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Mittwoch, 10. August 2022

Kissigs Nebenwerte-Analyse: Mit KION auf die Megatrends Warenlogistik und Automation setzen

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Artikel aus "Der Nebenwerte Investor" Ausgabe 12/2022 vom 10.08.2022

Mit KION auf die Megatrends Warenlogistik und Automation setzen

Online einzukaufen boomt und längst nicht mehr nur die Onlinehändler bieten ihren Kunden Warenlieferungen nach Hause an, sondern auch immer mehr klassische Läden oder Supermärkte. Im Idealfall soll die Lieferung noch am selben Tag oder innerhalb weniger Stunden erfolgen. Das stellt immer höhere Anforderungen an die Logistik und bedingt einen stark zunehmenden Automatisierungsgrad. Themenfelder, auf den KION zur Weltspitze gehört und damit zu den großen Profiteuren. Dem Aktienkurs sieht man das aber momentan aber nicht an und den Geschäftszahlen auch nicht. Wo ist also der Haken?

Die KION Group ist Marktführer in Europa und weltweit der zweitgrößte Hersteller von Gabelstaplern, Lagertechnik und Lieferkettenlösungen. An der Spitze steht Toyota, auf Rang drei folgt das Hamburger Familienunternehmen Jungheinrich.

Doch während Jungheinrich vor allem unter dem eigenen Namen bekannt ist, ist das bei KION anders. Die KION Group vereint ein breites Spektrum von Marken unter ihrem Dach und das ist ihrer Unternehmensgeschichte geschuldet.

Historie

Ursprung des Unternehmens ist der Weltkonzern Linde AG. Der gliederte 2006 seine Staplersparte mit Linde Material Handling, Still und OM Carrelli Elevatori aus in die KION Group GmbH. Diese wurde anschließend für 4 Mrd. Euro an die Finanzinvestoren Kohlberg Kravis Roberts & Co. (KKR) und Goldman Sachs verkauft. Ende August 2012 vereinbarten KION und Weichai eine Anteilsübernahme von 25 % durch das chinesische Unternehmen. Die übrigen Anteile verblieben bei KKR und Goldman Sachs. 2013 gliederte KION die Hydrauliksparte aus der Linde Material Handling in die rechtlich eigenständige Gesellschaft Linde Hydraulics aus und verkaufte 70 % dieser Anteile an die Weichai Power. Ende 2018 hielt die KION Group noch 10 % der Anteile an Linde Hydraulics.

KION selbst ging im Juni 2013 mit rund 20 % der Aktien in Streubesitz an die Börse. Es folgten in den nächsten Jahren mehrere Paketverkäufe von KKR und Goldman Sachs und im Frühjahr 2015 zogen sich KKR und Goldman Sachs ganz zurück. Seit 2020 hält Weichai 45,2 % der Aktien.

2016 übernahm KION den Anbieter für Automatisierung und Lieferketten-Optimierung Dematic.

KION setzt bewusst auf Markenvielfalt und spielt deren regionale Stärken gekonnt aus. Der Konzern ist im Wesentlichen in den beiden Bereichen Industrial Trucks & Services und Supply Chain Solutions tätig.

Industrial Trucks & Services

Zu Industrial Trucks & Services gehören Gabelstapler, Lagertechnik und verbundene Dienstleistungen. Hier bedienen die Marken Linde und STILL den Premium-Markt der Flurförderzeuge, während Baoli sich auf das Economy-Segment konzentriert. Unter ihren regionalen Marken ist Fenwick der größte Material-Handling-Anbieter in Frankreich, OM STILL ein Marktführer in Italien. OM Voltas wiederum bedient den indischen Markt und ist dort ein führender Anbieter von Flurförderzeugen.

Der Verkauf von Flurförderzeugen steht für mehr als zwei Drittel des Gesamtumsatzes. Hierunter fallen beispielsweise elektrische und dieselbetriebene Gabelstapler, Hubwagen, Elektrostapler, elektrische und thermische Frontstapler, Sattelzugmaschinen oder Lagertechnik-Stapler. Kunden können die mitunter teuren Geräte und Maschine direkt bei KION finanzieren. Zudem werden Wartungsverträge abgeschlossen, da die Gabelstapler usw. regelmäßig gewartet werden müssen. KION vermietet schließlich auch die Trucks und verkauft entsprechende Ersatzteile.

