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Dienstag, 11. November 2025

Einfach gedacht: Wie hoch sind die Risiken von "Private Credit" wirklich?

Die Risiken bei "Private Credit" steigen und wachsen sich zu einer systemischen Gefahr aus - so muss man schlussfolgern, wenn man den Schlagzeilen der letzten Wochen und Monate glaubt. Und JPMorgan-Chef Jamie Dimon warnte bereits von "Kakerlaken" in den Bankbilanzen, nachdem Abschreibungen auf Kreditausfälle zunahmen. Dimon wird auch nicht müde, auf die Alternativen Asset Manager einzuprügeln - nachvollziehbar, denn die nehmen den Banken seit Jahren lukratives Geschäft weg.

Inzwischen nimmt das allerdings absurde Züge an, denn Dimons eigene Bank JPMorgan Chase hat sich bei der Kreditvergabe an Private-Equity-Sponsoren mit 47 Mrd. Dollar an Kreditfazilitäten für Fondsmanager sogar an die Spitze der Bewegung gesetzt. Nicht ganz überraschend, denn die Ratingagentur Moody's hat festgestellt, dass sich die US-Banken zu einer wichtigen Triebkraft von Private Credit entwickelt haben und im ersten Halbjahr 2025 rund 300 Mrd. Dollar an Darlehen für private Kreditfonds bereitstellten. Dabei leiten die Banken zunehmend Finanzierungen an private Kreditgeber weiter, anstatt sie direkt an hochverzinsliche oder nicht geratete Kreditnehmer zu vergeben, da sie dies als sichereren Weg ansehen, um am Wachstum der Anlageklasse teilzuhaben und gleichzeitig ein direktes Risiko zu vermeiden.

Wie es aussieht, hat Jamie Dimon Recht. Er spielt ja auch auf beiden Seiten des Netzes und kann damit irgendwie gar nicht falschliegen. Also blicken wir einfach mal darauf, wie führende Private Credit-Profis die aktuelle Lage einschätzen - und die Risiken...

Harvey Schwartz, CEO von The Carlyle Group
"Wenden wir uns den Kreditmärkten zu. Hier lag in den letzten Wochen eindeutig ein großer Fokus. Bis heute deuten unsere eigenen Markt- und Portfoliodaten nicht auf eine allgemeine Verschlechterung der Gesamtkreditqualität oder ein systemisches Risiko hin. In Übereinstimmung mit den Wirtschaftsdaten, die ich gerade vorgestellt habe, bleiben die Fundamentaldaten ziemlich solide, und Kreditereignisse waren eher vereinzelt."

Michael Arougheti, CEO von Ares Management
"Aufgrund mehrerer hochkarätiger Insolvenzen oder Betrugsfälle in den Nachrichten gab es viele Fragen und Bedenken darüber, was dies für den Kreditzyklus und private Kreditgeber wie Ares bedeuten könnte. Angesichts der Stärke, die wir in unseren Portfolios sehen, und der Rückmeldungen unserer Kollegen sowie der allgemeinen Kreditentwicklung scheinen diese Ereignisse jedoch eher Einzelfälle zu sein und nicht auf eine Wende im Kreditzyklus hinzudeuten. Aus unserer Sicht sind unsere Kreditportfolios weiterhin gesund, und wir haben keine Verschlechterung der Kreditfundamentaldaten oder Änderungen bei den Änderungsaktivitäten festgestellt, die auf eine bevorstehende Wende im Zyklus hindeuten würden."

Marc Lipschultz, Co-CEO von Blue Owl Capital
"Die Reaktion, die wir an den öffentlichen Aktienmärkten gesehen haben, steht nicht im Einklang mit der starken fundamentalen Performance, die wir in unseren Portfolios beobachten."

Marc Rowan, CEO von Apollo Global Management 
"Aus meiner Sicht ist Kredit gleich Kredit, egal ob er von einer Bank oder einem Vermögensverwalter vergeben wird. Für mich macht das fast keinen Unterschied. Es gibt grundsätzlich gute Kreditgeber und weniger gute Kreditgeber."

