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Montag, 21. November 2011

▶ Eure Fragen, Anregungen, Kritik

Hier könnt ihr mir eure Fragen stellen zu einzelnen Aktien, Verbesserungswünsche loswerden und natürlich Kritik abladen...

Stellt bitte hier alle Fragen zu Aktienwerten, die nicht direkt mit einem Thema in einem Artikel zu tun haben. Also auch zu (noch) nicht hier im Blog besprochenen Aktien oder zu allgemeinen Themen rund um die Themen Geld, Aktien und Börse.

Ich freue mich darauf, mit euch ins Gespräch zu kommen, denn dieses Blog lebt nicht nur durch meine Beiträge und Meinungen, sondern vor allem auch durch euren Input. Also, legt einfach los...

134 Kommentare:

  1. Marco Börnsen10.03.17, 23:17

    Hallo Michael,
    ich bin mir nicht sicher, ob ich hier jetzt richtig gelandet bin, aber ich versuche es einfach mal an dieser Stelle. Du hast Dich früher ziemlich verhalten geäußert zum den Aussichten im Immobiliensektor, dann aber eine zeitlang auch Immobilienwerte hier in Deinem Blog vorgestellt. Wenn ich mich recht entsinne, hat es mit WCM angefangen. Inzwischen liest man immer häufiger von einer Blase am Immobilienmarkt und dass steigende Zinsen für die Immobilienwerte Gift seien. Siehst Du hier einen größeren Korrekturbedarf und wenn ja ab wann rechnest Du damit? Welche Auswirkungen wird das auf die Kurse haben und sollte man vielleicht schon jetzt lieber die Reißleine ziehen und die Gewinne realisieren?

    Danke für die ganze Mühe, die Du hier mit Deinem Blog gibst und für die viele Zeit, die Du hier investierst. Du hast meine größten Respekt dafür, vor allem, weil Du uns Dein Wissen und Deine Ideen auch noch kostenlos zur Verfügung stellst. Danke!

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    1. Ich denke, dass es im Immobiliensektor durchaus Übertreibungen gibt, allerdings nicht flächendeckend. Während es in den Ballungszentren wie Berlin, Hamburg, München, Frankfurt, Stuttgart schon unbezahlbare Preise und Mieten gibt, sind Eigenheime und Mietobjekte in ländlicheren Regionen kaum oder nur mit erheblichem Wertverlust zu verkaufen. Es gibt in Deutschland nicht zu wenig Wohnraum und auch nicht zu wenig bezahlbare Wohnungen - sie liegen nur nicht unbedingt dort, wo alle hinziehen und wohnen wollen. So gesehen könnten Bestandshalter von B- und C-Lagen künftig Probleme bekommen, weil sie immer häufiger und länger mit Leerstand zu kämpfen haben werden. Und sollten irgendwann die Zinsen wieder anfangen zu steigen, kann sich die zu großen Problemen auswachsen: sinkende Mieteinnahmen und steigende Zinslasten.

      Und da sind wir schon bei den Zinsen. Anders als in den USA; wo wir uns auf mehrere Zinsanhebungen in diesem Jahr einstellen müssen, wird es in der Eurozone in absehbarer Zeit noch keine Zinsanhebungen geben. Zwar phrasisieren einige Gazetten von steigender Inflationsrate, aber die Kernrate (ohne Energie) dümpelt weiter vor sich hin. Und der Teurungseffekt durch die gestiegenen Energiepreise wirkt nur in diesem Jahr und auch nur in den ersten und den letzten Monaten des Jahres, denn nur in diesen Monaten waren die Energiepreise im letzten Jahr deutlich niedriger. Der Teurungseffekt verpufft also bereits in wenigen Wochen und damit der Grund für die EZB, die Zinsen in der Eurozone anzuheben. Denn eigentlich liegt die Konjunktur noch am Boden und auch die Regierungen sind froh, wenn sie sich weiterhin so günstig verschulden können.

      In den nächsten ein, zwei Jahren dürften die Zinsen in Euroland weiter niedrig bleiben. Das bedeutet weitere Probleme für die Banken und die Versicherungen, positive Effekte für die Immobilienwirtschaft und die Unternehmen, die sich günstig ver- oder umschulden können, und natürlich für die Asset-Manager, denen Anleger auf der Suche nach auskömmlichen Renditen immer mehr Geld anvertrauen.

      Auf Sicht der nächsten 12 bis 24 Monate sollten also Aktien von u.a. Immobilienwerten, Asset-Managern, Beteiligungsunternehmen und Finanzinvestoren gute Bedingungen vorfinden. Und die aussichtsreichsten von ihnen finden sich auf meiner Empfehlungsliste.

      Also, Marco, Du bist hier mit Deiner Frage genau richtig gelandet, genau dafür ist dieser Strang gedacht. Und vielen Dank für die netten, lobenden Worte. Da habe ich mich sehr drüber gefreut.

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  2. Hallo Michael,

    wann ist für dich der Zeitpunkt für Gewinn-Mitnahmen reif? Würdest du Aktien mit Gewinn verkaufen, falls es zu einem starken Kurseinbruch kommt, ohne dass sich der Unternehmenswert groß geändert hat?

    Wie erklärst das Phänomen, dass nach Präsentation von starken Zahlen, es bei manchen Unternehmen trotzdem zum Kurssturz und Gewinnmitnahmen kommt?

    Danke!

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    1. Gewinnmitnahmen geht ja in Richtung Markt-Timing. Der Grundgedanke ist, die Kurse sind seit dem eigenen Kauf gestiegen und man will diese Buchgewinne nicht wieder verlieren. Der entscheidende Fehler bei diesem Denken ist, dass Deine Gewinne niemanden interessieren, außer Dich und das Finanzamt Deines Vertrauens. Niemand sonst kennt Deinen Einstandskurs und für die Börse und alle anderen hat er keine Relevanz. Er ist schlichtweg egal! André Kostolany sagte einmal, man müsse seine Aktien nach dem Tagespreis bewerten, nicht nach dem eigenen Einstandspreis. Und das ist richtig. Wenn Du ein gutes Unternehmen in Deinem Depot hast, das in den nächsten Jahren fast sicher seine Gewinne steigern wird, dann wird dies fast sicher auch der Aktienkurs tun. Selbst wenn er zwischenzeitlich einmal einbricht. Es wäre also nicht schlau zu versuchen, diese Phase des Kurseinbruchs zu timen. Würdest Du mit Deiner selbstgenutzten Eigentumswohnung ja auch nicht machen, oder? Sie verkaufen, weil Du befürchtest, der Preis könnte demnächst fallen. Und dann hoffst Du, dass Du sie in ein paar Monaten oder Jahren billiger zurückkaufen kannst. Bei guten Aktien ist es genau das selbe. Nur, dass man diese per Knopfdruck und ohne viel Aufwand über die Börse handeln kann, anders als Immobilien. Aber deshalb gelten dabei keine anderen Grundprinzipien.

      Was Kursrückgänge nach guten Zahlen angeht, so liegt es wohl daran, dass einige Leute auf gute zahlen spekulieren und der Kurs daher im Vorfeld steigt. Werden die Zahlen dann veröffentlicht, nehmen sie ihre Gewinne mit. "Buy the rumor, sell the fact" heißt das Sprichwort dazu. Für Value Investoren bieten sich durch den Rückgang dann eher Kaufgelegenheiten, weil wir ja auf die langfristige Entwicklung der Unternehmen setzen, nicht auf die kurzen Kurszuckungen. Schau Dir mal die Charts an von Apple oder Amazon oder Alphabet. Alle paar Monate kommen Quartalszahlen - wie oft wird man da wohl richtig gelegen haben, wenn man versucht hat, diese immer korrekt zu timen? Und wäre es nicht schlauer gewesen, die Aktien einfach nur im Depot liegen zu lassen? Solange die Entwicklung weiterhin stimmt und es im Unternehmen und/oder dessen Markt nicht zu schwerwiegenden Problemen kommt, gibt es eigentlich keinen Grund, sich von den Aktien zu trennen. Egal, ob 5% oder 500% in Deinem Depotauszug als Performance dahinter steht. Der Wert der Aktie ist der heutige Wert. Und wenn dieser nicht massiv unterhalb der heutigen Aktienkurses liegt, sollte man sich nicht am Timing versuchen...

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  3. Hallo Michael,

    ich habe einige grundsätzliche Fragen zum Value Investing. Die Strategie des Value Investings besagt, dass man Aktien mit niedrigem KGV kaufen soll. Wenn ich mir Aktien wie Evotec, NVIDIA, Aumann oder auch Hypoport anschaue, wäre die Empfehlung eines Value Investors die Aktien zu diesem Zeitpunkt nicht mehr einzukaufen, da die KGVs über 35, sogar über 40 liegen. Betrachtet man aber diese Aktien aus heutiger Sicht ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Kurse weiter steigen, hoch. Die Evotec Aktien zum Beispiel legte innerhalb eines Monats von 17-18 Euro auf 20 Euro, Tendenz steigend, Analystenempfehlung "kaufen". Auch riesige Zukunftsgewinne können so ein KGV nicht rechtfertigen. Also aus meiner Sicht Spekulation pur und extrem überteuert. Als Aktionär kann man aber trotzdem riesige Gewinne mit diesen Aktien einfahren.
    Woran liegt diese Irrationalität auf dem Markt? Welche Risiken siehst Du zum Beispiel beim Kauf einer Hypoport Aktie zum heutigen Kurs und würdest Du die Aktie heute kaufen? Was erwartest Du z.B. im Falle eines Börsencrashes, wie würde sich der Kurs von Hypoport entwickeln und wie von Apple oder Gilead Sciences?

    Danke für Deine Antwort und viele Grüße
    Thomas

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    1. Value Investing bedeutet nicht, Aktien mit niedrigem KGV zu kaufen. Das ist zu kurz gesprungen. Value Investing betreibt, wer Aktien kauft, die weniger kosten als sie wert sind. Entweder heute (Ansatz nach Benjamin Graham) oder in der Zukunft (Philip Fisher). Buffett hat sich von Graham zu Fisher hin entwickelt. Man schaut also auf die Gewinne, die ein Unternehmen in der Zukunft erwirtschaften wird, und zinst diese nach heute hin ab. So erhält man einen auf heute bezogenen Zukunftswert, den man mit dem aktuellen Preis (Aktienkurs) vergleicht. Soviel zur Theorie der Discounted-Cash-Flows...

      Ein wenig simpler ist das Verwenden des PEG, des Kurs-Gewinn-Wachstums-Verhältnisses. Man nimmt also nicht nur das aktuelle KGV, sondern man nimmt den Durchschnitt über einen Zeitraum, also 5 oder 10 Jahre. Wie sind in diesem Zeitraum die Gewinne gewachsen? Und die das KGV? Wenn die Gewinne jährlich um 30% wachsen, ist ein KGV von 25 nicht teuer. Legen die Gewinne nur um 3% pro Jahr zu, dann schon.

      Hypoport wächst sehr schnell und profitabel. Man hat sehr viel Geld in die neue Versicherungsplattform Insurtech gesteckt und wenn diese auch nur halb so gut angenommen wird, wie erwartet (und wie es bei der Kreditplattform der Fall war), dann werden die Gewinne explodieren. Der Markt billigt deshalb aktuell ein höheres KGV zu. Und aus meiner Sicht zurecht. Ebsno bei Vectron. Sollte die Coke-Kooperation (GetHappy-App) einschlagen, wird der Gewinn von Vectron explodieren. Dann sind 25 Euro glatt geschenkt. Wird das ein Rohrkrepierer, dann wäre Vectron eher bei 15 Euro angemessen bewertet mit seinem Stammgeschäft.

      Im Falle eines Börsencrashs erwarte ich, dass alle Aktien stark fallen. Denn ein Crash passiert ja aus Irrationalität heraus, wenn Panik herrscht. Ich habe ja schon einige mitgemacht und weiß daher, wie besch... sich so etwas anfühlt und wie schwierig es ist, einen kühlen Kopf zu bewahren. Nur wenige (wie Warren Buffett) schaffen das und kalkulieren; die meisten schmeißen einfach nur ihre Aktien auf den Markt, egal welche, alle. Und Apple? Die werden fallen wie ein Stein. Die sind in jedem Depot, in jedem Fonds und wenn Anleger ihre Gelder abziehen, werden vor allem die großen, liquiden Werte verkauft. Weil die am wenigsten darunter leiden. Da dies dann aber alle gleichzeitig tun, stürzen die ab wie Supermann auf Kryptonit.

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    2. Danke für Deine kompetente Antwort Michael! Wie würdest Du kalkulieren und reagieren, wenn es ein Börsencrash gibt? Ich halte 30% Cash für den Fall, es kann ja jeden Tag passieren.

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    3. Da man einen Crash nicht vorhersehen kann, ist ein zu hohes Cashpolster auch keine Lösung, da es ja bei den Magerzinsen kein Geld verdient in der Zeit, während man auf den Crash wartet. Ich habe daher selten eine Cashquote über 15%. Eigentlich nur, wenn ich Verkäufe tätige und mal keine neuen guten Investmentideen habe. Und dann ist es auch so, dass ein Crash selten von allen Branchen ausgelöst wird, sondern dass der Auslöser meistens ein Bereich ist. Hier kann man dann gezielt reduzieren, da der Abschwung vermutlich länger andauert und stärker ausfällt, während die übrigen Sektoren sich nach kurzer Panik meistens schnell wieder erholen (im großen Crash 200 bis 2003 hat das weniger gut funktioniert, der war ungewöhnlich lange und hat fast alle Branchen erwischt). Mit dem sowieso bestehenden Cashpolster hat man dann genug trockenes Pulver, um sich die Rosinen herauszupicken.

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  4. Hallo Herr Kissig,
    ich habe eine Frage zu MPH Health Care. Die Aktie hat sich in den letzten Monaten gut entwickelt. Ich habe mir auch den Jahresabschluss 2017 angesehen. Die Gesellschaft hat drei börsennotierte Töchter, deren Aktien sich in 2017 gut entwickelt haben. Das hat zu Gewinnen der MPH in 2017 geführt. So weit so gut.
    Dann gibt es noch die nicht börsennotierte Magnum AG, die 60% an der MPH AG hält. Nun hat die MPH in 2017 ihren Kurs nicht steigern können. Trotzdem hat die Magnum AG in 2017 einen großen Gewinn gemacht. Ich habe das nicht verstanden.
    Gibt es da etwas, was man noch wissen sollte oder mache ich einen Denkfehler.
    Und es würde mich natürlich interessieren, ob Sie die MPH oder eine ihre Töchter für eine gute langfristige Geldanlage halten.

    Vielen Dank und schöne Grüße

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    1. Ich meide Unternehmen aus dem Dunstkreis der Magnum. Haemato war mal die Windsor AG und ein Immobilienunternehmen - mit einer Tochter namens MPH, das im Pharmabereich tätig war und hohe Dividenden liefern sollte. Und zwei weiteren Pharmatöchtern, Pharmigon und Simgen (eine wurde später in Haemato umbenannt, glaube ich). Dann wurde - nach heftigen Misserfolgen bei der Windsor - schlagartig das Immobilienbusiness verkauft und die Windsor übernahm das Pharmageschäft der Haemato und der anderen Pharmatöchter. Das Immobilienunternehmen wurde mal eben so zum Pharmaunternehmen! Und der Immobilienbereich ausgegliedert und verscherbelt. Am Ende dieses ganzen Kuddelmuddels war auf einmal die MPH war die Mutter der Haemato/Windsor.

      Die Aktionäre waren dem Hin- und Her schutzlos ausgeliefert und den besten Schnitt zu jedem Zeitpunkt hat immer die Magnum gemacht. Weiß nicht, ob ich die inzwischen Jahre zurückliegenden Vorgänge korrekt zusammengefasst habe, aber für mich ist seit jener Zeit klar, dass ich mit diesen Leuten (Magnum) keine Geschäfte mehr machen möchte. Als Aktionär bin ich denen nicht wichtig, die agieren ausschließlich aus Eigennutz.

      P.S.: Die Windsor AG war das erste Unternehmen, das ich hier im Blog besprochen habe (Dezember 2011). Ich habe also meine persönlichen Erfahrungen mit der Magnum gemacht, auch als herumgeschubster Aktionär ihrer Beteiligungen.

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  5. Thomas Danner25.08.18, 17:06

    Hallo Herr Kissig,

    ich habe mehrere Fragen und würde gerne mit Ihnen darüber ins Gespräch kommen.
    1. Wie stellt sich Ihr beruflicher Werdegang dar? Genauer, wie landet man bei einer GmbH mit ausreichend Verlustvortrag und denkt sich: "ich weiß, was ich tue, kenne mich mit den Finanzmärkten aus, also lasse ich mir von der Gesellschaft ein kleines Gehalt auszahlen und versuche darüber hinaus, mit Aktien Geld zu verdienen? So etwas entscheidet man schließlich nicht einfach mal so.. Ich frage rein aus persönlicher Neugier, da ich kurz vor dem Abschluss eines Bachelors stehe und mich für diese "Geschäftsidee" interessiere.. Es ist mein großer Traum, Ihren Weg zu gehen. Mit meiner eigenen Firma und mich mit Bilanzen, Geschäftsmodellen und Bewertungen zu befassen. Nicht primär um so reich wie Buffett zu werden, sondern, weil ich das ganze System, einen Teil von großartigen Unternehmen zu besitzen und damit Geld zu verdienen, toll finde.
    Mir fehlt allerdings eine genaue Vorstellung davon, wie sich das verwirklichen lässt. Fehler, die Sie mit einer Zeitreise vermeiden würden, ungenutzte Chancen oder eventuell ein Ratschlag wären mir viel wert.
    2. Wie ermitteln Sie den inneren Wert einer Aktie? Die bekannteste Methode ist die des discounted cash flows (DCF). Hier stelle ich mir jedoch die Frage, auf welcher Basis man die Cash Flows der Zukunft schätzen will. Zudem ändern sich die Zinssätze und auf wie viele Jahre zinsen Sie die Beträge ab? All das erscheint mir sehr vage. Da es aber das Herzstück des Value Investing bildet, komme ich nicht umhin, das verstehen zu wollen.
    3. Was genau ist Ihrer Meinung nach der Beweggrund Warren Buffetts, in Apple zu investieren. Ja, es ist das mit Abstand profitabelste Unternehmen der Welt. Nichtsdestotrotz ist es kein "typisches Buffettinvestment". Die Aktie war bei seinem Einstieg mit ca 160 USD keinesfalls unterbewertet. Es war aus meiner Sicht mehr eine Growth, denn eine Value-Aktie. Könnte es die erhoffte Wirkung der Steuerreform sein? Ist es aus Ihrer Sicht für einen Einstieg zu spät, jetzt bei ca. 210 USD noch einzusteigen; quasi in der Hoffnung auf gigantische Sonderdividenden und Aktienrückkäufe angesichts der Berge an geparktem Geld im Ausland?


    Schönes Wochenende weiterhin und viele Grüße

    Danner

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    1. Thomas Danner25.08.18, 17:11

      Eine Sache hätte ich fast vergessen:
      Wenn ich in meinem Onlinedepot eine Aktie kaufen möchte, fragt mich die Seite, bei welchem Börsenplatz ich die Aktie kaufen möchte.. Ich verstehe nicht, wie es sein kann, dass ein- und dasselbe Unternehmen an verschiedenen Börsen verschiedene Kurse haben können? Es ist doch derselbe Anteil desselben Unternehmens und müsste folglich an allen Kursen gleich viel wert sein?
      Muss ich bei Investments in zB Dollar-Aktien den Wechselkurs beachten?

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    2. Moin Thomas,
      bei Dir klingt das fast so, als hätte ich in jungen Jahren einen Plan gefasst, mit Mitte 40 eine eigene Firma zu haben und mich mit der Anlage meines eigenen Vermögens in Aktien zu beschäftigen. Dieser Weg war nicht vorgezeichnet und stellt sich so auch nur aus der Rückschau als zielgerichtet dar. So, wie sich meine Lebenskonstellation momentan ergibt, ist sie das Ergebnis der Entwicklung, aber nicht Ergebnis einer konkreten Planung. Es hat sich halt so ergeben. Nach der Schule habe ich eine Banklehre gemacht (gezielt, weil ich mich für das Bankwesen interessiert habe und weil ich der Meinung war, dass diese Ausbildung eine gute Grundlage für jede Art der beruflichen Beschäftigung im kaufmännischen Spektrum wäre). Im Anschluss habe ich mein Volks- und Rechtswissenschaftsstudium aufgenommen, weil mich diese Themen interessierten und andererseits weil ich mir meine Zeit frei einteilen konnte. Ich habe mich parallel mit zwei Freunden selbständig gemacht - im Immobilienbereich und zwar mit einer GmbH. "Der" GmbH. Das lief anfangs ganz gut, dann stieg der eine Partner aus persönlichen Gründen aus und wir beiden verbliebene haben die Firma weitergeführt. Allerdings hatten wir beide parallel auch anderweitige berufliche Aktivitäten, so dass das Immobiliengeschäft von uns beiden eher stiefmütterlich betrieben wurde. Kann sich heute kaum jemand vorstellen, aber der Immobilienmarkt lief nicht immer so wie heute, sondern es war eine lange Zeit eher schwierig. Dann kam die Immobilienkrise und das hat für heftig rote Zahlen gesorgt. Und irgendwann haben wir uns überlegt, dass wir beruflich getrennte Wege gehen wollen - mein Ex-Partner hat das operative Immobiliengeschäft übernommen, die GmbH aber blieb über. Die hätten wir abgewickelt - da kam mir die Idee, dass ich die vielleicht selbst nutzen könnte. Die Gelegenheit war da, aber keine Planung eine solche zu schaffen. Daher kann ich auch nicht beurteilen, ob dies bzw. ein ähnlicher Weg für jemand anderen eine Perspektive darstellen könnte. Oder sollte.

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    3. Zu den Discounted Cashflows habe ich ein zwiegespaltenes Verhältnis. Ich kenne auch keine andere/bessere Methode als das DCF-Modell, um den Wert einer Firma zu bestimmen. Also die erwarteten Gewinnen der Zukunft in die Gegenwart abzuzinsen und das Ergebnis dann mit dem heutigen Preis/Kurs abzugleichen. Aber... da man eine Reihe von Annahmen treffen muss und zwar für einen längeren Zeitraum in der Zukunft, ist das Ergebnis maßgeblich davon abhängig, welche Annahmen man trifft und wie gut/realistisch diese sind. Das macht das Ergebnis (beinahe) beliebig.

      Buffett meinte mal, auch wenn zwei Leute die selben Annahmen träfen und in das gleiche DCF-Modell eingäben, würden sie am Ende unterschiedliche Ergebnisse bekommen. Und Charlie Munger frozzelte mal über Buffett, er würde ihn ständig über Discounted Cashflows reden hören, hätte ihn aber nie einen berechnen sehen.

