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Sonntag, 25. Juli 2021

Peter Lynch rät: Teile Aktien in Kategorien ein, um sie richtig bewerten zu können

Wer sein Geld in Unternehmen investieren will, möchte (Kurs-) Gewinne erzielen. Dies gelingt zumeist nur, wenn das Unternehmen Gewinn erwirtschaftet und zwar dauerhaft. Bei der Betrachtung der Gewinne kennt man allerdings nur die Vergangenheit, während die zukünftigen Aussichten/Erträge geschätzt werden müssen. Das macht die Bewertung schwierig.

Um diese Einschätzung erfolgreich vornehmen zu können, rät Peter Lynch in seinem Buch "Der Börse einen Schritt voraus" (hier zu meiner Kurzrezension) dazu, Aktien in sechs Kategorien einzuteilen.
»Unterteile Aktien in Kategorien und bewerte sie entsprechend. Wenn du Aktien in Kategorien teilst, weißt du besser, was du von ihnen erwarten kannst.«

Aktienkategorien nach Peter Lynch

  1. Wachstumsschwache Aktien (Slow Growers)
    Große, alte Unternehmen mit einem Wachstum knapp oberhalb der Wachstumsrate des  Bruttoinlandsprodukts (BIP). Oft zahlen diese Unternehmen eine attraktive Dividende.
     
  2. Stetige Aktien (Stalwarts)
    Kontinuierlich wachsende Unternehmen mit Wachstumsraten oberhalb von 5 Prozent. Zumeist Wachstumsunternehmen, die ihre Sturm- und Drangphase hinter sich gelassen haben.
     
  3. Wachstumsstarke Aktien (Fast Growers)
    Kleine, aggressive, neue Unternehmen, die mit 20 bis 25 Prozent pro Jahr wachsen. Oftmals in schnell wachsenden Branchen unterwegs, aber auch agile Unternehmen in etablierten Branchen können hohe Wachstumsraten aufweisen, z.B. durch erfolgreiche Zukäufe.
     
  4. Zyklische Aktien (Cyclicals)
    In zyklischen Branchen lösen sich Expansion und Schrumpfung regelmäßig ab (Auto, Stahl, Chemie, Luftfahrt, Chips) und genauso verhält es sich mit den Gewinnen. Der Zyklus bewegt sich dabei eng am allgemeinen Wirtschafskreislauf, so dass diese Aktien für Langfristanleger weniger geeignet sind, da der Börsenerfolg hier eher vom richtigen Timing abhängt, vom optimalen Ein- und Ausstieg.
     
  5. Turnaround-Aktien (Turnarounds)
    Zumeist arg mitgenommene Unternehmen, die stark geschwächt sind und einem drohenden Konkurs nur knapp entgehen können. Kein Wachstum, Kurse auf Tiefstniveau - kurz: Todeskandidaten. Jedoch mit einem Hoffnungsschimmer auf Rettung. Turnarounds weisen wohl das höchste Chance-Risiko-Verhältnis auf, doch muss vor allem das Risiko im Blick behalten werden, da die Fehlertoleranz extrem klein ist.
     
  6. Substanz-Spekulationen (Asset Plays)
    Das Unternehmen verfügt über Betriebsvermögen, das die Börse bei ihrer Bewertung bisher übersehen hat. Diese Substanz kann aus Immobilien bestehen, Maschinen oder hoher Liquidität und sogar aus Verlustvorträgen (weil das Unternehmen zukünftig Steuern spart).
Will man also die künftige Ertragslage beurteilen, hängt dies davon ab, zu welcher Kategorie das Unternehmen gehört.

So liegen zwischen Turnaround-Kandidaten und wachstumsstarken Aktien Welten, insbesondere beim vorherrschenden Risiko. Während ein Turnaround-Wert mit sich selbst kämpft, um wieder auf die Beine zu kommen, wachsen andere Unternehmen rasant und ziehen so umgehend aggressive Nachahmer an, die ihm so die Gewinnmargen und Erträge nehmen.

Bei Wachstumsaktien kann man die Wachstumsraten in einem expandierenden Markt also nur fortschreiben, wenn es hier hohe Eintrittsbarrieren für Mitbewerber gibt (sog. ökonomischer Burggraben, z.B. durch Patente, hohe Anfangsinvestitionen oder enorme Wechselkosten für die Kunden), ansonsten wird sich das Wachstumstempo schnell abschwächen - was dann wiederum Auswirkungen auf die Bewertung des Unternehmens hat.

Fazit

Hat man die Aktien einer Kategorie zugewiesen, kennt man die grundlegenden Erwartungen, die man an die Entwicklung des Unternehmens haben kann. Und hieraus resultierend die Wachstums- und Gewinnerwartungen. Als nächstes kann man auf dieser Basis dann die Unternehmensgewinne selbst näher in  Augenschein nehmen und Vergleiche anstellen mit Unternehmen aus der selben Branche und in einem vergleichbaren Stadium der Unternehmensentwicklung. Es ergibt sich hieraus nicht nur eine absolute Bewertung des Unternehmens, sondern auch eine relative im Verhältnis zu ähnlichen Firmen, der sog. Peer-Group.

Isoliert betrachtet, ohne Wissen um das jeweilige Stadium der Geschäftsentwicklung und den Vergleich mit Wettbewerbern, kann eine Analyse und die Bewertung einer Aktie kaum schlüssig ausfallen. Und ohne fundierte Bewertung, die man dann in Relation zum aktuellen Kurs setzt, investieren Anleger nicht, sondern sie spekulieren. Anstelle auf Wahrscheinlichkeiten setzen sie damit auf Hoffnungen; da kann man auch gleich Roulette spielen. Dabei stehen die Chancen an der Börse deutlich besser, erläutert Value Investor Billy Nygren. Jedenfalls wenn man sich es richtig anstellt...


Meine Lese-Tipps
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▶ "Lynch III. Der Weg zum Börsenerfolg" von Peter Lynch

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