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Samstag, 26. Juli 2025

Wochenrückblick 30/2025: Die stärksten Kurstreiber in meinem Depot waren Comfort Systems, Almonty, Verve Group, Sea Limited, Rheinmetall. Und auch LendingClub hat neue Trümpfe in der Hand...

Die Top-Werte meines Investmentdepots veröffentliche ich jeweils zum Quartalsende in meinen Investor-Updates und meine Beobachtungsliste aktualisiere ich wöchentlich.

Ergänzend gebe ich heute eine kurze Übersicht zu den Werten, die in der letzten Woche mein Investmentdepot am stärksten bewegt haben. Dabei geht es um alte Bekannte und neue Liebschaften. Und es gibt die eine oder andere Überraschung...


Dies waren in meinem Depot in der vergangenen Börsenwoche die größten Gewinner und Verlierer:

📈 Comfort Systems +23,0 %
📈 KKR +3,2 %
📉 LendingClub -2,6%
📉 Costco -2,6 %
📉 Viper Energy - 3,0 %
📉 MercadoLibre -3,2 %
📉 Rheinmetall -5,7 %
📉 Sea Limited -7,6 %
📉 Verve Group -12,70 %
📉 Almonty Industries -13,5 %

Es war eine weitere vergleichsweise ruhige Börsenwoche, in der unser DAX kaum vorankam, während der S&P 500 ein neues Allzeithoch markierte. Business as usual könnte man meinen. Fast jedenfalls...

Donald Trump schmeißt Nebelkerzen, weil ihm die Epstein-Files um die Ohren fliegen. Der Kongress wurde sogar frühzeitig in die Sommerpause verabschiedet, um den Republikanern keine Gelegenheit mehr zu geben, zu den Demokraten überzulaufen und die Offenlegung der Epstein-Akten zu verlangen. Doch der Druck auf Trump nimmt weiter zu, da immer mehr Presseartikel mit Details auftauchen und alte Fotos, Videos, Berichte. Soweit das überhaupt möglich war, hat Trumps Glaubwürdigkeit einen neuen Tiefpunkt erreicht.

Derweil verkündet er einen Handels-Deal mit Japan, doch die Japaner widersprechen in wichtigen Fragen. Soweit so trumpisch. An diesem Wochenende weilt der Trumpissimo in Schottland und das nicht nur zu Golfen. Er trifft sich mit diversen Staatslenkern, darunter EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen, um den Handels-Deal mit der EU einzutüten. Das wäre Trumps "dickster Deal", soweit kann man seinen Aussagen mal folgen.

Ansonsten läuft in den USA die Earnings Season zur Hochtour auf und bisher können die US-Unternehmen durchweg überzeugen. Nachdem gut ein Drittel aller Earnings bereits veröffentlicht wurden, haben dabei 83 % der Unternehmen die Erwartungen übertroffen. Das klingt rekordverdächtig, aber zur Wahrheit gehört auch, dass die Analysten in den letzten Monaten ihre Erwartungen gesenkt hatten angesichts der von Donald Trump ausgelösten Zollkriege. Dennoch kann man sagen, dass es wirtschaftlich ganz gut läuft in den USA. Auch deshalb versucht Trump mit allen lauteren und unlauteren Methoden, die Fed und ihren Chef Jerome Powell zu Zinssenkungen zu nötigen. Doch vdie/der lässt sich nicht drängen und hält weiter an ihrem/seinem zurückhaltenden Kurs fest. Mal sehen, wie lange noch. Powell ist noch 10 Monate im Amt, dann wird auf jeden Fall ein Nachfolger gekürt - es werden sicherlich keine ruhigen Monate.

Der Fear-and-Greed-Index ist auf 74 Punkte gefallen und signalisiert damit nun "nur" noch "Gier".

Nun der Blick in mein Depot, wo es einige kursbewegende Entwicklungen gab. Bei Almonty Industries ging es nach dem Reverse-Aktiensplit und dem erfolgten Listing an der NASDAQ nochmals bergab, da sich die Knappheitserwartungen im Bereich Seltener Erden reduzieren. CHina scheint wieder mehr davon zu exportieren und zwar in die USA und auch mit der EU gibt es Annäherungstendenzen. Der Hype ist etwas abgeflaut, die grundlegende Problematik einer enormen und zukunftsgefährdenden Abhängigkeit des Westens von China nicht. Daher bleibt das Thema weiterhin wichtig, aber der Fokus richtet sich künftig wieder (etwas) mehr auf Erschließung, Kapazitätsausbau und Produktion. Und bei Almonty geht es hierbei vor allem um die Wolfram-Sangdong-Mine in Sürkorea.

