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Freitag, 26. Februar 2021

Kissigs Aktien Report: Makleraktien: Eintagsfliegen oder Dauerbrenner?

Im Rahmen meiner Kooperation mit dem "Aktien Report" von Armin Brack nehme ich mir in unregelmäßigen Abständen interessante Unternehmen vor. Die Ausgaben des "Aktien Reports" und/oder "Geld Anlage Reports" erreichen ihre Leser samstags kostenlos und "druckfrisch" im Email-Postfach und man kann sich ▶ hier beim "Geld Anlage Report" anmelden. Bonbon für die Leser meines Blogs: einige Tagen später darf ich die Analysen dann auch hier veröffentlichen.

Aktien Report Nr. 31 vom 19.02.2021

Makleraktien: Eintagsfliegen oder Dauerbrenner?

Es geht turbulent zu an den Börsen, jeden Tag wird eine andere Sau durchs Dorf getrieben und die Börsianer hecheln den neusten und angesagtesten Aktien hinterher. Mit Vermögensaufbau und langfristigem Investieren hat das Geschehen immer weniger zu tun und viele altgediente Anleger schütteln verwundert den Kopf. Manch einer fühlt sich sogar in die Zeit vor zwanzig Jahren zurückversetzt, als die Internet- und Telekommunikationsaktien die Börsen in die Höhe katapultierten, um dann ab dem Frühjahr 2000 kolossal zu kollabieren. Wie Ikarus waren sie der Sonne zu nah gekommen und das Wachs, das ihre Flügel zusammenhielt, schmolz.

Das Wachs aus der griechischen Mythologie ist heute die Liquidität. Und darin liegt auch ein wesentlicher Unterschied zwischen den heutigen Kurssteigerungen und denen Ende der 1990er Jahre. Anders als damals dreht die US-Notenbank heute dem Markt nicht durch mehrere massive Zinsanhebungen den Saft ab, sondern sie flutet die Börsen weiterhin auf höchstem Niveau mit frischem Geld.

Der zweite große Unterschied zu "damals" liegt darin, dass die damaligen Visionen von nahezu unbegrenzter Datenkommunikation und überall verfügbarem Internetzugang Realität sind und dass viele der jungen, innovativen Unternehmen tragfähige Geschäftsmodelle aufweisen, auch wenn sie noch nicht profitabel sind. Ende der 1990er Jahre kamen haufenweise Unternehmen neu an den Markt, die nicht mehr waren als eine Idee und die nicht selten noch nicht mal ein fertiges Produkt im Angebot hatten.

Aber… Amazon

Die Mahner ziehen gerne Amazon als Paradebeispiel heran, weil deren Kurs damals um mehr als 90 Prozent einbrach und es knapp zehn Jahre dauerte, bis die früheren Höchststände wieder erreicht wurden. Aber wie heißt es so schön? Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich…

Amazon war im Jahr 2000 ein hochgejubelter Internetbuchhandel. Seine Zukunftsperspektive lag darin, dass die Leute immer mehr Bücher über das Internet kaufen und nicht mehr im stationären Buchhandel. Und damit war die Geschichte zu ende. Heute ist Amazon eine Online-Plattform, über die es fast alles zu kaufen gibt. Das Unternehmen erzeugt hohe und wachsende Cashflows, aus denen es sich und seine enormen Investitionen finanziert. Es ist Mutter von AWS, dem global führenden Cloudanbieter, der Milliarden an Gewinnen einspielt. Amazon ist ein führender Logistikanbieter, der inzwischen die zweitgrößte Flachflugzeugflotte der Welt (hinter FedEx) hält und ist systemrelevant bei der Versorgung der Bevölkerung mit Grundnahrungsmitteln und lebensnotwendigen Dingen des täglichen Bedarfs, wie wir zu Anfang der Coronakrise erleben durften.

Das Amazon von heute ist überhaupt nicht mit dem Amazon von vor 20 Jahren zu vergleichen. Aus dem "Me-too-Internetshop" ist das führende Internet-Powerhouse der westlichen Welt geworden.

