Montag, 3. August 2020

Good News bei... CoStar Group: Der digitale Immobiliendienstleister übertrifft (fast) alle Erwartungen

CoStar Group hatte ich im März erstmals auf dem Radar, nachdem ich im Portfolio von Chuck Akre auf seine Neuerwerbung aufmerksam geworden war. Zugegeben, der Name reißt einen nicht gleich mit und mit Immobilien bringe ich den auch nicht in Verbindung. Aber wenn man diese "Hürde" erst einmal genommen hat und sich mit dem Unternehmen genauer beschäftigt, wird es durchaus interessant. Auch wenn hier die deutlich kleineren Anbieter Redfin und Zillow momentan die Börsenlieblinge sind und entsprechend größere Aufmerksamkeit einstreichen. Doch CoStar ist kein Mauerblümchen, sondern hat seine ganz eigenen Reize. Und konnte dies mit den starken Zahlen zum zweiten Quartal wieder einmal untermauern...

CoStar ist in den USA führender Anbieter von Daten-, Analyse- und Marketingdienstleistungen für gewerbliche Immobilienmakler und Mieter. Lange Zeit war der Immobilienmarkt relativ immun gegen den Digitalisierungstrend und setzte auf klassische Exposees und persönliche Besichtigungstermine. Doch die Zeiten haben sich geändert und der Digitalisierungszug hat auch in dieser Branche richtig Fahrt aufgenommen. Die Angebote werden digital erstellt, die Anzeigen online eingestellt und die Exposees samt Grundrissen stehen online zur Verfügung. Dazu gesellen sich inzwischen 3D-Ansichten und virtuelle Besichtigungen.

Doch das Angebotsspektrum von CoStar geht weit darüber hinaus. Es bietet eine Reihe von Analysetools, mit denen Makler und Interessenten Objekte bewerten lassen können. Mit seinem Real-Estate-Manager bietet CoStar eine hochwertige Immobilien- und Vermögensverwaltungssoftware an, des Weiteren eine Leasingbuchhaltungssoftware, die Renditeberechnungen erleichtert. CoStar Risk Analytics ist ein Tool für das Risikomanagement, das bei der Investitionsplanung zum Einsatz kommt.

Quelle: wallstreet-online.de
CoStar wächst nicht nur organisch, sondern setzt auch ganz gezielt auf Übernahmen, um seine Markstellung und sein Angebotsspektrum stetig weiter auszubauen. Mit Apartments.com, ApartmentFinder.com, Belbex, ForRent, CoStar, Lands of America, LoopNet und Realla hat das Unternehmen inzwischen mehrere Branchenportale unter seinem Dach vereint, die im zweiten Quartal 2020 durchschnittlich 62 Millionen monatliche Besucher verzeichneten und damit 13% mehr als im Vorjahresquartal und sieben Millionen mehr als im ersten Quartal 2020. Kaum erwähnenswert, dass die Gesamtzahl, aber auch die Einzelwerte fast aller Plattformen neue Rekordwerte darstellen.

Die Umsätze der Gruppe stiegen im zweiten Quartal um 15,5% auf $397,2 Mio., wovon $384,4 Mio. auf Nord Amerika entfielen.

Bei den einzelnen Segmenten gab es folgende Umsätze: Information und Analytics $195,6 Mio. (+12,7% ggü. Q2/19), CoStar Suite $165,1 Mio. (+8%), Information Services $30,5 Mio. (+47%).

Online Marktplätze spielten $201,6 ein (+18,5%), wobei Apartments.com und 21% und LoopNet im zweiten Quartal um 18% gewachsen sind.

CoStars bereinigtes Ergebnis lag bei $2,34 je Aktie, was lediglich einer Steigerung von 6% ggü. dem Vorjahreswert entsprach, aber die Erwartungen von 2% Wachstum dennoch deutlich übertraf. Das Nettoergebnis lag bei $60 Mio. bzw. $0,60 je Aktie.

Wachstum auch über Zukäufe

Das beeindruckende Umsatzwachstum stammt nicht ausschließlich aus organischem Wachstum, sondern resultiert auch aus gezielten Zukäufen und Übernahmen; so erwarb CoStar im Februar RentPath aus Insolvenz heraus für $588 Mio. in bar. RentPath besitzt Websites mit Immobilienangeboten wie rent.com, flatguide.com und rentals.com und hatte in 2019 Jahr 21 Mio. monatliche Besucher.

Zukäufe kosten Geld. Per 30. Juni beliefen sich die liquiden Mittel von CoStar (inkl.marktfähiger Wertpapiere) auf $3,54 Mrd. USD und die langfristige Verschuldung lag bei $745 Mio. Handlungsspielraum, um in der Krise weitere strauchelnde Wettbewerber als Ergänzung zum eigenen Business zu übernehmen, hat CoStar also.

US-Immobilienmarkt und Corona

Während des Corona-Absturzes im ersten Quartal gab es große Befürchtungen, der US-Immobilienmarkt würde kippen und in eine neue Immobilienkrise trudeln wie 2008/09. Nachdem der Markt einige Wochen zu deutlicher Schwäche neigte, hat er sich inzwischen weitgehend erholt.

Im Juni wurden in den USA so viele neue Häuser verkauft, wie seit 13 Jahren nicht mehr; die Verkäufe neuer Häuser stiegen im Juni ggü. dem Vormonat um 13,8% und damit auf den höchsten Stand seit Juli 2007 unmittelbar vor der großen Finanzkrise.

Meine Einschätzung

Dies deutet darauf hin, dass nicht das Virus selbst die Geschäfte kurzfristig zum Erliegen brachte, sondern der Lockdown. Alle Marktteilnehmer mussten sich erst einmal an das "neue Normal" anpassen und die digitalen Immobiliendienstleister wie CoStar profitieren hiervon überdurchschnittlich. Und dieser Trend dürfte anhalten, denn je mehr und länger Makler, Käufer und Verkäufer sich daran gewöhnen, digital Immobilien zu transferieren, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass sie künftig wieder zu den alten Verhaltensweisen zurückkehren. Es wird also ein Großteil der Marktteilnehmer bei den digitalen Anbietern und Angeboten hängenbleiben und die starken Zuwächse werden nicht wieder in sich zusammenfallen. Die digitale Transformation hat auch den Immobiliensektor voll erfasst und Corona die Entwicklung "nur" enorm beschleunigt.

Dabei war der Immobilienmarkt bisher für die meisten eher regional geprägt, weil der Aufwand, Immobilien zu besichtigen und sich später vor Ort um Renovierungen und/oder die Bewirtschaftung zu kümmern, bei weiten Entfernungen einen großen Aufwand bedeutet und daher viele abschreckt. Je mehr hiervon digital/ online zu erledigen ist, desto geringer der Aufwand und desto größer die Bereitschaft, auch Immobilien in entfernteren Lagen ins Kalkül zu ziehen. Wodurch sich die Anzahl der Marktteilnehmer insgesamt erhöht, weil sich der Suchradius sich von z.B. 100 Meilen auf 500 Meilen ausweitet. Mehr Angebote führen schneller zum gewünschten Suchergebnis und mehr Interessenten zu schnelleren Verkäufen. Und ggf. besseren Preisen weil Angebot und Nachfrage quantitativ auf höhere Niveaus klettern.

CoStar ist finanziell gut gerüstet, um auch weiterhin organisch und anorganisch wachsen zu können. Der allgemeine Trend und Corona spielen CoStar in die Hände und mach CoStar zu einem aussichtsreichen Digital Leader.

Disclaimer
CoStar Group befindet sich auf meiner Beobachtungsliste und/oder in meinem Depot.

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