      Die Ergebnisse beim DCF hängen ausschließlich von den zugrundeliegenden Annahmen ab und auch kleine Abweichungen machen hier große Unterschiede. Mein Hauptkritikpunkt am DCF ist aber nicht dies, sondern dass das Modell am Ende eine Zahl ausspuckt. Und diese Zahl suggeriert, dass es mit mathematischer Genauigkeit (und Unfehlbarkeit) einen absoluten "wahren" Wert gibt. Und das ist Quatsch. Jedenfalls dass die DCF-Methode diesen ermitteln könnte. Eben weil sie aufgrund der Annahmen so beliebig ist.

      "Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen", sagte Mark Twain. Genau so ist es und das betrifft auch die DCF-Methode und sogar in erhöhtem Maße. Weil sie auf 10 oder mehr künftige Jahre abzielt, man aber heute Annahmen treffen muss mit denen man das Modell füttert. Ich stelle daher keine solchen konkreten Berechnungen an. Ich mache diese Rechnungen überschlägig um ein Gespür dafür zu bekommen, wie sich der Wert des Unternehmens in die Zukunft entwickeln wird. Und seine Gewinne. Das ist natürlich ungenau, aber objektiv ungenau im Gegensatz zur DCF-Methode, sie ihre Genauigkeit bei der Wertermittlung nur vorgaukelt.

      Wie sklavisch man sich an diese Berechnungsmethode hält, muss jeder für sich selbst herausfinden. Sehr vereinfachend hat Buffett es einmal so dargelegt: "Fügen Sie ein Portfolio von Unternehmen zusammen, deren summierte Gewinne über die Jahre steigen und der Marktwert Ihres Portfolios wird dies ebenfalls tun". Folgt man dem Ansatz, muss man "nur" noch im Blick behalten, ob die Entwicklung sich anhand der Geschäftszahlen auch wie erwartet einstellt, oder ob es schlechter läuft. Dann muss man ggf. eine Neubewertung vornehmen oder die Reißleine ziehen.

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    4. Zu Apple kann ich nur so viel sagen, als dass Buffett sie nicht als Tech-Unternehmen ansieht, sondern als Konsumwert. Apple hat ein eigenes Ökosystem geschaffen, in das man schnell reinkommt, aber kaum wieder raus. Das gefällt Buffett, das versteht er als den Burggraben von Apple und wegen dieser extrem hohen Kundenbindung kauft er Apple. Während ich Apple sehr kritisch sehe wegen der extrem hohen Abhängigkeit vom Iphone. Wenn das Iphone floppt, stehen dreiviertel von Apples gewinnen im Feuer. Dieses Klumpenrisiko ist mir viel zu groß. Daher keine Apple-Aktien (mehr) für mich...

      Und zu den unterschiedlichen Kursen an unterschiedlichen Börsenplätzen: das war früher der Normalfall, damit konnte man Arbitragegewinne einfahren. Kurse sind das Resultat von Angebot und Nachfrage. Bei marktengen Werten sieht man das auch heute noch: ein Provitanleger will in Stuttgart zu 18 Euro verkaufen und seine Order ist so ziemlich die einzige. In Frankfurt will jemand anderes verkaufen und hat dort 17,50 Euro vorgegeben als Limit. Schon hat man den Preisunterschied. Bei größeren Werten tritt sowas kaum mehr auf, weil zu viele Marktteilnehmer die unterschiedlichen Preise im Blick haben und diese auszunutzen versuchen. Und dank des automatisierten Computerhandels erfolgt dies heute in Sekundenbruchteilen. Allerdings eben nicht immer, vor allem bei kleinen Nebenwerten und Nebenbörsen, wie Düsseldorf oder Hamburg. Hier sind die KIs nicht aktiv und daher finden sich manchmal starke Preisunterschiede.

      Wenn Du US-Werte kaufst, hast Du immer ein Wechselkursrisiko, weil Du ja im Euro-Raum lebst. Entweder Du kaufst an einer US-Börse in Dollar. Dann trifft Dich der Wechselkurs nur/erst, wenn Du verkaufst und das Geld wieder auf ein deutsches Konto (in Euro) transferierst. oder Du kauft an einer deutschen Börse in Euro und hast ständig den Wechselkurs "an Bord", weil der maßgebliche US-Kurs in Dollar gestellt wird und ständig in Euro umgerechnet wird, um hier den gleichen Wechselkurs bereinigten Eurokurs anzuzeigen.

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    5. Thomas Danner01.09.18, 18:07

      So eine ausführliche Antwort habe ich erhofft, aber nicht erwartet. Vielen Dank dafür. Ich werde versuchen, Sie so gut ich kann mit Spenden jeden Monat zu unterstützen, damit Ihr tolles Projekt weiterhin Gehör findet.

      Eine Frage noch: wie kann ich mir das vorstellen, wenn Sie sagen, "Ich habe mich parallel mit zwei Freunden selbständig gemacht - im Immobilienbereich und zwar mit einer GmbH". Haben Sie eine GmbH gegründet, mit dieser Immobilien gekauft und quasi versucht, mit den Mietzinsen Gewinne zu erwirtschaften?

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    6. Unsere GmbH war im Bereich Hausverwaltung, Vermietung und Vermittlung von Grundstücken, Wohnungen etc. tätig. Einen eigenen Wohnungsbestand hatte sie nicht - wohl aber wir selbst, mit wechselnden Beteiligungen an den einzelnen Objekten und auch teilweise mit weiteren Partnern an Bord (nicht jeder war an jedem Immobilienprojekt beteiligt). Ein Großteil der Immobilien befand sich in Ostdeutschland und wurde aus Insolvenzverfahren heraus erworben und anschließend saniert. Das wurde dank des wirtschaftlichen Abschwungs im Osten immer schwieriger und 2008/09 dann extrem unerfreulich. Hat nicht jeden von uns gleich stark getroffen, denn jeder hatte ja auch seine weiteren Einnahmequellen. Bei mir waren es vor allem Immobilien und Aktien. 2008/09 keine Traumkombination - da konnte das eine das andere nicht gerade stützen.

      Aus dieser Zeit und meinen gemachten Erfahrungen heraus bin ich bei Immobilien skeptisch; viele Leute glauben, es kann nur steil nach oben gehen mit den Preisen und Mieten. Ich habe es über 20 Jahre hinweg auch anders erlebt. Und meine Einstellung zu Kreditfinanzierungen, Sicherheiten und der vermeintlichen Sicherheit von Zinsbindungen hat sich grundlegend geändert. Die Frage "was kann im schlimmsten Fall passieren?" sollte man sich vor allem auch bei Immobilien stellen mit dem für Otto Normalbürger enormen Investitionsvolumen. "Wird schon gutgehen" ist kein guter Ansatz und schon gar kein solides Fundament. Auch deshalb habe ich heute bei meinem Investment-Portfolio (in der GmbH) keinerlei Fremdfinanzierung (darüber denke ich ja schon seit längerer Zeit nach, bisher ohne Ergebnis) und bei meinem privaten Dividenden-Depot habe ich einen begrenzten Wertpapierkredit in Anspruch genommen,der durch die Dividendeneinnahmen mehr als bezahlt wird (das habe ich mal in dem Artikel "Meine High-Yield-BDC-Dividend-Debt-Strategie. Einfach perfekt oder ziemlich blöd?" dargelegt. Weitere Kredite habe ich nicht und plane ich auch nicht. Immobilien habe ich keine (mehr). Mein Vermögen steckt in Aktien - ggf. auch mal in Immobilienaktien...

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  6. Hallo Michael,

    Ich habe eine grundsätzliche Frage.
    Wie gehts Du psychologisch damit um bei "Qulitätsunternehmen" einzusteigen, die einen nahezu ungebrochenen Aufwärtstrend vorweisen? Microsoft, Cisco, McDonalds, Waste Management uvm. - weisen diesen typischen "Raketen"Chart auf der langsam flach beginnt und dann nach rechts immer steiler aufwärts führt.

    Wie geht man damit gedanklich um, hier nicht auf "Rücksetzer" des Kurses zu warten sonder einfach zu akzeptieren, dass man viele gute Jahre verpasst hat und eher die Zukunft betrachtet?
    Ich tue mir da tatsächlich sehr schwer mit, auch mit einer "Berechnung" oder Überlegung ob die aktuelle Bewertung fair / gerechtfertig ist oder nicht und daraus folgernd ob sich ein Einstieg lohnt oder nicht...

    Vermutlich alles wirres Zeug, aber vielleicht verstehst Du mein Problem ja und hast einen Vorschlag :-)

    Danke & Viele Grüße
    Martin

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    1. Wenn Kurse gestiegen sind, dankt man immer, man werde einsteigen, wenn es mal einen Kursrücksetzer von 5% gibt. Wenn der aber dann kommt, dann gibt es meistens ja auch Gründe (weil der Markt generell gerade konsolidiert und/oder die Stimmung schlecht ist) und man denkt dann, "lieber nochmal abwarten, das geht bestimmt noch tiefer". Mit der Folge, dass der Kurs sich wieder erholt und man - mal wieder - nicht eingestiegen ist. Und denkt "beim nächsten Kursrutsch von 5% steige ich ein". Also schaut man den Kursen weiter hinterher.

      Peter Lynch rät daher: "Wenn die richtige Aktie gefunden ist, ist es nie zu früh oder zu spät, sie zu kaufen".

      Bedeutet: auf das Unternehmen schauen, nicht auf die Kurse. Und trotzdem bleibt der Blick natürlich nicht aus. Wenn Du die "Fahnenstange" ansprichst, dann ist das oft ein verzerrtes Bild. Und nach Karl Marx bestimmt der Standpunkt die Perspektive. ^^ Also mal den Standpunkt ändern; hier konkret, den Chart auf "logarithmisch" umstellen. Dann sieht die Fahnenstange gleich nicht mehr so steil aus.

      Die logarithmische Anzeige hat aber nicht nur optische Auswirkungen, sondern es gibt handfeste Gründe, sie zu bevorzugen. Wenn eine Aktie bei 10 Euro gestartet ist und nun bei 100 Euro steht, dann wird im "normalen" Chart der Kursanstieg von 10 auf 20 Euro gleich stark angezeigt wie der Anstieg von 90 auf 100 Euro. Dabei war das erste ein Anstieg von 100%, der zweite nur etwas mehr als 11%. Gäbe es nun zuletzt auch einen Anstieg von 100%, also von 90 auf 180 Euro, dann sieht das wieder wie ein Raketenstart aus.

      Also lieber die logarithmische Darstellung wählen, weil so die prozentualen Kursveränderungen dargestellt werden. Und man so viel eindeutiger die wirklichen Kursveränderungen erkennen kann.

      Und das führt mich zurück zu den Qualitätsunternehmen. Die weisen alle ähnliche Merkmale auf: den starken Burggraben (also Wettbewerbsvorteile), hohe und steigende Free Cashflows, steigende Umsätze, steigende Gewinne und am besten ein ordentliches Cashpolster in der Hinterhand. Dafür kann man guten Gewissens mehr bezahlen. Weil die Unternehmen auch in schwierigeren Phasen solide dastehen und weiterhin gute Geschäfte machen werden. Ihnen brechen nicht schlagartig Kunden weg oder sie haben Liquiditäts- oder Finanzierungsprobleme. Auf diesen Schlitten kann man auch mal mit ins Tal fahren, ohne in großer Gefahr zu sein, und sie schaffen es auch ohne Hilfe wieder aus dem Tal hinaus. Weil in Krisensituationen der Preis (Kurs) viel schneller in den Keller geht, als es der Wert des Unternehmens tut. Also kann und sollte man ganz entspannt sein, denn mit der Aktie hat man einen Anteil am Wert des Unternehmens gekauft, nicht einen Teil an seinem Aktienkurs. ;-)

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  7. Hallo Michael,

    eine Frage: was hältst Du eigentlich von der momentanen Wasserstoff-Euphorie? Nimmt diese Technologie langsam konkretere Fahrt auf, oder tun das nur die Aktienkurse? Bei diesen Kurswachstum in den vergangenen Monaten kann man NASDAQ 100, die besten großen Aktien etc. nur als lahme Schnecken bezeichnen.
    Ich lese etwas von wertvollen Kooperationen, die eingegangen werden, Aufträge für großtechnische Prototypen etc. Eigentlich höre ich nur gute Nachrichten, manche Know How Träger generieren Umsatz (verbrennen aber halt natürlich noch Geld) und so weiter...

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    1. Ich investiere nicht in neue und gehypte Trendsektoren. Ich lege Dir dazu mal Buffetts Ansicht ans Herz: "Der Schlüssel zum erfolgreichen Investieren liegt nicht in der Frage, wie sehr eine Industrie die Gesellschaft beeinflusst oder ob sie wachsen wird, sondern darin, herauszufinden ob ein bestimmtes Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil hat, und wenn ja, wie lange dieser anhalten wird."

      Elektroautos, Wasserstoffantrieb, Cannabis, 3D Druck, das wird die Welt verändern, unbestritten. Aber welches Unternehmen setzt sich hier durch? Welches Unternehmen kann die neue Technologie in massentaugliche Produkte umsetzen? Welches Unternehmen kann hiermit Geld verdienen (einfach mal den Langfristchart von Ballard Power aufrufen und heulen, wenn man das Kursniveau von Mitte und Ende der 1990er Jahre sieht, wo Wasserstoff schon einmal "der ultimative neuste heiße Scheiß" war). Und, ganz elementar, welches Unternehmen kann seine ggf. erreichte Spitzenposition dauerhaft behaupten?

      Einfach mal googeln (Wortspiel), welche "heißen" Suchmaschinen es vor 25 Jahre alles so gab. Heute kennen wir Google, vielleicht BING (von Microsoft, aber noch vergleichsweise jung). 1999 war Yahoo! ganz vorne mit dabei und Lycos und zig andere. Wo sind die jetzt? Nur eine (!) verdient wirklich Geld und zwar enorm. War damals aber nicht absehbar! Googles größte Wettbewerber sind heute nicht klassische Suchmaschinen, sondern Facebook und Amazon. FB gab es 1999 noch gar nicht und Amazon war ein Online-Buchhändler. Wie man "Cloud" schreibt und was man damit anstellen kann, wusste man 1999 auch noch nicht...

      Es gab auch mal mehr als 1.000 Autohersteller in den USA. Und unzählige Eisenbahngesellschaften oder Fluglinien. Die meisten sind in den Ruin geschlittert und ihre Anleger (Aktionäre und Anleihegläubiger) haben viel/alles des eingesetzten Kapitals verloren. Außer bei den einigen wenigen Überlebenden. Die haben heute Quasi-Monopolstellungen und (nur) deshalb verdienen sie Geld. Aber wie erkennt man in einem gehypten Markt, wo es jeden Tag zig neue Ideen/Anbieter gibt, wer der künftige Dominator wird? Ich habe die Antwort bisher nicht gefunden, daher setze ich lieber auf Branchen, wo die Entwicklung (der Unternehmen) abschätzbarer ist. Relativ sichere Sachen, Quality Investing: der "bewährte alte geile Scheiß" eben... ;-)

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    2. Hallo Michael, ich bin ebenfalls mehr als vorsichtig mit neuen „Hypes“. In der Erholung nach dem Crash habe ich mit Powercell gut Geld verdient - bis ich in der Nacht las, welchem Risiko ich mein Kapital da eigentlich ausgesetzt hatte (siehe die Hedgefont-Angriffe auf Wirecard etc).
      Cannabis war ein Strohfeuer, das viel Geld verbrannt hat. Trotzalledem hätte damit natürlich gut Kasse machen können, wer rechtzeitig einstieg und dann wieder rausging. Hausfrauenhausse lässt grüßen...?
      Genauso könnte es vielleicht auch mit „alternativen Antrieben“ sein. Das Problem an einem Hype ist wohl vor allem, dass man nie weiss, wann er vorbei ist, und alles platzt und schlagartig in sich zusammenfällt...
      Ob „alternative Antriebe“ jetzt ein Luftblasen-Hype ist, oder tatsächlich die Richtung, die genau jetzt Fahrt aufgenommen hat? Spätestens als erste Städte Fahrverbote für Dreckschleudern ausgesprochen haben, wird wohl auch dem letzten Autofahrer (und dem letzten Automotive-Manager) klargeworden sein, dass es (vielleicht) nicht ewig so weitergehen kann mit den fossilen Antrieben. Und was, wenn „Elektro/H2“ plötzlich „hip“ wird...? Wenn die Menschen aus Prestige/Überzeugung/Mode anfangen, alternativ angetriebene Fahrzeuge zu kaufen? Nicht, weil die Politik sie dazu zwingt, oder weil ein paar Umwelt-Aktivisten gebetsmühlenartig permanent in's Gewissen reden, sondern weil sie es - wollen...? Wenn ein Run einsetzt? Dann geht's rund die nächsten Jahre... ich selbst finde in meinem Wohngebiet schon zwei Elektro-Tankstellen-Plätze, die immer frei sind. Wer hindert mich daran, einmal im Monat das lästige Laden durchzuführen, und ansonsten schick „Elektro“ zu fahren (oder noch besser: zu leasen, und die Prämie einzustreichen?). Ok, mein ganz persönliches Bedürfnis nach komfortablem automobilem Mittelklasse-Ambiente und quasi-Vollausstattung ist es, aber sonst...

      Powercell hat nicht die unrühmliche Historie der anderen Wasserstoffler (endlose Selbstfinanzierung durch Kapitalerhöhungen zum Beispiel, abgestürzte Kurse, wo ich mir immer denke: wenn die dann wirklich mal steigen, werden viele Altaktionäre Kasse machen, um die Dinger bloss endlich loszuwerden, was dann den Kurs bremst). Die Schweden sind an den Markt gegangen, als Wasserstoff (vielleicht?) gerade begann, ernsthaft interessant für die Zukunft zu werden.

      Es wäre mir persönlich egal, ob die Schweden jetzt die Massenfertigung selbst übernehmen (wohl eher unwahrscheinlich bei einer Klitsche von 38 oder 60 Leuten), oder ob sie teuer eingekauft werden von einem potenteren Partner. Auszahlen würde sich für mich beides...

      Allerdings bin ich wirklich der letzte, der sowieso schon gehypte Trends für andere stille Mitleser attraktiv reden will. Ich selbst werde die Finger da brav draussen lassen, und allenfalls ein kleines Spielgeld einsetzen, wenn überhaupt.

      Soviel auf jeden Fall meine Gedanken dazu.

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    3. Chris, Du beschreibst perfekt, wie Momentumtrader Geld machen (wollen): einen Hype bzw. Trend reiten, bis er seinen Antrieb verliert und dann schnell (genug) Kasse machen. Das hat mit langfristiger Aktienanlage nicht wirklich etwas zu tun, obwohl beide Strategien oft die gleichen Werte "herauspicken". Denn auch die von mir bevorzugten Qualitätsunternehmen folgen ja einem Trend, jedenfalls was ihr Business angeht, und daher weisen ihre Aktien auch oft einen positiven und langfristigen Trend auf. Aber ein Investor steigt nicht gleich aus "seinem Unternehmen" aus, nur weil der Kurstrend mal kurzfristig nach unten ausbricht, um dann wieder einzusteigen, wenn der Wind/Trend sich wieder dreht. Das ist ein erheblicher Unterschied in der Einstellung und Vorgehensweise. Und ob das eher hektische Hin- und Hertraden auf lange Sicht bessere Ergebnisse erzielt (nicht in der Theorie, sondern wirklich anhand der real durchgeführten Trades), da müssen die meisten Trader den Nachweis schuldig bleiben...

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    4. ... und selbst wenn "Erfolgsstories" berichtet werden, kann man davon ausgehen, dass all die anderen Market-Timing Versuche, die (voll) in die Hose gingen, halt einfach unter den Tisch gekehrt werden... Nein, ich bin da ganz bei Dir: in Qualitätsunternehmen investieren, das "wirklich freie" Geld alles 'rein, und dann die Marktentwicklung langfristig einfach voll mitnehmen (und sein Investment regelmäßig überprüfen). Ein Ausstiegszeitfenster von vlt. drei Jahren einplanen, dann hat man genügend Zeit, ggf. die nächste Hausse abzuwarten, um die Aktien final zu Geld zu machen, wenn man es denn braucht und will.
      Das dürfte die "Königsstrategie" der Geldanlage in Aktien sein - sofern man sich die Mühe macht, und sein Portfolio selbst verwaltet. Wobei man, mit etwas Geschick, auf diese Weise schon ordentlich etwas aus der Sache herausholen können müsste.

      Zur Wasserstoff-Euphorie: ich weiss leider nicht, wie das damals war, beim Aufstieg von Amazon, oder Google usw. Wahrscheinlich im Kern das gleiche: Aktien mit einer Volatilität, dass einem schwindelig werden konnte, und die trotzdem anscheinend nur eine Richtung kannten: nach oben... wobei man sich wohl jeden Tag fragte: wie lange geht das noch so weiter, bzw. wie lange kann es noch so weitergehen.

      Wobei ich im Wasserstoff oder bei Elektro nun nicht die übermäßige Phantasie habe. Eine neue Technologie muss sich ja nicht nur durchsetzen, man muss auch mit ihr und an ihr richtig kräftig verdienen - dann wird auch der Unternehmenswert (und parallel: die Aktie) nach oben gehen.

      Wahrscheinlich wissen wir in ein, zwei Jahren schon ein bisschen mehr...

      Davon ab ist das, wie gesagt, kein Investitionsumfeld für mich.

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  8. Hallo Michael, nachdem es in in letzter Zeit wieder etwas ruhiger geworden ist, habe ich mir einige Gedanken gemacht. Vielleicht schreibe ich sie hier mal.
    Aktien... eigentlich gewinne ich am Aktienmarkt durch die Verluste Anderer. Wenn ich zu einem Zeitpunkt kaufe, bevor es viele andere tun, profitiere ich von deren Käufen und schöpfe am Ende deren Geld ab, wenn ich den Gewinn schliesslich mitnehme. Geld wird ja letzten Endes nicht vermehrt, sondern nur umverteilt (so ähnlich sagte schon Gordon Gekko im phantastischen Film "Wall Street" 1987).
    Wenn ich also "cleverer" agiere, als all die anderen Mitspieler am Tisch, dann kann ich Gewinn machen.
    Und dann habe ich habe gesehen, es gab lange Phasen, wo mit Aktien praktisch gar nichts ging, zum Beispiel hatte man mit Microsoft von 2000 bis 2013 keine besondere Freude. Das Unternehmen hat z.B. Umsatz und Gewinn kontinuierlich gesteigert, der Kurs rührte sich aber nicht. Weisst Du, was da damals los war? Allgemeine Aktienmüdigkeit nach Dotcom-Blase, Börsengang Telekom, Infineon, usw.? Angst vor Technologie-Werten? Andere grosse Aktien haben sich in dieser Zeit entwickelt, bzw. deren Stern ging auf.
    Und was mich selbst angeht: letzten Endes bin ich gar nicht so unglücklich damit, mein Geld wieder komplett aus dem Markt zu haben, solange er offenbar nicht weiss, wo er hin will. Aus meiner Sicht wäre es gut, wenn alles nochmal so richtig crashen würde, sodaß man seelenruhig einkaufen könnte ("An offer that you can't resist"). Alternativ wäre ich auch für eine stabile Börseneuphorie/Hausse zu haben, auf die man mit guten Qualitätsaktien vielleicht aufspringen könnte. Ansonsten beobachte ich im Moment nur, und ein paar "Micro-Wetten" nebenbei sind nicht so recht aufgegangen (haben mir aber auch keinen Verlust beschert). Soviel meine Gedanken, und Fragen, im Moment...