Einen kräftigen Satz gemacht hat die Aktie von Comfort Systems, die ich seit einigen Monaten im Depot habe. Die vorgelegten Zahlen zum 2. Quartal haben alle (bereits hohen) Erwartungen übertroffen.

Die 1997 gegründete Comfort Systems hat sich zu einem wichtigen Akteur in der Branche der mechanischen und elektrischen Bauunternehmen entwickelt. Dies beinhaltet eine Spezialisierung auf die Bereitstellung von mechanischen, elektrischen und sanitären Lösungen. Dazu gehören auch Heizung, Lüftung und Klimatisierung (HVAC) sowie Sanitär, Rohrleitungen, Steuerungen, Außenanlagen, Überwachung und Brandschutz. Mit einem strategischen Schwerpunkt auf MEP-Systemen (Mechanical, Electrical, Plumbing Solutions) erzielt Comfort Systems seine Einnahmen durch eine Mischung aus Neuinstallationen und der Renovierung bestehender Systeme, die zur Energieeffizienz und zur Verbesserung der Raumluftqualität beitragen. Diese Dienstleistungen werden über ein dezentralisiertes Netz von 180 Standorten in 136 Städten angeboten, in denen mehr als 18.000 Mitarbeiter beschäftigt sind.

Das Unternehmen profitiert von einem hohen Auftragsbestand, insbesondere in Sektoren wie Rechenzentren und Technologie, was zukünftige Umsatzströme relativ gut vorhersehbar macht. Die umfassende Erfahrung von Comfort Systems, der robuste operative Rahmen und die Konzentration auf strategische Akquisitionen stärken die Wettbewerbsposition des Unternehmens weiter.

Die HLK- und elektrischen Systeme sind für fast jedes einzelne kommerzielle, industrielle und institutionelle Gebäude von entscheidender Bedeutung und branchenweit werden in den USA jährlich etwa 550 Mrd. Dollar umgesetzt. Mit seinem 2024er Umsatz von 5,2 Mrd. Dollar kommt Comfort Systems also lediglich auf einen Marktanteil von etwas mehr als 1 %. Dabei entfielen nur 57 % des Umsatzes auf Neubauten und die restlichen 43 % auf Renovierungen, Erweiterungen, Wartung, Reparatur und Ersatz. Dies ist eine zusätzliche Absicherung da diese Dienstleistungen weniger unter wirtschaftlichen Abschwüngen leiden.

Die Nachfrage nach Kühlsystemen für KI-Rechenzentren wächst besonders stark und ebenso der Auftragsbestand, der Ende des 2. Quartals mit 8,1 Mrd. USD einen neuen Höchststand markierte - Ende Januar waren es noch 6,9 Mrd. und im Jahresverlauf wuchs er um 40,7 %, was die zunehmende und starke Auftragslage belegt. Der sprunghafte Anstieg geht insbesondere auf die Bereiche Spitzentechnologie (z.B. Rechenzentren und Chipherstellung), Gesundheitswesen und institutionelle Märkte zurück. Spitzentechnologie ist derzeit der größte Umsatzträger des Unternehmens und sowohl Umsatz- und Gewinn- wie auch Fantasietreiber.

Das 2. Quartal brachte eine deutliche Beschleunigung sowohl der finanziellen als auch der operativen Ergebnisse. Der Reingewinn (GAAP) erhöhte sich sprunghaft auf 230,8 Mio. USD, was einem Anstieg von 72,2 % gegenüber dem Vorjahresquartal entspricht. Das Betriebsergebnis stieg im Vergleich zum zweiten Quartal 2024 um 62,4 % auf 299,9 Mio. USD, was eine deutliche Steigerung der Rentabilität bedeutet. So verbesserte sich die Bruttogewinnmarge auf 23,5 % gegenüber 20,1 % im 2. Quartal 2024. Die Geschäftsleitung führte die verbesserte Marge auf die "überragende Ausführung vor Ort" zurück, wies aber auch darauf hin, dass eine weitere Margenausweitung von nun an schwieriger zu erreichen sein könnte.

