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Montag, 13. März 2017

CoBa, Deutsche Bank: Steigende Zinsen sorgen bei Banken für Gewinne. Und Verluste…

Eines hat Donald Trump schon bewirkt, bevor er überhaupt sein Amt als neuer US-Präsident angetreten hat: die Inflation zieht an und mit ihr die Zinsen. Denn seine angekündigten großen Staatsinvestitionen werden viel Geld kosten, geborgtes Geld, denn die USA sind Defizit-Weltmeister. Unter Obama gab es den Rekord von einer Billion Defizit Haushaltsdefizit - in einem Jahr wohlgemerkt. Davon sind die USA inzwischen wieder weit entfernt, doch dank Trump wird wieder gepumpt.

Hinzu gesellt sich noch der Effekt einer sich erholenden Wirtschaft und insbesondere die darbende US-Öl- und Gasindustrie steht vor einer Renaissance. Hier waren aufgrund des Ölpreisverfalls hunderttausende von Jobs verloren gegangen und Milliarden an Investitionen gestoppt worden. Dieser Trend dürfte sich schnell umkehren und gepaart mit einem wiedererstarkten Ölpreis zieht somit die Inflation an bei sich ebenfalls bessernden Wirtschafts- und Arbeitsmarktdaten. Zeit für die US-Notenbank, die Zinswende einzuleiten und wir können davon ausgehen, dass weitere Zinsanhebungen folgen werden.

Fallende Zinsen waren für die Staatshaushalte ein Segen, denn sie konnten sich immer mehr Geld zu immer niedrigeren Zinskosten leihen. Vor allem deshalb kann Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble erstmals seit mehr als 60 Jahren Haushalte vorlegen, die Überschüsse erzielen und auch die deutschen Staatsschulden senken. Doch andere leiden stark unter den niedrigen Zinsen und ich meine nicht nur die Sparer, die sich mit Nullzinsen herumplagen müssen, sondern Versicherungen, Bausparkassen und Banken. Diese haben in der Vergangenheit viele Kundengelder eingesammelt und das zu vergleichsweise hohen Zinsversprechen, die sie nun nicht mehr erwirtschaften können, weil das Geld für sie selbst kaum mehr Erträge abwirft. Einige Anbieter sind bereits in Existenznot geraten und versuchen sich mit rüden Methoden, der unrentierlichen Altverträge und Kunden zu entledigen.


Für die Banken sollten niedrige Zinsen kein Problem darstellen, denn sie leben in ihrem klassischen Kerngeschäft von der Zinsmarge, also der Differenz zwischen den Zinsen, die sie Sparern für ihre Bankeinlagen zahlen und den Zinsen, die sie Kreditnehmern selbst wieder abnehmen. Ob das Verhältnis 10 zu 12 Prozent oder 2 zu 4 Prozent ist, spielt keine Rolle, die Differenz ist das Entscheidende. Darüber hinaus haben die Banken die fallenden Zinsen auch genutzt, um langfristige Kredite ausgeben an ihre Kunden und diese selbst nur kurzfristig zu refinanzieren, weil sie an weiter sinkenden Zinsen glaubten. Diese Rechnung ist aufgegangen, bis jetzt. Denn nun ziehen die Zinsen an und die Banken müssen sich eindecken, um nicht am Ende draufzahlen zu müssen.

Regulierung stranguliert
Und dann war da noch… die Bankenkrise. Obwohl sie schon lange hinter uns liegt, sind ihre Auswirkungen noch heute zu spüren. Neben den niedrigen Zinsen aufgrund des billigen Notenbankgeldes gab es vor allem immer strengere Vorschriften bei der Eigenkapitalausstattung. Die Banken müssen aufgrund der Baseler Regeln immer mehr Eigenkapital vorhalten, um im Krisenfall ohne staatliche Unterstützung bestehen zu können. Was in der Praxis dazu führt, dass die Banken immer weniger Geld verdienen, weil immer mehr ihres Geldes unverzinst bei der EZB als Sicherheit herumliegt. Wenn nun die Zinsen anfangen sich zu drehen und einen Trend nach oben einschlagen, können die Banken die niedrigen Zinssätze nutzen, um sich langfristig Gelder zu sichern und ihren Kunden dann zu gestiegenen Konditionen diese Gelder ausleihen. Somit können sie ihre Margen ausweiten und mehr verdienen. Das gilt in Europa wie auch in den USA und daher haben die Aktien von Banken sich in den letzten Wochen auch prächtig entwickelt. Jedenfalls die der US-Banken. In Europa herrscht noch Tristesse vor und das hat handfeste Gründe. Denn die Lage könnte unterschiedlicher nicht sein.