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    1. Hallo Chris,

      erst einmal Chapeau an Michael, dass er Dir seine Gedanken hier so mühevoll aufdröselt. Dafür solltest Du ihm wirklich dankbar sein.

      Ich hätte noch ein paar Anmerkungen, um mögliche Widersprüche mit Deiner Vorstellung vom Investieren aufzuzeigen.

      Ich hoffe, ich werde nicht missverstanden, aber ich finde, Deine wortreichen Posts machen Deinem Namen alle Ehre, denn sie vermitteln den Eindruck von schönen und reinen Gedankengebäuden, die die Realität nicht 1:1 abbilden wird. Du schreibst z.B. (ich zitiere aus dem Gedächtnis), dass Du in Qualitätsunternehmen investieren, "langfristig dabei bleiben" und "Gewinne voll mitnehmen" willst, mit einem "Ausstiegsfenster von vielleicht bis zu 3 Jahren"...

      Warren Buffett sagt, dass, wer beim Kauf nicht bereit ist, ein Unternehmen für mindestens 10 Jahre zu halten, es auch keine 10 Minuten besitzen sollte. Das vermittelt Dir einen ungefähren Eindruck davon, was ein Investor meint, wenn er von "langfristig" spricht. Auch bei einem Qualitätsunternehmen ist die Aussicht, auf Sicht von nur 3 Jahren eine passable Rendite einzufahren, ziemlich ungewiss, und zwar vor allem dann, wenn das Unternehmen beim Einstieg schon hoch bewertet ist. There is no free lunch, oder, nach Kostolany: kein Geld ohne Schmerzen.

      Nimm zum Beispiel Amazon, nach eigenem Bekunden Dein Lieblingsunternehmen. Der Corona-Boost scheint mir eingepreist, (fast) alle Anleger lieben und haben das Unternehmen, starke wie zittrige Hände, und selbst gestandene Investoren haben ihre Investmentgrundsätze über den Haufen geworfen, um es zu besitzen. Die Erwartungen sind enorm. Ich finde, dem stehen ein paar nicht ganz unerhebliche Risiken gegenüber. Wenn sich davon eines (oder auch mehrere) in den nächsten Jahren materialisiert, könnte das einen herben (aber wahrscheinlich temporären) Kursrückschlag zur Folge haben. Wenn Du dann mit nur 3 Jahren geplantem Inverstitionszeitraum dabei bist, kann Deine Liebe schnell erkalten. Rechnest Du hingegen mit mindestens 10 Jahren Engagement, sind Deine Aussichten auf eine passable Rendite sehr gut - auch wenn das Unternehmen beim Kauf hoch bewertet war, zwischenzeitlich ein oder zwei schwierige Marktphasen durchlaufen hat und Du nicht zum idealen Zeitpunkt aussteigst. Denn nur über den langen Zeitraum werden temporäre negative Effekte, die durchaus mal Jahre dauern können, durch die Unternehmensentwicklung hinreichend zuverlässig überkompensiert. Dass man dann in vielen Fällen aus dem einen oder anderen Grund letztendlich doch früher als erwartet aussteigt, steht dem nicht entgegen. Fortsetzung folgt...

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    2. Denke auch daran, dass es auch noch andere Risiken als direkte Kursrisiken gibt. Beim Investieren in US-Unternehmen hast Du z.B. ein Währungsrisiko. Es kann z.B. sein, dass Deine Unternehmen an der NASDAQ die schönste Rally hinlegen, an den deutschen Handelsplätzen und in Deinem EUR-geführten Depot davon aber nur ein kleiner Teil ankommt, weil zufällig zeitgleich der EUR erstarkt. Auch damit musst Du rechnen und umgehen, und auch dabei hilft tendenziell ein langer Zeitraum.

      Rechne damit, dass ein Investment auch scheitern kann, egal, wie gut es am Anfang aussah und wie viele Gedanken Du Dir darüber gemacht hast. Deshalb braucht es ein Mindestmaß an Diversifikation.

      Du sagst, Du willst Investments kontrollieren und mitverfolgen. Sei Dir aber im Klaren, dass, wenn Du aus sich abzeichnenden Entwicklungen eine Kauf- oder Verkaufentscheidung ableiten willst, dies tun musst, bevor der Markt - z.B. aufgrund von Geschäftszahlen - eine veränderte fundamentale Lage feststellt. Denn wenn der Markt daraufhin eine Neubewertung vornimmt, geschieht das mitunter
      innerhalb von Minuten, evtl. noch von Stop-Loss-Kaskaden unterstützt. Niemand wartet auf Deine Meinungsbildung. Es ist sehr schwer, kurzfristig cleverer zu sein als andere. Aber auch wenn Du das nicht bist, partizipierst Du ja trotzdem an der langfristigen Wertentwicklung. Es wird also keinesfalls einfach nur Vorhandendes "umverteilt".

      Bis jetzt machst Du den Eindruck, dass Du alles mal kurz ausprobierst und theoretisierst und versuchst, daraus Entscheidungen abzuleiten, was für Dich passt. Das ist schwierig, weil Du dadurch kein "Gefühl" für die Sache bekommst. Du könntest Dir aber z.B. überlegen, versuchsweise ein kleines Investment zu tätigen, dessen Totalverlust Dich ggf. nicht sehr schmerzt, und einfach dabeizubleiben. Kurse werden fallen, und Du wirst zwangsläufig auf Artikel stoßen, in denen dargelegt wird, warum jemand Dein Investment vollkommen unmöglich findet, während XYZ doch viel aussichtsreicher ist. Ich würde dann nicht unreflektiert hin und her springen, denn wenn man damit erst einmal anfängt, freut sich auf lange Sicht nur der Broker. Wenn Du mit dem Einstieg darauf wartest, dass die Kurse noh einmal massiv einbrechen und daraus Deinen Gewinn zu ziehen, könntest Du evtl. enttäuscht werden; auch ich rechne zwar mit einem nochmaligen Einbruch, aber ausgemacht ist das nicht. Das wäre dann aber auch eher Market timing als langfristiges Anlegen.

      Beste Grüße
      Jens

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  9. Moin Chris,
    ich antworte mal in zwei Teilen. Zunächst zur Microsoft-Historie. Anfang 2000 war MSFT exorbitant hoch bewertet. Damals sprach man von der "New Economy" und war wirklich der Auffassung, dass das Internet alles verändern würde - sogar die Grundgesetze des Marktes und der Ökonomie. Richtig ist, dass das Internet unser aller Leben stark verändert hat, aber falsch war, dass Unternehmen keine gewinne machen müssen, dass jede noch so utopische Idee funktionieren wird, dass quasi über Nacht das Internet die "Old Economy" ablöst. Anfang 2000 hat man gedacht und gefühlt, als wäre das Internet so dominant wie es das heute wirklich ist. Aber 2000 steckte das noch in den Kinderschuhen! Wenn Dein Smartphone heute nur das mieseste Funknetz erwischt, also "EDGE", dann ist das das UMTS-Netz. Dafür waren 1999 mal gerade die Frequenzen versteigert worden. Mobiler Datenverkehr, Streaming, wie wir es heute kennen, war damals gar nicht möglich. Man wähnte sich in einem Ferrari auf der Rennstrecke, aber man saß in einem klapprigen Hyundai auf einer Buckelpiste.

    MSFT war 2000 ein Monopolist mit Windows und missbrauchte seine Dominanz, um eigene Dienste zu pimpen. So war der Netscape Navigator der Standard-Browser, doch Microsofts Internet Explorer überholte den innerhalb weniger Jahre und erreichte Marktanteile von über 80%. Weil er bei jedem ausgelieferten Windows-PC (und damit liefen fast alle PCs und Notebooks) vorinstalliert war. In den USA und in Europa liefen daher Kartellverfahren gegen Microsoft und in den USA gab es ein Urteil, dass Microsoft zerschlagen werden müsse. Dagegen ging MSFT natürlich juristisch vor und das verzögerte die Sache um viele Jahre. In der Zeit hat die EU-Kommission MSFT so gegängelt, dass MSFT zustimmte, den Internet Explorer nicht mehr vorzuinstallieren, sondern bei Aktivierung von Windows jeweils vier Browser vorzuschlagen als Alternative (immer incl. des IE). MSFT wurde zu dieser Zeit als "der Feind" angesehen von so gut wie jedem Programmierer und vielen Kunden. Es war verhasst, weil die Produkte nicht die besten waren, aber jeder damit arbeiten musste. Es gab Alternativen, wie von Stardivision (Softwareschmiede aus Hamburg), die dann aufgekauft wurden. Deren Produkte wurde zu Open Source-Programmen und die kann man heute noch finden als OpenOffice. Und auch die IE hatte seine Marktstellung verloren; vor allem in Deutschland war der Firefox inzwischen Marktführer. Später kam dann Chrome und der dominiert ja seitdem den Markt (neben Safari, das mit dem Wiederaufstieg von Apple und dem Iphone seinen Marktanteil stetig ausbauen konnte).

    Das Kartellverfahren verlief dann im Sand. Weil MSFT seine Dominanz verloren hatte und an allen Fronten von Gegner in die Mangel genommen wurde. Das Kartellverfahren wurde auf Eis gelegt - aus Mitleid, könnte man sagen...

    2000 war MSFT utopisch hoch bewertet und mindestens 10 Jahre Zukunftsphantasie bereits eingepreist. Dann brach die Börse zusammen und 90% aller gehypten Internetklitschen gingen pleite, weil sie Unmengen von Geld verbrannten und nun kein Geld mehr rein kam. Die "New Economy" war tot, alle erkannten, dass die Naturgesetze der Ökonomie noch immer wirkten. Und MSFT war 200 verhasst und ein komplett abgeschottetes Unternehmen - seine Produkte liefen nur "mit sich selbst", es gab kein Office für Apple-Geräte oder so etwas.

    Hinzu kamen viele Fehlentscheidungen. MSFT hat das Tablet erfunden, aber Windows war dafür nicht ausgelegt und das Gerät zu klobig. Ein Flop. Ein paar Jahre später kam Steve Jobs mit dem Ipad und es wurde ein Hit. MSFT hat das Iphone verschlafen. Es gab Handys mit Windowsbetriebssystem, aber die waren dritte Wahl. Nokia, vor den Smartphones Weltmarktführer bei Handys, war von BlackBerry verdrängt worden und schmiss sein eigenes OS über Bord und sattelte auf Windows-OS um. Kurze Zeit später kaufte MSFT dann die Nokia-Handysparte, nur um nach zwei (?) Jahren fast $40 Mrd. darauf abschreiben zu müssen.

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  10. 2/2

    MSFT war zu diesen Zeit kein Wachstumsunternehmen mehr. Bei mobilen Endgeräten spielte Windows keine Rolle, seine Suchmaschine Bing sah keinen Stich gegen Google. MSFT begann mit Dividendenzahlungen und wurde mit einstelligen KGVs bewertet. Damals stieg ich ein. Und dann kam Satya Nadella und hat MSFT komplett umgekrempelt und so gut wie alles Negative ins Positive gewandelt. Und seitdem laufen die Geschäfte und der Aktienkurs ebenfalls; auch weil der Markt MSFT wieder als erfolgreiches Wachstumsunternehmen wahrnimmt und ihm deutlich zweistellige KGVs zubilligt.

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  11. So, nun zum anderen Part: Du sagst, Du hättest alle Deine Aktien wieder verkauft, weil Du nicht wüsstest, wie sich der Markt entwickeln würde. Du sagst ja selbst, dass Du noch nicht viel Erfahrung an der Börse hast und das merkt man an dieser Stelle. Versteh mich bitte nicht falsch, das ist kein Vorwurf. Es ist normale, (fast) jeder macht diese Entwicklung durch. Auch ich habe so gedacht und gefühlt vor 20 Jahren.

    Du blickst auf die Kurse, Du nimmst Chancen und Risiken als Kursschwankungen wahr. Aber... darauf kommt es nicht an. Buffett sagt: "Die Börse ist nur der Marktplatz, die Wertschöpfung findet im Unternehmen statt". Und genau das ist der zentrale Punkt, der (einzige) entscheidende Faktor an der Börse. Man sucht sich die besten Unternehmen heraus und wird dort Miteigentümer, Aktionär. Man kauft nicht deren Aktien in der Hoffnung, dass der Kurs steigt. Nein, man kauft Anteile an einem wundervollen Unternehmen, weil man an seinen Erfolgen beteiligt sein will. Man nimmt an der Wertsteigerung des Unternehmens teil und diese resultieren dann früher oder später auch in Kurssteigerungen.

    Man muss diesen Unterschied zwischen Preis (Kurs) und Wert einer Aktie verinnerlichen. Das ist keine Sprechblase, es ist das Fundament für erfolgreiche Investments. Ich reite hier im Blog nicht ohne Grund so häufig auf diesen Basics herum, eben weil sie so entscheidend sind. Denn als Aktionär von Top-Unternehmen muss - und sollte! - ich mir um die Aktienkurse keine Gedanken machen. Das Management kümmert sich um die Entwicklung, um Corona, um Lockdowns, um Home Office usw. Das ist nicht mein Job als Aktionär! Mein Job ist, mir die richtigen Unternehmen auszusuchen, die auch in solchen Phasen gut durchkommen und die sich bietenden Chancen nutzen (können). Dass der Aktienkurs auch dieser Unternehmen stark schwankt, das gehört dazu. Aber es ist nur eine Nebensächlichkeit. Obwohl die meisten Anleger nur darauf achten und den Erfolg ihrer Investments alleine daran festmachen, ob in ihrem Depot hinter der Aktie in möglichst fettes Plus oder ein Minus steht. Aber das ist der falsche Ansatz, der falsche Gedanke. Denn den Aktienkurs kannst Du nicht beeinflussen!!! Niemand weiß, wo er morgen steht oder in vier Wochen oder in zwei Jahren. Du kannst nur das Unternehmen analysieren und bewerten und dann einsteigen, wenn sein Wert höher ist als das, was Du heute dafür bezahlst. Benjamin Graham stellte dabei auf den heutigen Wert ab, Buffett, Munger, Fisher auf den künftigen Wert. Deshalb setzen sie auf Quality Investing, auf Unternehmen, deren Entwicklung man relativ sicher abschätzen kann. Nicht auf Klitschen, nicht auf Turnarounds, sondern auf Unternehmen mit soliden Bilanzen und starken Burggräben. Oder wie Buffett auch sagt: man muss sich auf das Spielfeld konzentrieren (die Unternehmen), nicht immer auf die Anzeigentafel starren (Aktienkurse).

    Um zu dieser Erkenntnis zu kommen, sie wirklich zu verstehen und zu verinnerlichen, braucht man Jahre und viele Erfahrungen an der Börse. Denn es ist nicht einfach. Auch mir setzen Minuszeichen im Depot zu und ich muss mir dann diese Grundsätze wieder bewusst machen, um mich an ihnen zu orientieren. Buffett lebt sie, ich wende sie an - oft klappt das, aber nicht immer. Das sich schon den dritten Crash miterlebe mit der dazugehörigen Endzeitstimmung, ist natürlich ein Hilfe dabei. Das Wissen, dass es in der Nacht dunkel ist, aber es danach wieder hell wird. Für wen es zum ersten Mal Nacht wird, der muss das erst noch lernen...

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  12. Hallo Michael, zunächst vielen Dank für Deine umfangreichen Ausführungen! Manche der Dinge über Microsoft hatte ich tatsächlich schon mal gehört oder gelesen, aber nicht mit dem historischen Aktienkurs in Verbindung gebracht. Die Sichtweise des Investments, die Du in Deinem Blog vermittelst, finde ich ja durchaus auch sehr reizvoll: ich vertraue mein Geld Unternehmen an, von denen ich glaube, dass sie gut aufgestellt sind, und gute Aussichten auf die Zukunft haben. Ich stelle mir dabei immer vor, wie Manager, Mitarbeiter und viele kluge Köpfe ihre 50-Stunden-Wochen (für mich) herunterreissen, Meetings abhalten, Strategien entwickeln, Probleme lösen... um das Unternehmen, in das ich investiere, und damit letztlich auch mich, erfolgreicher zu machen. Das ist tausendmal besser, als mein Geld auf einem Negativzinsenkonto und durch die Inflation langsam verfaulen zu lassen. Die Wirtschaft ist es, die die Wertschöpfung in den Industriestaaten schafft, und genau das ist wohl der Grund, warum Aktien sich so prächtig entwickelten in den letzten Jahren. Die andere Sache gegenüber dieser etwas romantischen Sichtweise ist natürlich, dass wir alle de facto das gleiche Ziel haben: wir wollen einfach, dass sich unser Geld vermehrt. Ob wir das nun so offen zugeben wollen oder nicht, deswegen machen wir in Aktien. Bzw. beschäftigen uns mit diesem Thema. Manche wohl etwas erfolgreicher (und da zähle ich die Leser dieses Blogs dazu, wegen der sinnvollen vermittelten Grundlagen). Und andere verbrennen sich wohl eher die Finger mit Derivaten, Hypes, falschen Hoffnungen, und falschen Vorstellungen davon, was Börse ist, wie sie funktioniert, und wie man sich (halbwegs erfolgreich) auf diesem Parkett bewegt.
    Wie man letztlich handelt, oder handeln möchte, muss man allerdings, wie Du auch gesagt hast, für sich selbst herausfinden; ich habe das immer schon so gemacht, und ich werde da über kurz oder lang meinen Weg finden. Es gibt da vieles zu bedenken... wieviel Zeit kann oder möchte ich in das ganze Thema stecken; welchen zeitlichen Horizont will ich abdecken (mit einer 5 vor der Jahreszahl bin ich schon etwas spät dran); mit wieviel investiertem Geld kann ich ruhig schlafen; wo liegen realistische Ziele bei der ganzen Sache uswusf. Ich habe mir damals in Dotcom-Zeiten auch ein paar finanzielle Schrammen geholt. Bei mir war es ein guter Bekannter, der mich auf Aktien brachte. Er hatte es absolut gut gemeint - das änderte aber nichts daran, dass er von Unternehmensbewertung, Spekulationsblasen oder Hypes einfach nichts wußte, und ich auch nicht. Ich bin dann irgendwann wieder raus, er blieb glaube ich noch länger drin in der verpuffenden Blase.

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  13. @Jens ich glaube, Du hast ein paar Dinge etwas missverstanden, die ich meinte. Ich lese so oft, wie man in Aktien gut strategisch vorgeht, aber eigentlich nie, wie man das Thema sinnvoll abschliesst. Mit „Ausstiegszeitfenster“ meinte ich, es wäre ungünstig, wenn ich am Tiefstpunkt einer Wirtschaftskrise in Rente gehe, und genau dann meine Aktien alle verkaufen müsste. Klüger wäre es, den erwünschten bzw. geplanten Lebensstandard notfalls 3 oder 5 Jahre lang aus anderen Quellen finanzieren zu können. Die Aktien mache ich dann zu Geld, wenn die Wirtschaftskrise wieder überwunden ist, und ich entsprechend mehr Geld dafür bekomme.
    Bezüglich steigender Kurse, darfst Du Dir aber nichts vormachen. Zum einen: Aktien steigen oder fallen nicht wegen Krisen, Wirtschaftsboom, Pandemien, oder weil sich Unternehmen im Umsatz und Gewinn verzehnfacht haben, sondern nur deswegen, weil sich Angebot (Verkäufer) und Nachfrage (Käufer) am Aktienmarkt verschieben. Das treibt die Preise bzw. Kurse dann nach oben, oder läßt sie fallen. Es mag beobachtbare mittelbare Zusammenhänge zwischen den äußeren Geschehnissen und den Bewegungen der Kurse geben, aber keine zwingend ursächlichen, wenn Du verstehst, was ich meine. Es sind immer Menschen, die Aktien kaufen oder verkaufen wollen. Und deren Motive kann man in ihrer Gesamtheit nur wenig (oder gar nicht) überschauen.
    Und wenn sich ein Aktienkurs seit Deinem Investment gut entwickelt hat, dann nur deswegen, weil viele Leute nach Dir diese Aktie kaufen wollten. Und wenn Du irgendwann verkaufst, dann nimmst Du all diesen Menschen einen kleinen Teil ihres Geldes. Indem Du nämlich den Aktienkurs beim Verkauf um ein winziges Stückchen nach unten ziehst... so sind die Zusammenhänge. Es ist ein Nullsummenspiel...
    Es ist übrigens keineswegs gesagt, dass sich Aktien die nächsten 10, 20 Jahre weiterhin so gut entwickeln werden, wie sie das in den letzten Jahren getan haben. Ich gehe zwar aus gewissen Gründen davon aus, dass das erstmal so bleibt, und wir alle hoffen das auch, aber wirklich wissen kann es niemand. Sehr gut denkbar wäre auch ein Szenario, an dem sich der Kurs aller Unternehmen an der Börse ihrem realen Wert in der realen Wirtschaft anpasst, und dann kein weiteres Kurswachstum mehr erfolgt. Ich schätze, das dürfte einigen Dinos am Markt auch schon so passiert sein.
    Oder das Gegenteil: mangels Alternativen, zuviel flüssigem Geld usw. stürzen sich irgendwann alle auf Aktien, und der komplette Markt geht in eine Überbewertung. Was dann konsequenterweise folgen muss, ist das Platzen einer solchen Blase, mit allen bekannten unangenehmen Folgen.
    Aber Stand heute ist das noch nicht soweit, oder absehbar, würde ich sagen.

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    1. Chris, die Aussage (von Gekko), die Börse wäre ein Nullsummenspiel, ist nicht korrekt, da saß sein Erschaffer Oliver Stone einem Irrtum auf. Es wäre nur dann ein Nullsummenspiel, wenn die Börse ein in sich geschlossener Kreislauf wäre. Sie ist aber nicht geschlossen, denn es fließt tagtäglich Geld hinein und wieder heraus - aber nicht die gleiche Summe. Und gerade in den Jahren seit der Finanzkrise sind Unmengen an Zentralbankgeld in die Börsen geflossen, so dass es eben kein Nullsummenspiel ist. Mehr Geld bedeutet mehr Aktienkurs. Und der "Verlierer" ist die Notenbank und zwar so lange, bis sie dieses zusätzliche Geld wieder abschöpft. Die Geldmenge steigt aber immer weiter an und dieses Geld fließt in Assets, in Aktien und Immobilien. Eine Geldinflation bleibt (deshalb bisher) aus, aber die steigenden Aktien- und Immobilienpreise stellen eine Vermögenswertinflation dar. Und je niedriger die Zinsen, desto stärker ist der Zustrom des Geldes in Vermögenswerte...

