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Dienstag, 20. Oktober 2015

IBM kriegt einfach die Kurve nicht (mehr)...

Der Zahl 13 hängt ja der Ruf an, Unglück zu bringen, und so waren IBMs Zahlen zum 2. Quartal auch dem entsprechend schlecht, denn IBM-Chefin Ginny Rometty hatte den den dreizehnten Umsatzrückgang in Folge vermelden müssen. Und wer gedacht hat, nach IBMs Big Blues würde alles besser, wurde jüngst - mal wieder - eines Bessern belehrt.

Denn IBMs Zahlen zum 3. Quartal sind rekordverdächtig schlecht! Nicht nur, dass es der vierzehnte Umsatzrückgang in Folge ist und dass die Gewinne weiter schmelzen wie Eis in der Sahara, sondern IBM hat es fertig gebracht, schlechter abzuschneiden als die schlechteste aller Analysten-Prognosen. Folgerichtig kassiert man dann auch gleich noch die Jahresprognosen, denn wenn man schon einen Lauf hat...

Das Bild des Grauens in aller Kürze
Die Umsätze sanken im 3. Quartal um 14% auf 19,3 Mrd. USD und die Gewinne in den fortgeführten Geschäftsbereichen lagen mit 3 Mrd. USD um ebenfalls 14% unter dem Vorjahreswert. Unter dem Strich stieg zwar der Gewinn von 18 Mio. USD auf 2,95 Mrd. USD, allerdings hatte IBM im Vorjahresquartal seine verlustträchtige Chipsparte verkauft und eine entsprechend hohe Abschreibung vornehmen müssen.

In der Cloud geht es voran. Aber zu langsam
Während die klassische Computersparte geradezu implodiert und mit 1,49 Mrd. USD um 39% geschrumpfte Umsätze verkraften muss, wächst IBM in der Cloud um 45%. Hier liegt der neue Fokus des Tech-Riesen und viele IBM-Anhänger, zu denen mit 8,2% Anteil auch Warren Buffett als größter Aktionär gehört, setzen alle Hoffnungen auf eine erfolgreiche Transformation. Doch der Wandel ist längst zur Dauerbaustelle geworden und 45% Wachstum klingt auf den ersten Blick beeindruckend, doch wenn man sieht, dass die großen Konkurrenten Amazon (29% Weltmarktanteil), Microsoft (11%) und auch SAP hier viel schneller, erfolgreicher und gewinnträchtiger wachsen, dann wirkt IBMs (7%) Wachstum hier wie ein Zwei-Spänner auf der Autobahn. Isoliert betrachtet vielleicht ganz flott unterwegs, aber im Vergleich mit der Konkurrenz allenfalls standspurtauglich.

Prognosen kassiert
Natürlich wird vor allem auf den starken Dollar geschaut und er hat auch negative Auswirkungen auf IBMs Zahlenwerk. Doch auch die Konkurrenz hat mit diesem Problem zu kämpfen und schlägt sich weitaus besser. Und IBM schwächelt gerade auch in Nordamerika, wo ihm die Mitbewerber den Schneid abkaufen. So kommt es nicht unerwartet, dass IBM seine Jahresprognosen zusammenstreichen muss. Anstelle von 15,75 bis 16,50 USD erwartet man nun nur noch einen Gewinn zwischen 14,75 und 15,75 USD. Der "Fortschritt beim Wandel", den Ginni Rometty ausgemacht haben will, kann den Tanker nicht auf Spur halten...

 IBM in $ (Quelle: comdirect.de)
Einschätzung
IBM steckt in der Krise, weil der als notwendig erkannte Wandel hin zu Software, Dienstleistungen und Cloud zwar angegangen wird, aber viel zu langsam Früchte trägt. Die Mitbewerber tänzeln um IBM herum und schneiden sich die Filetstücke aus dem Dino, der nur hilflos mit ansehen kann, wie die flinken Herausforderer längst zu den Marktbeherrschern geworden sind, während sich IBM selbstverloren hinterher schleppt.