In den USA hat man die Bankenkrise genutzt und die Banken auf neue solide Fundamente gestellt, sie weisen relativ hohe Eigenkapitalanteile aus. Sie verdienen allesamt wieder gutes Geld und können auch die sich verschärfenden Eigenkapitalvorschriften wegstecken. Ihre Bilanzen sind aufgeräumt und sie haben die meisten Verfahren aus der Finanzkrise mit dem US-Justizministerium hinter sich inkl. hoher Milliardenstrafen.

In Europa sieht es anders aus. Die Banken sind schwach kapitalisiert und nicht wenige Institute kämpfen um die nackte Existenz. Insbesondere in Italien müssen Großbanken dringend frische Gelder auftreiben, von der Unicredit über die Banca Monte dei Paschi bis hin zu großen Volksbanken. Denn in ihren Bilanzen liegen Unmengen von faulen Krediten, die noch nicht ausreichend wertberichtigt worden sind. Milliarden von Euros drohen hier das Eigenkapital aufzuzehren und dank der neuen Bankenvorschriften der EU wird es künftig auch den Sparern und Aktionären an die Tasche gehen, wenn die Banken sich nicht aus der Notlage befreien können. Was es nicht einfacher macht, frisches Eigenkapital einzuwerben. Die hiesigen Banken setzen nach wie vor auf zu viele Filialen und weisen überbordende Personalkosten auf. Dabei digitalisiert sich fast keine Branche so schnell wie die Finanzbranche. Die alten Geschäftsmodelle tragen nicht mehr und die Banken erwirtschaften kaum Gewinne aus dem operativen Geschäft. Dem stehen weitere hohe Strafen für Rechtsstreitigkeiten in den USA entgegen, wie bei der Deutschen Bank, oder Milliardenabschreibungen auf notleidende Kredite, wie bei der Commerzbank mit ihren Schiffsfinanzierungen.

Sinkende Anleihekurse werden Bankenkrise in Europa verschärfen
Nun könnte man sagen, dass man einfach antizyklisch investieren sollte. Die amerikanischen Banken haben ihre Hausaufgaben gemacht und entsprechend sind ihre Aktienkurse in die Höhe geschossen. Also wenden wir uns den europäischen Banken zu, denn hier besteht ja ohne Frage erhebliches Verbesserungspotenzial und die rekordverdächtig niedrigen Aktienkurse können ja kaum noch weiter fallen. Oder doch?

Ich fürchte, es droht weiteres Ungemach. Und da sind wir wieder bei den steigenden Zinsen. Denn sie haben einen unschönen Nebeneffekt, der sich auf die Anleihekurse auswirkt. Wenn nämlich die Zinsen ansteigen, sinken die Kurse der Anleihen. Denn die bereits emittierten Anleihen haben ja einen festen Zinscoupon bis zum Ende ihrer Laufzeit. Steigen nun die Zinsen an, sind die Anleihen mit den vergleichsweise niedrigeren Zinssätzen unattraktiver, weil man bei neuen Anleihen höhere Renditen erzielt. In der Folge sinken die Kurse der Altanleihen und so gleicht sich aus der Kombination von Zinssatz und Anleihekurs das Renditeniveau an.

Anleihen sind die neue Achillesferse der Banken
Wenn ein Privatanleger Anleihen in seinem Depot hat und er diese bis zur Fälligkeit hält, muss ihn der zwischenzeitliche Kursrückgang nicht kümmern. Am Ende der Laufzeit bekommt er 100 Prozent seines eingesetzten Kapitals zurück.