Diese Wartungsverträge stellen für KION einen stetigen Einnahmestrom dar (sog. Recurring Revenue) und gerade in Krisenzeiten sichern diese das Unternehmen finanziell gut ab. Zusätzlich vermietet KION seine Fahrzeuge und Gerätschaften und verkauft für diese Ersatzteile, was ebenfalls relativ stetige Einnahmen generiert.

Supply Chain Solutions

Im Segment Supply Chain Solutions ist Dematic der Dreh- und Angelpunkt. Mit der Dematic-Übernahme gelang KION hier einen Quantensprung. Denn Dematic ist der führende Anbieter von integrierten Automatisierungstechnologien, Software und Services zur Optimierung von Lieferketten. Bei den intelligenten Management-Lösungen handelt es sich um vollautomatisierte Logistiksysteme, mit denen Unternehmen ihre Lager oder Produktionssysteme weitgehend automatisch und ohne die Beschäftigung von Personal betreiben können.

Zum Portfolio gehören fahrerlose Transportsysteme, Lagerungsausrüstung, automatisierte Lagersysteme, Sortieranlagen und Fördersystem. Dank Dematic bietet der KION-Konzern heute das breiteste One-Stop-Portfolio am Markt an und ist damit Weltspitze bei intelligenten Intralogistik-Lösungen.

Dieses Segment gewinnt zunehmen an Bedeutung, weil immer mehr Unternehmen auf ihre eigene Warenlogistik setzen. Zudem hat der „alte Lagerarbeiter“ ausgedient und muss von Maschinen ersetzt werden. Das Muss ergibt sich nicht zuvorderst aus Kostengründen, sondern weil kein Personal mehr für diese Arbeiten zu bekommen ist.

Kürzlich äußerte sich Microsofts President entsprechend und meinte, die USA hätten in jedem neuen 5-Jahresyzyklus rund 5 Mi. neue Arbeiter hinzugewinne, doch in den letzten 5 Jahren seien es nur noch 2 Mio. gewesen. Er sprach von einem „Job Shortage“, einem Arbeitskräftemangel. Und das in den USA, einem klassischen Einwanderungsland. In Deutschland ist die Lage noch prekärer, hier herrscht ein gewaltiger Fachkräftemangel. Die Lösung besteht in Digitalisierung und Automation der Prozesse.

Regionale Verteilung

Fast 60 % der Umsätze werden in Westeuropa, einschließlich Deutschland und Frankreich, erwirtschaftet. Die USA tragen 20 % zum Gesamtumsatz bei, während China mit 6 % noch kein großes Gewicht hat. Aber das dürfte sich zunehmend ändern.

Schwerpunkt Energie

Energie und Energieeffizienz werden für die Intralogistik und den Materialfluss besondere Bedeutung bekommen. Bei der Antriebstechnik von morgen werden die bisher dominierenden Verbrennungsmotoren zunehmend durch Alternativen ersetzt. KION hat hier frühzeitig auf alternative Antriebstechniken wie Lithium-Ionen-Batterien oder die Brennstoffzelle gesetzt und das Thema Elektromobilität hat sich angesichts der Energiekrise und der explodierenden Energiepreise in Europa ganz nach oben auf die Agenda katapultiert. KION bemüht sich sehr, mit seinen Marken der führende Anbieter von elektrisch betriebenen Gabelstaplern und Lagertechnikgeräten werden.

Schwerpunkt Digitalisierung

Die Digitalisierung erobert sich auch die Lagerlogistik. Digital vernetzte Lösungen sollten den Kunden helfen, Lager und Industrieanlagen noch effizienter zu gestalten. KION möchte seine Kunden dabei unterstützen, ihre Lager vollständig zu automatisieren und so den Personalaufwand deutlich zu reduzieren.

