Dienstag, 21. Juli 2015

IBM und der Big Blues

IBM hat heute Zahlen zum 2. Quartal präsentiert und wieder einmal hatte IBM-Chefin Ginni Rometty nichts Positives verkünden. Das dreizehnte Quartal in Folge sanken die Umsätze, der Gewinn sank ebenfalls.

Der Weg hin zu Software und Dienstleistungen unter Aussortierung der Hardware-Sparte mag richtig sein, natürlich kostet das Umsatzanteile (und auch Gewinne). Die Cloud-Geschäfte wachsen um 50% und ohne Wechselkurseinflüsse wären es sogar 70% gewesen. Aber... insgesamt sind die Erlöse in der Sparte Software um 10% gefallen ggü. dem Vorjahr, also schwächelt IBM auch in seinem Zukunftsbereich, wo man sich gegen andere Größen behaupten muss, die Amazons und Microsofts dieser Welt.

Diese Schwäche ist schon beängstigend, denn IBM glänzt zur Zeit eigentlich nur durch Kosteneinsparungen und Aktienrückkäufe. Die Neuausrichtung greift (noch) nicht, sollte sie nach so vielen Jahren aber mal endlich!

 IBM (Quelle: comdirect.de)
Ich stehe bei IBM weiterhin am Seitenrand und habe nicht das Gefühl, hier eine große Chance verpasst zu haben. Oder zu verpassen… Ich wäre aber auch nicht unglücklich, wenn sich Warren Buffetts Riecher am Ende doch wieder einmal als der richtige erweist - auf lange Sicht. Aber Buffett kauft ja auch nicht, weil er auf Kurssteigerungen setzt, sondern weil er das Unternehmen besitzen will. Bis in das letzte Quartal hinein hat er fleißig weitere IBM-Aktien eingekauft und solange er weitere Anteile erwerben will, ist er froh darüber, wenn der Kurs nicht steigt. Selbst über Jahre hinweg. Ich denke daher manchmal, dass der Kurs in den letzten drei Jahren noch viel stärker hätte sinken müssen, wenn nicht IBM und Berkshire Hathaway immer noch kaufen würden.

Berkshire Hathaway befindet sich auf meiner Empfehlungsliste.

13 Kommentare:

  1. Ist ein interessanter Gedanke, dass nur WB und IBM selbst den Kurs halbwegs vom totalen Durchsacken abhalten. Denke, WB kauft, weil er an das Geschäftsmodell von IBM glaubt, an deren immer wieder gezeigte Wandlungs- und Anpassungsfähigkeit. Und WBs bevorzugte Anlagedauer ist ja "für immer", wenn er die richtigen Unternehmen mit den richtigen Managern gefunden hat. Andererseits hat WB das auch bei Tesco geglaubt und diese Anlage bezeichnet er heute als seinen größten Fehler. Vermutlich sollte man bei IBM einfach abwarten bis die Zahlen zeigen, dass sie die Kurve gekriegt haben. Auch wenn man dann vielleicht die ersten fünfzehn oder zwanzig Prozent Kursanstieg nicht mitnehmen kann. Dafür kann man sein Geld in der Zwischenzeit woanders wohl besser anlegen.

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    1. Moin Gerrit, Buffett kauft ja gerne, "wenn hervorragende Unternehmen vorübergehend in schwieriges Fahrwasser geraten". Wie bei seinem ersten Einstieg in American Express oder in Wells Fargo. Allerdings hat IBM ja kein kurzfristiges Problem, sondern befindet sich mitten in einem grundlegenden Umstrukturierungs- und Wandlungsprozess. Ausgang ungewiss. Denn was IBM da versucht, ist nicht gerade innovativ, sondern nur das, was seine Mitbewerber bereits vorgemacht haben. IBM hinkt hinterher und kann noch von seinen langjährigen Kundenbeziehungen profitieren. Noch. Aber in einer immer schnelllebigeren Welt kann sich dies auch ändern. Daher schaue ich mir das vom Spielfeldrand aus an und denke, dass es noch früh genug sein wird einzusteigen, wenn sich bei der neuen Strategie von IBM endlich Erfolge zeigen.

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  2. Interessanter Artikel. Der Wettbewerb im IT-Bereich ist hoch. Und er wird noch weiter zu nehmen. Dennoch halte ich IBM für ein sehr solides Unternehmen. Die Ausrichtung in Richtung Software wird ihre Früchte tragen. Davon bin ich überzeugt.