Steigende Volatilität

Der dritte wesentliche Unterschied zu 2000 ist, dass "damals" viele unbedarfte Neueinsteiger an die Börse kamen und "verbrannt" wurden. Die Deutsche Telekom wurde an den Markt geführt und als Volksaktie angepriesen. Den Höchstkurs von über 100 Euro hat die Aktie bis heute nicht wieder gesehen. Und es gab eine Vielzahl unreifer und sogar betrügerischer Unternehmen, die an die Börse kamen. Eine Vielzahl von Skandalen erschütterte das Vertrauen der jungen Anlegerschar.

Seit der Coronakrise gibt es einen regelrechten Boom auf Aktien und die Broker können die Nachfrage nach Depoteröffnungen kaum bedienen, so groß ist der Andrang. Anders als die Profis, die ihre Aktien im Corona-Absturz verkauften, griffen die Neuanleger beherzt zu und fuhren in der anschließenden Börsenerholung enorme Gewinne ein. Das spricht sich rum, dieses "leicht verdiente Geld", und immer mehr Erstanleger wollen auch das schnelle Geld machen. Zumal es an Anlagealternativen fehlt, denn Zinsen auf dem Sparbuch gibt es keine mehr. Das war vor 20 Jahren anders, als man noch fünf oder sechs Prozent auf dem Tagesgeldkonto einstreichen konnte. Heute sind Aktien als Geldanlage weitgehend alternativlos. Und die Scheu der Älteren vor Aktien, die teilt die junge Generation nicht.

Von der Entwicklung und dem ungebremsten Zustrom neuer Anleger profitieren alle. Die Börsenplätze, weil es mehr Handelsaktivität gibt, ebenso die Broker. Gleichzeitig nimmt die Emotionalität zu und damit die Volatilität. Künstliche Intelligenz und automatisierte Handelssysteme verstärken noch die kurzfristigen Börsentrends und sorgen für stärkere Schwankungen. Und neue Medien sorgen für Umsatz, wenn 16-jährige "Influencer-Sternchen" nicht mehr über Mode youtuben, sondern über die neuste, heiße Aktie.

In einem steigenden Markt zahlen sich auch viele dumme Investmentideen aus. Und wenn nur genügend Follower den Tipps hinterherjagen, zahlen sie sich für genügend frühe Käufer aus, so dass jeder dabei sein will. FOMO, die Angst, nicht dabei zu sein.

Broker als Profiteure!?

Die Aktien der Makler und Broker profitieren von der neuen Lust auf Aktien. Jeder neue Kunde bringt Geld mit und die durchschnittliche Handelsaktivität nimmt stetig zu. Es ist ein Schlaraffenland – und es stellt sich die entscheidende Frage, ob diese Entwicklung anhält oder ob sie vielleicht bald abrupt endet.

Das Apokalypse-Szenario geht von einem Börsencrash aus, bei dem viele neue Anleger viel Geld verlieren und sich dann für immer aus dem Börsenhandel zurückziehen. Klingt logisch, weil es vor 20 Jahren ja genauso passierte. Und "dieses Mal ist alles anders" sind ja bekanntlich die fünf teuersten Worte an der Börse, lehrte uns schon Sir John Templeton.

Doch wie ich oben ausführte, ist heute vieles anders als vor 20 Jahren und wenn die Voraussetzungen andere sind, wäre es ja widersinnig, vom gleichen Ergebnis auszugehen.

Schauen wir auf die jüngere Geschichte, dann sehen wir starke Korrekturen an den Börsen. Anfang 2016 infolge des Ölpreiscrashs, im Frühjahr 2018 und dann Ende 2018 gleich nochmal. Und natürlich der Corona-Crash im Frühjahr 2020. In allen haben Anleger viel Geld verloren. Und alle waren nach wenigen Wochen wieder korrigiert. Nicht durch Zauberhand oder Zufall, sondern weil die Liquidität im Markt so groß ist und sie keine Alternativen zu Aktien hat. Wann immer die Kurse stärker einbrechen, steht Kaufinteresse und viel Geld parat, um wieder in den Markt zu drängen. Das bremst den Absturz und treibt dann nach kurzer Zeit die Kurse wieder in die Höhe. Wer sich im Kurseinbruch aus dem Markt hat drängen lassen, muss den steigenden Kursen fassungslos hinterherschauen. Dann kommt schnell das Gefühl auf, ein Loser zu sein, weil man sich gefürchtet hat und zum Verkauf verleiten ließ. Also kauft man teurer die Aktien zurück – und erzählt es keinem. Den Freunden gegenüber berichtet man natürlich nur von seinen Erfolgen.

