In meiner Kolumne "Kissigs Portfoliocheck" nehme ich regelmäßig für das "Aktien Magazin" von Traderfox die Depots der besten Investoren unserer Zeit unter die Lupe.
In meinem 321. Portfoliocheck blicke ich mal wieder in das Depot von Value Investor Mason Hawkins. Flaggschiff der von Hawkins 1975 gegründeter Southeastern Asset Management ist der Hedge-Fonds "Longleaf Partners Funds". Hawkins Anlagestil erinnert stark an den von Warren Buffett und Charlie Munger: er fokussiert sich auf eine überschaubare Zahl von Werten und hält seine Positionen zumeist viele Jahre lang. Dabei machen seine Top-10-Positionen oft mehr als die Hälfte des Portfolios aus und er investiert gern antizyklisch, setzt also auf vernachlässigte Branchen, die gerade so gar nicht angesagt sind an der Wall Street. Oder auf Unternehmen, die nicht als die großen Profiteure von Megatrends wahrgenommen werden und daher nicht auf dem Radar des Marktes auftauchen. Daher finden sich in seinem Portfolio nur selten Aktien aus dem Hochtechnologiebereich, sondern eher Werte aus den klassischen Sektoren der "Old Economy".
Im 2. Quartal 2025 lag Mason Hawkins Turnoverrate mit 19 % wieder atypisch hoch. Unter seinen aktuell 49 Depotwerten finden sich sieben Neuzugänge. Der Wert seines stark fokussierten Portfolios stieg im Quartal von 1,88 auf 1,98 Mrd. USD. Die drei größten Beteiligungen machen rund 20 % aus, während es die fünf Schwergewichte auf gut 30 % bringen. An der Spitze von Hawkins Portfolio halten sich zyklische Konsumwerte mit einer Gewichtung von 25,4 % vor Kommunikationsdiensten, die sich mit einer Gewichtung von 14,2 % knapp an den defensiven Konsumwerten mit 14,1 % vorbeigeschoben haben. Nur noch Viertplatzierter sind die Energiewerte mit 11,2 % vor Industrietiteln mit 9,6 %, Gesundheitsaktien mit 9,3 % und Technologiewerten mit 6,1 %. Dahinter folgen der Immobiliensektor und Finanzunternehmen mit je 4,3 % vor Rohstoffwerten mit 1,3 %.
An der Spitze von Mason Hawkins Portfolio bleibt unangefochten CNX Resources. Nach dem leichten Aufstocken im Vorquartal hat Hawkins seine Position zuletzt wieder etwas reduziert, hält aber weiterhin über 3 % an dem Erdgasunternehmen. Auf Rang zwei folgt erneut Mattel, doch mit dem Kinderspielzeughersteller war auch im zweiten Quartal kein Blumentopf zu gewinnen. Neuer Drittplatzierter ist Inkubator IAC, die drei Ränge gutmachen konnte.
Disclaimer: Habe Fidelity National Info Services, IAC auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.
Die stärkste Auswirkung hatte der annähernde Komplettverkauf bei Affiliated Managers Group, nachdem im Vorquartal bereits knapp ein Drittel der Anteile abgestoßen worden waren. Beim Supermarktbetreiber Albertsons nahm Hawkins knapp ein Drittel seiner Anteile vom Tisch, stockten seine Position aber im Verlauf des dritten Quartals aufgrund der Schwäche wieder auf. Zudem stieß er bei Fidelity National Information Services etwas mehr als ein Viertel seiner Anteile ab; Wettbewerber Fiserv hatte kürzlich die Märkte mit einer Umsatz- und Gewinnwarnung geschockt, so dass sich sein Aktienkurs halbierte. Im Gegenzug stockte Hawkins bei PVH Corp um mehr als 125 % auf auch bei Kraft Heinz, wo Warren Buffett der größte Aktionär ist. Und dann hat sich Mason Hawkins noch antizyklisch bei der Clearwater Paper Corporation eingekauft, einem führenden Hersteller und Lieferanten von gebleichtem Karton. Man sieht sich seit Jahren mit einem branchenweiten Überangebot konfrontiert, das zu einem Preisverfall und Druck auf die Margen geführt hat. Und hier witter Mason Hawkins seine Chance...
An der Spitze von Mason Hawkins Portfolio bleibt unangefochten CNX Resources. Nach dem leichten Aufstocken im Vorquartal hat Hawkins seine Position zuletzt wieder etwas reduziert, hält aber weiterhin über 3 % an dem Erdgasunternehmen. Auf Rang zwei folgt erneut Mattel, doch mit dem Kinderspielzeughersteller war auch im zweiten Quartal kein Blumentopf zu gewinnen. Neuer Drittplatzierter ist Inkubator IAC, die drei Ränge gutmachen konnte.

Moinsen Michael,
AntwortenLöschen"Lange Zeit hat sich sein konträrer Ansatz ausgezahlt, doch spätestens seit der Globalen Finanzkrise 2008/09 hinken Valueaktien gegenüber den Wachstumswerten hinterher. "
Richtig, das habe ich leidvoll erfahren müssen, als ich der Meinung war, mit einem überragend gelaufenen Value-Fonds den Stein des Weisen gefunden zu haben.
Was ich allerdings übersehen hatte, war, dass die Multiples recht hochgelaufen waren, nicht unbedingt die Gewinne in den Firmen.
