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Freitag, 1. August 2025

Kissigs Performance-Update: So liefen die Börsen und meine Wikifolios im Juli '25

Der Juli war erneut vergleichsweise entspannt und stand im Zeichen der Zoll-Deals. Trump hat sich an vielen Stellen durchgesetzt und mit wichtigen Handelspartnern der USA Zoll-Deals geschlossen - die allesamt zulasten der Partner gehen. Zumeist 15 % müssen die EU, Japan oder Südkorea zahlen, während US-Exporte in diese Staaten zollfrei bleiben, von einigen Ausnahmen mal abgesehen. Zudem gewähren einige Staaten den USA erstmal weitgehend freien Zugang zu ihren Märkten und/oder versprechen hohe Investitionen in den USA und/oder erhebliche Käufe von US-Produkten/Waren.

Damit kaufen sich die Handelspartner der USA von den ansonsten viel höheren Strafzöllen frei, die Trump willkürlich verhängt. Brasilien trifft es besonders hart, weil Trump dessen Vorgehen gegen den Ex-Präsidenten und Beinahe-Putschisten Bolsonaro sanktioniert - einer seiner Buddys. Mit Mexiko wird noch verhandelt, da gibt es eine weitere Schonfrist, ebenso mit China. Andere bekommen gerade wieder Drohbriefe von Trump mit erhöhten Steuersätzen, weil sie sich noch nicht unterworfen haben - wie die Schweiz.

Die Details müssen noch ausverhandelt werden und es auch gar nicht klar, wie belastbar die Deals am Ende sind, denn Trump setzt Strafzölle als alltägliche Waffe ein, um ihm unliebsame Politik überall auf der Welt zu bestrafen. Im Mittelalter nannte man das Raubrittertum und Wegelagerei, später Schutzgelderpressung. Denn nichts anderes ist es. Im Ergebnis wird der freie Welthandel belastet, während die USA einen dreistelligen Milliardenbetrag an zusätzlichen Staatseinnahmen generieren - ohne etwas dafür tun zu müssen. Doch bezahlen tun den vor allem die US-Bürger, denn die leiden unter den erhöhten Preisen in den USA. Ob dadurch wirklich viele neue Arbeitsplätze in den USA geschaffen werden von Unternehmen, die den Zöllen entgehen wollen, bleibt abzuwarten. Denn der Rest der Welt sucht sich alternative Handelspartner, losgelöst von den USA. Und so dürfte Trump die USA am Ende massiv geschwächt und stärker isoliert haben. Vom Vertrauensverlust in die USA mal ganz abgesehen.
Die Börsen feiern jedenfalls. Verständlich, denn sie hassen Unsicherheit und mit den Zoll-Deals kehrt Verlässlichkeit ein. Vermutlich. Und so richten sich die Augen auf die laufen Earnings Season und dort können die meisten US-Unternehmen positiv überraschen...

Doch in Europa sieht die Lage anders aus, denn hier spüren die Hersteller die Auswirkungen der Zölle handfest. Einige halten ihre Lieferungen zurück, andere erhöhen ihre Preise oder müssen Einbußen bei den Gewinnspannen hinnehmen. Einige befürchten, dass sie überhaupt nicht überleben werden. Dass die EU künftig hunderte Milliarden in Energielieferungen aus den USA investieren will, war abzusehen, denn man will ja unbedingt vom billigen russischen Erdgas weg. Was nachvollziehbar ist angesichts von Putins Großmachtstreben. Aber der Preis ist, dass Europa die höchsten Energiepreise weltweit aufweist und das belastet die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts enorm. Die Chemieindustrie war bis vor anderthalb Jahren noch Deutschlands größter Wirtschaftssektor (vor der Automobilbranche) und die Unternehmen wandern reihenweise ab. Nicht nur der weltgrößte Chemiekonzern BASF verlagert seine Produktion ins Ausland, auch Dow Inc. schließt Standorte. Das liegt natürlich auch an der völlig irrgeleiteten Energiepolitik in Deutschland, die uns doppelt so hohe Energiepreise eingehandelt hat wie in unseren Nachbarländern - das grüne Versprechen von kostenloser regenerativer Energie hat sich als Lügengeschichte entpuppt und die Zeche zahlen Verbraucher und Unternehmen. Insbesondere die hohen Netzentgelte für den für die regenerativen Energiequellen kosten zig Milliarden pro Jahr und Deutschlands Alleingang mit der Abkehr von fossilfreier und vergleichsweise günstiger Atomkraft ist nur ein weiterer strategischer Irrweg. Die grüne Energiepolitik hat zu Deutschlands Deindustrialisierung geführt und damit nicht nur Arbeitsplätze vernichtet, sondern auch Steuereinnahmen. Ein Trend, der gerade erst so richtig Fahr aufnimmt. Und die künftige Zollbelastung bei Exporten in die USA von 15 % verschärft die Probleme noch. Europa, und vor allem Deutschland, muss sich ein Stückweit neu erfinden - und zwar schnell.