Meine Einschätzung

Marc Rowan brachte es auf den Punkt: Kredit ist Kredit, egal ob von einem Institut innerhalb des klassischen Bankensystems vergeben oder von einem Kreditgeber außerhalb. Das Ziel, den Kreditbetrag zurückzubekommen und in der Zwischenzeit möglichst hohe Zinsen dafür zu kassieren, ist für alle gleich. Banken sind nur stärker reguliert. Weil sie systemrelevant sind und vor allem, weil sie über Jahrhunderte immer wieder bewiesen haben, dass bei ihnen letztlich Gier und Eigennutz die erste Geige spielen. Ob in/vor der Weltwirtschaftskrise 1929 oder der Globalen Finanzkrise 2008/09 oder der "kleinen Finanzkrise" 2023 - es waren die Banken, die ins Straucheln gerieten und alle anderen mit in oder an den Abgrund rissen: Unternehmen, Bürger, ganze Staaten.
"Investieren bedeutet, Risiken zu managen, nicht Risiken zu vermeiden."
(Ray Dalio, Gründer von Bridgewater Associates)
Risiken sind immer vorhanden; sie müssen akkurat gemanagt werden. Und dabei haben die Finanzinvestoren in den letzten 50 Jahren einen deutlich besseren Job gemacht als die Banken. Das ist keine Garantie dafür, dass es auch künftig so bleibt. Aber eben auch kein Sargnagel für unsere Zukunft. Die berühmte "Wall of Worries" ist immer omnipräsent und viele klettern auf ihr zum Erfolg. Jamie Dimon nutzt ihren Schatten, aber nicht weniger erfolgreich. Das Ziel und der Weg sind letztlich dieselben.
Neben den US-Großbanken haben auch die Alternativen Asset Manager zuletzt starke Zahlen vorgelegt und alles deutet darauf hin, dass sie auch in den nächsten Jahren weiter florieren: steigende Assets under Management, steigende Managementprovisionen und irgendwann auch man wieder steigende Erfolgsprovisionen. Ich bin und bleibe hier stark investiert!

Disclaimer: Habe Apollo, Ares auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.

13 Kommentare:

  1. Hallo Michael, hast du eine Erklärung, warum der Kurs von Blue Owl Capital so unter die Räder gekommen ist, wenn sie doch laut Co-CEO so eine "starke fundamentale Performance" aufweisen? In den letzten 3 Monaten hat OWL einen Kursrückgang um 25 Prozent durchgemacht, Apollo Global dagegen nur -4,7 Prozent (beide in Euro). Das ist ja schon ein ziemlicher Unterschied!
    Beste Grüße, Tom

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    1. Moin Tom,
      zu Blue Owl kann ich nicht viel sagen, weder zum operativen Geschäft noch zum Kursverlauf; ich covere das Unternehmen nicht, da ich mich auf die Big Player unter den Alternativen Asset Managern fokussiere. Ich bin nämlich davon überzeugt, dass (in dieser Branche) Größe ein entscheidender Vorteil ist.

      Blue Owl scheint bezogen auf die Kennzahlen ähnlich gut abgeliefert zu haben die letzten Jahre, aber der Kurs hinkt schon länger hinterher. Woran das liegt, weiß ich nicht. Möglicherweise war die Aktie früher absurd hoch bepreist und der Markt hat das "normalisiert". Oder die Erwartungen waren stets größer als die Leistung. Keine Ahnung.

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    2. dafür gibt es verschiedene Gründe, OBDC schafft es aktuell nicht den NAV per Share zu steigern, und OBDC wird hostorisch immer mit einem kleinen Abschlag zum NAV gehandelt. NAV leicht rückläufig. NII rückläufg, Non-Accruals von Q2 auf Q3 verdoppelt

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    3. Blue OWL ist extrem stark in die KI Infrastruktur involviert, und da kommen im mehr Bedenken auf.

