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Artikel aus "Der Nebenwerte Investor" Ausgabe 21/2025 vom 19.11.2025
Aktien in dieser Ausgabe: Aixtron, Daldrup & Söhne, Elmos
Chipspezialist Elmos gestaltet erfolgreich den Wandel – auch seinen eigenen
Elmos Semiconductor SE ist ein traditionsreicher deutscher Halbleiterhersteller mit einer langen Geschichte in der Entwicklung von Mixed‑Signal- und Sensor‑ICs, insbesondere für die Automobilindustrie. Als „Fabless“-Unternehmen hat sich Elmos in den vergangenen Jahren konsequent neu aufgestellt, um sich auf zukunftsträchtige Trends wie Autonomes Fahren, Elektromobilität, Software-definierte Fahrzeuge und vernetzte Sensorik zu fokussieren. Die Neupositionierung trägt Früchte und auch die Aktionäre profitieren dank steigender Notierungen.
Mit griffiger Technologie, globaler Marktpräsenz und einem diversifizierten Produktportfolio sieht sich Elmos als Teil der strukturellen Transformation der Mobilität. Elmos ist vor allem auf analoge und Mixed‑Signal-ICs spezialisiert, die in Fahrzeugen eine wichtige Rolle spielen. Sie finden sich etwa in Sensorsystemen, Motorsteuerungen, Beleuchtungs‑ICs, Fahrerassistenzsystemen (ADAS) und aktiven Sicherheitssystemen.
Elmos entwickelt kundenspezifische Integrationsschaltungen (ASICs), die sehr exakt auf die Anforderungen der Automobilhersteller zugeschnitten sind und bedient durch diese Spezialisierung globale Automobil‑Megatrends wie Elektromobilität, autonomes Fahren, Sicherheit und Konnektivität. Und da Fahrzeuge immer „smarter“ werden, steigt die Nachfrage nach Sensor-ICs und Leistungssteuerungen, was den Bedarf an Elmos-Produkten langfristig stützt.
Fabless‑Strategie als Erfolgsfaktor
Ein entscheidender Bestandteil von Elmos Geschäftsmodell ist die "Fabless"-Herangehensweise: Inzwischen besitzt das Unternehmen keine eigene Halbleiterfertigung mehr, sondern bezieht die Produktion seiner ICs über Foundry-Partner. Dazu wurde im Dezember 2024 die Wafer-Fabrik in Dortmund verkauft und durch den Verkauf dieser Fertigungskapazitäten für rund 93 Mio. Euro an Littelfuse die vollständige Transformation zum Fabless-Unternehmen abgeschlossen.
Diese Strategie erlaubt Elmos, flexibler und kapitalärmer zu operieren, da keine großen Investitionen mehr in eigene Wafer-Fabriken nötig sind; stattdessen kann das Unternehmen auf die Fertigungskompetenz spezialisierter Foundries setzen. Gleichzeitig behält Elmos die Kontrolle über Design, Entwicklung, Test und Qualität seiner Produkte – Schlüsselfunktionen, die in der Automobilindustrie große Bedeutung haben.
Wegweisende Software-Kooperationen
Neben dem reinen IC-Design investiert Elmos stark in Forschung und Entwicklung (F&E). Hier arbeitet man zum Beispiel mit Intellias als Software‑Entwicklungspartner zusammen, um Automotive-Softwarelösungen zu entwickeln. Diese Partnerschaft deckt insbesondere Software für Sensoren, Beleuchtung oder optische Systeme ab – Bereiche, die in modernen Fahrzeugen zunehmend durch intelligente Steuerung ergänzt werden.
Durch solche Kooperationen kann Elmos nicht nur seine Hardwarekompetenz ausbauen, sondern auch seine Systemkompetenz stärken, wodurch man sich vom reinen Halbleiterlieferanten zum Partner für integrierte Hard‑ und Software-Lösungen weiterentwickelt und so seine Wettbewerbsposition langfristig verbessert.
Globale Reichweite und technologische Partnerschaften als Treiber
Elmos ist international aktiv. Das Unternehmen unterhält eine F&E‑Organisation mit Hunderten Ingenieuren und kooperiert mit globalen Partnern, um seine Produkte auf fortschrittlichen Fertigungstechnologien zu realisieren.
Ein Beispiel ist die Anfang des Jahres verkündete erweiterte Zusammenarbeit mit Samsung Foundry, durch die Elmos Zugang zu hochmodernen Prozesstechnologien erhält, die für kommende Automotive-Anwendungen essenziell sind. In Zeiten, in denen immer mehr digitale und sensorische Funktionen in Fahrzeugen verbaut werden, stärkt diese Foundry-Beziehung Elmos Fähigkeit, innovative Mixed-Signal-ICs zu entwickeln, die in modernen Fahrzeugarchitekturen zum Einsatz kommen.
