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Samstag, 16. Februar 2019

Kissigs Kloogschieterei: Die 7. Börsenwoche im Rückspiegel mit Arista, Aumann, Corning, IT Competence Group, MBB, McCormick, Navigator Equity, Teva, TTL Beteiligung

Es dominieren weiterhin Entspannungstendenzen an den Börsen, auch was die Gefühlslage angeht. Die Berichtssaison läuft auf vollen Touren und Unternehmen, die (vermeintlich) die hohen Erwartungen nicht erfüllen, werden hart abgestraft.

So traf es meine Turnaround-Spekulation Teva Pharmaceuticals mit einem zweistelligen Kurseinbruch, nachdem man mit den 2018er Zahlen und dem Ausblick auf 2019 nicht punkten konnte. Und doch... auf Wochensicht verbleibt auf Eurobasis lediglich ein Minus von 1,1%. Man könnte daraus schließen, dass immer weniger Marktteilnehmer Instinkt getrieben agieren und stattdessen wieder mehr Ratio das Börsengeschehen bestimmt. Könnte man, aber der eine oder andere Punkt spricht doch dagegen, dass die Panikzeiten wirklich ernsthaft definitiv abschließend hinter uns liegen (hab ich da noch was vergessen? Oh ja, ultimativ!)...


Die große Politik

Am Anfang steht - natürlich - Donald Trump. Der Haushaltsstreit in den USA mit erneut drohendem Shut-Down ist vom Tisch, aber nun will das Trumpeltier die Verfassung vergewaltigen und wegen der illegalen Grenzpassagen an der mexikanischen Grenze den Nationalen Notstand ausrufen, um so am Kongress vorbei seine fünf Milliarden Dollar teure Grenzmauer durchzudrücken. Man könnte sich entspannt zurücklehnen, wenn es um einen Bananenrepublik gehen würde, aber es dreht sich um den Präsidenten und die Verfassung der USA, der stärksten und mächtigsten Macht dieser Welt. Noch, denn Trump und seine weniger werdenden Getreuen tun alles, um Amerika "brutalstmöglich" zu beschädigen.

In Europa läuft die italienische Populistenregierung weiter Amok, aber da sie "nur" Frankreich aufs Korn nimmt, kriegt das keiner so richtig mit. Währenddessen suchen Frankreich und Deutschland demonstrativ den Schulterschluss, quasi als Gegenpol zu den Separatisten.

Apropos Separatisten, nach acht Monaten Minderheitsregierung sind die Sozialisten in Spanien am Ende, weil ihnen beim Haushalt die katalonischen Nationalisten die Gefolgschaft verweigerten und nun stehen in Spanien wieder einmal Neuwahlen an. Nachdem die letzten drei (vier?) Wahlgänge jeweils ein Patt zwischen den beiden Zweierblöcken links und rechts der Mitte gebracht hatten, dürfte auch im nächsten Anlauf nur bedingt Hoffnung auf "klare Verhältnisse" bestehen. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt...

Und damit nähern wir uns dem Dauerthema Brexit an, denn der steht ja für den 29. März auf der Agenda. Normalerweise müssten alle nervös sein, aber das Thema ist inzwischen so durchgeritten, dass es keinen mehr interessiert. Die EU sag Nein zu Nachverhandlungen, die britische Premierministerin und das britische Parlament nehmen das nicht wahr und agieren im luftleeren Raum - sie erschleichen sich gegenseitig fadenscheinigste Kompromisse und glauben dann, sie könnte mal wieder bei der EU vorstellig werden, um nachzuverhandeln. Mit nichts in der Hand, wohlgemerkt, keinen neuen Ideen oder Ansätzen. Brutalstmöglich verantwortungslos. Und doch steht der Brexit erst Ende März an, da kann man sich in den nächsten Tagen erstmal noch zurücklehnen.

Die letzte Börsenwoche

Die Technologiewerte haben nicht viel gerissen zuletzt, krabbeln aber fleißig weiter nach oben. Dafür konnten in Deutschland einige Werte der zweiten Reihe stark auftrumpfen, weil sie gute Zahlen vorlegen konnten oder zumindest weniger schlecht dastehen, als die Pessimisten sich ausgemalt hatten. Ist ja eine übliche Tendenz, dass nach den großen Werten mit etwas Zeitverzögerung auch die Kleinen anspringen - sowohl beim Abwärts als auch beim Aufwärtsstreben.