    Schöne Grüße

    Sebastian

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    1. Ja, IBM ist solide und durchaus kundenorientiert, genießt einen guten Ruf. Aber sie sind - mal wieder - der Dinosaurier, haben die Entwicklung massiv verschlafen. So wie damals, als sie auf Rechenzentren und Großcomputer setzten, während ein Bill Gates und ein Steve Jobs mit Personal Computern die Welt aus den Angeln hoben. IBM hat erst Jahre (Jahrzehnte!) später reagiert und dann wegen Erfolglosigkeit sein Geschäftsfeld komplett an den chinesischen Hersteller Lenovo abgegeben. Der ist inzwischen der größte PC-Hersteller der Welt. Und wenig profitabel. Ob IBM aber mit seiner Strategie des Hinterherlaufens wirklich Erfolge feiern kann, da bin ich weiterhin skeptisch. Ich lasse mich aber gerne positiv überraschen.

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    2. Die Bereich Cloud und Big Data sind sehr stark umkämpft. Praktisch jeder unserer IT Dienstleister egal ob IBM/Accenture oder lokale Mittelständer will hier Fuß fassen.

      Dazu kommen noch Google, Amazon, MS, SAP und Oracle und viele Hardware Hersteller..
      Gerade weil man Office oder ERP bereits im Haus hat, sehe ich hier SAP/Oracle und MS im Vorteil.
      Soweit ich die Amazon Preispolitik mitbekomme habe, sind attraktive Margen für mich nicht vorstellbar..

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    3. Ja, der "Heimvorteil" für die genannten ist schon enorm. Doch was Amazon angeht, scheint deren AWS durchaus konkurrenzfähig zu sein, die Wachstumsraten sind rasant und in dem Bereich erzielt das Unternehmen (noch) fette Margen, während im traditionellen Shop-Geschäft da nicht so viel hängen bleibt. Auch wegen der hohen Investitionen in immer neue Geschäftsfelder, die aus dem einstigen Shop ein All-inklusive-Logistikunternehmen mach(t)en.

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    4. Amazon hat Ende April erstmals Zahlen vorgelegt zu AWS (Amazon Web Services), 9 Jahre nach dem Start. Seitdem hat man 48 mal die Preise gesenkt und Experten waren davon ausgegangen, dass Amazon mit AWS bestenfalls eine schwarze Null schreiben würde. Doch die Sparte schreibt schwarze Zahlen, im 1. Quartal sogar 265 Mio. USD.

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  3. Ich denke auch dass IBM langfristig ein TOP Unternehmen ist. Letztendlich wird das Geschäft gerade immer unzyklischer und stabiler, und bei Cloud und Software ist IBM hervorragend aufgestellt. Letztendlich scheiden sich an IBM ja die Geister, da die wenigsten in ein leicht schrumpfendes Unternehmen investieren wollen. Allerdings ist angesichts der hohen Cashflows und der guten Dividendenrendite IBM selbst bei schrumpfenden Umsätzen keine schlechte Investition, wogegen sie bei steigenden Umsätzen bei der aktuellen Marge durchaus doppelt so hoch bewertet sein könnte

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    1. Nun ja, Tobi, genau das ist ja die Frage, ob IBM seine vorhandenen Kundenbeziehungen mit in die Cloud rüber retten und dann noch weitere Kunden gewinnen kann. Das Hardwaregeschäft wird irgendwann komplett verkauft sein bzw. nur noch gerungen Anteil am Umsatz haben, aber kann die Software/Dienstleistung/Cloud dieses kompensieren? Und sogar überkompensieren? Denn da man sich ja unter hohem Abschreibungsbedarf von den Hardwarebereichen trennt, wird der Rest des Unternehmens hiervon ja - wenn auch jeweils immer einmalig - belastet und muss dies mit durchfüttern. Es ist also nicht immer ein gesundes Schrumpfen, sondern schon mit heftigen Schüttelattacken. Und da muss man als Investor schon fragen, ob man das die ganze zeit begleiten muss, oder ob man nicht woanders sein Geld besser anlegen kann. Und IBM auf der Watchlist behält für den Fall, dass sie die Umorientierung irgendwann einmal erfolgreich abschließen.