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    2. Hallo Michael. In welcher Form sind denn Geldmengen der ZB in die Börsen geflossen? Und wie kann dieses Geld wieder abgeschöpft werden? Das müsste doch dann durch den Kauf/Verkauf von Wertpapieren passiert sein, bzw. passieren. Das ist ja sogar geplant im Moment, habe ich gelesen.
      Und mal etwas anderes: wieso ist eigentlich eine gesteuerte Inflation das Ziel der EZB (ich lese: 2%)? Sollte die EZB nicht darum bemüht sein, sowohl eine Inflation als auch eine Deflation vom Euro fernzuhalten? Und woher kommen die seit mehreren Jahren 0% Zinsen? Sich Geld zu leihen, sollte doch eigentlich (logischerweise) immer einen Preis haben. Und wenn man jemandem Geld zur Verfügung stellt (Sparbuch etc.), mit dem derjenige arbeiten kann (z.B. Banken), dann sollte man dafür doch auch mit Verzinsung belohnt werden. Wieso wurde dieses Modell eigentlich gekippt? Irgendwo wurde zum Beispiel geschrieben, das wurde deswegen gemacht, damit sich der Staat einfacher verschulden kann... was übrigens m.E. auch nicht der Weg sein kann...
      Und zur Bewertung von Unternehmen... ich habe gelesen, Buffet hält die Aktien aktuell für stark überbewertet. Was wäre überhaupt ein realistischer Preis für ein Unternehmen? Vielleicht alle Besitzümer, plus den prognostizierten Wertzuwachs von vlt. 10 Jahren? Dann würde ein Investor ab dem 10. Jahr Gewinn machen mit dem Kauf einer Firma (der Gewinn/generierte Cashflow gehört ja dann ihm). Viele Grüße.

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    3. Der normale Weg einer Notenbank ist kein direkter. Sie verändert Zinssätze, weil dies den Banken ermöglicht, ihre Zinssätze zu verändern - und so landet das Geld dann bei Verbrauchern und Unternehmen. Oder durch veränderte Mindestreserveanforderungen, weil es so für Banken teuer oder eben billiger wird, Geld zu verleihen.

      Dass die EZB direkt Unternehmensanleihen kauft, ist ein Bruch mit ihrer klassischen Rolle. Auch die FED tut dies ja seit der Finanzkrise 2008/09.

      Wenn also die Zinsen sinken und die Geldmenge steigt, dann landet das Geld bei den banken und diese geben es als Kredite an Privatleute und Unternehmen heraus. Doch die konsumieren nicht etwa in großem Stil, sondern viel von diesem Geld wurde von diesen stattdessen in Immobilien oder eben Aktien gesteckt.

      Abschöpfen kann die EZB das Geld wieder, indem sie es teurer macht und geringere Mengentender für die Banken zur Verfügung stellt. Die können sich dann weniger frisches Geld bei der EZB leihen, als sie ihr gleichzeitig zurückzahlen müssen. Das knappere Geld wird dann teuer für die Kreditkunden. Soweit die Theorie, denn in der Praxis ist es gar nicht so leicht, eine "auf Speed" gedopte Wirtschaft sanft zu entwöhnen, ohne einen Kollaps zu verursachen. Als die Notenbank in den 1930ern die Zinsen anhoben, stürzte die Wirtschaft und die Börse ab. Als die FED 1999 mehrmals die Zinssätze anhob, crashte dann bald die Börse. Und als die FED 2017/18 damit begann, mehrmals die Zinsen anzuheben... Ende 2018 stürzte die Börse ab. Ist also nicht so einfach...

      Zinsen sind eigentlich die Risikoprämie dafür, dass man ggf. sein Geld nicht zurückbekommt. Je höher dieses Risiko, desto höher der Zinssatz. Wenn nun aber Geld quasi unbegrenzt und für jeden zur Verfügung steht, entfällt das Risiko. Das ist eine grundsätzlich ungesunde Entwicklung/Situation. Denn es hält auch viele Unternehmen am Leben, die es nicht sollten; weil so die besseren sich nicht durchsetzen können. Ausführlich habe ich das hier erläutert: "Der Tod des Risikos - Winken durch Niedrigzinsen paradiesische Zustände oder droht uns Zombiland?.

      Eine moderate Inflation ist wichtig und sogar notwendig. Sie bedeutet, dass Unternehmen höhere Preise verlangen können und die Menschen mehr kaufen, weil es demnächst teurer wird. Umgekehrt, bei Deflation, wird die Wirtschaft abgewürgt. Wenn man glaubt, dass die preise fallen, kauft man heute nicht, sondern wartet so lange wie möglich ab. Die Nachfrage bricht ein und die Unternehmensgewinne in der Folge auch, was zu Kosteneinsparungen und Entlassungen führt. Und ggf. weiteren Preissenkungen, um den Absatz anzukurbeln. Eine Teufelsspirale, aus der nur schwer herauszukommen ist. Japan schafft das seit Jahrzehnten nicht...
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      Buffett hält Aktien nicht für überbewertet! Bitte nicht den Mist glauben, den irgendwelche Kommentatoren so von sich geben, vor allem, wenn sie sich auf Shillers Cape-Ratio berufen. Buffett hat auch zuletzt mehrfach gesagt (!), dass Aktien eher preiswert sind - weil die Zinsen so niedrig stehen und weiter fallen. Deshalb seien höhere Bewertungen angemessen und kein Hinderungsgrund, solide Qualitätsaktien zu kaufen. Man muss sich immer die Opportunitätskosten anschauen, rät Buffett. Also den Vergleich, was man mit einer anderen Anlage in der gleichen Zeit verdienen kann. Also als Standard die 10-jährige US-Schatzanleihen. Die ~0,5% stehen in Konkurrenz zu den Unternehmensgewinnen in der gleichen Zeit. Ken Fisher sagt, KGVs sind relativ nutzlos, weil sie die Vergangenheit betrachten. Stattdessen sollte man die Gewinnrendite ermitteln. Geht ganz einfach: Gewinn durch Kurs teilen (also genau anders herum als beim KGV). Mitte Februar lag die Gewinnrendite des US-Markts bei rund 5%, die des DAX bei fast 6,5%. Nun dürfte es deutlich weniger sein, weil Corona die gewinne schmilzt. Aber nicht bei allen. Selbst wenn wir jetzt 2,5% annehmen für das Jahr 2020 bei den US-Märkten, ist das noch immer 2% höher als die Rendite der US-Staatsanleihen. Mit anderern Worten: Aktien haben zurzeit gegenüber Anleihen einen 2-prozentigen Renditevorteil. Und wenn man jetzt davon ausgeht, dass sich die Wirtschaft bald wieder zu erholen beginnt und die Gewinne der Unternehmen wieder steigen, steigt auch der Renditevorteil. Denn die Zinsen sind wegen der Krise kurzfristig hoch gesprungen, werden aber dauerhaft niedrig bleiben; die Notenbanken werden noch länger die Märkte mit Geld fluten.

      Daher bleibe ich dabei: Aktien sind das Maß der Dinge. Aktien von Qualitätsunternehmen, bei denen absehbar höhere Umsätze, Cashflows und Gewinne winken.

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    5. Da bin ich übrigens nicht ganz der Meinung, dass Aktien das Maß aller Dinge sind. Das wäre in meinen Augen, die nächste große Erfindung zu machen, die die Welt im großen Stil verändern wird - so, wie das unsere beliebten Technologie-Unternehmen an der Börse wiederholt bewerkstelligt haben.
      Aber mit Aktien kann man auf jeden Fall relativ bequem Geld verdienen (wenn es denn hinhaut). Meine drohende Altersarmut kann ich damit allerdings nicht vom Tisch schaffen, das ist mir inzwischen schon klargeworden...

      Die Informationen über Buffett habe ich hierher:
      https://www.onvista.de/news/es-gibt-keine-zweifel-mehr-buffett-denkt-dass-aktien-stark-ueberbewertet-sind-332189397
      oder auch hier:
      https://boerse.ard.de/anlagestrategie/geldanlage/Buffettt-indikator-schlaegt-alarm100.html (2019)
      Das klingt zumindest alles plausibel beschrieben und gut recherchiert... ich werde mir aber nicht die Mühe machen, jetzt alles gegenzuchecken.
      Vom dem Schrottwert Wells Fargo hat Buffett mehr Aktien verkauft, als an einem Tag überhaupt an der NYSE gehandelt werden. Das ist keine Erholung, was ich da am Kurs seit 6 Wochen sehe, das sind eher ein paar verzweifelte Todeszuckungen... willkommen zurück im Kursniveau von vor 10 Jahren.

      Zur Bewertung von Unternehmen: das KCV sagt aus, wieviel Jahre es dauert, bis sich ein von mir aufgekauftes Unternehmen rechnet, und anfängt, Gewinn in meine Tasche zu spülen. Man kann sich überlegen, ob ein Wert von 20 oder 30 auch nur für irgendeinen Investoren interessant wäre (von der Wachstumsphantasie des spezifischen Unternehmens einmal abgesehen).

      Ich glaube, wenn große Investoren von „Value Investing“ reden, dann meinen sie insbesondere zwei Dinge: a) aus speziell dieser Sache werde ich irrsinnig viel herausholen können und b) die ganze Sache ist auch so gut wie sicher.
      Und alles andere, was mir so über den Weg läuft, lasse ich gleich links liegen. Nur so wird man wohl irgendwann Multimilliardär...

      Oder frei nach Gordon Gekko: „Die meisten spielen an der Börse Roulette; so blöd bin ich nie gewesen. Ich mach' nur sichere Sachen“.

      Was die EZB und andere große Mitspieler da bisweilen so treiben, entzieht sich meinem Verständnis - und auch meinem Grundlagenwissen über BWL. Besonders gesund kann das alles aber nicht sein. Die EZB kauft in großem Stil Schrottpapiere aller Art (von Staat, Unternehmen, ...) um bankrotten Staaten über die Hintertür Milliarden zuzuschustern, die mal lieber endlich schauen sollten, von selbst auf die Beine kommen, und ihre inhärenten Probleme zu lösen. Und um die Inflation mit allen denkbaren Mitteln auf 2% hochzuprügeln. Ja, hochzuprügeln... nicht etwa herunterzudrücken. Und teuer bezahlen tun das dann die kleinen Leute, die Geld auf Sparbüchern oder sonstwo haben, und sich nicht teure Finanzberater leisten können, um ihren Reichtum gewinnbringend anzulegen, oder in Steueroasen zu verstauen... während Preise und Lebenshaltungskosten dann stetig steigen... aber was verstehe ich schon von solchen Dingen...

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    6. Im ersten Artikel (auf onvista) wird behauptet, Buffetts hoher Cashbestand würde bedeuten, Aktien seien überteuert (sonst würde er ja kaufen). Dem widerspreche ich, Buffetts größtes Problem ist, dass er immer weniger geeignete Zielfirmen findet, in die er überhaupt investieren kann. Berkshire hat weit mehr als $200 Mrd. an Beteiligungen, Buffett kann nicht mehr in eine Firma mit einer Marktkapitalisierung von €100 Mio. investieren. Er würde niemals einen signifikanten Anteil zusammenbekommen, ohne den Preis durch die Decke zu schießen. Er kann also nur noch auf Großwildjagd gehen und dafür kommen an der Börse vielleicht gerade mal noch um die 100 Aktien infrage. Und ein Drittel davon hat er schon im Portfolio!

      Des Weiteren werden seine fortgesetzten Verkäufe bei Wells Fargo als Grund genannt. Und das ist mal definitiv Nonsens und schlecht recherchiert. Auf dem Thema reite ich seit drei Jahren herum bei jedem Quartalsupdate: Buffett darf aus regulatorischen Gründen an keiner US-Bank mehr als 10% Anteile halten. Er ist bei Wells Fargo schon mehrfach an dieser Grenze gewesen, weil die ihre eigenen Aktien zurückkaufen. Buffett verkauft dann einige seiner Aktien und durch die Rückkäufe steigt sein Anteil wieder an. Dann muss er wieder einige Aktien verkaufen. Ist ihm jetzt auch bei der Bank of New York Mellon passiert, auch da rutschte er über 10% und musste deshalb einige Aktien verkaufen. Wer sich mit Buffett beschäftigt, weiß das! Das hätte also so nicht in dem Artikel stehen sollen/dürfen.

      Aber das sind/waren keine Vorwürfe an Dich, bitte nicht missverstehen. Ist klar, dass man nicht jede Info nochmals überprüfen kann, sondern auf ihre Qualität vertraut.

      Über den Buffett-Indikator habe ich auch schon berichtet (zum Artikel), doch genau auf diesen angesprochen hat er ja geäußert, dass Aktien zwar absolut betrachtet sehr hoch bewertet seien, aber eben relativ nicht (siehe meine Ausführungen zuvor zu Niedrigzinsen und Gewinnrendite).

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    7. Zur EZB. Ja, ich bin auch kein Freund dieser Anleiheankäufe. Es gibt allerdings einen Hintergrund, weshalb die EZB vor ~10 Jahren damit anfing, Staatsanleihen zu kaufen. Der US-Imobilienmarkt brach zusammen und die ganzen strukturierten Produkte darauf mit den ganzen Schrottkrediten darin. Da haben auch die europäischen Banken viel von in den Büchern gehabt und das hat riesige Verluste verursacht. Hinzu kam, dass auch die europäischen Immobilienwerte massiv einbrachen und reihenweise Kredite platzten. Die Banken standen ohne Hosen da bzw. ihr Eigenkapital rauchte sehr schnell auf. Die Staaten musste die Banken stützen, aber nun kamen die Spekulanten und wetten gegen einige Euro-Staaten, dass sie aus dem Euro rausfliegen und pleite gehen würden. Die Zinsen schossen extrem nach oben und damit wurde aus der Immobilienkrise in den USA eine weltweite Finanzkrise und dann eine Staatsschuldenkrsie in der Eurozone. Aus diesem Grund hat die EZB angefangen, Staatsanleihen von Euro-Staaten zu kaufen. So wurden diese Staaten in die Lage versetzt, ihre Banken zu stützen. Aber... die Banken haben jeweils große mengen der "eigenen" Staatsanleihen im Bestand, das ist ein großes Risiko (in Italien oder Spanien) und sie haben hohe Quoten an uneinbringlichen Krediten in ihren Bilanzen (wieder Italien und Spanien vorneweg). Wenn aber die Banken umfallen, dann müssen die Staaten, die selbst kurz vor dem Kollaps stehen, einspringen. Die Krux ist, dass durch die rigiden Sparprogramme und Steuererhöhungen auch die Wirtschaft abgewürgt und mehr Leute in Arbeitslosigkeit gebracht werden. Was wiederum die Kreditausfälle erhöht. Ein verdammt schwierige Lage und nicht einfach zu lösen.

      Dem gegenüber stehen die USA mit ihrer Wirtschaftskraft und ihrer unerschütterlichen Bonität (trotz mehr als 1 Billion neuer Schulden pro Jahr!!!), die locker ihre Banken stützen konnten und dafür für fast null Zinsen weltweit Geld geliehen bekommen. Daher... ich finde die Politik der EZB nicht gut, aber ich habe keinen besseren Vorschlag. :-(

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    8. Hm, es sieht ganz so aus, als ob wir diese Unterstützung auch einfach machen müssen, wenn wir in Europa nicht irgendwann von sog. „gescheiterten Staaten“ umgeben sein wollen... das ist es sowieso, wie ich Deutschland und die EU sehe: D. Spielt mit seiner bärenstarken Wirtschaft den Zahlmeister, und dafür erhält es die Hegemonie in Europa. Geld gegen Macht - ein altes Spiel. Ob das wirklich so ist, weiss ich nicht, aber mir scheint es ganz so.

      Und ich glaube, die EZB treibt da ein bedenkliches Spiel. Die Deflation, die sie so verzweifelt versucht niederzuringen (wohl auch deswegen, weil man mit Geld, das von selbst immer mehr wert wird, kein Geld mehr verdienen kann, was das das grundlegende Geschäftsmodell von Banken darstellt) kommt vielleicht einfach daher, dass die EU mehr aus China importiert, als sie exportiert. Jedes Produkt, das ich direkt oder indirekt aus China kaufe, spült ein paar Euros nach China. Die Geldmenge in der Eurozone sinkt, und daraus folgt die Deflation. Indem die EZB jetzt Geld in wertlosen Papieren (oder wie seinerzeit die USA: in wertlose Immobilien) bindet, zieht sie den Wert des Geldes wieder herunter. Unangenehm könnte es dann werden, wenn diese überbewerteten Konstrukte uns irgendwann um die Ohren fliegen (weil irgendjemand versucht, sie wieder zu Geld zu machen, etc.).
      ----
      Mit Warrens Argumentation muss man etwas vorsichtig sein. Es interessiert die grundlegenden Mechanismen der Wirtschaft wenig, ob Anleger deswegen Aktien kaufen, weil sie die einzige bzw. eine der wenigen überhaupt noch aussichtsreichen Anlagemöglichkeiten sind.
      Und manche KBV's (Kurs-Buch-Verhältnis) gefallen mir gar nicht.
      ----
      Mit „Nullsummenspiel“ meinte ich, dass niemand die Aktien eines Unternehmens mit Gewinn verkaufen kann, ohne den restlichen Anteilseignern einen (kleinen oder großen, je nach Verkaufsvolumen) Verlust zuzufügen. Der (realisierte) Gewinn des einen, ist der Verlust des anderen - und umgekehrt.

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  14. Ich versuche mir immer noch die Frage zu beantworten, ob wir im Moment auf einer riesigen Aktien-Spekulationsblase sitzen, oder nicht. Die Antwort darauf ist die einfache Frage, ob börsennotierte Unternehmen heute ihren Preis (= ihre Marktkapitalisierung) wirklich wert sind, oder nicht. Ist der Preis ähnlich demjenigen, den ein Investor für eine Firmenübernahme eines NICHT börsennotierten Unternehmens zahlen würde, oder nicht...
    Sind die AG's unverhältnismässig teurer, dann sitzen wir auf einer Blase, und die ganze Aktiengeschichte ist einigermassen riskant (weil Blasen irgendwann platzen, oder die Luft rausgelassen wird, das ist nur eine Frage der Zeit). Weiss jemand Antworten?

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    1. Die Frage stelle ich mir auch schon seit längerem. Ich bin absolut der Meinung von Michael hinsichtlich seiner Favoriten (Burggraben, Zukunftsaussichten,...) ABER die Bewertung macht mir echt Sorgen. Habe auch meine Bauchschmerzen wenn ich oft höre, dass z.B. eine Amazon schon immer so teuer war. So wirklich ist, dass für mich kein Argument.
      Auf der anderen Seite fehlen einem die Alternativen und es ist soviel verfügbares Geld da...aber ob das langfristig gut geht...???

      Viele Grüße, Basti

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    2. Moin Basti,
      nach welchen Maßstäben ist Amazon denn teuer? Das KGV hat ausgedient, das sagt selbst Warren Buffett. Und Ken Fisher hat bereits 1984 in "Super Stocks" vom KGV abgeraten, weil damit Wachstumsaktien nicht zu bewerten sind - er präferierte das KUV (Kurs-Umsatz-Verhältnis). Auf Deutsch ist das Buch 2008 erschienen ("Die Kunst der richtigen Aktienauswahl", es ist aber meist vergriffen oder sündhaft teuer.

      Amazon investiert jeden Dollar, der reinkommt, in den Ausbau seines Geschäfts. Nur deswegen wächst man so schnell, nur deswegen ist man so innovativ und nur deswegen ist man in mehreren Bereichen Marktführer. Man sollte auf die Umsätze und die Cashflows schauen und ob diese zulegen. Die Gewinne entstehen dann "automatisch", sobald die Investitionen nicht mehr so hoch ausfallen. Der entscheidende Punkt ist, dass Amazon jederzeit Gewinne ausweisen könnte, indem sie einfach keine weiteren Investitionen mehr tätigen (nur noch Ersatzinvestitionen, aber nicht ins Neugeschäft). Das ist der elementare Unterschied zu 2000, als die Unternehmen allesamt Geld verbrannten ohne Aussicht auf schwarze Zahlen oder auch nur operative Gewinne.

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    3. @Michael darum geht's in meiner Frage nicht, sondern darum, wie Aktiengesellschaften allgemein heute so bewertet sind. Ich habe mal etwas recherchiert: nicht börsennotierte Unternehmen gehen in etwa zu einem Preis über den Ladentisch, der dem Umsatz entspricht. Die Marktkapitalisierung vieler Aktiengesellschaften liegt aber bei einem Vielfachen des Umsatzes (Amazon: Faktor vier!) - Aktien sind also heute im Grunde schon (viel) zu teuer. Augenscheinlich deswegen, weil niemand mehr weiss, wie er sein Geld sonst anlegen soll.
      Ich selbst werde auch weiter in Aktien spielen, aber die latente Gefahr dahinter im Hinterkopf behalten (Stop Loss einziehen u.ä.).

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  15. Hallo,
    mich würde Ihre Meinung zu Iberdrola interessieren. Die Versorgeraktien sind ja zuletzt nicht so gut gelaufen. Strom wird jedoch immer benötigt und die Nachfrage wird in den nächsten Jahren vermutlich weiter steigen. Das Unternehmen scheint auf den ersten Blick auch stark im Bereich erneuerbare Energien/grüner Strom zu sein. Könnte mit der zunehmenden E-Mobilität hier Wachstumspotenzial vorhanden sein?

    Vielen Dank für Ihre Arbeit.

    LG

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    1. Ich bin kein großer Fan von Stromerzeugern/Versorgern. Die agieren in einem Markt, der stark von staatlicher Regulierung geprägt ist und dazu noch sehr kapitalintensiv. Bei den großen Versorgern kommt hinzu, dass sie alle Milliarden in alten, fossilen Kraftwerken stecken haben, die sie nun nicht mehr angesagt sind und daher abgeschrieben werden müssen. Ihre Lebens- und Nutzungsdauer wurde künstlich verkürzt und das bedeutet erhebliche Wertverluste für die Unternehmen.

