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Donnerstag, 22. Februar 2018

Mutares: Nicht nur Personalquerelen sorgen für erhöhtes Risiko

Der Sanierungsspezialist Mutares könnte nun selbst zum Sanierungsobjekt werden. Denn gestern Abend gab das Unternehmen eine Ad-hoc-Meldung heraus, wonach der bis Ende 2018 laufende Vorstandsvertrag von Gründer und Großaktionär Dr. Axel Geuer nicht verlängert würde. Das Unternehmen betonte hingegen, die Verträge mit den Vorständen Mark Friedrich (CFO), Dr. Kristian Schleede und Dr. Wolf Cornelius langfristig verlängert zu haben. Und auch mit Co-Gründer und Großaktionär Robin Laik, wie man in einer zweiten Ad-hoc Meldung noch nachschob. Soweit eigentlich nichts Dramatisches, aber dennoch birgt die Meldung einigen Sprengstoff... denn man hat mit sofortiger Wirkung Dr. Axel Geuer als Vorstand abberufen. Und nicht ein Wort der Anerkennung oder der guten Wünsche für die Zukunft haben Vorstand und Aufsichtsrat für ihren Gründer und Kollegen übrig. Das könnte bittere Folgen für das Unternehmen haben. Und seine Aktionäre...


Einerseits kann man über die Gründe nur spekulieren. Im Guten hat man sich jedenfalls nicht getrennt. Dass Dr. Geuer kein leichter Umgang für Kollegen ist, ist hinlänglich bekannt; das führte auch zu seinem ebenfalls "untypischen" Ausscheiden aus der ebenfalls als Sanierungsspezialist tätigen Bavaria Industries. Andererseits stehen jetzt reale Risiken vor der Tür. Nicht nur, dass bei einem solchen Abgang von einer öffentlichen Schlammschlacht ausgegangen werden kann, so pendelt nun auch das Damoklesschwert des riesigen Aktienpakets von Dr. Geuer über dem Unternehmen und seinem Aktienkurs. Zur Einordnung: die beiden Co-Gründer Laik und Dr. Geuer halten jeweils 27% der Aktien. Und ein potenzieller Verkaufsdruck von mehr als einem Viertel der Anteile dürfte den Kurs auf Monate, wenn nicht auf Jahre belasten.

Meine Einschätzung
Mutares befindet sich operativ auf gutem Kurs; die neue Cluster-Strategie des Unternehmens erscheint aussichtsreich und war für mich ja auch der Grund, Ende 2016 auf den Turnaround zu setzen. Gestern Abend, direkt nachdem die Meldung um 19:27 herausgegeben wurde, habe ich meine Mutares-Aktien komplett glattgestellt. Zwischen meinem Ankaufskurs von 11 Euro und dem Verkaufskurs von 19,27 Euro liegen inkl. der zwischenzeitlichen Dividendenzahlung gut 78%. Das kann sich mehr als sehen lassen.

 Mutares (Quelle: wallstreet-online.de
Natürlich ist nicht nur die Unsicherheit über die Trennungsgründe und der möglicherweise belastende Aktienverkauf über einen längeren Zeitraum mein einziger Beweggrund. Nein, die Bewertung von Mutares ist bei Kursen von 20 Euro einfach nicht mehr so attraktiv. Das Unternehmen selbst weist seinen NAV bei knapp über 20 Euro aus und bei meinem Einstieg zu 11 Euro bestand hier ein enormer Sicherheitsabschlag. Diesen hat der Kurs inzwischen vollständig abgebaut, so dass weitere Kurssteigerungen "nur" noch künftige Potenziale abbilden. Allerdings beinhaltet der NAV bei Mutares auch bereits die künftig erwarteten Restrukturierungserfolge. Man rechnet sich also bereits frühzeitig reich. Das ist nicht verwerflich, so handhabt es Aurelius auch. Allerdings hat Mutares noch einige Altlasten im Beteiligungsportfolio und konnte bei seinen Exits auch nicht annähernd die Preise erzielen, die zuvor als NAV ausgewiesen worden waren. Der ausgewiesene Mutares-NAV von jenseits der 20 Euro ist also eher mit einiger Vorsicht bzw. als sehr optimistische Angabe zu betrachten.