Der operative Cashflow kletterte um 33 % auf 252,5 Mio. USD und der Free Cashflow auf 222,2 Mio. Dabei sich der operative Cashflow normalisiert, da einige frühere Vorteile aus großen Kundenvorauszahlungen und latenten Steuern nun ausgelaufen sind. Der GAAP-Gewinn je Aktie (EPS) stieg um 75 % und lag mit 6,53 USD auch weit über den erwarteten 4,84 USD. Auch der Umsatz (GAAP) legte um erneute starke 20 % zu und übertraf mit 2,17 Mrd. USD die Konsensprognose von 1,97 Mrd. deutlich. Dabei stiegen sowohl Umsatz als auch Nettogewinn im Vergleich zum Vorjahr zweistellig.

Meine Einschätzung zu Comfort Systems
Die globale Erwärmung erfordert immer mehr Kühllösungen für Gebäude und der Boom bei KI-Rechenzentren zeigt keine Wachstumsschwächen. Comfort Systems wächst aggressiv, auch durch Übernahmen, und hat noch reichlich Platz für weiteres Wachstum in einem expandierenden Markt. Der jüngste Kurssprung ist kräftig, passt aber zur starken Geschäftsentwicklung. Der starke Auftragseingang und der erneut erhöhte Rekordauftragsbestand müssen allerdings auch abgearbeitet werden können, um in Umsätze und Gewinne umgemünzt zu werden. Und damit in weiteres Kurspotenzial. Hierin liegt aktuell wohl die größte Herausforderung für das Unternehmen.

Ach ja, die Dividende. Comfort Systems hebt die Quartalsausschüttung um gute 11 % an auf 0,50 USD je Aktie. Damit wird die Dividende seit 12 Jahren jährlich gesteigert und zwar auf Sicht der letzten fünf Jahre um durchschnittliche 29,6 % pro Jahr - Comfort Systems ist trotz der relativ geringen Dividendenrendite von knapp 0,4 % ein reinrassiger Dividendenwachstumswert.

Wieder deutlich stärker engagiert bin ich bei LendingClub. Neue Zahlen gibt es zwar noch nicht, aber zwei Entwicklungen dürften künftig die Geschäfte deutlich antreiben. Bisher ist die Lesart, dass LendingClub unter einer drohenden Rezession und erhöhten Kreditausfällen leiden würde und dass das schwächelnde Geschäft seiner Kredit-Plattform anhalten dürfte. Doch die Kreditausfälle erhöhen sich bisher nicht signifikant, auch wenn LendingClub die Risikovorsorge weiter verstärkt (hieraus ergeben sich ggf. Gewinnbeiträge in der Zukunft, wenn die Rückstellungen wieder aufgelöst werden können, weil sie nicht gebraucht wurden).

Kürzlich gab man eine Verlängerung seines Deals mit Blue Owl Capital bekannt. Von Blue Owl verwaltete Fonds werden über einen Zeitraum von zwei Jahren Aktienzertifikate und nachrangige Schuldverschreibungen im Rahmen von LendingClubs Structured Loan Certificate-Programm (SLCLC) im Wert von bis zu 3,4 Mrd. USD erwerben. Dabei werden in den ersten drei Monaten nach Abschluss der Vereinbarung voraussichtlich bereits 600 Mio. USD investiert, wobei danach vierteljährlich weitere Käufe erwartet werden.

Blue Owl und LendingClub haben im Rahmen des SLCLC-Programms bereits Transaktionen im Wert von 2,4 Mrd. USD durchgeführt. Insgesamt liegt das SLCLC-Volumen bereits bei 6 Mrd. USD. Und hier kommt Bewegung in die Hüften. Blue Owl Capital ist ein hierzulande eher unbekannter Finanzinvestor, aber mit Assets under Management von 139 Mrd. USD ist dies kein kleiner Spieler. Dass Blue Owl die LendingClub-Zertifkate als attraktive Investitionsmöglichkeit nutzt, zeigt deren Attraktivität. Dass man Deal verlängert und das Volumen weiter erhöht wiederum unterstreicht die hohe Qualität der zugrundeliegenden Kredite von LendnigClub. Aber... Blue Owl ist nicht der einzige Finanzinvestor, der sich bei LendingClubs Zertifikaten bedient, sondern etwas noch einmal doppelt soviel wurde an andere Finanzinvestoren abgesetzt. Und der Hunger der gesamten Branche nach attraktiven Renditemöglichkeiten ist ungebrochen hoch mit "Dry Powder" auf Rekordniveau.