      In der Wahrnehmung der Börse werden bei RWE, Iberdrola, Enel usw. fast nur noch die Aktivitäten im Bereich erneuerbarer Energien angesprochen, aber die haben (noch) einen sehr geringen Umsatzanteil. Hier müssen in den nächsten Jahren und Jahrzehnten hohe Milliardenbeträge investiert werden, um überhaupt einen signifikanten Anteil zu erzielen. Ob die nun bestehende Wind-/Solarparks übernehmen oder Projekte oder selbst in die Projektierung von EE-Anlagen einsteigen, ist dabei unerheblich. Es bedeutet auf jeden Fall Kosten.

      Ich finde daher die EE-Projektierer und Bestandshalter viel aussichtsreicher. Bin ja bei Energiekontor, PNE und ABO Wind an Bord. Wobei ich die Unternehmen in dieser Reihenfolge "spannend" finde. Die erstellen Wind- und Solarparks, haben entsprechend Projekte in der Entwicklung und ggf. auch eigene EE-Parks im Bestand (EKT und PNE). Dieser Bestand, aber auch die Projektpipeline weckt immer mehr Interesse, weil alle großen Versorger, aber auch Finanzinvestoren solche Projekte/EE-Parks kaufen wollen. Der Wert der Anlagen und Projekte steigt daher deutlich an.

      Das liegt auch daran, dass neue Projekte nicht endlos zur Verfügung stehen. Es sind nur wenige Flächen verfügbar, es gibt lange Genehmigungsverfahren und Bürgerproteste, Gerichtsverfahren. Wer heute bei null startet, braucht viele Jahre, bevor er ein Projekt genehmigt bekommen hat und dann muss es auch erstmal errichtet werden. EKT, PNE, ABO Wind haben hier schon jahrzehntelange Erfahrungen und Vorarbeiten geleistet. Sie können "liefern", wobei ihr Angebot deutlich geringer ist als die Nachfrage. So hat EKT gerade eben erst ein großes Windparkprojekt in Schottland verkauft. EKT und PNE nehmen rund die Hälfte der von ihnen fertiggestellten EE-Parks in den eigenen Bestand, die andere Hälfte verkaufen sie. In beiden Fällen übernehmen sie zumeist den Betrieb der Anlagen, was ihnen über die Laufzeit (zumeist mind. 20 Jahre) weitere und stetige Einnahmen verschafft.

      Zusätzlich gibt es in dem Sektor große Übernahmephantasie. Die Überlegung der großen Versorger ist dabei, dass sie lieber einen Wind- und Solarparkersteller und -betreiber kaufen, als dass sie ihm nur seine Projekte und fertigen EE-Parks abkaufen. Können sie sich den Projektierer einverleiben, haben sie nicht nur eine gesicherte Pipeline, sondern die Konkurrenz bekommt vom diesem keine Anlagen mehr - und man gerät nicht in eine mögliche Bieterschlacht um die Projekte/Parks.

      Aber... bei allen drei genannten, bei EKT, PNE, ABO Wind, gibt es dominierende Anteilseigner, teilweise sogar Mehrheitseigentümer. Wenn die nicht verkaufen wollen, wird es nichts mit einer Komplettübernahme. Bei PNE hat MSIP (Morgan Stanley Infrastructure Partners) dies vor gut einem Jahr versucht und ist gescheitert. Mehr als rund 40% der Anteile haben sie nicht. Evtl. planen sie nun einen zweiten Versuch. Bei EKT und ABO Wind haben die Gründer die größten Aktienpakete; hier könnte aus Altersgründen die Verkaufsbereitschaft mit zunehmender Zeit steigen. Aber die zu bezahlenden Preise dürften sehr deutlich über den aktuellen Aktienkursen liegen. Auf eine Übernahme spekuliere ich aber bei keinem der Werte, es ist immer nur eine mögliche zusätzliche Chance.

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  16. Hallo Michael,
    happy Friday! Was ich dich mal fragen wollte, was hälst du eigentlich von SPAC's? Grundsätzlich gut oder schlecht? Zu risikoreich? Nur für SPACken? Fragen über Fragen..

    Ich habe mir das mal überflogen und bin mir nicht mehr so sicher was ich davon halten soll..

    VG aus Bayern

    Joe

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    1. SPACs sind reine Zockerei. Eine leere börsengelistete Firmenhülle mit viel Geld darin und dem Ziel, irgendein Unternehmen zu erwerben oder mit diesem zu fusionieren, so dass dieses dann an der Börse notiert ist. Solange nicht klar ist, um welches Target es sich handelt, agiert der SPACulant also blind. Er kann/muss auf den OberSPACken setzen, der das Teil managt, auf dessen Kontakte und Leumund. Er muss darauf vertrauen, dass der ein interessantes Target an Land ziehen kann. Sonst liegt das Geld in dem SPAC brach. Sofern der SPAC-Kurs über dem Barmittelbestand notiert, kauft man hier den Dollar für 1,50 Dollar. Der SPACulant weiß auch nicht, woran er später mal beteiligt ist; auch wenn die SPACs ja eine grobe Richtung vorgeben, könnte man - überspitzt formuliert - am Ende an einer Schweinefarm beteiligt sein oder einem australischen Minenunternehmen oder an einem Ridesharing-Startup.

      Ist die Katze aus dem Sack und es steht fest, welches Target sich der SPAC einverleiben will, schießt der Kurs oft in die Höhe. Habe Berichte gelesen, dass Anleger ab diesem Zeitpunkt aber zumeist die Dummen sind, weil sich das für den SPACulanten gar nicht mehr lohnt (es sein, er findet zufällig den Höchstkurs zum Ausstieg). SPACs lohnen sich vor allem für die Initiatoren und die ganz frühen Anleger. Wer erst später aufspringt zahlt die Gewinne der anderen. Klingt verdächtig nach Schneballsystem? Ja, finde ich auch.

      Weshalb lassen sich Unternehmen auf so einen SPACkenkram ein, anstatt "seriös" an die Börse zu gehen (IPO) oder einfach ihre Aktien zu an der Börse listen zu lassen (also keine Kapitalerhöhung zum Börsengang)? Weil man beim IPO sehr im Fokus steht, auch der Aufsichtsbhörden und der Börse, und Unmengen an Regularien zu beachten hat. Alleine die Offenlegungs- und Transparenzvorschriften sind der reine Wahnsinn. Und bei der Fusion mit einem SPAC? Nix. Das Ding ist ja bereits an der Börse gelistet.

      Zur Erinnerung: WeWork ist kollabiert, weil sein Gründer Newman es an die Börse bringen wollte (entgegen der Pläne des (neuen) Großaktionärs Softbank Group. Newman musste so viele Details über seine dubiosen Geschäfte offenlegen, dass das Ganze zum Megaflop wurde und Softbank musste Milliarden abschreiben. Jetzt will WeWork wieder an die Börse - via SPAC.

      Ich will damit nicht sagen, dass SPACs nur zwielichtiges Gesindel anziehen oder Anleger damit über den Tisch gezogen werden. Aber eine Prüfung/Bewertung, was man da eigentlich kauft, kann man eben auch nicht vornehmen. Das muss einem bewusst sein. Und wenn man diese ganzen Risiken und Unwägbarkeiten in Kauf zu nehmen bereit ist...

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  17. Moin, habe gelesen dass du DIC aus dem Depot geworfen hast, weil sich die Aussichten auf dem Büromarkt eintrüben. Hast du dazu Fakten, oder ist das deine Prognose zur weiteren Marktentwicklung?
    Ich habe von DIC nichts zu erhöhtem Leerstand oder insolventen Mietern gelesen. Die Prognosen sind ja im Gegenteil sehr optimistisch...

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    1. Es gab bisher keine speziellen negativen Meldungen aus dem Unternehmen DIC Asset selbst. Man konnte ja mit einer Reihe von Mietern Vertragsverlängerungen vereinbaren und man hat auch viele Behörden als Mieter, das ist auch eine relativ sichere Bank. Was Ladenlokale angeht, wird die Lage allerdings schwierig bleiben und hier muss man wohl mit reduzierten Einnahmen und höheren Leerständen rechnen. Meine Infos beziehen sich auf die allgemeine Marktsituation; sehr informativ ist hierbei http://www.deal-magazin.com. DIC Asset dürfte im Sektor noch vergleichsweise gut aufgestellt sein.

      Konkret habe ich am 22. März in meinem Nebenwerte-Wikifolio DIC Asset gegen die DBAG getauscht. Dies war/ist die Begründung: "DIC Asset ist ein sehr gutes Unternehmen. Leider trüben sich die Aussichten im Büroimmobilienmarkt deutlicher ein, weil die Nachfrage zurückgeht und gleichzeitig zusätzliches Angebot auf den Markt kommt. Dies betrifft auch die Top 7 Standorte in Deutschland und DIC Asset ist besonders in diesen Regionen aktiv. Sowohl was die Bestandsvermietung als auch (über das Institutional Business/GEG) die Projektierung angeht.

      Ich habe mich daher entschlossen, die DIC-Aktien gegen Aktien der Deutschen Beteiligung zu tauschen, weil sich die konjunkturelle Lage in den nächsten Monaten und Jahren verbessern dürfte und damit auch Aufwertungen im DBAG-Portfolio zu erwarten sind samt lukrativer(er) Unternehmensverkäufe.
      "

      Da ich immer zu 100% investiert bin, musste für die DBAG ein Wert weichen. Und da habe ich mich für DIC Asset entschieden aus oben genannten Gründen. Hier sollte die nächste Zeit zeigen, ob und ggf. wie negativ die Entwicklung wirklich wird - den Büroimmobilienmarkt und DIC betreffend.

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    2. ok, deinen Link schaue ich mir mal an, der leitet ja nur auf eine real estate-Seite weiter.
      Dass es Laden-Lokale mit der deutschen Politik sehr schwer haben, steht außer Frage. Die DIC-Mieter schätze ich allerdings als sehr stabile Unternehmen ein.
      Aber wenn man wo anders ein paar %mehr wittert, muss man bei 100% Investquote natürlich etwas anderes verkaufen, wenn man sofort investieren will.

      Ich verstehe, dass es bestimmt auch mal nervig ist, wenn alle Trades offen einsehbar sind und Leute dann rumnerven, "warum hast du dies gemacht, warum das gemacht, voll doof ey". Uns sowieso sind alle angefressen, wenn ihr Investingpopstar Werte aussortiert, welche die FOllower selbst im Depot haben.

      Aber diesen Trade von dir kann ich nicht so ganz nachvollziehen. Die Dic-Performance zuletzt ist ja "to the moon", steil nach oben, wie soll man das noch toppen? Die Dividende kann sich sehen lassen und die Mieter sind fast ausschließlich robust aufgestellt, auch wenn viele Mieter und Kleinunternehmen generell grade aus dem letzten Loch pfeifen.

      Von einem bewährten grundsoliden Unternehmen zu einem anderen zu wechseln, weil 5% mehr winken (vielleicht), hätte ich dir gar nicht zugetraut ;) Erinnert mich stark an Tradingexperten wie Kleiner Chef oder EInstein bei Wikifolio, welche für ihre BIG MONEY PLAYS und fette extrarendite wild hin und her switchen. Wünsche dir aber viel Glück bei diesem Wechselspiel. Bei deinem glücklichen Händchen stehen die Chancen ja nicht schlecht.

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    3. Beim Deal Magazin geht es um Real Estate, Investments, Finanzen. Unter "Deals and News" findet sich auch der Reiter "Unternehmen" - ich beziehe die neuen Artikel allerdings über den RSS-Feed und da finden sich interessante Sektor- und Unternehmensberichte zu Immofirmen, aber auch zu Finanzfirmen, wie Banken, PE-Investoren (u.a. die DBAG) und Investmentfirmen.

      Ich habe bei DIC Asset im Wiki knapp 38% Rendite eingefahren und aus meiner Sicht ist das Potenzial nun erstmal ausgeschöpft. Die Begründung habe ich ja zuvor gegeben. Auf der anderen Seite bin ich ziemlich bullish - und zwar mittelfristig - für Beteiligungsfirmen. MBB zuvorderst, dann Mutares als Sanierungsexperte und eben auch die DBAG. Die sehr ausführliche Begründung dazu kann man hier nachlesen: "Deutsche Beteiligungs AG rockt (wieder): Back in black und well on track!". Ich bin davon ausgegangen, dass die DBAG ihre Gewinnprognosen nach oben anpassen muss. Ich hatte den Wert vor einigen Jahren schon mal im Depot und auch damals zog die Konjunktur an und die Börsen liefen gut, so dass die DBAG mehrfach pro Jahr die Prognosen nach oben korrigieren musste. Der Kurs folgte entsprechend. Und genau dieses Muster beginnt nun wieder von vorn. Aktuell sind Unternehmen eher günstig zu bekommen, gut positionierte Unternehmen hingegen erzielen attraktive Preise. Gut für die DBAG und den Sektor. Dass die Zinsen aktuell anziehen, ist erstmal kein Problem. Für den Immobiliensektor hingegen schon, denn bei steigenden Zinsen gehören Immobilienwerte tendenziell zu den schlechteren Werten. Für mich war der Tausch folgerichtig. Was nicht bedeutet, dass ich der DIC Asset nichts mehr zutraue. Ich halte sie weiterhin für ein solides Investment und denke, das Management wird sich im Markt auch künftig überdurchschnittlich gut schlagen. Würde ich anders darüber denken, hätte ich den Wert von der Beobachtungsliste gestrichen (wie 2017 die DBAG, als sich das Marktumfeld arg eintrübte).

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  18. Moin Sirmike!
    "Sell in May and go away"
    Konntest Du mit dieser Empfehlung jemals was anfangen und wie siehst Du diese Empfehlung aktuell?
    Ich meine, daß Aktien in Sondersituationen immer 'Saison' haben und daß aktuell viel Geld noch auf's Investieren wartet.

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    1. Die uralte Börsenregel "Sell in May and go away -but remeber to come back in September", ist überhaupt nicht mehr zeitgemäß. Sie stammt aus einer Zeit, als es keine Computer gab und kein Internet, als man Börsenmeldungen aus Tageszeitungen erfuhr oder über Tickerbänder. Damals war es im Sommer heiß in den nicht-klimatisierten Büros und die Menschen flohen aus den Börsenhandelszentren und machten drei Monate Börsenurlaub. Die Handelsumsätze brachen ein und es war eine Phase, in der man kaum auf stärkere Marktbewegungen reagieren konnte. Daher haben viele Börsianer ihre Wertpapierpositionen geschlossen, um nicht auf dem falschen Fuß erwischt zu werden. Dadurch entstand ein Angebotsüberhang mit oftmals sinkenden Notierungen. Nach Ende der Sommerpause floss das Geld wieder zurück in die Märkte - und die Nachfrage stieg an und in der Folge oft auch die Börsenkurse.

      Dieses saisonale Muster gilt heute nicht mehr und ist statistisch auch längst widerlegt. Informationen und der Zugang zur Börse sind quasi rund um die Uhr, ggf. auch am Wochenende, und in den heißen Sommermonaten gewährleistet. Schaut man sich die Vergangenheit an, gibt es oft sogar eine Sommerrallye, so dass die Kurse im Juli/August oft deutlich über den Mai-Notierungen stehen. Hier auf Market-Timing zu setzen, funktioniert nur selten gut.

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  19. Hallo Michael,
    ich lese gern Deine tollen Anregungen und bin oft Deinen Ausführungen gefolgt.
    Du bist ja offensichtlich der Meinung, dass Alternative Asset Manager in den nächsten Jahren sehr aussichtsreich sind.
    Hast Du Dir in diesem Zusammenhang schon einmal Petershill Partners PLC(GB00BL9ZF303 )
    angeschaut? Goldman Sachs hat diese Firma (gegründet 2007) im September 2021 zu 350pence and die Börse gebracht und hält noch ca. 75 Prozent. Petershill beteiligt sich an anderen Alternative Asset Managern, zurzeit hält man ca. 20 Minderheitsbeteiligungen. Das Alternative Asset Management von Goldman Sachs managt die Beteiligungen.
    Der Kurs ist mittlerweile unter 210 pence abgerutscht. Dies ist 40 Prozent tiefer als beim IPO und 23 Prozent tiefer als der NAV von 271 pence.
    Ich kann mir nicht vorstellen, dass Goldman Sachs sein erstes IPO dieser Art derart mittel und langfristig derart vergurken kann und bin daher eingestiegen. Es gibt wohl eine UBS-Studie zur Aktie mit einem Kursziel von 375 pence. Das KGV 2022 liegt bei ca. 13, die Gewinne sollen über die nächsten Jahre um ca. 19 Prozent jährlich steigen.
    Der Haken bei der Gesellschaft is m.E. eine Intransparenz bei den Beteiligungen.
    Hast Du dazu eine Meinung?
    Viele Grüße Detlev

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    1. Moin Detlev,
      von Petershill Partners PLC hatte ich bisher noch nicht viel gehört. Ich bin ja ein Fan von Beteiligungsgesellschaften und von Alternativen Asset Managern, aber in diesem Fall sehe ich den Vorteil für mich als Aktionär nicht. Abgesehen davon, dass es sich um ein britisches Unternehmen handelt und daher für mich schon besonders interessant sein müsste, um darin mein Geld zu investieren (ist eine Hürde, aber kein OK-Kriterium).

      Ich kann direkt in KKR, Blackstone, Apollo usw. investieren. Nun kann ich dies auch indirekt über Petershill. Aber dann muss ich eine zusätzliche Ebene an Verwaltung und Management bezahlen. Diese wird überwiegend extern bedient, also von Goldman Sachs. Dieser Zusatzaufwand muss sich ja irgendwie lohnen, er muss durch Besserleistung überkompensiert werden. Dass Petershill dies leisten kann, kann ich nicht abschätzen. Dafür sind sie viel zu frisch am Markt (bei Berkshire hat man einen über 50 Jahre anhaltenden Trackrecord und kann daher die Fähigkeiten des Managements Buffett/ Munger/ Weschler/ Combs /Jain/ Abel ziemlich gut einschätzen.

      Da Beteiligungsgesellschaften oft mit einem deutlichen Abschlag auf ihren NAV gehandelt werden an der Börse, ist ein Abschlag von 23% auf den NAV nichts Besonderes und kein Kaufargument. Denn das würde nur greifen, wenn dieser NAV-Abschlag sich in absehbarer Zeit abbauen würde. Das ist aber eher unwahrscheinlich - Du hast die verschachtelte Struktur schon angesprochen, die an der Börse nicht so beliebt ist. Weil man davon ausgehet, dass die Beteiligungen (1.) nicht ohne Preisabschlag verkauft werden können und (2.) darauf Steuern zu zahlen sind, die dann den NAV reduzieren.

      Das von Dir genannte KGV von 13 und Gewinnsteigerungen von bis zu 20% sind die gleichen Parameter, die ich auch bei Apollo, KKR und Blackstone vorfinde. Daher kann ich diese auch direkt kaufen, ohne einen Nachteil zu haben. Umgekehrt gedacht: ich erkenne keinen überzeugenden Vorteil, in Petershill zu investieren anstelle die Aktien der Asset Manager direkt zu kaufen.

      Aber vielleicht habe ich ja Aspekte übersehen, die Petershill sprechen? Würde mich freuen, wenn Du da noch ein paar Anregungen hättest, Detlev.

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  20. Hallo Michael,
    vielen Dank für Deine sehr schnelle Antwort und Deine fundierten Überlegungen.
    Deine Gründe, bei Petershill nicht begeistert zu sein, kann ich durchaus nachvollziehen.
    Tatsächlich habe ich Apollo Global Management viel höher gewichtet.
    Was ich bei Petershill aber besonders interessant finde, ist die Mutter Goldman Sachs.
    Sie hat ihre Tochter im September 2021 an die Börse gebracht. Heute liegt der Kurs über 40 Prozent tiefer als bei dem IPO. Natürlich ist es falsch, aufgrund von historischen Kursen Erwartungen auf hohe Kursgewinne zu hegen. …
    Ich kann nicht beurteilen, ob Goldman Sachs tatsächlich immer die allerbesten Beteiligungen für Petershill auswählt. (In den Dokumenten auf der Website wird jedenfalls der Eindruck vermittelt)

    Aber ich meine, dass Goldman Sachs einen ziemlichen Reputationsschaden hinnimmt, wenn man dieses Emissionsdesaster so weiter laufen lässt . Ist es nicht zu erwarten, dass die Goldmänner versuchen werden, irgendwie den Börsenerfolg noch mittel- bis langfristig zu einem Erfolg zu verhelfen? Denkbar währen m.E. großzügigere Dividenden oder Rückkäufe usw....
    Ein Delisting ist, denke ich, ausgeschlossen....
    Eine auf Dauer weit unter IPO-Preis herumdümpelte Tochter wäre für die Goldmänner bei weiteren IPOs, die sie durchführen, ähnlich reputationswirksam wie nicht reparierte schwerer Blechschäden bei der Nobelkarosse.
    Natürlich kann ich auch völlig daneben liegen...
    Viele Grüße
    Detlev

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    1. Moin Detlev,
      ich bin nicht sicher, wie es bei Petershill weitergehen wird. Ich schmeiße mal ein paar Überlegungen in den Raum: Apollo Global selbst hatte ähnliches ja mit Athene Holdings versucht. Dennoch war es für deren sonstige Aktionäre am Ende ein finanzielles Fiasko.

      Goldman Sachs ist auch externer Manager einer Business Development Company. Bei BDCs geht es vor allem um hohe Dividenden (wie bei REITs), aber der Kurs von GSBD notiert fast 20% niedriger als vor 5 Jahren. Die Erwartungshaltung, dass GS irgendwie positiv kursbeeinflussend eingreift, damit externe Investoren bessere Ergebnisse einfahren, würde ich also nicht unbedingt haben.

      Und... Apollo hat nach der schwachen Athene-Performance schlussendlich die externen Anteile übernommen und Athene wieder eingegliedert. Für Apollo und seine Aktionäre war das ein gutes Geschäft; für die Athene-Aktionäre nicht. Das muss natürlich bei GS und Petershill nicht auch so laufen, aber es könnte durchaus so sein. Letztlich ist das Ziel der Fianzfirmen, Geld zu verdienen. Aktionäre glücklich zu machen steht allenfalls an zweiter Stelle.

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    2. Hallo Michael,
      vielen Dank für Deine wie immer fundierte und nachvollziehbare Ausführungen.
      Viele Grüße
      Detlev

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  21. Das ist keine Frage, sondern ein Kommentar: In meinen Augen gibt es derzeit sehr viele Aktien, die inzwischen sehr attraktiv bewertet sind. Allerdings betrifft das nicht pauschal alle Aktien, deren Kurs stark gefallen ist. Will sagen: Mir scheint langsam eine interessante Zeit zu sein, selektiv Cash abzubauen. Was nicht gleich bedeutet, dass der Markt nicht weiter fallen kann.

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    1. Konstantin, wer jetzt Cash hat, hat ja nur drei Wege, wie er dazu gekommen ist (abgesehen von einem Erbe oder Lottogewinn): 1. Durch aufgesparten Cashflow (Gehalt, Zinsen/Dividenden) oder 2. durch zuvor getätigte Aktienverkäufe oder 3. weil er generell Cash hält. Im letzten Fall ist ihm dann aber auch ein Großteil der zuvor erzielten Kursgewinne entgangen, weil das Cash dem Konto rumlungerte.