Es ist die Liquidität, die die Märkte bewegt und es fließt weiterhin viel Liquidität in die Wirtschaft und in die Börse. Daher sind die Kursrisiken begrenzt und das Szenario von frustrierten und pleitegegangenen Neuanlegern eher unwahrscheinlich. Trotz der zunehmenden kreditfinanzierten Aktienkäufe.

Also was?

Wir können also festhalten, dass das Geld nicht von der Börse abfließt, dass tendenziell weiteres Geld hinzukommt, dass immer mehr Privatanleger auf der Suche nach dem schnellen Kursgewinn sind und viele „alternative“ Investmentgurus großen Zulauf haben. Aus diesem Mix ergibt sich eine stark steigende Handelsaktivität und damit rosige Aussichten für Broker. Und ihre Aktionäre.

Tradegate AG Wertpapierhandelsbank

Ist von Tradegate die Rede, ist zumeist die Börse Tradegate Exchange gemeint. Dabei gibt es noch die börsennotierte Tradegate AG Wertpapierhandelsbank, die zwar Betreiber der Börse ist, aber an ihr nur (noch) Minderheitsgesellschafterin. Die Börse Tradegate wird von der Tradegate Exchange GmbH betrieben und diese gehört zu 59,98 Prozent der Deutsche Börse AG, dem Verein Berliner Börse e.V. zu 20,02 Prozent und der Tradegate AG Wertpapierhandelsbank GmbH zu 19,99 Prozent.

Diese Tradegate AG Wertpapierhandelsbank wiederum gehört zu 56,2 Prozent der Berliner Effektengesellschaft, zu 19,62 Prozent der BNP Paribas, weitere 19,99 Prozent gehören der Deutsche Börse AG und nur 4,18 Prozent der Aktien befinden sich im Streubesitz.

Die Tradegate AG Wertpapierhandelsbank ist als Skontroführer an der Frankfurter Wertpapierbörse sowie der Börse Berlin tätig und hat weitere Börsenzulassungen in München, Stuttgart, Düsseldorf, Hamburg und Hannover. Sie ist ein Market Maker, der fortlaufend in rund 10.000 Wertpapiergattungen, überwiegend Aktien, An- und Verkaufspreise stellt. Und da hierfür keinerlei Gebühren oder Provisionen anfallen, anders als auf XETRA oder an der Frankfurter Börse, erfreut sich Tradegate als Handelsplatz immer größerer Beliebtheit. Das geht inzwischen sogar so weit, dass teilweise auf Tradegate mehr Umsatz in einzelnen Wertpapieren erfolgt als auf XETRA.

2020 verlief für Tradegate hervorragend. Mitte Januar meldete man vorläufige, noch ungeprüfte Zahlen für das Geschäftsjahr 2020 und dabei eine Steigerung des Gewinns vor Steuern und vor Zuführung zum Fonds für allgemeine Bankrisiken von rund 568 Prozent auf etwa 180 Millionen Euro. Getragen war das sehr gute Jahresergebnis überwiegend aus dem Anstieg der Transaktionen, die die Gesellschaft als Market Specialist an der Tradegate Exchange getätigt hat.

Die Einzelgeschäfte stiegen um etwa 200 Prozent auf 54,18 Millionen Transaktionen. Da die durchschnittliche Transaktionsgröße im Jahre 2020 tendenziell rückläufig war, stieg das entsprechende Handelsvolumen geringer um rund 165 Prozent auf gut 324 Milliarden Euro. Hier machen sich die vielen neuen Kleinanleger bemerkbar, die einerseits für eine erhöhte Handelsaktivität sorgen, andererseits aber eben auch mit deutlich kleineren Summen ordern.