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  2. Danke Michael für deien Beitrag, ich selber bin investiert in Blackstone und Blue owl Capital, hier aber der Manager und nicht die BDC. Die BDCs bzw der Private Debt bereich werden von mir genaustens verfolgt. Die Aussage von Marc Lipschultz wundert mich ein klein wenig, OBDC hatt erst seine Q3 Zhalen veröffentlicht, und dabei habe ich festellen müssen, die Non-Accruals sind von 0,7% auf 1,3% gestiegen, was immer noch wneiger ist als die NPL bei Grossbanken, aber inssgesamt eine verdoppelung der Ausfallraten, ebenfalls ist der NAV per Share sowie das NII gesunken. Auch wenn noch keien Alarmsirenen schrillen, sollte das beobachtet werden. Hingegen ist bei BXSL der NAV gleich bleibend und die Non-Accruals liegen bei weit unter 1%, was wohl an dem qualitativ hochwertigen Kreditportfolio mit 97.5% in First Lien Senior geschuldet ist. Ich würde sagen es gibt keine allgemeine Krise, aber auf die Qualität des Kreditportfolios kommt es an, und die Non-Accruals sollten von den Anlegern beobachtet werden.

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    1. Es ist wirklich etwas unglücklich, dass bei Blue Owl Capital der Asset Manager und die Business Development Company denselben Namen haben und nur am Kürzel zu unterscheiden sind! Meine Frage an Michael bezog sich jedenfalls NICHT auf die BDC (Kürzel: OBDC), sondern auf den Asset Manager (Kürzel: OWL).

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    2. Ja , wie bereits erwähnt, OWL ist ein grosser Investore im Bereich KI Infrastruktur, ist ein grosser Kapitalgeber für das Stargarte Project, hat sich nun an ein Datatcenter von Meta beteiligt, und das sieht der Markt mit grosser Skepsis, Blue Owl ist in erster Linie ein Kredit Investor, stellt Gelder für andere Asset Manager bereit, verwaltet viele Kredit Funds und in der Öffentlichkeit wird immer mehr über das Private Debt Risiko diskutiert. Einige gehen davon aus das die nächste Finanzkrise vom Priavte Debt Bereich ausgelösst werden könnte. Da sind die Anleger etwas vorsichtiger, ich bleibe in OWL investiert, aktuell gibt es 6% Dividendenrendite, da haben wir ja fast BDC Verhältnisse beim Manager. Kleiner Fun Fact am Rande, was man nicht ausser acht lassen sollte, die OWL Manaager sidn ehemalige Lehman Brother Manager

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    3. Naja, heute wird "Lehman Brothers" als Stigma angesehen, aber es war über Jahrzehnte eine der renommiertesten Investmentbanken der Wall Street. Auch Stephen A. Schwarzman arbeitete dort, bevor er Blackstone gründete. ;-)

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    4. Blue Owl-Aktien fallen auf ihren Tiefststand von 2023, nachdem Rücknahmen aus privaten Kreditfonds blockiert wurden

      Laut einem Bericht von Bloomberg sind die Aktien von Blue Owl Capital auf den niedrigsten Stand seit Dezember 2023 gefallen, nachdem das Unternehmen beschlossen hatte, Rücknahmen aus einem seiner ältesten privaten Kreditfonds zu beschränken.

      Der alternative Vermögensverwalter hat kürzlich Pläne bekannt gegeben, seine nicht börsennotierte BDC Blue Owl Capital Corporation II mit einem Volumen von 1,8 Mrd. Dollar mit seiner börsennotierten BDC Blue Owl Capital Corp (OBDC) mit einem Volumen von 17,6 Mrd. Dollar zu fusionieren. Anleger des nicht börsennotierten Fonds müssen bis zum Abschluss der Fusion – voraussichtlich Anfang nächsten Jahres – warten, um ihre Anteile zurückzugeben, die nun in OBDC-Aktien umgewandelt werden. Bei den aktuellen Marktpreisen könnte dies für diese Anleger Buchverluste von bis zu 20 % bedeuten.

      Blue Owl Capital bezeichnete die Fusion als „das beste langfristige Ergebnis für die Aktionäre” und verwies dabei auf die Vorteile einer größeren Größe, einer effizienteren Finanzierung und höherer Renditen. Das Unternehmen wies außerdem darauf hin, dass Anleger des nicht börsengehandelten Fonds Zugang zu der höheren Dividendenrendite von OBDC erhalten würden, die zuletzt 37 Cent jeAktie und Quartal ausgeschüttet hat, gegenüber 6 Cent pro Monat beim nicht börsengehandelten Fonds.

      Dieser Schritt erfolgt vor dem Hintergrund steigender Rücknahmeanträge, die im letzten Monat die von Blue Owl festgelegten Höchstgrenzen überschritten haben. Das Unternehmen kam Rücknahmeanträgen in Höhe von rund 60 Millionen Dollar nach, was 6 % des nicht börsengehandelten Fonds entspricht.

