelder zurück, wo dringend gangbare Lösungen gefragt sind, damit Deutschland nicht wirtschaftlich total runtergerockt wird.

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  12. Danke für die schnelle Antwort! Natürlich erkenne ich die Mitursächlichkeit der schnell zu füllenden Gasreserven für die hohen Gas- und damit auch Energiepreise. Natürlich hat das z.T. gravierende Konsequenzen für den Wirtschaftsstandort BRD, die wiederum durch Gegenmaßnahmen etwas eingedämmt werden sollen. Aber was ist den die Lösung? Was ist das "Richtige", wie du es nennst? Sanktionen aufheben, Nord Stream 2 ankurbeln, Putin zum Tee einlagen und so tun, als wäre der Angriff auf die Ukraine eine innerstaatliche Angelegenheit à la Taiwan? Seriously?

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    1. Martin, Du sprichst eine andere Ebene an, als die, wohin meine Kritik zielt. Ich rede von den handwerrklichen (!) Fehlern, die Habeck und andere machen. Die Fehler in den Gesetzen.

      1. Die Gasumlage hat Lücken, so dass das Geld auch an Firmen geht, die gar nicht bedacht werden sollten.

      2. Die Gasumlage ist fehlerhaft, weil sie auf Basis der "Allokationswerte" der Stadtwerke und Versorger erhoben wird. Habeck selbst geht davon aus, dass bis zu 20 % An Erdgas eingespart wird in diesem Jahr. Die Gasumlage, die Uniper (und andere, aber eben mehrheitlich Uniper als Vorversorger) den Stadtwerken in Rechnung stellt, wird damit auf deren Planwerten für 2022 erhoben. Planzahlen, die im Herbst 2021 getroffen wurden und die jetzt völlig überhöht sind. Das Problem: die Stadtwerke müssen die Gasumlage an Uniper bezahlen und können sie dann ihren Kunden weiterberechnen. Die verbrauchen aber nicht mehr die "allokierten" 100 %, sondern nur noch 80 %. Die Differenz müssen die Stadtwerke zahlen und dann über weitere Preissteigerungen an ihre Kunden weiterreichen (wo soll es sonst herkommen?). Der Clou: es ist im Gesetz zur Gasumlage keine Abrechnung vorgesehen, keine Rückerstattung Uniper kann sich die Kohle einstecken. Und wer ist der größte Eigentümer bei Uniper? Tja, seit Kurzem ist das der Bund, also Habeck. Da könnte man auch von Untreue oder Raub sprechen oder schlicht Unvermögen. Oder eben, freundlich ausgedrückt, von handwerklichen Fehlern.

      3. Die Mehrwertsteuersenkung auf Energie. So ein Beschiss. Klar, beim Verbraucher/Bürger kommt das an, weil er als Endverbraucher die Mehrwertsteuer zahlt. Aber die Unternehmen? Für die ist die Umsatzsteuer ein durchlaufender Posten - sie zahlen nur die Differenz ans Finanzamt. Damit gibt es KEINE Entlastung für die Unternehmen, für die bleibt die Kostenbelastung gleich hoch. Ein gravierender handwerklicher Fehler, der die Unternehmen schwächt und den Wirtschaftsstandort Deutschland im internationalen Vergleich nochmals unattraktiver macht.

      Sowas muss ein Wirtschaftsminister wissen/verstehen! Und ein Finanzminister und ein Bundeskanzler, der mal Finanzminister war, ebenfalls. Alle drei Ampelparteien haben das verbockt!

      Und wenn nun kommt, man wollte ja die Bürger entlasten, dann hätte man stattdessen die Umsatzsteuer auf Nahrung von 7 % auf 0 % setzen können. Das hätte alle entlastet und vor allem die kleinen Einkommen relativ gesehen stärker als die großen.

      Es gab und gibt andere/bessere Wege und es gibt keine Rechtfertigung für diese vielen handwerklichen Fehler. Die verstärken das grundsätzliche Problem nur noch und das völlig unnötig.

      Daher meine Aussage: die (und vor allem Habeck) müssen in der Qualität der Leistung kräftig zulegen!

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    2. Hallo Michael,
      Du bist in diesem Thema tiefer drin als ich, trotzdem möchte ich noch einen (bisher noch nicht erörterten) Aspekt ansprechen: sollte Gazprom möglicherweise erfolgreich dagegen verklagt werden, daß der Grund für die reduzierten Gaslieferungen eben nicht "höherer Gewalt - force majeure" bedingt war und Gazprom zu Schadenersatz verurteilt werden sollte (ja ich bin Realist, das könnte Jahrzehnte dauern), wir Verbraucher haben die Rechnung für 2022 und 2023ff. bezahlt, aber von einer Rückzahlung werden wir nichts sehen! Einen Besserungsschein gibt es nicht für uns!
      Danke für Deinen Blog und herzliche Grüße
      Christian