Die Gesellschaft wird einen größeren Teil der Nachsteuergewinne verwenden, um das Eigenkapital zu stärken und an die erheblich gestiegenen Handelsvolumina anzupassen. So wird das Eigenkapital einschließlich Fonds für allgemeine Bankrisiken von aktuell rund 58,5 Millionen Euro voraussichtlich um etwa 130 Prozent auf ungefähr 134,5 Millionen Euro anwachsen. Je mehr die Kunden handeln, desto mehr Wertpapiere befinden sich, wenn auch nur vorübergehend, im Besitz des Brokers und er braucht nötigenfalls entsprechende Sicherheiten - in Form von Eigenkapital.

Darüber hinaus wird der Hauptversammlung eine um 169 Prozent erhöhte Dividende von 1,80 Euro je Stückaktie vorgeschlagen, wodurch die Aktionäre neben den üppigen Kurssteigerungen am Unternehmenserfolg beteiligt werden sollen.

Und auch im aktuellen Jahr setzt sich der Boom bisher ungebremst fort. Gegenüber dem Vergleichsmonat Januar des Vorjahres betrug das Wachstum 182,5 Prozent bei der Transaktionszahl und 121,5 Prozent beim Handelsvolumen. Am 28. Januar wurde auf Tagesbasis mit gut 903.000 Transaktionen und einem Volumen von 3,55 Milliarden Euro ebenfalls ein neuer Umsatzrekord aufgestellt.

Das klingt sehr positiv. Allerdings muss man natürlich bedenken, dass der Corona-Boom in 2020 nicht am Jahresanfang einsetzte, sondern erst gegen Mitte des Jahres. Insofern sind im ersten Quartal und im ersten Halbjahr die Steigerungsraten sehr hoch und werden sich aufgrund der stark erhöhten 2020er-Basis dann im Jahresverlauf abschwächen. Was kein Grund zur Sorge oder Ausdruck eines geringeren Erfolgs ist, sondern mathematischer Natur (Basiseffekt).

Lang & Schwarz

Eine besondere Rolle in der Brokerlandschaft nimmt Lang & Schwarz ein. Die Lang & Schwarz TradeCenter AG & Co. KG betreibt eine Handelsplattform für außerbörslichen Handel in Deutschland mit den längsten Handelszeiten. Kunden von über rund 20 Partnerbanken wird der Handel mit in- und ausländischen Aktien, Fonds, Bonds und ETFs, sowie mit derivativen Produkten der Lang & Schwarz Aktiengesellschaft angeboten. Sie ist Market Maker an der LS Exchange, dem elektronischen Handelssystem der Börse Hamburg, auf Xetra, an der Wiener Börse und an der BX Swiss. Die Lang & Schwarz Broker GmbH bietet klassisches Brokerage, Market Making, sowie Beratung beim Going Public, inklusive IPO- und Corporate-Finance-Beratung an.

Der besondere Clou bei L&S ist Wikifolio. Diese Social-Trading-Plattform startete 2012 und seit 2013 ist L&S an der Wikifolio-Betreiberin Wikifolio Financial Technologies AG beteiligt. Praktisch jedermann kann ein eigenes Wikifolio anlegen und mit Wertpapieren bestücken. Nachdem er seine Handelsidee beschrieben hat, kann er es publizieren und später auch für Anlegergelder freischalten lassen. Anleger können dann in dieses Wikifolio Geld investieren und nehmen an dessen Entwicklung direkt teil. Wie ein Fonds, nur ohne Fondsgesellschaft und von einer Privatperson betrieben.

Für Lang & Schwarz ist das ein glänzendes Geschäft, denn alle Transaktionen der Wikifolios werden ausschließlich über die LS Exchange abgewickelt. Wer immer ein Wertpapier in sein Wikifolio kaufen oder es daraus verkaufen will, muss diesen Handel mit L&S abschließen. L&S stellt den Kurs und die Spreads sind dabei nicht immer klein. Teilweise wird eine prozentual zweistellige Spanne aufgerufen. Und L&S verdient, weil sie diese Orders in Echtzeit an anderen, externen Börsenplätzen platziert und so ihren Gewinn aus dem Spread einstreicht.