      Trotz des Kursrückgangs erklärte Blue Owl, dass die Fundamentaldaten des Fondsportfolios weiterhin stark seien, und führte die Marktvolatilität eher auf technische Belastungen im BDC-Sektor als auf die Kreditqualität zurück. Die Fusion soll Anlegern in nicht börsengehandelte Fonds vollständige Liquidität bieten und die Abläufe auf den privaten Kreditplattformen von Blue Owl optimieren.

      https://www.privateequitywire.co.uk/blue-owl-shares-slide-to-2023-low-after-blocking-private-credit-fund-redemptions/

      Meine Einschätzung: Vertrauen ist die stärkste Währung im Finanzsektor und Kunden/Investoren zu einer Zwangsfusion mit erwartbaren Verlusten von 20 % zu zwingen, beschädigt das Vertrauen massiv. Nicht nur der betroffenen Kunden, sondern auch von allen anderen, weil die dem Management nicht mehr trauen, dass es die Interessen der Kunden/Investoren über die eigenen stellt...

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    5. Und nun die Rolle rückwärts...
      https://www.privateequitywire.co.uk/blue-owl-cancels-private-credit-fund-merger-amid-investor-pushback/

      Blue Owl bricht Fusion privater Kreditfonds aufgrund von Widerstand der Anleger ab
      Laut einem Bericht von Reuters hat Blue Owl die geplante Fusion zweier privater Kreditfonds aufgrund von Bedenken der Anleger hinsichtlich der vorgeschlagenen Auszahlungsbeschränkungen abgebrochen. Diese Kehrtwende erfolgt zu einem Zeitpunkt, an dem der alternative Vermögensverwalter in einem volatilen Kreditmarkt einer verstärkten Kontrolle ausgesetzt ist.

      Die Fusion, durch die das börsennotierte Unternehmen Blue Owl Capital Corp (OBDC) mit seinem nicht börsennotierten Pendant Blue Owl Capital Corp II fusioniert worden wäre, sah ursprünglich vor, Rücknahmen einzufrieren, wobei die Anleger des privaten Fonds bis zum Abschluss der Fusion einen Abschlag von rund 20 % gegenüber dem zugrunde liegenden Nettoinventarwert hinnehmen mussten. Diese Maßnahme löste einen Ausverkauf der Blue Owl-Aktien aus, die seit Jahresbeginn um 40 % gefallen sind.

      Die Führungskräfte betonten, dass die Entscheidung, die Fusion zu stoppen, nicht durch Liquiditätsbedenken motiviert war. „Es gibt hier keinen Notfall, der Fonds entwickelt sich weiterhin gut”, sagte Co-Präsident Craig Parker und merkte an, dass das Unternehmen beabsichtigt, alternative Strategien für die Fonds zu prüfen.

      Die Episode verdeutlicht die Liquiditätsprobleme, die mit privaten Krediten und anderen Investitionen auf dem privaten Markt verbunden sind, insbesondere bei der Fusion von öffentlichen und nicht-öffentlichen Vehikeln. Analysten vermuten, dass der Zeitpunkt der Ankündigung der Fusion inmitten eines erheblichen Abschlags beim öffentlichen Fonds die Bedenken der Anleger eher verschärft hat als die zugrunde liegende Kreditperformance.

      Der Schritt von Blue Owl unterstreicht das wachsende Interesse der Anleger an privaten Kreditprodukten und signalisiert gleichzeitig die Notwendigkeit eines sorgfältigen Liquiditätsmanagements in diesem Sektor, insbesondere angesichts der zunehmenden Beteiligung von Privatanlegern an privaten Vermögenswerten.

      Das Unternehmen plant, die Struktur seiner privaten Kreditfonds neu zu bewerten und eine künftige Konsolidierung oder strategische Alternativen zu prüfen, sobald sich die Marktbedingungen und die Preisgestaltung öffentlicher Fonds stärker an den Nettoinventarwerten ausrichten.