Das mit dem Stein beschränkte sich im weiteren auf die Form des folgenden Kursabschwungs. Er hat auch viele Jahre gebraucht, um nur diesen Absturz wieder aufzuholen.
Aber warum eigentlich? Ich denke, wir finden alle genügend Aktien, denen wir eine soliden Unternehmenswert beimessen, und dennoch dümpeln sie vor sich hin. Das ist ja beileibe kein deutsches Alleinstellungsmerkmal, um das Argument der hiesigen Konjunkturschwäche einmal zu relativieren.
Selbst in der 0-Zins-Phase hielt man die Firmen und deren Renditen für nicht sonderlich attraktiv.
Es haben sich ja nicht alle größeren und kleineren Investoren überwiegend im Tech-Universum neu orientiert. Und an "Mode" glaube ich auch nicht.
Aber wieso ist das zumindest damals so gekommen? KI war damals kein Thema, aber solide Finanzen, die bei vielen Value-Aktien zu finden sind, wurden es schlagartig. Schneller wachsen können kleinere Firmen immer noch, daran hat sich nichts geändert.
Allerdings glaube ich, nachdem die für mich relevanten Fondsmanager die letzten Daten und Investitionen im Bereich KI analysiert haben, deren These, dass es zunehmend zu einer Konzentration der gesamten Wirtschaftsleistung auf immer weniger und dafür immer größere Firmen kommen wird.
Wir hatten das in Stade schon einmal angefangen zu diskutieren, da ging es um die Software in Nischen - die Firma, die dieses Geschäft durch Übernahmen kleiner Softwarebuden ausbaut hast Du wohl nicht mehr, wenn ich das im Blog richtig gelesen habe?
Viele Grüße
Christian
Moin Christian,
Löschendie Serial Acquirer finde ich nach wie vor spannend, aber im Bereich Software habe ich Schwierigkeiten, den Impact durch KI "zu greifen". Ob es um Adobe geht oder um Roper Technologies, um Constellation Software oder um CHAPTERs Group. Daher fokussiere ich mich eher auf andere Branche und da bedienen Comfort System, Amphenol, Vertiv und Quanta Services einen transformativen und viele Jahre anhaltenden Megatrend. Das dortige starke profitable Wachstum sieht verlockend(er) aus.
Was Value- vs. Techaktien angeht und den zwar oft herbeigeschriebenen, aber letztlich doch nicht erfolgenden Favoritenwechsel back to Value hab ich ne Erklärung: Diesmal ist alles anders. ;-) Templeton sagte, das seien die teuersten Worte an der Börse, aber Keynes änderte seine Meinung, wenn sich die Fakten verändert haben. Und das ist der Punkt...
Früher war Technologie zyklisch, es war zumeist Konsumelektronik und/oder PCs. Die haben die Schreibmaschine ersetzt und man konnte darauf daddeln. Es waren zwei parallele Welten, die nur langsam zusammenwuchsen. Im Grunde durchliefen alle Unternehmen verschiedene Zyklen und wechselten sich dabei ab.
In der Globalen Finanzkrise 2008/09 und danach hatten Banken und Immobilienunternehmen Probleme in Sachen Finanzierung, aber auch Industriewerte und andere "Asset heavy" Unternehmen. Bei den Technologiewerten änderte sich das Geschäftsmodell grundlegend durch SaaS (Software-as-a-Service), weil anstelle einmaliger auf wiederkehrende umgeschwenkt wurde und sich damit die Einnahmen verstetigten. Die Zyklik verschwand zunehmend. Zudem gab es neue Technologien wie Smartphones, Tablets, Apps, Mobile und damit eroberte "Tech" die "normalen Branchen". Es gab nicht mehr zwei parallele Welten, sondern die eine wurde Teil der anderen, aber das war ein einseitiges Spiel.
Durch Corona gab es einen Innovationsschub bei IT, Cloud, Mobil, dem die klassischen Branchen nicht viel entgegenzusetzen hatten - und bis heute haben. KI ist nicht nur der nächste Entwicklungsschritt, sondern transformativ. Wie der Siegeszug des Internets, nur in Lichtgeschwindigkeit. Und die Player im KI-Bereich sind auch einige der Big Player der "alten" IT-Branche, die das große Geld verdienen und damit die KI-Investitionen bezahlen können. Und sie haben etablierte Geschäftsmodelle, in die KI integriert wird. Anders als früher werden die Big Player also nicht durch die Newcommer disruptiert, sondern sie assimilieren die KI-Startups und aufsteigenden Stars einfach. Dank ihrer Finanzkraft kann sich keiner der Herausforderer alleine gegen alle stellen.
Und das ist neu, das haben wir in dieser Form bisher noch nicht so erlebt. Daher wage ich die Aussage, dass es diesmal wirklich anders ist. Doch das bedeutet nicht, dass es eine "New Economy" gibt, wie im Jahr 2000 behauptet wurde und die alle Gesetze der Wirtschaft einfach obsolet macht. Nein, die wirken noch. Also gibt es Grenzen für Wachstum, für Bewertung, für Gewinne. Und die werden irgendwann erreicht und spätestens dann werden die Börsen kräftig Luft ablassen. Aber bis dahin kann es noch viele Jahre weiterlaufen. Wir werden es (hoffentlich) erleben...