Im Ergebnis dürfte Mutares inzwischen deutlich über seinem NAV notieren, aber noch Altlasten im Portfolio haben. Hinzu kommt die gerichtliche Auseinandersetzung mit Diehl, die zu einem erheblichen zweistelligen Millionenfiasko werden kann. Ergänzt wird dies durch den abrupten und wohl streitigen Rausschmiss von Dr. Geuer, was auch eine fette Abfindung nach sich ziehen dürfte. Was alles zusammen genommen zu einem erheblich verschlechterten Chance-Risiko-Verhältnis führt und da gibt es dann deutlich attraktivere Investments; auch in der selben Branche. Hier setze ich u.a. auf die äußerst erfolgreich operierenden Sanierungsspezialisten Aurelius und Blue Cap.

Ich habe meine Mutares-Aktien verkauft und nehme den Wert nach 15 Monaten mit rund 78% Rendite auch von meiner Beobachtungsliste. Der Turnaround schreitet voran, aber nun hat man sich eine neue große Baustelle eingebrockt, die zu einer anhaltenden Belastung für das Unternehmen zu werden droht.

Disclaimer
Aurelius und Blue Cap befinden sich auf meiner Beobachtungsliste und in meinem Depot.

14 Kommentare:

  1. "...was auch eine fette Abfindung nach sich ziehen dürfte"? Warum? Laut Pressemitteilung war der Vorstandsvertrag von Herrn Dr. Greuer bis zum Jahresende befristet. Selbst wenn er sich gegen die Abberufung erfolgreich wehren würde, würden Herrn Dr. Greuer nur die Bezüge laut Vorstandsvertrag bis Jahresende zustehen. Im worst case muss also die Vergütung bis Jahresende gezahlt werden, die ihm ohnehin zu zahlen gewesen wäre. Eine Abfindung würde ihm nur dann zustehen, wenn dies im Vorstandsvertrag geregelt wäre, z. B. für den Fall vorzeitiger Abberufung. Solange dies nicht bekannt ist, ist die oben zitierte Aussage nicht seriös.

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    1. Richtig, nichts Genaues weiß man. Die Vorstandsbezüge bis Jahresende wird man zahlen müssen - nun ohne Gegenleistung. Ob und ggf. in welcher Höhe eine (zusätzliche) Abfindung zu zahlen ist, bleibt abzuwarten. Deshalb verwendete ich den Konjunktiv. Sie deutet an, dass es sich um eine Vermutung, eine Erwartung, eine Spekulation handelt. "Unseriös" sind solche Gedanken aber wohl kaum, zumal es sich nicht nur um einen bloßen Angestellten handelt, sondern um den Co-Gründer und langjährigen Vorstand. Der wird sich schon keinen ausschließlich unternehmensfreundlichen Vertrag gegeben haben...

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  2. Danke für den wertvollen Blick auf's Ganze! Hat mir die Augen geöffnet, dass es mit den -10% bis heute nachmittag noch nicht erledigt war.
    Der Geschasste schreibt sich meines Wissens "Geuer" (ohne r nach dem G), siehe https://www.linkedin.com/in/axel-geuer-04a685b6/ .

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  3. Hallo Michael,

    ich schätze deine Meinung und Einschätzungen zu vielen Unternehmen bzw. deren Börsenlistings sehr. Allerdings finde ich, dass du in Bezug auf Mutares ein wenig zu schwarz malst, inbesondere auf die Bewertung der Assets bezogen. Ebenfalls wie bereits oben in einem weiteren Kommentar geschrieben, auf die Abfindung für Herrn Geuer etc.
    Natürlich ist das lediglich deine Meinung, das steht dir natürlich absolut frei. Aber an der Reaktion der Aktie heute bist auch du mit diesem, wie ich finde etwas übertriebenen Artikel, nicht ganz anteilslos. Zumindest hättest du dir die Mühe machen können, den richtigen Namen des "Gechassten"(Geuer)vernüftig zu recherchieren und die gefühlt 100 Rechtschreibfehler zu korregieren. Der Artikel wirkt wie zwischen Tür und Angel geschrieben und untergräbt die gute Reputation, die deine Seite und deine Arbeit hat. Das soll dich nicht beleidigen, lediglich eine - aus meiner Sicht - angebrachte Kritik darstellen. Ich behaupte nicht, dass deine Thesen nicht eintreten können.
    Ich werd jedenfalls versuchen, bei 13,xx€ nochmals zum Zuge zu kommen. Hatte die Hälfte meines Bestandes zu 20,12€ verkauft, sehe aber weiterhin für das Unternehmen, zumindest bei diesen Kursen, langfristig deutliches Potenzial.

