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Donnerstag, 7. Juni 2018

Weshalb ich bei Marenave jetzt sofort die Reißleine ziehe...

Marenave (WKN: A0H1GY) habe ich seit Anfang des Jahres als Turnaround-Spekulation auf meiner Empfehlungsliste, weil ich auf die Wiederauferstehung als Schifffahrtsgesellschaft unter Führung des Hamburger Asset Managers Ernst Russ (WKN: A16107) gesetzt habe. Wohl wissend, dass es mit dem Einstieg der Deutschen Balaton (WKN: 550820) und einem konträren Konzept (Unternehmensbeteiligungen) durchaus Knatsch geben würde. Aber meine Überlegung war, dass es evtl. zu einer gütlichen Einigung käme und der eine den anderen auszahlt.

Soweit ist alles glatt gelaufen, aber nun schlingert Marenave doch auf eine noch unruhigere See zu. Denn Ernst Russ hat sich zurückgezogen und die Deutsche Balaton hat mit einem Anteil von mehr als 50% jetzt das alleinige Sagen. Die Wiederauferstehung als Schiffsbeteiligungsgesellschaft ist damit vom Tisch. Das ist schon seit Wochen bekannt und man hätte bereits seit einiger Zeit die Konsequenzen ziehen können. Habe ich aber nicht getan, weil ich auf die Hauptversammlung gewartet habe und auf die Vorstellung der konkrete(re)n Pläne für Marenave durch den neuen Mehrheitseigentümer. Doch es kam... nichts. Und das hat Konsequenzen...


Denn Marenave hat noch einen Cash-Bestand von aktuell knapp 1,8 Mio. Euro, der die Börsenkapitalisierung in etwa abdeckt. Aber er wird bis Ende 2019 auf rund 1 Mio. Euro abschmelzen, auch weil der Alleinvorstand Raddatz teuer bezahlt wird und zwar mit einem Fixum von 210.000 Euro im Jahr erhält zzgl. variable Komponenten von bis zu 75.000 Euro jährlich zu. Der Vertrag ist bis Ende 2019 befristet und ich will hier keine Neiddebatte lostreten. Aber Herr Raddatz war zu dem Zweck eingestellt worden, ein maritimes Geschäftsmodell aufzubauen und das findet nun nicht mehr statt. Stattdessen kümmert er sich nur um die Abwicklung ehemaliger Tochtergesellschaften - aus Unternehmenssicht wird hier also massiv Geld verbrannt, ohne einen Gegenwert zu erhalten. Unschön für alle Beteiligten.

Ob und ggf. wie Herr Raddatz auch ein Business für Unternehmensbeteiligungen abseits der Schifffahrt auf die Beine stellen kann, kann ich nicht wirklich beurteilen. Ich bezweifele aber, dass der Vorstandsvertrag verlängert wird und denke, dass ggf. bereits vorher eine Trennung gegen Abfindung vereinbart wird.

Für die Aktionäre bedeutet das allerdings, dass der Cash-Bestand und damit fast das einzige Asset rapide an Wert verliert. Und damit auch die Absicherung des Börsenwerts und des Aktienkurses.

Das zweite verbleibende Asset ist die Börsennotiz, die die Gesellschaft mit 300 bis 400 Tausend Euro ansetzt, da Marenave im geregelten Markt notiert und hier die Eintrittsbarrieren höher und teurer sind. Dem stehen allerdings die deutlich höheren Kosten für den Abschluss und den Wirtschaftsprüfer von jährlich rund 300.000 Euro gegenüber.

Die Deutsche Balaton strebt nun eine Kapitalherabsetzung im Verhältnis 20:1 an und anschließend eine (oder mehrere) massive Kapitalerhöhungen, die das Zwanzigfache des dann verringerten Kapitals erreichen könnten. Ist für den Neustart notwendig, dürfte den Kurs aber eine zeit lang massiv belasten.

Dies könnte man alles in Kauf nehmen, wenn die Deutsche Balaton denn ihre Pläne vorgestellt hätte. Hat sie aber nicht, nicht einmal ansatzweise. Nur insoweit, als Herr Plaggemars, von der Deutschen Balaton in den Aufsichtsrat der Marenave entsandt, sich selbst grundsätzlich als Vorstand der neuen Marneave (die künftig als „MARNA Beteiligungen AG" firmieren wird) vorstellen könnte. Der Rest ist Schweigen...

Meine Einschätzung
Tja, verwachst. So hatte ich mir das nicht vorgestellt und das läuft nicht rund für meine Spekulation. Grundsätzlich dürfte die MARNA irgendwann eine interessante Sache werden können. Aber bis dahin handelt es sich ab heute um eine reine Mantelspekulation, wobei der Cash-Bestand weiter absinken wird und die steuerlichen Verlustvorträge gänzlich vernichtet sind.

Es gibt allerdings noch einen Nebenkriegsschauplatz: denn im Zuge der Mehrheitsübernahme musste die Deutsche Balaton ein Übernahmeangebot abgeben und das lautet auf 1,82 Euro je Aktie. Und das endet morgen, am 8. Juni.

In Anbetracht der Entwicklungen und der vagen Aussichten habe ich mich entschlossen, an dieser Stelle die Reißleine zu ziehen und die 1,82 Euro einzustreichen. Damit verbleibt nach 5 Monaten ein Verlust von knapp 8%. Ich werde Marenave aber auf der Watchlist behalten und je nachdem, ob und inwiefern sich hier irgendwann in den nächsten Jahren ein erfolgreicher Neustart als Beteiligungsunternehmen abzeichnet, über einen Neueinstieg nachdenken. Aber eben auf Basis der dann vorliegenden Fakten und Geschäftsberichte/-aussichten.

Ich streiche Marenave folglich auch von meiner Empfehlungsliste.

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