Zusätzlich ist Lang & Schwarz indirekter Profiteur der "Robin Hood-Anleger". Denn der Neobroker TradeRepublic wird von Eröffnungsanträgen für neue Kundendepots geradezu überrannt und TradeRepublic wickelt seine Orders ausschließlich über die LS Exchange ab.

Etwas traurige Berühmtheit und reichlich Ärger handelte man sich kürzlich ein, als die "Redditeers" ihren privaten Angriff auf die Shortseller starteten. Aktien mit sehr hohen Quoten an Leerverkäufen, wie GameStop, AMC, aber auch BlackBerry oder Nokia wurde gezielt gepusht und hochgekauft und so die Shortseller zum Eindecken ihrer Position gezwungen – mit teilweise horrenden Verlusten.

Die Kunden kauften viele der Aktien auf Kredit und das wuchs den Brokern über den Kopf. Robin Hood in den USA untersagte seinen Kunden den Kauf weiterer solcher Aktien und ließ nur noch Verkäufe zu. Und in Deutschland agierte TradeRepublic ähnlich. Zeitweise waren die Handelsplätze unter dem hohen Kundenansturm in die Knie gegangen und einer der Gründe für das "Handelsembargo" war, den „normalen“ Kunden wieder Ordermöglichkeiten zu geben.

Andere vermuteten eine Verschwörung hinter der Aktion, da Robin Hood dem Hedge Fonds Citadel gehört, der auch hinter dem Shortseller Melvin Capital steht, der durch die GameStop-Aktion in milliardenschwere Schieflage geraten war.

Auf dem Hochpunkt der Handelsaktivität musste TradeRepublic feststellen, dass die LS Exchange nicht in der Lage war, die Orderflut zu bewältigen. Man schaltete daher auch noch Tradegate zu – doch auch diese Plattform war am Ende mit dem Volumen überfordert. Da TradeRepublic gerade nach Frankreich expandiert und an die LS Exchange nur vertraglich gebunden ist, besteht seitdem die Sorge, TradeRepublic könnte mittelfristig auf einen anderen Handelsplatz ausweichen. Das wäre für Lang & Schwarz schon ein heftiger Schlag. Andererseits sind auch andere Handelsplätze in die Knie gegangen, so dass ein Wechsel keine Garantie auf Besserung bietet. Klar ist jedoch, dass L&S hier schnell und massiv in einen Ausbau der Kapazitäten investieren muss.

TradeRepublic wiederum sieht sich mit dem Ärger vieler Anleger konfrontiert, die teilweise auf hohen Verlusten sitzen und dafür das Handelsembargo verantwortlich machen. Inwieweit der aktuelle Kundenandrang die abwandernden Kunden kompensieren kann und ob sich hier eventuell ein nachhaltiger Imageschaden entwickelt, ist noch nicht abzusehen.

Die von Lang & Schwarz vorgelegten Zahlen waren ebenfalls eindrucksvoll. Das vierte Quartal 2020 war das Beste der Unternehmensgeschichte, in dem der Gewinn gegenüber dem Vorjahr versiebenfacht werden konnte.

Auch das Gesamtjahr beeindruckte. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit hat sich auf Jahresbasis auf 55,058 Millionen Euro verzehnfacht, während sich das Ergebnis aus der Handelstätigkeit von 18,224 auf 79,309 Millionen Euro mehr als vervierfachte. Die Zuführung zum Fonds für allgemeine Bankrisiken mindert das Konzernergebnis 2020 um insgesamt 6,832 Millionen und Steuern vom Einkommen und Ertrag um insgesamt 17,319 Millionen Euro.

Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit wurde kontinuierlich von Quartal zu Quartal gesteigert und führte für das Jahr 2020 zu einem neuen Rekordjahresüberschuss in Höhe von 30,906 Millionen nach 0,710 Millionen Euro im Vorjahr.

Lang & Schwarz will nach der Nullrunde im Vorjahr eine Dividende je Aktie von 4,00 Euro ausschütten und hat zudem einen Aktiensplit von 1:3 angekündigt.

Stellt sich auch hier die Frage nach der Nachhaltigkeit. 2020 war ein Rekordjahr und die starken Zuwächse setzen sich bisher ungehindert fort. Bis Mitte Februar wurde bereits das Ergebnis der Handelstätigkeit aus dem gesamten vierten Quartal 2020 übertroffen - und das war bekanntlich das beste Quartal der Unternehmensgeschichte. Es ist also daher bereits heute schon absehbar, dass das erste Quartal 2021 das neue beste Quartal der Unternehmensgeschichte werden wird.