Schwerpunkt Automation

Je höher der Automatisierungsgrad, desto geringer die Kosten für die Kunden. Ob mit autonom fahrenden Fahrzeugen oder auch vollautomatisierte Hochregallagern: KION möchte seinen Kunden mit bedarfsgerechten Lösungen den Weg zu einem „Lights-out“-Lager ebnen, bei dem alles vollautomatisiert und ohne menschliches Zutun abläuft –dann wäre selbst der Lichtschalter im Lager überflüssig.

Schwerpunkt Innovation

KION setzt auf Partnerschaften mit Forschungsinstituten, Universitäten, anderen Unternehmen und Kunden, um mit Innovationen jederzeit eng am Markt und den neuesten technologischen Entwicklungen orientiert sein. Dies ist wichtig, um sich gegenüber günstigerer Konkurrenz aus Fernost zu behaupten.

IPO-Fantasie in China

Apropos Fernost. Während dort die Spannungen zunehmen, insbesondere zwischen China und den USA, bemüht sich die chinesische Regierung um bessere Kontakte nach Europa. Chinesische Behörden umwerben in letzter Zeit verstärkt ausländische Unternehmen, damit diese einen Gang an die Börsen des Landes zu wagen. Zu den ersten Kandidaten würden dabei Konzerne mit chinesischen Großaktionären zählen und daher auch der MDAX-Konzern KION mit seinem Großaktionär Weichai.

Ein solcher Börsengang würde über ein spezielles Programm erfolgen, das China mit Aktienmärkten anderer Länder verbindet. Das Programm hatte ursprünglich die Börse in Shanghai mit der in London verbunden und wurde seither auf Deutschland, die Schweiz und die chinesische Metropole Shenzhen ausgeweitet. Obwohl die Verbindung in beide Richtungen offen ist, haben bisher nur chinesische Unternehmen sie genutzt, um sich in Übersee frisches Geld zu beschaffen.

Die Überlegungen für einen möglichen Börsengang beziehungsweise ein Zweitlisting an einer chinesischen Börse befinden sich allerdings noch in einem frühen Stadium. Für KION könnten sie dennoch eine interessante Option sein. Nicht nur als zusätzliche Finanzierungsquelle, sondern auch weil man in China stärker Fuß fassen will.

Zahlen mit Licht und Schatten

KION hat das 1. Halbjahr des Geschäftsjahres 2022 passabel gemeistert. Das operative Ergebnis des Intralogistik-Konzerns war in den ersten 6 Monaten jedoch durch die weiter stark steigenden Material-, Energie- und Logistikkosten sowie die anhaltenden Störungen in den Lieferketten belastet. Hinzu kamen erneute Corona-Lockdowns, die insbesondere den asiatischen Raum trafen.

Der Krieg in der Ukraine hat die Lage im 2. Quartal zusätzlich verschärft. Die KION Group hat bereits im 1. Quartal in beiden operativen Segmenten sämtliche Produktlieferungen nach Russland und Belarus, einschließlich der Versorgung mit Ersatzteilen und zugehörigen Dienstleistungen, vollständig eingestellt.

Der Konzernumsatz lag mit 5,537 Mrd. Euro um 11,4 % über dem Halbjahreswert 2021. Doch der der Umsatzanstieg resultiert weitgehend noch aus dem Auftragsbuch des Vorjahres sowie aus einer positiven Entwicklung des Servicegeschäfts. Insgesamt erhöhte sich der Serviceanteil am Konzernumsatz im Vergleich zum Vorjahr auf 40,5 % (Vorjahr: 40,0 %). Der Konzernumsatz war durch Währungseffekte in Höhe von insgesamt 190,7 Mio. Euro positiv beeinflusst.

Das bereinigte operative Ergebnis (EBIT) ging auf 311,7 Mio. Euro (Vorjahr: 462,2 Mio.) zurück. Die bereinigte EBIT-Marge verringerte sich damit deutlich auf 5,6 % (Vorjahr: 9,3 %). Auch das Konzernergebnis bewegte sich mit 159,8 Mio. Euro deutlich unter dem Vorjahreswert von 291,2 Mio. Euro). Darin enthalten sind die bereits im ersten Quartal erfassten Sondereffekte aus dem Russlandgeschäft (nach Steuern) von insgesamt rund 30 Mio. Euro.