    Gruss
    Max

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    1. Naja, den Namen von Dr. Geuer habe ich konsequent falsch geschrieben, insofern würde ich das mal nicht gleich unter "schlechter Recherche" verbuchen, sondern unter einfacher Fehlleistung. Und in der Tat, ich stand unter erheblichen Termindruck und wollte den Artikel noch veröffentlichen, bevor ich los musste. Da fiel dann das Korrekturlesen aus und so haben sich einige Rechtschreib- bzw. Grammatikfehler eingeschlichen. Danke für den Hinweis, die habe ich nun korrigiert. Dass "meine Reputation" darunter leidet, das sehe ich nicht so düster. Hier sollte es doch eher auf den Inhalt ankommen, oder? Und wenn Du selbst von Wiedereinstiegskursen von 13 Euro sprichst, dann liegt dies noch einmal 25% tiefer. Im Kern ziehst Du meine Aussagen also nicht in Zweifel. Womit "meine Reputation" wohl gerettet wäre... ;-)

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    2. Eine Verkaufsmeldung im zeitlichen Zusammenhang damit ggf. inspirierte Folge-Investoren zeitnah über die Vorgänge aufgeklärt werden, wird hier anonym wegen Rechtschreibung und Grammatik als "zwischen Tür und Angel geschrieben" kritisiert und soll die Reputation des Autors beschädigen?

      Völlig unverständlich. Völlig daneben. Mehr will mir zu solchen Kommentaren nicht einfallen. Michael, deine Informationspolitik war vorbildlich.

      Grüße Jan

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  4. Evtl. etwas vorschnell:

    http://www.dgap.de/dgap/News/adhoc/mutares-mutaresgruender-vereinbaren-langfristige-zusammenarbeit/?newsID=1054905

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    1. Wer weiß? Aktuell liegt der Kurs mit 17,90 Euro noch mehr als 7% unter meinem Verkaufskurs von 19,27 Euro...

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    2. Dein Verkaufskurs wurde eingeholt. Zudem gibt es Neuigkeiten: Mutares AG erwägt Exit-Optionen für deutschen Nutzfahrzeuglieferanten STS Group

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  5. Heute kamen sie ja ziemlich unter die Räder. Alles rechnet wohl mit einem Flop bei der IPO. Ich denke es sind eher wieder Kaufkurse. Eure Meinung?

    Gruß Christoph

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    1. Das Problem bei Mutares ist doch ein anderes: als roter Faden bei Mutares zieht sich die Erkenntnis durch, dass sie ständig - und auch jetzt erneut bei STS - den NAV viel zu hoch ausweisen (prozentual zweistellig) und dann beim Verkauf/Exit diese NAV-Bewertung nicht erreichen. Wenn man dann noch sieht wie viele Aktien in den letzten Wochen in den Markt gedrückt wurden (vermutlich von ausgeschiedenen Mitgründer und Vorstand), während der Vorstand mehrere Jubelmeldungen zum STS-IPO mit aufgehübschten Zahlen verbreitet hat und über diverse Gazetten hat verbreiten lassen, kann man sich doch nicht mehr ernsthaft an solche einem aktionärsfeindlichen Laden beteiligen! Ich bin jedenfalls froh, dass ich vor einiger Zeit bei Mutares ausgestiegen bin - und heute sehe ich mal wieder ganz klar, warum...

      Oder mit Warren Buffetts Worten: "Mit schlechten Leuten macht man keine guten Geschäfte". Und wer seine Aktionäre so hinters Licht führt, fällt für mich in diese Kategorie.