Hinsichtlich des Basiseffekts und der Abschwächung der prozentualen Steigerungsraten ab dem zweiten Halbjahr 2021 aufgrund der im zweiten Halbjahr 2020 massiv angezogenen Werte, gilt das gleiche wie bei Tradegate: kein Grund zur Sorge und kein Zeichen für ein Nachlassen des Booms.

Mein Fazit

Mit Börsendienstleistern ist viel Geld zu machen. Der Run der (neuen) Privatanleger auf die Börse ist bisher ungebrochen und legt sogar weiter zu. Selbst die Turbulenzen mit den zweimaligen starken Eibrüchen in 2018 sowie der heftige Corona-Börsencrash im Frühjahr haben keinen bleibenden Schaden verursacht. Bisher. Das liegt sicherlich auch daran, dass sich die Kurse relativ schnell wieder erholt haben und die hohe Volatilität suggeriert immer neue und noch größere Chancen. Und dank der Liquiditätsschwemme an den Märkten gibt es auch keinen Grund, weshalb sich an diesem Muster etwas ändern sollte.

Interessant wird in diesem Zusammenhang die Entwicklung der Inflation. Die zieht nämlich zuletzt deutlich an und das Drehen an der Zinsschraube ist ja eines der beliebtesten Mittel der Notenbanken, um die Inflation zu drücken. Weil man damit der Wirtschaft den Sauerstoff abdreht und sie verlangsamt. Doch genau dieser Effekt sollte angesichts der historischen Einbrüche der Bruttoinlandsprodukte vermieden werden und daher werden die Notenbanken eher höhere Inflationszahlen in Kauf nehmen als den Tod der Volkswirtschaft. Und damit steigt tendenziell der Bedarf an Sachwerten, also Immobilien und Aktien, weiter an. Was für eine Fortsetzung der seit Jahren anhaltenden Sachwertinflation spricht und damit für rege Handelstätigkeiten an den Börsen. Wasser auf die Mühlen der Broker und Handelsplätze wie Tradegate und Lang & Schwarz.

Disclaimer: Habe Amazon, Lang & Schwarz auf meiner Beobachtungsliste und/oder in meinem Depot.

5 Kommentare:

  1. Danke. Sehr informativ.
    was ist deine Meinung zu Wallstreet Online?
    Wegen den Zahlen ist die Aktie abgetaucht.....
    VG
    Daniel

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    1. Moin Daniel,
      ich glaube nicht, dass der Markt von den Zahlen von wallstreet-online enttäuscht war. Es ist momentan eher der Abverkauf bei bisher gut gelaufenen Wachstumswerten und die Angst davor, dass sich die positiven Effekte als einmalige Corona-Zuwächse erweisen und danach wieder Tristesse herrscht. Ich denke, die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Dass ein bisschen Euphorie aus den Kursen entweicht, ist gesund. Und legt den Boden für die nächste Aufwärtswelle. Die Makler- und Brokerunternehmen dürften noch lange Zeit von den vielen Neuaktionären profitieren und da diese handelsaktiver sind, wirkt sich das gleich doppelt positiv aus für Tradegate, Lang & Schwarz - und auch wallstreet-online.

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    2. Vielen Dank für deine Einschätzung.

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  2. Das was die Generation Retalin heute mit ihren Smartphones anstellt, nannte man früher Dienstmädchen-Hausse :-)
    Das war im Jahr 2000 so ähnlich. Lediglich die Zinspolitik der Notenbanken war anders.
    Der Satz "Diesmal ist alles anders" ist der teuerste Satz an der Börse.

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    1. Richtig, dieses Mal ist nicht alles anders. Aber es ist einiges anders als 2000. Und daher komme ich zu dem Ergebnis, dass sich der Absturz von 2000 in 2021 nicht wiederholen muss - weder in Form eines Crashs noch in Gestalt von dauerhaft aus dem Markt flüchtenden Anlegern.

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