Bei Unternehmen, also auch Versicherungen und Banken hingegen, liegt sie Sache anders. Sie bilanzieren nach internationalen Bilanzrichtlinien, den IFRS. Und Banken und Versicherungen sind die größten Bestandshalter von Staats- und Unternehmensanleihen. Fallen also die Kurse dieser Anleihen, müssen die Banken dies ausweisen und hierauf Wertberichtigungen vornehmen. Selbst dann, wenn sie am Ende bei Rückzahlung der Anleihen die volle Summe zurückerhalten. Aber in der Zwischenzeit fallen Buchverluste an mit entsprechend negativen bilanziellen Auswirkungen. Denn sie werden gegen die erzielten Gewinne der Bank gegengerechnet und wenn am Ende ein Minus verbleibt, mindert dieser Verlust dann das Eigenkapital. Und wir haben ja gelernt, dass Eigenkapital für Banken nicht nur kostbar, sondern auch sehr teuer ist. Sinkt das Eigenkapital, muss neues beschafft werden.

Steigende Zinsen und mit ihnen einhergehende fallende Anleihekurse werden also das Eigenkapital der Banken reduzieren. Genau jenes Eigenkapital, das Banken in Europa seit Jahren so händeringend einzusammeln versuchen. Und das zu niedrigsten Aktienkursen. Denn es macht schon einen Unterschied, ob eine Bank neue Aktien mit einem rechnerischen Wert von einem Euro für 30 Euro ausgeben kann oder für 30 Cents.

Nicht, dass wir uns falsch verstehen, dieses Problem ist kein Europäisches. Auch die US-Banken werden unter fallenden Anleihekursen zu leiden haben, allerdings haben sie inzwischen wieder solide Bilanzen und sie werden diese Einschläge wegstecken können. Denn sie verdienen wieder Geld im Kerngeschäft und auch im Investmentbanking. Man kann sich also durchaus eine JP Morgan Chase oder eine Goldman Sachs oder eine Bank of America ins Depot legen. Sie sind solide und werden mittel- und langfristig von steigenden Zinsen und der sich erholenden US-Konjunktur profitieren. Die Skandalnudel Wells Fargo sollte man lieber vorerst weiter meiden.

Eine Deutsche Bank, eine Commerzbank, eine Unicredit hingegen werden auf längere Zeit mit sich selbst zu kämpfen haben. Und es ist nicht ausgemacht, dass sie alle dies überstehen werden. Ob es wieder zu Staatsrettungen kommen wird, oder ob die Banken sich in Fusionen flüchten, bleibt abzuwarten. Durchaus auch denkbar, dass große amerikanische oder chinesische Institute in Europa auf Einkaufstour gehen, um global Marktanteile zu gewinnen. Doch auch dann werden die europäischen Banken die Verlierer sein, da sie aus einer Position der Schwäche heraus übernommen würden und es zu erheblichen Einschnitten kommen dürfte. Die Banken würden gnadenlos auf Rendite getrimmt und daher ist anzunehmen, dass sie selbst und auch die Politik in Europa sich mit allen Mitteln gegen derartige Übernahmen stemmen werden. Ein enormer Geld- und Energieaufwand, der dann auch nicht für die Gesundung im Kerngeschäft zur Verfügung steht.

Wer auf Bankenwerte setzen will, sollte es lieber prozyklisch tun und in Amerikas Banken investieren. Die Europäer werden ihr Bankenproblem nicht lösen, nicht in den nächsten Jahren. Sie haben keinen Plan, sie haben kein Konzept, sie haben keine Vision. Sie folgen dem Prinzip des Durchwurschtelns. Und das war noch nie ein Erfolgsrezept.