Die USA rennen derweil trotz der erhöhten Zolleinnahmen in ein immer größer werdendes Finanzloch. Und das hat Trump selbst durch sein "Big Beautiful Bill" noch verschlimmert. Wie das ausgeht, ist offen. Ein gutes Ende wird aber unwahrscheinlicher, denn Haushaltsdisziplin haben auch schon Trump I und Amtsnachfolger und -vorgänger Biden ebenso wenig an den Tag gelegt wie Trump II jetzt. Das Thema wird uns - und die Börsen - noch lange begleiten...

Die Börsenentwicklung

Der Juli präsentierte sich weiter auf Erholungskurs mit deutlich gestiegene US-Aktien und eine erholten Dollarkurs, so dass sogar die NASDAQ inzwischen auf Eurobasis ins Plus geklettert ist. 2025 liegen die deutschen Indizes aber trotz zuletzt magerer Ausbeute weiter klar in Führung, wobei die Nebenwerte noch besser gelaufen sind als die Standardwerte.

• Dow Jones +1,47 % (YTD: +4,51 % // 1 Jahr: +9,13 %)
S&P 500 +3,20 % (YTD: +8,32 % // 1 Jahr: +17,19 %)
NASDAQ +3,60 % (YTD: +11,10 % // 1 Jahr: +24,20 %)
DAX +0,95 % (YTD: +21,86 % // 1 Jahr: +31,78 %)
MDAX +1,92 % (YTD: +20,91 % // 1 Jahr: +22,26 %)
SDAX +1,67 % (YTD: +29,23 % // 1 Jahr: +24,37 %) 
TecDAX +0,89 % (YTD: +14,36 % // 1 Jahr: +16,73 %) 
  Quelle: finanzen.net

Insgesamt legten alle Indizes zu, wobei auch Technologiewerte wieder gefragt waren. Nach NVIDIA hat nun auch Microsoft erstmals die Schwelle von 4 Mrd. USD bei der Börsenbewertung überschritten und zieht damit die amerikanischen und Weltindizes mit in die Höhe. Meta lieferte ebenfalls starke Zahlen und Ausblick ab, während Apple und Amazon die Börse eher enttäuschten. Die Dollar-Schwäche setzt den US-Aktien in deutschen Depots erheblich zu und macht sich mit einem Minus von über 10 % seit dem Jahresstart bemerkbar.

    Entwicklung meiner Wikifolios

    Soweit mein kurzer Monatsrückblick. Jetzt kommen wir zur Entwicklung meiner vier Wikis.


    Kissigs Nebenwerte Championszum Wiki

    Investiertes Kapital: 629.800,- Euro
    Preis: 172,32 (30.06.25: 166,87)

    Rendite seit Start am 19.08.20: +72,2 %
    Rendite 1 Monat: +4,9 %
    Rendite in 2025: +35,5 % (YTD)
    Rendite in 2024: -3,2 %
    Rendite in 2023: -17,3 %
    Rendite in 2022: -24,9 %
    Rendite in 2021: +17,3 %
    Rendite in 2020: +27,0 % (ab 19.08.)

    Das Nebenwerte-Wiki hat sich wieder sehr gut geschlagen und den SDAX erneut klar outperformt. Meine Mai-Neuerwerbung Almonty Industries hatte im Juni rund 50 % zugelegt, im Juli erfolgte ein Reverse-Stocksplit und die Notierung an der NASDAQ samt Kapitalerhöhung(en). Da China den Daumen von den Ausfuhren bei Seltenen Erden genommen hat (jedenfalls ein bisschen), hat sich der Hype etwas gelegt und aus dem Kurs wurde etwas Luft gelassen. Die weiteren Aussichten bleiben aber attraktiv.

    Bei Jungheinrich gibt es eine Umstrukturierung und eine fette Prognosesenkung; ich habe die Position umgehend glattgestellt. Daher warten aktuell rund 2,5 % Cash auf ihren neuen Einsatz.