Entwicklung im Segment Industrial Trucks & Services

Der Gesamtumsatz im Segment Industrial Trucks & Services übertraf mit 3,449 Mrd. Euro den Vorjahreswert um 10,6 %. Dabei profitierte das Segment im Wesentlichen von dem bis zum Jahresende 2021 aufgebauten hohen Auftragsbestand. Das im laufenden Jahr gewonnene Neufahrzeuggeschäft hat hingegen nur geringfügig zum Umsatzanstieg beigetragen. Die unverändert schleppende Versorgung mit Zulieferteilen sorgte insbesondere in der Region EMEA weiterhin zu deutlichen Verzögerungen bei der Auslieferung der Fahrzeuge an die Kunden. Hierdurch haben die dynamisierten Listenpreiserhöhungen der jüngsten Quartale kaum spürbar zum Umsatzwachstum des Segments Industrial Trucks & Services beigetragen.

Das Servicegeschäft wies vor allem getrieben durch das After-Sales- und Mietgeschäft ein Wachstum von 10,4 % auf. Der Anteil des Servicegeschäfts am externen Segmentumsatz lag mit 52,2 % nahezu auf Vorjahresniveau. Währungseffekte wirkten sich mit 48,7 Mio. Euro positiv auf den Segmentumsatz aus.

Das EBIT bereinigt des Segments Industrial Trucks & Services verringerte sich im ersten Halbjahr dieses Jahres auf 197,8 Mio. Euro (Vorjahr: 278,6 Mio.). Den positiven Ergebniseffekten aus dem Umsatzwachstum standen deutlich höhere negative Effekte gegenüber, die auf erheblich gestiegene Material-, Energie- und Logistikkosten sowie auf die produktionsseitigen Ineffizienzen aufgrund der Störungen in den Lieferketten zurückgehen. Hierzu wurden Maßnahmen auf der Lieferanten- und Absatzseite eingeleitet. Diese werden sich jedoch erst nach erfolgter Abarbeitung des Auftragsbuches aus dem Vorjahr im Ergebnis auswirken. Die EBIT-Marge bereinigt reduzierte sich im Berichtszeitraum deutlich auf 5,7 % (Vorjahr: 8,9 %).

Entwicklung im Segment Supply Chain Solutions

Der Gesamtumsatz im Segment Supply Chain Solutions stieg um 12,9 % auf 2,096 Mrd. Euro. Trotz der eingeschränkten Materialverfügbarkeit durch die Störungen in den Lieferketten wurden die Kundenprojekte insbesondere aus den Bereichen E-Commerce, Lebensmittel und Warenhandel weiter vorangetrieben. Dies trug im langfristigen Projektgeschäft zum Umsatzplus von 10,4 % bei.

Im Servicegeschäft beruhte der deutliche Umsatzanstieg insbesondere auf Modernisierungen und Upgrades sowie Ersatzteillieferungen. Der Anteil des Servicegeschäfts am externen Segmentumsatz nahm gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 1,9 Prozentpunkte auf 21,3 % zu. Währungseffekte wirkten sich mit 142,0 Mio. Euro erhöhend auf den Segmentumsatz aus.

Das EBIT bereinigt des Segments Supply Chain Solutions lag mit 149,8 Mio. Euro deutlich unter dem Vorjahreswert von 227,3 Mio. Wesentliche Ursachen hierfür waren neben gestiegenen Materialkosten auch zunehmend Ineffizienzen aufgrund von Lieferengpässen bei Zulieferteilen. Die EBIT-Marge bereinigt reduzierte sich entsprechend auf 7,1 % (Vorjahr: 12,2 %).

Auftragseingang und -bestand

Der Auftragseingang der KION Group legte im ersten Halbjahr 2022 um 13,1 % auf 6,655 Mrd. Euro zu. Damit blieb die Dynamik auch im 2. Quartal auf einem unverändert hohen Niveau. Währungseffekte wirkten sich mit insgesamt 179,2 Mio. Euro positiv auf den wertmäßigen Auftragseingang der KION Group aus.

Der Auftragsbestand erhöhte sich im 2. Quartal weiter und betrug zur Jahresmitte 7,941 Mrd. Euro (Ende 2021: 6,658 Mrd.). Ausschlaggebend hierfür waren neben dem hohen Volumen der Neuaufträge die deutlich verlängerten Lieferzeiten bei Flurförderzeugen im Segment Industrial Trucks & Services.