      Ich stimme Dir allerdings zu, dass es abseits der Kursverluste am Markt günstige Aktien gibt.

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    2. Michael, bei vielen Aktien sind die "entgangenen" Kursgewinne schon Geschichte. Insb. bei Growthaktien trifft das zu, da fast alle Kursgewinne während der Corona Zeit innerhalb der letzten drei Monate abgegeben worden sind. auf der anderen Seite kann man jetzt eine schöne Cashquote von 10-15% als Hebel verwenden. Investoren wie Warren Buffett (siehe Cashberg Berkshire Hathaway) oder auch Seth Klarmann halten auch Cash. Oder auch Beteiligungsfirmen wie KKR ;) Cashquote von 0% in Bullenzeiten ist super, in längeren Korrekturphasen hat man jedoch mit der Strategie relativ schlechte Karten.

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    3. Da muss ich widersprechen, sorry. ;-)

      1. KKR hält kein Cash, weil sie wollen, sondern weil ihnen frische Mittel überlassen werden von Investoren und sie anhand der vereinbarten Kriterien investieren müssen. Das braucht Zeit.

      2. Buffett hält Cash, weil er sicherstellen will, dass Berkshire und alle seine Tochtergesellschaften zu jeder Zeit mit Liquidität versorgt sind, ohne dass sie auf externe Geldquellen (Bankkredite, Anleiheemission usw.) angewiesen sind. Er hat dies zuletzt wieder so geäußert und auch schon mal im Zusammenhang mit der Frage, weshalb er die Airlineaktien alle im Coronacrash verkauft hat. Buffett meinte, dass der Staat die Airlines gerettet habe, aber nur, weil Berkshire nicht mehr parat stand. Wäre Berkshire weiterhin signifikant an den Airlines beteiligt gewesen, wären diese wohl ohne oder mit viel weniger staatlicher Hilfsknete ausgestattet worden. Sein Airlineverkauf war also nicht der schlechte Timingdeal, wie viele Kommentatoren es darstellen, sondern eine strategische Entscheidung.

      3. Cash zu horten, um im Crash dann günstig einkaufen zu können, klingt bestechend überzeugend. Es zahlt sich auf lange Sicht aber nicht aus! Weil man im Crash nicht nachkauft, jedenfalls erwischt man den Tiefstpunkt nicht. Man kauft entweder zu früh und verkauft dann mit Verlust, oder man kauft zu spät, wenn ein Großteil des Rebounds schon absolviert ist. Cashhorten ist eine tolle Theorie, die an der Praxis scheitert. Sehr ausführlich habe ich das vor einiger Zeit in diesem Artikel erläutert: "Ist eine hohe Cash-Quote für günstige Gelegenheiten wirklich eine gewinnbringende Idee?.

      Aber richtig ist, dass man bei voller Investitionsquote im Kursabstürzen natürlich mehr verliert, als wenn man 25% Cash hält. Mein Paradebeispiel dafür, dass eine hohe Cashquote ein Renditekiller ist, ausgerechnet der von mir sehr geschätzte Stefan Waldhauser mit seinem High Growth Wiki. Er hat in seinem Wiki immer (!) eine Cashquote zwischen 20% und 30%. In der Hausse, wie auch in der Baisse. Sicher, sie variiert, weil er sie mal hoch und mal runter fährt, aber selten über die beiden Maximalwerte hinaus. Da er auch bei Kursabstürzen niemals sein Cash voll einsetzt und auf die Cashquote auf null fährt, bleibt das Geld "dead money". Schlimmer noch, dank der Inflation verliert es nun ständig und zunehmend an Wert. Und tolle Einstiegsgelegenheiten gab es: Ende 2018 oder im Coronaabsturz 2020. Aber Stefan hat die Chancen nicht (voll) genutzt. Und auch im sich anschließenden Börsenboom war es nie voll investiert, sondern hielt immer mindestens 20% Cash. Dead Momey.

      Ich will jetzt nicht Stefan anrüpeln, sein Wiki fährt trotzdem eine tolle Rendite ein. Ich habe ihn nur exemplarisch genannt, weil viele Anleger so verfahren. Und deshalb Rendite verschenken. Denn die Börsen steigen langfristig gesehen in zwei Drittel der Zeit. Und sie steigen auf lange Sicht immer weiter an, trotz all der zwischenzeitlichen Markteinbrüche.

      Ganz einfache Rechnung dazu: mit US-Aktien fährt man langfristig gute 7% pro Jahr ein (inkl. aller Crashs). Bei 100% Investment also 7% und dann geht der Zinseszinseffekt los. Investiert man nur 80%, weil man ständig/durchschnittlich 20% Cash hält, Würde man im ersten jahr nur 5,6% statt 7% Rendite erzielen. Und dann summiert sich der fehlende Ertrag wegen des Zinseszinseffekts schnell zu riesigen Beträgen auf.

      Ist nur eine vereinfachte Beispielrechnung; aber wenn man das Prinzip einmal versteht, wenn es einmal "klick" gemacht hat, dann ist es so offensichtlich...

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  22. Hallo Herr Kissig,
    wie sehen Sie die aktuelle Börsenlage? Michael Burry hat ja in Q2 alles komplett verkauft und erwartet scheinbar einen großen Crash. Und auch Buffet war in Q2 sehr zurückhaltend, während er in Q1 noch groß investiert hat.

    Zuletzt ging es ja auch wieder rasant nach oben seit Beginn des zweiten Halbjahrs.

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    1. Zunächst einmal zeigen die 13Fs ja immer den Bestand an börsennotierten US-Aktien zu einem bestimmten Stichtag an; jeweils dem letzten Tag in einem Quartal. Damit sind die Informationen, die wir heute am 16. August über die Guru-Portfolios erhalten, 6 Wochen alt. Wir wissen also nicht, wie deren Depots heute aussehen. Wir wissen auch nicht, wie die Depots am 29.06. oder am 1.7. ausgesehen haben, sondern nur diesen einen Tag.

      Michael Burry äußert sich ja schon länger negativ zur US-Wirtschaft und den Börsen. Der Börsenverlauf bis Ende Juni gab ihm ja auch Recht. Seitdem hat sich vieles geändert, die Earnings Season verlief überwiegend positiv, die Inflationstreiber sind deutlich gefallen, so dass auch die Inflationsrate bald deutlicher nachgeben wird. Ob Burry die Rallye komplett verpasst oder zuvor bereits wieder Aktien aufgestockt hat, wissen wird nicht.

      Warren Buffett hat im 1. Quartal rund 50 Mrd. USD investiert und auch im 2. Quartal weitere Aktien zugekauft. Zu den veröffentlichten Positionen kommen einige Milliarden für zurückgekaufte Berkshire-Aktien hinzu und 870 Mio. USD für den 1% Anteil an BH Energy, den er Greg Abel abgekauft hat. Ob er in Europa oder Asien Geld investiert hat, zeigt und sein 13 F nicht. Und auch nicht, ob es weitere Käufe von nicht börsengelisteten US-Firmen gab.

      Was wir aber wissen ist, dass Buffett im 3. Quartal schon viele weitere Milliarden in Occidental Petroleum gesteckt hat und hat für die rund 23,15 Mio. Aktien etwa 1,48 Mrd. USD ausgegeben.

      Burry hat (vor 6 Wochen) im großen Sell-off seine Aktienpositionen glattgestellt. Das sieht rückwirkend nicht nach einem guten Zeitpunkt/Timing aus. Buffett hat weiter Geld ausgegeben, wenn auch deutlich weniger als im 1. Quartal. Dabei dürfen wir nicht übersehen, dass Buffett nicht zuvorderst in Technologieaktien investiert, die im 2. Quartal weiter stark eingebrochen sind, sondern vor allem in Banken, Industrie- und Energiewerte, Value-Unternehmen eben. Und deren Kurse sind im 2. Quartal nicht so sehr gefallen - daraus könnte sich größere Zurückhaltung beim Kaufvolumen erklären: es waren ihm schlicht genug günstige Aktien darunter.

      Ich würde hieraus jedenfalls keine Panikstimmung und keinen Pessimismus ableiten wollen. Im Gegenteil: aus meiner Sicht bessern sich die wirtschaftlichen Aussichten zunehmend, jedenfalls mit Horizont 6 Monate und länger, und daher bin ich für Aktien weiterhin optimistisch.

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  23. Hallo Michael,
    ein großes Lob zu deinen ausführlichen, fundierten Analysen. Hierzu eine Frage, die mehr ganz praktische Aspekte eines jeden erfolgreichen Value Investings betrifft. Welche professionellen Tools und Informationsquellen benutzt du für dein Research hauptsächlich? Ebenfalls sehr praktisch: Welche Software benutzt oder empfiehlst du zum Portfoliomanagement oder sogar breiteren Vermögensverwaltung (du erwähntest Immobilien und andere Assetkategorien).

    Besten Gruß
    Martin

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    1. Ich nutze kein Tool regelmäßig für die Analyse, sondern gehe anders vor. Ich suche mir Megatrends raus und filtere die Sektoren heraus, von denen ich gar nichts verstehe. Dann schaue ich auf führende Unternehmen des Sektors und beginne erst im Anschluss damit, mich mit ihnen zu beschäftigen - also Geschäftsberichten, Kennzahlen, Analystenreports usw. Im Bereich der Bewertung schaue ich mir dann verschiedene Websites/Tools an und was die so an Daten hervorbringen. Leider gibt es hier erhebliche Unterschiede an Daten, obwohl viele auf die gleiche Basis (Factset) zurückgreifen. Das macht die Analyse schwierig und hinterlässt oft Zweifel an der Korrektheit. Denn wenn die Datenbasis fehlerhaft ist, wie kann dann eine auf ihrer Grundlage erstellte Analyse gut sein?

      Eine spezielle Software nutze ich nicht; für die eine oder andere Anwendung habe ich eigene Excel-Sheets entwickelt. Meine Depotbewegungen erfasse ich seit 2014 über ein Musterdepot bei Finanzen100. Das ist ganz okay und genügt meinen Zwecken.

      Informationsquellen für mein Research ist bei US-Titeln SeekingAlpha oder auch Motley Fool. Des Weiteren habe ich für die mich interessierenden Werte eine Watchlist angelegt bei finanznachrichten.de, wo dann auch andere Quellen auftauchen. Sehr praktisch ist hier, dass man Medien auf eine Blacklist setzen kann, so dass man die Quellen inhaltloser und/oder marktschreierischer Hot-Stock-Blubbereien aussieben kann.

      Darüber hinaus nutze ich einen RSS-Reader, in dem ich eine Reihe von interessanten Websites und Blogs folge, sowohl deutsch- als auch englischsprachigen. Ich bin daher immer enttäuscht, wenn ich ein tolles neues Blog entdecke und dieses keinen RSS-Feed anbietet. Dann bin ich mir fast sicher, kaum jemals wieder auf dem Blog zu landen...

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    2. Danke für die Erläuterung. Ähnelt dem top-down approach von Jesse Livermore, richtig?

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    3. Ich fahre einen gemischten Bottom-Up-Top-Down-Ansatz, bei dem ich einerseits auf Makroökonomische Trends setze, andererseits mir innerhalb dieser Trends dann die am besten positionierten und/oder bewerteten Unternehmen herauspicke.

      Die Bücher von Jesse Livermore habe ich vor 25 Jahren gelesen; ich fand die sehr interessant aber seine Art des Tradens ist nicht mein Investmentansatz, insofern bin ich hinsichtlich seiner Methoden nicht (mehr) wirklich im Bilde.

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    4. Hi, Michael, welche Leseempfehlungen kannst du zu Investment-/Anlagestrategien, wie Top-down, Bottom-up etc., geben. Livermore ist in der Tat sehr old school. Gibt es ein gutes Buch, dass zumindest die meisten, gängigen Ansätze zusammenfassend darstellt? Nicht einfach, zwischen Asset Management und Beate Sander etwas Vernünftiges zu finden, dass weder zu umfangreich noch zu flach ist. Besten Dank und Gruß, Martin

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    5. Moin Martin,
      ich kenne leider kein entsprechendes Buch, was unterschiedliche Investmentansätze miteinander vergleicht. Evtl. "Die besten Anlagestrategien aller Zeiten" von James P. O'Shaughnessy, aber das ist auf Deutsch schon länger vergriffen und auch eher "trockener" Stoff.

      Möglicherweise könnte "Aktien für die Ewigkeit" von Jeremy J. Siegel Deinen Vorstellungen entsprechen; aber bitte die aktuellste Auflage kaufen, die schreibt er alle paar Jahre fort.

      Zu einzelnen Investmentansätzen/-strategien fand ich lesenswert:

      - "Die Profi-Investment-Strategie" von Philip A. Fisher,
      - "Warren Buffett: Sein Weg. Seine Methode. Seine Strategie." von Robert G. Hagstrom
      - "Der Börse einen Schritt voraus" von Peter Lynch
      - und die Bücher von Ken Fisher.

      Des Weiteren kann man sich auch "Die Börsenzauberformel" von Joel Greenblatt versuchen.

      Die genannten und grundsätzlich lesenswerte Börsenbücher findest Du hier auf meiner Bücherliste; teilweise auch mit Kursrezensionen von mir.

      Vielleicht findest Du ja was Geeignetes für Dich oder einer der Blogleser kann Dir eine weitere/bessere Empfehlung geben?

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    6. Vielen Dank!

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  24. Mich würde Deine Meinung zu der D-Notierung von Haier Smart Home interessieren.

    Die Branche (Haushaltselektrogeräte) als solche fände ich nicht so spannend, aber immerhin ist Haier Smart Home Weltmarktführer, hat u. a. GE Appliances gekauft, hat einen guten track record und wächst bei Umsatz und Gewinn mit knapp zweistelliger CAGR. Phantasie kommt noch ein bißchen durch das Thema Ökosystem (Smart Home), IoT und Nutzerdaten. Tatsächlich hätte ich schon längst erwartet, dass Apple, Alphabet oder Facebook als Teil ihrer Devicestrategie einen Kühlschrank auf den Markt bringen - mit Verbindung zu Alexa/Siri - und angeschlossenem Lieferdienst.

    Also ganz unspannend ist Unternehmen nicht und die Kursziele der Analysten liegen über den Kursen der Shanghai-Notierung (A-Aktie). Diese liegt wiederum über der Hongkong-Notierung (H-Aktie) und jetzt kommt's: es gab vor Jahren einen Börsengang mit einer weiteren Aktiengattung, der D-Aktie. Die A-, H- und D-Aktien haben gleiche Stimmrechte und gleiche Dividendenberechtigung. Die D-Aktie notiert aber bei 1/3 des Kurses der A-Aktie.

    KGV der D-Aktie liegt bei ca. 5,5 und die Dividendenrendite in ähnlicher Größenordnung. Und wie gesagt, wachsender Gewinn und Umsatz.

    Wie kann ein solcher Spread der drei Aktiengattungen erklärt werden? Wenn schon die H- und die A-Aktie nach Ansicht der Analysten unterbewertet sind und der Chart der A-Aktie (älteste und größte der drei Notierungen) langfristig steigt, müßte doch die D-Aktie als krass unterbewertet anzusehen sein.

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    1. Ich habe zu Haier Smart Home und deren D-Aktien keine fundierte Einschätzung. Haier weist starkes Wachstum auf über Jahre, auch/vor allem durch Zukäufe. Einen Burggraben erkenne ich da nicht, eher "die schiere Macht der Größe". Im Hintergrund wollen sie bei all ihren Haushaltsgeräten und unterschiedlichen Marken eine zentrale Plattform schaffen für das "Smart Home". Da sind aber andere Anbieter schon ziemlich erfolgreich.

      Die D-Aktien notieren nur in Deutschland und mit großem Abschlag zu den anderen Notierungen (wie Hongkong und Shanghai). Theoretisch haben alle Aktien die gleichen Rechte und daher sollten sie theoretisch in etwa gleich hoch notieren. In der Praxis kann man die D-Aktien aber bisher wohl nicht in andere Gattungen umtauschen, also haben sie einen "Defekt" oder Malus oder wie auch immer. Das Vertrauen darin, dass diese D-Aktien im Ernstfall wirklich den anderen Aktien gleichgestellt sind, ist schlicht nicht/kaum vorhanden. Das erklärt den Abschlag. Und ich glaube, dass der bestehen bleiben wird bis Haier de facto die Möglichkeit des direkten Tauschs von D-Aktien in die anderen Aktiengattungen her- und sicherstellt. Dann dürfte es den von vielen erhofften starken Kurssprung der D-Aktien geben. Aber aus meiner Sicht eben auch nur dann.

      Solange kauft man mit den D-Aktien einfach nur einen Anteil am chinesischen Unternehmen Haier Smart Home mit allen Vor- und Nachteilen und man nimmt an deren wirtschaftlichen Entwicklung teil.

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    2. Vielen Dank für Deine Einschätzung.

      Tatsächlich bin ich in zwei Punkten anderer Meinung.

      1. Natürlich gibt es Wettbewerber. der Markt für Haushaltsgroßgeräte/sog. "Weiße Ware" ist sogar sehr fragmentiert. Ich verstehe daher die Grundannahme, dass hier aufgrund des Wettbewerbs kein Burggraben bestehe, bzw. eine Ausweitung der Marge nur über Skaleneffekte und Fixkostendegression laufe. Tatsächlich gewinnt Haier Smart Home aber im chinesischen Markt Marktanteile gegenüber den Hauptkonkurrenten Midea und Gree. In den USA gewinnt die Haier-Tochter GE Appliances Marktanteile gegenüber Whirlpool. Irgendetwas müssen sie also bei den Produkten richtig machen, was die Konsumenten überzeugt.

      2. Nach gängiger Theorie müsste doch ein und dasselbe Gut, in diesem Fall die Haier-Aktie, unabhängig von Umtauschbarkeit, den gleichen Preis haben. Die Hongkonger und die Shanghaier Aktien sind ja auch nicht in Frankfurter Aktien umtauschbar. Auch bei anderen Unternehmen mit nicht umtauschbaren Aktiengattungen ist der Spread viel geringer. Die niederländische und die britische Aktie von Shell lagen meiner Erinnerung nach maximal +/- 10% auseinander. Australische und britische Notierung von Rio Tinto und BHP Billiton ebenso. Von daher kann ich die fehlende Umtauschbarkeit als Erklärung für den krass höheren Spread nicht so wirklich nachvollziehen. Die Konvertierbarkeit würde natürlich zu einem sofortigen Kursprung führen. Die Konvertierbarkeit ist eine hinreichende Bedingung für eine Angleichung, aber eben keine notwendige Bedingung.

      Oder anders gewendet: Warum sind den Analysten mit ihren Kurszielen und den internationaen Anlegern die gleichberechtigten Anteilsscheine ein KGV von 10 wert und den deutschen Anlegern nur ein KGV von 5?


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    3. Die unterschiedlichen Haier-Aktiengattung sind aber nicht "dasselbe Gut" von gleicher Qualität. (1.) Die D-Aktien sind nur in Deutschland handelbar, also an einem vergleichsweise illiquiden Markt, so dass sie für größere Investoren weniger attraktiv sind (Ein- oder Ausstieg mit höherer Stückzahl beeinflusst den Kurs entsprechend). Und (2.) sind die D-Aktien nicht einfach in die anderen Gattungen umtauschbar und das IST ein klarer Nachteil, solange dies nicht in der Realität hergestellt wird. Solange dürfte die D-Aktie mit ihrem hohen Abschlag auf die anderen Aktiengattungen ein vermeintliches Schnäppchen bleiben.

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  25. Hi Michael,
    wie stark berücksichtigst du eigentlich bei deinen Invest-Entscheidungen die Währungskurse bzw. deren Prognosen?
    Ich bin bzw. war z.B. seit einiger Zeit stolz im letzten Jahr mehr in US-Werte investiert zu haben (ETF und Einzelaktien), welche eine bessere Performance als vergleichbare deutsche Werte erzielt haben.
    Jetzt ist mir aber gerade aufgefallen, dass dies fast ausschließlich auf den EUR/USD-Kurs zurückzuführen ist. Vergleicht man z.B. DAX/EuroStoxx mit S&P 500 ergibt sich auf 1-Jahressicht kaum ein Unterschied. Ähnlich ist es wenn man TexDax mit Nasdaq vergleicht.
    Mir ist natürlich klar, dass der Währungskurs auch durch fundamentale Wirtschafts- und Zinsdaten getrieben ist. Trotzdem habe ich zumindest für mich diesen Währungseffekt beim Aktienvergleich echt unterschätzt. So schlecht scheinen Europäische Werte im Netto-Vergleich zu den Überseewerten gar nicht zu sein.
    Es kann natürlich beim EUR/USD-Kurs auch mal wieder in die andere Richtung laufen (ist gerade natürlich nicht so wahrscheinlich...;-)))).
    Danke.
    Viele Grüße, Basti

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    1. Moin Basti,
      Währungsveränderungen haben einen Einfluss auf die Kursentwicklung, aber sie spielen für mich beim Investieren keine Rolle; die Wechselkurse werden ganz überwiegend von Spekulation getrieben und nicht faktenbasiert. Ich kaufe Unternehmen mit überzeugenden Geschäftsmodellen und mittel- bis langfristig überdurchschnittlichen Aussichten. Das ist mein "Job". Oft sind diese Unternehmen in mehreren Ländern aktiv, ggf. weltweit. Sie beschäftigen sich also bereits unternehmensintern mit Wechselkursrisiken und sichern sich ggf. mit Hedges ab. Als Aktienanleger stehe ich ganz am Ende der Kette und habe kaum Einfluss auf die Entwicklung.

      Richtig ist, dass im letzten Jahr der Dollar stark zugelegt hat gegenüber dem Euro und anderen Währungen. Und das führt im Euroraum zu zusätzlichen Kursgewinnen bei Aktien, die in Dollar notieren. Der aktuelle Euro-USD-Kurs ist in etwa wieder so hoch wie vor 20, oder 25 Jahren; ich kann mich noch daran erinnern, vor Einführung des Euro, wie damals schon über die Parität diskutiert wurde, wobei der Euro dann irgendwann seinen Steigflug begann. Auf diese lange Sicht hat sich also nichts verändert. Aber natürlich zwischenzeitlich bei den Dividenden! Denn die werden ja bei den US-Werten zumeist quartalsweise ausgeschüttet und dann jeweils zum aktuellen Wechselkurs. Hier gab es in den letzten 12 Monaten also einen ordentlichen zusätzlichen Push für uns Euroanleger.