9 Kommentare:

  1. Herr Kissing, eigentlich lese ich Ihren Blog gerne, aber bei diesem Thema, das ich beruflich gut kenne, sträuben sich die Haare. Ich beginne zu zweifeln wie das wohl bei anderen Themen ist, die ich nicht kenne und die bei Ihnen auf den ersten Blick plausibel klingen. Nur kurz:
    - 10 zu 12 und 2 zu 4 funktioniert nicht, da Sie 17%-Margen nicht auf 50% ohne weiteres erhöhen können (enthalten im Brutto-Zins sind übrigens neben Margen nicht nur Refi- sondern auch Risiko-Kosten).
    - Banken leben auch von Fristentransformationen, d.h. lang gegen kurz. Bei einer flachen Zinsstrukturkurve geht das nicht gut. Die Margen geraten unter Druck.
    - Regulierung ist nicht nur wg. der EK-Anforderungen strangulierend (das ist natürlich auch richtig!), sondern auch wg. der erhöhten Umstellungskosten bei Prozessen und IT. Diese müssen erwirtschaftet werden (aber: s.o.).
    - Die amerikanischen Banken haben nicht "ihre Hausaufgaben gemacht" sondern ihrem Steuerzahler die Kosten der Bilanzreinigung aufgedrückt, siehe u.a.
    http://bruegel.org/2017/02/resolving-europes-npl-burden-challenges-and-benefits/
    "In the U.S., Government Sponsored Entities (GSEs), and not the banks, account for the majority of mortgages in their balance Sheets"
    - Die Digitalisierung kostet auch zunächst erst einmal, bevor die laufende Kostenbasis sinken kann. Auch das muss aus den (nicht vorhandenen Gewinnen) bezahlt werden.
    ...
    Ihre Schlussfolgerung, dass die Bankenbranche aktuell nicht gut als Investitionsvehikel taugt, teile ich allerdings.

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    1. Ich bin ein bisschen ratlos, wie Sie das, was Sie mir an Aussagen unterstellen, aus meinem Text ableiten können. Ich tätige meine Aussagen in einem Zusammenhang, wenn Sie einzelne Aussagen aus diesem herauslösen und dann anders interpretieren, sehe ich das ehrlich gesagt nicht als meinen Fehler an. Vielleicht schreibe ich aber auch so unverständlich...

      Ich habe NICHT behauptet, die Banken könnten ihre Margen von 17% auf 50% ausweiten. Ist ja Blödsinn. Ich schrieb, es komme nicht auf die absoluten Zinssätze an, sondern die Banken lebten von der Marge! Die genannten Zinssätze sind nur irgendwelche, die Differenz zwischen ihnen beträgt jeweils 2%. DARAUF kommt/kam es mir an, wie dem Kontext auch zu entnehmen ist.

      Ich habe NICHT behauptet, nur bzgl. des Eigenkapitals gäbe es eine (zu) starke Regulierung, sonder ich schrieb "vor allem bei der Eigenkapitalausstattung".

      Bzgl. der US-Banken schrieb ich: "In den USA hat man die Bankenkrise genutzt und die Banken auf neue solide Fundamente gestellt, sie weisen relativ hohe Eigenkapitalanteile aus. Sie verdienen allesamt wieder gutes Geld und können auch die sich verschärfenden Eigenkapitalvorschriften wegstecken. Ihre Bilanzen sind aufgeräumt und sie haben die meisten Verfahren aus der Finanzkrise mit dem US-Justizministerium hinter sich inkl. hoher Milliardenstrafen". Das habe ich dann andernorts als "haben ihre Hausaufgaben gemacht" nochmals kurz zusammengefasst, insbesondere im Vergleich zu den darbenden europäischen Banken. Dass auch die US-Steuerzahler daran ihren Anteil haben, wie auch die Europäischen, habe ich nirgendwo bestritten.

      Dass die europäischen Banken insbesondere wegen der hohen Filialdichte ein Kostenproblem haben, dürfte einleuchten. In Deutschland auch aufgrund des Drei-Säulenmodells aus Sparkassen, Volksbanken und Geschäftsbanken, aber insbesondere in Italien ist die Dichte sogar noch höher, vor allem wegen des Volksbanksektors. Die Digitalisierung ist einerseits Heilsbringer, andererseits auch Fluch. Weil man von der Kostenbasis nicht so schnell wegkommt und andere heute schon schlanker sind und voll auf Digitalisierung setzen. Zum Thema Digitalisierung und Herausforderung für die Banken habe ich übrigens sehr ausführlich etwas geschrieben, als ich Hypoport näher beleuchtet habe (▸ "Hypoport: Wachstumsstarkes und profitables Fintech-Unternehmen").