Starke Geschäftsentwicklung und steigende Profitabilität
Elmos hat in den letzten Jahren eine solide finanzielle Performance gezeigt. Im Jahr 2024 feierte das Unternehmen seinen 40sten Geburtstag und konnte seinen Umsatz auf 581,1 Mio. Euro steigern - trotz eines herausfordernden Umfelds mit konjunkturellen Unsicherheiten und bereinigten Beständen bei Kunden. Besonders bemerkenswert war die starke operative EBIT-Marge von 25,1 %, mit der Emlos die Effizienz seines Geschäftsmodells und die hohe Wertschöpfung seiner Produkte unterstreichen konnte.
Der Jahresüberschuss lag bei 128,7 Mio. Euro, was einem Ergebnis pro Aktie von 7,51 Euro entspricht. Mit dem Verkauf der Waferfertigung in Dortmund an Littelfuse zum Preis von rund 93 Mio. Euro ist Elmos vollständig fabless geworden und hats eine langfristige Strategie unterstrichen, sich auf Design, Entwicklung und Systemkompetenz zu konzentrieren, ohne eigene Großfertigung zu betreiben.
Zudem hat Elmos seine Konzernstruktur neu ausgerichtet. So fungiert die Elmos Semiconductor SE seit dem 1. Januar 2025 als Holding mit mehreren operativen Einheiten, um die Steuerung der globalen Aktivitäten effizienter zu gestalten. Parallel dazu wurde die China-Strategie angepasst: Teile der dortigen Wertschöpfungskette werden stärker lokalisiert, um vom wachsenden Automobil- und Halbleitermarkt in Asien zu profitieren.
2025 ist weiterhin von großen Herausforderungen geprägt, doch der Geschäftsverlauf gestaltete sich weitgehend positiv. Kürzlich legte man nun auch die Zahlen für das dritte Quartal vor. Dabei lieferte Elmos ein solides Quartalsergebnis ab und zeigte eine robuste Umsetzung, die die Margen trotz ungünstiger Input- und Wechselkursentwicklungen stabil hielt, während die Cash-Generierung aufgrund eines strafferen Betriebskapitals und geringer Investitionen wieder anzog.
Der Umsatz lag durch die Umstellung auf das neue SAP System S/4HANA und einer damit verbundenen Verschiebung von Aufträgen vom dritten in das vierte Quartal mit 140,8 Mio. Euro leicht unter dem Vorquartal (Q2: 145,7 Mio.). Diese systembedingte Umsatzverschiebung hat keine Auswirkungen auf die Umsatzerwartung für das Gesamtjahr 2025, betonte das Management. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) lag im dritten Quartal mit 31,7 Mio. Euro über dem Vorquartalswert von 30,1 Mio. und die EBIT-Marge mit 22,5 % ebenfalls über dem Vorquartal (Q2/25: 20,6 %). Mit 32,5 Mio. Euro bzw. 23,1 % vom Umsatz hat sich der bereinigte Free Cashflow im dritten Quartal sehr erfreulich entwickelt. In den ersten neun Monaten erreichte er 54,6 Mio. Euro oder 13,2 % vom Umsatz.
Vorstandschef Dr. Arne Schneider erklärte hierzu: "Der Auftragseingang hat sich im abgelaufenen Quartal weiter positiv entwickelt und die Anzeichen für ein Ende der Bestandsbereinigungen verbunden mit einer Rückkehr zu realen Bestellmengen sind klar sichtbar. Wir arbeiten konsequent weiter an der Umsetzung unserer operativen und strategischen Agenda für profitables Wachstum und eine höhere Cash-Generierung. Dank unseres innovativen Produktportfolios und der hervorragenden Aufstellung als Fabless-Unternehmen erwarten wir ein starkes Schlussquartal und sind auch für das kommende Jahr sehr zuversichtlich".
Beim Ausblick sieht Elmos ebenfalls Hoffnungsschimmer am Horizont, da sich die Nachfrage in allen Regionen normalisiere, angeführt von Asien. Die kurzfristigen Aktivitäten in China stabilisieren sich und für das vierte Quartal wird eine Aufholjagd erwartet, da sich die Verschiebungen wegen der SAP-Umstellung in den Geschäftszahlen positiv niederschlagen dürften. Insgesamt erwartet Elmos für das Geschäftsjahr 2025 nun einen Umsatz von 560 bis 600 Mio. Euro und weiterhin eine EBIT-Marge in der unteren Hälfte der Prognosespanne von 20 % bis 26 % vom Umsatz. Die bereinigte Free Cashflow-Marge für das Geschäftsjahr 2025 soll nun allerdings mit 8 % bis 14 % des Umsatzes deutlich über dem Vorjahresniveau liegen
Bullcase vs. Bearcase
Elmos ist mit seiner Expertise bei Mixed-Signal-ICs hervorragend positioniert, um von Megatrends wie Autonomes Fahren, Elektromobilität, vernetzter Sensorik und softwaredefinierten Fahrzeugplattformen zu profitieren. Die zunehmende Anzahl von Sensoren, Steuer-ICs und integrierten Systemen in Fahrzeugen schafft langfristig ein stark wachsendes Marktpotenzial.