      Wie gesagt, ich beachte die Wechselkursschwankungen kaum; da ich ganz überwiegend in Euro- oder Dollaraktien anlege geht es auch nur um die beiden Währungen. Ich schaue viel stärker auf die wirtschaftlichen Perspektiven (die sollten theoretisch ja mit der Währungsstärke synchron laufen) und da habe ich US-Werten ein deutlich höheres Gewicht gegeben ggü. den deutschen Werten (also meinen bevorzugten Euro-Aktien); die Gründe habe ich hier im Blog ja bereits mehrfach dargelegt. Insofern würde eine Euro-Stärke bzw. Dollar-Schwäche mein Depot natürlich entsprechend stärker belasten. Aber, wie gesagt, die Wechselkursschwankungen sind noch weniger seriös prognostizierbar als andere Einflussfaktoren an der Börse. Also lasse ich es...

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  26. Hallo Michael, du warst doch mal sehr positiv zu DIC Asset eingestellt, gerade auch weil die nicht im Wohnimmobilienbereich tätig sind. Mittlerweile ist der Kurs drastisch zurückgekommen und die 2026er Anleihe rentiert mit 23%, wird also vom Markt als Ramsch gewertet. Siehst du DIC bzw. neu „Branick“ inzwischen auch als gefährdet an oder glaubst du noch an deren Geschäftsmodell und Finanzierungsstärke?

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    1. Ich begleite die DIC Asset schon seit einigen Jahren und stehe die letzten zwei Jahre etwas Abseits; einerseits hat mir die sehr teure VIB-Übernahme nicht gefallen (Logistik als Investitionsfeld finde ich durchaus sinnvoll, aber den Zeitpunkt am Ende des Booms und nach einer starken Rallye der VIB-Aktien fand ich weniger glücklich) und dann hat sich durch die Zinswende das Umfeld massiv negativ eingefärbt für alle Immobilienwerte. Die Folgen (Abwertungen, Leerstände) sehen wir aktuell und die dürften noch länger anhalten. Ich hatte das u.a. im Februar mal ausführlich hier dargestellt. Mein letzter sehr ausführlicher Artikel zu DIC Asset stammt ebenfalls aus dem Februar 2023.

      Worauf man unbedingt einen genaueren Blick richten muss, sind die dauerhaften Einflüsse durch 'Work-from-Home'. In San Francisco stehen bereits 30 % der innerstädtischen Büroflächen leer, das ist eine enorme Belastung für die Eigentümer und natürlich auf für die kreditgebenden Banken. Inwieweit sich eine ähnliche Entwicklung mit deutlich reduzierten Büroflächen einstellt, sollte man sich genauer ansehen. Natürlich ist San Francisco extrem IT-lastig und daher nicht unbedingt der Maßstab. Aber durchaus ein Indikator, denke ich.

      DIC Asset ist bei Bürovermietungen an die öffentliche Hand gut positioniert. Hier hat man überwiegend langfristige Verträge und die Behörden sind traditionell eher langsam hinsichtlich Strukturveränderungen. Die Digitalisierung kommt dort nur langsam voran und die steigende Zahl von unbesetzten Stellen ist nicht nur auf einen Fachkräftemangel zurückzuführen, sondern auf beständig anhaltende Stelleplanaufstockungen (Stellen, die dann gar nicht mehr besetzt werden können). Insofern dürfte DIC Asset hier eher solide dastehen.

      Bzgl. VIB Vermögen hat DIC Asset inzwischen alle Bewertungsmöglichkeiten ausgereizt und die Werte massiv hochgeschrieben, um den gezahlten Kaufpreis wenigstens ansatzweise rechtfertigen zu können. Reserven sind da keine mehr, es könnte sogar gegenteilig Abwertungsbedarf entstehen. Die Verschiebung der DIC-Logistikaktivitäten in die VIB sehe ich jedenfalls bereits als Taschenspielertrick an, um 'versteckte' Werte zu heben, ohne, dass dies zu sehr negativ auffällt.

      In Summe glaube ich nicht, dass eine Pleite bevorsteht. Zur Anleihe 2021/26 (WKN A3MP5C): deren Kurs notiert bei rund 55 % und die Rendite wird mit 23,55 % p.a. angegeben. Das ist natürlich mal 'ne Hausnummer. Hier wird die Skepsis des Marktes hinsichtlich der Finanzierungskraft der DIC Asset deutlich - denn die andere, kürzer laufende, Anleihe 2021/23 (WKN A2NBZG) ist im Oktober 2023 fällig und dafür muss DIC Asset 150 Mio. Euro aufbringen. Das wird nicht einfach. Die DIC Asset AG wird an der Börse insgesamt nur mit 450 Mio. Euro bewertet. Die Frage ist, woher DIC Asset das Geld für die Rückzahlung bekommt. Per Bankkredit? Von alternativen Fremdkapitalgebern? Oder gibt es einen Debt-to-Equity-Swap? Das passiert in letzter Zeit ja häufiger und verwässert die Bestandsanleger - dem entsprechend wenig positiv kommt sowas bei denen an.

      Natürlich hat DIC Asset auch liquide Mittel verfügbar, rund 500 Mio. Euro per Ende März. Könnte man ja auch 'einfach' zur Anleihe-Tilgung nutzen. Nur würde dies die Liquidität kräftig senken und Illiquidität ist ein Insolvenztatbestand. Ein solcher heftiger Mittelabfluss würde die Bonität der Gruppe also weiter senken und bzgl. der VIB-Übernahme muss noch die Brückenfinanzierung ersetzt werden; es wäre also nicht ideal, sich unmittelbar vorher finanziell zu verschlechtern.

      Eine nicht wirklich interessante Gemengelage. Andererseits ist der Aktienkurs bereits sehr stark eingebrochen und hat diese Szenarien schon länger 'gespielt'. Das heißt nicht, dass er nicht noch weiter fallen kann!

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      "Die meisten Anleger glauben, Qualität und nicht etwa der Preis sei der Maßstab dafür, ob eine Geldanlage riskant ist. Doch qualitativ hochwertige Aktiva können riskant und Vermögenswerte niedriger Qualität können sicher sein. Es ist alleine eine Frage des Preises, den man für sie bezahlt hat. (...) Die besten Schnäppchen gibt es immer in angsteinflößenden Umgebungen."
      (Howard Stanley Marks)

      Howard Marks ist Experte für 'distressed Assets' und weist zu Recht daraufhin, dass sich in solchen Schieflagen auch große Chancen finden lassen. Es hängt davon ab, wie man die Lage einschätzt: Kann DIC Asset die 23er Anleihe und die VIB-Brückenfinanzierung refinanzieren und wie wird sich der Gewerbeimmobilienmarkt in Deutschland weiter entwickeln? Sofern man beide Fragen nicht mit einer roten Warnflagge versieht, dann könnten die DIC Asset-Aktien bei 5,50 Euro vielleicht eine solche Chance darstellen.

      Ich setze bzgl. Immobilien allerdings auf andere Werte: Blackstone, KKR, Patrizia, Hypoport, Opendoor. Da scheint mir das Potenzial mindestens ebenso hoch zu sein wie bei DIC Asset, die Risiken aber deutlich geringer.

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  27. Hallo Michael,
    ich renne schon eine weil Costco hinterher. Wäre es nach Bekanntgabe der Quartalszahlen ein guter Einstieg?
    Beste Grüße

    Reiner

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    1. Moin Reiner,
      diese Frage kann ich Dir leider nicht beantworten. Costco ist für mich eine wunderbare Dauerläuferaktie mit noch vielen Jahren/Jahrzehnten Geschäftserfolg vor sich. Der Kurs kennt eigentlich nur die Richtung nach oben, aber... es kommt immer mal wieder zu Rücksetzern oder längeren Hängepartien, wo man die Aktien 10 oder 15 % günstiger einsammeln kann. Solche Momente/Phasen sind eigentlich immer der richtige Zeitpunkt, um sich Costco endlich ins Depot zu legen. Auch wenn die Kurseinbrüche natürlich immer von negativen Meldungen/Analysen begleitet werden, die fast immer darauf hinauslaufen, dass Costco die branchenweit niedrigsten Margen hat (ja, das ist ja gerade das Erfolgsgeschäftsmodell!) und dass die Bewertung zu hoch erscheint. War die letzten 20, 30 Jahre so, wird so bleiben. Das Unternehmen wächst dennoch immer weiter und zwar profitabel und deshalb bleibt die Aktie immer ein Kaufkandidat - idealerweise bei einem kräftigen Rücksetzer. Wann der nächste kommt, weiß ich natürlich nicht. Ich weiß nur, dass er kommen wird...

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    2. Same procedure as everytime... Costco schlägt die Erwartungen, aber... irgendwas scheint mal wieder nicht zu passen, wie fast immer nach Bekanntgabe der Zahlen. Also fällt der Kurs ein wenig. Bisher waren das immer Kaufgelegenheiten. Denn Costco liefert einfach ab: Umsatzwachstum, Ergebniswachstum, weitere Ladeneröffnungen, Wachstum bei den Mitgliedszahlen und dann kommt irgendjemand und fabuliert von "zu hoher Bewertung", während die "billigen" Einzelhandelsunternehmen Umsatz- und Margenschwund zu verzeichnen haben, steigende Diebstähle, Gewinneinbrüche. Qualität kostet? Ja, so ist es!

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    3. Nee, diesmal ist es, weil sie die Membership-Fees nicht angehoben haben. Das war die Erwartung/Hoffnung am Markt. Egal, kommt dann halt später.
      Grüße! Marc

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  28. Hi Michael! Wäre Bayer ein Kandidat für Deine Liste der Turnarounds? Ein sehr traditionsreiches Unternehmen, das derzeit so niedrig notiert wie seit sehr langem nicht. Neuer CEO und es kommen gerade alle denkbare negative News -> Vielleicht ein günstiges Timing?

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    1. Nein, Bayer kommt für mich nicht infrage. Der Kurs ist sehr stark gefallen, das sieht verlockend aus, aber es gibt ja auch handfeste Gründe für den Niedergang. Das Festhalten an Monsanto ist nur einer davon (neben dem Glyphosat-Desaster waren/sind auch deren Praktiken in Bezug auf ihr genverändertes Saatgut und die dieses nutzenden Landwirte ethisch verwerflich). Ich kann bei Bayer keinen Investmentcase entwickeln, da keine klare Unternehmensstrategie mit positiver Perspektive besteht; Bayer-Aktien sind daher alleine eine Wette darauf, dass sich der Kurs irgendwie schon irgendwann wieder erholen müsste. Mit dem Prinzip Hoffnung auf eine Kursveränderung zu setzen, ist weit entfernt von meinem Investmentstil. Und das ist auch keine Basis für einen Turnaround. Dazu müsste erstmal eine klare Perspektive her...

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  29. Moin Micha, entspricht die angehende Umstrukturierung bei der 'Xerox Holdings Corporation' mit dem Rücksetzer aktuell deinen Anforderungen für eine 'Turnaround Spekulation'? Kann ich dich zu einer kl. Analyse motivieren, da ich ja weiß, daß sowas dein 'Steckenpferd' ist.
    bess demnähx, knigge-beatnik

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    1. Xerox ist so 'ne Quasileiche wie Kodak, ich hab mich nie für deren Produkte und/oder das Unternehmen erwärmen können. Icahn hat sich bei Xerox ja auch schon die Zähne ausgebissen und nun soll - mal - wieder - ein Umschwung Richtung Erfolg her. Begeistert mich jetzt nicht so, suche eher nach Unternehmen in Wachstumsbranchen und gestrauchelten Champions, die vorübergehend aus dem Tritt geraten sind.

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    2. Herzlichen Dank für deine Meinung. Werde ich in meinem Handeln mit berücksichtigen, danke

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  30. Hallo Michael,
    wie ist aktuell deine Meinung zu Delignit? Der Kurz ist ziemlich zurückgekommen; allerdings trifft dies auch auf die Autoindustrie zu...;-)
    Danke und viele Grüße,
    Basti

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    1. Moin Basti,
      Delignit begleite ich ja schon viele Jahre, hab auch mal ordentlich Geld mit der Aktie verdient. Mir gefällt nicht so, dass man von einigen wenigen Großkunden abhängig ist und vor allem aus der Automobilbranche. Wenn's dort kriselt, werden die Mengen nicht abgenommen und Delignit hat hier nur geringe Verhandlungsmacht - zuletzt war das ja wieder bei VW zu sehen. Ich fände es gut, wenn Delignit den Bereich Schienenfahrzeuge deutlich ausbauen würde. Des Weiteren werden ja alternative Baustoffe für Gebäude immer angesagter und hier insbesondere Holz. Nicht klassische Holzhäuser, sondern Holzverbundstoffe, aus denen "richtige" Wände usw. erstellt werden. Bin hier kein Experte, aber ich finde, dass Delignit mit seinem Buchenholz hier ggf. Chancen ausloten sollte.

      Delignit ist ein Nischenplayer und grundsätzlich interessant. Das Wachstumspotenzial ist aber eben leider auch begrenzt.

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  31. Hallo Michael,
    wie siehst Du das mit der Absicherung des Depot bei einem Crash?
    Bin gerade bei einer Überlegung ob ich nicht 2 -3 Aktien von Lind ins Depot lege, damit ich gegeben falls bei einem Crash eine Absicherung habe wenn ich bei der Entnahme bin.

    Danke und viele Grüße
    Reiner

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    1. Moin Reiner,
      ich kann deinem Gedankengang nicht folgen. Meinst du, dass du Geld in Lindt-Aktien anlegen willst, weil du glaubst, die würden bei einem Börsencrash nicht fallen und dann könntest du sie verkaufen, um günstige/abgestürzte Aktien zu kaufen? Sollte das deine Überlegung sein, kann ich dir nur dringend abraten denn in einem Crash agiert niemand rational an der Börse und die Nachfrage ist gering, während das Angebot hoch ist. Da werden dann auch beste Qualitätsaktien gnadenlos abverkauft zu Schleuderpreisen. Aktien, egal welche, sind also niemals ein Liquiditätsersatz für einem bzw. in einem Crash.

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    2. Hallo Michael,
      sorry, habe mich vielleicht nicht gut ausgedrückt.
      Ich möchte in 5 Jahren eine mtl. Zusatzrente von 1000 € mtl. mir erarbeiten.
      Daher meine Überlegung wenn es zu einem Crash kommt eine Aktie im Depot zu haben die nicht so Volatil ist und ich dann nur 1 bis 2 Aktien zur Überbrückung des Crash verkaufen müsste.
      Viele Grüße
      Reiner

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    3. Moin Reiner,
      in einem Börsencrash fallen ja nur die Kurse, aber nicht zwangsläufig die Gewinne der Unternehmen. Natürlich hat ein Crash meistens einen realwirtschaftlichen Auslöser, aber dass flächendeckend Gewinne sinken und Dividenden gestrichen werden, ist schon selten. In der Globalen Finanzkrise 2008/09 war es vielerorts so, in der Corona-Panik auch (2020). Wer solche Risiken vermeiden will, muss sich Bundesanleihen kaufen, also eine feste Verzinsung wählen bei einem weitestgehend risikolosen Schuldner. Mit entsprechend niedrigen Zinssätzen, das ist eben der Preis.

      Oder... man setzt auf Cashcows, also große Unternehmen, die hohe Cashflows erzielen und das über stetige Einnahmen. Microsoft ist so eine oder Apple, nur mal so als Beispiel. Die haben keine besonders hohen Dividendenrenditen, aber sie haben viel Cash und generieren viel Cash, dass sie auch Krisen gut durchstehen und man trotz fallender Aktienkurse in einem Crash bei den Unternehmen keine Panik haben muss. Bei irgendwelchen unprofitablen Internet-, Biotech, KI-Klitschen geht irgendwann das Geld zur neige und die stehen vor dem Exitus. Passiert gerade ja im Immobiliensektor, weil dort jahrelang Gier regierte und nun die Realität die Rechnung präsentiert.

      Ich sag's ja fast nicht gerne, aber meine so "geliebten" Alternativen Asset Manager sind auch für Crash-Phasen aus meiner Sicht eine gutes Investment. Die haben viel Kapital, das sie dann einsetzen können, während sie natürlich auch leiden, weil ihre Gebühreneinnahmen zusammenschrumpfen und damit ihre Dividendenzahlungen reduziert werden. Aber die fallen nicht um, weil sie (anders als früher) Vermögensverwalter sind und nicht mehr so sehr mit eigenem Kapital investieren. Ein Börsencrash oder auch eine Korrektur wie wir sie seit Ende 2022 haben, ist für Apollo, Blackstone, KKR eine Dürrephase, aber mehr auch nicht; sie verdursten nicht. Und sie stehen nach der Korrektur stärker da, weil sie das freie Geld in sich dann auszahlende Assets investiert haben. Auch deshalb habe ich mehr als ein Drittel meines Geldes in diese Unternehmen investiert. Sicherheit und Rendite.

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    4. Hallo Michael,
      die AAM werden in einer Krise wahrscheinlich Mittelabflüsse erleiden. Ich habe keinen Einblick, wie langfristig die Kundengelder gebunden sind. Aber diese werden doch auch über mehrere Jahre investiert. Kann das den AAM nicht auf die Füße fallen, analog zu den offenen Immobilienfonds vor mehr als zehn Jahren?

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    5. Moin Florian,
      du meinst die Assets under Management? Die kann man nicht mit Publikumsfonds vergleichen, wo es tägliche Rückzahlungsmöglichkeiten gibt. Die AuM der Asset Manager sind fest vereinbart, zumeist um die sieben bis acht Jahre. Auch deshalb haben Apollo, Blackstone, KKR usw. ja in den letzten Jahren sich Versicherungen gekauft oder kooperieren mit denen, weil deren Float verlässliche Kapitalströme erzeugt und deren Anlagevermögen den Asset Managern für bis 30 Jahre zur Verfügung steht.

      Das Risiko in einer richtigen Finanzkrise ist eher, dass keine frischen Mittel mehr hinzukommen und ggf. ältere Gelder zur Rückzahlung anstehen. Dadurch sinkt dann das Provisionseinkommen, weil sich die AuM-Basis verringert. Das haben APO, BX, KKR schon mehrfach durchgemacht und sich insofern dies bezüglich besser aufgestellt.

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    6. Danke für die schnelle Antwort.
      VG
      Florian

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  32. Hallo Michael,
    eine etwas ketzerische Frage.
    Hat sich der Aufwand (eigenes Depot usw.)für Dich gelohnt? Ich frage deswegen, hättest Du Dein Geld gleich in Berkshire Hathaway investiert, hättest Du Deinem Ziel 15 Prozent pro Jahr locker erreicht.

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    1. Aus meiner Sicht lautet die Antwort eindeutig ja und gleich aus mehreren Gründen.

      (1.) Das Investieren ist mein Lieblingshobby, ich beschäftige mich also gerne mit dem Analysieren von Unternehmen, dem Bewerten von Aktien und dem Nachdenken über Börse und Wirtschaft. Insofern würde mir viel fehlen, wenn ich nur in Berkshire-Aktien investiert hätte.

      (2.) 15 % pro Jahr ist mein Mindestrenditeziel und das war mit Berkshire-Aktien locker zu erzielen; Buffett macht(e) ja eher 20 % pro Jahr. Aber... es darf auch gerne mehr sein und ich versuche, besser zu sein. Das gelingt nicht immer, aber in den letzten Jahren schon. Ich hatte in den letzten 10 Jahren lediglich zwei Verlustjahr (2018 -10% und 2022 -16%) ansonsten überwiegend deutlich zweistellige Kurszuwächse. Von Januar 2021 bis heute (also inkl. des miesen 2022er Ergebnisses) habe ich mein Vermögen um rund 75% gesteigert, von Januar 2019 bis heute sind es sogar 175%. Und, wie gesagt, die ganze zeit über tue ich das, was mir Spaß macht. Und deshalb lohnt sich "der Aufwand" für mich außerordentlich. =)

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  33. Hallo Michael, möchtest Du bei Gelegenheit wieder mal Deine aktuelle Einschätzung zu Vermilion Energy geben? Ich könnte mir vorstellen, dass noch so mancher (wie auch ich) weiterhin investiert blieb 😉.

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    1. Vermilion Energy war ja mein "Hedge gegen eine Gasmangellage" in Deutschland/Europa; die ist letztlich nicht eingetreten, weil unter höchstem Aufwand und Kosten LNG herangeschafft wurde. Zudem hat der Wilde Winter 2022/23 ebenso für eine sinkende Gasnachfrage gesorgt wie der milde Winter 2023/24 - und dass die energieintensive Industrie Deutschland verlässt (wie BASF). Aktuell sehen wir das genaue Gegenteil: eine massive Überversorgung mit Gas in Europa und es wird in den nächsten Jahren noch mehr werden, da die LNG-Kapazitäten weltweit aufgebaut werden (und dann Abnehmer suchen/finden müssen).

      Warum ist der Gaspreis so niedrig? Der milde Winter sorgt für weniger Bedarf, die LNG-Kapazitäten sind voll/hoch ausgelastet und es wird immer mehr LNG "angelandet", obwohl die Verkäufer damit Verluste einfahren. Vermutlich verkaufen sie es trotzdem, weil sie ansonsten hohe Vertragsstrafen zahlen müssten (z.B. an die LNG-Schifftransporteure), die höher sind als die Verluste aus dem Verkauf. Und die deutsche Wirtschaft steckt in der Krise, zudem haben viele große Gasverbraucher ihren Verbrauch dauerhaft reduziert - weil sie z.B. pleite oder ins Ausland abgewandert sind.

      Es spricht momentan alles für weiter sinkenden Gaspreise in Europa und das belastet natürlich die Ergebnisse der Energieproduzenten und -verkäufer, weil sie für ihr Produkt viel weniger Geld bekommen als zuvor. Und gerade Gas ist ja nicht in unbegrenzten Mengen speicherbar, das muss nach der Förderung auf den Markt.

      In den USA ist die Lage etwas anders: da ist der Ölpreis (WTI) ziemlich stabil und auch Gas nicht so stark gefallen wie bei uns. Wer also in den USA fördert und verkauft, fährt gut/besser. Zumal die US-Wirtschaft ja nur moderate Anzeichen von Schwäche zeigt, aber keinen deutlichen Einbruch.

      Vermilion Energy mit dem hohen Europaanteil ist also momentan und in nächster Zeit eher nicht im angesagtesten Bereich aktiv. Sie bauen ihre Verschuldung ab und verbessern ihre Bilanzqualität, allerdings langsamer als ursprünglich mal erhofft.

      Soweit meine aktuelle Einschätzung.

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  34. Moin Michael,

    Vielleicht hast du mal kurz Zeit dir den
    ETF A0MM0N an zu sehen.

    Ich finde die Zusammensetzung interessant.
    Es sind hoch gewichtet deine Favoriten enthalten ,
    sowie viele BDC und selbst eine Mutares ist vertreten.

    Das ganze mal als alternative, für Leute die nicht so gut Stockpicking betreiben wie Du es kannst.