Die zweite Entwicklung mit großem Potenzial betrifft die US-Regierung bzw. die Fed. Genauer gesagt sollen eine Reihe von Regulierungseingriffen aus den Jahren nach der Globalen Finanzkrise 2008/09 geschliffen werden, die bei den US-Großbanken für erhöhten Eigenkapitalausstattungen gesorgt haben. Wenn diese Regelungen gemildert werden, setzt dies hohe Milliardenbeträge an frisch verfügbarem Kapital bei den US-Banken frei. Das kommt LendingClub mit seiner Banklizenz selbst zugute, aber es dürfte auch seinem eigentlichen Kerngeschäft mit der Kreditplattform ordentlich Rückenwind verschaffen. Denn dort sind die Käufer ganz überwiegend US-Banken und die haben sich seit 2022 merklich zurückhaltender gezeigt, weil sie ihr Kapital für ihre eigenen Kunden benötigten. Doch wenn sie schlagartig freie Mittel zur Verfügung haben, können sie diese nicht einfach in den Markt drücken (also irgendwem als Kredit geben), sondern müssen sich weiterhin an ihren Kreditvergabestandards orientieren. Oder sie investieren in bereits bestehende Kredite mit gut kalkulierbarem Risiko und absehbaren Renditen - und die finden sie bei LendingClub.

Meine Einschätzung zu LendingClub
Ich erwarte kurzfristig keine starken Umsatz- und Gewinnsprünge und die nächsten Quartalszahlen dürften vermutlich erneut von Rückstellungen und daraus resultierenden Verlustausweitungen bestimmt werden (dank CECL müssen für neu vergebene Kredite Sofort-Rückstellungen gebildet werden, die neue Kredite wie einen sofortiges Verlustgeschäft aussehen lassen, aber dieses CECL-Rückstellungen werden mit der Zeit und regelmäßiger Kredittilgung abgeschmolzen und erhöhen somit die Gewinne nachgelagert bis zur endgültigen Tilgung). Die zwei (neuen) Impulsgeber dürften aber das Geschäft von LendingClub mittel- und langfristig weiter deutlich antreiben und damit meinen ursprünglichen Investmentcase frisches Leben einhauchen. Dann klappts auch mit der Kursentwicklung...


Mein Vermögen hatte sich den ersten Wochen des Jahres 2025 nach den Rekordzuwächsen in 2024 zunächst um +8 % weiter sehr positiv entwickelt. Doch anschließend ging es durch das Börsenblutbad Anfang April auf -17 % abwärts - einen "Maximum Drawdown" von -25 % erlebt man auch nicht allzu oft (glücklicherweise). Einige Wochen lang schwankt meine Depotrendite um die Nulllinie, doch im Juli geht ging es deutlich aufwärts, doch nach einem erfreulichen Zwischenstand von +6,0 % schlägt das jetzige Wochenminus von -3,5 % ins Kontor. Meine 2025er Vermögensveränderung liegt nun bei +2,5 % (YTD).

Die von Trump bewusst lancierte Dollarschwäche belastet US-Werte auf Euro-Basis seit dem Jahresstart mit rund 13 %. Und da ich einen hohen Anteil an US-Werten im Depot halte (knapp 50 %), wirkt sich die Dollarschwäche natürlich entsprechend negativ auf die diesjährige Performance aus.

Insgesamt kann ich aber nach zwei Rekordjahren hintereinander samt annähernder Vermögensverdopplung mit der Entwicklung weiterhin sehr zufrieden sein. Und das bin ich...ツ 

Andererseits könnte man die durchwachsene Performance seit dem Jahresstart auch so kommentieren: ich habe die richtigen Unternehmen im Depot, aber damit nicht zwangsläufig die richtigen Aktien für diesen Markt.

Auf welche Unternehmen und welche Schwerpunkte ich in meinem Depot setze zeigt mein Investor-Update, das ich immer zu Ende eines Quartals veröffentliche - quasi mein persönliches 13F.
Meine langfristige durchschnittliche Zielrendite liegt bei +15 % pro Jahr und die ersten Börsenwochen des Jahres hatten mit +8 % schon mal gut darauf eingezahlt. So hätte es gerne weitergehen können, ging es aber - natürlich - nicht. Die Börse verläuft nicht linear und auch wenn sie auf lange Sicht rund 10 % pro Jahr zulegt, tut sie dies doch unter teilweise heftigen Schwankungen. Die sollte man aushalten und sich nicht aus seinen Qualitätsaktien spülen lassen. Auch wenn heftige Korrekturen emotional stressig sind und der Weg zur Wunschrendite anschließend sehr viel länger ist.

Es bleibt spannend - wie eigentlich immer an der Börse. ツ

Disclaimer: Habe die meisten der genannten Werte auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.

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