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Mittwoch, 12. August 2015

Warum Max Otte lieber nicht über Blackstone und KKR lästern sollte

Max Otte geriert sich  als Value Investor, er schreibt Bücher, hält Vorträge, fehlt in fast keiner Talkshow, ziert beinahe jede Woche das Cover irgend eines Börsenblättchens und managt mehr schlecht als recht zwei Investment-Fonds: seit 2008 den PI Global Value Fund P und seit 2013 den Max Otte Vermögensbildungsfonds AMI P. Er wird ziemlich gehypt, seit er angeblich den Börsencrash 2008 vorausgesagt hat - allerdings haben in den Jahren zuvor ziemlich viele Leute vor einer Blase am amerikanischen Immobilienmarkt und den drohenden Risiken gewarnt, das sollte man im Rückblick also nicht unbedingt verklären und diesen Leuten deshalb wahrsagerische Fähigkeiten zubilligen.

Was man lobenswert erwähnen muss, ist sein Mantra, dass man langfristig investieren, dass man sich nicht auf den schnellen Dollar versteifen, sondern dass man nach unterbewerteten Qualitätstiteln oder antizyklisch nach handfesten Turnaround-Storys suchen sollte.

Nun hat Max Otte in seiner Kolumne der Wirtschaftswoche "Ottes Orderbuch" den Artikel "Private Equity - Höhere Renditen Fehlanzeige" verfasst und sich damit weit aus dem Fenster gelehnt - viel zu weit, wie eine genauere Betrachtung zeigt...

In seinem Artikel bezieht er sich auf eine Studie von Roman Kräusel, Professor an der Luxembourg School of Finance, nach der Investments in Private Equity Fonds nicht besser abschneiden würden, als z.B. der S&P 500 Index. Das mag so sein, da müsste man sich die Studie und die ihr zugrunde liegenden Annahmen schon genau anschauen, um zu überprüfen, ob dieses Fazit wirklich einer näheren Betrachtung Stand hält. Insbesondere, weil wir ja eine siebenjährige Hausse hinter uns haben, so dass der Vergleichswert S&P 500 natürlich einen Aktienboom ohne Einbrüche abbildet, während PE-Firmen nicht nur in Aktien investieren, sondern auch in Anleihen, Immobilien und alternative Assets. Der Vergleich mit einem Aktienindex mag also hinken, zumal man ja nur rückwirkend beurteilen kann, welche Anlage sich in den letzten 5 Jahren besonders gut entwickelt hätte.

Aber drauf möchte ich gar nicht hinaus, sondern auf eine Aussage Ottes in seiner Kolumne, die nachweislich falsch ist. Er behauptet nämlich:
"Die Aktien börsennotierter Private-Equity-Gesellschaften wie KKR, Carlyle oder Blackstone haben sich bislang nicht als rentabel für Anleger erwiesen. Sie blieben allesamt haushoch hinter der Entwicklung des S&P 500 zurück."
(Max Otte)
 
Merkwürdig, denn wenn man sich die 5-Jahres-Charts des S&P 500 und von KKR & Co. sowie Blackstone Group ansieht (und zwar die in US-Dollar, um nicht durch die weitaus bessere Performance der beiden in Euro den Vergleich zu verzerren) dann kommt man zu einem völlig anderen Ergebnis.

 Blackstone und KKR in $, PI Global Value in € (Quelle: comdirect.de)












Die Gemeinsamkeit vorweg: alle weisen einen erheblichen Wertzuwachs in den letzten 5 Jahre auf, mit allen 4 Investments wären Anleger sehr gut gefahren. Doch man erkennt schnell, dass Ottes Behauptung, die Aktienkurse der PE-Investoren seien "haushoch hinter dem S&P 500" zurückgeblieben, schlicht falsch sind! KKR hat eine um 40 % bessere Performance, Blackstone sogar zweieinhalb mal so gut abgeschnitten - nur Max Ottes eigener Fonds, der hat nur etwas mehr als die Hälfte des S&P 500 Index als Rendite erwirtschaftet. Max Ottes Global Value Fonds ist also der einzige Wert, der "haushoch zurückgeblieben" ist. Nun sind 56,54 % Wertzuwachs in 5 Jahren kein schlechtes Ergebnis und es liegt mit 11,31 % p.a. sogar über dem langjährigen Durchschnitt von 7 bis 9 %, den man mit Aktien langfristig einfahren kann. Also, Hut ab, Max Otte, great Job! Aber...

