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Sonntag, 1. Oktober 2023

Kissigs Kloogschieterei: Augen auf… die Notenbanken

Die Notenbankpolitik bestimmt weiterhin die Stimmung an den Märkten. Dabei hielt die Fed ihre Zinssätze konstant, aber sie hob ihre Prognosen für die Zinssätze Ende 2024 auf 5,1 % und für 2025 auf 3,9 % an. Das liegt nur marginal über ihren Prognosen vom Juni, aber einige Marktteilnehmer fühlten sich 'aggressiv' überrascht und die Börsen gingen daraufhin erstmal wieder auf Tauchstation.

Die Inflation ist 'sticky' und die Zinsen werden 'higher for longer' bleiben. Das dürfte längst eingepreist sein von den Börsen, zumal die Energiepreise momentan eher für Inflationsdruck sorgen und nicht für Entspannung. Die hohen Zinsen werden zunehmend zur Belastung für Verbraucher und Unternehmen und obwohl den ausufernden Kreditkartenschulden inzwischen erhöhte Kreditausfallquoten folgen, zeigt sich die Lage bei den Unternehmenskrediten weiterhin ruhig. Die oftmals variabel verzinsten Kredite führen zwar zu deutlich höheren Zinskosten, aber die Kreditausfälle liegen weiterhin bei unter 2 %. Und das hat Folgen…

Denn diese Entwicklung bedeutet, dass diejenigen, die variabel verzinste Kredite an Unternehmen vergeben, einerseits von den höheren Zinseinnahmen profitieren, andererseits aber keine erhöhten Belastungen zu schultern haben. Auch das erklärt die starke Performance der Aktien von Alternativen Asset Managern und Business Development Companys.

Und es gibt noch eine weitere Erkenntnis: Small Caps performen schlechter als Large Caps und auch hier spielen die Zinsen eine Rolle. Denn viele der großen Konzerne, wie Apple oder Microsoft, erzeugen hohe Cashflows und horten hohe Cash-Bestände. Sie haben sich in den letzten Jahren zu niedrigsten Zinsen verschuldet und benötigen kein zusätzliches Fremdkapital, während sie für ihren Cash-Bestand inzwischen bis zu 5 % an Zinsen einfahren. Microsoft hat z.B. über das letzte Jahr verteilt unverändert 492 Mio. USD an Zinsen bezahlt, aber im Gegenzug 905 Mio. USD an Zinsen eingenommen statt der vorherigen 552 Mio. In unserer neuen alten Welt bringt jetzt sogar wieder Cash Rendite, wer hätte das vor anderthalb Jahren noch gedacht?

Starökonom John Maynard Keynes sagte mal: "Wenn sich die Fakten ändern, ändere ich meine Meinung". Auch Anleger müssen stets aufgeschlossen sein und Veränderungen in ihre Anlageentscheidungen einfließen lassen. (Nur) so klappt's am Ende mit der Rendite.

Alles Gute für euer Geld!
Michael C. Kissig

Disclaimer: Habe Apple, Microsoft auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.

2 Kommentare:

  1. MichaelAUX01.10.23, 16:55

    Und daher macht es in diesen Zeiten Sinn besonderes Augenmerk auf den Schuldenstand der Unternehmen zu richten in die man investieren will. Ein hoher Cashflow mag ja eine feine Sache sein nur wenn im Hintergrund eine deftige Zinsbombe ob eines exorbitanten Schuldenbergs tickt ist es ganz schnell Schluß mit lustig. Dem ein oder anderen gern gekauften Dividendenzahler sollte man diesbezüglich genau in die Bilanz schauen,sehr genau. Auf der anderen Seite gibt es bei intensiverer Recherche bspw. über den Aktien Guide (nutze ich sehr gern) sehr viele völlig unter dem Radar laufende Firmen mit blitzsauberer Bilanz die das Wort Schulden praktisch nur aus dem Duden kennen. In diesem Sinne schönen Sonntag noch.

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    1. Da haste völlig Recht, Michael. Es gibt einige 'tickende Zeitbomben' in den Unternehmensbilanzen, die man sich immer ansehen sollte, bevor man investiert. Und auch, wenn man bereits investiert ist. Die Verschuldung ist eine solche Gefahrenquelle, wenn nämlich alte Kredite beim Auslaufen nicht getilgt sind, sondern refinanziert werden müssen. Muss das Unternehmen dann 7 % statt 2 % bezahlten, schlägt das voll auf das Finanzergebnis und die Gewinne durch - über die ganze Laufzeit. Die Liquiditätslage ist auch nicht zu unterschätzen: in Deutschland ist Illiquidität ein Insolvenztatbestand und das kann auch ansonsten äußerst robust aufgestellte Unternehmen treffen. Anfang 2022 hat die gesamte Energiebranche unter diesem Problem zu leiden gehabt und war händeringend auf der Suche nach Liquiditätseinschüssen - viele mussten staatliche Hilfen/Rettungsschirme in Anspruch nehmen, trotz teilweise hoher Gewinne. Ein völlig unterschätztes Problem, daher sollte man sich schon ansehen, ob der Cashflow längere Zeit negativ ist und wie der Netto-Cash-Bestand sich entwickelt. Und auch der Goodwill in der Bilanz sollte im Blick behalten werden, denn wenn die Geschäfte schlecht laufen müssen ggf. Abwertungen auf Geschäftsbereiche bzw. Tochterunternehmen vorgenommen und dem entsprechend Goodwill aus der Bilanz abgelassen werden. Was dann voll auf den Gewinn durchschlägt und ggf. auf das Eigenkapital. Und wenn das Eigenkapital sinkt, ist das ein weiteres starkes Warnsignal, denn es könnte eine Kapitalerhöhung nötig sein und/oder die Bonität verschlechtert sich und die Finanzierungskosten schnellen in die Höhe. Und das macht die Lage keinesfalls besser/leichter.

      Bei Dividendenzahlern sollte man daher nicht nur auf die Dividendenrendite starren, sondern auch die Ausschüttungsquote (zu Cashflow und Gewinn) im Blick haben und dass Dividenden nicht aus der Substanz ausgeschüttet werden, zudem die Dividendenkontinuität und man sollte ggf. lieber auf Dividendenwachstum als auf Dividendenhöhe setzen.

      Wie Warren Buffett sagt: "Investing is simple, but not easy". ツ

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