      Ich kann jetzt nicht wirklich nachvollziehen, inwiefern meine Aussagen mich als besonders inkompetent in Sachen Bankenbranche erscheinen lassen. Aber Sie können diesbezüglich ja gerne nochmal nachlegen.

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    2. Lieber Herr "Unknown",

      was soll man eigentlich von einem Gelabere halten, wenn man es nicht mal schafft, den Namen des Kritisierten richtig zu erinnern? Das ist doch ein Zeichen von Ignoranz, oder? Ein Minimum an Respekt sollte doch sein.

      Michael (Herr Kissig!) stellt hier einen ziemlichen Aufwand und Hirnschmalz zur freien Verfügung. Wenn da mal nicht alles bis zur dritten Stelle hinterm Komma passt, dann ist das korrekturwürdig, aber kein Grund zur Klage. Und dafür ist die Community da.

      Herr Kissig hat bisher immer freimütig Wissenslücken eingeräumt, wie sollte es auch anders sein, denn niemand kann auf allen Gebieten perfekt sein.

      Michael, weiter so! Der Blog ist eine feste Instanz. Besten Dank und weiterhin frohes Schaffen!

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  2. Noch eine kleine Ergänzung:
    - Bei der EZB legt man natürlich nicht unverzinst an sondern zu -0.4%. Überschussliquidität kostet die Institute (v.a. in Europa) Geld.
    - Die EZB flutet den Markt (+ niedrige Zinsen), was dazu führt, dass große Firmenkunden sich nicht über Banken finanzieren müssen. Im Gegenteil diese fragen bei Banken eher nach: "Was zahlt ihr uns, wenn wir einen Kredit bei Euch aufnehmen..." => Kreditgeschäft funktioniert nicht mehr.

    Die Situation spiegelt sich auch in den niedrigen KGV- und KBV-Werten in der Branche wider (es gibt in Europa bestenfalls nur einzelne Nischenplayer, die interessant sind).

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  3. Danke für den Beitrag Sirmike!

    Was hälst du in dem Zusammenhang von Versicherern/Bausparkassen? Ich denke da speziell an Wüstenrot, die ja gerade das Verfahren um die alten hochverzinsten Bausparvertäge gewonnen haben.An sich ist Wüstenrot sehr billig bewertet, zahlt eine attraktive Dividende, hat ein solides Geschäftsmodell und probiert u.a. durch Digitalisierung weiter zu wachsen, wenn auch gemächlich. Würde mich über deine Einschätzung freuen.

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    1. Das Geschäftsmodell Bausparvertrag hat sich auf diesem Zinsniveau eigentlich erledigt. Weder zum Ansparen sind die Verträge attraktiv, noch die zu erwartenden Zinssätze für das Darlehen. Allenfalls unter Einbeziehung der Wohnungsbauprämie und/oder für Vermögenswirksame Leistungen. Also für finanziell eher weniger gut ausgestattete Einkommensschichten.

      Das Urteil bringt jetzt eigentlich nicht wirklich etwas. Bausparkassen können Altverträge auflösen, wenn diese vollgespart sind und 10 Jahre (!) ungenutzt rumliegen. Dürfte kaum die Mehrzahl der Kunden betreffen...

      Das eigentliche Geschäftsmodell, dass man die von den Baupsarern angesparten Beträge anderen Kunden als Darlehen auszahlt und an der Zinsdifferenz und Fristentransformation verdient, funktioniert halt nicht - keiner will die Bauspardarlehen in Anspruch nehmen, weil die vor vielen Jahren vereinbarten Konditionen mit aktuellen Kreditkonditionen nicht mithalten können. Das wird auch noch so lange so bleiben, bis die Zinsen nachhaltig anfangen zu steigen. DANN lohnen sich Bausparverträge wieder, wenn man absehen kann, in sieben oder mehr Jahren deutlich höhere Zinsen bezahlen zu müssen und am sich die heute günstigen Zinssätze über einen Bausparvertrag sichern kann.