Lieferkettenstörungen

An dieser Stelle versteckt sich auch die Erklärung für das Umsatzwachstum bei fallendem Ergebnis. KION hat ein volles und weiter anwachsendes Auftragsbuch. Diese Aufträge haben eine gewisse Vorlaufzeit und werden daher zeitverzögert abgearbeitet. Zwischen Auftragserteilung und Auslieferung nimmt momentan aber die Zeitspanne zu und das bei steigenden Materialpreisen – die KION nicht voll an seine Kunden weitergeben kann, jedenfalls nicht bei den zu einem früheren Zeitpunkt erteilten Aufträgen. Verzögerungen und Kostensteigerungen belasten also KIONs Margen.

Für KION wird es also auch darum gehen, hier künftig weniger eigenes Risiko in den Büchern zu haben. Um den aktuellen Herausforderungen aktiv zu begegnen hat KION in beiden operativen Segmenten zahlreiche substanzielle Maßnahmen ergriffen, teilte Rob Smith, der Vorstandsvorsitzende der KION GROUP hierzu mit. "Dazu gehören unter anderem die Stärkung unseres Zulieferernetzwerkes, eine dynamische Preisgestaltung, die Verlängerung von Leasingverträgen, um die kontinuierliche Verfügbarkeit von Flurförderzeugen bei unseren Kunden sicherzustellen, sowie noch flexiblere Produktionsabläufe in unseren Werken".

Ausblick und (keine) Prognose

Der Vorstand hatte am 4. April 2022 beschlossen, die im Geschäftsbericht 2021 veröffentlichte Prognose für das Geschäftsjahr 2022 angesichts der andauernden erheblichen Unsicherheiten in den Beschaffungsmärkten, die sich durch den Krieg in der Ukraine sowie durch erneute Corona-Lockdowns insbesondere im asiatischen Raum massiv verstärkt haben, zurückzuziehen.

Auch wenn KION davon ausgeht, dass die grundlegenden Treiber für die Intralogistik-Industrie nach wie vor intakt sind, bestehen weiterhin erhebliche Unsicherheiten in der Beurteilung der Geschäftsentwicklung des Konzerns für den weiteren Verlauf des Geschäftsjahres. Die anhaltend schwierigen Rahmenbedingungen lassen eine verlässliche Prognose der wesentlichen Steuerungskennzahlen für das Gesamtjahr 2022 nicht zu, so das Unternehmen. Die Folgen des Kriegs in der Ukraine sowie die drohende Energiekrise und deren Auswirkungen auf die Absatz- und Beschaffungsmärkte seien derzeit nicht verlässlich abschätzbar. Die anhaltenden Störungen in den Lieferketten und die auf einem hohen Niveau weiterhin stark steigenden Material-, Energie- und Logistikkosten werden sich auch für das Gesamtjahr 2022 auf das EBIT bereinigt und den daraus resultierenden Kennzahlen sowie den Free Cashflow der KION Group negativ auswirken, so dass diese Steuerungskennzahlen für das Geschäftsjahr 2022 unter dem Vorjahresniveau 2021 erwartet werden.

Quelle: wallstreet-online.de

Kursverlauf

KION ist ein zyklisches Unternehmen und bekommt die wirtschaftliche Abkühlung zu spüren. Die hohen Preissteigerungen und die Lieferkettenstörungen setzen dem Unternehmen aber schon länger zu und dies erkennt man auch am Kursverlauf.

Nach dem Coronaeinbruch auf 35 Euro hatte sich die Aktie bis Ende November 2021 auf rund 100 Euro annähernd verdreifacht, bevor die erneute Talfahrt einsetzte. Seit Mitte Juni bildet sich bei 40 Euro ein Boden aus und auch die letzten wenig berauschenden Zahlen lösten keine neuerliche Verkaufswelle mehr aus. Es scheint so, als wären die negativen Entwicklungen inzwischen reichlich eingepreist.