Ich stehe bei IBM weiterhin an der Seitenlinie und sehe keine günstige Einstiegsgelegenheit. Denn die optisch niedrige Bewertung ist es nur auf den ersten Blick, denn IBM siecht vor sich hin und die Gewinne je Aktie steigen nur deshalb, weil IBM seinen Cashflow dazu verwendet, in großem Stil eigene Aktien zurückzukaufen. Aufwachen!!! IBM täte gut daran, sich endlich mal um sein operatives Business zu kümmern, anstatt sich durch Aktienrückkäufe künstlich attraktiv zu rechnen. Für mich wird IBM immer mehr zur Value Trap, das Unternehmen stirbt einen langsamen Tod auf Raten. Ein wahrer Dinosaurier eben, der seinen Ende entgegen siecht, weil er dem Wandel seines Lebensumfeldes einfach nicht gewachsen ist. Und es ist nicht abzusehen, ob IBM das Ruder irgendwann herumreißen kann. Noch verdient man genug Geld, um gegensteuern zu können, aber es macht nicht den Anschein, als würde dies passieren. Die Tickets für diese Titanic sehen günstig aus. Aber es ist eben die Titanic und die Eisberge warten schon, während IBM strikt den eingeschlagenen Kurs hält. Aber ohne mich...

14 Kommentare:

  1. Solche Ergebnisse hätten andere Konzerne im Krisenmodus wohl gerne. Wobei IBM ja auch mehr Bank als IT Dienstleister ist.

    Ich halte es für ziemlich unwahrscheinlich, dass in den gehypten Bereichen Analytics & Big Data in nächster Zeit gute Margen möglich sind. Wenn praktisch JEDER HW and SW Hersteller in diesem Bereich seine Zukunft sieht...

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    1. IBM verdient weiterhin Geld und generiert (noch) hohe Cash-flows. Aber es ist ja absehbar, dass dies endlich ist, wenn das Geschäft weiter so erodiert. Und dass in den neuen Bereichen, die der Hoffnungsträger sind, die Margen unter Druck stehen, ist ja auch kein gutes Zeichen. Die Konkurrenz, auf die IBM hier trifft, hat ebensolche guten Cash-flows und Cash-Polster und den langem Atem, hier Preiskämpfe knallhart zu führen. Ob Oracle, oder Amazon oder Microsoft, die ringen um jeden Kunden, weil hier gerade der Markt verteilt wird.

      .: Das Geld liegt in der Cloud
      .: Die Cloud-Kriege

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  2. Als Investor wäre es interessant sich nicht auf den Competitiven Bereich sondern die Nische zu konzentrieren. Voraussetzung für Cloud Dienste sind entsprechende Internet und Netzwerkverbindungen und in dem Business fallen mir nur Cisco und Nokia/Alcatell ein...

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    1. Richtig, für die Cloud sind Speicher nötig, also profitiert Western Digital. Und natürlich muss jemand die Datenautobahn (aus-)bauen, das macht Cisco. Beide habe ich auch aus diesem Grund auf meiner Empfehlungsliste. Und ich liebäugle mit Ericsson...

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  3. hi
    und was ist mit Watson
    https://de.wikipedia.org/wiki/Watson_(K%C3%BCnstliche_Intelligenz)
    das Potenzial ist doch nicht in geringsten eingepreist !
    tschü

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    1. Der Markt für Anwendungen ala Watson ist ja gerade erst noch im Entstehen und IBM ist hierbei nicht konkurrenzlos, auch Amazon, Facebook, Google und Microsoft mischen beim "Cognitic Computing" mit. In diesem Jahr wird in diesem Bereich weltweit mal gerade eine halbe Milliarde $ umgesetzt. Und nur weil eine neue Erfindung viele Anwendungsmöglichkeiten bietet, bedeutet das noch nicht, dass sie wirtschaftlich ein Erfolg wird. IBM muss erst noch beweisen, dass sie aus dem "Supercomputer" auch eine Gelddruckmaschine machen können. Insofern sehe ich das momentan überschaubare Watson-Potenzial durchaus als eingepreist an.

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  4. Gibt es überhaupt schon eine praktische Anwendung von Watson die läuft ? Wenn die KI so toll ist, könnte man doch längst den IBM Servidesk oder eine Hotline automatisieren !

    Stattdessen liest man von Kooperationen mit Kliniken, um die ärztliche Diagnostik zu unterstützen. Da hat man sich ja den "einfachsten" Bereich ausgesucht, gerade im Med. Bereich sind die Vorbehalte gegen solche Innovation riesig. Die meisten Ärzte sind bereits beleidigt, wenn man sich eine 2t Meinung einholt.

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  5. Tod gesagte Leben länger
    das Unternehmen mit den meisten Patenten :-o
    und welche Firma die was auf sich hält vertraut seine Cloud Amazon an siehe z.b, Top 20 Airlines
    aber ihr seid schon Lustig

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  6. lol die können sich das Leisten
    kein Top 500 Unternehmen
    ich kann mir das Bildlich...........