      Und was Kapitallebensversicherungen angeht, sind die rausgeschmissenes Geld!!! Die Kunden werden hier verar###t, sie erhalten ein unzureichendes, unrentables, völlig überteuertes Produkt angedreht. Wenig Leistung, enorme Kosten. Ich kritisiere die Branche seit Jahren hier im Blog.

      Aus meiner Sicht spricht nichts für ein Engagement in W+W. Die "latente Unterbewertung" liegt seit Jahren (Jahrzehnten?) vor, warum sollte die sich auflösen? Schon als man mit Lebensversicherungen und Bausparverträgen noch richtig Geld machen konnte, war W+W deutlich niedriger bewertet als seine Peergroup. Ich sehe keinen Trigger, weshalb sich dies positiv auflösen sollte. Allenfalls dass W+W nicht so ein starkes Risikopotenzial nach unten hat, wenn die Finanzbranche (Banken und Versicherungen) zunehmend Probleme bekommt.

      Mir reicht es völlig, dass ich über die von mir sehr geschätzte Scherzer & Co. leider auch an W+W indirekt beteiligt bin, denn W+W ist Scherzers drittgrößte Position.

      Ich bin/bleibe eher skeptisch.

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  4. Über Meinung kann man sich immer streiten. Ich teile die des Artikels. Banken haben es einfach nicht gepackt, seit der letzten Finanzkrise wieder auf die Beine zu kommen. Sie halten sich an ihrer schönen, alten Welt fest. Währendessen wird der Markt von Fintechs aufgerollt, die verstanden haben was Kunden wirklich wollen. Ganz ehrlich... Banken haben es einfach nicht anders verdient. Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit!

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  5. Hallo Herr Kissig (sorry für die falsche Anrede, keine Absicht),
    ich unterstelle Ihnen keine Inkompetenz und mein Beitrag soll auch nicht als "Klage" verstanden werden und auch nicht den Blog insgesamt in Frage stellen. Sondern nur als Hinweis, dass die Inhalte dieser konkreten Analyse teilweise (aus meiner Sicht) fragwürdig sind und somit (zumindest mich) daran erinnern auch andere Artikel nicht unkritisch aufzunehmen. Ihre Schlussfolgerung hinsichtlich der Investitionsmöglichkeiten allerdings teile ich weitgehend, wie schon geschrieben.
    Konkret:
    - "Für die Banken sollten niedrige Zinsen kein Problem darstellen" halte ich für falsch. Fragen Sie einen beliebigen Banker/WP einer Bank etc., was er dazu denkt.
    - "In den USA ... können [die Banken] auch die sich verschärfenden Eigenkapitalvorschriften wegstecken". Trifft es auch nicht ganz. Die Regulierung in Europa ist schärfer, dafür kann die Industrie nichts. U.a. betreiben die USA bei Basel IV Verhandlungen Industriepolitik ("was nutzt unserer Bankenbranche mehr") während Europäer uneins sind und sich als Behörden/Regulierer verstehen. Schärfere Regulierung der Bankenbranche ist hier politisch gewollt (und ggf richtig so!), hat aber zur Folge, dass die US-Seite grds. mehr verdienen kann und somit grds. besser als Investitionsvehikel taugt. Ursache sind strukturelle Unterschiede, nicht so sehr die Frage "wer hat hier Hausaufgaben gemacht und wer nicht". Zumindest in diesem Punkt. Die DB z.B. hat sicher abseits der Regulatorik Ihre Hausaufgaben tatsächlich nicht gemacht...
    - "haben die Aktien von Banken sich in den letzten Wochen auch prächtig entwickelt. Jedenfalls die der US-Banken... das hat handfeste Gründe... In den USA hat man die Bankenkrise genutzt...". Nein, das suggeriert etwas, was so nicht passiert ist. Ja, man hat nach der Krise staatlicherseits den US-Banken mehr unter die Arme gegriffen als in Europa (politisch gewollt, ob jetzt gut oder nicht kann jeder für sich entscheiden). Aber das ist nicht neu. Aktuell ist der Anstieg bei US-Aktien eher auf Trump zurückzuführen. Zwischen Mitte 2015 bis zum Herbst 2016 ist z.B. der Goldman-Sachs Kurs gefallen. Seit Nov´16 bis jetzt ist der Kurs von ca. 160 EUR auf >230 EUR gestiegen. Sicher nicht aufgrund der Maßnahmen nach der Krise, d.h. "Die amerikanischen Banken haben ihre Hausaufgaben gemacht und entsprechend sind ihre Aktienkurse in die Höhe geschossen" halte ich so formuliert auch für falsch.