Bullcase vs. Bearcase

Die Umsätze wachsen, nicht nur inflationsgetrieben und auch Auftragseingang und –bestand legen deutlich zu. Ergebnisseitig für die hohen Kostensteigerungen und die Verzögerungen bei der Auslieferung zu sinkenden Margen und Ergebnissen. Einen Jahresausblick wagt das Management noch immer nicht, weil die Unwägbarkeiten zu groß sind.

Momentan zeigen sich an der Preisfront Entspannungstendenzen bei Energiepreisen und Rohstoffen und auch die Störungen in den Lieferketten bauen sich merklich ab – auch dank der Aufhebung der Lockdowns in China.

Die Megatrends, die KION bedient und aktiv prägt, sind weiterhin intakt. Daran ändert auch die sich eintrübende Wirtschaftsentwicklung nichts. Als frühzyklisches Unternehmen dürfte KION zu den ersten gehören, die von einer Aufhellung der Lage profitieren. Die eingeleiteten Maßnahmen zur Kostensenkung und Effizienzsteigerung dürften bald Wirkung erzielen und damit die Ergebnisseite wieder besser dastehen lassen. Das KGV sieht mit 11 nicht teuer aus und bei einer Ergebnisverbesserung dürfte es schnell in den einstelligen Bereich fallen. Und auch die Dividendenrendite ist mit 3,2 % überdurchschnittlich attraktiv.

Zudem bietet die aktuelle Wirtschaftslage auch Chancen, durch Zukäufe anorganisch zu wachsen. KION gehört damit mindestens auf die Wachtlist für den nächsten Rebound.

Die 4 wichtigsten Dinge, die man über KION wissen muss

  1. KION ist Marktführer in Europa und weltweit hinter Toyota der zweitgrößte Hersteller von Gabelstaplern, Lagertechnik und Lieferkettenlösungen.
  2. Das Segment Supply Chain Solutions gewinnt mit der Lagerautomation gewaltig an Bedeutung und China wird zum neuen Wachstumsmarkt.
  3. Ein erheblicher Teil der Umsätze bestehen inzwischen aus widerkehrenden Erlösen, die auch in Krisenzeiten das Unternehmen finanziell gut absichern.
  4. Die eingeleiteten Maßnahmen zur Kostensenkung sollten die Margen verbessern und bald zu deutlichen Ergebnisverbesserungen führen.
Disclaimer: Habe Jungheinrich, KION, KKR auf meiner beobachtungsliste und/oder in meinem Depot/Wiki.

17 Kommentare:

  1. Kion ist im Bereich der zyklischen Maschinenbauerindustrie einer meiner Favoriten. Könnte es auch irgendwann eine Übernahmeversuch des chinesischen Anteilshaber Weichai geben? Immerhin halten sie bereits 45%.

    LG

    Mich

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    1. Die Spekulation, dass Weichai die Mehrheit bei Kion übernehmen oder gar das Unternehmen ganz kaufen würde, gibt es schon seit Jahren. Dabei hat es bei den westlichen Entscheidungsträgern in den letzten Jahren eher wachsende Bedenken gegen den chinesischen Einfluss gegeben, so dass die Hürden deutlich höher sein dürften als früher. Zudem hat China mit erheblichen Problemen im eigenen Land zu kämpfen und möchte Kapitalflucht verhindern - auch deshalb werden Übernahmepläne chinesischer Unternehmen im Ausland dort kritischer hinterfragt.

      Als Fazit würde ich sagen, dass eine Übernahme nicht ausgeschlossen ist, aber auch nicht unbedingt wahrscheinlich in nächster Zukunft.

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  2. Die "Supply Chain Solutions" scheinen auf jeden Fall auch ohne Globalisierung weiterhin sehr interessant. Leider habe ich Kion noch nicht eingehender betrachtet und kann das Angebot der entsprechenden Tochtermarke(-n) nicht einschätzen, allerdings bekommt beispielsweise eine Interroll einen wesentlich höheres Bewertungsmultiple zugesprochen.
    Bei mir sind beide weiterhin mit 8-9 anderen Maschinenbauern aus den Bereichen Sensor- und Prozesstechnik auf der Watchlist.

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  3. woran machst du Entspannungstendenzen bei den Energiepreisen fest?