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    2. Genau das ist die Frage, sehe ich ähnlich. Allerdings ist Cloud auch zu einem guten Teil Hardwaregeschäft, zumindest bietet IBM ja entsprechendes Hosting an, und ist dabei ziemlich erfolgreich. Aus meiner Sicht ist das ganze Cloud-Thema zwar wichtig, weil es die Art der Bezahlung und damit das Geschäftsmodell ein Stück weit ändert. Aber das eigentliche Produkt (Rechenleistung) ändert sich überhaupt nicht, deshalb sehe ich nicht, dass es viel Platz für innovative Startups gäbe die den alten wie IBM, Oracle (Sun), Cisco, usw. da dasWasser abgraben. Nur Schwergewichte wie Amazon und Google, die ohnehin für den Eigenbedarf riesige Rechenkapazitäten brauchen sind in den Markt gekommen.
      Dazu bin ich persönlich von den Angeboten von IBM hinreichend überzeugt und denke dass sie äußerst konkurrenzfähig sind, und insbesondere was Datenanalyse angeht noch sehr großes Potential bergen.
      Allerdings kannst du insofern durchaus Recht haben, dass die Kurse bis zur wirklichen Ergebniswende relativ niedrig bleiben und man da im Depot wenig Bewegung sieht. An der Stelle stimme ich Buffet voll zu, der das als hervorragend ansieht, da man günstig nachkaufen kann und außerdem sich durch das ARP der Anteil an der Firma umso schneller erhöht, je niedriger der Kurs ist.

      Aber ich verstehe die Zweifel, die Zeit wird letztlich zeigen wie die Entwicklung geht. Es gibt ja kaum eine Aktie die so kontrovers ist unter Value-orientierten Anlegern nach meinem Gefühl, als ich damals meine Analyse mi Blog veröffentlicht hab gabs auch ne Menge Diskussionen^^

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    3. Startups werden ja auch schnell weg gekauft, Cisco verleibt sich pro Jahr ja unzählige kleine Unternehmen ein, die anderen auch.

      Was die mangelhafte Performance und Warren Buffett angeht: ja, er freut sich, dass er schon seit langem die Aktien so günstig einsammeln kann und deshalb ist er froh, dass sie nicht gestiegen sind die letzten Jahre. Aber... wir alle sind nicht Warren Buffett, wir haben nicht das Problem, dass wir zweistellige Milliardenbeträge anlegen müssten und alleine schon durch unsere Käufe die Kurse in der Regel nach oben getrieben würden. Wir alle, die wir nicht Warren Buffett sind, wie kaufen Aktien, weil wir Dividenden und vor allem Kursgewinne damit erzielen wollen. Und wenn wir eine Aktie im Depot haben, die seit Jahren abwärts, allenfalls seitwärts tendiert und nur magere 3% Dividendenrendite abwirft, dann ist das eine echte lahme Ente im Portfolio. In den meisten anderen Aktien angelegt, hätte das Geld in den letzten drei Jahren mindestens im mittleren zweistelligen Bereich Renditen abgeworfen... Also, absolut und vor allem relativ betrachtet ist IBM seit 2012 ein Flop-Investment, selbst auf Euro-Basis.

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  4. "... insgesamt sind die Erlöse in der Sparte Software um 10% gefallen ggü. dem Vorjahr, also schwächelt IBM auch in seinem Zukunftsbereich ..."

    Aber ist das nicht dem Geschäftsmodell der Cloud geschuldet? Man verkauft nicht mehr einmalig seine Software, sondern bietet sie temporär in der Cloud an. Die Einnahmen fallen also nicht einmalig beim Verkauf an, sondern verteilen sich auf mehrere Jahre. Je nachdem wie lange der Kunde den Service von IBM nutzt.

    Gruß
    ZaVodou

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    1. Ganz so einfach kann man es sich bei IBM meiner Meinung nach nicht machen, denn die haben anders als Microsoft oder Adobe eben nicht einfach nur Software verkauft und dadurch einmalige hohe Verkaufserlöse erzielt. IBM hat nah Implementierung seiner Software jahre- bzw. jahrzehntelange Wartungs- und Dienstleistungsverträge mit seinen Kunden abgeschlossen und hier bereits seit Jahren hohe und gut kalkulierbare Einnahmen. Gerade dieser Aspekt ist ja der Grund, weshalb Warren Buffett sich so in IBM verguckt hat. Doch wenn hier jetzt in diesem Zukunftsbereich auch die Umsätze sinken, dann zeigt das für mich, dass IBM bei seinem Transformationsprozess über größer werdende Probleme stolpert. Für mich präsentiert IBM seit Jahren immer mehr Hoffnung als Resultate.

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