    Boss: Müller sie bringen uns in die Wolke
    Müller: ok sie könne sich auf mich verlassen
    2Wochen Später
    Boss:was macht das Projekt Wolke
    Müller :o ja wir stehen kurz davor mit Amazon..........
    Boss;:Ama was
    Müller Amazon das sind die billigbesten
    Boss :Müller sind sie von allen LKNLÄHJUIOMLÖ;ÄÖÄÖ )/)$$""§%$§/ÜJ _ B
    sie Querulant ..........mich nein Job..
    das Projekt übernimmt ab sofort Mayer nur gut das ich nochmal ........nicht auszudenken ........den Müller muss ich auf die Finger schauen ....wie sollte ich das dem Vorstand erklären wen da was............
    alles wird gut

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  7. Die hohen Aktienrückkäufe müssen aufhören, die kann sich weder der Aktionär noch IBM langfristig leisten. IBM verdient viel Geld, auch heuer noch.

    IBM sollte schlanker werden.

    Ich finde sogar, dass IBM ein neues Unternehmen werden muss. Der starke Dollar ist langfristig kein Problem, sondern ein Segen. Dank den starken Dollar und den Milliarden muss IBM in Schwellenländer investieren. Es müssen Start-Ups aufgekauft werden, von mir aus auch Startups in der Finanzbranche. Nur wenn IBM anfängt zu investieren, wird es sich weiter entwickeln können, aber mit Aktienrückkäufen kommt IBM nicht weit. Und die Vorstandsvorsitzende ist m. E. auch nicht geeignet, da braucht es jemand, der aus dieser Zeit kommt (um es hart auszudrücken).

    Ich investieren in dieser Branche in Amazon, Alibaba und SAP, aber nicht in IBM. IBM ist momentan dabei den Anschluss zu verlieren, und dieser Anschluss wird IBM vielleicht in 10 oder 15 Jahren die Substanz kosten.






    D

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  8. Wenn ich es richtig lese, 13 Mrd. Eigenkapital und 30 Mrd. Goodwill ...

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  9. Gegen Aktienrückkäufe habe ich persönlich überhaupt nichts einzuwenden. Selbst bei fallenden Umsätzen und schrumpfenden Gewinnen kann so der bereinigte Umsatz pro Aktie oder Gewinn pro Aktie steigen. Und der Gewinn pro Aktie und die steigenden Dividenden interessieren mich als Anleger.

    Wenn man das in der Theorie weiterdenkt, werden die verbliebenen Aktionäre irgendwann mit Warren Buffett ziemlich einsam am Tisch sitzen. Wenn das Unternehmen weiterhin profitabel ist (wovon ich überzeugt bin), wird das ein super Geschäft.

    IBM ist eine starke Marke und ein Unternehmen mit langer Tradition. Im Bereich Cloud Computing steht es auch mit z.B. Microsoft nicht im direkten Wettbewerbsverhältnis, da sich Microsoft mit der Cloud an den Endnutzer wendet, während IBM Corporate Clients bedient.

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    1. Die Dividende je Aktie steigt, der Gewinn je Aktie stagniert eher. Das liegt aber vor allem daran, dass IBM schon 40 Prozent seiner eigenen Aktien zurückgekauft hat. Ansonsten würden diese Werte mehr als bescheiden aussehen. Die letzten drei Jahre jedenfalls haben wohl nur IBM und Buffett deren Aktien gekauft. Alle anderen haben verkauft, sonst wäre der Aktienkurs durch die Decke gegangen. Denn Buffett hält nun fast 10 Prozent an IBM - also haben beiden gemeinsam fast die Hälfte aller Aktien vom Markt genommen. Bei jeder anderen Aktie wären die Kurse explodiert. Aber nicht bei IBM - hier sind sie aufgrund dieser massiven Käufe nur nicht total eingebrochen. Allerdings ist es auch kein Ruhmesblatt, mehrmals hintereinander der schlechteste Dow-Jones-Wert zu sein... Aber vielleicht kriegt IBM irgendwann ja mal die Kurse. Ich hätte nichts dagegen und wenn ich zu der Einschätzung gelangen sollte, dass sich hier eine tolle Investmentchance eröffnet, dann greife ich zu. Bisher habe ich nichts verpasst und ich habe auch nicht das Gefühl, dass ich in nächster Zeit keine besseren Investments finden werde. Aber allen Investierten wünsche ich viel Glück.

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