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Freitag, 7. September 2018

Von der DEWB und Lloyd Fonds musste ich mich einfach trennen...

Die Aktien des Asset Managers Lloyd Fonds und der Beteiligungsgesellschaft DEWB habe ich als Turnaroundspekulationen begleitet und die gute Nachricht ist, dass man sich als Anleger wohl keine Sorgen mehr um eine Pleite der beiden machen muss. Der Einstieg des neuen Großaktionärs SPSW Capital bei der DEWB (Deutschen Effecten- und Wechsel-Beteiligungsgesellschaft) und dieser wiederum bei Lloyd Fonds brachte nicht nur frische Ideen und Value Investing Expertise mit sich, sondern für beide Unternehmen eine Neuausrichtung, neue Aufsichtsratsmitglieder und frisches Kapital für den Neustart. So viel zu den guten Nachrichten.

Die schlechte Nachricht ist Zeit. Denn der Umbau bei der DEWB und bei der neuen Tochter Lloyd Fonds wird ein tiefgreifender sein und geht bei beiden mit strukturellen Veränderungen sowie Aufgabe bzw. Abgabe ganzer Geschäftsbereiche und ggf. Tochtergesellschaften einher. Das kostet Geld und Energie - und viel Zeit. Daher steht die Abwägung an zwischen einer durchaus interessant klingenden Neuausrichtung für beide Gesellschaften und den Erfordernissen eines belastbaren Investmentszenarios. Und ich habe für mich diese Entscheidung getroffen...


DEWB
Die Beteiligungsgesellschaft hatte in den letzten Jahren fast ausnahmslos nur Fehlschläge zu verzeichnen und hat ihren Anlegern Verdruss und Kursverluste beschert. Ich habe auf einen Turnaround gesetzt und der Einstieg von SPSW hat den Kurs beflügelt. Die nun verkündete Neuausrichtung klingt nicht uninteressant und wurde von der Hauptversammlung - erwartungsgemäß - mit großer Mehrheit beschlossen. Danach wird die DEWB zu einem Digital Finance Investor mit einer zentralen Kernbeteiligung, nämlich dem ebenfalls börsennotierten Asset Manager Lloyd Fonds AG. Das bedeutet, dass alle weiteren Beteiligungen und Aktivitäten, die nicht zum neuen Geschäft gehören, aussortiert, also irgendwie zu Geld gemacht werden sollen.

Das bringt Unsicherheit mit sich, denn daraus können zwar noch einige außerordentliche Gewinne resultieren, aber das kann genauso gut erfolglos verlaufen. Die Zukunftsperspektive als Beteiligungsholding nur für die Lloyd Fonds AG und ggf. mögliche weitere ähnlich gelagerte Beteiligungen in weiterer Zukunft, ist mir allerdings zu dünn. Hier kann ich aktuell keinerlei Bewertung vornehmen bzgl. der Zukunftsaussichten und zu erwartender Erträge (oder Verluste) aus den anstehenden Beteiligungsverkäufen. Mit anderen Worten: es gibt große Hoffnungen auf eine erfolgreiche Zukunft, aber wenig Handfestes für die nächste Zeit. Einen Investmentcase kann man hieraus nicht herleiten, allenfalls eine Spekulation. Ich habe mich daher entschlossen, auch die DEWB von der Liste zu nehmen und die Aktien glattzustellen. Unterm Strich bleiben nach 15 Monaten rund 45% Rendite.