    Wie gesagt, Ihre Schlussfolgerung, dass die Banken und Versicherungen in Europa aktuell vermutlich nicht die besten Investmentideen sind, teile ich. Außer man guckt sich sehr spezielle, kleine Nischen-Anbieter an und kauft zu guten Kursen. Ob ich jetzt noch US-Bankaktien empfehlen würde... eher nicht, da die Politik mir einen zu großen Einfluss auf die Profitabilität hat, hüben wie drüben. Das wäre mir zu unvorhersehbar. Aber das mag natürlich jeder selbst beurteilen.

    Sorry für den langen Beitrag und zum Abschluss - hoffentlich klingt meine obige Kritik nicht zu harsch - auch von mir vielen Dank für den sehr guten Blog!

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    1. Ein niedriges Zinsniveau ist für Banken kein Problem, solange sie ihre Zinsmarge verdienen können. Bei dieser Aussage bleibe ich. Sie haben eher Negativzinsen im Blick und das ist sehr wohl für die Banken ein Problem, denn in der aktuellen Lage können sie eben kein Geld mehr verdienen. Sie schreiben richtig, dass die Banken für die EZB-Einlagen sogar noch Zinsen obendrauf bezahlen müssen, während die von Kundengeldern geradezu überschwemmt werden. Das rechnet sich nicht und (auch) deshalb werden ja flächendeckend neue Gebühren usw. eingeführt, um das irgendwie zu kompensieren. oder eben eigene Negativzinsen für Einlagen.

      Die US-Banken haben sehr wohl ihre Hausaufgaben gemacht und es liegt nicht an der Regierung allein, dass sie weitaus besser dastehen. Denn die US-Banken haben die Kreditrisiken ja verbrieft und aus ihren Bilanzen gekegelt, daher sind sie mit einmaligen Stützungsaktionen am Leben zu erhalten gewesen. Die europäischen Banken haben nicht nur die Ramschpapiere gekauft und in die Bilanz genommen (wegen der attraktiven Zinsen und des vermeintlichen Triple-A-Ratings), sondern sie sind auch die größten Bestandshalter an Staatsanleihen. Und da die europäischen Länder die europäischen Banken stützen mussten, entwickelte sich hieraus eine Staatsschuldenkrsie. Die PIGS (Portgugal, Italien, Griechenland, Spanien) sind ja nicht umsonst fast umgefallen und mussten von der EU/EZB gerettet werden. Diese enormen Risiken haben die Banken in den Bilanzen und die lähmen sie zusätzlich. Es ist eine ganz miese Gemengelage, wie sie die USA und die US-Banken eben nicht haben. Das ist weder gott- noch staatsgegeben, sondern auch ein Ergebnis unterschiedlicher Geschäftsmodelle der Banken.

      Ich rate übrigens nicht dazu, US-Banken zu kaufen. Ich sage nur, falls man überhaupt Banken ins Depot aufnehmen will, dann lieber US-Banken. Wegen des geringeren Risikos, nicht wegen der besseren Aussichten. Insgesamt bin ich schon lange extrem kritisch was die Versicherungsbranche angeht und seit einige Zeit auch wieder hinsichtlich der Banken. Ich keinen einzigen Wert aus diesen Branchen auf der Empfehlungsliste - ausgenommen mal Berkshire Hathaway und natürlich Genworth Financial. Aber beide Empfehlungen haben ja andere Hintergründe, die man andernorts hier im Blog nachlesen kann.

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