    Die größten Positionen im Wiki sind nun Hensoldt, Kontron, JDC Group.


    Kissigs Quality Investmentszum Wiki

    Investiertes Kapital: 288.300,- Euro
    Preis: 145,43 (30.06.25: 142,22)

    Rendite seit Start am 13.08.20: +45,5 %
    Rendite 1 Monat: +2,1 %
    Rendite in 2025: -0,2 % (YTD)
    Rendite in 2024: +45,4 %
    Rendite in 2023: +13,6 %
    Rendite in 2022: -33,9 %
    Rendite in 2021: +24,0 %
    Rendite in 2020: +7,0 % (ab 13.08.)

    Mein Quality Investments-Wiki ähnelt stark meinem privaten Investmentdepot und die hohe Gewichtung der Finanzwerte hat entsprechende Auswirkungen - in beide Richtungen. Es zeichnet sich ab, dass der IPO-Markt in den USA wieder deutlich an Fahrt aufnimmt und auch in Sachen Fusionen und Übernahmen langsam der Fuß von der Bremse genommen wird. Ich habe daher einen Teil der Apollo-Position in PJT Partners investiert, die hiervon besonders profitieren dürften. Zudem habe ich Comfort Systems neu aufgenommen, die sich mit ihren Zahlen zum 2. Quartal gleich hervorragend eingeführt haben.
      Die größten Positionen im Wiki sind nun KKR, Rheinmetall, Costco.


      Financial Power Investing ▶ zum Wiki

      Investiertes Kapital: 90.000,- Euro
      Preis: 160,52 (30.06.25: 150,52)

      Rendite seit Start am 12.05.23: +50,6 %
      Rendite 1 Monat: +6,8 %
      Rendite in 2025: -11,3 % (YTD)
      Rendite in 2024: +35,5 %
      Rendite in 2023: +33,4 % (ab 12.05.)

      Das Financial Power Wiki hat sich von seinem Einbruch seit dem Jahresstart, als die enormen Zuwächse des Vorjahres konsolidiert wurden, weiter erholt. Veränderungen habe ich zuletzt keine vorgenommen.

      Die größten Positionen im Wiki sind weiterhin KKR, Intercontinental Exchange, Apollo Global Management.


      Kissigs Turnaround-Spekulationen ▶ zum Wiki

      Investiertes Kapital: 38.200,- Euro
      Preis: 74,58 (30.06.25: 78,06)

      Rendite seit Start am 12.10.21: -25,4 %
      Rendite 1 Monat: -2,9 %
      Rendite in 2025: -2,4 % (YTD)
      Rendite in 2024: -3,4 %
      Rendite in 2023: +40,7 % 
      Rendite in 2022: -38,1 %
      Rendite in 2021: -9,4 % (ab 12.10.)

      Bei meinen Turnaround-Spekulationen ging es die letzten Wochen etwas abwärts, was an Schwergewicht Almonty lag. Bei den FinTechs habe ich PayPal nochmals reduziert und dafür bei LendingClub aufgestockt - vor Präsentation der Quartalszahlen. Und wie konnten durchweg überzeugen, auch der Ausblick strotzt nur so von Zuversicht. LendingClub steht noch viel besser da, als ich erwartet hatte. Die Dynamik nimmt zu, die Fortschritte der letzten anderthalb Jahre schlagen nun voll aufs Ergebnis durch und das dürfte so bleiben. Zudem wurde mit BlackRock ein Wal an Land gezogen für das noch junge Segment "Fitch-rated Structured Certificate Programm" gewonnen. Ritterschlag!
      Die größten Positionen im Wiki sind Almonty Industries, LendingClub, Verve Group vor Hypoport und PayPal.

      Ende, aus, vorbei...

      Es war ein weiterer interessanter Börsenmonat. Meine durchschnittliche jährliche Zielrendite ist 15 %; in manchen Jahren liegt meine Performance darunter, oft darüber. Bisher haben zumindest die älteren Wikis diese Marke nicht erreicht, was auch an der allgemein herausfordernden Börsenstimmung seit Ende 2021 liegt, aber selbstverständlich auch an den von mir getroffenen Entscheidungen.

      Ich bedanke mich bei allen Anlegern, die mir mit ihren Investments das Vertrauen aussprechen und in meine vier Wikis zusammen knapp 1,045 Mio. Euro investiert haben und damit 15.000 Euro weniger als vor einem Monat. Allen Investierten vielen Dank für das Vertrauen!

      Disclaimer: Habe die genannten Werte auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wikifolio.

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