Corning und Arista Networks haben mit ihren Zahlen den Markt sehr positiv überrascht und ich setze ja auf die Netzwerkausrüster als Zukunftstrend.

Auch TTL Beteiligung und Corestate Capital konnten mit ihren Zahlen für 2018 überzeugen; im Gewerbeimmobilienbereich läuft es weiterhin sehr gut und auch das Asset Management (für Dritte) wirft weiter starke und steigende Profite ab.

Hammerzahlen hat die IT Competence Group abgeliefert und nachdem man sich einige Zeit lang total verzettelt hatte (O-Ton des Vorstands), ist man nun zurück in der Spur und kann wieder punkten. Der Markt beginnt, den Aussagen und Prognosen des Vorstands wieder zu vertrauen und auch der Aktienkurs dürfte seine große Zurückhaltung ggü. den Peers nicht mehr ewig aufrechterhalten. SMC Research sieht nahezu 100% Kurspotenzial - und die Entwicklung dürfte auch Navigator Equity Solutions erfreuen, einen meiner Nebenwertefavoriten für 2019, die 75% an der ITC halten.

Bei MBB und Aumann lief es in der letzten Woche weniger rund. Dabei gab es nichts Handfestes; nur eine ziemlich negative "Studie" der Commerzbank, die ihr Aumann-Kursziel kräftig rasierten von 72,50 Euro auf 38. Die CoBa hat nun festgestellt, dass man dem Automobilzulieferer nichts mehr zutraut und sehr schlechte zahlen im vierten Quartal erwartet. Das merkt der Analyst jetzt, heute, nachdem der Automobilsektor seit mehr als einem halben Jahr abschmiert. Ganz anders das Management von Großaktionär MBB; die haben zuletzt bzgl. Aumann geäußert, dass sie von einer Eintrübung nichts spüren und Aumann an der Kapazitätsgrenze arbeiten würde. Die Zahlen von Aumann und der Ausblick auf 2019 dürften daher mit großer Spannung erwartet werden; auch von MBB und seinen Aktionären (also u.a. mir).

Und dann noch McCormick, deren Zahlen haben vor einigen Tagen den Markt sehr negativ überrumpelt und nachdem die Aktie sich dem großen Ausverkauf im Schlussquartal 2018 beinahe entziehen konnte, folgte nun ein heftiger Einbruch. Ein bisschen verdient, andererseits eine gute Gelegenheit. Denn Gewürzhersteller McCormick hat einen fast unüberwindbaren Burggraben und macht weiterhin ausgezeichnete Geschäfte. Die Bewertung ist entsprechend hoch und war nahezu auf Perfektion getrimmt. Die man dann nicht ganz erreichte. Auf Motley Fool stellte jemand neulich die entscheidende Frage bzgl. McCormick und deren potenzieller Wettbewerber: "Wo ist das Pepsi zur Coke?". Genau, McCormick hat eine ganze Reihe von kleineren Wettbewerbern, aber niemand in einer auch nur annähernd vergleichbaren Position und Größe. Und nachdem die US-Konjunktur nun nicht dramatisch eingebrochen ist, und die Amis ihre Essgewohnheiten doch nur partiell ändern (und dennoch ihre Speisen weiterhin würzen), bleibt McCormick erste Wahl.

Angst und Gier

Der Fear & Greed Index von CNN Money hat sich nach seiner Verschnaufpause in der fünften Kalenderwoche zuletzt wieder Richtung Norden entwickelt und die Marke von 70 Punkten erreicht, nachdem er die letzten beiden Wochen bei 61 Punkten notiert hatte.Anstelle extremer Angst, wie zum Jahresanfang mit einem Wert von 2, liegt er also inzwischen wieder im deutlich grünen Bereich, womit er sich im "Entspannt-Modus" bewegt und die große Aufgeregtheit erstmal hinter sich gelassen zu haben scheint. Mit Näherrücken des Brexit-Tages am 29. März dürfte die Nervosität in Europa deutlich zunehmen, während die Amis es sich vermutlich mit Popcorn auf der Couch gemütlich machen und einfach zusehen. Ich bin mir fast sicher, dass Amazon oder Netflix bald eine Serie aus dem Brexit machen werden...

Auf gut Börsengeschäfte. Es bleibt spannend...

1 Kommentar:

  1. Hallo Michael,
    interessanter und lesenswerter Kommentar - so wie eigentlich immer.
    Ein Lob eines sonst eher stillen Mitlesers.
    Herzliche Grüße
    rickrack

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