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Montag, 16. April 2018

Rocket Internet und das ganz besondere Aktienrückkaufprogramm

Die Startup-Schmiede Rocket Internet (WKN: A12UKK) hat das laufende Aktienrückkaufprogramm beendet und sofort ein neues aufgelegt - obwohl im Rahmen des bisherigen noch eine Menge eigene Aktien hätten eingesammelt werden können. Das sieht auf den ersten Blick erstmal kryptisch aus, ergibt aber durchaus einen Sinn. Und bietet für Aktionäre von Rocket Internet sogar einen Mehrwert.

Schauen wir uns zunächst mal an, was überhaupt passiert (ist). Im ersten Schritt hat Rocket Internet das laufende Aktienrückkaufprogramm vorzeitig beendet (zur Meldung) und zwar per sofort. Es sollte in einem Volumen von maximal bis zu 5.000.000 Aktien zu einem Gesamtkaufpreis (ohne Erwerbsnebenkosten) von maximal bis zu 100 Mio. Euro zurück gekauft werden. Das Aktienrückkaufprogramm begann am 14. August 2017 und sollte ursprünglich bis zum Ablauf des 30. April 2018 andauern. Bis heute hat die Gesellschaft 1.041.167 Aktien zurückerworben, was einem Anteil von 0,63 % des eingetragenen Grundkapitals der Gesellschaft entspricht.

Unmittelbar im Anschluss an die Beendigung des Aktienrückkaufprogramms erfolgte der Start eines neuen (zur Meldung). Im Rahmen dessen sollen maximal bis zu 15.472.912 Aktien der Gesellschaft (dies entspricht maximal bis zu 9,37 % des eingetragenen Grundkapitals) gegen Zahlung eines Angebotspreises in Höhe von 24,00 Euro zurück zu erwerben. Befristet ist das Angebot bis zum Ablauf des 2. Mai.

Was soll das?
24 Euro? Wer soll das denn annehmen, fragt man sich, wo der Aktienkurs doch deutlich über 25 Euro notiert. Doch die Antwort wird gleich mitgeliefert...


"PLDT Online Investments Pte. Ltd., eine Aktionärin der Gesellschaft, hat sich heute gegenüber der Gesellschaft unwiderruflich verpflichtet, das öffentliche Aktienrückkaufangebot für mindestens 6.800.000 von ihr unmittelbar gehaltene Aktien anzunehmen (dies entspricht mindestens 67,38% der von PLDT Online Investments Pte. Ltd. insgesamt an Rocket Internet SE gehaltenen Aktien)."

Die größte Aktionärin der Gesellschaft, die Global Founders GmbH der Samwer-Brüder, hält 37,07% der Aktien der Gesellschaft hält und wird keine Aktien im Rahmen des Rückkaufs andienen.

Erklärung
Es wird also kursschonend einen Großaktionär der Ausstieg ermöglicht und das zu einem attraktiven Preis - aus Sicht der verbleibenden Aktionäre. Denn Rocket Internet wird aktuell nur mit dem Wert seiner börsennotierten Beteiligungen zzgl. Cash bewertet. Die restlichen 89 Beteiligungen und das operative Business bekommt man "geschenkt" on top.

Am Ende dürfte das Unternehmen dann wohl zwischen 4 bis 6 Prozent an eigenen Aktien zurückgekauft haben, denn es ist kaum anzunehmen, dass viele Aktionäre das Angebot zu 24 Euro annehmen werden. Kleinaktionäre können zu höheren Kursen über die Börse verkaufen und ob sich größere Anteilseigner von ihrem Aktienbestand trennen wollen, wo es zunehmend besser läuft für Rocket Internet, bleibt abzuwarten.

 Rocket Internet (Quelle: wallstreet-onlinde.de
Mein Fazit
RI macht alles richtig - und dazu kann man den viel zu hohen Ausgabepreis bei Börsengang sogar dazu zählen, denn dem Unternehmen hat es viel Geld eingebracht, während Erstzeichner bisher keine Freude am Aktienkurs hatten. Dieser zeigt seit einem Jahr aber klar nach oben, auch Dank der erfolgreichen Börsengänge von HelloFresh und Delivery Hero sowie weiteren Beteiligungsverkäufen u.a. gab man weitere 13% an DH an Naspers ab).