    Wie siehst Du die weitere Entwicklung des Private Equity Markts?

    Gruß Börge

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    1. Moin Börge,
      für mich kommt so ein/dieser ETF nicht infrage. Ich bin ein Freund des Focus Investings und ich kaufe mich in die aus meiner Sicht besten Unternehmen ein, um dort als Mitaktionär an deren Wertsteigerungen teilzuhaben. Rund die Hälfte meines Kapitals steckt in KKR, Blackstone, Apollo Global Management und Mutares. In diese Unternehmen und ihr Management habe ich Vertrauen, ich bin dort am Ball und kann News/Entwicklungen wohl ganz gut einschätzen hinsichtlich ihrer Tragweite und ob es sich ggf. um "Game-Changer" handelt - vor allem negative Entwicklungen muss man ja möglichst präzise einordnen können.

      Für mich macht es keinen Sinn, mich auf einen ETF einzulassen, der auch venezulanische, indische, schwedische oder britische Finanzinvestoren im Bestand hat. Ich kenne keines dieser Unternehmen, ich kann keines von ihnen einschätzen, nicht mal ansatzweise. Und ich muss mir die Frage stellen, ob ich die unbedingt brauche. Meine Antwort darauf ist nein. Ich habe drei der top Branchenvertreter im Depot, das sind die größten und erfolgreichsten Unternehmen des Sektors, die ihre Expertise seit Jahrzehnten aufgebaut haben. Wenn es in Indien was zu verdienen gibt oder mit Kunst oder mit Blockchain-Technologie, dann investieren die dort das Geld ihrer Investoren - und verdienen selbst am Management des Geldes. Und ich mit. Auf dieses Geschäftsmodell setze ich.

      Der Sektor an sich bleibt sexy. Wenn die Zinsen wieder sinken (zwei Prozent reichen schon völlig aus), dann herrscht weltweit wieder Anlagenotstand bei den Family Offices, den Pensionsfonds usw. Die verdienen dann kein Geld mehr mit ihrem Tagesgeld oder Geldmarktfonds, die setzen dann wieder auf Profis, die auch abseits der Finanzmärkte Renditen erwirtschaften: Alternative Asset Manager.

      Wer nicht selbst die Unternehmen analysieren und bewerten will oder kann, wer sich in diesem Sektor breit gestreut engagieren will, für den kann so ein ETF sinnvoll sein. OB nun gerade diese ETF oder vielleicht ein anderer, das kann ich nicht beurteilen. Aber ich lehne mich mal soweit aus dem Fenster: besser in diesen ETF investieren als gar nicht (in die Branche). ;-)

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  35. Hallo Michael, ich würde gerne deine Einschätzung zu Funkwerk wissen, einer deiner ehemaligen Favourite. Die Zahlen waren nicht schlecht. Aber der Kurs dümpelt vor sich hin. Bin da gut im Minus und überlege da nachzukaufen, auch um den Einstandskurs zu drücken. Vielen Dank! LG Jürgen.

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    1. Moin Jürgen,
      Funkwerk hat Zahlen vorgelegt, die besser als erwartet waren. Allerdings müssen wir noch auf den Jahresabschluss bzw. den Geschäftsbericht warten, um erkennen zu können, ob es sich um operative Erfolge handelt oder um Einmaleffekte. Bis dahin fällt eine valide Einschätzung schwer. Ich würde mich aber soweit aus dem Fenster lehnen, dass Funkwerk solide aufgestellt und in seinem Bereich gut positioniert ist. Die immer wieder von der Politik angekündigte große Investitionsoffensive in "die Bahn" sollte auch Funkwerk zugute kommen, allerdings folgten den Worten bisher kaum Taten, weil irgendwie immer das nötige Geld fehlt. Es wird lieber für Sozialprojekte und Wohltaten ausgegeben (schlecht) und nun zunehmend für Verteidigung und Rüstung (sinnvoll und nötig). Ob Funkwerk sich daher bald wieder zu einem Überflieger aufschwingt, ist aus heutiger Sicht kaum zu beurteilen. Sollte es an der Börse mal wieder richtig rappeln, dürften die Nebenwerte erneut am stärksten unter Druck kommen (mangels interessierter Käufer). Das muss man immer im Hinterkopf behalten.

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    2. Ok. Vielen Dank für deine Expertise, lieber Michael. LG Jürgen

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  36. Lieber Michael Kissig, mich würde deine Einschätzung zu einer deutschen Beteiligungsgesellschaft interessieren. Ich habe in den vergangenen Tagen die Geschäftsberichte der Brockhaus Technologies AG heruntergeladen. Kennst du die Gesellschaft? Der Track record als börsengelistete Firma ist ja noch nicht so gigantisch lang. Deine Einschätzung interessiert mich sehr.
    Herzliche Grüße,
    Joachim

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    1. Moin Joachim,
      zu Brockhaus Technology kann ich keine fundierte Einschätzung abgeben. Ich hab das Unternehmen beim IPO mal oberflächlich angesehen aber nichts entdeckt, was mich besonders angesprochen hätte; damit meine ich, dass ich dort nichts gesehen habe, was ich bei den vielen anderen Beteiligungsgesellschaften, die ich mal mehr oder weniger stark 'covere', nicht auch gesehen habe. Brockhaus war für mich also lediglich eine "Me too-Beteiligungsgesellschaft". Und die operative Performance hat bisher auch nicht überzeugt. Mir ist dabei natürlich klar, dass auch Brockhaus eine schwere Phase durchgemacht hat die letzten Jahre, insofern will ich da nicht zu kritisch urteilen. Wie gesagt, ich bin da nicht im Detail drin und habe bisher auch nicht den Impuls aufgenommen, hieran was zu ändern.

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    2. Lieber Michael,
      auf den ersten Blick sind die 2023 sehr interessant. Die Umsätze wachsen mit 31% auf knapp 190 Mio EUR. Die Ebitda Marge von 36% ist stark für eine deutsche Beteiligungsgesellschaft. Die MBB SE freut sich nun 10% Ebitda Marge zu erreichen. 44 Mio Cash Flow vor Steuern. Auch die Bilanz ist durch den Verkauf der Tochtergesellschaft Palas schuldenfrei. 25Mio Cash.
      Cheers, Joachim

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    3. Du meintest sicherlich Brockhaus und nicht MBB? ;-)

      Die Zahlen und die Bilanz sind das Eine, Joachim. Sie sind aber die Rückschau, die Erfolge der Vergangenheit. Für die Zukunft und damit auch die Aktienkursentwicklung ist aber entscheidend, wie sich die Geschäfte künftig entwickeln, ob und wie schnell das Unternehmen Werte schaffen kann.

      Als ich 2012 bei der MBB eingestiegen bin, erschien mir das als No-Brainer. MBB hatte gerade die Claas Fertigungstechnik übernommen (heute ein Teil von Aumann) und so den Konzernumsatz verdoppelt und das bei höherer Profitabilität als die bisherigen MBB-Töchter. Es war also absehbar, dass der Umsatz sich verdoppeln und das Ergebnis sich noch stärker entwickeln wird. Dennoch ist der Aktienkurs nach der Meldung nur um 20 % gestiegen und bröckelte danach wieder ab. Dabei gab es bei jeder 2012er Quartalsmitteilung einen weiteren Freudensprung, denn da zeigten sich erneut die anteiligen Umsatz- und Gewinnsteigerungen. Diese Übernahme war also der Trigger, der mich von der großen Chance bei MBB überzeugt hat. Ich habe etwas gesehen, was der Markt nicht gesehen hat. Und dann habe ich darauf gesetzt und konnte hohe Gewinne einfahren.

      Und dieser Trigger, der fehlt mir bei Brockhaus. Aktuell auch bei anderen Beteiligungsgesellschaften, wie Blue Cap, KAP, GESCO, aber bei Brockhaus müsste mich schon deutlich mehr 'anspringen', wenn ich mir die auch noch en Detail ansehen sollte. Wo ist der Mehrwert? Diese Frage bleibt bisher für mich unbeantwortet. Und... du schreibst ja selbst, einen überzeugenden Track-Record haben die bisher nicht vorzuweisen.

      Da sehe ich bei meinen hoch gewichteten Alternativen Asset Managern KKR, Blackstone und Apollo eine ganz andere (und positive) Einschätzung und Visibilität bzgl. der künftigen Ertrags- und Wertpotenziale. Bei denen habe ich eine viel höhere Überzeugung vom Businessmodell und den mittel- und langfristigen Aussichten und deshalb habe ich genau hier so viel 'Skin the Game' mit über 40 % Depotgewichtung.

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  37. knigge-beatnik17.04.24, 21:17

    Moin Micha,
    sag mal bitte, magst Du mir (uns) den Unterschied zwischen PNNT und PFLT kurz erläutern und welchen Pennantpark Du vorziehst?
    Dankeschön

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    1. knigge-beatnik18.04.24, 04:34

      Ich weiß nur, was auf deren Webside steht:
      PennantPark Floating Rate Capital Ltd. (NYSE: PFLT ) ist ein börsennotiertes Geschäftsentwicklungsunternehmen, das vor allem vorrangig besicherte First-Lien-Darlehen an mittelständische Unternehmen mit Sitz in den Vereinigten Staaten vergibt.
      Der Andere:
      PennantPark Investment Corporation (NYSE: PNNT ) ist ein börsennotiertes Geschäftsentwicklungsunternehmen, das mittelständischen Unternehmen mit Sitz vor allem in den Vereinigten Staaten verschiedene Formen der Fremdkapital- und nicht beherrschenden Eigenkapitalfinanzierung bereitstellt.

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    2. Ich hab die beiden BDCs PFLT und PNNT schon seit über 5 Jahren nicht mehr auf dem Schirm und müsste mich da völlig neu einlesen/informieren, um dir eine fundierte Antwort geben zu können. Das schaffe ich momentan zeitlich nicht. Aber... ich habe 2018 beide Unternehmen mal ausführlich hier im Blog vorgestellt, das sollte dir einen ersten Überblick verschaffen können zur Beantwortung der Frage, ob die für dich überhaupt interessant sein können.

      Damals schrieb ich: "Ein wesentlicher Unterschied zwischen den beiden ist, dass PFLT beinahe ausschließlich auf erstrangig besicherte Darlehen setzt (91%), während zweitrangige Darlehen 4% ausmachen und Aktien/Equityanteile 5%. Im Gegensatz hierzu besteht das rund $950 Mio. schwere Portfolio von PNNT zu 40% aus erstrangigen Darlehen, zu 39% aus zweitrangigen Darlehen, weiteren 4% unbesicherten Nachrangdarlehen und zu 17% aus Aktien/Equityanteilen. PNNT ist also bzgl. seiner Finanzierungsstrukturen aggressiver und risikoreicher aufgestellt als PFLT."

      - zum PFLT-Artikel
      - zum PNNT-Artikel

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    3. Recht herzlichen Dank, Michael.

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  38. Hallo Herr Kissig, wie sehen Sie die derzeitige Entwicklung von Evotec? Mit freundlichen Grüßen

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    1. Ich bin bei Evotec momentan nicht so nah dran und/oder im Thema tief genug drin. Armin Brack hat aber vorhin eine Einschätzung dazu abgegeben und ich darf sie mit seiner Erlaubnis hier wiedergeben:

      "Der Wirkstoff-Forscher Evotec aus dem MDAX verliert aktuell 39% nach relativ schwachen Q4-Zahlen und einem unklaren Ausblick für 2024. Die Aktie fällt bei aktuell 8,89 Euro auf den tiefsten Stand seit 2017. Daraus ergibt sich aus meiner Sicht eine Einstiegschance, weil:

      1. Evotec in einem sehr schwierigen Jahr für die Biotech-Branche und trotz einer heftigen Cyberattacke immerhin 781 Mio. Euro umgesetzt hat. Die Finanzierung von Biotechforschung befindet sich aktuell, was das Volumen betrifft, auf einem 3-Jahres-Tief. In diesem Jahr sollte hier ein Turnaround stattfinden.

      2. Durch den BioSecure-Act in den USA dürfen US-Lifesciences-Firmen künftig nur noch sehr eingeschränkt mit chinesischen Firmen zusammenarbeiten. Dadurch sollte die Nachfrage nach den Dienstleistungen von Evotec steigen.

      3. Die Technologie von Evotec hervorragend ist, was sich daran zeigt, dass das Unternehmen in den letzten 15 Jahren die Umsätze um durchschnittlich 10% pro Jahr gesteigert hat.

      4. Evotec ein sehr komplexes Unternehmen ist und sich in den laufenden Forschungsprogrammen sehr viel "versteckte Werte" befinden, die der Markt aktuell ignoriert.

      5. Die Marktkapitalisierung liegt nun bei nur noch knapp über 1,5 Mrd. Euro. Das Kurs-Umsatz-Verhältnis liegt damit bei unter 2, obwohl Evotec auch in 2024 ein prozentual zweistelliges Wachstum beim Umsatz und beim bereinigten EBITDA angekündigt hat.

      Deshalb denke ich, dass der Markt aktuell nach unten übertreibt.

      Armin Brack


      Ich hoffe, die Antwort hilft dir weiter bei deiner eigenen Einschätzung der Situation bei Evotec.

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  39. Hallo Herr Kissing....können Sie mir vielleicht die Frage beantworten. Ich investiere gerne in BDC`s aber ich verstehe bis heute nicht warum diese zb. beim Verkauf Steuerlich unterschiedlich behandelt werden. ZB. Prospect Capital wird als Investmendfonds behandelt ( Steuertopf Sonstiges) und zb TPVG wird als normale Aktie besteuert. Kann man das im Vorfeld sehen wie welcher BDC eingestuft wird ?

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    1. Es ist mir auch immer wieder ein Rätsel, wie diese Einstufungen zustande kommen. Beispiel KKR: seit 2018 eine C-Corp, ein ganz normales Unternehmen mit einer ganz normalen Aktie. Aber in Deutschland wird diese Aktie als AIF (Alternativer Investmentfonds) eingestuft mit der Folge, dass man jährlich "Fake-Steuern" entrichten muss auf Kursgewinne - so wie bei Investmentfonds. Auch scheint es von Broker zu Broker unterschiedliche Behandlungen von Aktien zu geben, so dass zB die BDC FS KKR Capital bei manchen Brokern handelbar ist, bei anderen dies aber abgelehnt wird. Wer hier für was wirklich zuständig ist und wer die Einstufungen verbindlich festlegt, weiß ich leider auch nicht.

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    2. Hallo Herr Kissing...ich habe es herausgefunden....Es gibt die Klassifizierung nach
      Classification of Financial Instuments Codes (CFI, ISO-Norm 10962:2015) Nach dieser ISO wird verfahren... bei WM Dataservice...kann man jedes Wertpapier abfragen wie dieses Eingestuft wird.

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  40. knigge-beatnik07.06.24, 13:07

    Moin Michael, auf meinen Watchlisten ist gestern die UGI Corp aufgefallen ( -7% ). Der AMI macht global mit LPG und Propanflaschen. Das gesunde + ausgeschlafene Unternehmen hat gestern 7% Kursverlust erlebt, nur weil Sie die Emission einer geplanten Anleihe verkündet haben. Ich konnte gestern beinahe am Jahrestief ordern, weil ich diese Reaktion einiger Zittrigen für übertrieben halte. Du kennst diese Situation u. magst Du Dich vielleicht einmal grundsätzlich dazu äußern. Es gibt vielleicht Jene die glauben, die Anleie zu 5% könnte floppen.

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    1. Zur UGI Corp. kann ich nichts beitragen, ich kenne das Unternehmen nicht. Propangasflaschen und LNG klingt für mich auch nicht unbedingt nach einem Geschäftsfeld, bei dem ich Überrenditen erwarten würde verglichen mit den Branchen/Unternehmen, die ich mir sonst so ansehe. Sorry, das ist wohl nichts für mich...

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    2. knigge-beatnik07.06.24, 13:44

      Danke für Deine schnelle Antwort. Ich erwarte da auch keine Überrenditen. Bescheidene 10% Jahresperformance vielleicht, aber auf jedenfall 7% Divi. bei meinem EK. Langfristige Beimischung halt. ( Niederlande: Vorläufiger Baustopp für Gasbohrung in Nordsee) ist mein Trigger.

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  41. Moin Herr Kissig
    Ich Schätze ivre Analysten. Da ich mich erst om "Alter" für Aktien interessiere bin ich darin noch Lehrling.
    Durch Zufall bin ich auf das Hamburger Unternehmen (ich wies nicht ob es der richtige Ausdruck dafür ist) gestoßen.
    Chapters Group
    https://www.chaptersgroup.de/
    Es gibt für mich mehrere Gründe:
    Es hat innerhalb recht kurzer Zeit Plattformen mit mehreren Nieschenprodukten aufgebaut. Es gibt ein Investoren Team, was Voel Geld in das Unternehmen steckt und sein Investment mehrmal erhöht hat. Das Team um den jungen CEO ost klein und hoch motiviert.
    Da die Hauptversammlung in Hamburg war, konnte ich problemlos daran teilnehmen. Da habe ich erfahren, dass auch amerikanische Collegefonds Aktien der Chapters Group gekauft haben.
    Ich bin nicht gut im Analysieren von Unternehmen.(komme aus dem sotialen Arbeitsbereich), darum meine Frage an Sie: was halten sie von dem Unternehmen?
    Viele Grüsse aus Hamburg
    Alicr

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    1. Vielen Dank für den Hinweis. Die Chapters Group sagt mir wenig. Aber alleine die Tatsache, dass Danaher-Co-Gründer Mitch Rales mehr als 15 % der Anteile hält, sorgt für mein Interesse. Werde mir das Unternehmen mal ansehen.

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  42. Hallo Michael. Du hast hast im wikifolio Kontron relativ zügig wieder verkauft. Welche Gründe gibt es für den Sinneswandel. Viele Grüße und vielen Dank.

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    1. Die Katek-Übernahme scheint nicht so grandios zu sein, wie sich Niederhauser das erhofft hatte. Zudem läuft die Wirtschaft in Deutschland deutlich schlechter als zuvor erwartet und wir steuern auf eine Rezession zu. Die Aktienrückkäufe erfolgten zu deutlich höheren Aktienkursen als aktuell und damit wurde reichlich Liquidität aus dem Unternehmen gesogen, das nun nicht für weitere Übernahmen verfügbar ist. Insgesamt keine besonders attraktive Gemengelage auf kurze Sicht und mittelfristig bleibt abzuwarten, ob Kontron die Erwartungen erfüllt. Ich halte das nicht für unmöglich, aber eben auch nicht für sicher. Ich habe die Aktien daher in MPC Capital getauscht, weil ich von Alternativen Asset Managern ja grundsätzlich sehr viel halte und MPC sich mit dem Fokus auf Schifffahrt und Energieinfrastruktur stark aufgestellt hat und da die Umsatz- und Ergebniszuwächse absehbar sind. MPC ist für mich visibler und weist ein besseres Chance-Risiko-Verhältnis auf als Kontron. That's it...

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  43. Moin Michael. Herzlichen Dank für diese wertvolle und lehrreiche Webpräsenz mit den vielen zeitlosen Inhalten. Ich bin in meinem Depot mit über 20 Einzelwerten recht Deutschland-lastig und möchte den US Anteil erhöhen. Ein Hemmnis für mich ist oft die Sprache bzw. das Thema "woher beziehe ich Informationen". An Kennzahlen (EKR, EKQ, KUV, Umsätze/Gewinneentwicklungt) kommt man oft eher gut ran, aber welches Vorgehen bzw. Infoquellen würdest du empfehlen, wenn man sich darüber hinaus kritisch mit US-Unternehmen auseinandersetzen möchte, die man auf der Watchlist hat? Also, was sind Risiken vs. Chancen, welche Marktstellung, Bullcase/Bearcase.... Herzliche Grüße und Danke

    Erdin

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    1. Moin Erdin,
      die Seite "fool.com" (The Motley Fool) bietet viele kostenlose Informationen rund um Unternehmen und oft interessante (kurze) Einblicke in das Geschäftsmodell oder aktuelle Entwicklungen.

      Mir gefällt Seeking Alpha, die meisten Artikel sind allerdings kostenpflichtig; ich habe mich vor einiger Zeit für das Basismodell entschieden, das mit gut 250 Euro pro Jahr natürlich nicht billig ist, aber jeden Cent wert. Dort finden sich zu den interessantesten US-Aktien Börseneinschätzungen der Community und nicht selten auch mal zu deutschen Unternehmen. Zusätzlich gibt es eine umfassende Datenbank mit Kennzahlen, Informationen und Vergleichsmöglichkeiten.

      Beide Seiten sind natürlich auf Englisch, aber es gibt ja inzwischen einfache Möglichkeiten, die Inhalte übersetzen zu lassen, wie DeepL oder Google Translator. Das klappt zumeist ziemlich gut (bei besonders relevanten Passagen nutze ich das regelmäßig, damit auch verstehe, was genau gemeint ist).

      Ansonsten haben vielleicht ja Blogleser weitere Vorschläge oder Vorlieben, wie/wo sie sich bevorzugt über US-Werte informieren?

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  44. Guten Morgen zusammen, ich bin neu hier und begeistert über das fachlich hohe Niveau !

    Meine Frage: Wie wird denn die 3i-Group eingeschätzt (?), im Wikifolio Financial Power ist sie nicht drin.
    Die firmenspezifischen Ertragswerte sind m.E. hochrentabel, die Marktkapitalisierung sehr hoch und die Ratings in Marketscreener sehen auch gut aus.

    Ist die Aktien-/Kursentwicklung zu langweilig oder ist die Belegschaft zu klein ?

    Viele Grüße aus Stuttgart







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    1. Vielen Dank für das nette Lob!

      Und dann muss ich gleich patzen, denn zu 3i kann ich nicht viel sagen, da ich das Unternehmen nicht auf dem Schirm habe. Ich investiere fast ausschließlich in deutsche und amerikanische Werte und habe ab und zu mal einen Kanadier an Bord. Aber England, Frankreich, Skandinavien o.ä. sind nicht meine Spielwiese, tut mir leid.

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  45. Guten Morgen,

    ich bin dem Kauf letzte Woche im Wikifolio ' Financial Power Investing' gefolgt und habe mir - neben Apollo - auch Brookfield ins Depot geholt. Über die Homepage von Brookfield (https://bn.brookfield.com/news-events/presentations) konnte ich mir die ausführliche Präsentation des Investorentages letzte Woche downloaden.
    Ich schaue mir regelmäßig die Trades im Wikifolio an - und freue mich auf das was noch alles kommen wird.

    Viele Grüße








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    1. Ja, Brookfield habe ich noch recht neu im Programm; gerade heute habe ich das Unternehmen hier im Blog vorgestellt: "Im Fokus: Brookfield macht Rendite - mit dem Geld anderer Leute". Aus meiner Sicht eine ideale Ergänzung zu KKR, Blackstone und Apollo.

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