▶ ÜBERSICHT | THEMENSCHWERPUNKTE

Montag, 20. Oktober 2025

Kissigs Portfoliocheck: Bill Ackman setzt fast nur noch auf Immobilien und Mobilität – aber nur auf den ersten Blick

In meiner Kolumne "Kissigs Portfoliocheck" nehme ich regelmäßig für das "Aktien Magazin" von Traderfox die Depots der besten Investoren unserer Zeit unter die Lupe.

Bei meinem 319. Portfoliocheck schaue ich wieder Bill Ackman über die Schulter, einem aktivistischer Investor, der bevorzugt Stammaktien börsennotierter Unternehmen kauft und dann das Management öffentlichkeitswirksam zu Änderungen drängt, damit der Markt den wahren Wert der Unternehmen erkennen kann.

Ackmann galt viele Jahre lang als aufstrebender Superstar der Branche, doch dann verhob er sich gewaltig mit der kanadischen Valeant Pharmaceuticals, die er als "Berkshire Hathaway der Pharmabranche" titulierte. Doch das Unternehmen stolperte über Betrug, Abrechnungsfehler und schneeballsystemartige Geschäftspraktiken und Ackman versenkte Milliarden. Doch ihm gelang die Widerauferstehung und die Rückkehr in die Erfolgsspur. Und er erweiterte seinen Investorenwerkzeugkasten um neue Strategien: so kauft sich Ackman heute auch in großartige Unternehmen ein, die über solide Cashflows und einen enormen ökonomischen Burggraben verfügen, um an deren Wertschöpfung zu profitieren. Dabei ist sein Portfolio extrem fokussiert auf nur die aussichtsreichsten Qualitätsunternehmen, auf die er dann große Summen setzt. Und wenn er sich irrt, schmeißt er diese Aktien schnell und konsequent aus dem Depot.

Ende des 2. Quartals 2025 hat soch seine Turnoverrate vom dem sehr hohen Level des Vorquartals wieder auf vergleichsweise moderate 11 % reduziert, während der Wert seines Aktiendepots deutlich von 11,9 auf 13,7 Mrd. USD zulegte. Von seinem Langzeitinvestent und bevorzugten nordamerikanische Eisenbahngesellschaft Canadian Pacific Kansas City hat sich Ackman als "Zollkriegsverlierer" komplett getrennt, um während des Trump-Zollkrieg-Ausverkaufs Anfang April Geld für die "Jahrhundertchance" bei Amazon zu haben. Ackman gefällt, dass Amazon mit der E-Commerce-Plattform für den Einzelhandel und den Amazon Web Services (AWS) zwei starke Geschäftsbereiche hat. Weltmarktführer AWS deckt den Cloud-Bedarf anderer Unternehmen auf effizientere Weise ab, als Unternehmen dies allein tun könnten. Ähnliche Stärken sieht er bei Wettbewerber Alphabet, der seit einiger Zeit mit besonders starken Zuwachsraten bei seiner Google Cloud aufwarten kann und der weltweit drittgrößte Player ist.

Am Ende des Quartals hielt er elf bzw. dreizehn Positionen, darunter eine Neuerwerbung. Mit einem Anteil von 35,1 % dominieren weiterhin die zyklischen Konsumwerte vor Technologiewerten mit 20,6 % und der Finanzbranche mit 18,5 %. Dahinter folgen Kommunikationsdienste mit 15,1 %, Immobilienwerte mit 10 % und Industrieunternehmen mit nur noch knapp 1 % Gewichtung.

Ackmans größte Position mit rund 21 % Gewichtung ist die beim Ride-Sharing-Anbieter Uber, dahinter folgt unverändert der kanadische Finanzinvestor Brookfield Corp., der seinen Schwerpunkt auf Infrastruktur- und Immobilieninvestments legt. Auf dem dritten Rang liegt weiterhin der Franchisespezialist Restaurant Brands, der insbesondere für seine Marken Burger King und Tim Horton's bekannt ist, bevor Neueinsteiger Amazon sich auf den vierten Platz und damit knapp vor Howard Hughes Holdings etabliert hat - wo Bill Ackman sich nun seine eigene "moderne Berkshire" schafft...