Rocket Internet sitzt auf einem Berg Cash und ein kleiner Teil wird dazu verwendet, einem ausstiegswilligen Großaktionär seine Aktien abzunehmen. Und das mit einem Abschlag auf den NAV sowie absolut kursschonend. Geld genug für neue Investments/Beteiligungen/Projekte ist weiterhin vorhanden, und nach Ablauf dieses zeitlich eng befristeten Aktienrückkaufprogramms wird meiner Erwartung nach wieder eine "normales" ARP gestartet werden, was den Kurs wieder nach unten absichern wird. Auch deshalb bleibt Rocket Internet für mich ein aussichtsreiches Investment.

Rocket Internet befindet sich auf meiner Empfehlungsliste und in meinem Depot.

2 Kommentare:

  1. Hallo Michael, danke für deinen Beitrag und den Blick hinter die Kulissen des ARP.

    Ich habe mich noch nicht im Detail mit Rocket Internet befasst. Interessant finde ich es allerdings schon, dass die Aktie mitten im Bullenmarkt nur zum Wert seiner Beteiligungen gehandelt wird. Ist der Markt hier einfach nur sehr ineffizient oder preist er Dinge ein, die nicht an der Oberfläche zu erkennen sind?

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    1. Ich denke, der zurückhaltende Kursverlauf bei Rocket Internet hat mehrere Gründe.

      > Hoher Ausgabepreis zum IPO im Oktober 2014 (42,50€), so dass Erstzeichner noch immer auf hohen Kursverlusten sitzen.

      > Das Businessmodell basiert darauf, Unternehmen zu gründen/aufzubauen und dann teuer zu verkaufen. Damit ist Rocket Internet stark von der allgemeinen Marktlage und der Stimmung an der Börse abhängig.

      > Niedrige Zinsen sind/waren eine der maßgeblichen Triebfedern für steigende Unternehmenspreise. Steigende Zinsen bremsen diese Effekt und daher sinken die Erwartungen an künftige Verkaufserlöse. RI hat in Finanzierungsrunden zuletzt auch bereits niedrigere Preise akzeptieren müssen für Beteiligungen - auch wenn die noch immer weit über dem liegen, was RI selbst bezahlt/rein gesteckt hat.

      > RIs Geschäftsmodell hat sich gewandelt (statt Clones erfolgreicher US-Online-Geschäftsmodelle nun eher Investments in aufstrebende Startups) und muss sich erst noch bewähren.

      > RI sitzt auf einem Berg an Geld und hat Schwierigkeiten, dieses viele Geld sinnvoll zu investieren. Das spricht für Samwer, dass er das Geld nicht einfach verpulvert wie Microsoft z.B. mit Nokia, aber die Phantasie bei RI steckt eben auch darin, dass sie neue Onlinetrends ausfindig machen, einen überschaubaren Betrag einsetzen und dann den großen Reibach machen. Mit Zalando (kam nicht über Rocket Internet, sondern war direkt ein Samwer-Invest), Delivery Hero und Hello Fresh hat RI gezeigt, dass sie es können. Die Frage ist, was kommt jetzt? Man hat noch die Global Fashion Goup (Zalando-Clones) und Home4/Westwing im Möbelbereich als große und relativ weit fortgeschrittene Startups. Über die weiteren 85 Unternehmen ist wenig bis nichts bekannt und es könne noch Jahre dauern, bis die reif sind für einen Zig-Millionen-Exit.

      Aus diesen Gründen geht der Kurs von RI bisher nicht durch die Decke. Aber seit einem Jahr geht es steig aufwärts, weil RI einen guten Job macht, profitable Exits gelingen und die übrigen großen Beteiligungen operativ gute Fortschritte machen. Daher bin ich weiterhin optimistisch für das Unternehmen und den Kurs.

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