Die konsequente Transformation zum Fabless-Modell bietet Elmos entscheidende strategische Vorteile durch eine geringere Kapitalbindung, höhere Agilität, Zugriff auf modernste Fertigungsprozesse über Partner wie Samsung. Diese Struktur ist eine starke Basis für Innovation ohne massive eigene Fertigungskosten und erleichtert die Skalierung in neue Märkte oder Technologien. Dabei bleibt der chinesischen Automobilmarkt der entscheidenden Wachstumshebel.
Größtes Risiko und Herausforderung bleibt die Zyklizität der Automobilmärkte sowie der technologische Umbruch. Das Kerngeschäft von Elmos ist stark mit der Automobilbranche verbunden, die konjunkturellen Schwankungen, Absatzkrisen oder politischen Unsicherheiten unterliegt. Eine Nachfrageschwäche bei Fahrzeugen oder ein verzögertes Wachstum bei EVs könnte das Geschäft von Elmos empfindlich belasten.
Wie Elmos selbst meldet, ist das Unternehmen aktuell mit „anhaltenden Bestandsbereinigungen“ seiner Kunden konfrontiert, was den Umsatzdruck im Quartalsgeschäft erhöht. Solche Bereinigungsphasen können zu Preisdruck, Verzögerungen von Aufträgen und reduzierter Visibilität führen.
Als Fabless-Firma ist Elmos stark auf seine Foundry-Partner angewiesen. Sollte es bei Samsung oder anderen Fertigern zu Engpässen, Technologie‑Blockaden oder strategischen Konflikten kommen, könnte das die Produktionskette von Elmos stören. Auch die Abhängigkeit von Fertigungstechnologien birgt das Risiko, dass Elmos nicht ausreichend Zugang zu den neuesten Prozessknoten erhält. Ähnliche Probleme sind zuletzt bei Wettbewerbern aufgetreten und sensibilisieren Kunden, Märkte und Aktionäre.
Zudem ist die Automobil-Halbleiterbranche hart umkämpft, da sich neben etablierten Halbleiter‑ und ASIC-Anbietern auch chinesische Unternehmen oder spezialisierte Start-ups in diesen Markt drängen. Und die haben technologisch in den letzten Jahren massiv aufgeholt und westliche Hersteller teilweise bereits überholt.
Fazit
Die Elmos Semiconductor SE ist kein typischer Halbleiterhersteller (mehr). Man versteht sich als intelligenter Technologiepartner der Automobilindustrie und sieht sich mit einem fokussierten Produktportfolio, einer schlanken fabless-Strategie, starker technischer Kompetenz und globalen Partnerschaften bestens gerüstet, um von zentralen Megatrends wie Elektromobilität, autonomem Fahren und softwaredefinierten Fahrzeugarchitekturen zu profitieren.
Die Finanzlage ist solide, das Fabless-Geschäftsmodell reduziert Kapitalaufwand und Risiken, schafft aber zugleich erhöhte Abhängigkeiten und erhöhte Lieferkettenrisiken.
Elmos hat sich in den letzten Jahren sehr erfolgreich allen Herausforderungen gestellt, doch der künftige Erfolg hängt maßgeblich davon ab, ob Elmos seine Innovationskraft und operative Effizienz in einem volatilen Marktumfeld nachhaltig aufrechterhalten kann.
Die Bewertung erscheint nicht überteuert und der Kursverlauf belegt, dass die Börse an den Erfolg glaubt. Doch das muss Elmos mit weiterhin starken Geschäftsergebnissen untermauern. Dann sollte auch der Aktienkurs weiter Freude bereiten.
Die 4 wichtigsten Dinge, die man über Elmos wissen muss
- Elmos ist ein führender deutscher Spezialist für Mixed-Signal-Halbleiter, die vor allem in der Automobilindustrie für Sensorik, Beleuchtung, Fahrerassistenz und Motorsteuerung eingesetzt werden.
- Das Unternehmen hat sich nach dem Verkauf seiner Waferfertigung vollständig zum Fabless-Modell transformiert, wodurch es flexibler agieren kann und moderne Prozesstechnologien über Foundry-Partner wie Samsung nutzt.
- Elmos profitiert stark von Megatrends wie Elektromobilität, autonomem Fahren und der steigenden Anzahl elektronischer Steuergeräte im Fahrzeug, die eine wachsende Nachfrage nach seinen spezialisierten IC-Lösungen erzeugen.
- Die wichtigsten Herausforderungen von Elmos liegen in der Zyklizität der Automobilmärkte, wechselkursbedingten Risiken und der technologischen Abhängigkeit von externen Fertigungspartnern, die die Planungssicherheit beeinflussen können.
Disclaimer: Habe Elmos weder auf meiner Beobachtungsliste noch im Depot/Wiki.

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