Blackstone und KKR liegen bei der Rendite weit vorn
Die PE-Firmen haben ihren Aktionären eben viel bessere Renditen eingebracht! Und nicht nur das: wie auch beim S&P 500 sind aus ihren Aktienkursen die Dividendenzahlungen herausgerechnet, also bei Zahlung abgezogen worden. Dabei schütten KKR und Blackstone Dividendenrenditen zwischen 6 und 9 % pro Jahr aus, während der S&P 500 aktuell weniger als 2 % Rendite bringt. Langfristig liegt die Dividendenrendite des S&P 500 allerdings bei etwa 4 %. Jedenfalls ist der Performance-Vorsprung der beiden PE-Aktien unter Berücksichtigung der geleisteten Dividendenzahlungen noch größer!

Im Vergleich mit dem Kurszuwachs bei Ottes Fonds ist auch noch zu berücksichtigen, dass dieser "thesaurierend" ist, also seine Ausschüttung sofort wieder in Fondsanteile reinvestiert. Eigentlich müsste man seine 5-Jahresperformance also noch um diese Ausschüttungen bereinigen, um die Kursveränderungen mit den drei anderen Werten objektiv vergleichbar zu machen. Aber Ottes Fonds liegt eh schon abgeschlagen auf dem vierten Platz, da habe ich mir dieses zusätzliche Berechnen einfach mal gespart - meine grundsätzliche Botschaft dürfte ja auch so angekommen sein...

Und aus Sicht eines deutschen Anlegers würde uns natürlich noch zusätzlich die Dollar-Aufwertung in die Karten spielen, denn der Euro ist in den letzten 5 Jahren von fast 1,30 auf aktuell 1,10 gesunken, was sich in zusätzlichen Kursgewinnen amerikanischer Aktien auswirkt, die in Deutschland notieren.

Fazit

Es bleibt also festzustellen, dass Blackstone und KKR ihren Aktionären weitaus höhere Renditen gebracht haben in den letzten 5 Jahren, als ein passives Investment in einen S&P 500-ETF. Wir haben jedoch auch gesehen, dass der von Max Otte betreute Fonds zwar eine vergleichsweise gute Performance erzielte, mit Abstand aber schlechter performte als der S&P 500 und gegenüber den Aktien der beiden PE-Firmen geradezu "abstank". Was mich zu meinem Fazit bringt: Vielleicht sollte Max Otte sich lieber um seine eigenen Investments und seine Investoren kümmern und nicht so vollmundig falsche Behauptungen über die "Konkurrenz" in die Welt setzen. Das macht weder sympathisch noch erfolgreich(er).

Ich würde mich jedenfalls freuen, wenn ich künftig von Max Otte wieder mehr Positives lesen könnte. Über Value Investing, Substanz-Spekulationen, attraktive Investmentmöglichkeiten.

Disclaimer: Blackstone, KKR & Co. befinden sich auf meiner Beobachtungsliste und/oder in meinem Depot.

2 Kommentare:

  1. Wer sagt denn, dass Otte einen Vergleichszeitraum von 5 Jahren meint? In der Einleitung schreibt Otte folgendes:

    "Vor ziemlich genau acht Jahren, am 29.06.2007 berichtete ich vom Börsengang der Private Equity Gesellschaft Blackstone von Carl Schwarzmann. Ich vermutete, dass es wohl der Anfang vom Ende sein müsste, wenn eine eigentlich "private" Gesellschaft an die Börse ginge"

    Wenn du nun diesen Zeitraum annimmst liegt Otte vollkommen richtig. Laut Chartvergleich liegt KKR ca. 40% zurück. Blackstone in etwa gleich auf. Manmüsste sich die Studie also doch mal ansehen um genau zu wissen was gemeint ist und verglichen wird. Ist mir aber ehrlich gesagt zu unwichtig. Der Makel an der Kolumne, dass der Zeitraum nicht klarer angegeben ist auf den er sich bezieht bzw. in der Witschaftswoche zu suchen, da die Einleitung überhaupt nicht abgedruckt wurde.

    Nachweislich also keinesfall falsch, sondern eher ein Makel an der Wirtschaftswoche.

    lieben Gruß
    Valueer

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    1. Ah, Du meinst also, Otte setzt als Startzeitpunkt für seinen Vergleich den Blackstone-Börsengang, der unmittelbar vor dem Crash wegen der Immobilien- und Finanzkrise erfolgt war? Und wo der Kurs natürlich total abgestürzt ist? Clever von ihm... Das ändert nichts daran, dass Otte und sein Fonds meilenweit in der 5-Jahres-Performance hinterherhinken und seine Behauptung "die Aktien börsennotierter Private-Equity-Gesellschaften wie KKR, Carlyle oder Blackstone haben sich bislang nicht als rentabel für Anleger erwiesen". Nicht rentabel? Selbst auf Sicht von 2008 bis heute sind sie es. Sehr sogar.

      Und noch eine Frage: wer ist "Carl" Schwarzman, von dem Otte spricht? Gründer und CEO ist Stephen A. Schwarzman, einen "Carl" sucht man in den Blacstone-Annalen vergebens.

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