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    1. Die Aussage bezieht sich auf die Preiseinbrüche bei Öl (Brent, WTI) und Gas, aber auch Kohle. Der Gaspreis in Europa ist ein Sonderfall und dank des "Merit-Order-Prinzips" auch der daran gekoppelte Strompreis. Hier gibt es keinerlei Entspannung, sondern das Gegenteil ist der Fall.

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  4. Gibt es Neuigkeiten zu Kion? Alles steigt nur Kion fällt heute

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    1. Es gab die letzten Tage ein paar Abstufungen bei europäischen Industriegüteraktien. Tenor: die Erwartungen waren/sind zu hoch, dabei gehen die Probleme jetzt erst richtig los mit Gewinnrückgängen etc. Kion könnte zusätzlich durch das erhöhte China-Engagement belastet sein, weil es dort ja schon wieder zu Lockdowns kommt.

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    2. glaube auch es liegt an dem China-Engagement. Jungheinrich hält sich wesentlich besser vom Kurs her... Vielleicht aber auch der Historie geschuldet. Jungheinrich ist ja wesentlich länger an der Börse. Antizyklisch sind wohl beide kaufenswert. Bei Kion warte ich erstmal einen Boden ab. Goldman hat 29 euro ausgerufen.

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  5. Düstere Aussichten für das dritte Quartal bei Kion. Heute -26% nach der Gewinnwarnung.

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    1. Kion ernüchternd... das Gute aus dem Vorquartal (Auftragseingang und -bestand) hat sich ins Gegenteil verkehrt (teilweise sogar Auftragsstornierungen) und das Schlechte (hohe Kosten, Margendruck) hat sich noch verstärkt. Als Frühzykliker zudem auch psychisch angeschlagen in der gegenwärtigen Wirtschafts- und Finanzgemengelage. Das sah vor einigen Wochen noch deutlich positiver aus...

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    2. Handelt es sich dabei Ihrer Meinung nach um ein langfristiges Problem?
      Das Kion die gestiegenen Kosten nicht oder nur teilweise an die Kunden weitergeben kann ist die eine Sache. Das dieser Fall nie bedacht wurde und daher in den bestehenden Verträgen keine Berücksichtigung findet ist schon grob fahrlässig.

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    3. "Grob fahrlässig"... in der Rückschau mag das nun so bewertet werden. Aber jahrelang gab es in der Logistikbranche nur extrem starkes Wachstum und es war ein "Bestellermarkt". Zudem gab es kaum Zinsen und keinerlei Lieferschwierigkeiten. Das ganze Szenario hat sich vor anderthalb Jahren zu drehen begonnen, doch dass es so gravierend und nachhaltig wird, hat damals niemand gedacht. Inzwischen dürfte man (auch Jungheinrich und andere) entsprechend reagiert haben. Dass nun Auftragsstornierungen als neues Problem auftreten, war auch vor einigen Monaten so noch nicht abzusehen.

      Ein "langfristiges" Problem? Ich würde es so ausdrücken: kein kurzfristiges. Kion wird reagieren und es bleibt abzuwarten, wie die ergriffenen Maßnahmen aussehen und welche Wirkung sie erzielen. Die nächsten Monate dürfte hier kein Blumentopf zu gewinnen sein; vielleicht hellt sich die Lage gegen Jahresende wieder etwas auf.

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    4. Heute geht es nochmal abwärts. Die langfristigen Verträge laufen glücklicherweise nur sechs bis 24 Monate. In den neusten Verträgen gibt es jetzt Preisklauseln. Ich sehe daher das Geschäftsmodell Grundsätzlich noch intakt.

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  6. ich hoffe ihr habt verkauft? da sind jetzt nur noch Zocker unterwegs, möglicherweise Insolvenz?

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  7. Hallo Michael, was meinst Du, die Durststrecke aussitzen und die Aktien behalten oder jetzt noch mit Verlust aussteigen?

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    1. Moin Steffen,
      kaum seriös zu beantworten. Der Panikausverkauf heute erscheint übertrieben, aber ob sich der Kurs in nächster zeit wieder berappelt hängt entscheidend davon ab, wie lange die Wirtschaftsflaute anhält und ob/wie gut Kions Gegenmaßnahmen greifen.

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