Aber Ackmans 13F offenbart nur seine börsennotierten US-Beteiligungen. Gewichtige Investments hält er auch an Universal Music Group sowie den beiden gestrauchelten Hypothekenriesen Fannie Mae und Freddie Mac. Und (auch) hier geraten die Dinge mächtig in Bewegung...


Disclaimer: Habe Alphabet, Amazon, Brookfield, Howard Hughes, Uber auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.

2 Kommentare:

  1. Hallo Michael,
    sorry, wenn ich zu einem völlig anderem Thema frage:
    habe gehört (und gelesen), dass Gladstone Capital die Dividende kürzt. Bin schon seit vielen Jahren dort investiert und bin auch schon bei über 50% im Plus (einschließlich Dividenden).
    Das NAV / share ist relativ konstant (jetzt bei etwa 21,25 US% / share) und price/share steigt leicht im Schnitt über die letzten Jahre.
    da ich so weit im Plus bin, bleibe ich zunächst investiert, aber ich frage mich wie die Prognose aussieht. immerhin sind viele BDC's in den letzten Monaten gesunken (auch Main Street). ich vermute mal deshalb, weil viele US-Firmen wegen der Trump'schen Zollpolitik sehr zurückhaltend sind mit ihren Investitionen (keiner weiß, welchen Zoll Trump morgen erhöhen will) und deshalb weniger Risikokapital angefordert wird. Letztendlich ist ja noch keine BDC insolvent geworden, aber wie schätzt Du die Dividendenkürzung bei Gladstone ein? Des Weiteren verstehe ich nicht, warum Gladstone Capital jetzt im September eine Sonderdividende von 0,1 US$ / share ausgezahlt hat, um jetzt die Dividende zu kürzen??? betreibe buy and hold aber nicht buy and forget - deshalb überprüfe ich mein Investment jetzt.

    Bitte entschuldige nochmals den Themenwechsel,
    Herzliche Grüße, Reginald

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Moin Reginald,
      BDCs stehen unter operativ Druck und Gladstone Capital ist da keine Ausnahme. Die BDCS müssen 90 % ihrer ausschüttungsfähigen Gewinne als Dividenden an ihre Aktionäre auskehren, weil sie sonst ihr Steuerprivileg verlieren. GLAD zahlt zur monatlichen regulären Dividende daher seit einigen Jahren eine jährliche Bonusdividende on top. Die regulär Dividende ist aber viel näher am aktuellen operativen Business dran und da sieht sich (auch) GLAD mit erheblichem Gegenwind konfrontiert. Und man geht wohl davon aus, dass dies auch nicht nur ein einmaliger negativer Impact ist, so dass man sogar zum unpopulären Schritt einer Dividendenkürzung greift.

      Der NAV hat sich - bisher - recht stabil gezeigt, aber die Kreditausfälle nehmen branchenweit zu. Zudem vergibt GLAD nicht nur erstrangig besicherte Kredite (70%), sondern auch nachrangige Kredite (20%) und stellt bei einigen Unternehmen sogar Eigenkapital bereit (10%), was beides in guten Zeiten höhere Einnahmen erzeugt, in schlechteren Zeiten aber eben auch höhere Ausfälle produziert - was sich dann auf das Investmentergebnis (NII) und den Buchwert (NAV) auswirkt. Hier könnte also ein weiterer Rutsch bevorstehen und das wird auch dem Kurs weiter zusetzen.

      Zur Lage der BDCs, in welchem Spannungsfeld und unter welchen Rahmenbedingungen sie momentan agieren müssen, habe ich vor zweieinhalb Wochen einen ausführlichen Artikel verfasst. Da findest du sicherlich einige weitere Denkanstöße bei der Überprüfung deines Investmentcases zu GLAD (und ggf. weiteren BDCs).

      o Under Pressure: Business Development Companies im Stresstest

      Löschen