      Meine Einschätzung: Die Aktion war kein Ruhmesblatt. Negativ betroffen wären ja vor allem die Investoren der nicht-börsennotierten BDC gewesen und die müssten Blue Owl ja wohl namentlich bekannt sein. Man hätte die also im Vorfeld informieren und fragen können - und ggf. ausstiegswilligen Investoren eine Alternative zur abschlagsbringenden Fusion anbieten können. Aber wer seine Investoren/Anleger schlecht behandelt, den behandeln die Anleger eben auch nicht gut . Und das völlig zurecht!

      Ich bin nicht bei Blue Owl investiert und werde es wohl auch nie sein. Ich habe meine Wahl schon vor langer Zeit getroffen und bevorzuge KKR, Apollo, Blackstone , Ares, Brookfield. Und BlackRock, die ja mehr und mehr zum Finanzinvestor werden...

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  3. Tendenziell würde ich annehmen, das Kredite aus dem Bankenwesen sogar riskanter sind als Kredite von den Alternativen Assetmanagern.

    Letztere verleihen nach meinem Verständnis schlicht die Einlagen ihrer Anleger an die Kreditnehmer.

    Banken hingegen schaffen das Geld, das sie an ihre Kreditnehmer ausgeben überwiegend aus dem Nichts. Hier greift das Geldschöpfungsprivileg der Banken, das die Bundesbank hier umfassend beschreibt: https://www.bundesbank.de/dynamic/action/de/service/schule-und-bildung/unterrichtsmaterialien/faq-zum-thema-geldschoepfung/614428/haeufig-gestellte-fragen-zum-thema-geldschoepfung

    Dr. Daniel Stelter befasst sich in Folge 327 seines Podcasts "Beyond the obvious" auch sehr ausführlich mit dieser Thematik: https://sphinx.acast.com/p/open/s/649948e4db3d690011987638/e/68dcb9876d92c33f9c9a9358/media.mp3

    Dieses Konstrukt scheint mir in Bezug auf systemische Risiken deutlich wackeliger als das der Assetmanager - insofern sind letztere in Vergleich zu klassischen Banken sogar Stabilisatoren im Kreditwesen 😉

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  4. watchingtheflood14.11.25, 13:21

    Moin Michael,
    hier ein Auszug eines heutigen WELT-Artikels, ist zumindest ein Warnsignal für Paypal etc., das betrifft ja nicht nur die deutschen Verbraucher:

    "Und das später zahlen bei BNPL gelingt auch immer weniger Verbrauchern. Laut einer Verbraucherumfrage der Schufa aus dem Frühjahr haben schon 36 Prozent der BNPL-Nutzer in Deutschland in den vergangenen Monaten eine Bezahlfrist verpasst und musste eine Mahngebühr bezahlen. Im Herbst 2024 lag dieser Anteil bei nur 22 Prozent."

    So ein bisschen habe ich schon Zweifel, dass auch der fortschrittlichste Bonitätsprüfungsalgorithmus das zugrunde liegende Problem nicht lösen kann, das darin besteht, dass die Leute sich zunehmend einfach übernehmen.
    Auch das beste Fintech-Unternehmen kann da die Risiken bestenfalls versuchen zu minimieren. Aber Wachstum sollte unter diesen Umständen eher schwierig sein.
    In diesem Zusammenhang sind dann Lending-Club und Sofi indirekt Profiteure, indem sie die noch verbliebenen guten Risiken zu sich ziehen können, solange sie z.B. günstigere Konditionen bieten als die Kreditkarten-Anbieter, bzw. die dahinter stehenden Banken.
    --> Dazu aber verstehe ich nicht, weshalb es den Banken nicht möglich sein sollte, ihre eigenen Konditionen von >20% auf 15% zu senken. Auch dann könnte LC vielleicht noch zu 12% anbieten, aber als Bank würde ich doch eher versuchen, die guten Krediten zu behalten und denen dafür günstigere Konditionen anzubieten. Was habe ich denn davon, wenn sich zu auf dem Papier hohen Zinsen gleichzeitig die Risiken auftürmen, weil nur die bonitätsschwächeren Kunden zwangsweise bleiben? Ab einem gewissen Punkte rechnet sich das für die Banken nicht mehr, und dann gibt es echten Ärger mit dem Kapitalmarkt, wenn ich Wertberichtungen zu melden und zu bilanzieren habe.

    Viele Grüße
    Christian

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