Lloyd Fonds
Den Asset Manager habe ich zum zweiten Mal auf meiner Beobachtungsliste. Beim ersten Mal ging es um den Turnaround und die Umstrukturierung verlief erfolgreich. Dann blieb man nach den Anfangserfolgen aber deutlich hinter den eigenen Zielen und Ankündigungen zurück und fuhr das Projekt einer eigenen börsennotierten Gesellschaft für den Sozialen Wohnungsbau gegen die Wand und auch die hinkenden Neuauflage als Fondslösung kam nicht von der Stelle. Ich hatte die Aktie dann im letzten Jahr zunächst glattgestellt und ihr nach einem heftigen, prozentual deutlich zweistelligen Kurseinbruch am Jahresanfang eine zweite Chance gegeben. Der Einstieg der DEWB in Verbindung mit SPSW brachte dann ein Kursfeuerwerk mit sich und innerhalb weniger Monate rund 150% Kursgewinn.

Damit hat der Kurs sehr viel Fantasie vorweg genommen, während auch bei der Lloyd Fonds AG die Zukunftspläne bisher allenfalls vage aussehen. "Digitales Asset Management und Vermögensverwaltung" klingt nicht uninteressant, aber ein Investmentcase lässt sich auch hierauf momentan nicht aufbauen. Zumal in diesem Bereich ja nicht gerade wenige ihr Geld investieren und daher erhebliche Konkurrenz antritt. Unklar bleibt auch noch, was mit den anderen Geschäftsbereichen geschehen soll; werden sie eingestellt oder an andere Asset Manager abgegeben? Und natürlich bleibt ein nicht unerhebliches Restrisiko, da Llyod Fonds ja (wie auch Ernst Russ und MPC Capital) früher geschlossene Fonds für Privatanleger aufgelegt hat und diese mit den Schiffs- Flugzeug und Immobilienfonds reihenweise Schiffbruch erlitten in der Finanzkrise. Die gerichtlichen Auseinandersetzungen um Falschberatung, Prospekthaftung und Schadensersatz schweben noch immer über der Bilanz der Lloyd Fonds AG und hinterlassen stets einen unschönen Beigeschmack.

Unterm Strich kann man auch bei Lloyd Fonds kaum einen Investmentcase ableiten und schaut man auf den Kurs in Relation zu den möglichen Gewinnen, ist hier viel Luft eingepreist. Ein Kursabsturz ist aber keine ausgemachte Sache, denn es dürfte ja durchaus einiges an Geld aus den nun zum Verkauf stehenden Geschäftssparten herauszuholen sein. Aber Konkretes wissen wir auch hier nicht.

Daher habe ich auch meine Aktien von Lloyd Fonds verkauft und sie auch von der Beobachtungsliste gestrichen; in nur 8 Monaten konnte ich hier - etwas unverhofft - knapp 150% Rendite einfahren.

Unterm Strich macht zweimal heiße Luft eben noch lange keinen Luftkurort und wie die weitere Entwicklung bei den beiden Unternehmen aussehen wird, bleibt abzuwarten. Die Jungs von SPSW verstehen nachweislich ihr Geschäft und ziehen ihre Umstrukturierung bzw. Neupositionierung bei den beiden Firmen klar durch. Daher werde ich das ganze im Blick behalten und ggf. zu einem späteren Zeitpunkt wieder auf den Schirm holen, wenn sich die Neuausrichtung konkreter fassen und auch anhand der Geschäftszahlen nachvollziehen lässt. Bis dahin investiere ich mein Kapital woanders.

Obwohl ich mit Ernst Russ, MPC Capital und nun auch Lloyd Fonds gleich drei Asset Manager aussortiert habe, ist das keine Abkehr von dieser Branche. Im Gegenteil: ich habe heute meine Bestände bei den beiden Immobilien Asset Managern Corestate Capital und Patrizia Immobilien aufgestockt und auch beim Asset Manager für Unternehmensbeteiligungen, der Deutschen Beteiligungs AG, sowie beim US-Finanzinvestor KKR & Co.

Disclaimer
Ich habe die DEWB und Lloyd Fonds von meiner Beobachtungsliste und aus meinem Depot gestrichen.
Im Gegenzug habe ich bei Corestate Capital, DBAG, Patrizia und KKR meinen Aktienbestand aufgestockt.

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