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    2. Hallo Michael,

      "hinters Licht führen" ist für mich etaws aktives. Soll heißen: Der Vorstand muss aktiv und wissentlich etwas falsches gesagt haben. Das kann ich hier nicht sehen. Und vor allem: Was soll der Vorstand (Herr Laik), der selbst größter Aktionär ist, davon haben? Er hat allein gestern und heute wahrscheinlich einen zweistelligen Millionenbetrag verloren. Ich glaube nicht, dass er das wollte. Vielmehr glaube ich, dass man bei Mutares völlig falsche - vielleicht auch zu naive - Vorstellungen bzgl. des Preises für STS gehabt hat. Ich hätte den Börsengang lieber abgesagt als ihn möglicherweise mit einer Bewertung von knapp über 150 Mio. Euro "durchzuprügeln". Vielleicht ist es aber auch so, dass STS mehr wert ist, im Augenblick nur keiner einen höheren Preis zahlen will. Erinnern wir uns an Covestro. Vor nicht allzu langer Zeit für glaube ich rund 20 Euro je Aktie von Bayer an die Börse gebracht und heute ein Vielfaches wert. Naja... Wir werden sehen, was bei Mutares und STS passiert. Ärgere mich aber zweifelsohne auch über das, was dort in den vergangenen Monaten passiert ist und hätte vielleicht besser Dir folgen sollen...

      Viele Grüße

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    3. Von mir nochmal "einfach gedacht" zu Mutares:

      1. Dr. Greuer hielt 27% der Aktien und er wurde vor die Tür gesetzt als Vorstand. Der Kurs leidet seitdem unter einem stetigen Angebot an Aktien. Rocket Internet hat kürzlich, als ein Großaktionär rund 6% der Aktien loswerden wollte, ein spezielles Aktienrückkaufprogramm aufgelegt und diese Aktien einfach absorbiert. Kann man auch so erledigen.

      2. Mutares will unbedingt eine hohe Dividenden zahlen.

      3. Es gibt einen schwebenden Rechtsstreit mit Diehl, der Mutares in schlimmsten Fall einen zweistelligen Millionenbetrag kosten kann (Diehl fordert 22,5 Mio. Euro und da kämen ggf. noch Anwalts- und Gerichtskosten sowie Zinsen hinzu).

      4. Mutares hat einige notleidende Unternehmen verkauft (oder verkaufen müssen), die jahrelang Geld verschlungen haben.

      Nimmt man diese Fakten zusammen, könnte daraus die Überlegung entstehen, dass Mutares des STS-Verkauf durchziehen muss, koste es, was es wolle. Weil man nur so an dringend benötigtes Geld kommt.

      Ob es so ist, weiß ich nicht. Aber es wäre eine Erklärung für das Verhalten des Mutares-Vorstands. Und ich fühle mich "hinters Licht geführt". Und vor allem diejenigen, die aufgrund der vollmundigen Versprechungen kürzlich in Mutares investiert haben, aber auch die Börsenbriefe und -magazine (wie Börse Online), die diese Propaganda ungefiltert verbreitet haben, die sollten sich "verarscht" vorkommen (wie es der Wikifolio-Trader Lukas Spang aka Junolyst so treffend formulierte).

      Mutares? Ne, danke. Die Bude ist für mich verbrannt. Endgültig. Und wenn die handelnden Personen irgendwo anders in verantwortlicher Position auftauchen, diese neue Gesellschaft gleich mit.

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    4. Aus heutiger Sicht muss man sagen: Das Desaster geht munter weiter, Michael hatte in allem vollkommen recht, und alle anonymen Kritiker (s. Beiträge vom 23.02., 27.02. und vor allem 09.03.) wurden Lügen gestraft. Alle die jetzt noch investiert sind, können nur hoffen und bangen, dass doch noch ein kleines Wunder passiert und der Vorstand endlich aufwacht, dass man so nicht agieren kann. Es ist ja wahrscheinlich nicht so, dass der nicht wüsste, dass sie mit Ihren NAV-Schätzungen maßlos übertreiben. Wenn sie in Zukunft alle bisherigen Wertansätze durch 2 teilen, wäre ja (fast) alles gut. Zur Wiedergewinnung der verlorenen Vertrauens wäre allerdings ein reuiges Schuldeingeständnis dringend erforderlich...

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