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    3. Ich würde empfehlen, sich einmal über die gesamte Vorgeschichte des Ukrainekriegs seit mindestens 2008 oder besser seit der deutschen Wiedervereinigung zu informieren, bevor man blind die Regierungspropaganda nachplappert. Und insbesondere auch über die geopolitischen Machtspielchen der USA und wie sie dabei vorgehen. Aber ich weiß, das ist für gewisse Leute wahlweise eine linke oder rechte Verschwörungstheorie. Dabei sprechen es die US-Regierungsberater sogar ganz offen aus, was Sache ist. Und das schon seit vielen Jahrzehnten.

      https://www.youtube.com/watch?v=gcj8xN2UDKc&t=100s



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    4. "Da könnte man auch von Untreue oder Raub sprechen oder schlicht Unvermögen. Oder eben, freundlich ausgedrückt, von handwerklichen Fehlern."

      Also der größte Anteil der Beute geht wohl dank des Merit-Order-Systems an die Produzenten erneuerbarer Energien, also an die Klientel der Grünen. Wobei ich selbst mehrere Positionen an PV- und Windanlagenbetreiber besitze, also auch davon profitiere. Ich bin jetzt mal so egoistisch und hoffe, dass die Übergewinne nicht abgeschöpft, sondern als Dividende ausbezahlt werden. Ich bin ja nicht aus Überzeugung in grüne Energien investiert, sondern aus reiner Gewinnsucht, weil absehbar war, dass deren Ausbau staatlich gefördert und subventioniert wird.

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    5. Moin Christian,
      auf einen Schadenersatz von Russland würde ich nicht setzen. Sowas funktioniert ja nur, wenn das betreffende Land großes Interesse an der Teilhabe am internationalen Austausch hat. Russland ist aber aus vielen Bereichen inzwischen ausgeschlossen und mit Sanktionen belegt. Selbst wenn irgendwer (intern. Gerichtshof, Welthandelsorganisation o.ä.) Russland zu Schadenersatz verdonnern sollte, würde Russland den nicht zahlen; weil es ihnen nichts bringt bzw. sie keine weiteren Sanktionen/Nachteile befürchten müssen. Russland würde so ein Urteil wohl einfach nur als US-Propaganda abtun und ignorieren. Würde US-Unternehmen ja wohl auch tun, wenn ein russisches Gericht einen entsprechendes Urteil verhängen würde.

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    6. Moin Michael und vielen Dank für deine Antwort! Deine letztgenannten Argumente finde ich weitgehend überzeugend. In deiner ersten Darstellung des "Problems" waren sie jedoch nicht angelegt. So kann ich es jetzt nachvollziehen. Danke für den Gedankenaustausch!

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  13. Jetzt unterstützt auch Deutschland auf Drängen der USA eine Preisdeckel auf russisches Öl. Na, das heißt dann wohl, dass wir unser Öl zukünftig aus den USA kaufen müssen. Die Inflation wird weiter steigen, die USA macht noch größere Gewinne, europäische und deutsche Unternehmen sind gegenüber amerikanischen Unternehmen nicht mehr konkurrenzfähig. Da werden wohl noch einige dumm aus der Wäsche schauen, wenn die Preise weiter steigen und demnächst der Arbeitsplatz wegfällt. Haltung macht weder satt noch wärmt es die Wohnung. Ich hoffe, die DRAG profitiert wenigstens davon und erhöht im nächsten Jahr die Dividende. Allerdings muss dafür das Öl auch erst einmal nach Europa kommen. Gibt es dafür überhaupt genügend Tanker?

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    1. Ich glaube nicht, dass die Inflation noch lange weiter steigen wird. In den USA nicht; bei uns wohl noch einige Zeit wegen der politischen Entscheidungen (Gasumlage treibt Energiepreise, Ende des Tankrabatts). Aber die Gas- und Strompreise an der Börse habe sich deutlich reduziert, Öl und Gas fallen ebenfalls und schon seit Wochen, Nahrungsmittel und Rohstoffe sowie Baumaterialien ebenso. Das wird sich mit etwas Zeitverzug in den Inflationszahlen bemerkbar machen.

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    2. Medwedew kündigt schon an, dass Europa gar kein Gas mehr bekommt, wenn die EU eine Preisobergrenze beschließt. Kann ich verstehen. Wer wird wohl zuerst in die Knie gehen, wenn man seinem Bäcker droht, man würde bei ihm keine Brötchen mehr kaufen, wenn sie mehr als 10 Cent kosten? Der Bäcker, weil er nichts mehr verkauft, oder man selbst, weil man nichts mehr zu fressen hat? Unsere sogenannte "Elite" besteht nur noch aus Witzfiguren.

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    3. Dein Vergleich mit dem Bäcker hinkt gewaltig, weil Du unterstellst, es würde keine anderen Bäcker geben, wo man seine Brötchen beziehen könnte...

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  14. Der hinkt auch deshalb weil man nicht unbedingt Brötchen essen muss :-)

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  15. Warum einfach, wenn die Wirklichkeit komplizierter ist :-)

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